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Veröffentlicht am 22.12.2020

Das 2079 der Zukunft?

Mars Ultor
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Die Welt aus „Mars Ultor“ ist düster, verseucht, voll mit Reklame, Manipulation und Ausbeutung. Kein 2079, das ich mir wünsche. Der Autor entwirft ein beängstigendes Szenario, das leider viel zu wahr ...

Die Welt aus „Mars Ultor“ ist düster, verseucht, voll mit Reklame, Manipulation und Ausbeutung. Kein 2079, das ich mir wünsche. Der Autor entwirft ein beängstigendes Szenario, das leider viel zu wahr klingt und von dem ich hoffe, dass es nur Fiktion bleiben wird.
Es ist eine Erinnerung daran, dass wir vielleicht irgendwann den Mars besiedeln können, aber wir trotzdem nur einen Planeten Erde haben. Eine Warnung, was geschehen könnte, wenn wir nicht aufpassen.

Der Schreibstil wirkte auf mich sehr nüchtern und sachlich. Aber ich denke, für einen Science Fiktion Roman dieser Art ist das passend. Es gelingt dem Autor trotzdem, eine eindringliche Atmosphäre zu erschaffen. Einige Formulierungen fand ich noch holprig, Wortwiederholungen und kleinere Fehler haben mich im Lesefluss gestört. Hier muss definitiv noch ein professionelles Lektorat gemacht werden, aber das ist wohl schon in Planung.
Alle wichtigen (technischen) Informationen werden aber verständlich in die Handlung eingebunden, ohne dass ich sie als störend empfunden habe. Es wurde sehr viel Wert auf die Details gelegt, um diese Welt möglichst realitätsnah und authentisch zu gestalten. Die Gedanken dahinter, die Einzelheiten und Schlussfolgerungen wirkten sehr durchdacht. Bereits in den ersten Seiten konnte ich so viel Faszinierendes über Gesellschaft, Technologie und Klima erfahren, ohne dass es an Handlung gemangelt hätte.
Ein Konzern mit fragwürdiger Reputation, gefährliche Missionen, undurchsichtige Forschungen ‑ es passiert einiges, um für Spannung zu sorgen. Ich hatte jedoch den Eindruck, das vieles mir bereits woanders in ähnlicher Art und Weise begegnet ist. Es wird vorrangig auf typische Erzählstrukturen gesetzt. Das hat mich jedoch nicht gestört. Wer klassische Sci‑Fi mag, wird sich hier zwischen bekannten Mustern und Ideen aus „Alien“, „Blade Runner“ oder „Altered Carbon“ sehr wohlfühlen.

Während die Welt und das Setting mir gefielen, hatte ich allerdings mit den Dialogen und einigen Charakteren so meine Probleme. Die weiblichen Crewmitglieder mussten sich ständig beweisen, werden unterschätzt und auf ihre Äußerlichkeiten reduziert. Flache, sexistische Sprüche waren an der Tagesordnung. Das unreife Verhalten insgesamt hat mich auf Dauer sehr genervt. Und auch wenn es den Soldatinnen durchaus gelingt, sich ihre Positionen zu erarbeiten, hätte ich viele Charaktere gerne einmal durch die Luftschleuse gestoßen und durch andere ersetzt. Bei Aussagen wie „Ich mag es, wenn sie sich etwas sträuben.“ habe ich mich einfach nur unwohl gefühlt.

Ich denke, im Allgemeinen besteht in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung noch Potential nach oben. Einige wie z.B. McAdams wirkten auf mich eindimensional und auch zum Teil klischeehaft. Manchmal fiel es mir schwer, Handlungen nachzuvollziehen oder weshalb sich Personen plötzlich anders verhalten haben. Ich brauche eine gewisse emotionale Verbindung zu den Charakteren, um mit ihnen mitfiebern zu können. Das hat mir jedoch bei fast allen gefehlt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Charaktere noch mehr Raum erhalten hätten, um sich zu entfalten. Das hätte der Geschichte wahrscheinlich auch mehr erzählerische Tiefe gegeben.

Leider hat mich das Buch nicht ganz von sich überzeugen können. Ich bin zwar sehr zügig vorangekommen und auch die Welt selbst hat mich sehr fasziniert, doch der große Wow‑Effekt blieb aus.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Nichts ist so, wie es scheint

Caraval
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Was hat mir gefallen: der Schreibstil. Die Grundidee. Julian. Die Geheimnisse und Rätsel. Es las sich angenehm und leicht.
Aber zwei Dinge haben mich absolut gestört.

Zum einen Scarlett - unsicher, ...

Was hat mir gefallen: der Schreibstil. Die Grundidee. Julian. Die Geheimnisse und Rätsel. Es las sich angenehm und leicht.
Aber zwei Dinge haben mich absolut gestört.

Zum einen Scarlett - unsicher, unselbstständig, extrem naiv und selbstgerecht. Als große Schwester, als die sie sich hielt, hat sie von Anfang an versagt. Denn wie soll sie jemanden beschützen, wenn sie selbst nur danach sucht, beschützt zu werden. Anderes Beispiel: Sie hält ihre Schwester für flatterhaft und impulsiv, aber hätte sich drei Sekunden zuvor selbst einem Mann hingegeben, obwohl sie verlobt ist. Ich habe Kapitel über Kapitel gehofft, sie würde sich bessern. Aber Scarlett blieb einfach unerträglich. Sie hat mich manchmal wirklich in den Wahnsinn getrieben.

Zweitens: Die Welt und der Plot - oder vielmehr das, was dort fehlte. Wie sieht die Welt aus? Wie wird regiert? Was für Magie gibt es und wie funktioniert sie? Gesellschaft und Kultur wurden nur dürftig ausgearbeitet. Ereignisse geschehen sehr willkürlich. Ständig habe ich mich gefragt: Warum?

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Afrikanische Sci-Fi mit zu vielen Charakteren

Lagune
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„Lagune“ von Nnedi Okorafor konnte mich leider nicht überzeugen.
Weshalb ich das Buch trotzdem beendet habe: wegen der fantastischen Szenerie, der wirklich kreativen Idee, der unglaublichen Spannung und ...

„Lagune“ von Nnedi Okorafor konnte mich leider nicht überzeugen.
Weshalb ich das Buch trotzdem beendet habe: wegen der fantastischen Szenerie, der wirklich kreativen Idee, der unglaublichen Spannung und aus Neugier.

Weshalb ich es fast abgebrochen hätte: wegen des für mich oft zu nüchternen Schreibstils, der wechselnden Perspektiven, die mich verwirrt und irgendwann genervt haben und den viel zu vielen Nebencharakteren. Am Ende wusste ich nicht mehr, wer jetzt Haupt- und Nebencharakter war. So schien mir dann auch die Charakterisierung zugunsten der Menge zu leiden, insbesondere Anthony war für mich ein leeres Blatt. Irgendwie nur da, aber nicht existent.

Obwohl mir die Integration der LGBTQ-Bewegung gefallen hat, kann ich das Gleiche nicht über die Interpretation der christlichen Religion behaupten. Ich bin selbst nicht gläubig oder religiös, daher hat die Darstellung mich nicht verletzt. Aber ich hatte das Gefühl, hier wurde Religion mit Fanatismus verwechselt und ein sehr einseitiges, mittelalterliches Bild beschrieben. Geldgierige, machthungrige Prediger, die öffentlich Menschen schlagen und diese als Hexen beschimpfen, weil sie einen Beruf ausüben. Das empfand ich als überzogen und ich bin der Meinung, wenn Religion (egal welche) schon eingebunden wird, so sollte dies respektvoll geschehen.
Leider fand ich auch die Liebesbeziehung, die zwischendrin kurz erwähnt wurde, sehr seltsam.

Insgesamt hat mir das Buch daher leider nicht so zugesagt. Obwohl ich es so gerne gemocht hätte, da es sich von der üblichen Sci-Fi abhebt.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Die Spannung verliert sich im Alltag

Obsidian 3: Opal. Schattenglanz
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„Opal“ setzt die Lux-Reihe als drittes Buch fort, doch meiner Meinung nach kann es nicht mit den Vorgängerbänden mithalten. Tatsächlich habe ich mich sehr geärgert, weil ich einmal beschlossen hatte, ...

„Opal“ setzt die Lux-Reihe als drittes Buch fort, doch meiner Meinung nach kann es nicht mit den Vorgängerbänden mithalten. Tatsächlich habe ich mich sehr geärgert, weil ich einmal beschlossen hatte, die Reihe nicht zu Ende zu lesen und nun genauso enttäuscht wurde, wie mein früheres Ich es bereits vorhergesehen hat. Hätte ich doch nur auf meine Intention vertraut.

Zum Wesentlichen: Der Schreibstil ist weiterhin gut, die Charaktere entwickeln sich innerhalb der Geschichte und verarbeiten das Vorherige. Allein auf der zwischenmenschlichen Ebene passiert sehr viel, insbesondere bei Dee, Dawson und Katy.

Doch wo mich zuvor Spannung und Dramatik zum Weiterlesen animiert haben, baut die Handlung vermehrt auf endlosen Streitgesprächen, Alltag und Nichtigkeiten auf. Hinzukommen die üblichen Klischees, die mir bereits in den vorherigen Bänden aufgefallen sind.

Insbesondere Daemons übereifriger Beschützerinstinkt hat sich nicht verbessert. Eher noch verschlimmert, was aber auch kein Wunder ist, denn immerzu muss er „Damsel in distress“-Katy retten. Katy’s Bemühungen für mehr Selbstständigkeit werden so beinahe der Lächerlichkeit preisgegeben, was mein Feminismus-Herz sehr bedrückt hat. Am Ende steht ein Cliffhanger, der mir trotzdem nicht das Gefühl gegeben hat, jetzt sofort weiterlesen zu wollen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Das Bärenmädchen

Schattengeister
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Ein Mädchen, dass die Geister von Tieren und Menschen in sich tragen kann. Gefangen zwischen den Unruhen im England des 17. Jahrhunderts. Was märchenhaft und mystisch begann, konnte mich jedoch über ...

Ein Mädchen, dass die Geister von Tieren und Menschen in sich tragen kann. Gefangen zwischen den Unruhen im England des 17. Jahrhunderts. Was märchenhaft und mystisch begann, konnte mich jedoch über die Länge des Buches erstaunlicherweise kaum begeistern. Erstaunlich deshalb, weil sowohl das Konzept, als auch die Protagonistin eigentlich das Potential dafür gehabt hätten.
Doch stattdessen habe ich dieses Buch nach der Hälfte abgebrochen. Wie immer eine schwere Entscheidung, doch nach 200 Seiten Unzufriedenheit unvermeidbar. Ich habe bis an das Ende vorgeblättert und war selbst dann weder überrascht, noch emotional berührt. „Schattengeister“ war wohl einfach nicht das Richtige für mich.

Im ersten Teil des Buches habe ich Makepeace auf ihrem Weg zu einer jungen Frau begleitet. Ein Leben, das von Armut, Arbeit und Unterdrückung geprägt ist. Sie wird von ihrer Familie ausgenutzt und gefangen gehalten. Jeder ihrer Fluchtversuche scheint zum Scheitern verurteilt. Gleichzeitig entdeckt sie ihre besonderen Fähigkeiten, die sie um jeden Preis vor ihrer Familie verbergen muss.

Doch während es noch spannend war, ihr bei der Rebellion gegen die familiären Regeln zuzuschauen, konnte ich ihre Motivation im zweiten Teil nicht mehr nachvollziehen.
Es fiel mir schwer, ihre Beziehung zu ihrem Bruder zu verstehen und ebenso wenig die Bereitschaft, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Die Ereignisse ließen mich kalt, berührten mich kaum. So verlor ich leider das Interesse, der Handlung weiter zu folgen.
Auch der Schreibstil fühlte sich nicht lebendig an, war mir zu beschreibend und hielt mich auf Abstand. Ich hätte eine andere, persönlichere Erzählweise bevorzugt.

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