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Veröffentlicht am 10.09.2020

Tolle Charakterstudie von Preußen und Bayern

Der falsche Preuße
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Sehr interessant zu lesen, wie eine völlig neue Sparte in der Wissenschaft langsam bekannt wurde: die Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht auch aus dem Grund von Berlin nach Bayern. Er ...

Sehr interessant zu lesen, wie eine völlig neue Sparte in der Wissenschaft langsam bekannt wurde: die Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht auch aus dem Grund von Berlin nach Bayern. Er ist ein Pionier auf dem Gebiet und soll die Erkenntnisse seines Lehrers Hans Groß zum Lösen von Kriminalfällen nutzen. Aber auch dafür sorgen, dass seine Gehilfen darin geschult werden. Fingerabdruck und Spurensicherung ist für jene noch ein Buch mit sieben Siegeln und sie sind bestrebt, mehr darüber zu erfahren. Das können sie auch bei diesem Fall. Ein Bierbrauer wird tot aufgefunden und ist mit einem Mantel aus Federn gekleidet. Ein verzwickter Fall, der dem Freiherrn vor nahezu unlösbare Probleme stellt.

„Der falsche Preuße“ ist eine Mischung aus Humoreske, historischem Roman und Krimi. Der Stil ist locker und mit viel bayerischer „Logik“ gewürzt. Oft musste ich schmunzeln. Die Autorin hat einige Klischees bedient, welche den Preußen und den Münchnern auch heute noch zugeschrieben werden. Die lebendige Beschreibung der Lebensart zur damaligen Zeit versetzte mich förmlich dorthin. Auch die Spannung kam nicht zu kurz und bis zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter tatsächlich ist. Zumal der Mord nicht das einzige Verbrechen war, das in dem Buch eine Rolle spielte.

Vor jedem Kapitel steht ein Zitat aus dem Buch von Hans Groß, aus der ersten Auflage des Jahres 1893. Es ist schon erstaunlich, wie die Ermittler zu der Zeit arbeiteten und welche Hilfsmittel sie hatten. Wenn man bedenkt, was ihnen heute zur Verfügung steht, dann ist das ein gewaltiger Unterschied und eigentlich sollte kein Verbrechen mehr ungeklärt sein. Zum Schluss klärt die Autorin auf, welche hier geschilderten Ereignisse und Personen historisch belegt und welche ihrer dichterischen Freiheit entsprangen. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für dieses interessante Buch.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Ein wertvolles Buch gegen das Vergessen

Das Verschwinden des Josef Mengele
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Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er ...

Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er nach Argentinien. Das war nur möglich, weil er viel Anhänger und Unterstützer hatte. Womit er nicht rechnete, dass auch Nazijäger auf seiner Spur waren. Dazu gehörte der bekannte und geschätzte Simon Wiesenthal und geschulte Mitarbeiter des Mossad. Mengele musst immer wieder flüchten und trotzdem konnten ihn die Verfolger nie dingfest machen. Er hatte schlicht und einfach zu viele Helfer. Er starb bei einem Badeunfall und konnte nie für seine Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Buch ist mit Sicherheit gut recherchiert und faktenreich geschrieben. Mir gefiel der Sprecher dabei überhaupt nicht. Für mich leierte die Seiten herunter und das ohne Punkt und Komma. Also ohne Wechsel der Stimmlage bei den unterschiedlichen Akteuren. Schade, aber ich werde mir das Buch kaufen und es lesen. Die historisch belegten Hintergründe interessieren mich sehr. Auch die Tatsache, wie Frau und Sohn auf die Anschuldigungen gegenüber Mengele reagierten sind anschaulich wiedergegeben. Für die Arbeit des Autors gebe ich gerne vier Sterne, für den Sprecher aber nur drei.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Ein solider Krimi mit viel Historie

Vier Tage im Juni
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„Vier Tage im Juni“ beschreibt den Besuch John F. Kennedys 1963 in Deutschland. Die Sicherheitsbeamten von hüben und drüben sind besorgt und ausgesprochen nervös. Und als dann auch noch am ersten Tag auf ...

„Vier Tage im Juni“ beschreibt den Besuch John F. Kennedys 1963 in Deutschland. Die Sicherheitsbeamten von hüben und drüben sind besorgt und ausgesprochen nervös. Und als dann auch noch am ersten Tag auf den Präsidenten geschossen wird, sind alle aus dem Häuschen. Der Mann hat mächtige Feinde in Deutschland. Seine Außenpolitik gefällt nicht allen und seine lasche Art gegenüber Russland ist auch Adenauer ein Dorn im Auge.

Direkt auf den ersten Seiten steht ein Personenregister mit einigen Worten zu den Akteuren des Buches. Es sind viele und daher gut, wenn das Register gelesen wird. Dann folgen Wechsel zwischen den Städten Washington und Bonn. Die Schauplätze in Bonn, Bad Godesberg und Petersberg sind gut beschrieben, die meisten kenne ich selbst. Die vielen Männer der Sicherheitsdienste Deutschlands und der USA kommen sich immer wieder ins Gehege und alle sind sehr von sich eingenommen. Sonnenbrille, schwarzer Anzug und so weiter. Der Autor erwähnt auch immer wieder die Spione aus dem Osten und selbst ein Doppelagent wirkt in dem Buch mit.

Es war zur Zeit des Kalten Krieges und diese Stimmung fing der Autor Jan - Chrisoph Nüse perfekt ein. Kuba – Krise und Angst vor dem Aufrüsten mit Atomwaffen ist spürbar. Aber auch das Wirtschaftswunderland und der rasche Wiederaufbau. Bestes Beispiel hier: das Rheinhotel Dreesen, welches ich auch kenne. In der Bäckerei am Friedhof Bad Godesberg kaufte ich auch schon meine Teilchen.

Beeindrucken war für mich, dass Herr Nüse sich nicht scheute, die Machenschaften der Nazis gemeinsam mit den Amis zu erwähnen. Nationalsozialisten wurden mit der Hilfe der Amerikaner in hochrangige Jobs gebracht und waren erpressbar. Sie spionierten für die Alliierten und kaum jemand konnte überführt werden. Entnazifizierung? Fehlanzeige.

Nach dem Epilog folgen Erläuterungen zu den Tatsachen und den fiktiven Aktionen. Dann kommt die Liste der erwähnten Dokumente, wie die Protokolle aus Kabinettssitzungen des Jahres 1956. Der Autor schreibt chronologisch die Ereignisse, welche zum Besuch Kennedys in Deutschland führten. Ja, und die umfangreiche Literatur, die er zum Schreiben nutzte, findet ebenfalls Erwähnung. Ein guter Krimi, den ich gerne las. Zumal mir die drei Männer auf dem Cover noch in bester Erinnerung sind.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Ein spannender Thriller

Wer auf dich wartet
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Und endlich las ich mal wieder einen Thriller, der diese Bezeichnung in der Tat verdient. „Wer auf dich wartet“ beginnt mit dem Mord an der jungen Zoe. Ihr Freund Aidan ist sich zunächst überhaupt nicht ...

Und endlich las ich mal wieder einen Thriller, der diese Bezeichnung in der Tat verdient. „Wer auf dich wartet“ beginnt mit dem Mord an der jungen Zoe. Ihr Freund Aidan ist sich zunächst überhaupt nicht sicher, dass er die Tat tatsächlich beobachtete. Aus dem Grund zögert er auch mit dem Anruf bei der Polizei. Vielleicht wollte er ja lediglich den Verdacht von sich ablenken? Zoe war eine freundliche Studentin, die sich immer wieder um ihre Kollegen und Freunde kümmerte. Es ist also kaum vorstellbar, dass sie ermordet wurde. Vielleicht war es ja doch Suizid?

Ja, das war wirklich ein Thriller. Spannend von Anfang an und mit etlichen Wendungen. Auch Verdächtige gab es zahlreich und bis kurz vor dem Schluss war mir nicht klar, wer der Täter ist. Die Autorin hielt die Spannung konstant aufrecht und die Figuren beschrieb sie realistisch. Keine grausamen Szenen mit viel Blut oder zerstückelten Leichen. Sogar ein wenig psychologischer Hintergrund der Aktiven ist auszumachen. Zuweilen gab es allerdings etliche Längen und Dialoge, die nicht zwingend erforderlich waren. Dennoch, das Buch las ich gerne und fieberte mit den Ermittlern, die allesamt sympathisch waren. Vier Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich dafür.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

"Eine Herzensliebe darf man nicht trennen"

Die Pianistin
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Die Pianistin beschreibt einen wichtigen Lebensabschnitt der Clara Schumann, geborene Wieck. Die leidet unter der Strenge ihres Vaters und verliebte sich bereits mit 15 Jahren in Robert Schumann. Herr ...

Die Pianistin beschreibt einen wichtigen Lebensabschnitt der Clara Schumann, geborene Wieck. Die leidet unter der Strenge ihres Vaters und verliebte sich bereits mit 15 Jahren in Robert Schumann. Herr Wieck ist absolut gegen diese Verbindung und dabei spielt nicht nur der das Alter eine Rolle. Er hat viele Vorbehalte gegen Robert.

Clara Schumann war eine Künstlerin, die ich so nicht kannte. Nur Stücke ihres Ehemanns Robert hörte und höre ich gerne. So freute ich mich, dass auch dieser starken Frau ein Roman innerhalb der Reihe „Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gewidmet ist. Von der Autorin Beate Rygiert las ich bereits „George Sand“ und das gefiel mir. Das gilt ebenfalls für Die Pianistin. Viele Künstler aus der Musikwelt sind mir hier begegnet und auch Schriftsteller stellten sich hin und wieder ein.

So war es wohl damals. Mädchen und junge Frauen standen unter der Herrschaft ihrer Väter und bei Clara war das extrem. Er wollte unbedingt eine Künstlerin aus ihr machen und der Drill begann schon, als sie fünf Jahre alt war. Erst mit 19 konnte sie sich von ihm lösen und fühlte sich endlich frei. Warum sie so wehr darauf erpicht war, den brotlosen Künstler Robert zu heiraten, das wusste wohl nur sie alleine. Zumal sie von seiner Krankheit wusste. Trotz einiger Längen gefiel mir Die Pianistin gut und die Leseempfehlung ist selbstverständlich.

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