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Veröffentlicht am 28.10.2020

Unterhaltsame Lektüre über das reale Leben einer alleinerziehenden Mutter und ihrer schönen Instagram-Scheinwelt

Aus allen Wolken fällt man auch mal weich
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Julia wurde vor Kurzem von ihrem Freund verlassen und lebt nun allein mit ihrer vierjährigen Tochter in einer Souterrainwohnung in Köln-Mülheim. Beruflich hat sie sich als Designerin von Armbändern selbstständig ...

Julia wurde vor Kurzem von ihrem Freund verlassen und lebt nun allein mit ihrer vierjährigen Tochter in einer Souterrainwohnung in Köln-Mülheim. Beruflich hat sie sich als Designerin von Armbändern selbstständig gemacht, die sie kreativ auf ihrem Instagram-Account in Szene setzt. Dabei ist in der schönen Insta-Welt alles nur Show. Dort ist sie glücklich verheiratet, lebt in einem Loft und ist jeden Tag mühelos perfekt gestylt. Je weiter das Reallife von ihrem Online-Account auseinanderdriftet, desto schwieriger wird es für Julia den schönen Schein aufrecht zu erhalten. Zudem fordert ihr Exfreund auch noch den Kredit zurück, den er ihr für ihr Business gewährt hatte. Da träumt sie lieber von Alex, Bildhauer und alleinerziehender Vater eines Sohnes in der Kita ihrer Tochter, dem sie sich geschäftlich als sein Social Media Marketing nähert und ihr Herz höher schlagen lässt.

Der Roman schildert sehr authentisch das nicht immer einfache Leben als alleinerziehende Mutter, die aufgrund ihrer Selbstständigkeit jeden Tag aufs Neue um ihre Existenz kämpfen muss. Die Handlung wird dabei durch vereinzelte Social Media Postings auf Instagram unterbrochen, die die kreativen Inszenierungen Julias zeigen. Auf humorvolle Art und Weise wird dabei dargestellt, wie ihre zwei Welten sich unterscheiden - einerseits die geschönte Welt einer erfolgreichen, sportlich-schlanken Schmuckdesignerin, die nicht arbeiten müsste und andererseits der chaotische Alltag einer berufstätigen Mutter, die finanziell kaum um die Runden kommt.
Das Buch ist lebendig und wunderbar witzig geschrieben und nimmt dabei die schöne heile Insta-Welt aufs Korn, eine digitale Welt, in der mehr Schein als Sein herrscht, durch die man sich leicht unter Druck gesetzt fühlen kann. Julia ist eine verunsicherte Frau, die perfekt erscheinen möchte, um zu gefallen. Im Verlauf des Romans merkt sie jedoch nicht nur, wie schwer ihr die Online-Flunkerei fällt, sondern das ehrlich bekanntermaßen am längsten währt.

Es ist eine leicht zu lesende und unterhaltsame Lektüre, in der sich alle Probleme erwartungsgemäß und passend zum Titel "Aus allen Wolken fällt man auch mal weich" am Ende auflösen und bei der auch die romantischen Gefühle nicht zu kurz kommen. Während die Differenz aus Real- und Onlinewelt und alle damit verbundenen Schwierigkeiten sehr gut herausgearbeitet und schlüssig gelöst werden, gibt es aber auch Themen in dem Roman wie Julias Verhältnis zu ihrem Vater, die Trauer Alex' um seine Freundin oder der Kinderwunsch von Julias Freundin Elif, die zu oberflächlich bleiben, eine Aufarbeitung den Rahmen der Wohlfühl-Liebeskomödie allerdings auch gesprengt hätten.
Als Wahl-Kölnerin hat mir der Lokalkolorit der Geschichte in jedem Fall gut gefallen.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Lebensnahe, kurzweilige Geschichte über die Liebe, Freundschaft und Neuanfänge, die stimmungsvoll in den Herbst/ Winter passt

Winterzauber in Mayfair
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Emily Parker ist Lehrerin an einer Grundschule in London. Sie ist sehr ambitioniert und kümmert sich mehr um ihre Schützlinge, als sie eigentlich sollte, weshalb es häufiger zu Konflikten mit der Direktorin ...

Emily Parker ist Lehrerin an einer Grundschule in London. Sie ist sehr ambitioniert und kümmert sich mehr um ihre Schützlinge, als sie eigentlich sollte, weshalb es häufiger zu Konflikten mit der Direktorin kommt. Auch in der Liebe hatte sie wenig Glück und muss sich erst noch an das Alleinleben in ihrer Wohnung gewöhnen.
In diesem Winter soll sich Emily auch noch um das jährliche Schulmusical kümmern und fühlt sich damit überfordert. Da begegnet sich zufällig dem gefallenen Popstar Ray Stone, der mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat und eine Unterkunft benötigt. Kurzerhand zieht er bei Emily ein und hilft ihr bei den Vorbereitungen für das Musical. Beide profitieren von der Nähe des anderen, haben aber jeder eine Vergangenheit, die sie nicht loslässt.

"Winterzauber in Mayfair" ist das jährliche Winter-/ Weihnachtsbuch, das von der Autorin Mandy Baggot erscheint. Es handelt im November und Dezember im winterlichen London, weshalb das Weihnachtsfest erst am Ende des Romans im Vordergrund steht und sich das Buch deshalb jetzt im Herbst schon gut lesen lässt.
Emily ist eine sympathische, etwas unsichere junge Frau, die sich seit ihrer letzten Beziehung zurückgezogen hat. Ray ist dagegen ein berühmter Popstar, der ebenfalls das Herz auf dem rechten Fleck hat, jedoch mit üblen negativen Schlagzeilen in der Presse erschienen ist.
Die Liebesgeschichte der beiden ist sehr authentisch erzählt. Man spürt von Anbeginn, dass die beiden zusammenpassen und es ist schön zu lesen, wie sie sich nur ganz zögerlich einander annähern und Vertrauen schöpfen. Beide hatten enttäuschende Erlebnisse mit ihren letzten Partnern, haben zudem noch mit beruflichen Problemen zu kämpfen und bangen um ihre Zukunft.
Die Autorin schafft ein heimeliges, winterliches Flair, während Weihnachtslieder komponiert und Weihnachtsmärkte besucht werden. Durch die Zweisamkeit von Emily und Ray, die erst rein freundschaftlich ist, bewältigen sie ihre Probleme und stellen sich zögerlich den Geistern der Vergangenheit.
"Winterzauber in Mayfair" ist eine lebensnahe, kurzweilige Geschichte über die Liebe, Freundschaft und Neuanfänge, die stimmungsvoll in den Herbst/ Winter passt und am Ende Weihnachten als ein Fest der Liebe und Vielfalt über die Konfessionen hinweg feiert. Das ist, wie der Titel verspricht, ganz zauberhaft, bis das Buch im Epilog dann doch noch ins Kitschige abdriftet.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Fortsetzung der charmanten Reihe um die jüngere Schwester des Meisterdetektivs, die Aufklärung des Falls ist allerdings etwas abenteuerlich

Der Fall der linkshändigen Lady
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Enola ist inzwischen in London sesshaft geworden und hat sich mit einem Büro für verschwundene Gegenstände und Personen selbstständig gemacht. Um vor ihre Brüdern im Verborgenen zu bleiben, lebt und arbeitet ...

Enola ist inzwischen in London sesshaft geworden und hat sich mit einem Büro für verschwundene Gegenstände und Personen selbstständig gemacht. Um vor ihre Brüdern im Verborgenen zu bleiben, lebt und arbeitet sie mit wechselnden Identitäten, ist tagsüber wahlweise Sekretärin Ivy Meshle des imaginären Inhabers des Detektivbüros Dr. Ragostin oder seine Ehefrau, während sie nachts als stumme Nonne die Armen im East End Londons versorgt.

Enola ist weiterhin auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter, mit der sie mittels Chiffren in Zeitungen und Zeitschriften heimlich kommuniziert. Abgelenkt wird sie dabei vom Verschwinden der jungen Lady Cecily Alistair, die eines nachts im Nachtgewand aus ihrem Schlafzimmer entschwand. Enola fühlt sich mit der Gleichaltrigen, die wie sie nach mehr Freiheit drängte, verbunden und versucht sie aufzuspüren. Dabei muss sie einerseits auf der Hut vor all den dunklen Gestalten in den Armenvierteln Londons sein und andererseits vor ihrem Bruder Sherlock, der ihn inzwischen auf der Spur ist.

"Der Fall der linkshändigen Lady" ist der zweite Band der Enola Holmes-Reihe, der smarten kleinen Schwester des Meisterdetektivs und handelt wenige Monate später im Frühjahr 1889. Der Roman ist ähnlich aufgebaut wie Band 1 und handelt einerseits von der Suche nach der Mutter unter Verwendung kniffliger Geheimbotschaften und andererseits von der Lösung eines ominösen Kriminalfalls, in den sich die junge Enola einmischt.

Die Atmosphäre Londons Ende des 19. Jahrhunderts wird anschaulich eingefangen und wieder spielen die Unterdrückung der Frau, der Kampf der Arbeiterklasse, die Unterschiede von Arm und Reich und der Wunsch nach Freiheit eine übergeordnete Rolle, während der Ermittlungen und Spurensuche. Der Roman ist kurzweilig und spannend und es macht Spaß zu lesen, wie Enola die Menschen an der Nase herumführt und sich immer wieder neue clevere Verkleidungen ausdenkt. Sie ist eine Heldin, mit der man sich gerne identifiziert, da sie mit ihrer Auffassungsgabe und ihrem logischen Denkvermögen ihrem großen Bruder in nichts nachsteht.

Die Hintergründe und die Aufklärung des Falls um die verschwundene junge Lady sind etwas abenteuerlich, passen damit allenfalls zur Zielgruppe der jugendlichen Leser, während ich den Eindruck hatte, dass die politischen Themen dafür etwas zu viel Raum einnehmen und in der Intensität etwas ermüdend und zu plakativ sein könnten. Enola habe ich jedoch ins Herz geschlossen und freue mich auf weitere Teile der charmanten Buchreihe.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Auftakt der charmanten Jugendkrimi-Reihe um die smarte jüngere Schwester von Sherlock Holmes

Der Fall des verschwundenen Lords
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Als Enolas Mutter an ihrem 14. Geburtstag verschwindet, begegnet sie zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder ihren älteren Brüdern Mycroft und Sherlock Holmes. Insbesondere Mycroft verurteilt die Emanzipationsanstrengungen ...

Als Enolas Mutter an ihrem 14. Geburtstag verschwindet, begegnet sie zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder ihren älteren Brüdern Mycroft und Sherlock Holmes. Insbesondere Mycroft verurteilt die Emanzipationsanstrengungen seiner Mutter und wie sie die jüngere Schwester erzogen hat. Er meldet sie deshalb in einem Internat an, wo sie eine angemessene Erziehung genießen soll. Enola denkt jedoch nicht daran, ihren Brüdern zu gehorchen, sondern möchte ihre Mutter, die ihr verschlüsselte Botschaften und ausreichend Bargeld hinterlassen hat, auf eigene Faust finden. Auf ihrem Weg nach London wird sie auf den Fall des verschwundenen jungen Lords Basilwether aufmerksam. Von der Neugier gepackt, beginnt sie zu recherchieren und begibt sich damit selbst in Gefahr.

"Der Fall des verschwundenen Lords" ist der erste Band um die deutlich jüngere Schwester des Meisterdetektivs Sherlock Holmes. Es ist ein Jugendkrimi, der zur viktorianischen Zeit im Jahr 1888 in England handelt.

Enola ist eine smarte und mutige 14-Jährige, die ihren älteren Bruder Sherlock für seinen Spürsinn bewundert und nach dem Verschwinden ihrer Mutter eigene detektivische Ambitionen entwickelt. Das Buch ist atmosphärisch geschrieben und fängt die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts bildlich ein. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich, dem Leben auf dem Land und dem in der Stadt sowie zwischen Männern und Frauen wird anschaulich mit der Geschichte verbunden. Sie liest sich kurzweilig und im Falle des rätselhaften Verschwindens von Mutter Holmes mit den hinterlassenen Chiffren auf Grundlage des Lexikons der Sprache der Blumen durchaus spannend und regt zum mitraten an, während der titelgebende Fall des verschwundenen Lords eher eine untergeordnete Rolle spielt und etwas schnell abgehandelt wird.

Das Buch ist in sich geschlossen, bietet aber im Hinblick auf die charakterliche Weiterentwicklung von Enola und ihren Neuanfang in London sowie die noch nicht abgeschlossene Suche nach der Mutter viel spannenden Stoff für die nachfolgenden fünf Bände, von denen bereits drei in Deutschland erschienen sind.
Die charmante Geschichte um Sherlock Holmes clevere kleine Schwester ist für jugendliche Leser, aber auch für Erwachsene geeignet, die sich auf eine kluge Abenteuergeschichte einlassen möchten.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Moderner und spannender Psychothriller, der leicht zu lesen ist, aber im Hinblick auf die Gefahren von Smart-Home-Technik oberflächlich bleibt

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Als der Chirurg Dr. Hendrik Zemmer nach einem Notfall nachts nach Hause kommt, ist seine Verlobte Linda spurlos verschwunden. Hendrik glaubt nicht daran, dass Linda ihn ohne ein Wort des Abschieds und ...

Als der Chirurg Dr. Hendrik Zemmer nach einem Notfall nachts nach Hause kommt, ist seine Verlobte Linda spurlos verschwunden. Hendrik glaubt nicht daran, dass Linda ihn ohne ein Wort des Abschieds und der Erklärung verlassen hat und verständigt die Polizei. Diese unternimmt zunächst nichts, da es keinen Hinweis auf ein Verbrechen gibt. Mit einem Aufruf auf Facebook sucht Hendrik nach seiner Verlobten und wird bald darauf von einer Frau kontaktiert, deren Mann vor Kurzem ebenfalls einfach so verschwunden ist. Auch eine Psychologiestudentin, die zuletzt ein Praktikum beim LKA Hamburg absolvierte und Kontakte in die Hackerszene hat, wird auf die Suche aufmerksam und versucht Hendrik zu helfen. Sie weiß von einem dritten mutmaßlichen Entführungsfall. Wie Hendrik und Linda verwendeten auch die beiden anderen Haushalte das Smart Home-System "Adam", durch das sich offenbar jemand Zutritt zu den Häusern verschaffte.

"Die App: Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst." ist ein moderner Psychothriller, der von den Gefahren der Smart Home-Technik handelt. Der Thriller verliert sich nicht in Details zur Technik oder zum Darknet und ist deshalb leicht verständlich geschrieben. Durch die kurzen Kapitel ist die Geschichte sehr temporeich und entfaltet schnell eine eigene Dynamik. Das Buch ist auch durchaus interessant und unterhaltsam zu lesen, verliert aber durch den zweiten Handlungsstrang, der aus Sicht der (unbekannten) Opfer geschrieben ist an Spannung, da das Motiv für die Verbrechen zu leicht vorhersehbar wird. Spannend fand ich dennoch zu erfahren, welcher Zusammenhang zu "Adam" bestand.

Die Figuren, denen Hendrik begegnet, sind überwiegend undurchschaubar. Selbst die Polizisten wirken zweifelhaft, so dass man nicht weiß, wem man tatsächlich trauen kann.
Durch die eigenmächtigen Ermittlungen und die vielen Zufälle, die zur Aufklärung beitrugen, fand ich die Handlung etwas konstruiert. Auch hatte ich mir mehr Schrecken durch Adam erwartet und war von der Auflösung etwas ernüchtert.

Das Potenzial der Geschichte wurde meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft. Durch den zweiten Handlungsstrang verlor sich der Fokus auf die Smart Home-Technik ein wenig und war letztlich nur Mittel zum Zweck. Die Gefahren eines Missbrauchs und einer Rundumüberwachung hätten noch deutlicher herausgestellt werden und für Schockmomente sorgen können.
Dennoch fand ich "Die App" unterhaltsam geschrieben und habe den Thriller innerhalb weniger Stunden gelesen.

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