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Veröffentlicht am 19.10.2020

Ich heiße "Niemand"

Annette, ein Heldinnenepos
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Zitat aus dem Buch: „Nichts ist es wert auf dieser Welt, mit Menschenblut erkauft zu werden“. (Stammt von Rousseau)

Wer „als Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt wird, der hat Großes vollbracht. ...

Zitat aus dem Buch: „Nichts ist es wert auf dieser Welt, mit Menschenblut erkauft zu werden“. (Stammt von Rousseau)

Wer „als Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt wird, der hat Großes vollbracht. Annette, die Hauptperson im Buch der Gewinnerin des dbp20, zählt dazu. Und nicht nur beim Verstecken jüdischer Mitbürger zeigte sie Mut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte sie erneut für eine Minderheit und schloss sich einer Gruppe an, die für die Unabhängigkeit Algeriens eintrat. Sie wurde denunziert und kam ins Gefängnis. 10 Jahre Haft sollten es werden. Sie flüchtete nach Algerien.

In Frankreich geboren, wird sie heute als Heldin verehrt und Anne Beaumanoir ist häufig Thema beim Unterricht in französischen Schulen. Schon als Jugendliche wurde sie denunziert, ihre Freunde getötet und häufig stand sie alleine da. Sie lebte in den Armenvierteln Algeriens und erkannte schon sehr früh, dass sich dort etwas „Böses“ zusammenbraut. Das lag daran, dass auf „Egalité“ kaum wert gelegt wurde und viele Franzosen sich als „Herrenmenschen“ gegenüber den Bewohnern ihrer Kolonie fühlten. Wer macht das auf Dauer mit? Sie war es auch, die darauf aufmerksam machte, dass Charles de Gaulle einen Atombombenversuch in der Wüste machte. Dabei starben so viele Menschen und kaum jemand nahm Notiz davon. Jaja, ich höre auf, sonst spoiler ich noch.

Die Sprache der Autorin Anne Weber ist unüblich. Sie ist von großer Kraft und äußerst abwechslungsreich. Wiederholungen gibt es kaum. Die Ereignisse wurden in logischer Reihenfolge geschrieben und ich konnte ihnen sehr gut folgen. Ob ich persönlich die „Annette“ als Heldin sehe, wenn ich ihr Verhalten gegenüber ihrer Familie betrachte, das steht auf einem anderen Blatt. Das Buch gefiel mir sehr gut, auch wegen die vielen Bilder, die in meinem Kopf entstanden. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung für Freund gehobener Literatur. Und nein, nicht weil sie den ersten Preis beim dbp20 bekam. Hervorzuheben ist auch die sehr umfangreiche Recherche zu dem Buch. Die Autorin hielt sich nicht mit Mutmaßungen auf. Sie schuf Fakten.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Ein Mann wie ein Erdbeben

Alexandre Dumas
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„Alexandre Dumas gehörte zu den Autoren, die Lust aufs Lesen machen. Und das durch alle Gesellschaftsschichten.“ (Zitat aus dem Buch Alexandre Dumas – Der vierte Musketier von Ralf Junkerjürgen)

Sein ...

„Alexandre Dumas gehörte zu den Autoren, die Lust aufs Lesen machen. Und das durch alle Gesellschaftsschichten.“ (Zitat aus dem Buch Alexandre Dumas – Der vierte Musketier von Ralf Junkerjürgen)

Sein Vater, Alexandre, war Sohn einer Sklavin und einer Adligen. Der Sohn verehrte ihn und das kommt auch in seinen Memoiren zum Ausdruck. Dabei steht fest, dass er ihn teilweise glorifizierte. Mit seinem Buch erinnert Ralf Junkerjürgen an den Todestag des Autors, der sich im Dezember 2020 zum 150. mal jährt. Er beschreibt ihn als äußerst fleißig. Mehrere hundert Bände sind es, die Dumas schrieb und dazu gehören nicht nur „Der Graf von Monte Christo“ oder „Die drei Musketiere.“ Dabei war er nicht nur als Autor so aktiv. Er galt als Erotomane und viele Frauen lagen ihm zu Füßen. Er unterstütze Freiheitskämpfer und wollte selbst ebenfalls politisch tätig sein. Ja, diese Biographie liest sich als sei es ein Abenteuerroman.

Ich lese gerne Biographien über berühmte Menschen. Die Bücher von Dumas las und lese ich mit Begeisterung und das immer mal wieder. Auch die Filme gefallen mir noch immer. Was hinter diesem Ausnahmetalent steckte und wie er sich privat verhielt, das erfuhr ich durch das Buch von Herrn Junkerjürgen. Auch weiß ich jetzt, was den Autor bewog, das Buch mit dem Grafen von Monte Christo zu schreiben. Er schrieb nicht nur so als hätte er alles selbst erlebt. Vieles davon widerfuhr ihm tatsächlich. Selbst vor Duellen schreckte er nicht zurück. Und die vielen Affären, mit zum Teil verheirateten Frauen, brachten ihm nicht nur Vergnügen ein.

Schon damals musste Dumas Rassismus und öffentliche Beleidigungen hinnehmen. Der Erfolg brachte ihm leider auch viele Neider. Am 05. Dezember 1870 starb er in der Nähe von Dieppe und im Kreise seiner Familie. Zu seinem umfangreichen Nachlass gehört auch ein Kochbuch aus dem Herr Junkerjürgen ein Rezept anführt. Er bedauert, dass Werke und Leben Dumas in Deutschland kaum gewürdigt werden. Den Abschluss der Biographie bilden eine Zeittafel sowie ein Personen- und Werkregister. Viele Abbildungen beleben das Geschriebene und auch dazu gibt es ein Nachweis. Fünf Sterne sind hier hochverdient und die Leseempfehlung für mich selbstverständlich. Zumal der Autor auch die falschen Informationen über Dumas klarstellt.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Das waren keine Menschen, das waren Bestien

Der Tod des Henkers
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Ist es wirklich so unvorstellbar, dass unsere Vorfahren unbedarft waren und von den Gräueltaten der Anhänger des NS-Regimes nichts wussten? Wie sieht es denn heute aus? Gibt es nicht unzählbare Anhänger ...

Ist es wirklich so unvorstellbar, dass unsere Vorfahren unbedarft waren und von den Gräueltaten der Anhänger des NS-Regimes nichts wussten? Wie sieht es denn heute aus? Gibt es nicht unzählbare Anhänger der Naziideologien, die sogar noch meinen, dass sie mit ihren Demos und lauten Parolen das deutsche Volk vor „fremden Blut“ retten können?

Beim Lesen des Buches „Der Tod des Henkers“ war es nicht nur die Ungerechtigkeit, die mich aufregte. Viel häufiger fragte ich mich, ob es tatsächlich Feigheit oder Angst vor der Bestrafung durch Fanatiker war, dass intelligente Menschen dem wahnsinnigen Reichskanzler folgten. Heinz Pannwitz ist die Hauptperson in dem Buch und er berichtet in der Ich-Form von dem Attentat auf den „Henker von Prag“. Die Rede ist von Reinhard Heydrich, der unter anderem auch für die „Endlösung der Judenfrage“ verantwortlich war. Er wollte unbedingt in einem Auto gefahren werden, welches nicht durch ein „lästiges“ Dach geschützt wurde. Dass dieser Wunsch ihm das Leben kosten sollte, ahnte er wohl nicht. Im Mai 1942 war Heydrich der Statthalter Hitlers in Prag. Im Mai des gleichen Jahres wurde ein Attentat auf ihn verübt und nur wenige Tage später starb er an den Folgen.

Die Autorin Laura Noll schrieb einen Roman, der spannend und zugleich berührend ist. Das Attentat auf Heydrich geschah tatsächlich und auch die unmenschlichen Vergeltungsmaßnahmen sind historische Fakten. Wie die Deutschen Machthaber in Tschechien agierten ist nicht nachzuvollziehen. Sie betrachteten die Einheimischen als minderwertig und meinten tatsächlich, dass sie allen weit überlegen seien. Der Tod von Heydrich wurde massenhaft gesühnt und der kleine Ort Lidice dem Erdboden gleich gemacht. Die Männer erschossen, Frauen in Vernichtungslager gebracht und Kinder an „arische Eltern“ verschenkt.

„Der Tod des Henkers“ ist kein üblicher Kriminalroman. Er zeigt auf, wie Gestapo und SS in den besetzten Ländern agierten und die dort lebenden Menschen grundlos töteten. Keine Frage, das Buch zeigt, wie Hitlers Anhänger ihre Umgebung in Angst und Schrecken versetzten. Fünf Sterne sind eigentlich nicht genug für diesen Tatsachenbericht. Eine Leseempfehlung ist dabei für mich selbst verständlich.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Aufschlussreiches Buch; nicht nur über die Freimaurer

Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt
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In seinem Buch über „Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt“ beleuchtet der Historiker John Dickie die vielen Facetten der Maurer. Woher kommt der Name? Wer waren die ersten Mitglieder und ...

In seinem Buch über „Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt“ beleuchtet der Historiker John Dickie die vielen Facetten der Maurer. Woher kommt der Name? Wer waren die ersten Mitglieder und was bewog sie dazu, diesen Bund zu gründen? Er nennt berühmte Mitglieder und weist darauf hin, welche Ansichten über die Freimaurer den Tatsachen entsprechen und welche zum Bereich der Mythen gehören. Bei einem Radiointerview sagte Dickie, dass die Mafia ein Freimaurerbund für Kriminelle sei. Das nutzten die Betroffenen und luden ihn zu einem intensiven Gespräch ein. Das wiederum war der Beginn einer gründlichen Recherche an deren Ende das Buch stand.

Da ich gerne historische Romane lese, begegnen mir dabei immer wieder die Geheimbünde. Also nicht nur Freimaurer sondern auch Illuminaten und Vereinigungen. Aus dem Grund wollte ich ein Buch lesen, welches subjektiv und sachlich den Werdegang und die Bedeutung der Freimaurer beschreibt. Und ich wurde mit „Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt“ nicht enttäuscht. Nicht alleine die vielen Fakten über die Maurer, deren Entstehungsgeschichte und deren berühmte Mitglieder gefielen mir. Der Autor berichtet ebenfalls viel über die Geschichte der USA und Europa. Welche Aktionen beeinflussten die Logen und wann waren sie sogar die treibende Kraft dafür?

Ich erfuhr, wie der Name entstand und welchem Eingangsritual sich die künftigen Mitglieder unterziehen mussten und müssen. Welche wichtigste Tugend eines Maurers gefordert wurde und dass mit ihnen der Beginn von Verschwörungstheorien geboren wurde. Was hatte Napoleon mit den Freimaurern zu schaffen und was geschah 1813 in Leipzig. Nein, mehr zähle ich nicht auf, dazu ist das Buch zu umfangreich. Aber ich erwähne noch, dass Herr Dickie viele Fakten aufzählte, die als Quelle des Buches dienten. Jeder, der sich für die Geschichte von Geheimbünden interessiert und dabei auch etwas über die Geschichte der Welt erfahren möchte, sollte das Buch lesen.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Köln und die Inquisition

Das Geheimnis der Reformatorin
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In Köln geht ein Mörder um und das veranlasst Jonata, ihrer Heimatstadt einen Besuch abzustatten. Der Tote ist ihr Vater, den sie vor vier Jahren überstürzt verlassen musste. Sie floh vor der Inquisition. ...

In Köln geht ein Mörder um und das veranlasst Jonata, ihrer Heimatstadt einen Besuch abzustatten. Der Tote ist ihr Vater, den sie vor vier Jahren überstürzt verlassen musste. Sie floh vor der Inquisition. Und daran hat sich nichts geändert, es ist also ein großes Wagnis für sie, wenn sie nach Köln zurückkehrt. Zum Glück hat sie gute und verschwiegene Freunde, die ihr bei der Suche nach dem Täter helfen. Dazu gehört auch Figen, eine junge Magd, die ebenfalls für die Übersetzung der Bibel und somit eine Reformation ist.

Das Köln schon 1522 Erzkatholisch war, sieht man heute noch am gigantischen Dom. Und eigentlich ist auch klar, dass dort die Inquisition blühte. Wie gefährlich es war, den Katholiken zu widersprechen, das erlebte Jonata am eigenen Leib. Alleine dieser Machtmissbrauch, der damit einherging ist heute in Köln glücklicherweise nicht mehr vorstellbar. Damals war es leider so und die Betroffenen wurden grausam gefoltert. Etliche stellten die Häscher auf öffentlichen Plätzen aus und das neugierige Volk durfte es unter anderem mit Pferdeäpfeln bewerfen. Auch Steine flogen und das ist wohl noch das harmloseste Bestrafen durch die Zuschauer.

Die Autorin beschrieb sehr eindrucksvoll, wie es damals zuging. Der Spannungsbogen war permanent gespannt und ich las das Buch allzu gerne. Auch die Wendungen sind treffend, sodass der Leser bis zum Schluss tatsächlich nicht weiß, wer der oder die Täter sein könnten. Es ist der zweite Band über die Reformatorin Jonata, aber für mich war es der erste. Und das tat dem Lesefluss keinen Abbruch. Ich war schnell gefangen von der Geschichte und das ohne Vorkenntnis. Fünf Sterne gebe ich gerne und eine Leseempfehlung ebenfalls.

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