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Veröffentlicht am 26.09.2020

Toxische Freundschaft

14 Minuten gelogene Wahrheit
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In “14 Minuten gelogene Wahrheit” von Sarah Lyu wird der Fokus auf toxische Freundschaft, Eltern-Kind-Beziehungen und Selbstreflektion gelegt. Ein Jugendbuch, das unerwartet tiefgründig ist! [T R I G G ...

In “14 Minuten gelogene Wahrheit” von Sarah Lyu wird der Fokus auf toxische Freundschaft, Eltern-Kind-Beziehungen und Selbstreflektion gelegt. Ein Jugendbuch, das unerwartet tiefgründig ist! [T R I G G E R W A R N U N G: Gewalt]

Eine Nacht, in der sich alles für Remy verändert. Ihre große Liebe, Jack, ist nun tot – erschossen von Remys bester Freundin Elise. Doch Remy kann sich an die entscheidenden 14 Minuten dieser Nacht einfach nicht erinnern. Sie ist sich aber sicher, dass es ein Unfall gewesen sein muss, denn das versichert ihr Elise.
Man wird direkt in die Geschehnisse hineingeworfen. Dabei wird alles aus Remys Sicht erzählt und wir springen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, sodass wir mehr darüber erfahren, wie es überhaupt dazu kam, dass Jack gestorben ist. Anfangs dachte ich aufgrund des Klappentexts, dass es im Buch lediglich um die vergessenen 14 Minuten gehen würde, bin aber sehr froh darüber, dass dem nicht so ist und wir wesentlich mehr Hintergrundgeschichte erhalten.
Wir erfahren sehr schnell, dass Remy aus einem Haushalt kommt, in dem ihre Eltern sich konstant streiten und ihre Mutter sie ständig mit ihrem perfekten Bruder Christian vergleicht – das “Aushängeschild” der Familie. Nach außen hin spielen sie allerdings die harmonische Familie, sodass niemand weiß wie sehr Remy darunter leidet. Bis sie Elise trifft. Elise ist alles, was Remy sein möchte: selbstbewusst, mutig und stark. Sie freunden sich miteinander an und die Dynamik ist von vornherein klar. Remy ist sofort von Elise eingenommen und würde alles für sie tun. Von Elise erhält sie die lang ersehnte Zuneigung und Aufmerksamkeit. Auch Elise fühlt sich von allen alleine gelassen, sodass die beiden beschließen von nun an füreinander da zu sein und sehen sich fortan als Familie.
Auf mich wirkt die Beziehung zwischen Remy und Elise so, als wäre Elise sich über ihre Anziehungskraft durchaus bewusst und nutzt dies auch aus, um Remy zu manipulieren und sie noch mehr von sich abhängig zu machen. Obwohl sich Remy dessen irgendwie auch so ein klitzekleines bisschen bewusst ist, versucht sie sich dennoch alles zu Recht zureden. Ich habe mich so gefreut, als dann erzählt wurde, wie Remy und Jack sich kennengelernt haben. Es ging mir persönlich etwas zu schnell, aber es war so glaubwürdig und doch sehr magisch. Was in den vergessenen 14 Minuten stattfand, erfahren wir erst relativ am Ende und das hatte es in sich.
“14 Minuten gelogene Wahrheit” ist ein tolles Buch, das aufzeigt wie schnell man sich, insbesondere als Jugendliche*r von einer anderen Person abhängig machen kann, wenn man gerade verletzlich ist und auch wie schnell das schon fast in eine Obsession ausarten kann. Außerdem bin ich sehr froh darüber, dass das Buch darauf aufmerksam macht, dass Traumata nicht miteinander zu vergleichen sind und auch, dass diese nicht romantisiert werden sollten, wie es in vielen Büchern und Filmen geschieht.
Das einzige, was mich wirklich gestört hat, war die Erwähnung, dass Remy ihr Handy auf lautlos gestellt hat, aber direkt auf der nächsten Seite, in der gleichen Szene, hat es unaufhörlich vibriert.

Dennoch große Leseempfehlung, auch wenn es kein feel-good-Buch für zwischendurch ist!

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Wundervolles Buch, die Einblick in die Leben von elf starken Migrant Mamas gewähren

Mama Superstar
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In “Mama Superstar” von Melisa Manrique und Manik Chander werden elf starke Frauen vorgestellt. Das Besondere: Alle von ihnen sind Migrantinnen und werden deshalb im Buch liebevoll Migrant Mamas genannt. ...

In “Mama Superstar” von Melisa Manrique und Manik Chander werden elf starke Frauen vorgestellt. Das Besondere: Alle von ihnen sind Migrantinnen und werden deshalb im Buch liebevoll Migrant Mamas genannt. Das Buch strotzt nur vor kultureller Vielfalt und der Willenskraft der Migrant Mamas! Sie sind alles Kämpferinnen!

Zunächst einmal ist das Buch wunderschön gestalten! Die Illustrationen von Marta Pucci, der Einband, die unterschiedlichen Fonts für die unterschiedlichen Migrant Mamas, einfach alles! Anfangs habe ich mich über die weißen Gesichter gewundert, aber weiß wurde gewählt, weil es wie eine Leinwand aussieht, damit sich jeder darin wiederfinden kann. Diese Erklärung fand ich ganz schön, auch wenn ich mir dennoch unterschiedliche Hauttöne gewünscht hätte.
Besonders gut hat mir gefallen, dass im Vorwort das Thema geschlechtsneutrale Sprache angesprochen wird und erklärt wurde, dass dies nicht umgesetzt wurde, weil die Sprache einfach gehalten werden sollte (höchsten auf dem Niveau C1 geschrieben), sodass viele Migrant
innen die Geschichten ohne große Probleme lesen können.

Jede Migrant Mama erzählt, wie sie sich ein neues Leben in einem fremden Land aufgebaut hat und welche Schwierigkeiten es dabei gab. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Vorstellung der Migrant Mama, gefolgt von vier Kurzgeschichten aus ihrem Leben und dann kommt die Tochter zu Wort, die einen Aufruf an die Leser*innen beinhaltet und auch eine Nachricht an andere Migrant Töchter. Abgerundet wird das Kapitel immer mit einem tollen Rezept, das auch vegane Zutaten als Alternative nennt!
Mir ist allerdings aufgefallen, dass alle Migrant Mamas eine Chance auf Bildung gehabt hatten (Abitur/Hochschulabschluss) und ich hätte mir gewünscht, dass auch eine Migrant Mama dabei gewesen wäre, die meiner mehr geähnelt hätte. Sie ist in vollkommener Armut aufgewachsen und hat die Schule nur bis zur 8. Klasse besuchen können. Um dies überhaupt zu ermöglichen hat sie von Kindesbeinen an, neben dem Unterricht, auf dem Markt unterschiedliche Sachen verkaufen müssen. Allerdings sollte das keine Kritik sein, schließlich ist das Leben der Migrant Mamas nun mal so verlaufen und je mehr Menschen eine Chance auf Bildung haben, desto besser!

Es gab wenige Kleinigkeiten, die ich kritisieren würde, weshalb ich einen halben Stern abgezogen habe. Eines davon ist die Verwendung von dem Wortspiel “bureau-crazy”, um auf “bureaucracy” anzuspielen. Es wurde extra darauf geachtet, dass die Sprache einfach gehalten wird, aber dann wurde ein englisches Wortspiel benutzt. Das habe ich als unnötig und etwas verwirrend empfunden.

Das Buch wurde vom Anfang bis zum Schluss sehr positiv gehalten, sodass zwar Rassismus erwähnt, aber gleichzeitig erklärt wurde wie die Migrant Mamas das heruntergespielt oder abgetan haben. Ich bin mir ehrlich gesagt unsicher, ob ich mir mehr Kritik gewünscht hätte, weil dadurch der positive Ton zerstört worden wäre.

Fazit: Wenn ihr euch für fremde Kulturen oder Migration interessiert, lest dieses Buch! Es gibt einen tollen Einblick in das Leben von elf Migrant Mamas und die Erzählungen sind allesamt so ehrlich und inspirierend.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Brutales Buch über ein Mädchen, das manipuliert wird und in die Prostitution hineinrutscht

Fuck.
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“Fuck.” ist ein äußerst passender Titel für F. E. Møles Debüt und hat es wirklich in sich. Definitiv kein Buch zum Entspannen! Bereits hier möchte ich eine T R I G G E R W A R N U N G setzen [Vergewaltigung, ...

“Fuck.” ist ein äußerst passender Titel für F. E. Møles Debüt und hat es wirklich in sich. Definitiv kein Buch zum Entspannen! Bereits hier möchte ich eine T R I G G E R W A R N U N G setzen [Vergewaltigung, Selbstverletzung, Gewalt]. Denn es ist ein brutales Buch, das zeigt wie ein Mädchen in die Prostitution hineinrutscht.

Die Geschichte wird aus Yessicas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, sodass man als Leser*in sehr nah am Geschehen ist. Sie ist 18 Jahre alt, wurde von der Schule geschmissen und auch die Eltern scheinen sie aufgegeben zu haben. Dann lernt sie Hassan kennen und alles ändert sich. Plötzlich steht Yessica auf dem Strich, um für ihren Freund Geld zu verdienen, denn er hat Schulden, die er nicht alleine abbezahlen kann. Sie liebt ihn, weshalb sie alles für ihn tun würde. Und sie meint damit auch alles. Eines Tages stirbt einer ihrer Stammkunden. Welche Rolle spielt ihre neue coole Freundin Dana dabei? Und ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr?

Mit der Loverboy-Masche habe ich mich in der Vergangenheit beschäftigt und Dokumentationen dazu angesehen. Doch dies ist das erste Mal, dass ich das in einem Roman thematisiert sehe. Es ist beängstigend und frustrierend mitzuerleben wie Yessica immer mehr in diese Abwärtsspirale gerät, ohne dass man ihr irgendwie helfen kann. Man merkt, dass sie naiv und unreif ist, aber natürlich fällt mir das jetzt mit 27 Jahren einfach zu sagen. Wenn man allerdings in dieser Situation ist, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man das gar nicht so wahrnimmt bzw. wahrnehmen will.

Obwohl sie jede Kritik persönlich nimmt, merkt man, dass sie sich letztendlich nur nach Zuneigung, Verständnis und Liebe sehnt. Dies findet sie bei Hassan, auch wenn es nur vorgespielt ist und bei mir alle Alarmglocken geläutet haben, als ich gelesen habe wie die beiden miteinander interagieren. Yessica klammert sich an ihre Illusion fest und wird vollkommen emotional von ihm abhängig. Es ist regelrecht traurig mit anzusehen wie sie überhaupt nicht weiß, wie es ist wertgeschätzt zu werden. Leider kennt sie es nicht anders und misst ihren Selbstwert lediglich an ihrer “Geilheit”.

Das einzige, was mir nicht ganz zusagte, war das Tempo am Ende. Die Auflösung fand ich gelungen, aber ich hätte es mir intensiver und ausgedehnter gewünscht. Mir ging es dann doch etwas zu schnell. Außerdem fände ich eine Triggerwarnung am Anfang des Buches nicht schlecht. Ansonsten habe ich absolut keine Beschwerden.

Kurz: “Fuck.” ist ein sehr gelungenes Erstlingswerk mit einer spannenden Thematik!

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Nichts ist wie es scheint

Auris
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Basierend auf einer Idee von Fitzek, geschrieben von Kliesch. Spannendes Buch, bei dem man Fitzek stark herauslesen kann.

Auch wenn ich mir gewünscht habe, dass sich die Geschichte mehr um Hegel und ...

Basierend auf einer Idee von Fitzek, geschrieben von Kliesch. Spannendes Buch, bei dem man Fitzek stark herauslesen kann.

Auch wenn ich mir gewünscht habe, dass sich die Geschichte mehr um Hegel und seiner ungewöhnlichen Fähigkeit dreht, konnte ich "Auris" nicht aus der Hand legen und kann es kaum abwarten die Fortsetzung zu lesen!

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Verstörend und dystopisch mit einem Kern der Wahrheit

Friday Black
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Ich habe “Friday Black” von Nana Kwame Adjei-Brenyah beendet und bin ziemlich geflasht. 12 Kurzgeschichten, eine dystopischer und verstörender als die andere. Danke @bloggerportal und @penguin_verlag ...

Ich habe “Friday Black” von Nana Kwame Adjei-Brenyah beendet und bin ziemlich geflasht. 12 Kurzgeschichten, eine dystopischer und verstörender als die andere. Danke @bloggerportal und @penguin_verlag für das Rezensionsexemplar!
[CN: Anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Gewalt, Mord, Suizid, transfeindlicher Slur (177)]

Das Buch beinhaltet extreme Gewalt. Schaut euch bitte nochmal die CN an, bevor ihr das Buch lest. Dies ist auch ein Punkt, der mich sehr geärgert hat. Es gab absolut keine Warnung, dass es dermaßen gewalttätig wird in dem Buch.

Die Geschichten haben den anti-Schwarzen Rassismus im Fokus und thematisieren das auf eine aggressive Weise. Dabei vermischt der Autor Dystopie mit Realität und in manchen Geschichten geht es mehr in die Richtung Sci-Fi. Auch wenn mich einige Geschichten an die Serie “Black Mirror” erinnert haben, weil sie so verstörend sind, konnte ich in allen Geschichten einen Kern der Wahrheit erkennen. Vieles spiegelt unsere Gesellschaft wider, zwar überspitzt, aber dennoch.

Für mich war die erste Geschichte “The Finkelstein 5”, die eindrucksvollste. Ein weißer Mann ermordete fünf Schwarze Kinder mit einer Kettensäge und behauptet, dass er seine eigenen Kinder verteidigt hätte. Selbstverteidigung. Er wurde freigesprochen. Das mag unglaublich erscheinen, aber genau das passiert auch in unserer Welt. Breonna Taylor schlief ihrer Wohnung, als die Polizei in das Appartement eindrang und sie erschoss. Keine Anklage. Tamir Rice war 12, als er von einem Polizisten erschossen wurde. Freigesprochen. Notwehr.

Eine andere Geschichte, die mich beeindruckt und verstört hat, ist Zimmer Land: ein Schwarzer Arbeiter arbeitet in einem Freizeitpark, wo weiße Bürger*innen ihre Fantasien zur “Verteidigung” ihrer Familien ausleben können. Die Idee fand ich sehr spannend. Würde das helfen die Aggression gegen Schwarze Menschen einzudämmen? Indem weiße Menschen auf Schwarze Menschen in einem Freizeitpark schießen?

Diese Kurzgeschichtenkollektion heißt “Friday Black” und natürlich kommt darin auch das Thema “Black Friday” vor. Wie wichtig ist uns Konsum? Was macht Konsum mit uns? Diese Geschichte war erschreckend zu lesen und es hat mich geradezu angewidert, wie Menschen tatsächlich dazu bereit sind über Leichen zu gehen. Wortwörtlich.

Dann gab es auch einige Geschichten, die sich für mich gezogen haben oder die mich einfach nur verwirrt haben. Dennoch regt das Buch dazu an mehr über unsere Gesellschaft nachzudenken und auch das eigene Verhalten zu reflektieren.

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