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Veröffentlicht am 31.08.2020

Ein wunderschönes voller Feingefühl, Humor und Wärme!

Ein Flüstern im Wind
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Beim erstmaligen Durchstöbern des neuen dtv-Programms ist mir „Ein Flüstern im Wind“ sofort ins Auge gesprungen. Bei dem wunderhübschen Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick und da mich auch ...

Beim erstmaligen Durchstöbern des neuen dtv-Programms ist mir „Ein Flüstern im Wind“ sofort ins Auge gesprungen. Bei dem wunderhübschen Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick und da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

Vor vier Monaten ist Rileys Mutter spurlos verschwunden. Was ihr mit ihr geschehen ist und wo sie sich aufhält, weiß niemand. Auch die Polizei tappt im Dunklen. Da Riley wenig Vertrauen in den dicken Kripo-Glatzkopf hat, fasst der 11-jährige den Entschluss, sich alleine auf die Suche nach seiner Mutter zu machen. Er möchte sie unbedingt zurückhaben und würde alles dafür geben, um sie finden. Vielleicht können ihm ja die Flüsterer weiterhelfen? Als Riley klein war, hat ihm seine Mutter oft die Geschichte von den Flüsterern erzählt: Kleine feenhafte Wesen, die im Wald hausen und jeden Wunsch erfüllen, wenn man ihnen ein Opfer bringt. Riley ist sich sicher, dass es die Flüsterer wirklich gibt und beschließt sie zu suchen. Eine abenteuerliche Reise beginnt...

Hui, okay. Irgendwie war „Ein Flüstern im Wind“ ziemlich anders von mir erwartet. Mit was genau ich eigentlich gerechnet hatte, kann ich im Nachhinein nur gar nicht mehr sagen. Mit einer Fantasystory? Oder einer packenden Abenteuergeschichte mit Krimielementen? Vielleicht. Aufgrund des Klappentextes könnte man doch annehmen, dass so etwas in dem Buch schlummert, oder?

Ehe ihr jetzt denkt, dass ich enttäuscht von „Ein Flüstern im Wind“ bin: Nein, bin ich nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin richtig begeistert von meinem ersten Werk aus der Feder Greg Howards! Mir hat gerade diese überraschende Anders so unheimlich gut gefallen. Die Handlung war viel tiefgründiger, ernster und berührender als von mir anfangs angenommen. In meinen Augen ist Greg Howard mit „Ein Flüstern im Wind“ ein wundervoller Kinderroman gelungen, der auf eine ergreifende, feinfühlige und zauberhafte Weise viele wichtige und schwierige Themen behandelt wie Familie, Freundschaft, Verlust, Homosexualität und Selbstakzeptanz. Die Geschichte ist lustig und traurig zugleich, sie ist mitreißend und wunderschön geschrieben und sie zerreißt einem am Ende richtig das Herz. Ich war von Beginn an völlig gefesselt von der Handlung und wollte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wohin mich die Story wohl führen wird. Was ist nur mit Rileys Mutter geschehen? Wohin ist sie verwunden? Warum verhält sich der Polizist so seltsam? Was meint Riley damit, wenn er von seinen zwei Problemen spricht? Was hat es mit diesen mysteriösen Flüsterern im Wald auf sich, von denen die Mutter Riley früher immer erzählt hat? Existieren sie wirklich? Oder sind sie nur ein Märchen?
Fragen über Fragen. Und auf viele erhält man erst einmal keine Antwort.

Ich hatte wirklich eine lange Zeit keinen Plan, worauf alles hinauslaufen wird. Vermutlich werden einige viel eher dahinterkommen, wie die Auflösung lautet, sodass sie am Schluss nicht so verblüfft sein werden wie ich es war. Mich jedenfalls hat das Ende sehr überrascht und aufgewühlt zurückgelassen. Genauer ins Detail gehen werde ich allerdings nicht, da ich euch ansonsten ziemlich den Woweffekt nehmen würde. Ich rate euch zudem ganz dringend, bloß nicht das Nachwort des Autors zu lesen, ehe ihr das Buch beendet habt. Ihr würdet euch sonst sehr um dieses außergewöhnliche Leseerlebnis bringen.

Erfahren tun wir alles aus der Sicht des 11-jährigen Riley in der Ich-Perspektive. Riley fand ich einfach nur bezaubernd. Ich mochte seine süße und humorvolle Art vom ersten Moment an wahnsinnig gerne, ich habe mich sofort in seine hinreißenden Lexikon-Erklärungen verliebt und für seine große Vorstellungskraft habe ich ihn richtig bewundert. Rily ist ein total lieber Junge, der sich für sein Alter schon erstaunlich erwachsene Gedanken macht, der aber trotz seines reifen Verhaltens wie ein absolut authentischer 11-jähriger wirkt. Riley war einfach so ein Protagonist, wie ich ihn in Kinderbüchern besonders liebe.

Mit den Nebenfiguren konnte mich Greg Howard ebenfalls vollends überzeugen. Rileys liebenswert-verrückte Mutter, die ihm einfach alles bedeutet; sein Vater und sein Bruder, die auf uns Leser zunächst einen etwas merkwürdigen und unsympathischen Eindruck machen; Rileys herzliche Großeltern; sein Freund Carl; der charmante Dylan, der für Riley ein wahrer Superheld ist; der Familienhund Tucker, zu dem unser Buchheld eine sehr innige Beziehung hat – all diese Figuren und auch die weiteren wurden meiner Meinung nach hervorragend ausgearbeitet.

Mit dem Setting konnte der Autor ebenfalls vollends bei mir punkten. „Ein Flüstern in Wind“ nimmt uns in eine Kleinstadt in South Carolina mit und dank der bildhaften Beschreibungen ist es mir jederzeit spielend leicht gelungen, mir alles genau vorzustellen. Besonders klasse fand ich die Stimmung, die die Kulisse verströmt. Leicht düster irgendwie und fast schon beklemmend, aber niemals zu dunkel oder bedrohlich. Und obwohl wir es mit einer realistischen Geschichte zu tun bekommen, haben die Orte dennoch etwas Magisches an sich.

Empfohlen wird „Ein Flüstern im Wind“ ab 11 Jahren. Also ich muss gestehen, dass ich mit dieser Altersempfehlung ein bisschen hadere. Obwohl unser Ich-Erzähler elf Jahre alt ist, bin ich mir etwas unsicher, ob das Buch wirklich schon für jüngere Leser geeignet ist. Ich persönlich würde es eher Teenagern und Erwachsenen empfehlen, da die Story doch recht komplex ist und teils sehr schwierige Themen aufgreift. Vielleicht unterschätze ich die Zielgruppe aber auch, keine Ahnung. Älteren Lesern kann ich „Ein Flüstern im Wind“ jedenfalls wirklich nur ans Herz legen.

Fazit: Ein herzerwärmend schönes Buch voller Feingefühl, Humor und einer Prise Magie! Greg Howard hat mit „Ein Flüstern im Wind“ einen Kinderroman aufs Papier gebracht, der mich unglaublich überrascht und zutiefst beeindruckt zurückgelassen hat. Ich bin hellauf begeistert von der Art und Weise, wie der Autor ungemein wichtige und schwere Themen behandelt. Die Geschichte ist witzig und herzzerreißend zugleich, sie ist spannend, einfühlsam und bewegend und so ganz anders, als man aufgrund des Klappentextes annehmen könnte. Wenn ihr gerne in Kinderbücher abtaucht, die euch zum weinen, lachen und schmunzeln bringen, sehr zum nachdenken anregen und voller emotionaler Momente stecken, dann kann ich euch nur nahe legen, „Ein Flüstern im Wind“ zu lesen. Ich habe wunderbare Lesestunden mit dem Buch verbracht und vergebe volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Hochspannend und erschreckend realistisch - ein wahrer Pageturner mit Gänsehaut-Garantie!

Delete Me
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Da mich Hansjörg Nessensohn mit seinem Debütroman „Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ zutiefst beeindrucken konnte, stand für mich sofort fest, dass ich sein zweites Jugendbuch unbedingt ...

Da mich Hansjörg Nessensohn mit seinem Debütroman „Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ zutiefst beeindrucken konnte, stand für mich sofort fest, dass ich sein zweites Jugendbuch unbedingt lesen muss. Es wanderte sogar auf meine Want-to-read-Liste ehe ich mir überhaupt den Klappentext durchgelesen hatte. Nachdem ich erfahren hatte, worum es in „Delete Me - Deine Geheimnisse leben weiter“ geht, war ich nur noch mehr Feuer und Flamme. Kurz nachdem mein Exemplar bei mir eintraf, habe ich es mir geschnappt und ganz gespannt mit dem Lesen losgelegt.

Finn ist gerade mit seiner Klasse auf Klassenreise in Berlin, als sich ein schlimmer Vorfall ereignet, der alles verändern wird. Als Finn Wochen später von seinem verstorbenen Lehrer Nachrichten bekommt, hält er das Ganze zunächst für einen Scherz. Ein Toter kann schließlich keine Nachrichten schreiben...oder vielleicht doch? Trotz seiner Zweifel folgt Finn dem Befehl seines Lehrers und kann gerade noch rechtzeitig verhindern, dass sich sein bester Freund Jakob das Leben nimmt. Woher aber wusste sein Lehrer davon? Und wie kann es sein, dass er mit ihm kommunizieren kann? Finn versucht dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Er findet schließlich heraus, dass in der App Mindhack, über die sein Lehrer ihm geschrieben hat, jeder Mensch als virtueller Klon existiert, erschaffen durch die Spuren, die man im Netz hinterlässt. Die App muss unbedingt gestoppt werden! Gemeinsam mit Jakob und seinem Stiefbruder begibt sich Finn auf eine gefährliche Reise. Ob es ihnen gelingen wird, die Programmierer von Mindhack aufzuhalten?

Da mich Hansjörg Nessensohn mit seinem ersten Werk letztes Jahr so richtig umhauen konnte und „Delete Me“ einfach so, so gut klang, muss ich gestehen, dass ich mir ziemlich viel von seinem neuen Titel erhofft hatte. Um es kurz zu machen: Meine (sehr hohen) Erwartungen wurden komplett erfüllt. Hansjörg Nessensohn ist es zum zweiten Mal mit Bravour gelungen, mir ein absolutes Lesehighlight zu bescheren. Ich habe unvergessliche Lesestunden mit dem Buch verbracht und hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich es garantiert nahezu in einem Rutsch durchgesuchtet. Ich sollte vielleicht besser mal vorwarnen: Die Story, die einen zwischen diesen recht unscheinbaren (und brillant gestalteten) Buchdeckeln erwartet, hat es wahrhaftig in sich. Das Buch übt von Beginn an eine unbeschreibliche Sogwirkung auf einen aus, der man sich kaum mehr entziehen kann. Einmal begonnen mit dem Lesen, mag man damit wirklich gar nicht mehr aufhören.
Hansjörg Nessensohn hat zweifellos ein absolutes Händchen dafür, uns Leser mit der Kraft seiner Worte sofort zu packen und durchweg in Atem zu halten. Sein mitreißender und jugendlicher Schreibstil liest sich einfach nur wahnsinnig gut, sodass man gar nicht anders kann als durch die Seiten zu fliegen. Für mich jedenfalls hat er sich erneut hervorragend lesen lassen.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise wie das Buch erzählt wird. Wir erfahren die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und wer meinen Lesegeschmack ein bisschen näher kennt, der wird wissen, dass ich total auf Perspektivwechsel abfahre. Was ich in Büchern ebenfalls über alles liebe, sind Mails, SMS und Co. Ich hatte daher großen Grund zur Freude, denn in „Delete Me“ kommen wir in den Genuss von vielen Chatverläufen und Textnachrichten. Ich fand die ständigen Sichtwechsel und verschiedenen Erzählformen richtig genial, da sie das Leseerlebnis unheimlich faszinierend und interessant gestalten und die spannungsgeladene Atmosphäre nur noch verstärken.

Womit das Buch ebenfalls gänzlich bei mir punkten konnte, sind die Figuren, die allesamt völlig authentisch und sehr vielschichtig charakterisiert wurden. Vor allem von der Ausarbeitung der Protagonisten bin ich begeistert. Wie der Autor das Gefühlsleben unserer Buchhelden darstellt sowie deren Zusammenspiel und ihre Entwicklungen ist einfach nur grandios.
Mein persönlicher Liebling war Finn, den ich für seinen Mut und seine Stärke stellenweise zutiefst bewundert habe.
Wen ich ebenfalls richtig gerne mochte, ist Finns Freund Jakob. Mit Jakob habe ich unendlich mitgelitten. Der Attentat, der sich während der Klassenfahrt in Berlin ereignen wird, hat für Finns besten Kumpel schreckliche Folgen, die sein Leben radikal verändert haben. Trotz dieses schweren Schicksalsschlags hat es Jakob aber irgendwie geschafft, sich seinen Humor zu bewahren, sodass es tatsächlich er war, der mich am besten unterhalten hat.
Sehr liebgewonnen habe ich auch Toni, ein sehr toughes Mädel, die wir als Leser schon recht früh kennenlernen dürfen und auf die Finn, Jakob und Finns Stiefbruder Paul während ihrer Mindhack-stoppen-Mission treffen werden.

Bezüglich der Charaktere erwartet alle, die das Debüt von Hansjörg Nessensohn kennen, übrigens eine kleine Überraschung: Der Autor lässt eine Figur, die wir in „Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ kennenlernen durften, in „Delete Me“ wieder auftauchen. Ich muss jedoch zugeben, dass ich diesen kleinen Gag erst nach dem Beenden des Buches gecheckt habe. Bin einfach so super schlecht darin, mir die Namen von Buchcharakteren zu merken.
Mir hat diese Idee total gut gefallen. Ich liebe das einfach, wenn Autoren ihre Werke ganz leicht miteinander verknüpfen, sodass sie ein kleines bisschen zusammenhängen, aber dennoch alleinstehende Werke sind.

Was die Handlung angeht, kann ich mich ebenfalls nur rundum positiv und hellauf begeistert äußern. Jugendthriller zählen seit langem zu meinen liebsten Genres und Bücher, die die aktuellen Themen virtuelle Realität und künstliche Intelligenz behandeln, fallen ebenfalls absolut in mein Beuteschema. Solltet ihr diese Leseleidenschaften mit mir teilen, kann ich euch nur ans Herz legen, in „Delete Me“ abzutauchen. Das Buch ist allerdings nichts für schwache Nerven und geht echt unter die Haut. Die Geschichte mag Fiktion sein und Mindhack nur eine Erfindung des Autors, aber insgesamt ist die Story dennoch schockierend realistisch. Die Handlung regt extrem Nachdenken an und lässt einen sehr über sein eigenes Verhalten im Netz nachgrübeln. Man kann wirklich nur hoffen, dass es niemals so eine App wie Mindhack geben wird, die die ganzen Spuren, die wir im Internet hinterlassen, für gruselige Zwecke missbraucht. Also ich will so eine schaurige Story, wie sie in „Delete Me“ erzählt wird, definitiv nicht in der Wirklichkeit erleben.

Neben den Themen KI und Virtual Reality werden in dem Buch noch so einige weitere wichtige Dinge angesprochen wie Freundschaft, Liebe, Verlust und Mobbing. Wie schon sein Erstlingswerk, so ist auch der zweite Roman von Hansjörg Nessensohn unglaublich emotional und tiefgründig, sodass die Handlung einen nicht nur ohne Ende mitfiebern lässt, sondern auch sehr berührt.

Das Ende lässt so einige Fragen offen, sodass es der Fantasie von uns Lesern überlassen bleibt zu überlegen, wie es mit den Charakteren wohl weitergehen könnte. Ich bin ja eigentlich eher Team #klassischeshappyend bei denen das meiste am Schluss geklärt wird. Bei „Delete Me“ aber bin ich vollkommen zufriedenen mit dem Ende, da es optimal zum Geschehen passt und die Handlung nur noch realer und glaubhafter macht.

Fazit: Ein echter Pagerturner mit Gänsehaut-Garantie, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann! Hansjörg Nessensohn hat auch mit seinem zweiten Buch unter Beweis gestellt, dass er ein absoluter Könner darin ist, uns Leser von Anfang an zu packen und bis zum Schluss an die Seiten zu fesseln. „Delete Me - Deine Geheimnisse leben weiter“ steckt voller Nervenkitzel und unvorhersehbaren Wendungen und behandelt auf eine hochspannende und erschreckend realistische Weise eine äußerst brisante Thematik. Ich habe großartige Lesestunden mit dem Buch verbracht und vergebe sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Berührend, herzerwärmend, wunderschön!

Solange wir zusammen sind
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Von Bobbie Pryon hatte ich vor einigen Jahren „Verloren in der Wildnis“ gelesen und da ich von diesem Buch ganz begeistert war, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich hörte, dass dieses Jahr ein neuer ...

Von Bobbie Pryon hatte ich vor einigen Jahren „Verloren in der Wildnis“ gelesen und da ich von diesem Buch ganz begeistert war, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich hörte, dass dieses Jahr ein neuer Titel von ihr im Thienemann-Esslinger Verlag erscheinen wird. Da mich der Klappentext und das bezaubernde Cover auf Anhieb überzeugen konnten, stand für mich sehr schnell fest: „Solange wir zusammen sind“ möchte ich unbedingt lesen! Ich ließ das Buch daher sehr gerne bei mir einziehen.

Seit der Vater seinen Job verloren hat, hat sich das Leben für die fast 12-jährige Piper und ihre Familie sehr verändert. Sie sind zu Obdachlosen geworden und reisen mit wenig Hab und Gut durchs Land, in der Hoffnung, dass die Eltern endlich neue Arbeit finden werden. Die vierköpfige Familie zieht schließlich in eine Notunterkunft. Piper leidet sehr unter der aktuellen Situation. Sie vermisst ihr altes Zuhause, ihre Freunde und ihre Privatsphäre. Hinzu kommt, dass sie nicht gut damit klarkommt, wenn man sie in ihrer neuen Schule als eine Obdachlose bezeichnet. Während sich Piper an die neue Umgebung und die neuen Herausforderungen zu gewöhnen versucht, lernt sie die Obdachlose Jewel und ihren kleinen niedlichen Hund Baby kennen. Anders als Piper und ihre Familie lebt Jewel allerdings nicht in der Notunterkunft, da Hunde dort nicht erlaubt sind. Sich von Baby trennen, kommt für Jewel aber überhaupt nicht infrage, daher lebt sie mit ihrem treuen Gefährten auf der Straße. Als Jewel plötzlich ins Krankenhaus muss und Baby in einem Tierheim landet, steht für Piper sofort fest, dass sie den beiden helfen muss. Baby soll seiner Besitzerin weggenommen werden und das darf auf gar keinen Fall passieren. Zum Glück hat Piper mittlerweile gute Freunde gefunden, auf die sie zählen kann. Gemeinsam mit ihnen versucht sie Jewel und Baby zu retten. Ob es ihnen wohl rechtzeitig gelingen wird?

Als ich mit dem Lesen begann, war ich mir schon nach den ersten paar Seiten ziemlich sicher, dass mich auch mein zweites Werk von Bobbie Pryon hellauf begeistern wird. Um es kurz zu machen: Ich lag mit dieser Vermutung vollkommen richtig. In meinen Augen ist Bobbie Pryon mit „Solange wir zusammen sind“ ein wunderbarer Kinderroman gelungen, der einen zutiefst berührt und viele brisante und aktuelle Themen behandelt wie Obdachlosigkeit, Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Engagement und Hilfsbereitschaft. Die Geschichte weckt Mitgefühl und Empathie und sie verdeutlicht, wie wichtig es ist, niemals die Hoffnung zu verlieren oder aufzugeben, egal, wie ausweglos eine Situation auch erscheinen mag. In dem Buch steckt wahrlich eine Menge und meiner Ansicht nach ist es der Autorin fabelhaft gelungen, all diese Themen und Botschaften so zu vermitteln, dass die Handlung überhaupt nicht überladen wirkt und an keiner Stelle zu schwer oder bedrückend wird.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Wir erfahren die Handlung aus drei verschiedenen Blickwinkeln, wobei die 11-jährige Piper und der kleine Straßenhund Baby eindeutig die größten Erzählanteile haben. Während uns Piper alles aus der Ich-Perspektive berichtet, wurden die Kapitel von Hund Baby und dessen Besitzerin Jewel (die nur sehr wenige Passagen hat), in der dritten Person geschrieben. Mir haben die ständigen Sichtwechsel unheimlich gut gefallen. Besonders gelungen fand ich Babys Kapitel. Wie schon in „Verloren in der Wildnis“, so ist es der Autorin auch dieses Mal hervorragend geglückt, aus der Sicht eines Hundes zu schreiben. Ich denke durchaus, dass Hunde in etwa so ihre Umwelt wahrnehmen wie es Bobbie Pyron in ihrem Buch darstellt. Sehr faszinierend fand ich zudem auch, dass Babys Erzählungen in einer Art Versform verfasst wurden, sodass sie sich wirklich ganz außergewöhnlich lesen.
Baby hat mein Herz im Sturm erobert. So einen treuen kleinen Hund, der mich so innig liebt wie Baby seine Jewel liebt, wollte ich auch schon immer haben.

Pipers Kapitel sind aber natürlich auch wunderschön geschrieben und haben mir unglaublich gut gefallen. Ihre Gefühle und Gedanken werden absolut authentisch und sehr feinfühlig dargestellt, sodass man sich als Leser jederzeit mühelos in sie hineinversetzen kann. Mir, als Erwachsene, ist dies jedenfalls erstklassig gelungen.
Ich habe beim Lesen zutiefst mit Piper mitgelitten, konnte ihre Verzweiflung und ihre Sorgen nur zu gut nachvollziehen und hätte sie manchmal am liebsten fest in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ganz bestimmt alles wieder gut werden wird.
Neben dem Mitleiden habe ich aber auch ohne Ende mit Piper mitgefiebert. Als sie gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen alles daran setzt zu verhindern, dass Baby und Jewel voneinander getrennt werden, wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, da ich so sehr am bangen und hoffen war, dass ihre Rettungsmission gelingt.
Ich fand Piper einfach nur wundervoll. Obwohl es ihr und ihrer Familie selbst gerade so schlecht geht, denkt sie auch an andere Bedürftige, die ebenfalls in Not sind und Hilfe brauchen und setzt sich für diese ein. Mit Piper hat Bobbie Pyron eine großartige Protagonistin erschaffen, die man für ihre Selbstlosigkeit und Entschlossenheit wahrlich nur bewundern kann und einfach lieben muss. 

Mit den weiteren Charakteren konnte mich die Autorin ebenfalls vollends überzeugen. Allesamt wurden sie fantastisch und sehr glaubhaft ausgearbeitet und tragen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften dazu bei, dass man wunderschöne Lesestunden mit dem Buch verbringt.

Mich hat die Handlung sehr nachdenklich gestimmt und öfters schwer schlucken lassen. Die Story ist insgesamt schon sehr ernst und traurig, bleibt aber jederzeit absolut altersgerecht. Vom Verlag wird das Buch für Leser ab 10 Jahren empfohlen und dem schließe ich mich gerne an. Jugendlichen und Erwachsenen kann ich diese warmherzige Geschichte allerdings auch nur ans Herz legen und Hundefreunden kann ich „Solange wir zusammen sind“ ganz besonders empfehlen. Wer von dem Buch garantiert ebenfalls begeistert sein wird, sind all diejenigen, die die Werke von Kate DiCamillo (Winn-Dixie) oder Phyllis Reynolds Naylor (Shiloh) mögen oder „Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker lieben.

Fazit: Ein herzerwärmender Kinderroman – berührend und einfühlsam geschrieben. Bobbie Pryon hat mit „Solange wir zusammen sind“ eine zauberhafte Geschichte aufs Papier gebracht, die einen richtig mitfühlen lässt und traurig und wunderschön zugleich ist. Das Buch erzählt eine sehr bewegende und nachdenklich stimmende Geschichte, die einen vor Augen führt, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten, sich für andere einzusetzen und niemals die Hoffnung zu verlieren. Mir hat „Solange wir zusammen sind“ ein unvergessliches Leseerlebnis beschert. Ich bin völlig verzaubert von der Handlung, den liebenswerten Charakteren und dieser ganz besonderen Erzählweise. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung sowie volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Aufwühlend, emotional, mitreißend - ein wunderschöner Jugendroman!

Luftschlösser sind schwer zu knacken
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Als ich das erste Mal über „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ gestolpert bin, ist mir das wunderhübsche Cover sofort ins Auge gesprungen. Sieht es nicht traumhaft schön aus? Also ich bin ganz hin und ...

Als ich das erste Mal über „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ gestolpert bin, ist mir das wunderhübsche Cover sofort ins Auge gesprungen. Sieht es nicht traumhaft schön aus? Also ich bin ganz hin und weg von der äußeren Einbandgestaltung und kann mich an ihr gar nicht sattsehen. Da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte und der Titel einfach nur bezaubernd klang (ich liebe diesen Titel!), stand für mich sofort fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

Jonas und Nika könnten unterschiedlicher wohl nicht sein. Er stammt aus guten Hause und führt ein sehr sorgenfreies Leben, sie dagegen ist in einer kriminellen Bande aufgewachsen, in der Gewalt und Diebesstahl auf der Tagesordnung stehen. Nika ist gerade mal fünfzehn Jahre alt, ist aber schon jetzt eine professionelle „Homejackerin“. Ihr Familienclan hat sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert und da es vor allem Nikas Job ist, in Häuser einzubrechen, lernen sich Jonas und Nika nicht unter den besten Bedingungen kennen. Jonas ertappt Nika dabei, als sie in sein Haus einsteigt. Sie nimmt sofort Reißaus und da sie dabei sein teures Handy mitgehen lässt, heftet sich Jonas umgehend an ihre Fersen. Ihr gelingt die Flucht, allerdings werden sich die zwei schon kurz darauf wieder begegnen. Obwohl sie so einen unglücklichen Start hatten, kommen sich die beiden näher. Jonas ist entsetzt, als er von Nikas skrupellosen Familienclan erfährt und fasst sofort den Entschluss, Nika zu helfen. Und begibt sich damit in große Gefahr...

Ehe ich mit dem Lesen begann, dachte ich noch, dass mich in „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ eine süße Liebesgeschichte erwarten würde, die zwar durchaus einiges an Tiefgang besitzt, aber insgesamt doch eine eher lockere Teenieromanze ist. Ich musste dann nur sehr schnell feststellen, dass ich mit dieser Vermutung falsch lag. Bevor ihr jetzt denkt, dass ich das schlimm fand – nein, fand ich nicht. Ganz im Gegenteil. Mir persönlich hat gerade diese „überraschend anders“ so gut gefallen. Die Handlung hat sich für mich als viel emotionaler, tiefsinniger und ernster herausstellt, als von mir anfangs angenommen. Da ich wahnsinnig gerne Jugendbücher lese, die mich nachdenklich stimmen, mitreißen und schockieren, hat sich mein erstes Werk aus der Feder von Antje Leser zu einem echten Highlight für mich entwickelt.

Ich hatte einen fabelhaften Einstieg in die Handlung. Der jugendliche Schreibstil gefiel mir auf Anhieb unheimlich gut und mit den ständigen Perspektivwechseln konnte das Buch vollends bei mir punkten. Wir erfahren die Geschichte im Wechsel von Jonas und Nika, jeweils in der Ich-Form, und in meinen Augen ist diese Erzählweise einfach nur perfekt gewählt, da sie das Geschehen noch aufregender und interessanter gestaltet und sehr gut verdeutlicht, wie verschieden die Leben unserer beiden Hauptprotagonisten sind.
Mit Jonas und Nika hat die Autorin zwei ganz wundervolle Charaktere erschaffen. Jonas, dessen Bekanntschaft wir als erstes machen dürfen, mochte ich auf Anhieb super gerne. Jonas ist ein total lieber und ganz normaler Junge, dessen Herz für die Musik schlägt und der in puncto Mädchen noch ziemlich unerfahren ist. Ich fand Jonas irgendwie voll knuffig und seine roten Locken habe ich mir verdammt niedlich vorgestellt. :D
Bei Nika, muss ich gestehen, habe ich ein kleines bisschen gebraucht, ehe ich komplett mit ihr warm geworden bin. Vermutlich lag es daran, dass wir sie während eines Einbruchs kennenlernen und Diebe sind einem in der Regel ja eher nicht so sympathisch. Nachdem jedoch klar wird, was für ein hartes Leben Nika führt und wir mehr über ihre schwere Vergangenheit erfahren, hat sich mein erster Eindruck von ihr sehr schnell gewandelt. Nika ist mir letztendlich sogar mehr ans Herz gewachsen als Jonas. Mich hat ihr Schicksal zutiefst mitleiden lassen und da ihre Gefühls – und Gedankenwelt sehr einfühlsam und glaubwürdig dargestellt wird, konnte ich ihre Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nur zu gut nachempfinden. Ich war an manchen Stellen wirklich einfach nur noch sprachlos vor Entsetzten, da mich Nikas Schicksal und die Brutalität und Skrupellosigkeit ihres Clans so sehr erschütternd haben.
Ob die Autorin alles wirklichkeitsnah darstellt, kann ich natürlich nicht sicher sagen, da ich – Gott sei Dank! - niemals in Berührung mit Bandenkriminalität oder Misshandlung gekommen bin. Auf mich jedenfalls hat alles sehr glaubhaft und echt gewirkt.

Da der Klappentext über Nikas Geschichte nicht allzu verrät, werde ich auch in meiner Rezension auf genauere Details verzichten. Ich möchte ja schließlich auf gar keinen Fall spoilern oder so. Nur so viel noch: Antje Leser behandelt in ihrem Jugendroman viele wichtige und sehr ernsthafte Themen wie Bandenkriminalität, Gewalt und Menschenhandel. Definitiv keine leichte Kost und da die Autorin nichts beschönigt, ist das Buch stellenweise echt nicht ohne. Aber keine Sorge, natürlich ist die Story nicht zu heftig. Neben den schockierenden Dingen handelt „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ selbstverständlich auch von der Liebe sowie von Freundschaft, Mut und Zusammenhalt und kann zudem auch mit so einigen unterhaltsamen Momenten aufwarten. In meinen Augen ist es der Autorin grandios geglückt, eine ziemlich krasse Thematik auf eine authentische, zugleich aber auch sehr feinfühlige und leichte Weise zu behandeln, sodass sie auf jeden Fall für junge Leser ab 14 Jahren geeignet ist.
Ich muss sagen, dass ich insgesamt sogar erstaunlich viel zum Schmunzeln und Lächeln hatte. So hat mich zum Beispiel Flo, der beste Kumpel von Jonas, bestens unterhalten und die sofortige Bereitschaft von Jonas, der armen Nika zu helfen, hat mir richtig das Herz erwärmt.

Da mich die Story von Anfang bis Ende fesseln konnte und ich vor allem das letzte Drittel unglaublich spannend fand, habe ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und quasi in einem Rutsch durchgelesen. Zum Ende hin hat mich die Story sogar sehr an einen Thriller erinnert, was ich, als großer Fan von Jugendthrillern, richtig klasse fand.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, dass es uns Lesern freigestellt wird zu entscheiden, in welcher Stadt in Deutschland die Geschichte spielt und welcher Nationalität Nika angehört. Sofern ich nichts überlesen habe, werden diese Punkte im Buch nicht genannt. Eigentlich habe ich das ja immer lieber, wenn man weiß, wo genau Bücher spielen. Bei „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ aber habe ich als absolut passend und genau richtig empfunden, dass es offen bleibt, in welche Stadt uns das Buch mitnimmt.

Das Ende konnte mich ebenfalls komplett überzeugen, da es Mut und Hoffnung schenkt, ohne jeglichen Kitsch auskommt und definitiv nicht das typische Happy End einer Lovestory ist. Für mich war einfach alles rundum stimmig, sodass ich das Buch mit einem vollkommen zufriedenen Gefühl wieder zuklappen konnte. 

Fazit: Aufwühlend, berührend, authentisch – ein großartiger Jugendroman voller Emotionen und Überraschungen! Antje Leser hat mit „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ ein Buch geschrieben, in dem so viel mehr steckt als nur eine Liebesgeschichte. Auf eine packende, realistische und schonungslos ehrliche Weise behandelt die deutsche Autorin eine sehr ernsthafte und wichtige Thematik, mit der man sich, auch wenn sie für viele nicht alltäglich ist, unbedingt verstärkt auseinander setzten sollte. Mich hat das Buch emotional sehr bewegt und zutiefst beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen. Ein wirklich ganz wunderbares Werk, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Ein absoluter Pageturner mit unglaublicher Sogwirkung!

Cryptos
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„Cryptos“ war wohl eine der Neuerscheinungen in diesem Jahr, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Ich liebe die Werke von Ursula Poznanski, vor allem ihre Jugendbücher feiere ich immer so richtig. ...

„Cryptos“ war wohl eine der Neuerscheinungen in diesem Jahr, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Ich liebe die Werke von Ursula Poznanski, vor allem ihre Jugendbücher feiere ich immer so richtig. Dem Erscheinen von „Cryptos“ habe ich daher ganz sehnsüchtig entgegen gefiebert.

Kurze Info: Anders als sonst in meinen Rezensionen, berichte ich dieses Mal im Verlauf meiner Besprechung vom Inhalt des Buches und habe dieses Mal nicht den Klappentext in meinen Worten wiedergegeben. Meine Rezension ist auch so schon lang genug geworden, räusper. :D

Da bisher alle Bücher von Ursula Poznanski, die ich gelesen (bzw. inhaliert) habe, Jahreshighlights für mich waren, bin ich natürlich mit gigantisch hohen Erwartungen an „Cryptos“ herangegangen. Da der Klappentext zudem so unfassbar gut klang, ließ es sich wirklich einfach nicht vermeiden, dass ich mir enorm viel von dem neuen Poznanski-Titel erhofft hatte. Um es kurz zu machen: Ursula Poznanski ist es mal wieder grandios gelungen, mich mit einem ihrer Werke restlos zu begeistern. Ich habe wundervolle Lesestunden mit dem Buch verbracht und es für meinen Geschmack leider viel zu schnell wieder beendet.

Dass Ursula Poznanski nicht nur packende (Jugend-) Thriller, sondern auch richtig coole Dystopien schreiben kann, hat sie uns schon mit ihrer famosen Eleria-Trilogie unter Beweis gestellt. (Wenn ihr die Eleria-Bücher noch nicht gelesen haben solltet, solltet ihr das schleunigst ändern!)
In „Cryptos“ erwartet uns nun ein toller Mix aus beiden Genres, ein sogenannter Climate-Thriller, in welchem die Bestsellerautorin ein beklemmend wirklichkeitsnahes und einfach nur genial durchdachtes Zukunftsbild entworfen hat.

Die Erde, wie wir sie kennen, gibt es in „Cryptos“ nicht mehr. Unser Planet ist durch die Folgen des Klimawandels zu einem schier unbewohnbaren Ort geworden. Die Menschen fliehen daher in sichere virtuelle Ersatzrealitäten, in denen alles möglich ist und man nicht sterben kann. Nach Lust und Laune kann man sich in die unterschiedlichsten Welten transferien und sollte man doch mal in einer getötet werden, erwacht man einfach in einer Kapsel in der Realität und kann sich aus dem nahezu unendlich großen Angebot an Welten sofort ein neues Ziel aussuchen. Für jeden ist da was dabei: Du magst Dinosaurier? Dann wäre Cretaceous genau das Richtige für dich. Du stehst auf Vampire? Dann kann ich dir Vampyrion sehr ans Herz legen. Du hegst eine große Leidenschaft für die Werke von Jane Austen? Dann würdest du dich ganz bestimmt in Austen pudelwohl fühlen. Oder zieht es dich an einen ruhigen Ort, der die Atmosphäre einer traumhaft irischen Idylle verströmt? Gar kein Problem, Kerrybrook macht‘s möglich!
Ich könnte wohl endlos so weitermachen. Wenn Ursula Poznanski eine geile Idee in ihren Romanen umsetzt, dann so richtig. Die Anzahl an verschiedenen virtuellen Welten ist riesengroß und ja, natürlich ist das Ganze auch sehr komplex. Da Ursula Poznanski aber alles sehr detailreich und verständlich beschreibt, ist es mir jederzeit problemlos geglückt, mich in ihrem spektakulären Zukunftsszenerio zurechtzufinden.

Neben den Onlinewelten hat mir auch die Darstellung der Realität wahnsinnig gut gefallen. Alles wirkt so authentisch und beängstigend realistisch. Die Erde ist vollkommen überbevölkert, es ist unerträglich heiß, die Ressourcen sind knapp, viele Städte und Länder existieren gar nicht mehr wie Venedig, Las Vegas oder die Fidschi-Inseln...also ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es in gar nicht allzu ferner Zukunft in etwa so auf unserem Planeten aussehen könnte. In welches Jahr genau uns „Cryptos“ mitnimmt, wird, sofern ich nichts überlesen habe, nicht genannt, aber dank Hinweisen kann man sich ausrechnen, dass das Buch ca. zwischen 2160 und 2170 spielt. Ich hoffe echt sehr, dass es uns Menschen irgendwie noch gelingen wird, den Klimawandel zu stoppen, damit sich unsere Erde nicht in den furchtbaren Planeten verwandeln wird, mit dem wir es in „Cryptos“ zu tun bekommen.

Womit mich Ursula Poznanski auch mal wieder vollends überzeugen konnte, sind die hervorragend und sehr vielschichtig ausgearbeiteten Charaktere. Meine Lieblingsfigur war definitiv unsere 17-jährige Hauptprotagonistin Jana, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Jana war mir auf Anhieb sympathisch. Ich mochte ihre ehrgeizige und selbstbewusste Art unheimlich gerne und habe sie für ihren großen Mut und ihre Kreativität zutiefst bewundert.
Gemeinsam mit der jungen Weltendesignerin werden wir im Verlauf des Buches in lauter verschiedene virtuelle Welten springen und uns auf eine extrem spannende und mitreißende Spurensuche begeben.

Wie oben bereits erwähnt, besitzt „Cryptos“ nicht nur Dystopie - sondern auch Thriller-Elemente. Ausgerechnet in der wohl friedlichsten und von Jana selbst entworfenden Welt Kerrybrook beobachtet unsere Buchheldin, wie eine Frau ermordet wird. Man sollte annehmen, dass dies keine Konsequenzen hat, der Tod ist den alternativen Realitäten schließlich nur eine Illusion. Eigentlich. Jana wird herausfinden, dass die Frau nicht nur virtuell, sondern wirklich gestorben ist und entdeckt zudem, dass immer mehr Menschen aus den Welten spurlos verschwinden und nicht mehr auftauchen. Jana fasst sofort den Entschluss zu handeln und versucht dem Ganzen auf den Grund zu gehen.

Hört sich doch echt klasse und richtig spannend an, oder? Nun, ihr könnt mir glauben, das ist es auch! Die Story steckt voller unvorhersehbarer Wendungen und lässt einen immerzu im Dunklen tappen. Uns Leser ständig an der Nase herumführen und auf eine falsche Fährte locken, hat Ursula Poznanski zweifellos voll drauf. So ist man selbstverständlich auch in „Cryptos“ durchweg am mitfiebern und herumrätseln und kann gar nicht anders, als das Buch in Rekordtempo durchzusuchten.
Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, dass „Crytpos“ ein Jugendbuch ist, in welchem die Liebe nur eine sehr kleine Rolle spielt. Eine leichte Romanze ist vorhanden, das schon, aber sie nimmt nur sehr wenig Raum ein, was ich als sehr erfrischend und absolut passend empfunden habe.

Über das Ende, muss ich gestehen, musste ich zuerst ein wenig nachdenken. Mir persönlich hat da irgendwie der große Showdown gefehlt. Da dafür aber das gesamte Buch über ein Spannungslevel der Spitzenklasse herrscht, kann ich letztendlich doch wunderbar mit dem vergleichsweise recht ruhigen Schluss leben. Ein paar kleine Fragen bleiben übrigens am Ende offen, was mich aber überhaupt nicht gestört hat und obwohl man die Geschichte durchaus noch weitererzählen könnte, gehe ich sehr davon aus, dass es sich auch bei „Cryptos“ mal wieder um einen Einzelband handelt.

Was dann in meiner Rezension natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, ist die fantastische Einbandgestaltung. Sieht das Cover nicht umwerfend aus? Also in meinen Augen ist es ein echter Eyecatcher. Zudem mag diesen neuen Hardcoverstil des Loewe Verlags super gerne. Schon bei Erebos 2 und der Neuauflage von Erebos war ich ganz hin und weg von diesem neuen feschen Hardcoverdesign und auch bei „Cryptos“ kann ich nur sagen: Ich lieb‘s total.

Fazit: Hochspannend und erschreckend realistisch – ein absoluter Pageturner mit unglaublicher Sogwirkung! Auf „Cryptos“ habe ich eindeutig zurecht so sehr gefreut – Ursula Poznanski hat es mal wieder geschafft, mir mit einem ihrer Werke ein echtes Highlight zu bescheren. Mir hat es irrsinnig viel Spaß gemacht, gemeinsam mit Jana in die verschiedensten virtuellen Welten abzutauchen und mich zusammen mit ihr auf eine fesselnde Suche nach der Wahrheit zu begeben. „Cryptos“ enthält einfach den perfekten Mix aus Dystopie und Thriller und behandelt auf eine großartige und faszinierende Weise eine höchst aktuelle Thematik. Die Story hält einen von Anfang bis Ende in Atem, die Charaktere sind ausgezeichnet ausgearbeitet, der Schreibstil ist allererste Sahne und die Gestaltung des Buches ist ein wahrer Augenschmaus. Was will man mehr? Für mich jedenfalls war alles rundum stimmig. Von mir erhält „Cryptos“ eine fette Leseempfehlung sowie volle 5 von 5 Sternen!

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