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Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein besonderer Auftrag für eine schwarze Spionin

American Spy
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Marie würde alles tun, um ihre 4jährigen Zwillingssöhne zu beschützen. Als eines nachts jemand in ihr Haus einbricht, kann sie sich und ihre Kinder retten. Mit gefälschten Papieren reist sie zu ihren Mutter ...

Marie würde alles tun, um ihre 4jährigen Zwillingssöhne zu beschützen. Als eines nachts jemand in ihr Haus einbricht, kann sie sich und ihre Kinder retten. Mit gefälschten Papieren reist sie zu ihren Mutter nach Martinique. Dort schreibt sie ihre Erinnerungen auf, in Form eines langen Briefs an ihre Kinder.

Ihre Geschichte beginnt in New York in den 60er Jahren. Als schwarzes Mädchen erlebt sie viele Benachteiligungen. Sie hat eine besondere Beziehung zu ihrer großen Schwester, die unbedingt Spionin werden will. Auch Marie entschließt sich diesen Weg einzuschlagen.

Doch ganz gleich, wie sehr sie sich bemüht gute Arbeit zu leisten, als schwarze Frau bekommt sie bei der FBI meistens nur unwichtige Schreibtischjobs. Bis sie für einen besonderen Auftrag angeworben wird. Sie soll sich dem sozialistischen Präsidenten von Burkino Faso annähern. Da sie eine attraktive Frau ist, sind ihre Auftraggeber der Meinung, dass sie leicht persönlichen Zugang zu ihm bekommen wird.

Wer einen spannenden Thriller mit einer schnelllebigen Handlung erwartet, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein. Auf den meisten Seiten dieses Buchs wird das Leben Maries langsam entfaltet. Die vielen Zeitsprünge verwirren beim Lesen. Vermutlich sollen sie Spannung erzeugen, da der Leser erst nach und nach wichtige Hintergründe erfährt.

Den Teil der Geschichte, der in Burkino Faso spielt, beruht auf Tatsachen. Dabei wird die Außenpolitik der Amerikaner kritisiert, die sich oft verhalten als wären sie die Weltpolizisten, und als müssten sie mit Gewalt ihre Werte anderen Ländern überstülpen. Auch die Schilderung über die Kindheit und Jugend einer schwarzen Frau in Amerika ist interessant. Trotzdem überzeugt das Buch als Ganzes nicht unbedingt. Es ist teilweise zu langatmig, es werden zu viele Charaktere eingeführt, die nicht greifbar werden, und es werden schließlich nicht alle offene Fragen geklärt.

Fazit: Eher eine Familiengeschichte als eine Spionagethriller, bietet dieses Buch interessante politische und historische Hintergrundinformationen, doch die Erzählweise kann leider nicht fesseln.

Veröffentlicht am 21.10.2020

Wohnst du noch oder lebst du schon?

Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand
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Ulrich steht ganz allein da. Erst kürzlich sind seine Eltern gestorben. Er hat keine Geschwister und ist nicht verheiratet.

Aus seinem Fenster blickt er auf den leuchtenden Schriftzug einer bekannten ...

Ulrich steht ganz allein da. Erst kürzlich sind seine Eltern gestorben. Er hat keine Geschwister und ist nicht verheiratet.

Aus seinem Fenster blickt er auf den leuchtenden Schriftzug einer bekannten Möbelkette. Das nahe Möbelhaus symbolisiert für ihn Glück und Wohlbefinden. Könnte man nur sein Leben so leicht neu einrichten wie eine Wohnung.

Als Ulrich seine Arbeitsstelle verliert ist er eigentlich erleichtert, doch irgendwann geht ihm das Geld aus und er muss sich arbeitslos melden. Sein Sachbearbeiter möchte ihn zu einem Computerkurs schicken, doch alles in Ulrich sträubt sich dagegen.

Beim Schlendern durch das Möbelhaus spürt er, dass er gar nicht mehr nach Hause will. Kurzentschlossen versteckt er sich in einem Schrank und lässt sich für die Nacht einsperren. Zaghaft verlässt er viel später sein Versteck und erkundigt sein neues, stilles Zuhause.

Ulrich ist auf der Suche, und er hat das Gefühl er wird hier finden, was er sucht – auch wenn er überhaupt nicht weiß, was er sucht. Und seine Suche wird belohnt. Er findet so viel mehr, als er sich hätte erträumen können.

Dieses Buch ist sehr schön gestaltet und erinnert mit seiner Farbgebung an Ulrichs Wahlheimat. Vor jedem Kapitelbeginn ist eine kleine Zeichnung eines Männchens auf einem Möbelstück zu sehen, das gibt dem Buch einen leichten Charakter.

Der Grundton des Buchs ist eher melancholisch, auch wenn lustige und verschrobene Begebenheiten nicht fehlen. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die Gedankenwelt von Ulrich und erlebt dabei einen zutiefst unglücklichen Mann, der sich selbst verloren hat. Der feinfühlige Ulrich tat stets, was von ihm erwartet wurde, doch dabei blieb das, was ihn als Person ausmacht, auf der Strecke. Diese Charakterisierung wird sehr gut gezeichnet, doch gegen Mitte des Buchs wird das Lesen mühsam, da wenig geschieht und der Leser den Protagonisten inzwischen recht gut kennt.

Trost und Hilfe findet Ulrich durch ein menschliches Gegenüber, vor allem aber durch eine besondere Gegenwart, die im Möbelhaus in sein Leben tritt. Diese Gegenwart erinnert an eine Gottfigur, dabei bleibt sie aber so unkonkret, dass Anhänger verschiedener Religionen sie als passend zu ihrer Anschauung sehen würden. Auch wenn manches an christliche Inhalte erinnert, bleibt es unkonkret. Gerade das wird manchen sehr gut gefallen, ich persönlich hatte nach dem Lesen der letzten Seite ein unbefriedigendes Gefühl, da der Glaube an Jesus Christus sich, meiner Meinung nach, stark von einer diffusen Gegenwart unterscheidet, die erst vom Glaubenden mit Inhalt gefüllt werden muss.

Fazit: Eine schön geschriebene und tiefsinnige Gleichnis-Erzählung, über einen einsamen Mann, der an einem ungewöhnlichen Ort Frieden mit sich selbst schließt. Obwohl gute Inhalte vermittelt werden, stört die synkretistische Tendenz der Erzählung.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

9783711720672

Wundersuche
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Der Österreicher Thomas Bruckner ist schockiert als bei ihm ein Hirntumor festgestellt wird. Aus medizinischer Sicht muss er nicht sofort operiert werden. Diese Zeit nimmt er sich, um mehrere Wunderheiler ...

Der Österreicher Thomas Bruckner ist schockiert als bei ihm ein Hirntumor festgestellt wird. Aus medizinischer Sicht muss er nicht sofort operiert werden. Diese Zeit nimmt er sich, um mehrere Wunderheiler aufzusuchen. Einerseits reizt ihn das aus journalistischer Sicht, andererseits hat er die große Hoffnung, dass er geheilt werden kann.

Er ist aber auch skeptisch. Sind diese Heiler alle Scharlatane, die ihre hoffnungsvollen Patienten täuschen? Thomas Bruckner nimmt sich vor nichts von seiner Diagnose zu sagen. Wenn ein Heiler selbst feststellen kann woran er leidet, gewinnt er auf jeden Fall an Glaubwürdigkeit.

Seine Reise führt ihn rund um die Welt. Er beginnt in seiner Heimat und stellt fest, dass es allein in Österreich unzählige Heiler gibt. Aber auch in Brasilien, auf den Philippinen und im afrikanischen Busch sucht er bekannte und weniger bekannte Wunderheiler auf.

Die Heiler sind so unterschiedlich wie die Heiler, vom zurückhaltenden Bauern zum mächtigen Sektenchef ist alles vertreten. Viele dieser Heiler hatten ein besonderes Erlebnis, in dem ihnen ihre besonderen Kräfte verliehen wurden.

Am Ende der Reise ist der Autor immer noch ein Suchender. Er hat vieles erlebt und gelernt, aber Antworten hat er trotzdem nicht.

Thomas Bruckner ist einerseits skeptisch, andererseits offen für alle Weltanschauungen und Heilmethoden. Er ist bereit sich mit Haut und Haaren auf alles einzulassen. Das führt ihn an seine Grenzen. Doch trotz allem Bemühen bleibt er im Ungewissen. Darum ist dieses Buch zwar als Erfahrungsbericht interessant, aber der Leser ist nachher nicht wirklich schlauer.

Manches scheint zu wirken, oder was es doch etwas anderes, das geholfen hat? Es lässt sich nicht nachvollziehen, ob die Handauflegungen und geistliche OPs etwas bewirkt haben oder nicht. Irgendwelche übernatürliche Kräfte scheinen tatsächlich am Werk zu sein, und die Auswirkungen sind oft alles andere als angenehm. Ob es da nicht klüger wäre zu prüfen was für Kräfte das sind, anstatt sich bedenkenlos auf alles einzulassen? Der Autor scheint recht unentschlossen und urteilslos zu sein.

Fazit: Gut geschrieben, begleitet der Leser den Autor auf eine Reise zu Heilern, die auf ganz unterschiedliche Weise wirken. Als Geschichte ist diese Erzählung interessant, aber der Leser bleibt ratlos zurück. Dieses Buch ist eher eine Reisereportage als ein Ratgeber, und die Vorgehensweise des Autors ist mit Sicherheit nicht zur Nachahmung empfohlen!

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Leben in der Erwartung entrückt zu werden

Könnte die Entrückung HEUTE stattfinden?
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Dieses Wort gehört nicht gerade zur Alltagssprache. Entrückung – was ist das nur? Vor allem aber, was bedeutet das für mich persönlich? Auf diese Fragen geht der Jurist und Theologe Mark Hitchcock in diesem ...

Dieses Wort gehört nicht gerade zur Alltagssprache. Entrückung – was ist das nur? Vor allem aber, was bedeutet das für mich persönlich? Auf diese Fragen geht der Jurist und Theologe Mark Hitchcock in diesem Buch ein.

Bibelausleger sind sich nicht einig in welcher Reihenfolge die Ereignisse der letzten Zeit geschehen werden. Einig sind sie sich, dass schlimme Zeiten auf die Erdenbewohner zukommen. Es gibt die Einstellung, dass Menschen, die an Jesus Christus glauben, von der Erde weggenommen werden bevor diese schwere Zeit, Trübsalszeit genannt, beginnt. Andere lesen aus der Bibel heraus, dass gläubige Christen entweder während oder nach der Trübsalszeit von der Erde entrückt werden. Die Bibel enthält eine Vielzahl von Aussagen über das Ende der Zeit. Es ist schwer alle Ereignisse in ein Schema unterzubringen, das allen Aussagen gerecht wird. Unterschiedliche Meinungen entstehen auch, weil nicht klar ist, ob alle biblische Aussagen wörtlich gemeint sind, oder ob manches bildlich oder symbolisch zu verstehen ist.

Für Mark Hitchcock besteht kein Zweifel. Er hat sich ausführlich mit den biblischen Aussagen beschäftigt und viele Bücher über die Auslegung der Endzeitprophetien geschrieben. Mit diesem Buch möchte er ermutigen an eine Entrückung zu glauben, die jeden Augenblick stattfinden könnte. Sein stärkstes Argument für diese These ist die Feststellung, dass die biblischen Briefeschreiber ebenfalls in dieser Erwartung lebten.

Im ersten Teil dieses Buchs erklärt der Autor was Entrückung bedeutet. Er untersucht wichtige Bibelstellen und nennt Beispiele für Menschen, die zu biblischen Zeiten entrückt wurden. Im zweiten Teil vergleicht er seine Ansicht über den Zeitpunkt der Entrückung mit anderen Einstellungen. Im dritten Teil geht er auf Fragen zur Entrückung ein, zum Beispiel ob auch Kinder entrückt werden oder ob ein Datum für die Entrückung berechnet werden kann. Im vierten Teil ermutigt er den Leser in einer Erwartungshaltung zu leben. Das Buch schließt mit einem Dokument aus den 50er Jahren, in dem fünfzig Argumente für eine Entrückung vor der Trübsalszeit kurz zusammengefasst werden.

Dieses Buch ist schnell gelesen. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam, denn der Autor lockert die theologische Aussagen mit Beispielen und humorvollen Betrachtungen auf. Er nennt viele Bibelstellen, sodass Leser seine Aussagen überprüfen können. Trotz all dieser Pluspunkte kommt die Gegenüberstellung mit anderen Theorien zu kurz. Für den Autor steht fest, wie die Aussagen der Bibel zu verstehen sind. Es scheint als hätte er eine vorgefasste Meinung, für die er Belege in der Bibel sucht. Es entsteht der Eindruck, dass er nicht unvoreingenommen an das Thema herantritt. Andere Argumente werden recht schnell abgetan. Viele seiner Aussagen stützen sich auf andere Aussagen, die aber nicht eindeutig belegt werden. Fällt das erste Argument weg, verlieren die weiteren Argumente an Gewicht. Ein Beispiel: Der Autor geht davon aus, dass die Trübsalszeit wesentlich schlimmer sein wird als alles, was wir jetzt erleben. Das ist aber nur seine Meinung, andere vermuten, dass die Trübsalszeit bereits begonnen hat. Diese Ansicht des Autors ist jedoch die Grundlage für viele weitere Thesen.

Fazit: Gut lesbar, eignet sich dieses Buch für die Beschäftigung mit eschatologischen Fragen. Trotz mancher Mängel ist es empfehlenswert, da es kurz und verständlich über den biblischen Begriff „Entrückung“ aufklärt, und den Leser ermutigt täglich mit diesem besonderen Ereignis zu rechnen.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Reizvolle Ablenkung bei Wehwehchen

Mein Puste-Licht-Buch: Die kleine Tröste-Fee
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Dieses Bilderbuch aus Hartpappe enthält eine ganz besondere Überraschung. Auf jeder Doppelseite des Buchs sind vier kleine Lichter zu sehen. Wenn das Kind unten auf die Seite pustet gehen diese Lichter ...

Dieses Bilderbuch aus Hartpappe enthält eine ganz besondere Überraschung. Auf jeder Doppelseite des Buchs sind vier kleine Lichter zu sehen. Wenn das Kind unten auf die Seite pustet gehen diese Lichter an.

Etwas mehr als die Hälfte des Buchs enthält die Technik. Auf der Rückseite befindet sich ein Batterienfach und ein Schalter; so kann die Leuchtfunktion an- und ausgeschaltet werden.

Gelesen ist das Buch sehr schnell. Es enthält vier Doppelseiten, die unglückliche Tiere zeigen. Ob Bauchweh, ein Insektenstich, ein Sturz oder eine Erkältung, ihre Not passt gut zum Alltag der Kleinen. Die Texte sind sehr kurz. Ein Reim auf der linken Seite beschreibt das Unglück, und auf der rechten Seite wird das Kind aufgefordert mit der Tröste-Fee zu pusten, damit es nicht mehr so weh tut.

Das Aufleuchten der Lichter lässt die Kleinen staunen und macht großen Spaß. Es ist aber eine Enttäuschung, dass dieses Buch so kurz ist. Der Leuchteffekt sorgt sicher für eine schnelle Ablenkung, da wäre es wirklich schön, wenn das Buch mehr als vier Doppelseiten hätte.

Die Bilder sind schön und kindgerecht gezeichnet. Die Tiere, die getröstet werden sollen, erinnern mit ihrer Kleidung an Kuscheltiere. Dazu kommen passende Elemente, wie Bienen oder Kuchen, doch insgesamt sind die Bilder übersichtlich. Es gibt nicht viele Einzelheiten, die entdeckt werden können.

Fazit: Lichter leuchten auf - eine faszinierende Idee, die Kindern sicher viel Spaß macht. Schade, dass Bilder und Texte so überschaubar sind.