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Veröffentlicht am 28.09.2020

Electra, lösche das Licht

Die Stimme
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Journalistin Jo Ferguson lebt in der Wohnung ihrer besten Freundin Tabs, die mit Home Assistant Electra ausgestattet ist. Licht, Heizung, Musik, alles wird über die elektronische Helferin gesteuert. Doch ...

Journalistin Jo Ferguson lebt in der Wohnung ihrer besten Freundin Tabs, die mit Home Assistant Electra ausgestattet ist. Licht, Heizung, Musik, alles wird über die elektronische Helferin gesteuert. Doch plötzlich entwickelt Electra ein Eigenleben – und sie weiß Dinge über Jos Vergangenheit, die auf keinen Fall an die Öffentlichkeit kommen dürfen. Damit und mit einer fiesen Kampagne, in der sie Jos Freunde gegen sie aufbringt, hat sie Jo unter Kontrolle. Kann diese ihr Leben zurückbekommen?

Für mich als Technik-Nerd und jemand, der all diese „Verbesserungen“ des Alltags ablehnt, weil ich es gerade noch schaffe, einen Lichtschalter und die Fernbedienung selbst zu bedienen, war das Thema extrem spannend. Die Home-Assistant Electra scheint auch zunächst eine Bereicherung für Jos Leben zu sein, doch schon bald nimmt das ungute Gefühl zu. Und das Eigenleben, das die elektronische Stimme annimmt, hat mich wirklich erschreckt. Vor allem, weil man schon von sich selbst anschaltenden Home-Assistants gehört hat. Es war beängstigend, auch wenn ich manchmal etwas unschlüssig war. An Jos Stelle hätte ich es niemals so weit kommen lassen, auch weil ihr Geheimnis schon so lange zurückliegt, dass sie eigentlich keine Konsequenzen mehr zu befürchten hatte.

Die Geschichte ist spannend, aber irgendwie habe ich Jo so oft nicht verstanden. Alles hätte nicht so weit kommen müssen. Gleichzeitig fragt man sich als Leser permanent, ob diese Dinge wirklich passieren oder ob Jo wie ihr Vater schizophren wird und sich Dinge einbildet. Das war ein guter Twist, doch trotzdem erschloss sich mir die Geschichte nicht komplett. Der Schluss war eine Überraschung.

Insgesamt habe ich das Buch gern gelesen, aber ich bin nicht richtig überzeugt. 3 gute Sterne für eine beängstigend Geschichte!

Veröffentlicht am 21.09.2020

Karma

Später Frost
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Der Schmetterlingsforscher Balthasar Frost wird brutal ermordet. Kommissarin Ingrid Nyström, die gerade befördert wurde, und ihre neue Kollegin Stina Forss, die aus Deutschland nach Schweden kam, versuchen ...

Der Schmetterlingsforscher Balthasar Frost wird brutal ermordet. Kommissarin Ingrid Nyström, die gerade befördert wurde, und ihre neue Kollegin Stina Forss, die aus Deutschland nach Schweden kam, versuchen das Rätsel um den Tod des alten Mannes zu klären. Und sie müssen weit zurückgehen in die Vergangenheit, um die Wahrheit zu erkennen.

„Später Frost“ ist der erste Fall für Nyström und Forss – und ich wollte die Reihe von Anfang an lesen. Ich kann nach diesem ersten Fall auf jeden Fall sagen, dass ich Stina Forss nicht sehr sympathisch finde. Sie sorgt mit ihren Alleingängen regelmäßig für Chaos und ist auch privat kein netter Mensch.

Der Fall ist aber spannend und verzwickt, da kann man als Leser richtig schön mitraten, ohne das komplette Rätsel bis zum Schluss zu lösen – so ging es mir auf jeden Fall. Am Ende fand ich die Auflösung allerdings schon wieder ein bisschen viel des Guten, auch wenn es schön zeigt, dass alles Böse irgendwann zu einem zurückkommt.

Ich bin noch nicht sicher, ob ich weitere Fälle des Teams lesen möchte, auch wenn mir die anderen Mitglieder des Teams bis auf eine weitere Ausnahme eigentlich gut gefallen haben. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich eine weitere Dosis Forss verkraften kann.

Insgesamt ein unterhaltsamer Krimi, den ich gerne gelesen habe. Wegen Forss’ Art und der etwas merkwürdigen Auflösung gibt es 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.09.2020

Auf eine Lüge folgt die nächste

Sieben Lügen
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Marnie und Jane sind beste Freundinnen seit ihrer Schulzeit. Sie verbringen jede freie Minute zusammen, bis sie beide ihre Männer kennenlernen. Nachdem Janes Mann bei einem Unfall stirbt, möchte sie gerne ...

Marnie und Jane sind beste Freundinnen seit ihrer Schulzeit. Sie verbringen jede freie Minute zusammen, bis sie beide ihre Männer kennenlernen. Nachdem Janes Mann bei einem Unfall stirbt, möchte sie gerne wieder mehr Zeit mit Marnie verbringen, doch die hat mit ihrem zukünftigen Mann andere Pläne. Als auch Charles stirbt scheint alles wieder beim alten – doch Jane hat Geheimnisse – und so türmt sich eine Lüge auf die andere.

Die Grundidee der Geschichte klang wirklich toll. Wie wirken sich eigentlich harmlose Lügen auf eine Freundschaft aus? Die Freundschaft der beiden Frauen liest sich allerdings von Anfang an seltsam. Besonders Jane ist sehr abhängig von ihrer Freundin, will nicht ohne sie sein, vielleicht auch, weil ihre eigene Familie so wenig familiär ist.

Das Buch ist einzig aus Sicht Janes geschrieben, die ihre Geschichte einem Zuhörer – vielleicht dem Leser erzählt. So bleibt die Geschichte natürlich sehr einseitig, was aber ein bisschen den Reiz ausmacht. Ich muss allerdings zugeben, dass mich die Geschichte nicht richtig fesseln konnte, ich das Buch aber auch nicht weglegen wollte, weil ich wissen wollte, wie alles endet. Grundsätzlich fand ich aber Janes und Marnies Geschichte nicht wirklich fesselnd.

Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen, aber ich fand es auch etwas langatmig. Trotzdem machte es mich neugierig auf das Ende, denn ich wollte wissen, wohin die Freundschaft der beiden Frauen gehen wird. Es gibt 3 Sterne für eine ganz unterhaltende, aber nicht sehr besondere Geschichte!

Veröffentlicht am 30.08.2020

Wo ist Mia?

Remember Mia
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Estelle Paradise wird schwer verletzt in ihrem verunglückten Wagen gefunden. Offenbar wurde auf sie geschossen, doch Estelle kann sich an nichts erinnern. Auch nicht daran, wo ihre sieben Monate alte Tochter ...

Estelle Paradise wird schwer verletzt in ihrem verunglückten Wagen gefunden. Offenbar wurde auf sie geschossen, doch Estelle kann sich an nichts erinnern. Auch nicht daran, wo ihre sieben Monate alte Tochter Mia geblieben ist. Was hat Estelle getan? Die Polizei geht davon aus, dass sie ihrer eigenen Tochter etwas angetan hat. Doch was ist die Wahrheit?

Das Buch hatte echt Potenzial. Auch wenn ich die Geschichte um Estellte, Jack und Mia von Anfang an seltsam fand – mal davon abgesehen, dass ich niemanden in diesem Buch sympathisch fand -, wollte ich wissen, was hier wirklich passiert ist. Wurde Mia entführt oder hat Estelle ihr wirklich etwas angetan?

Da Estelle sich an nichts erinnern konnte, blieb die Wahrheit lange verborgen. Als sie sich dann offenbarte, wünschte ich mir fast, sie wäre noch länger im Verborgenen geblieben. Denn alles, was jetzt folgte, fand ich einfach nur unglaubwürdig und doof. Mal davon abgesehen, dass die Polizei beim Verschwinden eines Kindes sicher mehr tun würde, als zuzuschauen – vor allem, wenn eine Mutter einen Mann beschuldigt, ihre Tochter entführt zu haben. In diesem Buch war das nicht so. Keiner hat einen Handschlag getan, um das Kind wiederzufinden. Das fand ich seltsam.

Und auch Estelle – meine Güte, eine unsympathischere Protagonistin habe ich glaube ich noch nie kennengelernt. Sie ist albern, sie ist eine schlechte Mutter, auch wenn es Depressionen nach der Geburt waren, hätte sie einen Arzt aufsuchen können – aber sie hatte für all ihre Fehler eine Entschuldigung parat. Ätzend!

3 Sterne gibt es für einen recht spannenden Anfang, bevor alles seltsam und albern wurde. Muss man nicht gelesen haben.

Veröffentlicht am 24.08.2020

Was ist Heimat?

Jahresringe
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Nach dem Krieg flieht Leonore aus Ostpreußen und landet im Rheinland. In dem kleinen Ort Lich-Steinstraß findet sie beim Bäcker Immerath und seiner Mutter ein neues Zuhause. Sie bekommt einen Sohn und ...

Nach dem Krieg flieht Leonore aus Ostpreußen und landet im Rheinland. In dem kleinen Ort Lich-Steinstraß findet sie beim Bäcker Immerath und seiner Mutter ein neues Zuhause. Sie bekommt einen Sohn und erbt Bäckerei und Haus, als der Bäcker stirbt. Doch eine neue Bedrohung ihrer Heimat steht schon in den Startlöchern. Denn Lich-Steinstraß soll dem Bagger weichen, der unter dem Ort Braunkohle fördern soll.

Da ich selbst in der Nähe des Tagebaus lebe und so sowohl die Umsiedlung der Ortschaften als auch den Tagebau hautnah mitbekommen habe und mitbekomme, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Auch weil ich mich fragte, ob die Geschichte zu einseitig erzählt sein könnte. Aber von Anfang an.

Leonores Geschichte ist in drei Teile unterteilt. Teil 1 spielt in den Jahren 1946 bis 1964 und erzählt Leonores Flucht und ihre Ankunft in Lich-Steinstraß, wo sie sich ein neues Leben aufbaut. Diesen Teil fand ich persönlich am interessantesten und am besten erzählt. Vielleicht auch, weil es nicht hauptsächlich um die „böse“ Rheinbraun und den Abbau der Kohle sowie die Umsiedlung des Ortes ging. Hier stand wirklich Leonore im Vordergrund. Allerdings muss ich hier sagen, dass ich ein paar Episoden seltsam fand. Eleonores außerkörperliche Erfahrungen, die im Bürgewald über sie kamen, habe ich zum Beispiel überhaupt nicht verstanden, ebenso die Episode, die zur Geburt ihres Sohnes Paul führten. Aber darüber kann ich hinwegsehen.

Teil 2 behandelt dann die Jahre 1976 bis 1986. In diesem zweiten Teil geht es hauptsächlich um Leonores Sohn Paul – und die Umsiedlung spielt hier schon eine große Rolle. Dabei waren mir die Teile mit dem Unterhändler des Unternehmens und der Ungerechtigkeit, die hier über die Leute kommt, schon ein bisschen dramatisch. Ja, es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert, aber hier fand ich es alles schon ein bisschen drüber – so sehr, dass ich hier und da die Augen verdrehen musste.

Teil 3 spielt dann in den Jahren 2017 und 2018. Hier stehen Paul und seine Kinder Jan und Sarah im Vordergrund. Paul und sein Sohn arbeiten beide bei Rheinbraun (heute RWE Power) und Sarah ist eine der Aktivistinnen im Hambacher Forst. So ist die Familie in zwei Lager gespalten – einmal Paul und Jan und auf der anderen Seite Leonore und Sarah. Obwohl ich hier beide Seiten verstehen kann, hat mich dieser Teil am meisten aufgeregt. In erster Linie fand ich den Schluss des Buches wirklich zu kitschig und viel zu drüber. Diese plötzliche Läuterung Pauls und Jans konnte ich nicht so richtig nachvollziehen. Das hat mich wirklich schnauben und mit den Augen rollen lassen.

Insgesamt eine schön erzählte Geschichte, wobei ich den ersten Teil über Leonore und die Nachkriegsjahre am besten erzählt fand. Den Rest des Buches fand ich einfach zu sehr den Aktivisten gewidmet, ohne die Stromerzeugung, die einfach sein muss, im Auge zu behalten. Ich fand es einfach zu einseitig erzählt. Schade!