Profilbild von stefanb

stefanb

Lesejury Star
offline

stefanb ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefanb über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2020

magisch und anders

Sophie und die Magie - Bio, Deutsch und Zauberei
1

Zauberhafte Illustrationen und eine magische Geschichte. Das alles bietet „Sophie und die Magie - Bio, Deutsch und Zauberei“ von Katharina Martin. Es ist die Suche nach einem verschwundenen Einhorn, die ...

Zauberhafte Illustrationen und eine magische Geschichte. Das alles bietet „Sophie und die Magie - Bio, Deutsch und Zauberei“ von Katharina Martin. Es ist die Suche nach einem verschwundenen Einhorn, die Sophie und die anderen Kinder beschäftigt. Wobei Sophie zuerst selbst überrascht ist, denn in ihrer Schule wird gezaubert. Und wo gezaubert wird, gibt es natürlich auch magische Kinder.
Thematisch geht es in diesem Buch des Boje Verlags um das Anderssein und um Zusammenhalt. Auf eine tolle Art wird dies mit Sophie und ihren Klassenfreunden, einer Hexe, einem Werwolf, einer Fee und einer Meerjungfrau, dargestellt. Jeder ist auf seine Art anders und zusammen sind sie unschlagbar.
Die Charaktere sind der Autorin gut gelungen. Sie stellt diese ohne die gängigen Klischees und Vorurteile vor. Das heißt, Werwölfe und Hexen sind nicht per se böse. Jeder integriert sich zu einem harmonischem Ganzen.
Die Kapitel sind zwischen zehn und dreizehn Seiten lang, bieten wunderschöne Illustrationen, die sehr gut zum Text passen und das Gelesene visuell nochmals hervorheben und vertiefen. So bunt die Gruppe der Klassenfreunde ist, so bunt und bezaubernd ist auch das Cover des Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Fantasie
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

Freundschaft

Tiger im Gepäck
0

„Nun, wenn man echte Freunde hat, ist alles möglich – dann kann Indien überall sein.“ [140]

Wo fühlen sich Tiger am Wohlsten? Richtig, in Indien. Der Meinung ist auf jeden Fall Tucker, der Tiger. Und ...

„Nun, wenn man echte Freunde hat, ist alles möglich – dann kann Indien überall sein.“ [140]

Wo fühlen sich Tiger am Wohlsten? Richtig, in Indien. Der Meinung ist auf jeden Fall Tucker, der Tiger. Und so kommt es, dass sich Mika, Tucker und Co auf einem aufregenden, abenteuerlichen Roadtrip wiederfinden. „Tiger im Gepäck“ von Judith Allert erzählt eine tolle Geschichte rund um Mika und den Tiger Tucker. Stéffie Becker steuert dabei die Illustrationen bei. Diese kommen einfach wunderbar bei den Zuhörerninnen und Vorlesern innen an. Sie vermitteln nochmals den gelesenen Eindruck, bringen die Atmosphäre, die Gefühlswelt der Protagonisten, sehr gut rüber. Und was die kleinen Lesefreunde begeistert, die Illustrationen sind in Farbe gehalten und zahlreich.
„Tiger im Gepäck“ lässt sich wunderbar vorlesen. Zum einen liegt dies am Schreibstil, zum anderen sind die 21 Kapitel mit 4 bis 8 Seiten gut aufgeteilt. Die Kinder – ab 4 Jahren - können dadurch der Geschichte problemlos folgen.
Thematisch geht es um Freunde, Freundschaft, Zusammenhalt und Familie. Dies wird, wie am eingangs erwähnten Zitat, in Schrift und Illustration perfekt dargestellt. Zusätzlich geht es darum, dass alle mal Fehler machen, man verzeihen kann und dass dann eine noch engere, harmonische Bindung erfolgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2020

auf den Hund gekommen

Grand Hotel Bellvue
0

Bei dem Vorlesebuch "Grand Hotel Bellvue" von Hendrik Jonas könnte man sagen, dass man hier auf den Hund gekommen ist. Überall nur Hunde.
Familie Schnuppe ist auf Geschäftsreise und vergisst ihren Sohnemann, ...

Bei dem Vorlesebuch "Grand Hotel Bellvue" von Hendrik Jonas könnte man sagen, dass man hier auf den Hund gekommen ist. Überall nur Hunde.
Familie Schnuppe ist auf Geschäftsreise und vergisst ihren Sohnemann, den kleinen Hund, im Hotel. Der ist aber gar nicht böse, da nun Abwechslung in sein Hundeleben kommt.
Das ganze Buch ist von vorne bis hinten wunderbar und großflächig illustriert. Es wirkt sehr durchdacht, ist innovativ und lädt ein, das Grand Hotel zu erkunden. Dabei gibt sehr viel zu entdecken. Auch alte Dinge, wie zum Beispiel ein Grammophon oder ein Telefon mit Wählscheibe. Perfekt, wenn man erklären möchte wie Mama und Papa früher telefoniert haben. Das dürfte auch den kleinen Hund überrascht haben, denn Hundepapa Herbert Schnuppe hat immer nur ein Handy am Ohr.
Obwohl die Geschichte etwas länger ist, es sind immerhin 56 Seiten in dem 24 cm x 34 cm großen Buch, eignet sich die Geschichte perfekt zum Vorlesen für Kinder ab ca. 3 Jahren. Aber auch dem Vorleser wird dabei nicht langweilig. Es sind die Detailverliebten Sachen, wie man an einem Hund erkennen kann, dass dieser aus England kommt oder auch der Ritt von Mademoiselle Tütü auf dem Staubsauger in den die Wörter der Geschichte quasi reingesaugt werden.
Die Geschichte macht Spaß und ist lustig, gespannt wird geschaut, was der kleine Hund alles erlebt. Und ganz nebenbei wird vermittelt, dass es wichtig ist, Dinge gemeinsam anzugehen. Jeder soll das tun, was er am besten kann, worin seine Stärken liegen. Man muss manchmal über den Tellerrand blicken, offen sein für Neues. Und ganz wichtig: Familie und die Zeit sinnvoll miteinander zu verbringen. Der Appell dürfte an die Erziehungsberechtigten gehen.
Ach, und was die Kinder auch begeistert: Die Doppelseite mit dem Querschnitt des Hotels. Dies kennt man schon aus anderen Büchern (Die neugierige kleine Hexe) und kommt super an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2020

Duffy in den Neunzigern

Alter Hund, neue Tricks
0

„Flaschen gibt es auch nicht mehr, glaube ich. Jetzt gibt es nur noch Milch im Karton. Und was nehmen die Kinder dann für die Molotow-Cocktails?“ [167]
Detective Inspector Sean Duffy, aktuell eigentlich ...

„Flaschen gibt es auch nicht mehr, glaube ich. Jetzt gibt es nur noch Milch im Karton. Und was nehmen die Kinder dann für die Molotow-Cocktails?“ [167]
Detective Inspector Sean Duffy, aktuell eigentlich Teilzeitpolizist und Protagonist, ermittelt wieder in einem Fall. Dass dieser Fall interessanter ist, als anfangs vermutet, stellt sich bei den Ermittlungen heraus. Interessanter ist manchmal gefährlich. Und so bleibt es nicht aus, dass sich die Hauptfigur in der einen oder anderen brenzligen Lage wiederfindet. „Sean, du besitzt die Gabe, dich in größere Schwierigkeiten zu bringen, als du bewältigen kannst.“ [193]
„Sie haben keine Ahnung, Duffy. Sie sind nur ein verfluchter Amateur. Ein Teilzeitpolizist, der sich in gefährlichen Gewässern aufhält.“ [265]
„Alter Hund, neue Tricks“ von Adrian McKinty macht unglaublich viel Spaß. Es ist eine Reise zurück in die Neunziger. Wunderbar geschrieben und mit einem starken Charakter. „Schlampige Polizisten aus den Siebzigern, die wie ich ihren Intuitionen folgten, waren auf dem absteigenden Ast.“ [245] Aber genau das macht die Geschichte interessant und glaubwürdig und anhand Duffys Reflektionen wird der Wandel der Zeit sehr gut dargestellt.
Die Seiten fliegen förmlich durch die Finger, an vielen Stellen gibt es tolle Anspielungen, zum Beispiel auf die damalige Musik. McKinty bringt die damalige vorherrschende Stimmung sehr gut zu den Lesern herüber. Er skizziert die gute alte Zeit, die in manchen Bereichen doch nicht so gut war. Wenn man bedenkt wie oft Duffy alleine unter seinen BMW schaut, ob nicht die IRA doch einen Sprengsatz platziert hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2020

Der unabänderliche Verlauf der menschlichen Dinge

Menschliche Dinge
0

„Auch das war Gewalt: die Lüge, das verfälschte Bild des eigenen Lebens.“ [215]
Es ist ein hervorstechendes Werk, das Karine Tuil meisterhaft erzählt. „Menschliche Dinge“ ist eine Gesellschaftskritik, ...

„Auch das war Gewalt: die Lüge, das verfälschte Bild des eigenen Lebens.“ [215]
Es ist ein hervorstechendes Werk, das Karine Tuil meisterhaft erzählt. „Menschliche Dinge“ ist eine Gesellschaftskritik, die die aktuellen vorherrschenden Themen rund um #MeToo oder die Strauss-Kahn-Affäre zu einem fesselnden Roman verwebt. Es geht um die Beziehung zwischen Männern und Frauen, aber auch um die Selbstdarstellung und das Ausnutzen von Einfluss und Macht.
Tuil skizziert einen Schauplatz, der seinen Höhepunkt im Gerichtssaal findet. Als Leser* in ist man sofort gefesselt. Zum einen liegt dies am Schreibstil, modern und direkt, zum anderen sind dies die herangezogenen Vergleiche aus dem realen Leben, die das Ganze so authentisch erscheinen lassen. Man hat das Gefühl, es wäre ein Bericht über die spannend dargestellten Charaktere, ein Blick hinter die Fassaden jener einzelnen.
„Sie brauchten einen Kick. Adrenalin. Ein Männlichkeitsritual. Angst. Ein moralisches Dilemma.“ [116]
Eindrucksvoll zeigt die Autorin, dass das gesellschaftliche Bild aus vielen Rissen besteht und es nur einer Aktion bedarf, die alles auf den Kopf stellt. „Alles, ausnahmslos alles im Leben konnte von einem Moment auf den anderen aus den Fugen geraten.“ [51]
Pointiert zeigt Tuil soziale Machtverhältnisse auf und hält uns damit einen Spiegel vor. „Die scheinbare Unterwerfung, um die potenzielle Gewaltbereitschaft des Angreifers nicht zu schüren.“ [207] Ihre Worte kommen teils leise, schleichen sich ins Unterbewusstsein, ins Gedächtnis und fangen an zu wirken. Sie lassen einen auch nach dem Abschluss des Romans nicht los.
„Für Gewalt gibt es nicht immer eine vernünftige Erklärung, davon verstehe ich etwas.“ [138]
Obwohl der Roman viele Abgründe unserer heutigen Zeit offenbart, lässt er sich wunderbar lesen. Man schweift, bei den von Tuil aufgeführten Geschehnissen der Gegenwart, oft in die reale Welt ab, reflektiert und kommt noch aufmerksamer zu den menschlichen Dingen zurück.
„Da Rechtswesen offenbarte den schicksalhaften Verlauf von Biografien, die sozialen Bruchstellen, das Scheitern der Politik – all das, was der Staat im Namen der nationalen Einheit gern unter den Tisch kehrte.“ [209]
Die Überschrift ist ein Zitat [Seite 297] des Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere