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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2020

Wichtelhass

Artemis Fowl - Die Rache (Ein Artemis-Fowl-Roman 4)
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Opal Koboi ist nach der Sache mit den Kobolden im Sicherheitstrakt eingesperrt. Allerdings wird sie nicht mehr sehr stark bewacht, schließlich liegt sie im Koma. Was allerdings keiner weiß: Dieses Koma ...

Opal Koboi ist nach der Sache mit den Kobolden im Sicherheitstrakt eingesperrt. Allerdings wird sie nicht mehr sehr stark bewacht, schließlich liegt sie im Koma. Was allerdings keiner weiß: Dieses Koma hat sie nicht nur selbst herbeigeführt, sondern sich auch auf alle Eventualitäten vorbereitet. Opal will nur eines: sich an denjenigen rächen, die für ihr Scheitern beim Koboldaufstand verantwortlich waren. Und dazu gehören Holly Short, Commander Root und ... Artemis Fowl, das junge, kriminelle Genie. Dieser weiß im Moment natürlich nichts von den Unterirdischen, ist doch sein Gedächtnis gelöscht. Doch schon bald wird es aktiviert werden müssen, denn ohne seinen Genius sieht es alt aus für Holly und Co.

Für mich persönlich war diese Folge die bisher beste. Was hier an Tricks, Gegentricks, Intrigen, Gegenintrigen und Wendungen ausgepackt wurde, war schon ganz großes Kino. Wunderbar wieder der Auftritt von Mulch Diggums, ohne den Erdland ja schon lange verloren wäre, und ich habe bis zum Schluss gehofft, dass einer gewissen Person nicht wirklich zugestoßen ist, was ihr eben - ja - zugestoßen ist. Wie üblich hat der Sprecher brilliert und Spaß gehabt, den er auch uns zukommen ließ. Eine tolle Geschichte, und ich bin sicher, wir werden trotzdem nicht zum letzten Mal von Opal Koboi gehört haben. Jedes Genie auf der guten Seite braucht schließlich einen genialen Gegenspieler, sonst könnte man das Ganze gar nicht so schätzen.

Veröffentlicht am 28.09.2020

Achtung, Blutgruppenlollis!

Memento Monstrum (Bd. 1)
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Hilfe! Wem glauben wir jetzt? Dem Vampirjäger van Helsing, der uns eindringlich vor diesem Buch warnt - oder geben wir Vlad Dracula doch eine Chance, etwas über sich selbst zu erzählen? Wer da noch überlegen ...

Hilfe! Wem glauben wir jetzt? Dem Vampirjäger van Helsing, der uns eindringlich vor diesem Buch warnt - oder geben wir Vlad Dracula doch eine Chance, etwas über sich selbst zu erzählen? Wer da noch überlegen muss, der kann sich jetzt verziehen. Alle anderen - kommt näher, setzt euch zu mir und sperrt eure Lauscher auf!

Stellt euch vor, ihr seid ein fast 600 Jahre alter Vampir und erlebt das Schlimmste, was es in der Welt gibt. Was? Ihr denkt an Vampirjäger? Dann denkt noch mal nach! Das Schlimmste, was einem so alten Vampir passieren kann - sind seine Enkelkinder. Und davon hat Vlad gleich mal drei. Und diese drei sind zwischen Kleinkindalter und Pubertät und jetzt wird euch wirklich klar, WIE schlimm es den armen Kerl getroffen hat, oder? Was soll er machen? (Außer Blutgruppenlollis zu verteilen, meine ich?) Wie ein echter, vernünftiger Opa erzählt Vlad Geschichten - nur dass seine eben alle wahr sind! Wir erfahren also von seinen verrückten Abenteuern mit dem ... sorry ... der Yeti, dem Fischmonster, der Mumie und dem unsichtbaren Mann und sogar mit einem Werwolf.

Als wäre es nicht genug, dass all diese wahren Ereignisse von dem Zeitzeugen selbst berichtet werden, ist das Buch selbst mega, mega, mega schön gestaltet, ein wahres Schmuckstück im Regal. Die Illustrationen wurden liebevoll und passend angefertigt, die Geschichten in der Geschichte optisch abgehoben und in den Abenteuern von Vlad kann man selbst noch so einiges Wissenswertes entdecken und Messages mitnehmen, ohne dass der berüchtigte Zeigefinger erhoben wird. So verlieben sich Wesen fremder Rassen, beweist sich das Monster wieder und wieder menschlicher als die Menschen selbst, wird Freundschaft großgeschrieben und vermittelt.

Das Buch lässt sich prima vorlesen und anschauen und ich würde jetzt auf der Stelle einen weiteren Band mit Vlads Erlebnissen in den Händen halten.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Der winselnde Hund

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen ...

Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen Unterdrückern arrangieren und ihnen sogar helfen, haben die Dunkelelben überhaupt keine Chance, ein normales Leben zu führen. Ihnen werden nur niedere Arbeiten übertragen, sie bekommen einen Chip implantiert und sobald ihr Stresslevel ("Aggressionslevel") einen bestimmten Punkt überschreitet, sterben sie, ausgelöst durch ein Gift, das der Chip in ihnen freigibt.

In dieser Welt wächst Luz frei und unbeschwert als Tochter des Mannes auf, der für die Elbenregulierung zuständig ist. Hinter seinem Rücken hat sie ein Date mit einem Halbelben, und als sie einen Poetry Slam besuchen, lernt sie nicht nur den Aufrührer Darel kennen, sondern auch die dreckige, verborgene Seite ihrer Stadt, ihres Vaters und ihrer Regierung kennen. Plötzlich ist sie auf der Flucht und alles, was sie zu wissen glaubte, wurde auf den Kopf gestellt.

Was für eine mega Idee! Wenn man an Elben denkt, hat man doch automatisch so einen spitzohrigen Legolastypen vor Augen, der leichtfüßig mit Pfeil und Bogen durch die Gegend schreitet und gelegentlich die (mittelalterliche) Welt rettet. So was findet man hier nicht. Das Ganze spielt in der nahen Zukunft, und alle rassistischen Dinge, die man heute tagtäglich miterlebt, richten sich hier gegen die Dunkelelben. Doch nicht nur das, hier gibt es kein Schwarz-Weiß-Malen, es geht hier eigentlich nicht Gut gegen Böse, sondern jeder verfolgt hier seine eigene Agenda. Für ein Jugendbuch geht es recht düster und rasant zur Sache und obwohl eine Dreiecksbeziehung angedeutet wird, hält die sich glücklicherweise dezent zurück. Ich kann einen der Protagonisten absolut nicht ausstehen, aber das ändert nichts daran, dass dieser in sich stimmig ist und es Spaß macht, ihn zu hassen. Man bekommt Wendungen und Intrigen vorgesetzt und ist immer wieder empört über das Verhalten so mancher, die die Lage der Unterdrückten auch noch gnadenlos ausnutzten.

Was soll ich sagen? Her mit dem zweiten Teil!

Veröffentlicht am 01.09.2020

Zeit ist relativ

Einstein
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Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ...

Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ist es soweit, sie schmuggelt sich in einen Zug und macht sich auf die lange Reise. Doch was ist das? Sie kommt in Bern an und das Käsefest ist vorbei? Um einen ganzen Tag hat sie es verpasst! Wie konnte das passieren? Und die entscheidende Frage, gibt es eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und doch noch in den Genuss von wunderbarem Käse zu gelangen? Die kleine Maus fängt an zu recherchieren und stößt schon bald auf einen berühmten Mann, der sich mit der Zeit beschäftigt hat: Albert Einstein.

Oh, wow! Was für geniale Illustrationen! Ich lese und blättere ja nun in wirklich vielen Graphic Novels herum, aber diese hier spielt tatsächlich in einer eigenen Liga. Kuhlmann (Mann, ist der kuhl, man!) hat es wirklich drauf, aus der Perspektive einer Maus in einer großen Welt zu zeichnen, überhaupt hat er die Sache mit interessanten Perspektiven zu einer eigenen Kunstform erhoben. Dass dabei auch noch eine meganiedliche und interessante Geschichte entsteht, ist dabei nur noch ein Bonus, das Sahnehäubchen auf dem leckersten Eis, das man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht am 31.08.2020

There be dragons

Feuererwachen
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Vor neun Jahren erhob sich das Volk, die Rebellen stürzten die grausamen Drachenherrscher und waren so wütend und hasserfüllt, dass sie deren Familien genauso grausam folterten und umbrachten. Lee ist ...

Vor neun Jahren erhob sich das Volk, die Rebellen stürzten die grausamen Drachenherrscher und waren so wütend und hasserfüllt, dass sie deren Familien genauso grausam folterten und umbrachten. Lee ist der letzte Überlebende einer der Drachenreiterfamilien, doch das darf niemand wissen. Zusammen mit seiner besten Freundin Annie schafft er es unter der neuen Regierung aus dem Waisenhaus heraus und dazu, ein Drachenreiter zu werden. Doch schon ziehen wieder finstere Zeiten auf: Überlebende der alten Herrscher bedrohen den neuen Staat - und ihre Vertreterin weiß nicht nur, wer Lee wirklich ist, sie bietet ihm auch an zurückzukehren in den Schoß der Familie und seinen angestammten Platz wieder einzunehmen. Lee und Annie müssen sich entscheiden, für welche ihrer Ideale sie einstehen wollen - und ob ihr Vertrauen und ihre Freundschaft reicht, um es gemeinsam durchzustehen.

Wow, das war mal ein Ritt (auf einem oder mehreren Drachen). Es ist trotz der ständigen Anwesenheit der Riesenechsen kein reines Drachenbuch. Vielmehr wirft es Fragen nach Moral und Gesetz auf, nach dem, wofür man einsteht und was man glaubt, das einem zusteht. Es wird ein Staat entworfen, der mich in großen Teilen an das System der Ostblockstaaten erinnert hat - äußerlich geht es allen oder vielen besser, aber noch immer gibt es Leute, die gleicher sind als andere. Dazu kommt ein Top-Schreibstil, der einfach mitreißt und Protagonisten, die alles andere als schwarz-weiß gezeichnet sind. Mir gefällt die Zerrissenheit der Charaktere, die Ambivalenz manch derer, die zu den "Guten" gehören und ein paar wirklich herzzereißende Szenen, die trotzdem nicht kitschig werden. Definitiv ganz großes Kino!