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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2020

Manchmal muss man weit gehen, um bei sich selbst anzukommen

Juno und die Reise zu den Wundern
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Die junge Juno lebt nun in der großen Stadt. Hier will sie eine andere werden, ihre Ängstlichkeit und Zaghaftigkeit hinter sich lassen, aus ihrer Unsicherheit heraustreten, ins Licht eines Lebens, wie ...

Die junge Juno lebt nun in der großen Stadt. Hier will sie eine andere werden, ihre Ängstlichkeit und Zaghaftigkeit hinter sich lassen, aus ihrer Unsicherheit heraustreten, ins Licht eines Lebens, wie jeder es lebt, so empfinden und sein wie alle Menschen. Und so durchstreift sie die Straßen ihres neuen Zuhauses und wartet darauf, dass ihre Träume in Erfüllung gehen. Dann trifft sie auf Mr. James, den Besitzer eines alten Ladens und dort verbringt sie fortan viel Zeit. Sie geht dem alten Mann zur Hand, lernt eine Menge über Uhren und fühlt sich sehr wohl in dieser kleinen Zuflucht vor der Welt da draußen. Doch irgendwann fordert Mr. James sie auf, mutig zu sein und aufzubrechen zu einer Reise zu den Wundern, was immer er damit auch meint. Und so macht sich Juno schließlich auf den Weg in Länder, von denen wir noch nie gehört haben, die es auf die ein oder andere Weise aber gibt, fantastisch und real zugleich. Und in jedem dieser Länder trifft Juno auf Menschen, die sie mit offenen Armen empfangen und sie erfahren lassen, was immer ihr noch fehlt, um tatsächlich sie selbst zu sein.
Realität, Metapher, die pure Fantasie, es wird wohl irgendetwas dazwischen sein, was uns Lesern hier angeboten wird, um uns erst zum Träumen und dann zu mindestens einer Erkenntnis zu bringen, diese Geschichte war wunderschön. Aber ich bin mir sicher, da bleibt noch einiges mehr zurück, über das man wunderbar nachdenken kann.

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Mit Lügen ist es oft leichter und die Gesellschaft verhält sich danach

Generation Fake
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Patrick Burow ist Richter von Beruf und in seinem langen Berufsleben ist ihm aufgefallen, wie die Haltung der Menschen, die Wahrheit zu sagen und zu seinen Fehlern zu stehen, immer mehr abnimmt, denn das ...

Patrick Burow ist Richter von Beruf und in seinem langen Berufsleben ist ihm aufgefallen, wie die Haltung der Menschen, die Wahrheit zu sagen und zu seinen Fehlern zu stehen, immer mehr abnimmt, denn das ist ja gerade bei der öffentlichen Behandlung einer unrechten 'Tat', in Form einer Gerichtsverhandlung, ein ganz entscheidender Faktor. Und natürlich hat er auch über seinen beruflichen Tellerrand hinausgeschaut, rein in unsere Gesellschaft. Ob in der Familie, im Bekanntenkreis, im Beruf und mit einem ganz speziellen Focus, in der Politik und seinen Führungspolitikern mit ihrer öffentlichen Vorbildfunktion, überall ist die 'Unwahrheit' zuhause.
Dies einmal laut auszusprechen und es an Beispielen zu belegen, das ist Burrows Anliegen in diesem Sachbuch. Dabei darf dann durchaus auch mal geschmunzelt werden. Und man selbst ertappt sich selbst dabei, ungläubig den Kopf zu schütteln über das, was Menschen so treiben, um nicht zugeben zu müssen, einen Fehler begangen zu haben, gerade wenn es doch eigentlich um gar nichts wichtiges geht.
Das Buch ist in einer sehr ruhigen flüssigen und gut lesbaren Sprache verfasst. Es bietet Unterhaltung und Information in einem sehr ausgewogenen Maß. Und, das Wichtigste, es erfüllt sein Ziel. Man denkt nach, darüber und reflektiert sein eigenes Verhalten. Muss es denn 'die Ausrede sein', die ja tatsächlich, sprechen wir es aus, eine Lüge ist oder kommt bei seinem Gegenüber eine ehrliche Antwort oft genauso gut an.
Das Buch ist durchaus zu empfehlen und das ist die Wahrheit, ganz ehrlich.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Eine Geschichte aus dem hohen Norden, die aus dem Rahmen fällt

Wir sind fünf
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Tormod Blystad lebt in einem kleinen Ort in Norwegen. Er hat eine Familie und ist fest in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Die wilden Jahre mit Alkohol und Drogen liegen schon lange hinter ihm und nun ...

Tormod Blystad lebt in einem kleinen Ort in Norwegen. Er hat eine Familie und ist fest in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Die wilden Jahre mit Alkohol und Drogen liegen schon lange hinter ihm und nun zählen nur noch seine Frau und seine zwei Kinder. Nicht alles läuft gut, die Familie hat durchaus ihr Päckchen zu tragen und um ihnen allen etwas Gutes zu tun, zieht ein weiteres Familienmitglied ein, ein Hund, Snusken. Doch als es diesen plötzlich nicht mehr gibt, sind alle sehr niedergedrückt und Tormod bastelt zur Ablenkung in seiner Werkstatt herum. Bis dahin ist das eine vom Schreibstil ein wenig behäbig und schwerfällig dargebotene Geschichte rund um ein kleines eher freudloses ganz normales Leben, aber dann ist da, simsalabim, ein von Tormod grob geformter Klumpen Lehm, der über Nacht aus mehr oder minder geheimnisvollen mystischen Gründen lebendig wird. Das bringt erstmal freudige sehr willkommene Abwechslung in das Leben, nicht nur der Familie selbst, sondern auch der ganzen Dorfgemeinschaft. Die Geschichte schreitet weiter voran und dann kippt sie, hin zu etwas, das man wohl irgendwo zwischen Mystik und Horror ansiedeln kann.
Also, jemand, der es gerne mal etwas anders mag, ist hier auf jeden Fall richtig. Mich lässt die Geschichte mit ein wenig zwiespältigen Gefühlen zurück, zumal am Ende doch einiges sehr schwammig und nicht wirklich abgeschlossen zurückbleibt. Ob das so sein soll oder 'das Andere' nur bei mir nicht so ganz angekommen ist, das müsste man dann wohl den Autor selbst fragen.
Wer gerne liest, sollte es auf jeden Fall mit diesem Buch versuchen, weil es einfach so gar nicht Mainstream ist und das hat ja auch seinen Reiz.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Eine junge Frau besegelt die Welt und lebt ihre Träume

Die Wellenreiterin
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Liz Clark hat einen großen Traum und nie hätte sie gedacht, die Chance zu bekommen, ihn zu leben. Und dann ist es soweit und sie sticht mit der CAL 40, ihrem Segler, in See. Die Südsee will sie erkunden, ...

Liz Clark hat einen großen Traum und nie hätte sie gedacht, die Chance zu bekommen, ihn zu leben. Und dann ist es soweit und sie sticht mit der CAL 40, ihrem Segler, in See. Die Südsee will sie erkunden, verweilen wo es nach ihr ruft, surfen an schönen Stränden, fremde Menschen kennenlernen. Und das Alles wird tatsächlich war. Mit diesem Buch nimmt sie uns Leser mit auf ihre Reise, durch Höhen und Tiefen und dank der herrlichen Bilder mit zu all den Orten und wunderbaren Landschaften, die man sich in seinen Gedanken so erträumt. Der Funke ihrer unbändigen Begeisterung für das, was sie da tut, springt unweigerlich auf einen über. Natürlich werden die so detailgenauen Beschreibungen über einfach alles auf ihrer Reise manchmal etwas lang, aber da vergisst sie eben einfach die Perspektive der Leser zuhause auf dem Sofa, die einfach nicht so nahe dran sein können, wie sie selbst.
Ich hatte viel Freude an dem Buch, der Haltung und Emotionalität dieser jungen Frau und den Bildern, die sehr viel zu einem rüber gebracht haben.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Ein kurdischer Vater, eine deutsche Mutter und jede Menge Erleben dazwischen

Die Sommer
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Leyla ist die Tochter eines kurdisch-syrischen Vaters, der nach Deutschland geflüchtet ist und einer deutschen Mutter. Die kleine Familie lebt in Deutschland, aber jedes Jahr im Sommer reist der Vater ...

Leyla ist die Tochter eines kurdisch-syrischen Vaters, der nach Deutschland geflüchtet ist und einer deutschen Mutter. Die kleine Familie lebt in Deutschland, aber jedes Jahr im Sommer reist der Vater mit der Tochter in seinen Heimatort zurück, um Zeit mit seinen dortigen Angehörigen zu verbringen. Leyla liebt diese Sommer, in denen sie geliebt und umsorgt in der Wärme der syrischen Verwandten verbringt. Als es dort dann Krieg gibt, geht das natürlich nicht mehr und die Welt der inzwischen heranwachsenden Tochter wird komplizierter. Ihr Vater kann die Ereignisse nur noch von Deutschland aus verfolgen. Er macht sich große Sorgen um die Eltern und Geschwister und seine eigenen Erlebnisse, die ihn zur Flucht bewogen haben und sein eigenes Fluchtdrama kommen wieder in ihm hoch. Und er erzählt seiner Tochter davon. Das Alles nimmt auch Leyla selbst sehr mit und sie ist geradezu fassungslos, dass in Deutschland das Leben einfach weiter geht und es niemanden interessiert, was ihre Verwandten in Syrien erleiden müssen. Sie stellt sich die Frage, wer sie ist, als was sie sich fühlt und dies in mehr wie einer Hinsicht. Dazu der tägliche Rassismus, den sie immer bewusster wahrnimmt und der starke Emotionen in ihr auslöst, das alles ist schon sehr erdrückend. Und dann erlebt sie die Flüchtlingspolitik ihres eigenen Heimatlands so unmittelbar, das Verschieben von 'ihren Menschen' und die unsagbare Machtlosigkeit dem gegenüber, was ja anscheinend nun mal Gesetz ist, aber nach ihrem Empfinden nicht Recht.
Das ist harter Stoff und eigentlich würde man erwarten, mehr Nähe, mehr ganz nah dran an dieser Geschichte, die ja eigentlich die Geschichte der Familie der Autorin und ihr selbst ist, kann es nicht geben. Aber genau das ist hier nicht der Fall und das ist auch der Grund, warum 'dieser Roman' nicht so wirklich befriedigend funktioniert. Ich bin mir sicher, dieses 'sich zurück nehmen' und Neutralität bewahren ist eine bewusste Entscheidung der jungen Schriftstellerin gewesen, aber diese Coolness ist hier nicht angebracht. In unserem täglichen Leben ist das Gefühle nicht zeigen gang und gäbe, aber in der Literatur, da macht es gerade bei diese Art von Roman ausgesprochen Sinn, mutig zu sein und echt, denn sonst verliert man den Leser auf dem Weg, den man mit ihm gehen will. Und genau das ist hier ein bisschen passiert, nicht im ersten Teil des Buches, aber danach.
Aber trotzdem bin ich mir sicher, man wird bald wieder von etwas von Ronya Othmann lesen, dann etwas älter, etwas selbstbewusster und mit etwas mehr Mut zum eigenen Gefühl.

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