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Veröffentlicht am 23.07.2021

Alptraum für Charlie Lager

Mohnblumentod
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Mohnblumentod von Lina Bengtsdotter ist bereits der dritte Teil der Charlie-Lager-Reihe und steht, was Stimmung, Düsternis und Abgründigkeit angeht, den beiden Vorgängerbänden in nichts nach.

Ein Alptraum ...

Mohnblumentod von Lina Bengtsdotter ist bereits der dritte Teil der Charlie-Lager-Reihe und steht, was Stimmung, Düsternis und Abgründigkeit angeht, den beiden Vorgängerbänden in nichts nach.

Ein Alptraum wird wahr: Das 9 Monate alte Baby Beatrice verschwindet spurlos von der Terrasse ihres Elternhauses. Zunächst scheint es keine einzige lohnende Spur zu geben, und die neureichen Eltern des Babys sind einem Nervenzusammenbruch nahe. Für Charlie und ihr Team gilt es diesmal, diese harte Nuss zu knacken und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Doch Charlie ist eine Top-Ermittlerin, trotz ihrer persönlichen Probleme, die auch in Mohnblumentod nicht zu kurz kommen. Akribisch geht sie jeder noch so kleinen Spur nach. Und langsam aber sicher gibt es Hinweise in eine Richtung, und am Ende ist nichts mehr wie es war.

Wieder dreht es sich hier, wie auch schon in Teil 1 und 2, nicht ausschliesslich um den Fall. Auch Charlies Probleme, die ihre Ursache in ihrer Kindheit und Jugend haben, nehmen einen großen Raum ein. Die Verletzlichkeit der brillanten Kommissarin tritt meiner Meinung nach in Mohnblumentod besonders zu Tage. Erneut führen die Ermittlungen sie in den kleinen Ort Gullspang, in dem Charlie ihre Kindheit verbrachte. Der zweite Handlungsstrang des Krimis, der sich um zwei Mädchen aus einem Heim dreht, lässt die Entführung von Baby Beatrice zu Lagers persönlichsten Fall werden. Aus meiner Sicht aber gibt es Hoffnung für Charlie, denn ihr neuer Kollege Greger hat in der Kindheit ähnlich Traumatisierendes wie sie erlebt und scheint zu einem Seelenverwandten zu werden.

Letztendlich wird der Fall gelöst, wie es aber mit Charlie und Greger weitergeht, bleibt offen. Das Warten auf Teil 4 wird sich hinsichtlich dessen bestimmt lohnen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Hier ist Geduld gefordert

Der Schneeleopard
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Der Schriftsteller, Geograph und Reisende (und ich füge noch hinzu: Philosoph) Sylvain Tesson hat vermutlich mit Der Schneeleopard ein großartiges Buch geschrieben, wenn man den Rezensionen in den unterschiedlichen ...

Der Schriftsteller, Geograph und Reisende (und ich füge noch hinzu: Philosoph) Sylvain Tesson hat vermutlich mit Der Schneeleopard ein großartiges Buch geschrieben, wenn man den Rezensionen in den unterschiedlichen Medien glauben darf. Ich persönlich kann es nur vermuten, denn über viele Seiten des gar nicht so umfangreichen Buches hatte ich das Gefühl, viel zu einfach gestrickt zu sein, um Tesson zu verstehen.

Der mit vielen Buchpreisen ausgezeichnete Tesson reist mit Tierfotograf Vincent Munier und einem kleinen Team ins Himalaya-Gebirge um dort Aufnahmen von einem der scheuesten und seltensten Tiere zu machen. Panthera uncia, so der lateinische Name der Großkatze, die sich nur den Geduldigen zeigt.
Tag für Tag liegen sie auf der Lauer, um tagelang nur Yaks, Füchse und Blauschafe vor die Linse zu bekommen. Nicht, dass es nicht auch kleine Sensationen wären in der kargen Landschaft immer wieder auf Lebendiges zu stoßen. Doch das wirklich erhebende Ereignis ist das Auftauchen des Herrschers über Kälte und Einsamkeit. Der Spoiler sei erlaubt: Die Geduld wird belohnt. Doch kann ich das Erhebende daran nicht in Gänze nachvollziehen. Denn erst nach der Hälfte des Buches geht Tesson auf die Einzigartigkeit dieser Spezies ein. Zuvor ergeht er sich in endlosem Philosophieren über Mensch, Natur und der Zerstörung der Natur. Und in Grübeleien über sich selber. Mich hat dies teilweise so gelangweilt, dass ich bereits kurz davor war aufzugeben. Doch ebenso wie das geduldige Warten und Nichtstun Tessons und Muniers letztendlich belohnt werden, muss man für die 187 Seiten des Buches ein ausdauernder Leser bleiben. Eine Belohnung gibt es am Ende dann doch, nämlich die Freude darüber, dass ER sich endlich blicken lässt.
Wie anfangs erwähnt: Vermutlich ist Der Schneeleopard ist ein wunderbares Buch. Und ich weiß das auch, nur habe ich es beim Lesen nicht gefühlt. Trotzdem gibt es 4 Sterne. Das Buch kann ja nichts dafür, dass ich nicht wirklich begeistert war.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Hambacher Forst - Heimat für drei Generationen

Jahresringe
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Andreas Wagner hat In seinem Buch „Jahresringe“ Themen wie Naturschutz, Heimatsuche, Familie und Tradition zu einer kurzweiligen Geschichte verarbeitet, die sehr zum Nachdenken anregt.

Das Flüchtlingsmädchen ...

Andreas Wagner hat In seinem Buch „Jahresringe“ Themen wie Naturschutz, Heimatsuche, Familie und Tradition zu einer kurzweiligen Geschichte verarbeitet, die sehr zum Nachdenken anregt.

Das Flüchtlingsmädchen Leonore Klimkeit kommt 1946 in dem kleinen Dorf Lich-Steinstraß an. Nach einer langen Flucht aus dem Osten soll der Ort mit seinen katholischen Bewohnern nun ihre neue Heimat werden. Heimisch wird Leonore, „die Evangelische“, hier nie werden, dafür lehnen die Einheimischen sie auch nach vielen Jahren noch ab. Bis auf den Bäcker Jean Immenrath: bei ihm und seiner Mutter findet sie ein Zuhause. Sogar die Bäckerei darf sie eines Tages übernehmen. Fremd wird Leonore aber immer bleiben, auch als dann ihr Sohn Paul geboren wird, lebt sie weiterhin ihr zurückgezogenes Leben. Einziger Trost für Leonore ist der Wald. Hierhin zieht sie sich immer wieder zurück und fühlt ein bisschen Geborgenheit. Doch unter dem Wald verbirgt sich die begehrte Braunkohle. Leonore wehrt sich lange gegen eine Umsiedlung, doch am Ende muss auch sie den zerstörenden Schaufelradbaggern weichen. Erneut verliert sie ihr Zuhause und die Natur, mit der sie sich verbunden fühlt. Der Raubbau an der Natur schreitet voran und doch arrangieren sich die Menschen damit. Sohn Paul arbeitet für den Energiekonzern und kann dadurch sich und seine Kinder ernähren. Zu großen Konflikten kommt es in der Familie, als sich Pauls Tochter den Umweltschützern anschließt und in ein Protestcamp in den Hambacher Forst zieht.
Einfühlsam und ruhig erzählt, zeigt „Jahresringe“, dass nichts nur schwarz oder weiß ist. Das Menschliche sind die Graustufen und nichts geschieht ohne Grund.
Leonores Verlust der Heimat wird an ihre Nachkommen weitergegeben, bis die Enkelgeneration bewusst versucht, sie zu bewahren und die Natur zu schützen.

Ich habe dieseS Buch sehr gerne gelesen. Auch weil im letzten Teil viel über die Protestbewegung im Hambacher Forst zu erfahren war.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Mit John auf dem Meer

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Alles ist besser auf dem Meer", denkt sich Anton , der mit seinem Nachbarn John Lennon einen Segeltörn unternimmt.

Für den Ex-Beatle ist die Tour mit dem Segelboot mit Sicherheit besser als so mancher ...

Alles ist besser auf dem Meer", denkt sich Anton , der mit seinem Nachbarn John Lennon einen Segeltörn unternimmt.

Für den Ex-Beatle ist die Tour mit dem Segelboot mit Sicherheit besser als so mancher Tag im Dakota-Building in New York, wo am Eingang seines Zuhauses oftmals hoffnungsvoll Fans warten, um einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.

Wie John Lennons Leben endete, ist bekannt: Ein irrer Fan erschießt ihn am Eingang vorm Dakota, womit dieses Gebäude endgültig genauso bekannt wurde, wie viele der Bewohner es schon waren.

Anton ist ebenso wie John Bewohner des Dakota, allerdings ist nicht er der Promi, sondern sein Vater Buddy Winter, der ein bekannter Fernsehmoderater ist. Nach einem Nervenzusammenbruch war Buddy für eine zeitlang abgetaucht, doch auch für ihn gilt: einmal Showbiz, immer Showbiz. Und hier kommt Anton ins Spiel: er hilft seinem Vater, wieder eine eigene Fernsehshow zu bekommen, und das im Prinzip so lange, bis er merkt, dass er endlich sein eigenen Leben finden muss.

"Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens" ist ein gekonnter Mix aus Vater-Sohn-Beziehungsdrama, Familiengeschichte und Promitalk. Viele Gerüchte und Geschichten die über Lennon und die Beatles kursieren, werden hier aufgegriffen, wie z. B. die Frage, ob Yoko Ono nun wirklich Schuld daran war, dass die Beatles sich getrennt haben.

Der Thema des Buches ist für mich die Erkenntnis, (fast hätte man es ja schon geahnt) dass ein Promileben nicht nur Zuckerschlecken ist. Tom Barbash bringt die Licht- und Schattenseiten des Berühmtseins auf sehr leise und einfühlsame Art und Weise zum Ausdruck. Obwohl ich einige Passagen des Buches etwas zu langatmig fand, hat mir die Geschichte um Anton, John und Buddy gut gefallen, nicht zuletzt weil das New-York-Feeling der damaligen Zeit gut eingefangen wurde.

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Veröffentlicht am 06.12.2019

Gelungener Winterkrimi!

Winteraustern
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Die Aquitaine im Winter: Auf dem Becken von Arcachon ist das Weihnachtsgeschäft mit den beliebten Austern in vollem Gange. Was den Liebhabern dieser Delikatesse allerdings verborgen bleibt, ist die Tatsache, ...

Die Aquitaine im Winter: Auf dem Becken von Arcachon ist das Weihnachtsgeschäft mit den beliebten Austern in vollem Gange. Was den Liebhabern dieser Delikatesse allerdings verborgen bleibt, ist die Tatsache, dass unter den Austernzüchtern ein brutaler Machtkampf herrscht. Immer mehr kleine Züchter müssen dem Platzhirschen weichen. Und nächtliche Austerndiebe sorgen dafür, dass die Polizei auf dem Becken Patrouille fahren muss. Der Verdrängungskampf erreicht einen traurigen Höhepunkt, als die Söhne zweier Züchter tot aufgefunden werden.
Und hier beginnt der dritte Fall von Kommissar Luc Verlain. Der aus Paris in seine Heimat zurückgekehrte Verlain kennt sich in der Austernzüchterszene aus, da sein Vater einst selber dazu gehörte. Gemeinsam mit seinem sympathischen Team macht er sich auf, die Abgründe der einst stolzen Züchtergemeinschaft aufzuspüren.
Verlains dritter Fall "Winteraustern" ist für mich der erste Aquitaine-Krimi. Auch ohne die anderen beiden Bücher gelesen zu haben, kommt man hier auf sein Vergnügen, denn Alexander Oetker hat gut lesbare, von einander unabhängig Fälle konstruiert. Die Rückgriffe auf die vorhergehendenBücher bleiben wohltuend im verträglichen Rahmen und Luc würde ich gerne mal im richtigen Leben begegnen. Nebenbei gibt es viel über diesen Teil Frankreichs und die berühmten Arcachon-Austern zu erfahren. Mir hat Winteraustern sehr gut gefallen und die ersten beide Fälle stehen schon auf meiner Wunschliste.

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