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Veröffentlicht am 30.10.2020

Überraschend spannende Fortsetzung der Rabenschatten-Trilogie

Das Lied des Wolfes
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Das Lied des Wolfes. Rabenklinge von Anthony Ryan

Jahre sind vergangen seit dem Krieg um die Herrschaft - und Vaelin al Sorna - gefürchteter Kriegsherr und Führer des Feldzugs - ist in die Nordlande ...

Das Lied des Wolfes. Rabenklinge von Anthony Ryan

Jahre sind vergangen seit dem Krieg um die Herrschaft - und Vaelin al Sorna - gefürchteter Kriegsherr und Führer des Feldzugs - ist in die Nordlande zurückgekehrt und herrscht dort im Auftrag seiner Königin. Er versucht, in den Nordlanden ein friedvolles Leben zu führen (was ihm nicht gerade glückt, wie schon die ersten Seiten beweisen). Als er Gerüchte hört von einem Krieger in einem weit entfernten Land mit sagenumwobenen Kräften und dann auch noch von Sherin - seiner ersten großen Liebe - erfährt, die in diesem besagten Land seit Jahren lebt, hält ihn nichts mehr in den Nordlanden.

Das vorliegende Buch ist eine Fortsetzung der Rabenblut-Saga, die aus drei Bänden besteht. Ob man diese nun gelesen haben sollte oder nicht, mag ich nicht wirklich beurteilen. Ich habe die ersten drei Bände gelesen und das Wissen aus den vorhergehenden Bänden hat natürlich auch meine Meinung zum vorliegenden Band ziemlich geprägt. „Das Lied des Wolfes“ spielt wie eingangs erwähnt Jahre nach den Ereignissen aus der ersten Trilogie. Ich habe die ersten drei Bücher als sehr bildgewaltig, blutig und epochal in Erinnerung, mit sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren, an manchen Stellen zu breit erzählt. Ich benötigte wirklich einen langen Atem dafür. Trotzdem war ich unglaublich neugierig, was aus Vaelin, Northa und all den anderen geworden ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich zum „Lied des Blutes“ gegriffen.

Die ersten Seiten fielen mir schwer. Sie zogen sich wie zähes Leder - der Roman ist wieder unterteilt in eine Binnen- und eine Außenhandlung - die Außenhandlung gestaltete sich für mich als eine Art Geduldsprobe, in der ich nervös die Seiten gezählt habe, bis ich wieder auf Vaelin und seine Freunde treffen würde.

Zum Glück wurde mein Durchhaltevermögen belohnt. Im ersten Teil des Buches erfahren wir sehr viel über den Werdegang der Dunkelklinge und den ihrer Freunde. Er ist zum Glück auch relativ ruhig (an Ryan-Maßstäben gemessen), sodass man sich mit Vaelin und Northa und all den anderen in Ruhe auseinandersetzen kann, bevor der Leser mit ihnen das Schiff besteigt und dem Krieg entgegen segelt. Sowohl die Charaktere waren richtig gut gezeichnet, wie auch der Schreibstil richtig zu begeistern wusste. Das waren auch schon in der ersten Trilogie Ryans Stärken. Er hat einen unglaublich bildhaften Schreibstil, der mich immer in das Buch hineinzog. Das ist ihm ein weiteres Mal gelungen. Ich reiste mit den Freunden, kroch durch düstere Schächte und war bei ihnen als sie ein neues, wohlgezeichnetes Volk kennen lernten.

Das Buch war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern angenehm kompakt. Für mich hatte er genau die richtige Länge - durch diese Kürze (wer Ryan kennt, weis, dass seine Bücher gerne mal die 1000 Seiten Marke knacken) war der Autor gezwungen, die Ausschweifungen fort zu lassen und das tat sowohl Plot als auch Tempo ziemlich gut. Wahrscheinlich war es auch der gerade schon erwähnten Kürze geschuldet, dass das Buch nicht nur aus Schlachten bestand, was für mich auch ein großer Pluspunkt war (keine Sorge, Ryan bleibt sich treu, die Dunkelklinge zieht oft genug ihr Schwert und kämpft sich durch Heerscharen, aber im Vergleich zur „Königin der Flammen“ fand ich den Schlachtanteil sehr angenehm.

Ich war überrascht vom Buch. Dank seiner Kompaktheit und der guten Aufteilung zwischen Charakterentwicklung und Actionszenen entwickelte sich der Roman für mich zu einem Pageturner - mit kleineren Moorlandschaften immer dann, wenn ich in der Außengeschichte stecken blieb. Ich vergebe an dieser Stelle gerne vier Sterne.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Ausflug auf ferne Sterne

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Infinitum - Christopher Paolini

Kira, Xenobiologin, findet im Zuge einer Forschungsmission einen Skinsuit - der sich als ein Stück Alienmaterie entpuppt. Plötzlich tauchen Aliens in der gesamten Galaxie ...

Infinitum - Christopher Paolini

Kira, Xenobiologin, findet im Zuge einer Forschungsmission einen Skinsuit - der sich als ein Stück Alienmaterie entpuppt. Plötzlich tauchen Aliens in der gesamten Galaxie auf, greifen die Menschen an - und nur Kira und der Suit können diesen Krieg beenden.

Christopher Paolini kommt einem nicht sofort in den Sinn, wenn man an Science-Fiction denkt. Da fliegen Drachen durch eine mittelalterliche Welt, jedenfalls in meinen Kopf. Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass er etwas neues schreiben will. Fernab von der High-Fantasy-Welt, in der ich viele schöne Stunden verbracht habe. Science-Fiction. Das Buch hat mich total gereizt - auch wenn ich sonst weniger im Sci-Fi-Genre unterwegs bin. Als ich es im Buchladen gesehen habe, konnte ich nicht daran vorbeigehen, obwohl ich kaum wusste, auf was ich mich da einlassen. Auf Science-Fiction, klar.

Nun, für mich war es „Hardcore“ Science-Fiction. Zuvor hatte ich zwar auch schon Ausflüge ins Weltall gemacht, aber da kam es mir „geerdeter“ vor. Ich hatte mehr bekannte Bezugspunkte, an die ich mich klammern konnte. Je weiter ich in Infinitum eintauchte, desto bewusster wurde mir, dass das Buch auf einer anderen Ebene der Sci-Fi spielt. Hätte ich das Buch gelesen, wenn es nicht von meinem Lieblings-Drachenreiter-Autor geschrieben wurden wäre? Wohl eher nicht. Ich war trotzdem ziemlich begeistert, in welche sphärischen, unbekannten Welten mich Paolini in Infinitum entführt hat.

Die ersten Seiten gestaltete Paolini schlau. Da stand Teamgeist und Freundschaft auf der Agenda, Charakterbuilding, um auch solche Sci-Fi-Skeptiker wie mich aufs Schiff zu locken. Und das geht bei einem Drink und Musik viel besser, als wenn man gleich mit den harten Fakten loslegt. Antimaterie, Kryoschlaf und Jellys kamen erst später an die Reihe. Das Gefühl von Zugehörigkeit zum Team empfand ich sehr schnell - zwar war es ein anderes Team, als das, mit dem wir später das All erkunden sollten, aber es eignet sich gut für die Einführung der Protagonistin. Kira, Xenobiologin und nicht mehr 17, steht im Leben und hüpft durch die Galaxie auf der Suche nach dem Unbekannten. Ihre Neugier bringt sie auch zum besonderen Skinsuit, mit dem alles beginnt. von Der SoftBlade. Wir begleiten sie bei der Auseinandersetzung mit dem Stück Alienmaterie und ich hatte das Gefühl, die SoftBlade ist nicht nur ein Teil ihr, sondern wurde auch zum Teil von mir während der Lektüre. Doch Paolini reduzierte Kira nicht nur auf die SoftBlade - zum Glück - und obwohl es im Buch viele einsame Momente gab, fand ich insbesondere die Dialoge richtig gut gelungen. Kira ist eine gute Protagonistin - doch ich fand ihr soziales Umfeld, insbesondere das Team, mit dem sie später durch All düst, sehr viel spannender. Da hat sich Paolini richtig ins Zeug gelegt, um den Charakteren Tiefe zu verleihen. Ob der zurückhaltende Schiffsmediziner, oder der Kapitän oder die erste Offizierin und das Schiffsgehirn. Sie waren einfach nur großartig und ich hatte wirklich Spaß mit der Truppe in dem rostigen Schiff, obwohl ich mit Kira - so sorgfältig sie auch gezeichnet war - nicht richtig warm wurde.

Mich hat das All fasziniert, das Paolini entworfen hat. Man muss sehr tief in eine Materie eintauchen, um mit solchem Selbstverständnis über die physischen Gesetze im All, über Antimaterie, über Aliens und über G-Kräfte und über Xenobiologie schreiben zu können. Paolini hat so geschrieben, dass auch Sci-Fi-Noobs wie ich nicht nur Bahnhof verstanden haben und gleichzeitig hatte er keinen Erklärbär vor der Brust. Ihr wisst schon, dieses große, plüschige Monster, durch das der Autor sich erklärend durchwühlen muss, bis er zum Kern der Sache kommt. Ich konnte Kiras Reise ohne Bären genießen. Sie war spacig, abgedreht, manchmal überfrachtet - aber mit positiver Konnotation. Man hat die unendlichen Weiten und glitzernde Einsamkeit des Alls gespürt - und das rechne ich Paolini hoch an.

Action kam auch nicht zu kurz. Alien-Weltraumaction mit messerscharfen Tentakeln, Schleim und vielen Lasern und viel Schwerelosigkeit. Das muss man mögen. Mir war es auf die Dauer ein bisschen viel. Da pfleg ich dann doch lieber mit Kapitän Falconi seinen Bonsai. True Story.

Paolini hat sich Mühe gegeben, einige erdige Sachen zu verbauen. Pflanzen, bestimmte Gewohnheiten und Empfindungen, um den Bezug auch für Leser herzustellen, die ein bisschen an der Erde hängen.
Und zum Plot, nun - er ist vollkommen anders als er im ersten Moment scheint und vereint viele Wendungen in sich - er sprießt, sprengt das enge Korsett und am Ende saß ich mit wirklich großen Augen da, da die Auflösung wirklich bombastisch war - und stimmig.

Unterm Strich? Abgespacete Weltraumaction mit einer Crew zum Raumschiff stehlen und einer gut gezeichneten Protagonistin. Paolini hat mich an die Hand genommen zu einer Reise ins Ungewisse, die mir Spannung und neue Erkenntnisse beschert hat - ich bin aus meiner Lesekomfortzone gekrochen. Well done, Christopher. Für alle Sci-Fi-Fans und Paoliniliebhaber, die hinter dem Drachenschwanz hervorschauen möchten.

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Veröffentlicht am 25.07.2019

Im Labyrinth ...

Das Labyrinth des Fauns
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Das Labyrinth des Fauns

Ofelia fährt mit ihrer Mutter in Spaniens Berge. Ihre Mutter ist hochschwanger und auf dem Weg zu dem Vater des Ungeborenen - Einem Offizier, der mit seiner Truppe Jagd auf die ...

Das Labyrinth des Fauns

Ofelia fährt mit ihrer Mutter in Spaniens Berge. Ihre Mutter ist hochschwanger und auf dem Weg zu dem Vater des Ungeborenen - Einem Offizier, der mit seiner Truppe Jagd auf die Rebellen macht. Ofelia entdeckt den Zauber der Berge - und bald stellt sie ein Pan vor drei Aufgaben, die sie zu lösen hat.

Eines vorn Weg. Ich liebe Guillermo del Torros meisterhaften Film heiß und innig. Mit jedem düsterem Winkel. Deshalb habe ich gezögert, ob ich das dazugehörige Buch lesen soll oder eben nicht. Es wurde auf der Basis des Filmes geschrieben, und der Film entstand nicht aus dem Buch heraus. Letztendlich bin ich froh, doch in das Buch abgetaucht zu sein. Es ließ mich die Geschichte noch einmal erleben und hat mir Lust gemacht, den Film wieder in meinen Player zu werfen.

Ich hatte während des Lesens durchweg das Gefühl, ein typisches Funke-Buch vor mir zu haben. Düstere Elemente waren zwar vertreten (wer den Film kennt, weiß wovon ich rede), aber ich hatte ebenso das Gefühl, dass sich der Stoff nicht wirklich eignet für das typische Funke-Feeling. Die Autorin behält den Handlungsfaden durchweg bei, er zieht sich wie ein Faden durch das Buch, sodass ich beinahe schon im Vorhinein wusste, was die Figur sagen würde oder wie sie sich entscheiden würde. Okey, das hört sich jetzt schlecht an, oder? Das alles tat dem Lesegenuss keinen Abbruch, keineswegs. Die Sprache ist poetisch und ich liebe die Geschichte rund um den Faun und Ofelia und die Aufgaben, die sie erwarten. Auch fieberte ich mit den Rebellen mit und war betrübt, bei den düsteren Gedanken, die manche hegten. Alles in allem war es ein solides Buch, um eine wunderbare Geschichte, die im Filmuniversum ihres Gleichen sucht.

Nun noch zu den beiden Dingen, die mir persönlich aufgefallen sind:

Zunächst einmal die Perspektive: Eigentlich ist es üblich, die Point of View dann zu wechseln, wenn es nötig ist und dies kenntlich zu machen durch einen Absatz o.ä. - bei Cornelia Funke war es jedoch so, dass ihre Perspektivwechsel fließend erfolgten: Mal waren wir zu Gast in Ofelias Kopf, nur um dann rasch wieder an den Gedanken ihrer Mutter teilzuhaben. Ich konnte mich bis zum Schluss nicht entscheiden, ob ich diesen Schachzug genial oder störend finden sollte. Ich glaube, von allem ein bisschen. Gibt es das auch?

Die „Märchen“ in dem Buch waren wiederum tolle Ergänzungen zur eigentlichen Geschichte. Sie wurden eingestreut und erzählten Mal von einem Buchmacher oder einer Taschenuhr. Am Ende fügte sich das Ganze natürlich passgenau in die Geschichte ein und gab meinem kleinen Herz ein wenig mehr Einblick in die Welt, die ich so liebe. Natürlich, eine brutale, grauenerregende Welt - jedoch mit Schlupfwinkeln für mutige Mädchen, die zu träumen wagen.

Ich gebe diesem Buch vier Punkte. Wieso nur vier? Nun - wirklich abholen konnte mich das Buch nicht. Es war schön, keine Frage. Aber Funke hat bessere Bücher geschrieben und für mich fehlen dem Buch die kleinen Ecken, Kanten und Anspielung, die den Film für mich zu einem Meisterwerk machen.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Frostiges Lesevergnügen

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Dicke Brille, der lebende Schal und zurückhaltend ruhig. Ophelia will nur im Museum sein, dessen Leitung ihr übertragen wurde. Auf der Arche Anima lebt sie mit ihrer Familie, bis bestimmt wird, dass sie ...

Dicke Brille, der lebende Schal und zurückhaltend ruhig. Ophelia will nur im Museum sein, dessen Leitung ihr übertragen wurde. Auf der Arche Anima lebt sie mit ihrer Familie, bis bestimmt wird, dass sie auf die Arche des Popls ziehen und dort verheiratet werden soll. Ausgerechnet mit distanzierten Thorn, der sich so viel für sie interessiert wie für einen Stein. Doch warum? Und dass der Pol weitaus gefährlicher ist, als die Arche Anima, muss sie nur all zu bald feststellen.

Die Verlobten des Winters stellt den ersten Teil der vierbändigen Reihe „Die Spiegelreisende“ dar. Wir können uns also noch auf viele gemütliche Lesestunden und Abenteuer von Ophelia und Thorn freuen. Ich bin durch das wundervolle Cover auf den Roman aufmerksam geworden. So ganz anders, ein bisschen Anime-Style. Ein bisschen hat es mich auch an die Zeichnungen von Chris Riddle erinnert, der eine ähnliche Strichführung hat wie das Cover.
Das Buch begann so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Genauso fantastisch und mit den wunderbaren skurrilen kleinen Details, die ich so sehr mag. Ein wenig erinnert das Buch an das Versailles des 18. Jahrhunderts, mit denselben ausladenden Kleidern und ähnlichem Benehmen. Dieses Gefühl hielt im Übrigen das gesamte Buch über an. Und ich mochte die Emotionen sehr gerne.
Das Buch wird aus Ophelias Perspektive erzählt. Wir erleben also alles aus ihren Augen – aber erfahren eben auch ständig etwas Neues von ihr, da sie dem Leser zuerst als „graues Mäuschen“ erscheint, aber innerlich eine sehr viel größere Stärke verbirgt. Und da diese nur Puzzleteil um Puzzleteil zum Vorschein kommt, bleibt ihre charakterliche Entwicklung sehr spannend. Auch Thorn habe ich als männlichen Gegenpart sehr gemocht. Anfangs unnahbar taut er am frostigen Pol auf, aber auch nicht so sehr, als hätte er einen Sonnenurlaub am Strand gebucht. Er ist eben sehr verschlossen und vorsichtig, und legt nur Schicht für Schicht seine Rüstung ab. Bis zum Schluss können wir ihn nicht gänzlich durchschauen, sodass für die nächsten Bände noch etwas zum Aufdecken gibt. Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, da Ophelia und Thorn zusammen wunderbar funktionieren. Auch die Nebencharaktere waren wunderbar ausgearbeitet. Besonders Thorns Verwandte Berenilde konnte man nicht in die Karten schauen, das reizt mich an einem Buch.

Das Setting war wunderbar, jedenfalls das, was uns Dabos davon offenbart hat. Insbesondere das Innere der Himmelsburg hat mich fasziniert, da es immer neue Skurrilitäten zu bestaunen gab. Doch Dabos hat sich beim Worldbuilding an sich eher zurückgehalten. Mich hätte brennend interessiert, wie die Welt im ganzen eigentlich aussieht und wie sie funktioniert. Darauf hoffe ich dann im nächsten Teil.

Die Struktur des Romans fußt auf Ophelias Fähigkeiten. Sie kann Gegenstände „lesen“ und durch Spiegel reisen. Thorn dagegen hat andere Fähigkeiten, die Familiengebunden sind. Darüber hat sich die Autorin viele Gedanken gemacht, was ich wundervoll fand. Es gibt der Szenerie das richtige Flair. Insbesondere in der Himmelsburg laufen viele Leute mit sehr gefährlichen Fähigkeiten herum.

Gefahr? Spannung! Ja, die Spannung kommt nicht zu kurz. Es baut sich vor allen Dingen eine hintergründige Spannung auf, die auf Intrigen und Bedrohung aufbaut. Ophelia musste immer auf der Hut sein. Diese Gefahr spürt der Leser genauso. Doch ich hätte mir ein wenig mehr Aktionen gewünscht, ein wenig mehr offene Action, um es auf den Punkt zu bringen. Zwischen Teetrinken und Lektüre und Spaziergängen im Park kam mir vor allen Dingen die erste Hälfte langatmiger vor, als sie hätte sein müssen.

War ich zufrieden mit meinem Aufenthalt auf der Himmelsburg? Ja, sehr. Erfrischend, neu und intelligent – diese Stichworte fallen mir zur Fantasy von Dabos ein. Ich vergebe jedoch nur vier Sterne – eben gerade weil ich mir von den nächsten Teilen ein wenig mehr offene Spannung erhoffe.

P.S. – den unsäglichen Vergleich mit Harry Potter finde ich unangebracht. Das Buch weiß zu verzaubern, aber nicht auf die zauberstabschwingende, actiongeladene Weise des jungen Zauberschülers.

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Veröffentlicht am 04.03.2019

Künste und Drachen

Blutgesang
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Blutgesang von Julia Lange

In Midea, der Stadt der schönen Künste, leben Menschen und Zartasi Seite an Seite. Die Zartasi sind musikalisch begabt. Seit der Ausrottung der Drachen sorgen die Hüter dafür, ...

Blutgesang von Julia Lange

In Midea, der Stadt der schönen Künste, leben Menschen und Zartasi Seite an Seite. Die Zartasi sind musikalisch begabt. Seit der Ausrottung der Drachen sorgen die Hüter dafür, dass die Wut nicht unkontrolliert ausbricht. Denn viele Menschen tragen verfluchtes Blut in sich, so auch der junge Valerian, der versucht seinem Schicksal zu entgehen.
In einer ähnlichen Situation ist die Zartasi Elezei. Doch die beiden können nicht ahnen, dass sie nur benutzt werden.

Da ich Julia Langes Debüt-Roman kannte und sehr schätzte, warf ich natürlich auch auf Blutgesang einen näheren Blick. Das Buch kann ohne Probleme als eigenständiger Roman gelesen werden. Es ist nur lose über das Worldbuilding mit Langes Erstling verknüpft.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht. Ich hatte keine Probleme mich zu Anfang in der Stadt zurecht zu finden oder mich in das Flair einzufühlen. Irgendwie hatte ich ein musikalisches florierendes Atlantis vor Augen mit römischen Einflüssen, was für mich mit Julias Beschreibungen schön harmonierte. Julias detaillierte Beschreibungen schufen für mich wunderbare Bilder und warfen das Kopfkino an, ganz gleich welches Setting die Charaktere gerade betraten.
Aber ich muss zugeben, am Anfang hatte ich meine kleineren Differenzen mit den Charakteren. Vor allen Dingen sie auseinanderzuhalten und richtig zuzuordnen, viel mir in der ersten Hälfte nicht immer leicht. Exotische Namen trafen auf einen bunten Strauß an Figuren. Da musste ich mich zunächst zurechtfinden, ehe ich wirklich mit den Figuren mitleiden und -lachen konnte. Ein wenig erschwerte mir diese Tatsache den wirklichen Zugang zum Buch, da bei mir viel über die Charaktere funktioniert.
Am besten gefallen hat mir Adorata. Die Hüterin ist stark und gradlinig. Wenn sie etwas wissen oder schaffen oder jemandem helfen möchte, gibt sie alles dafür, und das sind Charakterzüge, die ich sehr schätze. Deshalb habe ich mit ihr auch am meisten „mitgefiebert“. Valerian hingegen kam interessant daher. Er gab der Geschichte die nötige Würze, aber Sympathie hat er wenig von mir erhalten, gerade weil er sich des Öfteren Mal wie ein nicht näher zu benennendes Körperteil benahm. Zugegeben, ich musste auch einige Male über ihn lachen, weil er so unvorhersehbar war.
Generell hat die Aufteilung in drei Sichtweisen mehr Dynamik in das Buch gebracht und der neugierige Leser konnte durchaus die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Und das machte bei der Geschichte besonders viel Spaß.
Auf die Spannung kam nicht zu kurz. Von Anfang an war eine gewisse Grundspannung vorhanden, was sich durch die actionreichen Szenen und die zahlreichen Angriffe noch steigerte. Zum Glück bin ich nicht allzu zart besaitet ;) Für mich entsprach es einer tollen Dosis an (Drachen)magie ohne die üblichen Romantasy-Elemente.
Allein das ist schon eine Empfehlung wert. Die Verbindung mit der Musik und den Künsten empfand ich auch als äußerst angenehm.

Alles in allem ein tolles Buch mit Charakteren, die man nicht nach ihrem ersten Auftritt durchschaut. Ich hatte leichte Probleme, in das Buch einzusteigen. Deshalb vergebe ich vier Sterne.