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Veröffentlicht am 28.10.2020

Ein spannendes Dschungelabenteuer

Rille: Die Dschungelfreunde sind los!
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Inhalt:

Eigentlich sollte Rille per Flugzeug vom Zoo Leipzig in sein argentinisches Pendant in Buenos Aires gebracht werden. Doch eine Notlandung sorgt dafür, dass die Holzkiste, in der sich der kleine ...

Inhalt:

Eigentlich sollte Rille per Flugzeug vom Zoo Leipzig in sein argentinisches Pendant in Buenos Aires gebracht werden. Doch eine Notlandung sorgt dafür, dass die Holzkiste, in der sich der kleine Berggorilla befindet, stattdessen im brasilianischen Regenwald aufschlägt.

Die lauten Geräusche von draußen verwirren Rille, er klammert sich fester an seinen Kuschelaffen, Mr. Gibbs und beratschlagt sich mit diesem, was nun zu tun sei. Irgendwer spricht mit ihm, teilt ihm mit, dass man ihn aus der Kiste befreien würde, wenn er denn harmlos sei. Rille ist verwirrt. Natürlich würde er niemandem etwas antun. Aber gilt das auch für die Wesen außerhalb seiner kleinen schützenden „Festung“?

Bald ist eine Lösung gefunden. Die Dschungelameisen klettern durch die Lücken des Holzes und erkunden den neuen Gast. Nach einem kurzen Austausch der Dschungelbewohner darf Rille herauskommen. Bald schon haben sich die Tiere vorgestellt. Da gibt es Tante Tatu, die alte Gürteltierdame, Pepe, der blaue Ara und viele weitere Tiere, die Rille mit großen Augen anblicken.

Schnell wird der Berggorilla in die Gemeinschaft aufgenommen. Schließlich kann man einen großen, starken und mutigen Freund immer gebrauchen. Groß und stark ist Rille. Das stimmt. Mut und Kampfgeist gilt es jedoch noch zu finden. Hier helfen Gespräche mit Mr. Gibbs. Und Mut zur Konfrontation braucht es. Die Dschungelbewohner bitten Rille nämlich, sie von der „Garstigen Greule“ zu befreien und sodann die „Schaufelmonster“ zu vertreiben.



Meinung:

Fee Krämer schreibt mit „Rille – Die Dschungelfreunde sind los!“ eine humorvolle Geschichte über einen kleinen Gorilla, der aufgrund einer Notlandung versehentlich im Dschungel gestrandet ist.

Schnell lernt Rille neue Freunde kennen. Doch in der Fremde lauern auch Gefahren und viele neue Herausforderungen. Rille ist, was seine beeindruckende Physis nicht vermuten lässt, gar nicht tapfer. Er braucht seinen besten Freund, den Kuschelaffen Mr. Gibbs, um sich Mut zuzusprechen.

Aber auch die anderen Tiere, die Rille im Verlauf der Geschichte kennenlernt, sind gar nicht so gefährlich, wie man gemeinhin glaubt. So gibt es im Dschungel zum Beispiel Onza, den eingebildeten und faulen Jaguar, die abenteuerlustigen Wasserschweine, Pepe, den vorlauten Ara mit dem Herzen am richtigen Fleck, Tante Tatu, die fürsorgliche alte Gürteltierdame und viele mehr.

Auch muss Rille lernen, dass im Dschungel alles etwas anders verläuft als im heimischen Zoo. Das Essen muss erst noch gefunden werden und die kleine Gute-Nacht-Lampe, die Rille beim Einschlafen im Zoo immer ein wenig Licht gespendet hat, gibt es hier auch nicht. Doch im Dschungel gibt es Leuchtpilze, die im Dunkeln den Herzbaum erleuchten. Es duftet überall nach feuchter Erde, fleischigen Blättern, altem Holz, süßlichen Blättern, Regen und Sonne. Es gibt überdies dieses Moos, das weicher ist, als alles, was Rille je im Leben gespürt hat.

Fee Krämer greift in ihrer Geschichte wichtige Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt auf. Manchmal sollte man seine Angst überwinden und versuchen Mut zu haben. Gemeinsam ist alles gar nicht mehr so schwer und viele Probleme lassen sich zusammen viel leichter lösen als alleine.

Für „Rille – Die Dschungelfreunde sind los!“ hat sich der Verlag einen Illustrator gesucht, der der Geschichte mit farbigen und niedlichen Bildern vom Berggorilla und seinen Freunden noch ein zusätzliches Highlight verleiht. Kleine, versteckte Details in den Bildern wecken den Erkundungsdrang bei den jüngeren Leser/innen und verleihen der Geschichte eine zusätzliche humorvolle Note.



Fazit:

„Rille – Die Dschungelfreunde sind los!“ ist wertvolle und bedeutungsschwere Lektüre für Jung und Alt. Gemeinsam mit dem kleinen Berggorilla Rille erkundet der Leser den brasilianischen Dschungel und lernt dabei allerhand interessante Tiere kennen.

Über die Druckseiten geht die Geschichte weit hinaus. Der (junge) Leser wird merken, dass auch er gemeint ist. Wird fühlen, dass Aufmerksamkeit, Kommunikation und Mut zum Widerstand wichtig sind.

Die gekonnt gearbeiteten und humorvollen Zeichnungen von Nikolai Renger unterstützen die Dynamik des Buches und die Lust am Weiterblättern.


Buchzitate:

„Also gefährlich bin ich nicht!“, sagte Rille deswegen schnell. „Ich habe kuscheliges Fell, liebe Puzzles und habe nur einmal und wirklich nur ganz aus Versehen eine Motte platt gedrückt.“

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Dieses Buch berührt nicht nur, es trifft mitten ins Herz

Diese eine Lüge
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Inhalt:

Um einen Platz am College zu bekommen, benötigt Sana dringend eine gute Note für ihr Abschlussprojekt an der High School und hierfür wiederum Cordelias Hilfe.

Cordelia, wurde bereits an der Columbia-Universität ...

Inhalt:

Um einen Platz am College zu bekommen, benötigt Sana dringend eine gute Note für ihr Abschlussprojekt an der High School und hierfür wiederum Cordelias Hilfe.

Cordelia, wurde bereits an der Columbia-Universität zugelassen. Für ihr Abschlussprojekt hat sie sich ein Gentest-Set bestellt. Sie möchte ihre Herkunft erforschen und darüber ein Gedicht schreiben.

Während Sana die entscheidenden Weichen für den Verlauf der weiteren Bildungskarriere gestellt sehen will, sorgt sich Cordelia um ganz andere Probleme.

Sie denkt, sie wäre adoptiert, denn sie fühlt sich so anders und ein wenig verloren. Keiner scheint sie wirklich zu verstehen. Am ehesten vielleicht noch Sana, doch die ist eben auch so völlig anders als sie selbst. Und bald wird Cordelia auch ein Geheimnis vor ihrer besten Freundin haben, das auf keinen Fall enthüllt werden darf.

Denn, als die Teampartner für das Projekt ausgewählt werden, kann Cordelia es gar nicht fassen. Ihr Wunschkandidat Kodiak wurde ihr zugeteilt. Der Junge, mit dem Cordelia aufgewachsen ist. Der Junge, der schon immer Gedichte geliebt hat, über den ihre Mom mit den Worten urteilt: „Kodiak ist ein Problem.“ Doch Cordelia weiß, dass Kodiak kein Problem ist. Er hat Probleme. Kodiak ist schon immer die eine Person gewesen, die Zugang zu Cordelia gefunden hat. Der ihre große, mächtige Sehnsucht nach Gemeinschaft, Verbundenheit, nach Verständnis erkennt.

Doch Kodiak hat sich damals für ein anderes Mädchen entschieden. Eines, das wild und unberechenbar ist, das dass Leben in vollen Zügen in sich aufsaugt und das Cordelia mit Leichtigkeit zu überholen und abzuhängen wusste.

Und nun sehen sich Cordelia und Kodiak wieder. Kodiak hat sich verändert. Doch Cordelia erkennt in dem Jungen den, der er damals war und das, was tief in ihm ruht.

Und Sana?! Sie darf nie erfahren, dass Cordelia ihre Wahl getroffen hat. Denn genau, wie Cordelia alles tun würde, um Kodiak an ihrer Seite zu haben, so benötigt auch Sana ihre beste Freundin, die ihr hilft, diese schwere Zeit zu überstehen, und aus Tundra Cove zu fliehen.



Meinung:

Die Autorin schreibt ihre Geschichte in Form von E-Mail- und Chatverläufen. Die Erzählungen aus Cordelias Perspektive werden demgegenüber wie ein Gedicht eingeführt. Hiermit greift Dante Medema auf einen schönen künstlerischer Kniff zurück, denn schließlich geht es in diesem Buch unter anderem auch um die Leidenschaft zur Lyrik.

Wenn der Leser den Schritt wagt, sich auf den Inhalt des Buches einzulassen, dann liefert ihm Dante Medema mit „Diese eine Lüge“ eine Geschichte, die unglaublich faszinierend und berührend zugleich daherkommt.

Mit Cordelia erschafft die Autorin eine Protagonistin, die es im Leben nicht einfach hat. Cordelia versucht in ihrem Anderssein Anerkennung zu finden und nicht in eine Identität gezwängt zu werden.

Und dann kommt Kodiak … Ihm gelingt es mit Leichtigkeit direkt in Cordelias Seele vorzudringen. Doch gerade diese Unbeschwertheit, mit der er Cordelia begegnet, ist auch das Problem. Denn Cordelia merkt, dass Kodiak der Mensch ist, den sie so dringend an ihrer Seite haben möchte. Doch dieser hängt seiner Vergangenheit nach und hat sein eigenes Päckchen zu tragen.

Während des Lesens hatte ich das Gefühl, mit anderen Menschen über diese Geschichte sprechen zu müssen, Zitate zu teilen. Das Buch ist ein Must-read für einen jeden Leser, der ein Herz hat.



Fazit:

Mit „Diese eine Lüge“ schreibt Dante Medema ein Meisterstück des reflektierenden Erzählens. Dessen Protagonisten durchdringt das Gefühl des Fremd- und Andersseins. Oft wähnt man sich nicht in einem Buch, sondern in einer sehr intelligenten Abhandlung über Coming-of-Age- Probleme.

Dante Medema psychologisiert nicht. Dennoch gelingt es ihr, ins Innere ihrer Figuren vorzudringen. Die Dramen, die sich dort abspielen, vermittelt sie unglaublich gekonnt. Atmosphärisch dicht und unglaublich konzentriert.

Das Buch dürfte selbst den unterkühltesten Leser aus der Reserve locken.

Ein Kleinod, das jedes Buchregal schmückt. Für mich das „Buchgeschenk des Jahres“.

Dieses Buch berührt nicht nur, es trifft mitten ins Herz.



Buchzitate:

Kodiak küssen
ist, als schlüge man ein Buch auf.

Ich deute auf ihn,
lehne mich an Kodiak,
so habe ich den Geruch nach Heimt in der Nase,
nicht den der Angst.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Eine zauberhafte Geschichte, über eine kleine Spinne, die ihr Zuhause sucht

FLOPS, die kleine Spinne
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Inhalt:

Es geschah an einem regnerischen Sommertag, als eine kleine Spinne, eingebettet in einen weißen Kokon, unter ein Dach aus Blättern gespült wurde. Erst bohrte sich eins, dann zwei, dann drei dann ...

Inhalt:

Es geschah an einem regnerischen Sommertag, als eine kleine Spinne, eingebettet in einen weißen Kokon, unter ein Dach aus Blättern gespült wurde. Erst bohrte sich eins, dann zwei, dann drei dann vier Beine aus dieser kleinen Kugel und plötzlich zeigte sich das Krabbeltier.

Das Wesen betrachtete sich in einer Pfütze. Es hatte lustig abstehendes Haar und mehrere schwarze Knopfaugen. Doch irgendwie fühlte es sich verloren. Es wusste weder was es war, noch wo seine Eltern und seine Freunde zu finden sind. Kurzerhand machte sich die kleine Spinne auf eine große Suche nach ihrer Heimat durch den Wald.



Meinung:

Christiane Nebel erzählt mit „Flops – Die kleine Spinne“ eine zuckersüße Geschichte von einer kleinen Spinne, die sich auf die Suche nach ihrer Familie macht. Im Wald begegnet Flops erst einer Mäusefamilie, die ihm aufgrund seiner lustigen Art zu springen seinen Namen verleiht. Nach und nach begegnen Flops allerhand Insekten. Doch immer wieder erntet er auf die Frage, ob er nun endlich seine Familie gefunden habe, Kopfschütteln.

Ganz nebenbei erhält der Leser einen zoologischen Überblick über die Artenvielfalt der Waldbewohner. Ein Marienkäfer, der, wie Flops findet, irgendwie einer komischen Erdbeere gleicht, hat mit Recht Angst vor Spinnen. Aber Spinne ist nicht gleich Spinne. Es gibt viele verschiedene Arten, beispielsweise den Weberknecht, die Springspinne oder die Kugelspinne.

Die Spinnenphobie, fachsprachlich Arachnophobie genannt, ist eine der verbreitetsten Tierphobien und auch ich habe Angst vor Spinnen. Beim Anblick von Flops, dem flauschigen, kleinen kugeligen Kerl mit den großen traurigen Augen ist mir jedoch sofort das Herz aufgegangen. Der kleine Kamerad wirkt alleine durch die wunderschönen Illustrationen einfach nur zum Knuddeln und Herzen. Als Leser möchte man ihn an (oder wohl auch einfach nur auf) die Hand nehmen und zu seinen Eltern bringen. Zwar wirkt Flops oft verloren, aber zugleich auch mutig und neugierig.

Überhaupt hat Christiane Nebel hier wunderschöne Bilder erschaffen, an denen man sich gar nicht sattsehen kann. Zum Ende erwartet den Leser noch ein kleines Glossar. Hier findet man Bilder von allen im Buch erwähnten Insekten, nebst kurzer Erläuterung ihrer Eigenschaften.



Fazit:

Zu Halloween kommen viele von uns aus dem Gruseln kaum mehr heraus: Überall sitzen Achtbeiner aus Stoff oder Plastik. Etliche Menschen sind von übergroßer Angst vor Spinnen ergriffen. „Flops – Die kleine Spinne“, ein Lesehighlight für Groß und Klein, setzt hier einen heilsamen Kontrast.

Kein Zweifel: Dank der wunderschönen, farbintensiven und ausdrucksstarken Bilder funktioniert das Buch selbst ohne die ebenfalls gelungene und vor allem lehrreiche Geschichte.

Der Leser lernt in dieser nicht nur allerhand kleine Waldbewohner kennen, sondern erfährt auch zugleich ein wenig über ihre wichtigsten Attribute.

Flops möchte nur eins: Seine Familie finden. Auf dieser Reise zeigt er Mut und Neugierde. Das Buch schafft es eine Identifikation mit diesem positiven Rollenmodell anzustoßen.

Ich kann dieses Buch von ganzem Herzen nicht nur an Spinnenphobiker, die ihre Angst ablegen wollen, und kleine Naturforscher, sondern auch an jeden Leser empfehlen, der eine abenteuerliche Geschichte sucht, die ans Herz geht.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Absolute Leseempfehlung

Ministry of Souls – Das Schattentor
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Inhalt:

Jack ist ein Soulman, ein Mitarbeiter des Ministerium für endgültige Angelegenheiten. Dieses ist ein interessanter Arbeitgeber, bei dem er zur Ausbildung angeheuert hat. Erst der Abschluss dieser ...

Inhalt:

Jack ist ein Soulman, ein Mitarbeiter des Ministerium für endgültige Angelegenheiten. Dieses ist ein interessanter Arbeitgeber, bei dem er zur Ausbildung angeheuert hat. Erst der Abschluss dieser Ausbildung qualifiziert dafür, die Seelen der Verstorbenen in die Zwischenwelt zu geleiten. Bis dahin muss sich Jack mit kleineren Hilfsarbeiten und Botengängen bescheiden.

Bald erhält Jack jedoch eine erste Chance, sich zu beweisen. Er versucht alles, um den Geist von Agatha, einer ziemlich eigenwilligen alten Dame, die in einem Haus voller Katzen gelebt hat, endlich einzufangen. Auch wenn Agatha offiziell als leichte Prüfungsaufgabe gesehen wird, so scheitert Jack immer wieder an dieser Herausforderung.

Das Schicksal fügt es jedoch für den jungen Soulman. Eines Tages ereignet sich ein großer Unfall am Bahnhof. Eine Dampflokomotive ist ungebremst in eine Gruppe Arbeiter gerast. Alle Mitarbeiter des Ministeriums sind im Einsatz. Nur Jack muss als Auszubildender im Ministerium die Stellung halten. Als dort eine Eilbotschaft eintrifft, ist guter Rat teuer. Jack ist der Last Man Standing.

Kurzerhand packt dieser seine Sachen und macht sich in den Buckingham Palace auf. Denn dort gab es einen Mord. Acht Leichen und entsprechend viele Geister. The Queen will not be amused, wenn nicht ein Soulman dorthin kommen und „aufräumen“ würde.

Als Jack am Tatort angelangt, ist schnelles Handeln gefragt, denn der Mörder scheint noch vor Ort. Es handelt sich um eine gefährliche Kreatur mit menschlichen Zügen. Jack rettet, was zu retten ist und begeht dabei einen großen Fehler: Er bricht eines der wichtigsten Gesetze der Soulman und transportiert versehentlich eine lebende Person „auf die andere Seite“.

Natürlich versucht er das zu vertuschen und erzählt seinem Chef nichts von dem Missgeschick. Er wird befördert. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Jack muss seinen Fauxpas ausbügeln, denn ansonsten droht die Zwischenwelt auseinanderzubrechen. Nicht zu vergessen, dass draußen immer noch ein Mörder frei herumläuft und ganz nebenbei gilt es auch noch, eine eigenwillige Prinzessin zu retten.



Meinung:

Bei „Ministry of Souls – Das Schattentor“ handelt es sich um einen Reihenauftakt. Die Geschichte spielt in London im Jahre 1850. Als Leser begleiten wir den jungen und noch recht unerfahrenen Soulman Jack durch ein fantastisches Abenteuer.

Jack gerät eher unfreiwillig von einer schrägen Situation in die nächste. Eigentlich hat er genug mit seiner Prüfungsaufgabe zu tun, die alte Agatha einzufangen, die noch gar keine Lust hat, den Weg in die Zwischenwelt anzutreten. Doch ein Zufall will es, dass er in den Buckingham Palace gerufen wird. Eine spontan getroffene Entscheidung verhilft ihm zwar zu einer Beförderung, doch hat Jack in der Folge auch einige Probleme am Hacken.

Denn bei den Leichen, die er dort vorfindet, handelt es sich nicht um irgendwen, sondern um Staatsgäste der Königin. Darunter befindet sich auch eine Prinzessin, die sich zwar nicht der besten Gesundheit erfreut, aber auch nicht so tot ist, wie sie es hätte sein müssen, um den Weg auf die andere Seite anzutreten.

Jack muss den Fehler möglichst diskret ausbügeln und dafür sorgen, dass der Schaden nicht bekannt (oder zumindest nicht allzu groß) wird. Doch das ist nicht so einfach, denn die Zwischenwelt ist komplex. Wer nicht aufpasst, kann hier schnell verlorengehen. Als Hilfsmittel kann der junge Soulman nur auf seinen Verstand (nicht immer die schärfste Waffe), einen Kompass, der ihn davor bewahren soll auf der anderen Seite verloren zu gehen (hier hat Jack leider bei der Erläuterung der Funktionen ein wenig geträumt), eine Uhr, die ihm helfen soll, die ihm zur Verfügung stehende Zeit von einer Stunde in der Zwischenwelt auf keinen Fall zu überschreiten und einen Archivar (der irgendwie doch recht chaotisch daherkommt) zurückgreifen.

Jack schafft neue Probleme, statt alte zu lösen und lässt sich auf eine Geisterbeschwörung ein. Ergebnis ist ein teuflischer Pakt. Gemeinsam mit seinem Freund Oz, der neunmalklug das Geschehen kommentiert, stürzt sich der Soulman ins Abenteuer. Hier gelingt es Akram El-Bahay wunderbare Momente einzufangen. Humorvoll akzentuiert, mit einem leichten Augenzwinkern, führt das Duo den Leser durch die Seiten.

Akram El-Bahay weiß zu unterhalten. Das hat er schon in vorherigen Werken bewiesen. So kommt an keiner Stelle der Geschichte Langeweile auf.



Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt weckt immer auch Erwartungen: Die weiteren Teile sollen das Niveau nicht nur halten, sondern nach Möglichkeit noch steigern. Mit „Ministry of Souls – Das Schattentor“ legt Akram El-Bahay die Latte für seine Nachfolger enorm hoch.

Da gibt es diesen vermeintlich "schwachen", ja chaotischen, Helden. Eine emanzipierte Prinzessin, die einer Fantasy-Parodie entsprungen sein könnte und viele weitere kreative Ideen, die allesamt dem Prinzip "never follow the crowd" zu folgen scheinen, und, soweit ich dies beurteilen kann, absolut neu sind. Akram El-Bahay hat Lust am Spaßigen, und diese Lust überträgt sich auf die Leser.

Perfekt daher für düstere und kalten Herbstlesetage.



Buchzitate:

Das Licht der Gaslaternen floss wie zerlaufene Milch in den Nebel, während Jack mit schnellen Schritten über die Brücke ging, die Ledertasche mit den Phiolen unter den Arm geklemmt.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Überzeugt auf jeder Seite

Zeichnen – Ganz easy – Dein 30-Tage-Workshop
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Inhalt:

Mit ihrem neuen Buch, „Zeichnen ganz easy – Dein-30-Tage-Workshop“, verspricht Anne Kubik dem Leser einen kurzweiligen 30 Tage Workshop. Peu à peu werden Grundlagen, dann erste Übungen mit kleinen ...

Inhalt:

Mit ihrem neuen Buch, „Zeichnen ganz easy – Dein-30-Tage-Workshop“, verspricht Anne Kubik dem Leser einen kurzweiligen 30 Tage Workshop. Peu à peu werden Grundlagen, dann erste Übungen mit kleinen Zwischenstopps vermittelt. So entsteht mit ein wenig Kunstfertigkeit ein vollendetes Werk, das sich sehen lassen kann.

Bei minimalem Materialaufwand lässt sich ein tolles Ergebnis erzielen. Ein Bleistift, Papier, Anspitzer, Radiergummi sowie ein guter Fineliner sind die Grundlagen, mit denen sich die Bilder ins Werk setzen lassen. Ein wenig Farbe schadet dem Motiv natürlich nicht. Anne Kubik bevorzugt hier Aquarellfarben.
Eigene Meinung:

Von Anne Kubik habe ich bereits ein Buch im Regal stehen. Die Künstlerin verfolgt einen Zeichenstil, der mir unglaublich gut gefällt. Neben den schönen Motiven spricht mich auch die Philosophie der Autorin, mit möglichst wenig Materialien ans Werk zu schreiten, an.

Dabei bietet das Buch eine optimale Breite und Varianz an Möglichkeiten, sich gemäß individuellen Vorstellungen zu verwirklichen. So findet man im Buch Aufgaben, die lediglich mit dem Fineliner gezeichnet wurden. Andere Bilder bekommen mit Hilfe von Aquarellfarben Farbtupfer verpasst. Anne Kubik weist darauf hin, dass nicht jedes Motiv perfekt ausgemalt werden muss. Ganz im Gegenteil: Der von der Autorin favorisierte „Messy-Style“ zeigt, dass grob ausgemalte Flächen und Farbspritzer dem Bild das gewisse Etwas verleihen können.

Neben schönen Tiermotiven findet der Leser in „Zeichnen ganz easy“ Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Pflanzen, Blumenkränze, Gegenstände (wie z.B. einen Rucksack oder eine Retrokamera) und süße Leckereien (Torte, Eis u.ä.). Ganz nebenbei zeigt die Autorin, wie man fertige Bilder letztlich als Handyhintergrund, Grußkarte oder im Bullet Journal zur Geltung bringen kann.

Neben ausführlichen und schön bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die den angehenden Künstler beim Fertigen eines schönen Endmotives an die Hand nehmen, findet man in diesem Buch auch eine Expertise der Autorin zum Thema Materialien und einen Exkurs ins Thema Kolorieren. In einem Kapitel erklärt Anne Kubik, wie man eine Zeichnung am besten aufbaut. Die Kernfrage lautet hier: Wie gelangt man Schritt für Schritt von der Skizze zum fertigen Motiv?

Sehr angesprochen hat mich in diesem Buch das Kapitel zum Thema „mit Schraffuren Flächen und Texturen erschaffen und dem Motiv Lebendigkeit und Tiefe verleihen“. Am einfachen Motiv (Blätter) lernt der Leser schnell, wie unterschiedliche Strich- und Punktvariationen einem Bild nicht nur mehr Leben einhauchen können, sondern zugleich für mehr Individualität sorgen.

Ein Exkurs zum Thema mit Formen, Farben und Mustern experimentieren zeigt anhand eines Pilzes, wie unterschiedliche Farbvarianzen (Messy-Style, aquarellierter Hintergrund oder akkurate Zeichnung) oder auch ein Wechsel mit Mustern sowie eine leichte Abwandlung in der Form dem Bild einen völlig neuen Charakter verleihen können.

Einen eigenen Abschnitt im Buch bekommt das Thema Single Lines zeichnen. Hierbei handelt es sich um einen minimalistischen Zeichenstil, bei dem das Motiv in einer durchgängigen Linie gemalt wird. Der Stift sollte hierbei weder abgesetzt noch auf einem bereits gezeichneten Strich zurückgeführt werden. Ein Kasten mit Do's & Don'ts hilft neben anleitenden Worten der Autorin diese Technik zu verstehen und gekonnt umzusetzen.
Fazit:

Anne Kubik wusste mich auch mit ihrem neuen Buch, „Zeichnen ganz easy“, erneut vollauf zu begeistern. Angesprochen hat mich erneut die große Varianz der Zeichenstile sowie die Philosophie der Autorin, die mit geringem oder zumindest vertretbarem Materialaufwand für beeindruckende Ergebnisse sorgt und einen niedrigschwelligen Zugang ermöglicht.

Neben Schritt-für-Schritt-Anleitungen bekommt der Leser in diesem Buch anhand kurzer Kapitel und kleiner Exkurse hilfreiche Tipps und Tricks vermittelt. Besonders gefallen hat mir das Kapitel zum Thema Texturen. Mit wenigen Strich- und Punktvariationen kann man einem Bild viel mehr Lebendigkeit verleihen.

Ein kleines Highlight bietet das Extrakapitel zum Thema Single Lines. Eine Technik, die einem Bild einen eigenartigen, besonderen Charme verleiht und die bereits Picasso für einige seiner Motive genutzt hat.

Anne Kubik hat mit „Zeichnen ganz easy“ ein Buch geschrieben, das auf jeder Seite überzeugt. Wer sich für einen comicartigen-Zeichenstil begeistern lässt und gerne spielerisch an das Thema Zeichnen herangeführt werden möchte, zugleich aber auch lehrreiche Anleitungen, die sich aufs Wesentliche beschränken, zu schätzen weiß, wird mit diesem neuen Werk der Autorin voll auf seine Kosten kommen.

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