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Veröffentlicht am 19.03.2021

Kommt leider nicht an den letzten Band heran

Mordsand
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Ich bin in der Regel keine Krimi-Leserin. Reine Ermittler-Geschichten langweilen mich einfach recht schnell, da sich gefühlt vieles klischeehaft in jedem Kriminalroman wiederholt. Zum Beispiel die ermüdende, ...

Ich bin in der Regel keine Krimi-Leserin. Reine Ermittler-Geschichten langweilen mich einfach recht schnell, da sich gefühlt vieles klischeehaft in jedem Kriminalroman wiederholt. Zum Beispiel die ermüdende, oftmals kleinteilige Polizeiarbeit oder die Stereotypen, die als Ermittler tätig sind. Es gibt aber auch ein paar wenige Krimi-Reihen, die mir ans Herz gewachsen sind, weil sie eben nicht diesem 0815-Strickmuster entsprechen. Dazu gehören ganz klar auch die Bücher aus der Elbmarsch-Reihe von Romy Fölck.

Ich liebe den Norden Deutschlands: Die Landschaft, die Menschen, das Wasser, den Wind… ich bin im Herzen Norddeutsche, so viel steht fest. Und immer, wenn ich eines von Romys Bücher aufschlage und anfange zu lesen, bin ich direkt mitten in der Marsch. Ihre Beschreibungen der Flora und Fauna beeindrucken mich immer wieder. Es fühlt sich an „wie nach Hause kommen“. Auch zu den Figuren, die man nun schon vier Bücher lang begleitet, habe ich ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Auf ihr neuestes Buch „Mordsand“ habe ich mich also sehr lang gefreut und vielleicht ist das manchmal gar nicht so gut, da man eine große Erwartungshaltung einnimmt.

Darum geht´s: Auf der kleinen Elbinsel Bargsand wird ein ca. dreißig Jahre altes Skelett entdeckt. Der Tote wurde im Schlick vergraben und gefesselt. Nur kurze Zeit später findet man auf der Nachbarinsel die Leiche eines Hamburger Bauunternehmers – ebenfalls im Schlick vergraben und gefesselt. Hängen die Fälle zusammen? Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn tappen im Dunkeln. Die Spuren führen in die Jugendwerkhöfe der ehemaligen DDR und zu vier Jungen, die das Schicksal für immer miteinander verbunden hat.

Ich komme aus der ehemaligen DDR, bin jedoch noch zu jung, als dass ich damals etwas mitbekommen hätte. Von Jugendwerkhöfen habe ich noch nie etwas gehört. Nun weiß ich, dass man diese Einrichtungen getrost auch Jugend-KZ oder Erziehungsanstalt hätte nennen können. Was dort damals geschah, ist ungeheuerlich und leider nicht nur der Fantasie der Autorin entsprungen. Bedauerlicherweise konnten mich die Passagen des Buchs, die in den Jugendwerkhöfen spielten, emotional nicht berühren. Ich habe einfach keine Bindung zu diesen Kindern aufnehmen können. Dafür waren mir die Kapitel zu kurz, die Figuren zu fremd.

Auch die Ermittlungen zu den beiden Toten verliefen schleppend. Es gab kaum Hinweise, die das Team um Frida und Bjarne verfolgen konnte und wenn es welche gab, zog sich das doch sehr hin. Dies mag realistisch sein, keine Frage, für einen Krimi fehlte es mir aber einfach an Spannung. Die Spannungskure verlief einfach zu flach. Immer wieder bremste viel Privates die Handlung aus. Gegen Ende zog die Spannung dann immens an und die Handlung überschlug sich. Ich persönlich hätte mir einfach eine gleichmäßigere Verteilung gewünscht.

Auch die Auflösung traf leider nicht meinen Geschmack. Ich habe zwar keine Logikfehler oder -lücken entdecken können, aber fand es doch alles etwas überhastet und überkonstruiert. Auch der „Trick“ der Autorin wirkte auf mich überreizt (Details ohne Spoiler nicht möglich).

Trotz aller Kritik ist und bleibt diese Reihe eine meiner liebsten im Bereich Kriminalromane. Besonders Band 1 „Totenweg“ und Band 3 „Sterbekammer“ haben es mir angetan und sind für mich absolute Highlights. Ich musste mich auch durch „Mordsand“ nicht quälen )dafür schreibt Romy Fölck einfach zu gut). Ich hoffe einfach darauf, dass der fünfte Band wieder mehr meinen persönlichen Vorlieben entspricht.

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Klingt crazy? Ist es auch!

Wir sind fünf
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Was hab´ ich denn hier gelesen?! Ganz ehrlich? Keine Ahnung! :D

Nach einer wilden Jugend, die ihn von einem Rausch zum nächsten führte, ist Tormod Blystad ein verlässlicher und verantwortungsvoller Ehemann ...

Was hab´ ich denn hier gelesen?! Ganz ehrlich? Keine Ahnung! :D

Nach einer wilden Jugend, die ihn von einem Rausch zum nächsten führte, ist Tormod Blystad ein verlässlicher und verantwortungsvoller Ehemann und Vater geworden. Er lebt mit seiner Frau Siv und seinen beiden Kindern, Alf und Helene, in einem kleinen Ort namens Råstet. Tormod wünschte sich lange Zeit ein drittes Kind, da für ihn fünf einfach die perfekte Anzahl an Familienmitgliedern darstellt. Da Siv aber kein drittes Kind haben will, kommt die Hündin Snusken als fünftes Familienmitglied hinzu. Und genau wie Tormod es sich gewünscht hat, wird die Familie dadurch viel harmonischer. Doch eines Tages verschwindet Snusken spurlos. Um den Kindern erneut einen „Spielgefährten“ zu bieten, experimentiert Tormod mit dynamischem Ton. Der jedoch wiederum entwickelt bald ein seltsames Eigenleben.

Klingt crazy? Ist es auch! :D

Ich fand das Buch, nachdem ich mich an den sehr nüchternen Schreibstil gewöhnt hatte, sehr unterhaltsam. Spannend wäre zu viel gesagt. Dazu passierte oft zu wenig. Matias Faldbakken hat z.B. zu Beginn das Leben von Tormod Blystad im Zeitraffer zusammengefasst bevor das Buch in der Gegenwart ankommt. Hin und wieder kam es auch zu etwas ausufernden technischen Beschreibungen, die mich dazu verleitet haben, diese Passagen zu überfliegen. Aber hatte ich zu Anfang meine Probleme mit dem Schreibstil, so habe ich doch recht schnell gefallen daran gefunden, wie nüchtern und sachlich diese verrückte Geschichte erzählt wird. Der Gegensatz hat beim Lesen einfach Spaß gemacht. Außerdem fand ich es toll, wie der Autor mit seinen Lesern/innen spricht. Er bezieht sie ein, in dem er sie auch öfter direkt anspricht. Das hatte Charme.

Bis zur Hälfte war ich echt gefangen in der Geschichte, dann wurde es aber immer abgedrehter und ich hatte Probleme mich zu motivieren weiter zu lesen. Klar habe ich bei dem Klappentext keine Dokumentation erwartet, aber irgendwie war es für mich dann trotzdem zu „mysteriös“. Der Plot klang für mich nach „Friedhof der Kuscheltiere“ und ich habe auf Horror und Grusel gewartet, der aber nie aufkam. Schade, denn der Anfang hatte in meinen Augen echt Potenzial.

Für das Ende des Buchs hatte ich mir einen richtigen Wow-Effekt gewünscht, der jedoch bei mir leider ausblieb. Ich war schon etwas schockiert darüber, was am Ende geschah, aber es ließ doch so viel Interpretationsspielraum offen, dass ich damit nicht glücklich war. Für mich ist das „Problem“ mit diesem Ende einfach nicht gelöst. Vielleicht habe ich es aber auch nur nicht verstanden. :D (Wer das Buch auch gelesen hat, möge sich gern bei mir melden, damit wir das Ende ausdiskutieren können.)

Interessant fand ich übrigens auch, dass der Autor das Buch insgesamt in fünf Teile untergliedert hat. Zum einen greift er somit den Titel und Tormods Vorliebe für die Zahl fünf auf, zum anderen hat mich der Aufbau dadurch an ein klassisches Drama in fünf Akten erinnert. Ich mag es einfach, wenn mit diesen Feinheiten ein stimmiges Bild erzeugt wird.

Ich kann euch das Buch insgesamt nur eingeschränkt empfehlen. Der Schreibstil war einfach köstlich, aber der Plot hatte dann doch (in meinen Augen) seine Schwächen. Wer abgedrehte, dramatische, teils witzige Szenen mag, der wird hier auf seinen Geschmack kommen. Wer jedoch eher Krimi- oder Horror-Fan ist, wird eventuell mit ähnlich gemischten Gefühlen wie ich zurückbleiben.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Hilfreich, aber nicht immer praxistauglich

How Not to Diet
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Ich lese normalerweise eher selten Sachbücher. Wenn es dann doch einmal vorkommt, dann nur, weil mich das Thema einfach interessieren muss. So war es auch hier. Momentan versuche ich meine Ernährung umzustellen. ...

Ich lese normalerweise eher selten Sachbücher. Wenn es dann doch einmal vorkommt, dann nur, weil mich das Thema einfach interessieren muss. So war es auch hier. Momentan versuche ich meine Ernährung umzustellen. Nachdem ich mit Low Carb allerdings nicht über eine Gewichtsabnahme von sechs Kilo kam, musste ich also überlegen, ob es für mich vielleicht ein anderer Weg sein muss. Und dann kam Dr. Greger ins Spiel.

Das Buch ist wirklich interessant aufgearbeitet. Dr. Greger hat eine unheimlich hohe Anzahl an Studien durchforstet, um herauszufinden, was wirklich helfen kann, Gewicht zu verlieren.


Leider hat das Buch drei große Minuspunkte.

Nummer eins: Dr. Greger gibt dem Leser am Anfang wirklich Hoffnung, dass es vielleicht einen "einfachen" Weg gibt, um abzunehmen. Diesen Weg revidiert er aber im Verlauf des Buchs immer mehr und landet am Ende fast doch bei den Dingen, die wir alle schon kennen.

Nummer zwei: Dr. Greger legt die Studien aus, wie er es gern möchte. Zum Beispiel gibt er auf eine Studie nichts, weil die Fallzahl zu klein war. Bei einer anderen Studie, die allerdings besser zu seiner Meinung passt, sind die kleinen Fallzahlen dann irrelevant.

Und Nummer drei: Das Buch ist einfach zu lang!

Natürlich gab es aber auch positive Dinge, die mich das Buch dann doch als wertvoll einstufen lassen. Unter anderem habe ich einige neue Sachen gelernt, die mir vorher tatsächlich nicht bewusst waren. Zum Beispiel WIE wichtig Ballaststoffe sind und WIEVIEL man tatsächlich so am Tag zu sich nehmen sollte. Nicht alle Tipps von Dr. Greger sind praxistauglich, aber selbst einige kleine Dinge haben mir geholfen innerhalb von vier Wochen schon mal zwei Kilo runterzubekommen.

An sich ist das Buch für mich als kleines 1x1 des gesunden Essens zu betrachten, eine Art Lexikon, in dem man immer wieder nachlesen kann und immer wieder vielleicht einen weiteren Tipp in sein Essverhalten einbauen kann.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

Solider Jugendthriller

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
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Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Dieser unheimlich schwer zu beantwortenden Frage geht der Jugendthriller von Colleen Oakes auf die Spur.

Thea ist seit dem Mord an ihrer Cousine ...

Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Dieser unheimlich schwer zu beantwortenden Frage geht der Jugendthriller von Colleen Oakes auf die Spur.

Thea ist seit dem Mord an ihrer Cousine Nathalie ein anderer Mensch, ein trauriges Mädchen, eine Außenseiterin. So gern würde sie noch etwas für Nathalie tun. Als sie eines Tages einen schwarzen Umschlag der „Black Coats“ findet, zögert sie nicht lang und trifft die Entscheidung diesem mysteriösen Geheimbund beizutreten. Die „Black Coats“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rache für Frauen zu verüben, denen Leid angetan wurde. Zunächst ist Thea stolz eine von ihnen zu sein, aber nach und nach streuen sich bei ihr Zweifel an den Zielen der Black Coats.

Das Buch ist etwas anders, als ich es erwartet hätte. Ich ging davon aus, dass es eine kleine Gruppe Frauen ist, die hier agiert und sich an denen rächt, die ihnen selbst oder nahe stehenden Personen Leid zugefügt hat. Die „Black Coats“ werden jedoch fast wie ein Unternehmen geführt. Es gibt Hierarchien, strenge Regeln, politisch anmutende Machtkämpfe innerhalb der Organisation und teils sehr hartes Nahkampf-Training für die Rekrutinnen.

Das Buch beginnt sehr heftig. Im Prolog wird die Vergewaltigung an einem jungen Mädchen geschildert – es wird zwar nicht detailliert beschrieben, was passiert, aber die Andeutungen genügen um es sich bildlich vorzustellen. Neben dem schockierenden Prolog werden aber auch die Missionen innerhalb der Black Coats interessant beschrieben. So gab es zum Beispiel Aufträge, die die Mädchen ausführen sollten, um Vergeltung zu üben. Diese Aufträge wurden Balancings genannt und hatten verschiedene Schweregrade: Während bei einem Code Morning die Zielperson nur „erschreckt“ werden sollte, gab es beim Code Evening bereits Gewaltanwendung, damit die Drohung beim Gegenüber auch wirklich ankommt. Diese Einsätze waren echt spannend geschrieben und ließen mich mitfiebern!

Neben den aufregenden Geschehnissen bei den Black Coats lernt Thea im Verlauf des Buchs auch noch einen Jungen kennen, der ihr den Kopf verdreht: Drew Porter. Ich bin kein großer Fan von Liebesgeschichten in Spannungsliteratur, hier fand ich es aber keinesfalls störend. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, war die Liebe der beiden Figuren für den Plot auch durchaus wichtig und die Entwicklung, die die Geschichte dadurch nahm, gefiel mir sehr gut.

Die Hauptfigur Thea fand ich direkt sympathisch. Sie war durch den Mord an ihrer Cousin gebrochen, aber nicht zerbrochen. Sie war stark, aber in einigen Momenten auch schwach. Sie war taff und doch vorsichtig. Es waren sehr glaubhafte und authentische Charakterzüge, die uns die Autorin hier präsentierte. Auch Drew Porter und die restlichen Black Coats gefielen mir hinsichtlich der Charakterzeichnung gut. Einzige Ausnahme war die leicht übernatürlich anmutende Fähigkeit von Bea, die jeden Menschen innerhalb von Sekunden hypnotisieren konnte. Ich finde das doch ziemlich unrealistisch.

Die Kapitel des Buchs hatten eine angenehme Länge und waren recht kurzweilig, da sie zwischen Theas Privatleben und dem Training bei den Black Coats wechselten. Die Schreibweise war angenehm, locker und war einem Jugendbuch angemessen.

Das Finale des Buchs war echt unheimlich gelungen. Spannung, Action, Twists! Die letzten Seiten haben mir besonders gut gefallen und die Story eben nicht schwarz und weiß anmuten lassen wie ich es zuvor erwartet habe.

Ein tolles Buch für alle, die das Thema Selbstjustiz, #metoo oder einfach nur spannende Lektüre interessiert. Von mir gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans von Jugendbüchern! Leserinnen und Leser, die dieses Genre eher meiden, werden wohl auch hier nicht auf den Geschmack kommen. Mir persönlich hat das gewisse Extra, der wirkliche Wow-Effekt, irgendwie noch gefehlt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas anderes erwartet habe. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.03.2019

Leichte Unterhaltung für zwischendurch

Kaschmirgefühl
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„Ein kleiner Roman über die Liebe“ lautet der Beiname zu Bernhard Aichners neuestem Werk „Kaschmirgefühl“. Genau das ist es auch – ein kleiner Roman. Es sind leider nur 180 Seiten, die der Autor in einem ...

„Ein kleiner Roman über die Liebe“ lautet der Beiname zu Bernhard Aichners neuestem Werk „Kaschmirgefühl“. Genau das ist es auch – ein kleiner Roman. Es sind leider nur 180 Seiten, die der Autor in einem Genre schreibt, das sich weit weg von dem befindet, was man sonst von ihm liest. Der Österreicher ist normalerweise Krimi-Autor und lässt seine Leserinnen und Leser vor Spannung zittern und nicht beben vor Lachen. Beim Hören dieses Buchs passierte mir aber genau das immer mal wieder.

Der komplette Roman besteht nur aus den Dialogen, die Yvonne und Joe am Telefon führen. Aber Yvonne und Joe sind eigentlich gar nicht Yvonne und Joe. Die beiden heißen Marie und Gottlieb, aber bereits beim Namen fangen beide an zu flunkern. Vermutlich ist es nicht ungewöhnlich, wenn man an einer Sexhotline miteinander spricht, nicht seinen richtigen Namen preiszugeben. Denn genauso passiert es hier. Marie verdient ihr Geld damit, dass sie Männer am Telefon „einheizt“. Aber genau das möchte Gottlieb nicht. Er möchte einfach nur mit ihr reden. Und so passiert es, dass die beiden die ganze Nacht hinweg telefonieren, flunkern, Geschichten erfinden, sich in eben diesen verlieren und vielleicht sogar verlieben.

Zu Beginn denken Marie und Gottlieb, der jeweils Andere möchten sie wohlmöglich nur veralbern. Dem entsprechend werden sie auch mal wütend und lauter am Telefon. Sie legen auf. Sie sind misstrauisch. Aber nach und nach entwickelt sich doch unterschwellig ein leichter Flirt. „Kaschmirgefühl“ wird dabei jedoch selten direkt und nie obszön – aber doch manchmal sexy.
Ich habe diesen Roman, wie weiter oben kurz erwähnt, als Hörbuch genossen und würde es jedem, der Hörbücher mag, auch so empfehlen. Ich denke, vieles von dem, was ich an „Kaschmirgefühl“ mochte, mochte ich vor allem aufgrund der Art und Weise wie die Geschichte hier inszeniert wurde: Das Telefonklingeln am Anfang des Gesprächs, das Schweigen, wenn Gottlieb oder Marie nicht wussten, was sie sagen sollten, die Klangfarben der Stimmen. Alles wirkte sehr authentisch. Das gefiel mir ausgesprochen gut. Es war als lauschte man heimlich über eine dritte Leitung. Der männliche Part wurde übrigens von Bernhard Aichner selbst eingesprochen – da schlägt das Fanherz doch direkt höher. Gottlieb wirkte auf mich die ganze Zeit sehr sympathisch, teils schüchtern, teils neckisch. Das gefiel mir sehr gut. Der Part von Marie passt ebenso wundervoll ins Bild, weil es die Sprecherin versteht, ihrer Stimme genau den richtigen Klang zu geben: lüstern, fordernd, energisch, sanft… hier ist alles dabei. Toll eingesprochen von beiden!

Der Autor hat es geschafft, dass man – obwohl „Kaschmirgefühl“ sehr eintönig geschrieben ist – neugierig blieb, wie es zwischen Marie und Gottlieb weitergeht, was es mit der Erzählung von Gottlieb auf sich hat und vor allem, was am Ende davon an Wahrheit übrig bleiben wird. Marie und Gottlieb bleiben jedoch bis zum Schluss geheimnisvoll.

Am Ende gibt es dann eine kleine überraschende Wendung, die die Geschichte abrundet und mich mit einem Lächeln das Hörbuch ausschalten ließ. Ich persönlich hätte mir jedoch eine etwas krassere Wendung gewünscht, die alles Gehörte in Frage gestellt oder mich mit offenem Mund zurückgelassen hätte – eben ganz im Stile eines Thriller-Autors.