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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein lesenswertes kleines Juwel

Weihnachten am Ku'damm
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Passend zu Brigitte Riebes Trilogie «Die Schwestern vom Ku'damm» gibt es eine Weihnachtsgeschichte mit den Thalheim-Schwestern, die im Rowohlt Wunderlich Verlag erscheint.

Als Hungerwinter ging der Winter ...

Passend zu Brigitte Riebes Trilogie «Die Schwestern vom Ku'damm» gibt es eine Weihnachtsgeschichte mit den Thalheim-Schwestern, die im Rowohlt Wunderlich Verlag erscheint.

Als Hungerwinter ging der Winter des Jahres 1946 in die Geschichte ein. Nach dem Krieg lag alles in Schutt und Asche, dazu herrschte eisige Kälte, keine Kohlen und wenig Lebensmittel machten den Menschen das Leben schwer. Auch das prunkvolle Kaufhaus am Ku’damm ist ein Trümmerhaufen. Im provisorisch eingerichteten Modegeschäft verkauft Rike weiterhin Kleidung. Dort entdeckt sie den kleinen Erich, der sie an ihren verschollenen Bruder Oskar erinnert und allein und hungrig einen dermaßen mitleiderregend Eindruck macht, dass Rike ihn mit nach Hause nimmt. Die drei Schwestern möchten dem Kleinen ein schönes Weihnachtsfest machen, doch dazu brauchen sie einen Weihnachtsbaum. Ein schwieriges Unterfangen, denn sogar der Tiergarten ist abgeholzt.

"Deutschland, Deutschland ohne alles, ohne Butter, ohne Speck. Und das bißchen Marmelade frisst uns die Besatzung weg." Zitat S. 93

Wieder einmal ist Brigitte Riebe die Ausarbeitung der Figuren ganz wunderbar gelungen, sie sind lebendig und gut erkennbar weiter entwickelt. Von Anfang an war ich wieder mit den Thalheims verbunden und ich habe sie in dieser schwierigen und doch weihnachtlichen Zeit begleitet und auf ein gutes Ende der Story hingefiebert. Der Weihnachtsbaum steht als Symbol der Hoffnung zum Fest, in dieser Zeit ist er jedoch so schwer zu bekommen wie die Kronjuwelen mancher Königshäuser. Kann es den Thalheims gelingen, zum Fest einen Baum zu ergattern?

In dieser Geschichte spielt sich sehr anschaulich das alltägliche Leben der Thalheims und anderen Bewohnern Berlins ab. Der Hungerwinter ließ die Menschen darben, viele erfroren in ihren ungeheizten Wohnungen, Lebensmittel gab es auf Zuteilung und davon viel zu wenig. Einquartierungen von Vertriebenen ließen die Menschen enger zusammen rücken, was nicht immer einfach war und selten eine Geste der Humanität, es wurde von oben durch die Besatzungsmächte angeordnet.

Die liebevolle Fürsorge um den kleinen Erich, auch ein Vertriebener, macht die eigentliche weihnachtliche Stimmung aus. Sie ist Sinnbild von Hoffnung und Zuversicht und lässt mich als Leserin gespannt in die Geschichte eintauchen. Denn Rike und ihre Schwestern setzen alles daran, Erichs Situation zu verbessern.

Eine wunderschön erzählte Weihnachtsgeschichte mit dem spürbaren Zeitgeist der Nachkriegsjahre. Ein lesenswertes kleines Juwel in der Ku'damm-Reihe.


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Veröffentlicht am 10.10.2020

Eine bezaubernde Weihnachtsbotschaft

Robin, kleiner Weihnachtsheld
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Im cbj Verlag erscheint das Kinderbuch ab "Robin, kleiner Weihnachtsheld", das von Jan Fearnley geschrieben und auch wunderschön illustriert wurde. Zum Vorlesen ab 3 Jahren geeignet.

In sieben Tagen ist ...

Im cbj Verlag erscheint das Kinderbuch ab "Robin, kleiner Weihnachtsheld", das von Jan Fearnley geschrieben und auch wunderschön illustriert wurde. Zum Vorlesen ab 3 Jahren geeignet.

In sieben Tagen ist Weihnachten, darauf freut sich Robin Rotkehlchen schon sehr und weil es ordentlich geschneit hat, wäscht er seine sieben warmen Westen für seine Unternehmungen im Freien. Gegen die Kälte halten die Westen schön warm, eine zieht er gleich an und macht sich frohgelaunt auf zum Schlittschuhlaufen auf dem Teich. Dort trifft er auf den frierenden Frosch, der ihn um Hilfe bittet. Völlig großmütig und barmherzig trennt sich Robin von seiner Weste. Und es kommen noch mehr frierende Tiere, denen er seine Westen schenkt, solange, bis er selbst friert. Doch da geschieht das Weihnachtswunder...

Das Cover dieses Buches glitzert und funkelt sehr weihnachtlich mit silbernen Schneeflocken. Die Geschichte erinnert ein wenig an den heiligen Nikolaus, denn Robin verschenkt aufopfernd seine Westen an die frierenden Tiere, die ihm in der Natur begegnen.

Die Texte sind recht einfach und damit kindgerecht, die zauberhaften Bilder und toll dargestellten Tiere eine Augenweide und einfach wunderschön anzusehen. Doch am wichtigsten ist die erkennbare Botschaft von Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit und letztendlich die Bedeutung der Weihnachtsfreude, denn die bekommt Robin am Ende der Geschichte selbst zu spüren. Gleichzeitig lernen Kinder auch von 7 rückwärts zu zählen, denn Robins Westen verringern sich von Tag zu Tag.

Dieses wunderschöne Bilderbuch enthält eine klar erkennbare Weihnachtsbotschaft und versüßt die Vorweihnachtszeit, es passt auch gut als Geschenk zum Nikolaus.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Diese weihnachtliche Geschichte verbreitet Glücksgefühle

Rosa Räuberprinzessin – Tierisch schöne Weihnachten!
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Das Bilderbuch "Rosa Räuberprinzessin – Tierisch schöne Weihnachten!" von Annette Roeder erscheint im cbj Verlag. Es eignet sich ab 6 Jahren. Die Illustrationen stammen von Katrin Engelking.

Es ist Weihnachtszeit ...

Das Bilderbuch "Rosa Räuberprinzessin – Tierisch schöne Weihnachten!" von Annette Roeder erscheint im cbj Verlag. Es eignet sich ab 6 Jahren. Die Illustrationen stammen von Katrin Engelking.

Es ist Weihnachtszeit in Sonnenbühl und Rosa freut sich besonders auf das Wichteln in der Schule. Und dann ist da noch das Krippenspiel, dass sie mit ihrem Lehrer Apfelbeck aufführen wollen. Leider läuft nicht immer alles nach Plan und es ist ein Glück, dass Esel Einhorn wieder eine tolle I-Ah-dee hat. Vielleicht wird doch noch alles so wie erhofft.


Rosa ist eine wilde und lustige Räuberprinzessin, die mit ihrem Esel Einhorn immer tolle Abenteuer erlebt. Und sie liebt die Weihnachtszeit, denn da wird gebacken, gebastelt und auch gesungen. Das Wichteln in der Schule hat inzwischen Tradition und jeder Schüler kommt mal in den Genuss eines persönlichen Geschenks eines Mitschülers. Aber auch Lehrer Apfelbeck wird bewichtelt, Rosa hat seinen Namen gezogen und möchte ihm ein ganz besonderes Geschenk machen. Ein Wellnesstag wäre doch toll, leider hat sie nicht soviel Geld in der Spardose. Doch dann hat sie dank Rocco eine zündende Idee, ein Gurkenglas soll die Lösung bringen. Wieso Gurkenglas, fragt ihr euch jetzt sicher. Na, da gibt es... Aber das müsst ihr selbst lesen.

Auf alle Fälle wird es abenteuerlustig, witzig und auch eine große Überraschung für Lehrer Apfelbeck. Das Krippenspiel findet dieses Jahr auch mal ganz anders statt und am Ende ist es doch ein schöner Start in die Weihnachtsferien.

Bei den Aktionen kann man wunderbar mitlachen, sich sorgen und hoffen und das macht den besonderen Reiz dieser Story aus. Einhorns unverwechselbare I-A-Ideen sind sehr witzig und Rosas Vorhaben kann man einfach nur schön finden. Die Umsetzung ihres Plans ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, das wird den kleinen und großen Lesern schnell klar werden.

Für Leseanfänger eignet sich die große Schrift, die Texte sind gut verständlich und mit besonderen Wortfindungen aufgepeppt, was für großen Lesespaß sorgt. Sogar Corona findet im Buch als Krönchen-Virus Erwähnung.

Die wunderschönen Illustrationen geben dem Buch das letzte I-Tüpfelchen und sorgen für eine farbenfrohe und bildhafte Untermalung.

Ein abwechslungsreiches und amüsantes Weihnachtsabenteuer mit der sympathischen Rosa, das mir super gut gefallen gestimmt hat.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Spannendes Krimi-Lesevergnügen pur!

Tod im Alten Land
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Der Kriminalroman "Tod im Alten Land" von Daniel E. Palu erscheint im Emons Verlag.

Gabriele Berlotti zieht zurück zu seinen Eltern ins Alte Land und fängt seinen Dienst als Hauptkommissar in Hamburg ...

Der Kriminalroman "Tod im Alten Land" von Daniel E. Palu erscheint im Emons Verlag.

Gabriele Berlotti zieht zurück zu seinen Eltern ins Alte Land und fängt seinen Dienst als Hauptkommissar in Hamburg an. Kurz vor der Bürgerschaftswahl wird der Mord an einem bekannten Journalisten zu seinem ersten Fall. Es ist Berlottis Bewährungsprobe und er gerät in einen Strudel von politischen Intrigen, Korruption und Fremdenhass.

"Es gibt Kamele mit einem Höcker, und es gibt welche mit zwei Höckern, die größten Kamele aber haben keinen." Zitat Seite 256

Um es gleich vorweg zu nehmen, das ist ganz großes Krimikino.

Daniel E. Palu konnte mich von Anfang an mit seinem hervorragenden Schreibstil begeistern und auch die fesselnde Ermittlung nahm mich bis zum Ende gefangen. Der Ermittler Gabriele Berlotti ist ein sympathischer Charakter, der mit seiner klugen, einfühlsamen Art für mich ein neuer Stern am Krimihorizont geworden ist. Die italienischen Wurzeln des Ermittlers sorgen für einige Vorfälle, die teilweise amüsant, aber auch sehr bedrohlich sind. Auch unter seinen Kollegen muss sich Berlotti mit Spott über seine Herkunft herumärgern. Er hat eine kluge und lässige Art, dazu eine Neigung zu Lebensweisheiten und Sprüchen, die für Unterhaltung sorgen. Gleichzeitig bringt der Ermittlungshintergrund interessante Einblicke in die Politszene, die Machenschaften von Journalisten und Politikern aufdecken. Die Tatmotive können politische Hintergründe haben oder aus Eifersucht geschehen sein, hier rätselt man gerne mit.

Ausgesprochen gut gefällt mir das besondere Sprachtalent des Autors und die rasante Handlung. Auch Szenen mit Belottis Mutter muss ich hier erwähnen, sie sucht händeringend nach einer Frau für Gabriele, was ihm natürlich überhaupt nicht recht ist.

Ein ernsthafter Politkrimi der Fakten und Fake News thematisiert und mit den humorvollen Sprüchen des Ermittlers zu einem spannenden Lesevergnügen wird.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Ein fesselnder Top-Thriller

Zerrissen
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"Zerrissen" ist der neue True-Crime-Thriller aus dem Knaur Verlag von Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos, den er gemeinsam mit Andreas Gößling geschrieben hat.

Ein besonderer Einsatz als Gutachter ...

"Zerrissen" ist der neue True-Crime-Thriller aus dem Knaur Verlag von Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos, den er gemeinsam mit Andreas Gößling geschrieben hat.

Ein besonderer Einsatz als Gutachter für Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, vor Gericht muss er in einem schweren Fall von Kindes-Misshandlung aussagen. Das Opfer ist ein kleines Mädchen, die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao. Gleichzeitig findet Abels Freund Lars Moewig in seinem Kickboxclub in einem Boxsack eine schwer zugerichtete Leiche. Was ist hier geschehen und wer aus dem Club hat da seine Finger im Spiel? Lars bittet Abel um Hilfe, die Spuren führen in die gefährliche Drogenszene eines libanesischen Clans. In dieser Parallelwelt darf es keine Zeugen geben.

Wenn True-Crime-Thriller von einem Rechtsmediziner geschrieben werden, weiß man genau, dass dort auch authentische pathologische Beschreibungen enthalten sind. Michael Tsokos ist vom Fach und bringt in seine Bücher die Plots ein, die ihm im normalen Berufsalltag täglich umgeben. In diesem Fall geht es um das skrupellose Verhalten von Clans in Berlin, die mit ihren menschenverachtenden Verbrechen unsere Gesellschaft mit Füßen treten.

Ein schwerer Fall von Kindes-Misshandlung wirft einige Fragen auf, Sabine Yaos Nichte soll sich angeblich beim Spielen so schwer verletzt haben. Als Gutachter hält Abel das kaum für möglich. Hier steckt etwas anderes dahinter, doch was will die Mutter des Kindes verbergen?

Sehr real wirken die Ermittlungen, die auch in die Kickbox-Szene führen, das Milieu der Boxer wird hier sehr glaubhaft dargestellt und wenn sich Sportler aus diesem Studio in der Pathologie wiederfinden, scheinen hier einige Rachezüge abzulaufen.

Beim Lesen lief mir oft ein kalter Schauer über den Rücken, schon allein der Prolog ist klasse. Ein wenig Privates von Abel erfährt man ebenfalls und die Spannung steigt, als Abels Partnerin Lisa in Gefahr gerät.

Dieses Buch ist ein Pageturner, der flüssige Schreibstil lässt sich leicht lesen, die klaren Angaben und Beschreibungen von Personen und Vorgängen kann man gut nachvollziehen und die Handlung wirkt gut durchdacht und wird logisch aufgelöst. Die recht kurzen Kapitel sorgen für einen rasanten Lesefluss und die vielfältigen Handlungen halten die Spannungskurve durchgängig hoch. Die Überschriften benennen reale Orte in Berlin: Charité, Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, BKA-Einheit "Extremdelikte", JVA Plötzensee. Diese Angaben und die authentisch dargestellten Charaktere erwecken ausdrücklich, wie real die beschriebenen Verbrechen auch im wahren Leben stattfinden.

Auch wenn hier der vierte Band einer Reihe vorliegt, kann man den Titel als ohne Verständnisprobleme als stand-alone lesen.

Besonders interessant und erschreckend fand ich das Nachwort des Autors, in dem er auf die wachsende Gefahr von Clan-Kriminalität in Berlin und anderswo hinweist. Sie ist eine Bedrohung für unsere Gesellschaft und unseren Rechtsstaat und muss mit äußerster Strenge der Justiz bekämpft werden.

Unglaublich spannender und sehr empfehlenswerter Thriller, authentisch mit rasanten Szenen und ein sehr glaubhafter Plot machen ihn zu einem Buchhighlight. Das Leben von Parallelgesellschaften in Berlin wird hier sehr authentisch in die Handlung eingebaut.

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