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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2020

Trashig gut

Love & Bullets
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Im Mittelpunkt des Buches stehen Bill und Fiona, ein Gangsterpärchen, das alle Klischees erfüllt. Trotzdem geht es am Anfang gar nicht wirklich um sie, sondern um einen ich-Erzähler, der auf der Jagd nach ...

Im Mittelpunkt des Buches stehen Bill und Fiona, ein Gangsterpärchen, das alle Klischees erfüllt. Trotzdem geht es am Anfang gar nicht wirklich um sie, sondern um einen ich-Erzähler, der auf der Jagd nach Bill ist. Und dann passiert etwas, womit man als Leser gar nicht rechnet. Das verrate ich jetzt nicht, um nicht zu spoilern, aber ich fand es vom Autor super mutig und es war wirklich so unerwartet, dass ich mit offenem Mund da saß.

Letztendlich ist der Inhalt nicht sooo spektakulär. Bill und Fiona drehen ein krummes Ding nach dem anderen und treten dabei immer wieder den falschen Leuten auf die Füße. Also müssen sie immer wieder flüchten und es geht von vorne los.

Das hat mich aber nicht gestört, denn was dieses Buch ausmacht, ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Es ist super blutig, es sterben sehr viele Menschen, aber weil es so trashig ist, wirkt es gar nicht so brutal. Man hat auch nie das Gefühl, dass die falschen Leute sterben, weil jeder Dreck am Stecken hat.

Man muss diesen Stil wirklich mögen, denn er ist schon sehr eigenwillig und ein bisschen drüber. Normalerweise sind diese Art von Bücher auch nicht mein Beuteschema, aber "Love & Bullets" konnte mich trotzdem komplett auf seine Seite ziehen.

Das Ende passt dann auch zu einem Hollywood-Film. Sehr übertrieben mit sehr vielen Zufällen und einem großen Finale. Für mich war das ein würdiger Abschluss des Buches.

Eben weil es mal etwas ganz anderes ist und ich wirklich angetan war, gibt es von mir 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Mord in der Familie

Das krumme Haus
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Wenn man die Bücher von Agatha Christie kennt, dann weiß man, was einen erwartet, denn auch in diesem Buch ist der Aufbau sehr klassisch: Wir haben eine Gruppe von Menschen, die sich an einem Ort befindet ...

Wenn man die Bücher von Agatha Christie kennt, dann weiß man, was einen erwartet, denn auch in diesem Buch ist der Aufbau sehr klassisch: Wir haben eine Gruppe von Menschen, die sich an einem Ort befindet - in diesem Fall das Haus der Familie -, es geschieht ein Mord und alle Anwesenden sind verdächtigt. Der Ort wird nicht wirklich verlassen, dafür lernt man die Figuren nach und nach besser kennen.

Hier fand ich es sehr schön, dass nicht nur die Familie des Opfers im Mittelpunkt steht und es auch keine "bekannten" Ermittler gibt, sondern Charles eine tragende Rolle einnimmt. Wie der Klappentext verrät, möchte er Sophia, die Enkelin des Opfers, heiraten. Aber sie stimmt dem nur zu, wenn die Hintergründe aufgeklärt wurden.

Deshalb habe ich auch weder Miss Marple noch Poirot vermisst: Charles ist so sympathisch und möchte die Tat unbedingt den Mord aufklären, um endlich seine große Liebe heiraten zu können. Er sieht als Außenstehender die Familie und die Bande, die sie verknüpft, mit etwas anderes Augen - und das macht seine Schilderungen sehr interessant.

Die Schwierigkeit ist, dass wirklich jeder ein Motiv hätte, den Alten zu ermorden. Jeder trägt ein Geheimnis mit sich herum, das nach und nach herauskommt. Das fand ich sehr spannend und es hat auch dazu geführt, dass ich immer wieder einen anderen Verdächtigen auserkoren habe.

Letztendlich lag ich dann aber doch falsch - und das Ende ist wirklich ein richtiger Schocker! Das hat mir sehr gut gefallen.

Super war aber natürlich auch, dass man in eine ganz andere Zeit versetzt wird. Es gibt keine forensischen Methoden, die Aufklärung muss wirklich mit dem Verstand passieren. Das fand ich wunderbar.

Insgesamt war ich richtig begeistert. Deswegen gibt es von mir 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Erschreckend

2084
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Wie sieht die Welt 2084 aus? Wie hat sich das Klima bis dahin entwickelt? Und warum haben wir - also die Menschen im Jahr 2020 - nichts getan, um den Klimawandel aufzuhalten? Das sind Fragen, die in diesem ...

Wie sieht die Welt 2084 aus? Wie hat sich das Klima bis dahin entwickelt? Und warum haben wir - also die Menschen im Jahr 2020 - nichts getan, um den Klimawandel aufzuhalten? Das sind Fragen, die in diesem Buch geklärt werden.

Der Autor nimmt den Leser mit rund um die Welt, wo er Menschen interviewt, die in der Zukunft im Jahr 2084 leben. Diese sind natürlich fiktiv, aber trotzdem wirken sie sehr real, denn er lässt viele Fakten aus unserer Zeit einfließen, sodass es einen runden Übergang zwischen gesicherten Fakten und Fiktion gibt.

Die Idee, das Buch nur aus Interviews bestehen zu lassen, fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und ich hatte Angst, dass es sich schwer lesen lässt. Aber das war überhaupt nicht der Fall. Gerade weil es ähnlich der gesprochenen Sprache ist, lässt es sich sehr flüssig lesen und wirkt sehr authentisch.

Geteilt ist das Buch thematisch in unterschiedliche Auswirkungen des Klimawandels. Dann geht es einmal rund um die Welt an verschiedene Orte, wo gerade diese Auswirkungen besonders stark vertreten sind. Dabei werden Dinge wie beispielsweise Wasserknappheit angesprochen, vor denen bereits heute die Wissenschaft warnt. Da erscheint es sehr weit weg und irgendwie auch nicht als wirkliche Gefahr. Wenn James Lawrence Powell aber dann seine Interviewpartner davon berichten lässt, dass das Wasser immer weiter rationiert wird und es trotzdem nicht reicht, dann bekommt das Ganze nochmal einen ganz anderen Charakter.

Für mich war das Buch sehr erschreckend und es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich versuche schon möglichst nachhaltig zu leben, aber natürlich weiß ich, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Nichtsdestotrotz hat es mich aber auch bestärkt, dass wir alle gemeinsam etwas gegen den Klimawandel tun können und das es jetzt an der Zeit ist zu handeln.

Insgesamt hat mir das Buch und die Idee dahinter sehr gut gefallen. Es lässt sich gut lesen und behandelt ein wichtiges Thema. Deshalb gibt es von mir auch 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Brutal spannend

Zerrissen
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Die Handlung dieses Buches setzt zwei Jahre nach den Geschehnissen von "Zerbrochen" ein, allerdings muss man die Vorgänger nicht unbedingt kennen, um diesen Thriller genießen zu können. Alle wichtigen ...

Die Handlung dieses Buches setzt zwei Jahre nach den Geschehnissen von "Zerbrochen" ein, allerdings muss man die Vorgänger nicht unbedingt kennen, um diesen Thriller genießen zu können. Alle wichtigen Informationen der Rahmenhandlung werden wiederholt. Allerdings empfehle ich es, einfach weil Dr. Fred Abel ein toller Protagonist ist und man so einfach mehr über ihn weiß sowie seine Handlungen noch besser nachvollziehen kann.

Mit dem Prolog steigt man schon recht brutal in das Buch ein und bekommt einen Vorgeschmack, was einen erwartet. Denn zimperlich darf man nicht sein. Gerade in diesem Buch wird auch das Thema Kindesmisshandlung angesprochen, was mir ganz schön nahe ging. Aber auch der Rest ist nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter, denn diesmal entführt Tsokos den Leser in eine Art Parallelwelt libanesischer Drogen-Clans, bei denen ein Menschenleben nicht viel zählt.

Das sorgt natürlich auch für Spannung und Dr. Fred Abel ist hier an gleich mehreren Fronten gefordert. Es gibt nämlich anfangs mehrere Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Sie werden in unterschiedlichen Kapiteln erzählt und sorgen so für kleine Cliffhanger innerhalb des Buches.

Mir hat besonders gefallen, dass es - für meine Kenntnisse - sehr realitätsnah geschrieben ist. So dauert es manchmal einfach, bis Ergebnisse vorliegen und eine Auswertung von DNA-Spuren geschieht nicht innerhalb weniger Minuten. Auch was die Obduktionen oder Untersuchungen von Verletzung angeht, scheint der Autor auf seine beruflichen Kenntnisse zurückzugreifen, denn sie klingen sehr medizinisch. Allerdings sind sie so verpackt, dass auch ein Laie alles gut nachvollziehen kann.

Super fand ich auch, dass Dr. Fred Abel mehr oder weniger persönlich in den Fall verwickelt ist. Dadurch wird die eher sachliche Ebene aufgebrochen und man erlebt mit, wie er unter persönlichem Druck reagiert. Er wirkt außerdem so noch menschlicher. Ich fand ihn schon immer sehr sympathisch, aber dieser Band hat nochmal mehr dafür gesorgt, dass er einer meiner Lieblingsprotas ist.

Je mehr die Handlung voranschreitet, desto mehr lichtet sich der Nebel und Zusammenhänge werden deutlich. Das war super gemacht, denn so hatte man nie das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Gerade zum Ende hin wird es dann nochmal richtig rasant. Hier habe ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand gelegt.

Für mich war "Zerrissen" ein absoluter Pageturner, der mich aber - gerade was die Kindesmisshandlung angeht - auch an meine Grenzen gebracht hat. Von mir gibt es 5 Sterne und ich freue mich schon auf den nächsten Tsokos.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Verstörend, aber gut!

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Bei diesem Buch haben mich Titel und Klappentext angesprochen, den Autor Lars Schütz kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ich bin froh, dass sich das geändert hat.
Denn "Rache, auf ewig" ...

Bei diesem Buch haben mich Titel und Klappentext angesprochen, den Autor Lars Schütz kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ich bin froh, dass sich das geändert hat.
Denn "Rache, auf ewig" hat mich fertig gemacht - im positiven Sinn. Ich habe angefangen und konnte es nicht mehr aus der Hand legen.
Die Morde sind brutal und kreativ, hier braucht man allerdings auch starke Nerven. Denn Lars Schütz scheut es nicht, hier genaue Beschreibungen abzuliefern. Der im Klappentext erwähnte "Tod durch Bambus" ist noch relativ harmlos gegen das, was folgt. Diese Steigerung fand ich äußerst gelungen und es war auch toll, dass nicht sofort alles vorweggenommen wurde.
Super war es, dass man auch ein bisschen hin- und hergerissen war, ob man Mitleid mit den Opfern haben soll. Denn der Täter sucht sich nicht gerade nette Menschen aus. Dadurch ist nicht alles schwarz oder weiß.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, es wird gut Spannung aufgebaut und dadurch, dass man immer wieder zwischen den Perspektiven wechselt, muss man einfach weiterlesen.
Erschreckend und absolut heftig war das Ende: Es war überraschend, ich hätte mit dieser Auflösung nicht gerechnet, aber auch schonungslos und befriedigend, denn es bleiben keine Fragen offen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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