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Veröffentlicht am 08.12.2020

Nie den Humor verlieren

Die große Pause
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Ab und zu brauche ich mal etwas leichtere Kost zwischendurch. Was bietet sich da besser an, als im Genre Humor auf die Suche zu gehen? Gerade in der aktuellen Zeit kann man den einen oder anderen Schmunzler ...

Ab und zu brauche ich mal etwas leichtere Kost zwischendurch. Was bietet sich da besser an, als im Genre Humor auf die Suche zu gehen? Gerade in der aktuellen Zeit kann man den einen oder anderen Schmunzler gut gebrauchen. So kam ich also zum neuesten Buch von Bastian Bielendorfer „Die große Pause“. (By the way: Was für ein treffender Buchtitel für den ersten Lockdown, den wir im Frühjahr erlebt haben.)

Vielleicht denkt ihr jetzt: „Oh Gott, man hört und liest doch überall etwas zur Pandemie. Wieso liest sie nun auch noch ein Buch darüber?“ Ganz einfach: Weil ich finde, man sollte auch den Lockdown von seiner lustigen Seite betrachten dürfen und nie seinen Humor verlieren. Denn sicher geht es euch da wie mir und ihr habt bestimmt auch die ein oder andere skurrile Szene erlebt. 🙃😅
Natürlich weiß ich, dass für viele Menschen der Lockdown im Frühjahr (und auch der aktuelle Lockdown light) der wirtschaftliche Supergau war (und ist).
➡️ Von der Erkrankung selber und ihrem Ausmaß möchte ich gar nicht erst anfangen.
Aber auch diese andere, ernste Seite wird hier im Buch natürlich angesprochen. Immerhin ist Bielendorfer selber Comedian und somit ein Teil der stark gebeutelten Kulturbranche.

Bielendorfer beginnt sein Corona-Tagebuch kurz vorm Lockdown. Sehr treffend beschreibt er die damalige Lage so: „Wir haben das Gefühl, dass eine Lawine bevorsteht, man hört bereits das Knacken des Eises oberhalb des Berges, aber der Schnee ist noch nicht in Bewegung geraten.“ Seite 15

Und dann ging es los: Gähnende Leere auf Berlins Straßen, tägliche Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts und TV-Botschaften von Angela Merkel, Ausgangssperre in Bayern. Aber es gab auch positive Nebeneffekte: Peking ohne Smog und blaues Wasser in Venedigs Kanälen, die Natur hat definitiv von dieser Pandemie profitiert. 🌿 Und dann beschloss Bielendorfer: „Ich mache jetzt ´Home Office´, was auch immer das bei einem Komiker heißen soll.“ 😅 Seite 40

Bastian Bielendorfer beschreibt in seinem Buch einige seiner amüsantesten Lockdown-Erlebnisse: die Toilettenpapier-Hamsterkäufe, lustige Begegnungen mit den Paketboten oder auch das Eis essen mit 50 Metern Abstand zur Eisdiele. 😆🍦 Ganz besonders lachen musste ich bei seiner Heuschnupfen-Nies-Attacke in der Straßenbahn: „Als hätte ich meinen Mantel aufgeschlagen, einen Bombengürtel enthüllt und laut `Allahu Akbar` gerufen, rücken die anderen Fahrgäste von mir ab…“ Seite 209
Eine herrlich beschriebene Szene, die ich als Allergikerin nur bestätigen kann!

Bielendorfer hat einen angenehmen, unterhaltsamen Schreibstil und berichtet detailgetreu in die „Große Pause“ von seiner Zwangs-WG mit Frau, Schwiegermutter und Hund, sodass man sich vorkommt als wäre man dabei gewesen. Auch die Telefonate mit seinem Vater erinnerten mich an die alten beratungsresistenten Leutchen bei uns im Ort.

Ganz am Ende schlägt Bielendorfer dann ernste Töne an und macht darauf aufmerksam, worauf es im Leben wirklich ankommt. Da habe ich sogar ein Tränchen verdrückt. 🙈

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch an der einen oder anderen Stelle etwas künstlich ausgeschmückt wirkt und ein paar Sätze weniger meinen Lesefluss sicher gefördert hätten.

Ich kann das Buch trotzdem empfehlen, falls ihr gern auch mal mit einem lachenden Auge auf die Geschehnisse im Frühjahr zurückblicken wollt oder ihr allgemein gern witzige Bücher lest. Vielleicht ist es auch eine gute Geschenkidee?!
Ich hoffe auf jeden Fall, wir blicken irgendwann mit unseren Enkelkindern auf diese Zeit zurück und lachen über das Jahr 2020.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Nur für Romantik-Fans, die Spannung mögen

Blind Date – Tödliche Verführung
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"Blind Date - Tödliche Verführung" von Becca Foster hatte ich mir ehrlich gesagt anders vorgestellt. Ich hatte auf mehr Thrill und etwas mehr "Knistern" gehofft, aber das Buch plätscherte für mich eher ...

"Blind Date - Tödliche Verführung" von Becca Foster hatte ich mir ehrlich gesagt anders vorgestellt. Ich hatte auf mehr Thrill und etwas mehr "Knistern" gehofft, aber das Buch plätscherte für mich eher so dahin.

Hartley Watson wird von ihrer Freundin Taylor "genötigt" nach dem Tod ihres Ehemanns, der nun schon vier Jahre zurückliegt, endlich wieder auf Dates zu gehen. Sie einigen sich darauf, dass Taylor drei Blind Dates für Hartley ausmachen darf. Wenn Mr. Right 2.0 nicht dabei ist, lässt Tayor sie mit dem Thema in Ruhe.

Der Erzählstil aus Hartleys Sicht gefiel mir, der Schreibstil war flüssig und angenehm. Es gibt eine Täterperspektive im Buch, die mir gut gefiel. Ich finde es immer interessant etwas über Hintergründe der Täter zu erfahren.
Leider war mir im Buch jedoch einiges zu viel an Klischees versteckt. Hartley, die trauernde Witwe. Ihr Nachbar Ace, der natürlich ziemlich heiß und ziemlich unfreundlich ist - ABER: praktischerweise Polizist. Eben dieser unfreundliche Nachbar, mit dem sie nie zu tun hatte, ist dann aber immer ihr Retter in der Not. Natürlich hat aber auch er eine schwierige Vergangenheit und so weiter. Und nicht zu vergessen: natürlich arbeitet der Cop auch an dem Fall, mit dem Hartley dann "konfrontiert" wird. Also sagen wir mal so: Es gab ganz schön viele Zufälle.

Auch die Auflösung war (für mich als geübte Leserin) wieder mal nicht überraschend. Viele Optionen gab es auch nicht. :D

Also naja... für Thriller-Fans eher nicht zu empfehlen. Für Romance-Fans, die mal Lust auf etwas Spannung haben, ist es jedoch empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Durchschnittlich

869 - Die einzige Zeugin
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„869 – Die einzige Zeugin“ ist der erste Thriller von Toby Faber, der lange Zeit als Geschäftsführer einen britischen Verlag leitete. Man sollte denken, jemand in dieser Stellung weiß ganz genau, worauf ...

„869 – Die einzige Zeugin“ ist der erste Thriller von Toby Faber, der lange Zeit als Geschäftsführer einen britischen Verlag leitete. Man sollte denken, jemand in dieser Stellung weiß ganz genau, worauf es ankommt. Warum ich aber vom Buch nicht überzeugt bin, erfahrt ihr in meiner Rezension.

„Unfall?
Selbstmord?
Oder Mord?
Rasanter Thriller im Tunnel-Wirrwarr der Londoner U-Bahn

Rushhour in London: Laurie Bateman wird Zeugin, wie ein älterer Herr direkt vor die einfahrende U-Bahn stürzt. Für die Polizei ist die Sachlage klar: ein weiterer Selbstmord. Doch Laurie erinnert sich an das freundliche Lächeln des Mannes kurz vor dem Zwischenfall – und daran, dass er ein seltsames Ding in der Hand gehalten hat. Einen Schlüssel? Könnte dieser noch auf den Gleisen liegen?
Laurie findet heraus, dass man die U-Bahn-Tunnel nachts gefahrlos betreten kann, bevor das System wieder hochgefahren wird. Sie fühlt sich verpflichtet, nach dem Schlüssel zu suchen – und rennt kurz darauf in den dunklen Tunneln um ihr Leben...“

So viel verrät der Klappentext des Thriller-Debüts. Leider finde ich diese Angaben des Verlags etwas irreführend. Natürlich rennt Laurie im Netz des Londoner Untergrunds um ihr Leben. Natürlich geht es auch darum, ob der Mann, der vor die fahrende U-Bahn stürzte Suizid begann, stürzte oder gar ermordet wurde. ABER: Der Thriller spielt sich nicht einmal annähernd zur Hälfte im U-Bahn-Netz Londons ab. Wer das also (wie ich) erwarten sollte: Nääääh! Das Buch spielt überwiegend über Tage.

Toby Fabers Debüt beginnt sehr spannend mit der versprochenen Jagd in den Tunneln des Londoner Undergrounds. Danach gibt es einen Zeitsprung und die Handlung setzt sechs Tage vorher ein, als Laurie Zeugin des tödlichen Unglücks wird. Ich konnte mich direkt gut mit Laurie identifizieren, auch wenn mir ein paar grundlegende Angaben (zum Beispiel zu ihrem Alter) dabei geholfen hätten. Relativ schnell war ich gut in der Geschichte drin, bis mir irgendwann der Faden verloren ging und mich die Story nicht mehr packen konnte. Es gab einige lose Fäden und Wiederholungen, die mich (ich nenne es mal) ermüdeten. Ich verlor das Interesse an dem Unglück in der U-Bahn. Einzig die mysteriösen Verhaltensweisen der anderen Charaktere im Buch konnten mich bei der Stange halten.

Das Erzähltempo wurde in meinen Augen immer wieder zu Lasten der Spannung gedrosselt, bzw. war es eh nie sehr hoch.

Erst ziemlich spät wurden die Puzzleteile, die Laurie gefunden hat, zusammengesetzt. Dann ging es auch Schlag auf Schlag und mit dem Tempo kehrte auch die Spannung zurück. Das Ende hat mich dann, aber ehrlich gesagt, auch nicht abgeholt. Ich hielt es für unglaubwürdig, wie sich Laurie am Ende verhalten hat. Außerdem war alles irgendwie „zu einfach“. Die Polizisten, die in diesem Buch nur am Rande vorkommen, waren aber leider auch nicht ziemlich helle, hatte ich das Gefühl. Außerdem lag ich mit meiner Vermutung richtig, wer der oder die „Böse“ ist. Auch da gab es keinen richtigen Wow-Effekt.

Also kurz um: In meinen Augen handelt es sich hier um einen durchschnittlichen Thriller, der weder durch einen besonders innovativen Plot, noch durch eine außergewöhnliche Erzählweise überzeugt. Damit möchte ich dem Autoren nicht absprechen, dass er gut schreiben kann. Der Schreibstil war flüssig und angenehm. Plot und Umsetzung konnten mich jedoch nicht abholen. Von mir gibt es nur durchschnittliche drei Punkte und keine Leseempfehlung für Thriller-Fans. Leser/innen, die Spannungsromane mögen und eher selten Krimis lesen, könnten aber durchaus Gefallen an der Geschichte finden.

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Als du mich sahst
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"Als du mich sahst" klang nach einem romantischen Buch, was mich mal wieder wirklich begeistern könnte. Ob es das getan hat, weiß ich allerdings nach dem Lesen immer noch nicht so richtig.

Das Buch handelt ...

"Als du mich sahst" klang nach einem romantischen Buch, was mich mal wieder wirklich begeistern könnte. Ob es das getan hat, weiß ich allerdings nach dem Lesen immer noch nicht so richtig.

Das Buch handelt von Solène und Hayes, die sich trotz, nennen wir es "widriger Umstände", ineinander verlieben und mit den Konsequenzen ihrer Zuneigung füreinander zu kämpfen haben. Hayes ist Musiker, Sänger einer Boygroup, der Traum aller Teenie-Mädels und 20 Jahre alt. Solène ist Mutter eines solchen Fangirls, fast 40 Jahre alt, alleinerziehend und führt gemeinsam mit einer Freundin eine Kunstgalerie.
Sie lernen sich zufällig bei einem Meet & Greet kennen und haben sofort eine Schwäche füreinander.

Kommen wir nun zu meinen Erwartungen: Ich erwartete einen Liebesroman, in dem es um den Altersunterschied der beiden Hauptfiguren, ihr Gefühlschaos und tiefe Emotionen geht. Gleichzeitig wollte ich natürlich eine Message, die das Buch vermittelt, da das Buch in meinen Augen auch gesellschaftskritisch gewisse Klischees beleuchtet und Vorurteile behandelt, im besten Fall sogar aufweicht.

Bekommen habe ich: Einen Roman, der sich immer wieder um die gleichen Probleme drehte, nämlich um den Altersunterschied der beiden Figuren und den Promistatus von Hayes, ohne jedoch die Komplexität wirklich darzustellen. Viele Sexszenen, die oft unnötig waren und in meinen Augen verhinderten dem Buch emotionale Tiefe zu verleihen. Eine Aneinanderreihung von Markenlabels. Viele Details zum Thema Kunst, die die Handlung oft unterbrochen hat. Und eine Hauptfigur, die mich irgendwann wirklich nervte.

Das klingt nun vermutlich erstmal so, als wäre das Buch ein totaler Reinfall. Aber nein, das war es eigentlich nicht. Ich mochte den Schreibstil, der teils Tagebuch-Einträgen von Solène ähnelte. Ich mochte das Knistern zwischen den beiden, wenn es da war. Ich habe mit den beiden gehofft und gelitten. Allerdings mehr mit Hayes, da ich Solène irgendwann nicht mehr verstehen konnte, obwohl das Buch aus ihrer Sicht geschrieben wurde. Ich habe am Ende sogar ein paar Tränchen verdrückt. Allerdings weiß ich nicht genau, welcher Emotion sie geschuldet waren: Trauer oder Frust?! Denn das Ende ist definitiv nicht so, wie man es sich wünscht. Ich meine dabei nicht den Ausgang der Geschichte. Ich meine viel mehr, dass alles so abrupt und unfertig schien. Viele Nebenstränge wurden nie wieder richtig aufgegriffen. Ein Epilog oder ein Kapitel aus Hyes Sicht hätten das Ganze abrunden können. Leider war davon keine Spur.

Zusammenfassend kann ich das Buch nur bedingt empfehlen. Mir fehlte von allem das gewisse "Etwas". Etwas mehr Emotion, etwas mehr Spannung, etwas mehr Dramatik und vorallem mehr Tiefgang.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Die üblichen Eheprobleme

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
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Ich hatte mich sehr auf dieses kleine Schmuckstück von Nick Hornby gefreut. Ich erhoffte mir davon jedoch etwas mehr Witz als ich bekam.

Das Buch handelt über ein Paar, Tom und Louise, um deren Ehe es ...

Ich hatte mich sehr auf dieses kleine Schmuckstück von Nick Hornby gefreut. Ich erhoffte mir davon jedoch etwas mehr Witz als ich bekam.

Das Buch handelt über ein Paar, Tom und Louise, um deren Ehe es auch schon mal besser gestellt war. Beide (oder vielleicht eher Louise) erhoffen sich von einer Ehetherapie das sinkende Schiff noch vor dem Untergang zu retten.

In "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst" begleiten wir die beiden als Leser aber nicht zur Therapie. Tom und Louise treffen sich vor den Sitzungen im Pub gegenüber und trinken noch etwas. Bei den Gesprächen, die dort stattfinden, ist man dann dabei - und zwar NUR bei diesen Gesprächen.

Alles in allem fand ich das ehrlich gesagt etwas monoton und hätte mir schon gelegentlich kleinere Ausflüge außerhalb des Pubs gewünscht. Die Dialoge, die erst noch etwas steif wirkten, ließen mich auch nicht so gut in die Geschichte finden. Erst nach ca. drei Sitzungen wurde das besser. Die Dialoge waren schon recht neckisch und erinnern sicher jeden von uns, der bereits in einer längeren Beziehung war, an den Partner und an sich selbst. Leider waren die Dialoge so schnell und oft ohne jegliches andere Geplänkel geschrieben, sodass ich manchmal nicht mehr wusste, wer gerade spricht. Das war etwas schade.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Jeder, der vielleicht gern über den Partner schimpft, kann jedoch dieses Buch zur Selbstreflektion nutzen. Man weiß manchmal einfach die guten Dinge nicht mehr zu schätzen. Nick Hornbys Roman hilft dabei, diese kleinen Dinge wieder zu finden.

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