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Veröffentlicht am 22.10.2020

Das Geheimnis der Schokoladenfabrik

Spukalarm in der Schokofabrik
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Inhalt: Da ihre Mutter eine neue Arbeitsstelle angenommen hat, muss Klara umziehen. Ihr neuer Wohnort ist die Schokoladensiedlung, eine umgebaute Schokoladenfabrik, die jetzt eine kleine Siedlung für sich ...

Inhalt: Da ihre Mutter eine neue Arbeitsstelle angenommen hat, muss Klara umziehen. Ihr neuer Wohnort ist die Schokoladensiedlung, eine umgebaute Schokoladenfabrik, die jetzt eine kleine Siedlung für sich bildet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet sie sich mit den Nachbarsjungen Matti und Theo an, die einen besonderen Plan haben: Ein Einbruch in das alte Fabrikgebäude, in dem es spuken soll.

Persönliche Meinung: „Spukalarm in der Schokofabrik“ wird aus der Perspektive von Klara erzählt, die mit ihrer Unzufriedenheit über den Umzug authentisch gezeichnet ist. Von den Figuren hat mir besonders der schräge Theo gefallen, der durch seine ulkige Art unfreiwillig für Komik sorgt (z.B. wenn er bei sengender Hitze in einem Ganzkörperkarnevalsköstum als Bär durch die Siedlung läuft, um sich vor Gammastrahlen der potentiellen Geister zu schützen). Der Handlungsort, die Schokosiedlung, ist schön gestaltet: Er hat eine besondere Vergangenheit, ist noch geprägt von seiner ehemaligen Nutzung und hat spezielle Bewohner. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die phantastischen Wesen, die in der Schokofabrik wohnen, sind originell und drollig. Die Handlung dreht sich thematisch um Freundschaft, Abenteuer, Geheimnisse und (wie schon der Titel verrät :D) natürlich Schokolade. Sie ist stimmig und rund. Der Schreibstil lässt sich durch seinen eher leichten, umgangssprachlichen Ton sehr flüssig lesen. Abgerundet wird „Spukalarm in der Schokofabrik“ von zahlreichen schön bunten, cartoonähnlichen Zeichnungen aus der Feder von Monika Parciak, die im Stil des Covers gehalten sind. Insgesamt ist „Spukalarm in der Schokofabrik“ ein schönes Kinderbuch mit einem tollen Setting – nicht nur für kleine Leser*innen.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Die Zug-Odyssee

Was dir bleibt
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Inhalt: Kanada. Die 76-jährige Gladys wohnt schon fast ihr ganzes Leben lang in einer kleinen Siedlung an einer Bahnlinie, mitten im Nirgendwo. Eines Tages setzt sie sich in den Northlander-Zug und fährt ...

Inhalt: Kanada. Die 76-jährige Gladys wohnt schon fast ihr ganzes Leben lang in einer kleinen Siedlung an einer Bahnlinie, mitten im Nirgendwo. Eines Tages setzt sie sich in den Northlander-Zug und fährt weg. Ihre Nachbarn und Freunde, die sie nicht darüber informiert hat, obwohl sie sich sonst alles erzählen, rätseln über Grund und Ziel der Fahrt – zumal sie ihre suizidale Tochter allein zurücklässt. Was treibt Gladys an?

Persönliche Meinung: Bei „Was dir bleibt“ handelt es sich um ein Stück Gegenwartsliteratur, das sich näheren Genrezuordnungen entzieht. Erzählt wird der Roman nicht, wie das Cover nahelegt, von Gladys selbst, sondern von einem namenlosen männlichen Ich-Erzähler, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Verschwinden Gladys‘ nachzuspüren. Dabei versucht er, die Reise und die Motive von Gladys zu rekonstruieren, wird zum Spurensucher, der die Fühler in alle möglichen Richtungen ausstreckt. Der Erzähler tritt (bewusst) zurück; man erfährt kaum etwas persönliches über ihn. Er tritt eher als Chronist und Vermittler der Geschichte von Gladys auf, geht dabei aber gar nicht chronologisch vor, sondern verfolgt Spuren, die auch mal ins Leere führen. Besonders interessant dabei ist das assoziative Vorgehen der Erzählung: Der Bericht ist quasi eine (mal mehr, mal weniger) assoziative Addition der Spuren. Insofern ergeben sich viele kleine Nebengeschichten, in denen man sich – ähnlich wie der Erzähler – verirrt. Auch bemüht sich der Erzähler bewusst nicht um einen roten Faden, sondern bleibt unstrukturiert: Er gibt den Leserinnen letztlich Einblicke in den Schreib- und Nachforschungsprozess und bildet diesen ab. Dabei kommt es zu Sackgassen, Schleifen, kleinen Vorausdeutungen und Rücksprüngen. Die Erzählweise ist somit eher experimentell. Die Handlung ist aber – vom Ende her betrachtet – dennoch stimmig; Gladys‘ Reisegrund in einer bestimmten, ihr eigenen Logik nachvollziehbar. Der Erzählton ist eher gesetzt: nicht aufmerksamkeitsheischend, eher deskriptiv, vergleichsweise anspruchsvoll, zwischendurch auch melancholisch und nostalgisch, immer mal wieder abschweifend, insgesamt ruhig. Die Handlungsorte sind häufig die Züge und die kleinen Ortschaften längs der Eisenbahnlinie. In diesem Kontext wird ein besonderes Kapitel der kanadischen (Bildungs-)Geschichte angesprochen: die school trains. Waggons, die bis in die 1960er Jahre für einige Tage auf Nebenschienen in der Nähe von Ortschaften abgestellt wurden, damit auch die Schülerinnen in abgelegenen Orten eine zumindest rudimentäre Schulbildung erhalten. Dieser emotionale Bezug zum Komplex „Eisenbahn/Gleis“, der ja ungleich höher ist, wenn der Waggon nicht nur Transportmittel, sondern Ort des Lernens, der Freundschaften und des Heranwachsens ist, ist sehr plastisch gezeichnet. „Was dir bleibt“ besitzt eine gewisse experimentelle Andersartigkeit, ist eher ruhig erzählt und thematisch/bzgl. des Erfahrungshorizontes vielleicht etwas weit von uns entfernt, aber das zeichnet letztlich die Besonderheit des Romans aus.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Ein packender Psychothriller

Blutroter Schleier
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Inhalt: Alljährlich verlost der Weltkonzern Global Companion einen Luxusurlaub auf einer Yacht an sechs Mitarbeiter. Doch dort werden sie nie ankommen: Ihr Hubschrauber gerät in ein Unwetter, muss notlanden ...

Inhalt: Alljährlich verlost der Weltkonzern Global Companion einen Luxusurlaub auf einer Yacht an sechs Mitarbeiter. Doch dort werden sie nie ankommen: Ihr Hubschrauber gerät in ein Unwetter, muss notlanden und die sechs finden sich auf einer Bohrinsel wieder, auf der nichts so ist, wie es scheint.

Persönliche Meinung: Der Thriller ist sehr gut durchdacht und aufgebaut. Cliffhanger folgt auf Cliffhanger und immer wieder findet man kleine Hinweise, die zum Miträtseln einladen. Die Handlung bleibt dadurch durchweg spannend und bis zum Schluß muss man mit überraschenden Wendungen rechnen. Hier ist tatsächlich nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Auch die Gestaltung der Figuren trägt zur Steigerung der Spannung bei: Jede Figur hat ihre eigene Geschichte und Geheimnisse, die es zu erkunden gilt. Interessant ist auch der Handlungsort: Die Bohrinsel nimmt zum Teil alptraumhafte, zum Teil surreale Züge an. Insgesamt handelt es sich bei "Blutroter Schleier" um einen stimmigen und spannenden Thriller.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Ein intelligent durchdachter Krimi mit einer interessanten Erzählweise

Mord in Highgate
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Inhalt: Ein Scheidungsanwalt wird tot in seinem Haus in Highgate aufgefunden; erschlagen mit einer sündhaft teuren Weinflasche. Auf seine Wand ist eine rätselhafte Zahlenfolge geschmiert worden. Wer von ...

Inhalt: Ein Scheidungsanwalt wird tot in seinem Haus in Highgate aufgefunden; erschlagen mit einer sündhaft teuren Weinflasche. Auf seine Wand ist eine rätselhafte Zahlenfolge geschmiert worden. Wer von den vielen Verdächtigen hat ihn ermordet? Hängt der Mord mit einem anderen Todesfall (ein potenzieller Unfalltod in der Londoner U-Bahn) zusammen? Ein neuer Fall für Privatdetektiv Hawthorne und seinen Chronisten Anthony Horowitz.

Persönliche Meinung: „Mord in Highgate“ besitzt – wie auch schon sein Vorgänger „Ein perfider Plan“ – eine besondere Erzählsituation: Anthony Horowitz, der Autor des Romans, tritt zugleich als Ich-Erzähler und handelnde Figur auf. Dies führt einige interessante (literarische) Kniffe mit sich. Einerseits spielt Horowitz mit den Leserinnen, indem er immer mal wieder Authentizitätsfiktionen einstreut, in denen er beteuert, es habe alles so stattgefunden. Andererseits nutzt der Erzähler Horowitz häufiger die Form des autobiografischen Erzählens (eigene Erlebnisse in der literarischen Szene, eigene literarische Werke), wobei dies teilweise auch ein Versteckspiel sein kann: Der Figur/der Erzähler Horowitz muss nicht vollends identisch mit dem Autor Horowitz sein. Zuletzt wird häufiger die vierte Wand durchbrochen: Horowitz thematisiert häufig den Schreibprozess von „Mord in Highgate“, diskutiert das Genre „Kriminalroman“, beleuchtet den Literaturbetrieb und kommuniziert insgesamt auf einer Metaebene mit den Leserinnen über das Schreiben. Die Beziehung des von Hawthorne und Horowitz ist vergleichbar mit Holmes und Watson. Hawthorne ist der brillante Detektiv; Hawthorne der Chronist. Hawthorne ist skurril bis (bewusst) unsympathisch/unausstehlich gezeichnet; den anderen immer einige Schritte voraus. Seine Vergangenheit ist mysteriös und wird hoffentlich in weiteren Bänden nähergehenden beleuchtet. Horowitz ist gewissermaßen sein Gegenteil: Trotz der (literarischen) Erfolge bescheiden, eher unsicher und ehrlich. Die Handlung ist die eines klassischen Krimis mit viel Ermittlungsarbeit, unzähligen Indizien, mehreren Verdächtigen und Aufdeckungen unterschiedlicher Art. Der Fall ist insgesamt eine Hommage an „Sherlock Holmes“ – sowohl auf inhaltlicher Ebene, worauf ich wegen Spoilergefahr nicht eingehe, als auch in der Konstruktion des Falls. Es gibt unzählige Indizien, die es zu finden und bewerten gilt, die aber zugleich mehrdeutig sind, sodass man sie auch falsch interpretieren kann (das wird in Form eines kleineren und eines größeren Twist am Ende des Romans auch vorgeführt). Die Handlung ist dabei klug konstruiert und intelligent durchdacht, sodass die Auflösung des Falls bis zuletzt spannend bleibt und überraschend ist. Insgesamt ist „Mord in Highgate“ ein Kriminalroman mit einer außergewöhnlichen, literaturwissenschaftlich spannenden Erzählweise und einem intelligent durchdachten, spannenden Fall.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Ein phantastischer Steampunkroman

Castle Rose
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Inhalt: Der Aether hat Tales End in seinem Griff. Nur durch ihn ist Luxus und Wirtschaft im großen Stil möglich. Doch zugleich birgt er ein großes Risiko: Kommen die Menschen mit ihm in Kontakt, fallen ...

Inhalt: Der Aether hat Tales End in seinem Griff. Nur durch ihn ist Luxus und Wirtschaft im großen Stil möglich. Doch zugleich birgt er ein großes Risiko: Kommen die Menschen mit ihm in Kontakt, fallen sie in einen lebenslangen Schlaf; werden zu Sleepern. Auch der Bruder von Julianna, der Protagonistin von „Castle Rose“, ist indirekt mit Aether in Kontakt gekommen, sodass er tödlich erkrankt. Seine Heilung kostet Unsummen. Julianna ist verzweifelt, bis ihr die undurchsichtige Phoebe die rettende Idee bringt: Ein Einbruch in Castle Rose. Dort lebte die Königsfamilie, ehe sich ein Aether-Unfall ereignete. Jetzt ist Castle Rose ein rosenumranktes Schloss, in dem nicht nur immense Schätze schlummern, sondern auch der gesamte Hofstaat.

Persönliche Meinung: Der Erzählstil von „Castle Rose“ ist flott und lässt sich angenehm und flüssig lesen, sodass „Castle Rose“ eine erfrischend kurzweilige Lektüre ist. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Julianna, einer starken jungen Frau, die sich nach dem Verschwinden der Eltern um ihren Bruder kümmert. In „Castle Rose“ fließen einige Motive aus dem Dornröschenstoff ein: der nahezu unendliche Schlafzustand, ein verwunschenes Schloss und der Bann brechende Kuss. Interessant ist dabei, wie die verschiedenen Motive neuinterpretiert werden. So stammt z.B. der aufweckende Kuss nicht vom Prinzen: Der Prinz ist ein Sleeper, den Julianna (versehentlich) erweckt. Auch den Grund für den Schlaf, der Aether, fand ich originell. Daneben finden sich in „Castle Rose“ einige Steampunk-Elemente (verschiedene Gadgets, Maschinen und Anubis, das mechanische Gürteltier). Das titelgebende Schloss ist detailliert gezeichnet: Einerseits erinnert es an ein verwunschenes Märchenschloss, andererseits kommen durch die vielen Sleeper im Schloss auch leichte Gruselvibes auf. Die Handlung ist insgesamt rund und hält die eine oder andere Überraschung bereit, auf die ich jetzt nicht näher eingehen kann/möchte. Das Ende ist etwas rasch erzählt und es bleiben kleinere Fragen offen, allerdings fand ich das nicht sonderlich schlimm. Insgesamt ist „Castle Rose. Das schlafende Schloss“ ein flott erzählter und origineller Fantasy-Steampunk-Roman, der schön mit der Dornröschenmotivik spielt.

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