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Veröffentlicht am 04.06.2021

Camperglück

Sieben Quadratmeter Glück
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Immer höher, schneller, weiter... geht das auch anders? Vom Minimalismus sprechen viele, Journalistin Marion Hahnfeldt wollte es mal selbst ausprobieren. Das einfache, reduzierte Leben. Und kaufte sich ...

Immer höher, schneller, weiter... geht das auch anders? Vom Minimalismus sprechen viele, Journalistin Marion Hahnfeldt wollte es mal selbst ausprobieren. Das einfache, reduzierte Leben. Und kaufte sich das "Chateau". Was als kurzes Experiment gedacht war, wurde zu einer eindrücklichen Reise in die Welt der Campingplätze mit seinen durchschnittlichen und auch skurrilen Bewohnern, mit Matschwegen im Dauerregen, stinkenden Gemeinschaftstoiletten, gröhlenden Jugendlichen 15cm vom eigenen Schlafplatz entfernt.


Aber auch mit zwischernden Vögeln am frühen Morgen, wunderschöne dunstigen Nebel-Sonnenaufgänge am See, wunderbar verlässliche Nachbarn und einem Becher Kaffee an einem freien Tag. Aber auch, wenn die Heizung nicht mehr zickt und eine wohltemperierte, mit Kerzenlicht erhellte 7qm Kuschelhöhle verspricht, dann teilt man dieses Glück mit der Autorin.


Und schlußendlich die Erkenntnis, wie wenig man braucht und wieviel man aus eigener Kraft schaffen kann, wenn man sich auf (das) Abenteuer (Leben) einläßt.


Ein tolles Buch, das eine Sehnsucht weckt- nicht unbedingt nach Camping- aber nach Innehalten, Neuanfang, Abenteuer, Überdenken alter Strukturen. Und damit vielleicht doch etwas für jeden von uns.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

fordernde Fortsetzung

Der Zirkus von Girifalco
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Das Cover verführt allein zum Verweilen... ein Hauch von Nostalgie, Leichtigkeit und südliches, italienisches Flair.

Nach "Der Postbote von Girifalco" nun die Fortsetzung mit "Der Zirkus von Girifalco" ...

Das Cover verführt allein zum Verweilen... ein Hauch von Nostalgie, Leichtigkeit und südliches, italienisches Flair.

Nach "Der Postbote von Girifalco" nun die Fortsetzung mit "Der Zirkus von Girifalco" des von dort stammenden Autors Domenico Dara.

So treffen auch hier die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander in ihrer kleinen, eigenen Welt des Dorfes.
Hier kennt jeder jeden- zwischen dem Friedhof im Norden und der Nervenheilanstalt im Süden- auch, wenn einiges noch geheim und im Verborgenen geblieben ist.

Da wären Lulù, der „Verrückte“, der seine Mutter schmerzlich vermisst und sie in fast jeder Frau erkennt, die ihm begegnet. Archidemu, der sich selbst kasteit, seit sein kleiner Bruder unter seiner Obhut verschwand, Cuncettina- ungewollt kinderlos und sehr unglücklich mit ihrem Leben. Der Junge Angeliaddu, der sehnlichst seinen Vater kennenlernen möchte, dessen Mutter Taliana ihren unehelichen Sohn aber um jeden Preis beschützen will und dafür viel Leid inkauf nimmt.
Don Venanziu, offiziell homosexuell und der einzige Dorfschneider, beglückt fast alle Dorfbewohnerinnen- verspürt aber das Nachlassen seiner Potenz- und damit seiner Macht über die Frauen, sein Leben.... Was bleibt ihm dann?

Als unerwartet ein Zirkus im Dorf auftaucht, noch dazu zum alljährlichen Dorffest des Heilgen San Rocco, werden die Bewohner aus ihrem Alltag gerissen.
Aber auch für einige der Zirkusleute bedeuten die Begegnungen im Ort Veränderung.


Dieser Roman ist anders- tiefer und doch ganz leicht und zart, Dara nutzt poetische als auch derbe Sprache, um die Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) seiner Charaktere hervorzuheben.

Dazu gibt es eine Vielzahl an parallelen Erzählsträngen, die erst nach und nach, das große Ganze ergeben.


Wenn man sich auf diesen ungewöhnlichen Schreibstil einläßt, wird man am Ende mit einer zauberhaften, dem Zirkus würdigen, magischen, Geschichte belohnt.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Sera und Elias

Zwischen dir und der Dunkelheit
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Hautfigur Sera betreibt zusammen mit zweien ihrer Freunde und WG-Mitbewohnen einen YouTube-Kanal, der sich mit geheimnisvollen Orten in Bayern beschäftigt. Als sie die Erlaubnis, nachts in der Münchner ...

Hautfigur Sera betreibt zusammen mit zweien ihrer Freunde und WG-Mitbewohnen einen YouTube-Kanal, der sich mit geheimnisvollen Orten in Bayern beschäftigt. Als sie die Erlaubnis, nachts in der Münchner Frauenkirche zu drehen, bekommen, um den berühmten, sagenumwobenen "Teufelstritt" vorzustellen, passiert etwas Unvorhersehbares. Als Sera sich dem angeblichen Teufelsfußabdruck im Marmorboden nähert, beginnt dieser zu leuchten und sie sieht eine Gestalt im Dunst der Dunkelheit. Aber nur sie?


Sera, die schon immer eine übersinnliche Begabung besessen hat, wird im Anschluß von furchtbaren Alpträumen heimgesucht. 

Wer ist dieser Elias, den sie im Traum immer wieder sieht? Sie will Antworten. Und so geht sie auf das Angebot von der mysteriösen, bis dahin unbekannten, Lilly ein, die ihr diese verspricht.

Und trifft auf Elias. Doch kann sie ihm trauen?


Zwischen Gegenwart und Vergangenheit, dem Hier und dem Dazwischen gibt es einige spannende Verwirrungen.

Sera, anfangs eher unsicher und naiv, reift im Laufe der Geschichte und zeigt ihr Potential. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte ;)


Die Charaktere und Orte werden gut beschrieben, der Schreibstil ist angenehm lesbar (wenngleich man merkt, daß die Autorin noch recht jung ist). Der zweite Teil des Buches war von der Handlung her etwas holperig, mir persönlich waren auch zuviele religiöse Details verwoben. 


Insgesamt jedoch ein schaurig-schöner Jugendroman.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

neue Impulse

Kreativität
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Autorin Melanie Raabe, bislang für ihre Thriller bekannt, zeigt hier in ihrem ersten Sachbuch, daß wir unsere Kreativität oft unbewußt schon nutzen. Auch ist ihr Ausdruck so verschieden wie die Menschen ...

Autorin Melanie Raabe, bislang für ihre Thriller bekannt, zeigt hier in ihrem ersten Sachbuch, daß wir unsere Kreativität oft unbewußt schon nutzen. Auch ist ihr Ausdruck so verschieden wie die Menschen selbst. 

Dabei spricht sie nicht nur über eigene Erfahrungen, sondern auch über Erlebnisse/ Lösungen von Freunden und Bekannten. Es gibt Bezüge zur aktuellen Corona-Pandemie und wie gerade die Kreativität bei der Bewältigung dieser helfen kann.

Unter anderem beschreibt sie z.B. Empfehlungen wie die "12 random acts of kindness" oder Listen, 11 Dinge aus verschiedenen Bereichen zu notieren.

Mich störte allerdings, daß sehr viel (D-)Englisch benutzt wurde, ebenso wie der Leser ungefragt geduzt wird. Mit 40 gehöre ich vll. nicht mehr ganz zur Zielgruppe, könnte mir aber vorstellen, daß diese Punkte und die Vorausannahme, man nutze Social Media, gerade bei etwas Älteren zur Ablehnung führt.

Was sehr schade wäre! 

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema gefiel mir die Gestaltung sehr. Aufgelockert wurden die Texte durch Zitate und kleine, zum Teil farbige Zeichnungen, die sehr passend waren.

Der Sprachstil ist angenehm, leicht verständlich und vermittelt den Eindruck, im Gespräch mit einer Freundin zu sein. Zahlreiche Tipps zu Quellen im Internet und auch Buchempfehlungen zum Thema eröffnen Optionen die Thematik weiter zu vertiefen- sofern gewünscht.
Ich nehme jedenfalls mit, daß ich bereits viel kreativer bin als bislang gedacht und nehme mir vor, einige kreative Überraschungen für mein Umfeld vorzubereiten. Gerade in der Adventszeit sicherlich etwas einfacher umsetzbar und noch schöner für alle Beteiligten.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Sprachlos...

Ada
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.. scheint Ava bereits die erste Hälfte ihres Lebens verbracht zu haben. Nun möchte sie dies' mithilfe eines Psychotherapeuten aufarbeiten. Diesen Einstieg bekommen wir in die Ich-Erzählung eines Lebens, ...

.. scheint Ava bereits die erste Hälfte ihres Lebens verbracht zu haben. Nun möchte sie dies' mithilfe eines Psychotherapeuten aufarbeiten. Diesen Einstieg bekommen wir in die Ich-Erzählung eines Lebens, dem von Ada.

Das Cover ist ansprechend, das Gesicht einer jungen Frau- geheimnisvoll und nicht ganz scharf- eine ältere Photographie? definitiv jedoch mit hohem Wiedererkennungswert.

Schauspieler Christian Berkel ist (auch) ein grandioser Autor, das hat er bereits mit seinem Debüt "Der Apfelbaum" bewiesen, der von Kritikern und Lesern begeistert gefeiert wurde. "Ada" baut darauf auf, ist aber eine in sich geschlossene Geschichte und kann auch ohne die Vorkenntnisse gut verstanden werden.

Ada, 1945 geboren, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Sala in Argentinien, bis sie knapp 10jährig gemeinsam nach Berlin zurückkehren. Dort lernt sie ihren Vater Otto kennen, auch er ein Schweiger. Das glückliche Familienleben stellt sich nicht ein, Mutter Sala manisch-depressiv, Otto ein dauerarbeitender Arzt und mittendrin Ada, allein. Auch draußen, in diesem fremden Land fühlt Ada sich unwohl, unwillkommen.

Und das ist ihre Sehnsucht- ankommen, sich zuhause fühlen. Entwurzelt wie Ada ist, gelingt das nicht. Um sie herum leben die Erwachsenen so, als hätte es den Krieg nicht gegeben. Er wird einfach nicht erwähnt.

Christian Berkel hat eine Art, diese Geschichte so zu erzählen, daß man glaubt, tatsächlich einer Frau zuzuhören. Anfangs kindlich naiv, später aufsässig, dann gereifter, ja schon melancholisch bringt er uns Ada sehr nah. Ihre Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität, nach Nähe, Zusammengehörigkeit- all das beschreibt er intensiv und das auf eine so leicht-verständliche Weise, daß man gar nicht aufhören möchte, ihm zu folgen.

Mir hat "Ada" vom beeindruckenden Schreibstil sehr gefallen, die Handlung wies' einige wenige Schwächen auf, dennoch mit 4* durchaus empfehlenswert.

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