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Veröffentlicht am 25.12.2020

Biesterzähmen leicht gemacht

Die Tiermagierin – Schattentanz
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Leena ist eine Tiermagierin, die vor einiger Zeit aus ihrem Volk ausgestoßen wurde. Nur dank ihrer Tierwesen entgeht sie dem Anschlag eines Assassinen und kann diesen sogar zwingen, sie zu seinem Anführer ...

Leena ist eine Tiermagierin, die vor einiger Zeit aus ihrem Volk ausgestoßen wurde. Nur dank ihrer Tierwesen entgeht sie dem Anschlag eines Assassinen und kann diesen sogar zwingen, sie zu seinem Anführer und damit quasi in die Höhle des Löwen zu bringen. Noc, der Boss der Assassinen ist zu gleichen Teilen genervt und beeindruckt von der Frau, die da so um ihr Leben feilscht. Er lässt sich auf einen Deal mit ihr ein, wohl wissend, dass er seinen Teil des Deals nicht einhalten kann, denn einer von ihnen beiden muss sterben, so ist das Gesetz. Doch je länger Noc, seine engsten Vertrauten und Leena unterwegs sind, desto mehr kommen sich der Assassine und die Tiermagierin näher.

Die Autorin hat mit diesem Buch sehr, sehr viel richtig gemacht, aber zumindest für mich gab es auch einige Aufreger. Erst einmal: Der Schreibstil ist wirklich mega, auch wenn das Lektorat gepennt hat, einige Wiederholungen nicht gestrichen zu haben (Lieblingsformulierung: "hätte schwören können"). Auch die Idee der ganzen Geschichte hat mir gut gefallen, Leena und ihre Gefährten waren schön ausgearbeitet. Womit ich von Anfang an Probleme hatte, war, die Assassinen als Sympathieträger zu sehen. Wer für Geld tötet, egal wen, ist für mich nur schwer zu akzeptieren. Das hätte ich um des Lesespaßes willen noch gut hinnehmen können, aber wer mir wirklich ernsthaft aufstieß, war Noc, der ach-so-tolle-Anführer der Assassinen. Ich kann nicht sagen, wie oft mich der dazu gebracht hat, selbst zum Assassinen zu werden, sogar ganz ohne Bezahlung.

Erstens ist er aus Gründen, die ich hier nicht nennen möchte (Spoilergefahr) schon so alt, dass er - laut eigener Aussage - schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat (und nein, damit sind nicht nur so zwei oder maximal drei gemeint). Dennoch ist er scheinbar unfähig, seine Libido in Check zu halten, obwohl und Achtung, jetzt kommt's: Er weiß, dass (auch aus Gründen) jeder, mit dem er etwas intimer wird in Körper und Geist sterben wird. Nicht er. Sein Loveinterest, wohlgemerkt. Aber anstatt das zum Beispiel mal wenigstens mit seinen Leuten und Gefährten ordentlich zu kommunizieren, stößt er sie permanent weg und behandelt sie wie ein typischer Collegeprotagonist aus typischen New-Adult-Büchern. Was allerdings auch niemanden so richtig stört, weil er so megamegamegaheiß ist und auch nicht aussieht wie seine paar hundert Jahre oder wie alt er ist, sondern vielleicht wie Anfang zwanzig. So benimmt er sich auch übrigens. Er denkt grundsätzlich mit dem Gehirn zwischen seinen Beinen anstatt dem im Kopf und, wenn man es nüchtern betrachtet, als Anführer der Assassinen nicht tragbar. Interessiert aber trotzdem keinen, weil er ja so heiß ist.

Über Noc könnte ich daher noch genauso viele wutentbrannte Pamphlete schreiben, wie das Buch lang ist, aber das spare ich mir dann doch. Wenn man diesen Typen mal wegdenkt, hat der Rest eigentlich echt Spaß gemacht zu lesen und ich bin auch direkt interessiert, den nächsten Band zu lesen, was mich in eine moralische Zwickmühle bringt. Inkonsequent vergebe ich daher 3,5/5 Punkten allein für den Lesespaß und die Tierwesen.

Veröffentlicht am 11.11.2020

Das Mannmut

Das Eismonster
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1899. Elsie ist ein kleines Mädchen mit großen Füßen, das seit ihrer Flucht aus dem schrecklichen Waisenheim für ungeliebte Kinder auf den Straßen Londons lebt. Obwohl sie nicht lesen kann, erfährt sie ...

1899. Elsie ist ein kleines Mädchen mit großen Füßen, das seit ihrer Flucht aus dem schrecklichen Waisenheim für ungeliebte Kinder auf den Straßen Londons lebt. Obwohl sie nicht lesen kann, erfährt sie von den Zeitungsverkäufern, dass im ewigen Eis ein Monster gefunden wurde! Sie muss es unbedingt sehen und macht sich auf ins Naturkundemuseum, in das sie nach großer Anstrengung eindringen kann. Doch was sie dort findet, ist kein Monster, nicht mal ein Monsterchen, sondern ein im Eis eingefrorenes Wollhaarmammut oder eher ein Wollhaarmammutbaby. Sofort ist Elsie klar, dass sie dieses Tier nicht hierlassen kann. Doch zuerst muss sie das Tier mit Hilfe eines verrückten Professors und einer nicht sehr hellen, aber äußerst liebenswürdigen Putzfrau zum Leben erwecken. Das Abenteuer ihres Lebens beginnt, das Elsie und Wolli bis an den Nordpol bringt.

Dieses Buch ist wunderschön gestaltet, keine Frage. Und es geht um Freundschaft, Zusammenhalten, das Beschützen von Außenseitern, eigentlich alles, was ein perfektes Kinderbuch ausmacht. Dass ich trotzdem nicht die volle Punktzahl gebe, hat mehrere Gründe. Vielleicht ist das so ein englisches Ding, aber die Hälfte des Buches besteht aus comicartigen Trööööt, Rattatatatat, Peng und ähnlichen Dingen, die ich so in einem normalen Buch nicht erwarte. Dazu werden viele Worte in irgendeiner Form abgehoben, groß bis riesig geschrieben, Kursiv, schief ... scheinbar ohne Sinn und Verstand. Mich hat das ein wenig genervt, auch wenn nach einiger Zeit ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Ob man jetzt so Fäkalhumor gut finden muss, ist wohl auch Ansichtssache, bei kleineren Kindern kommt das bestimmt gut an. Ziemlich grenzwertig fand ich jedoch die Waisenheimleiterin, die Kinder fast zu Tode prügelt und ihnen vereiterte Socken in den Mund stopft. Entweder ich möchte Oliver Twist lesen in all seiner Härte oder doch lieber ein niedliches Kinderbuch, beides passt für mich nicht so richtig zusammen. Übrigens, die Werbung: mit eigenem Mammut ist eher ärgerlich. Anstatt wenigstens ein Lesezeichen dazuzulegen in Mammutform, soll man den Schutzumschlag zerschneiden und zerstören, um ein winziges Mammut zu erhalten. Eher ärgerlich. Klingt jetzt nach viel Gemecker, war aber trotzdem unterhaltsam. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.10.2020

Marin steht auf

Rules For Being A Girl
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An Marins Highschool gibt es Dutzende Regeln, die beachtet werden sollen. Doch erwartet werden sie eigentlich nur von Mädchen. Ob es Widerspruch ist oder die Kleiderordnung - wo ein Mädchen einen Anpfiff ...

An Marins Highschool gibt es Dutzende Regeln, die beachtet werden sollen. Doch erwartet werden sie eigentlich nur von Mädchen. Ob es Widerspruch ist oder die Kleiderordnung - wo ein Mädchen einen Anpfiff bekommt, wird es bei Jungen toleriert. Marin kennt es nicht anders und es regt sie nur selten auf. Doch dann kommt es zu einem Vorfall mit einem der Lehrer, einem beliebten Kumpeltyp, und je mehr Marin darüber nachdenkt und die Augen offenhält, desto mehr fallen ihr all die Ungerechtigkeiten auf, denen sie und die anderen Mädchen Tag für Tag ausgesetzt sind. Und sie beschließt: Das muss ein Ende haben! Sie schreibt einen Artikel für die Schülerzeitung und engagiert sich in einem feministischen Buchclub. Und mit einem Schlag wird ihr klar, wer wirklich ihre Freunde sind ...

Vom Prinzip her ist das Buch eine klare Message: Mädels, lasst euch den ganzen Sch... nicht mehr gefallen, steht auf! Das gefiel mir mega. Auch super fand ich, dass homosexuelle Ehen angesprochen werden, oder Missbrauch durch Respektspersonen. Die Gleichgültigkeit vieler Jungs ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht unter den Missständen leiden. Ich mochte also, was hier angesprochen wird, sehr. Was mir ein bisschen auf den Zeiger ging, war der manchmal sprunghafte Handlungsverlauf, in dem wahnsinnig viel auf Partys abgehangen, oder von einem Ort zum anderen gefahren wird. Dass nach dem ersten, nicht verstehen wollenden Freund gleich der perfekte Mann in Marins Leben auftaucht, war auch ein bisschen too much, obwohl er in sich selbst auch eine gute Message ist. Von daher kann ich das Buch aufgrund seiner wirklich sehr guten Aussagen empfehlen und vergebe rein vom literarischen Handwerk her 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 17.09.2020

Schieben - Schauen - Verstehen

Das Buch mit der Lupe: Mein Körper
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Mit diesem Buch liegt ein hochwertiger, fester Band aus der Reihe "Das Buch mit der Lupe" vor. Es hat zwar nur 24 Seiten, aber auf diesen wird auf kindgerechte Weise viel über den eigenen Körper erklärt. ...

Mit diesem Buch liegt ein hochwertiger, fester Band aus der Reihe "Das Buch mit der Lupe" vor. Es hat zwar nur 24 Seiten, aber auf diesen wird auf kindgerechte Weise viel über den eigenen Körper erklärt.

Dabei bewegt man sich von der "Hardware" zur "Software", beginnt also mit dem Skelett und Erklärungen über Knochen, Gelenke, Rippen und Wirbelsäule, dann hinüber zu den Organen, Muskeln und Sehnen. Es folgen interessante Wunderwerke wie das Herz samt dem Blutkreislauf, die Verdauung und Atmung. Selbst einen kurzen Abstecher, wie ein Kind entsteht, gibt es.

Auf vier Schautafeln kann man dabei eine Lupe benutzen, um am Körper eines Jungen oder Mädchen ins Innere zu schauen. Diese Lupe hakt manchmal etwas und ich könnte mir vorstellen, dass ungeduldige Kinder sie schnell kaputtmachen oder selbst die Lust verlieren, mit ihrer Hilfe etwas zu erkunden.

Gut finde ich, dass überhaupt schon mal ein grober Überblick über den Körper gegeben wird und sogar ein paar Sachen angesprochen werden, die man auch als Erwachsener nicht unbedingt weiß. Nicht so optimal finde ich, dass manchmal Dinge außerhalb des Körpers dargestellt wurden wie zum Beispiel die Nieren. Das wirkt auf Kinder möglicherweise so, als gehörten sie gar nicht dazu. Auch wurde der gesamte Unterleib ausgelassen, warum? Damit Kinder gleich von Anfang an ein gestörtes Verhältnis dazu bekommen?

Und eher nicht durchdacht ist auch am Schluss der Vorschlag, was alles gegessen werden soll: Fisch, Fleisch, Milch ... Nein, es ist nicht grundsätzlich gesund und hier hätte ich mir etwas mehr Differenzierung gewünscht.

Alles in allem ein schönes Einstiegsbuch für Kinder, aber nicht ohne permanente Erklärung eines Erwachsenen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.09.2020

Sturm auf Kol

Rebelles
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Da es sich hier um eine Rezension zu Band/Hörbuch 3 einer Trilogie handelt, empfehle ich, dass sich jeder, der die Vorgänger nicht kennt, jetzt schleicht, da ich möglicherweise Spoiler drin haben werde. ...

Da es sich hier um eine Rezension zu Band/Hörbuch 3 einer Trilogie handelt, empfehle ich, dass sich jeder, der die Vorgänger nicht kennt, jetzt schleicht, da ich möglicherweise Spoiler drin haben werde.

Die Bestien haben die äußeren Stadtmauern von Kol eingerissen und stürmen die Stadt, wobei sie Tausende Menschen zerfleischen, zertrampeln, mit Säure verätzen. Luca nutzt diesen Moment und die Macht, die ihm das Artefakt verleiht, um die Macht in Kol an sich zu reißen und sich als heldenhafter Magier/Imperator zu verkaufen. Zur selben Zeit haben sich die Rebelles aufgemacht, um endgültig die Macht der Magier zu brechen, indem sie die Quellen dieser Macht zerstören. Die vier Freunde Tarl, Magnus, Balger und Ceres hat es in alle Winde verschlagen: Ceres ist in einer seltsamen Welt gelandet, Tarl wird für den Kampf gegen die Bestien rekrutiert, Balger ist bei den Rebelles und Magnus resigniert. Doch was, wenn nur die Zusammenarbeit dieser vier die Welt retten kann?

Die ersten beiden Teile der Trilogie waren echt der Hammer und es hat großen Spaß gemacht, sie zu hören, denn der Sprecher ist absolut mega. Das hat er auch hier wieder bewiesen, allerdings hat die Geschichte jetzt nachgelassen. Obwohl es jetzt aus noch mehr Perspektiven erzählt wurde als vorher verlor das Buch für mich an Spannung und einige Male fragte ich mich schon, wie manches passen konnte. Ich fand auch den Teil, den Ceres abseits ihrer Freunde verbrachte, ziemlich zäh und dass Balger ständig sein Fähnchen in Bezug auf Frauen neu ausrichtete, etwas anstrengend. Ganz besonders das Ende hat mich auch recht enttäuscht, es war eine Mischung aus Was-mach-ich-denn-nun-für-ein-Ende und Kitsch. Das klingt jetzt nach viel Maulen, aber insgesamt gesehen ist die Trilogie trotzdem ein Highlight der deutschen Fantasy. 3,5/5 Punkten.