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Veröffentlicht am 04.09.2020

Vier Wunderfrauen

Die Wunderfrauen
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"Die Wunderfrauen" von Stephanie Schuster begleitet vier Frauen in den frühern 50er Jahren: Luise, Marie, Helga und Annabel. Dieser Band ist der erste Teil einer Trilogie.

Die vier (Wunder)Frauen könnten ...

"Die Wunderfrauen" von Stephanie Schuster begleitet vier Frauen in den frühern 50er Jahren: Luise, Marie, Helga und Annabel. Dieser Band ist der erste Teil einer Trilogie.

Die vier (Wunder)Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Umso interessanter, dass sich ihre Lebenswege kreuzen. Die Story wird aus allen vier Perspektiven erzählt, so dass man als LeserIn immer wieder kapitelweise zwischen den Damen hin und her wechselt. Spannend ist, dass der zeitliche Ablauf mit einem Perspektivwechsel immer wieder unterbrochen wird. So liest man einige Gegebenheiten und die Hinführung darauf aus unterschiedlichen Perspektiven doppelt. Das kann beim Lesen etwas verwirren und umständlich erscheinen, ich habe mich hingegen doch schnell daran gewöhnt und habe es nicht als störend empfunden.

Durch den steten Perspektivwechsel konnte ich einen guten Einblick in alle Denkweisen der Charaktere erhalten. Luise, Marie, Helga und Annabel waren allesamt vielschichtig und facettenreich dargestellt. Auch die Nebencharaktere waren ausreichend detailliert beschrieben, um nicht sofort wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Insgesamt haben mir die Charakterdarstellungen in diesem Buch sehr gut gefallen. Nicht alle Charaktere sind mir besonders sympathisch, aber so ist es nunmal in der Welt. Andere Charaktere haben innerhalb der Handlung spannende Wendungen gezeigt und sich entwickelt.

Die Handlung an sich hat mir auch gut gefallen. Die einzelnen Erzählstränge haben gut ineinander gegriffen und sich ergänzt, so dass die vier Perspektiven zu einer homogenen Handlung zusammengeschmolzen sind. Die Spannung ist zwischen den vier Leben, die nun unabdingbar miteinander verflochten sind, hin und her gewechselt, so dass es nie langweilig wurde. Ich hatte nur selten den Eindruck unnötige Längen oder Ausführungen zu lesen.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Heimat

Jahresringe
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Das Debüt des Autors "Jahresringe" ist in drei thematische Abschnitte geteilt. Jeder Teil widmet sich einer Generation: Großmutter Leonore, deren Sohn Paul und dessen Kinder Jan und Sarah. Thematisch üb ...

Das Debüt des Autors "Jahresringe" ist in drei thematische Abschnitte geteilt. Jeder Teil widmet sich einer Generation: Großmutter Leonore, deren Sohn Paul und dessen Kinder Jan und Sarah. Thematisch üb erwiegt die Frage nach Heimat und der Umgang mit dem Verlust eben jener.
Inhaltlich habe ich in den drei verschiedenen Teilen starke Diskrepanzen erlebt. Der erste Teil, in welchem Leonore als Familienälteste im Fokus steht, war aus meiner Sicht am differenziertesten und facettenreichsten geschrieben. Leonore ist mir als Charakter sehr sympathisch geworden, sie scheint mir ein realistischer und vielschichtiger Charakter. Die Geschichte ihrer Flucht und ihrem Ankommen in der neuen Heimat wurde einfühlsam und authentisch beschrieben. Im zweiten Teil wird der weitere Verlauf der Familiengeschichte mit Fokus auf Leonores Sohn Paul geschildert. Hier gab es in meiner Wahrnehmung einen ersten Bruch, vermutlich der Fokusänderung geschuldet. Pauls Geschichte konnte mich emotional weniger mitnehmen, zugleich fand ich ihn weitaus weniger sympatisch und facettenreich. Pauls Kinder Jan und Sarah sind im dritten Teil nur sehr oberflächlich in ihren Charaktereigenschaften skizziert, so dass ich zu ihnen gar keine emotionale Verbindung aufbauen konnte. Leonore blieb durch alle Teile hindurch mein roter Faden, hielt die Handlung kohärent.
Der Schreibstil ist ruhig und angenehm, allgemein ist dieses Buch ein eher stilles. Große Spannung ist hier nur selten zu finden, vermisst habe ich sie aber nicht.
Die Geschichte umfasst eine politisch aktuelle Thematik: Die Braunkohlegewinnung und den Hambacher Forst. Bisher habe ich mich mit dieser Sachlage nur rudimentär beschäftigt und finde dieses Buch einen guten Zugang dazu. Der Autor schafft es, die vielschichtigen Perspektiven zu vereinen und im Kontext der Frage: Was ist Heimat? zu vereinen. Das hat mir gut gefallen und mich über Schwächen in den Charakterdarstellungen und dem allgemeinen Handlungsverlauf hinwegsehen lassen.
Nichtsdestotrotz hat der Autor eindeutig versucht viele Fragestellungen und Thematiken in dieses Buch einfließen zu lassen. In meinen Augen hätte es mehr als 256 Seiten gebraucht, um diese in einigen Stellen in der verdienten Ausführlichkeit zu beleuchten.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Unter den Linden 6

Unter den Linden 6
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In diesem historischen Roman werden drei grundverschiedene Frauen ein Stück in ihrem Leben begleitet: Lise (eine erfolgreiche Physikerin des frühen 20. Jahrhunderts), Hedwig und Anni (beide fiktive Charaktere). ...

In diesem historischen Roman werden drei grundverschiedene Frauen ein Stück in ihrem Leben begleitet: Lise (eine erfolgreiche Physikerin des frühen 20. Jahrhunderts), Hedwig und Anni (beide fiktive Charaktere). Ein Zufall bringt die drei in Berlin zusammen, was bleibt ist einige innige Freundschaft und das gemeinsame Streben nach mehr: mehr Recht auf Bildung, Partizipation und Gleichberechtigung.
Die Lebenswege der drei Frauen sind gut nachgezeichnet, am meisten konnte ich mich für Lise begeistern, wohl auch, weil mir ihr Lebensweg bereits bekannt war und ich sie durch dieses Buch in anderem Licht wiedererkennen konnte. Der Spagat zwischen Fiktion und wahren Begebenheiten ist der Autorin durchaus gelungen. Das Setting und auch die Sprache ist authentisch. Der Schreibstil sehr angenehm zu lesen und rettet über einige inhaltliche Längen hinweg.
Die Handlung konnte mich nämlich nicht immer in den Bann ziehen. Mit 464 Seiten gehört dieses Buch durchaus zu den 'dickeren Schinken'. Leider haben sich in dieser Ausführlichkeit für mich sehr öde und ereignislose Stellen versteckt, welche die Lektüre für mich zuweilen sehr anstrengend gemacht haben. Das ist schade, denn mir ist das ein oder andere Mal die Lust auf den weiteren Verbleib vergangen und ich musste das Buch für einige Tage beiseite legen.
Inhaltlich ist das Buch in zwei Teile aufgegliedert, die mit einigen Jahren Abstand zueinander stehen. Vor allem der zweite Teil hat an Schärfe verloren und sich streckenweise wie langgezogener Kaugummi angefühlt - Schade!
Die drei Protagonistinnen sind alle insgesamt durchau realitätsnah und authentisch gestaltet. Zuweilen habe ich mich mehr Facettenreichtum gewünscht. Die Story wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei erzählt, wodurch jede Frau dem/der Leser/in näher kommt.
Insgesamt hat mir "Unter den Linden 6" jedoch gut gefallen, hier und da sehe ich mehr Potential. Obgleich die Frauen sich jede auf ihre Art den Kampf um Gleichberechtigung auf die Fahne geschrieben haben, gehen sie ganz unterschiedlich vor. Dieser Aspekt steht auch nicht im alleinigen Vordergrund, sondern kam mir eher vor wie ein "nettes Beiwerk", denn eigentlich geht es um Selbstverwirklichung und Liebe.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Jeden Tag ein neuer Himmel

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Bereits durch den Kappentext zu diesem Buch wird klar, dass es sich bei „Jeden Tag ein neuer Himmel“ von Violet Thomas um ein Buch mit einer Extraportion Emotion und Gefühl handelt. Diese Vorahnung bestätigt ...

Bereits durch den Kappentext zu diesem Buch wird klar, dass es sich bei „Jeden Tag ein neuer Himmel“ von Violet Thomas um ein Buch mit einer Extraportion Emotion und Gefühl handelt. Diese Vorahnung bestätigt sich im Buch definitiv. Dabei schafft es die Autorin die Sprache leicht und angenehm zu halten, ich hatte zu keiner Zeit den Eindruck des Erdrückt-werdens, was sich bei solch schwierigen Themen durchaus schnell einstellen kann.
Die Protagonisten Charlotte und Sam kommen abwechselnd zu Wort, das bedeutet, dass sich die Perspektiven der Beiden abwechseln. Schön ist, dass beim Lesen durch veränderte Sprache und eindeutige Charakterisierungen gut unterschieden werden kann, durch wessen Sicht man gerade die Handlung erfährt. Generell finde ich die Charakterisierungen durchaus authentisch und realitätsnah, wodurch es mir leichtfiel, mich in die jeweiligen Situationen hinein zu versetzen. Auch die Nebencharaktere wurden ausreichend facettenreich dargestellt, um nicht ein zu blasses Beiwerk zu sein.
Inhaltlich konnte mich dieses Buch durchaus überraschen, ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele schwere Themen so einfühlsam beschrieben werden. Nicht nur Trauer und ihre Bewältigung, es wurden u.a. auch der Umgang mit dem Umfeld auf solche tragischen Lebenseinschnitte oder Hospizarbeit. Diese doch eher schwere Themen werden auf ganz entspannte Weise mit einer angenehmen Portion Humor behandelt und somit wirkt die Handlung ganz und gar nicht bedrückend. Viel eher schafft es dieses Buch eine sehr schwere und bedrückende Ausgangslage in eine angenehme und leichte Atmosphäre zu verwandeln.
Die Handlung an sich hat einen spannenden Verlauf, der mich an einigen Stellen überraschen konnte. Hier und da kam mir ein Klischee zu viel vor, das war aber verschmerzbar und in einem adäquaten Maß.
Insgesamt konnte mich „Jeder Tag ein neuer Himmel“ durchaus positiv überraschen, ich habe nicht mit einem so reflektierten und gefühlvollen Roman gerechnet. Hier werden erstaunlich viele Themen aufgearbeitet, ohne diese zu lapidar zu behandeln. Besonders gut haben mir die Darstellungen und auch die Entwicklung der Charaktere gefallen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Ein letzter, leiser Sommer

Kostbare Tage
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Auch dieser Roman vom Autor Kent Haruf spielt in der fiktiven Kleinstadt Holt. Alle Romane des Autors spielen dort, so dass sich die einzelnen Geschichten lose berühren, auch in diesem Buch wird man alte ...

Auch dieser Roman vom Autor Kent Haruf spielt in der fiktiven Kleinstadt Holt. Alle Romane des Autors spielen dort, so dass sich die einzelnen Geschichten lose berühren, auch in diesem Buch wird man alte Bekannte wiederfinden, wenn man die weiteren Bücher des Autors kennt.
Die Story um Dad Lewis ist nicht von viel Spannung oder überraschenden Wendungen geprägt - eher plätschert sie bedächtig und ruhig vor sich hin, nimmt den/die Leser/in mit auf eine bedächtige und melancholische Reise. Die Handlung umfasst jedoch nicht nur das langsame Ableben des Familienvaters Dad Lewis, sondern wirft auch einen Blick auf die Leben anderer Bewohner/innen der Stadt. Zentraler Punkt ist jedoch Dads Leben, das er im Sterbebett mehr oder minder reflektiert und mit Vergangenem hadert.
Der Autor schafft es das alltägliche Leben sehr klar und treffsicher darzustellen, nichts wirkt übertrieben oder maßlos, eher im Gegenteil. Die Sprache ist sehr ruhig und gesetzt. Die Beschreibungen sind beinah schon minimalistisch, dafür umso pointierter.
Die Charaktere wirken sehr realistisch und authentisch, das gesamte Setting ist sehr lebensnah. Die Handlung springt teilweise zwischen den Charakteren hin und her, es gibt nicht immer fließend Übergänge - mich hat das beim Lesen jedoch nicht gestört.
Eine weitere Besonderheit ist der Verzicht auf "Gänsefüßchen" in der wörtlichen Rede, was meinen Lesefluss zumindest auf den ersten Seiten ein wenig eingeschränkt hat. Ich konnte mich jedoch schnell daran gewöhnen und habe diesen Umstand nicht als zu störend wahrgenommen.
"Kostbare Tage" war für mich im Gesamten eine sehr emotionale und melancholische Begleitung eines Sterbenden und dessen Familie und Begleiter. Die Handlung war leise und gerade dadurch sehr lebendig.

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