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Veröffentlicht am 27.10.2020

Rumänien im Strudel der "Mächtigen"

Trümmerland
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Zunächst folgte Rumänien noch dem „Führer“, es war im Jahr 1941 nationalsozialistisch. Soldaten wurden zum Ostfeldzug eingezogen und kämpften gegen Russland. Nelu, ein junger Rumäne mit dem Wunsch erfolgreich ...

Zunächst folgte Rumänien noch dem „Führer“, es war im Jahr 1941 nationalsozialistisch. Soldaten wurden zum Ostfeldzug eingezogen und kämpften gegen Russland. Nelu, ein junger Rumäne mit dem Wunsch erfolgreich zu sein, freut sich auf den Einsatz im Krieg. Voller Enthusiasmus reist er mit seinen Kameraden an die Front. Er lässt seine junge Verlobte Andrada zurück und beide versichern sich, dass sie nach dem Krieg auf jeden Fall heiraten werden. Die Träume zerplatzen wie Seifenblasen und auch der Fronteinsatz entspricht so gar nicht den Vorstellungen Nelus. Er sieht grausame Dinge und muss selbst Misshandlung und Schmerz hinnehmen. Im Sommer 1944 wechselt Rumänien die Fronten und stellt sich an die Seite Russlands. Freunde werden zu Feinden und umgekehrt. In der Heimat geht das Leben weiter und Andrada muss ihren Weg ohne Nelu gehen.

Erst nachdem ich Bücher über Rumänien las, lernte ich ein wenig die Menschen und deren Eigenheiten kennen. Silvia Hildebrandt wurde in Rumänien geboren und kann aus einem reichen Erfahrungsschatz ihrer Eltern und Großeltern schöpfen. Das macht ihre Bücher so wertvoll. Hier schreibt sie eindrücklich die Zerrissenheit der Menschen. Dazu gehört auch der Kampf zwischen Ungarn und Rumänen in privaten Bereichen. Viele haben Angst vor Verrat und kaum jemand traut sich, seine ehrliche Meinung zu vertreten. Juden werden verfolgt und wer sich schützend vor sie stellt, muss mit harten Sanktionen rechnen. Hunger und Traumen beeinflussen das Leben und nach dem Krieg muss der Wideraufbau vorangetrieben werden. „Trümmerland“ ist ein Buch, welches viele Fakten enthält und mir das Land Rumänien ein wenig näher brachte.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die spannende Geschichte des jungen Lakota geht weiter

Indian Cowboy
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Ryan muss immer wieder um sein Leben fürchten. Er will endlich Ruhe und möchte zurück zu seiner Familie. Aber sein Widersacher seit Jahren, Red Eagle, kann ihm nicht verzeihen und legt ihm Steine in den ...

Ryan muss immer wieder um sein Leben fürchten. Er will endlich Ruhe und möchte zurück zu seiner Familie. Aber sein Widersacher seit Jahren, Red Eagle, kann ihm nicht verzeihen und legt ihm Steine in den Weg. Jedoch ist ihm Hilfe gewiss, mit der er absolut nicht rechnete. Im Kreis der Familie kann er die erlebten Qualen in der „anderen Welt“ vergessen. Ja, und eine neue Liebe wartet ebenfalls auf ihn. Oder nicht?

Auch der vierte Band des „Indian Cowboy“ ist spannend und abwechslungsreich erzählt. Mir gefielen die Geschichten der alten Lakota gut. Ich konnte mal wieder erfahren, wie das Leben in der Vergangenheit war und wie es sich heute gestaltet. Wie schwer die Menschen es in den Reservaten noch haben und dass sie bis heute nicht so recht anerkannt sind, das stimmt mich sehr nachdenklich. Brita Rose – Billert kennt die Probleme und versteht es ausgezeichnet, diese in ihre spannenden Bücher einzubringen. Das Cover ist aussagekräftig, muss Ryan doch immer wieder den Mut eines Bären beweisen. Ich freue mich auf die folgenden Bände der Geschichte um Ryan und bin gespannt, ob seine Träume sich erfüllen.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Unsere Schuld wird nie vergehen

Unter dem Nordlicht
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"Unter dem Nordlicht" zeigt in eindrücklicher Weise, wie wenig die oft üblichen Vorstellungen vom Leben der Indianer mit der Realität zu tun haben. Der Schweizer Autor Manuel Menrath ist Historiker und ...

"Unter dem Nordlicht" zeigt in eindrücklicher Weise, wie wenig die oft üblichen Vorstellungen vom Leben der Indianer mit der Realität zu tun haben. Der Schweizer Autor Manuel Menrath ist Historiker und er reiste in Gebiete, die weit weg von den Ballungsräumen der Großstädte liegen. Hier leben Cree und Ojibwe in Reservaten, die ihnen von den „Weißen Herrenmenschen“ zugewiesen wurden. Herr Menrath schaffte Vertrauen zu den Menschen und sie berichteten ihm von ihrer Geschichte. Er durfte an Jagden und rituellen Festen teilnehmen und über 100 Indianer interviewen. Aus dieser gewiss auch strapaziösen Recherche konnte er dieses wertvolle Buch schreiben.

Niemals zuvor las ich ein Werk, welches mich so sehr beeindruckte. Ich wusste nicht, was die Ureinwohner Kanadas erdulden mussten und dass es selbst im Jahr 2016 noch über 100 Selbstmordversuche unter Kindern der Reservate gab. Auch als Herr Menrath in ein Cree-Dorf namens Attawapiskat reiste, brachte sich kurz vorher ein blutjunges Mädchen (12 Jahre alt) um. Warum machen die Kinder das? Ein Grund kann sein, dass ihre Eltern und Großeltern in den Residential Schools „unterrichtet“ wurden. Dort erlebten sie unvorstellbare Misshandlungen und wurden bis heute nicht, damit fertig. Vielleicht sehen die jungen Menschen die Hoffnungslosigkeit der Eltern und haben Angst, dass sie die Zukunft nicht meistern können?

Bis heute leiden alle Indigenen unter Behördenwillkür und Rassismus. Sie erhalten kaum Aufmerksamkeit von der Bevölkerung und die Touristen wollen nur das sehen, was sie unter dem Leben mit Indianern verstehen. Schlimm für mich war das, was die Menschen dem Europäer Menrath berichteten. Sie sollten ihrem Glauben abschwören, wurden als „Heiden“ betrachtet und oft auch versklavt. Durften nur noch das jagen, was ihnen die „Weißen“ erlaubten, ganze Siedlungen geflutet und Raubbau an ihrer Natur betrieben. Die Ureinwohner mussten mit auf den Feldern arbeiten und wertvolle Rohstoffe bergen. Den Nutzen hatten sie davon keineswegs.

Im Jahr 1493 erließ Papst Alexander VI eine Bulle, in der er den Herrschaftsanspruch christlicher Nationen auf neu „entdeckten“ und „heidnischen“ Ländern. „Durch unsere apostolische Machtbefugnis, die der allmächtige Gott durch den hl. Petrus auf uns übertragen hat, schenken und gewähren wir dem spanischem Königshaus sowie deren Nachfolger auf alle Zeit sämtliche Inseln und Länder mit ihren Herrschaften, Städten und Dörfern, die gefunden wurden und noch entdeckt werden. Und zwar im Westen vom arktischen bis zum antarktischen Pol.“ (Pos. 1184) Es waren auch Priester und Nonnen, unter denen in den Schulen der Indianer die Kinder am meisten litten.

Herr Menrath wollte ein Buch schreiben, das nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse aufzeigt. Auch seine persönlichen Empfindungen sollten zum Ausdruck kommen und das ist ihm hervorragend gelungen. Die originalen Fotos aus alter und neuer Zeit brachten mir die Betroffenen noch einmal näher.

Nein, mehr schreibe ich nicht. Es wäre noch so viel zu berichten, was mich bewegt. Bitte, lest dieses Buch und erfahrt, welchen Völkermord (Millionen wurden vertrieben oder starben an eingeschleppten Krankheiten) die Europäer nicht nur in Kanada vollzogen. Das Leben mit und von der Natur, welches ein Merkmal der Indianer ist, kann meiner Meinung nach auch heute noch praktiziert werden. Ja, auch in Europa.

Nach dem Nachwort und dem Dank folgen Glossar, Literatur- und Quellenverzeichnis sowie die Namen aller, die er interviewte. Der Hinweis auf Webseiten zum Thema, Zeitungsartikel und News sowie Filme fehlen ebenfalls nicht. Es gibt 822 Fußnoten, die am Schluss noch einmal ausführlich erläutert werden.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Ich heiße "Niemand"

Annette, ein Heldinnenepos
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Zitat aus dem Buch: „Nichts ist es wert auf dieser Welt, mit Menschenblut erkauft zu werden“. (Stammt von Rousseau)

Wer „als Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt wird, der hat Großes vollbracht. ...

Zitat aus dem Buch: „Nichts ist es wert auf dieser Welt, mit Menschenblut erkauft zu werden“. (Stammt von Rousseau)

Wer „als Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt wird, der hat Großes vollbracht. Annette, die Hauptperson im Buch der Gewinnerin des dbp20, zählt dazu. Und nicht nur beim Verstecken jüdischer Mitbürger zeigte sie Mut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte sie erneut für eine Minderheit und schloss sich einer Gruppe an, die für die Unabhängigkeit Algeriens eintrat. Sie wurde denunziert und kam ins Gefängnis. 10 Jahre Haft sollten es werden. Sie flüchtete nach Algerien.

In Frankreich geboren, wird sie heute als Heldin verehrt und Anne Beaumanoir ist häufig Thema beim Unterricht in französischen Schulen. Schon als Jugendliche wurde sie denunziert, ihre Freunde getötet und häufig stand sie alleine da. Sie lebte in den Armenvierteln Algeriens und erkannte schon sehr früh, dass sich dort etwas „Böses“ zusammenbraut. Das lag daran, dass auf „Egalité“ kaum wert gelegt wurde und viele Franzosen sich als „Herrenmenschen“ gegenüber den Bewohnern ihrer Kolonie fühlten. Wer macht das auf Dauer mit? Sie war es auch, die darauf aufmerksam machte, dass Charles de Gaulle einen Atombombenversuch in der Wüste machte. Dabei starben so viele Menschen und kaum jemand nahm Notiz davon. Jaja, ich höre auf, sonst spoiler ich noch.

Die Sprache der Autorin Anne Weber ist unüblich. Sie ist von großer Kraft und äußerst abwechslungsreich. Wiederholungen gibt es kaum. Die Ereignisse wurden in logischer Reihenfolge geschrieben und ich konnte ihnen sehr gut folgen. Ob ich persönlich die „Annette“ als Heldin sehe, wenn ich ihr Verhalten gegenüber ihrer Familie betrachte, das steht auf einem anderen Blatt. Das Buch gefiel mir sehr gut, auch wegen die vielen Bilder, die in meinem Kopf entstanden. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung für Freund gehobener Literatur. Und nein, nicht weil sie den ersten Preis beim dbp20 bekam. Hervorzuheben ist auch die sehr umfangreiche Recherche zu dem Buch. Die Autorin hielt sich nicht mit Mutmaßungen auf. Sie schuf Fakten.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Ein Mann wie ein Erdbeben

Alexandre Dumas
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„Alexandre Dumas gehörte zu den Autoren, die Lust aufs Lesen machen. Und das durch alle Gesellschaftsschichten.“ (Zitat aus dem Buch Alexandre Dumas – Der vierte Musketier von Ralf Junkerjürgen)

Sein ...

„Alexandre Dumas gehörte zu den Autoren, die Lust aufs Lesen machen. Und das durch alle Gesellschaftsschichten.“ (Zitat aus dem Buch Alexandre Dumas – Der vierte Musketier von Ralf Junkerjürgen)

Sein Vater, Alexandre, war Sohn einer Sklavin und einer Adligen. Der Sohn verehrte ihn und das kommt auch in seinen Memoiren zum Ausdruck. Dabei steht fest, dass er ihn teilweise glorifizierte. Mit seinem Buch erinnert Ralf Junkerjürgen an den Todestag des Autors, der sich im Dezember 2020 zum 150. mal jährt. Er beschreibt ihn als äußerst fleißig. Mehrere hundert Bände sind es, die Dumas schrieb und dazu gehören nicht nur „Der Graf von Monte Christo“ oder „Die drei Musketiere.“ Dabei war er nicht nur als Autor so aktiv. Er galt als Erotomane und viele Frauen lagen ihm zu Füßen. Er unterstütze Freiheitskämpfer und wollte selbst ebenfalls politisch tätig sein. Ja, diese Biographie liest sich als sei es ein Abenteuerroman.

Ich lese gerne Biographien über berühmte Menschen. Die Bücher von Dumas las und lese ich mit Begeisterung und das immer mal wieder. Auch die Filme gefallen mir noch immer. Was hinter diesem Ausnahmetalent steckte und wie er sich privat verhielt, das erfuhr ich durch das Buch von Herrn Junkerjürgen. Auch weiß ich jetzt, was den Autor bewog, das Buch mit dem Grafen von Monte Christo zu schreiben. Er schrieb nicht nur so als hätte er alles selbst erlebt. Vieles davon widerfuhr ihm tatsächlich. Selbst vor Duellen schreckte er nicht zurück. Und die vielen Affären, mit zum Teil verheirateten Frauen, brachten ihm nicht nur Vergnügen ein.

Schon damals musste Dumas Rassismus und öffentliche Beleidigungen hinnehmen. Der Erfolg brachte ihm leider auch viele Neider. Am 05. Dezember 1870 starb er in der Nähe von Dieppe und im Kreise seiner Familie. Zu seinem umfangreichen Nachlass gehört auch ein Kochbuch aus dem Herr Junkerjürgen ein Rezept anführt. Er bedauert, dass Werke und Leben Dumas in Deutschland kaum gewürdigt werden. Den Abschluss der Biographie bilden eine Zeittafel sowie ein Personen- und Werkregister. Viele Abbildungen beleben das Geschriebene und auch dazu gibt es ein Nachweis. Fünf Sterne sind hier hochverdient und die Leseempfehlung für mich selbstverständlich. Zumal der Autor auch die falschen Informationen über Dumas klarstellt.

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