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Veröffentlicht am 03.12.2020

Nichts für schwache Nerven

Dark
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Blair Harbour, in ihrem früheren Leben Kinderchirurgin, wurde wegen Mordes an einem Nachbarn verurteilt und ist mittlerweile wieder in Freiheit. Ihre Approbation wurde ihr entzogen, deshalb jobbt sie in ...

Blair Harbour, in ihrem früheren Leben Kinderchirurgin, wurde wegen Mordes an einem Nachbarn verurteilt und ist mittlerweile wieder in Freiheit. Ihre Approbation wurde ihr entzogen, deshalb jobbt sie in einer Tankstelle in einer nicht sonderlich sicheren Gegend, die prompt eines Abends überfallen wird. Die jugendliche Täterin entpuppt sich als die Tochter ihrer früheren Zellengenossin Sneak. Diese taucht entgegen der Bewährungsauflagen bei Blair auf und bittet sie, ihr bei der Suche nach ihrer Tochter Dayly zu helfen.
Jessica Sanchez, Ermittlerin bei der LAPD, ist den Lesern schon aus früheren Büchern bekannt. In ihrem letzten Fall löste sie den Mord an einer jungen Frau. Aus Dankbarkeit für ihre Hartnäckigkeit bei der Aufklärung des Verbrechens vererbt der Vater der jungen Frau Jessica sein millionenschweres Anwesen, was Jessica zur meistgehassten Frau im Kollegenkreis macht. Ihr stinkfauler Kollege Wallert ist der Meinung, die Hälfte der Villa gehöre ihm, und auch die Mehrzahl der anderen Polizisten gönnt Jessica das Erbe nicht. Als es zu einem gefährlichen Einsatz kommt, lässt Wallert Jessica im Stich, was sie fast das Leben kostet.
Im übrigen ist Jessica ausgerechnet die Polizistin, die Blair vor Jahren des Mordes überführte. Als sie jetzt durch Zufall Blairs 11jährigen Sohn Jamie kennenlernt, beschließt sie, den alten Fall noch einmal aufzurollen. Mit interessanten Ergebnissen...
„Dark“ ist ein ungeheuer spannender Krimi, in dem es vor brutalen Tätern (und Täterinnen!) nur so wimmelt. Er ist definitiv nichts für schwache Nerven. Obwohl ich normalerweise keine Krimis mag, in denen das Blut literweise fließt, konnte ich diesen kaum aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt isst

Ohne Schuld
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Die Ermittlerin Kate Linville hat beschlossen, in die Dienststelle von Caleb Hale bei der North Yorkshire Police zu wechseln. Umso größer ist ihre Enttäuschung, als sie bei Dienstantritt feststellt, dass ...

Die Ermittlerin Kate Linville hat beschlossen, in die Dienststelle von Caleb Hale bei der North Yorkshire Police zu wechseln. Umso größer ist ihre Enttäuschung, als sie bei Dienstantritt feststellt, dass Caleb Hale suspendiert wurde. Ihr neuer Vorgesetzter ist der unsichere Robert Stewart, dem Caleb indirekt die Suspendierung zu verdanken hat. Keine gute Ausgangslage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Dazu kommt, dass die Dienststelle unterbesetzt ist und es mehr als genug Arbeit für die Beamten gibt.
Da ist zunächst der rätselhafte Fall, in dem ein Unbekannter im Zug die aus Russland stammende Xenia Paget erschießen wollte. Kurze Zeit später wird ein Attentat auf die allseits beliebte Lehrerin Sophia Lewis verübt. Bei ihrem morgendlichen Workout wird ihr Fahrrad durch einen über den Weg gespannten Draht zu Fall gebracht. Als Sophia schwer verletzt am Boden liegt, wird auf sie geschossen, doch die Kugel verfehlt ihr Ziel. Obwohl die beiden Frauen sich nicht kennen und auf den ersten Blick rein gar nichts gemeinsam haben, stellt sich heraus, dass auf beide mit derselben Waffe geschossen wurde.
Kate beginnt die Vergangenheit der beiden Frauen zu durchleuchten und geht jedem noch so kleinen Hinweis nach. Auch Caleb Hale macht sich Gedanken zu den Fällen. Kate ist froh, sich mit ihm austauschen zu können.
Nach und nach kommt ein Puzzleteil zum nächsten und Kate nähert sich der Lösung der Fälle. Dabei begibt sie sich selbst in Lebensgefahr...
„Ohne Schuld“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich mag Charlotte Links Schreibstil sehr und finde auch die Personen sehr gelungen. Weder Kate noch Caleb sind die typischen Superhelden-Ermittler. Kate hat mit mangelndem Selbstwertgefühl zu kämpfen, Calebs Feind ist der Alkohol.
Die Ermittlungen kommen nur langsam voran, mühsame Polizeiarbeit geht der Lösung des Falls voraus. Dies macht den Roman für mich glaubhaft. Nicht jedes Detail wird am Ende aufgeklärt, und so muss sich der Leser bis zum nächsten Fall gedulden, bei dem Caleb Hale, der beschlossen hat, dem Polizeidienst den Rücken zu kehren, hoffentlich trotzdem – vielleicht als Privatdetektiv? – in Erscheinung treten wird. Für mich ein rundum gelungener Krimi, bei dem Charlotte Link-Fans auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Ausnahmezustand in Haparanda

Wolfssommer
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In der Nähe der schwedischen Kleinstadt Haparanda werden zwei tote Wölfe gefunden. An und für sich nichts Ungewöhnliches, immer wieder kommt es vor, dass Wölfe vergiftet werden. Doch dieses Mal finden ...

In der Nähe der schwedischen Kleinstadt Haparanda werden zwei tote Wölfe gefunden. An und für sich nichts Ungewöhnliches, immer wieder kommt es vor, dass Wölfe vergiftet werden. Doch dieses Mal finden sich menschliche Überreste im Magen der Wölfe. Die Polizisten, die sich sonst eher mit Falschparkern und Eigentumsdelikten beschäftigen, machen sich auf die Suche nach der Leiche und werden fündig. Es stellt sich heraus, dass der Tote an einem Drogendeal beteiligt war, doch die Drogen sind verschwunden. Auch der Besitzer der Drogen, ein russischer Mafiaboss, wüsste gerne, wo sein Eigentum abgeblieben ist und schickt die Profikillerin Katja in den verschlafenen Ort. Sie findet bald Hinweise und bringt auf der Suche nach den Drogen mehrere Menschen um, doch sowohl die Drogen als auch eine größere Summe Bargeld bleiben verschwunden.
Die Ermittler vor Ort haben derweil noch ganz andere Probleme. Hannah Wester spürt zum Beispiel, dass ihr Mann etwas vor ihr verheimlicht. Er weicht ihren Fragen aus, geht ihr aus dem Weg. Hat er etwa eine Geliebte? Auch im Team hat so mancher etwas zu verbergen. Zum Beispiel befindet sich ein Maulwurf unter ihnen...
„Wolfssommer“ ist ein ausgesprochen spannender Krimi mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, was am Anfang etwas verwirrend ist, doch am Schluss wird –fast- alles aufgelöst. Allerdings bleiben auch etliche Fragen offen und es ist zu hoffen, dass eine Fortsetzung nicht allzu lang auf sich warten lässt.
Ich habe „Wolfssommer“ als Hörbuch gehört, ganz hervorragend gelesen von Vera Teltz. Spannende Unterhaltung garantiert.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Auf den Spuren der Küstenseeschwalben

Zugvögel
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In ihrem Debütroman führt uns Charlotte McConaghy in eine dystopische Welt der nahen Zukunft, in der es so gut wie keine wildlebenden Tiere mehr gibt. Nicht nur Elefanten und Tiger sind ausgestorben, auch ...

In ihrem Debütroman führt uns Charlotte McConaghy in eine dystopische Welt der nahen Zukunft, in der es so gut wie keine wildlebenden Tiere mehr gibt. Nicht nur Elefanten und Tiger sind ausgestorben, auch Insekten, Fische, Füchse usw. Nur Nutztiere werden noch gezüchtet.
Die junge Franny ist sehr naturverbunden und das Artensterben nimmt sie sehr mit. An der Universität, wo sie als Putzfrau arbeitet, lernt sie den Dozenten Niall kennen, der das Verhalten von Zugvögeln erforscht. Die beiden heiraten aus einer Augenblickslaune heraus, bereuen ihre Heirat jedoch nie.
Franny verspürt schon seit jeher eine Unruhe in sich, sie hält es nie lange an einem Ort aus. Ständig ist sie auf der Suche. Niall kann sich nie sicher sein, ob sie zu ihm zurückkehrt. Doch dann ist er es, der eines Tages geht...
Zu Beginn des Buchs sucht Franny ein Schiff, das sie mitnimmt, um dem Zug der letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Frannys Theorie ist, dass die drei von ihr beringten Seeschwalben ein Fischerboot zu den wenigen verbleibenden Fischvorkommen führen werden. Ihre letzte Hoffnung ist ein Schiff namens Saghani, und tatsächlich lässt sich deren Kapitän Ennis darauf ein, Franny mit an Bord zu nehmen. Zuerst misstrauisch beäugt vom Rest der Besatzung, gewinnt Franny ihre Anerkennung, denn sie arbeitet so hart wie der Rest. In Rückblicken erfahren wir, dass Franny in Irland im Gefängnis saß, was genau passierte, bleibt lange im Dunkeln. Eigentlich dürfte sie nicht an Bord des Schiffes sein, denn damit verstößt sie gegen ihre Bewährungsauflagen. Die Reise an Bord der Saghani ist ein einziges gefährliches Abenteuer, mehr als einmal befinden sie sich alle in Lebensgefahr.
„Zugvögel“ ist ein sehr poetisches und traurig machendes Buch, das einem vor Augen führt, wohin unser Lebenswandel und die grassierende Umweltverschmutzung führen könnten. Die Geschichte um Franny ist spannend erzählt, wenngleich manches ein wenig unlogisch erscheint. Mir hat das Buch gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Familien sind wie Nougat – vorwiegend süß mit ein paar tauben Nüssen

Das Haus in der Claremont Street
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Tom ist neun Jahre alt, als sein gewalttätiger Vater Toms Mutter Mona erschlägt und sich anschließend erschießt. Tom zieht sich vollkommen in sich selbst zurück und spricht nicht mehr. Das Leben erscheint ...

Tom ist neun Jahre alt, als sein gewalttätiger Vater Toms Mutter Mona erschlägt und sich anschließend erschießt. Tom zieht sich vollkommen in sich selbst zurück und spricht nicht mehr. Das Leben erscheint ihm sinnlos und er gibt sich eine Mitschuld am Tod der Mutter.
Zunächst lebt Tom bei der ältesten Schwester seiner Mutter, Sonya, und deren Mann Alex. Die beiden versuchen seit Jahren ein Kind zu bekommen und freuen sich zunächst über die Aufgabe, doch das Leben mit einem schwer traumatisierten Neunjährigen, der nicht spricht und Nacht für Nacht ins Bett macht, überfordert ihre Fähigkeiten und Tom zieht zu Sonyas jüngerer Schwester Rose in die Claremont Street. Das Leben dort könnte nicht unterschiedlicher sein zu dem, was Tom bei Sonya erlebte. Während dort Perfektionismus herrschte, lebt Rose im absoluten Chaos. Mit im Haus leben Nick, Roses 14jähriger Sohn, sowie Sonyas und Roses Bruder Will. Obwohl Tom sich in dieser Umgebung weitaus wohler fühlt, bleibt er stumm und beginnt sich selbst zu ritzen. Nach einer Reihe von Vorkommnissen beschließt das Jugendamt, dass es das Beste für Tom ist, in einer Pflegefamilie zu leben. Wieder wird der Junge aus seiner gewohnten Umgebung gerissen, doch nun erwacht der Kampfgeist der Schwestern. Sie beschließen, ihre eigenen Probleme und Differenzen beiseite zu legen und dafür zu kämpfen, dass Tom in ihre Familie zurückkehrt.
Wiebke von Carolsfeld zeichnet in diesem Roman das Bild einer Familie, die alles andere als perfekt ist. Nicht nur Tom ist traumatisiert, auch Monas Geschwister machen sich die größten Vorwürfe. Sie alle hatten bemerkt, dass Monas Ehe nicht glücklich war, doch beschlossen wegzuschauen. So unterschiedlich die Geschwister sind, so versucht doch jeder auf seine Art, Tom zu helfen und mit dem Verlust weiterzuleben. „Das Haus in der Claremont Street“ ist ein sehr berührender und eindringlicher Roman. Er schockiert und macht traurig, doch gibt auch Hoffnung. Ein Buch, das aus der Masse hervorsticht.

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