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Veröffentlicht am 21.12.2020

Erste Hälfte: 5 Sterne; Zweite Hälfte: maximal 3 Sterne. Insgesamt schöne, phantasievolle Geschichte, die mich gut unterhalten hat.

Die unendliche Geschichte
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Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Geschichte bisher nur vom Namen her kannte. Ich habe weder den Film gesehen noch das Buch gelesen. Aber nachdem mich Momo von dem Autor so begeistern ...

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Geschichte bisher nur vom Namen her kannte. Ich habe weder den Film gesehen noch das Buch gelesen. Aber nachdem mich Momo von dem Autor so begeistern konnte, habe ich mir direkt diese Buch vorgenommen. Die Ausgabe hier ist wunderschön illustriert und Michael Endes träumerische Schreibstil konnte mich auch dieses Mal wieder in seinen Bann ziehen. Trotzdem lässt mich die Geschichte zwiegespalten zurück. Den ersten Teil der Geschichte fand ich phantastisch, dem zweiten konnte ich kaum folgen. Aber erstmal von vorne…:

Der kleine, dickliche Junge Bastian Balthasar Bux flüchtet sich vor seinen Verfolgern aus der Schule und dem Regen in einen Buchladen. Dort wird er von einem Buch magisch angezogen. „Die Unendliche Geschichte“ steht auf dem Cover und es scheint nach ihm zu rufen. Kurzerhand beschließt Bastian das Buch zu stehlen und flieht damit in eine Abstellkammer seiner Schule, wo er sich in Sicherheit wiegt. Eins ist für Bastian klar: er ist nun ein flüchtiger Dieb und muss sich wahrscheinlich bis zu seinem Lebensende verstecken. Aber erstmal ist er in Sicherheit und er beginnt zu lesen. Die Geschichte wirkt einen unwiderstehlichen Sog auf ihn aus und beinah hat er das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein. Da liegt er gar nicht mal so falsch. Je weiter die Geschichte fortschreitet desto mehr wird er hineingezogen, bis er sich tatsächlich mitten in der Unendlichen Geschichte befindet.

In der ersten Hälfte lesen wir zusammen mit Bastian das Buch. Die Welt dort scheint nach und nach zu verschwinden. Die kindliche Kaiserin ist erkrankt und nur Atreiyu ist in der Lage, herauszufinden, was ihr fehlt und wie sie gerettet werden kann. Wir begleiten Atreiyu auf seinen Abenteuern, wie er gegen einen unsichtbaren Feind und gegen die Zeit ankämpft und sich allerlei Gefahren stellt. Die zweite Hälfte des Buches gehört Bastian, der die kindliche Kaiserin retten muss und danach noch eine lange Zeit in Phantásien verweilt, sich dort verläuft und beinah selbst verliert und am Ende darum kämpfen muss überhaupt wieder in seine eigentliche Welt zurückkehren zu können.

Die erste Hälfte des Buches fand ich großartig. Ich habe mich beim Lesen richtig wohlgefühlt. Die Welt ist kreativ, ideenreich und voller liebevoller Details und Figuren, die alle eine eigene Geschichte zu erzählen haben, die aber stets ein andermal erzählt werden soll :D Der Held Atreiyu ist mutig und sympathisch. Seinen Begleiter Fuchur, den Glücksdrachen, habe ich auch sofort ins Herz geschlossen. Viele Dinge, die sie auf ihrem Weg erleben, haben mich sehr gut unterhalten und nachdenklich gestimmt. Auch der zweite Teil war jetzt nicht ausschließlich langweilig und hat mich durchaus auch zum Nachdenken angeregt. Ich hätte ihn nur einfach nicht gebraucht. Es gibt kein wirkliches Ziel oder einen Grund für Bastians verlängerten Aufenthalt in Phantásien. Aber Micheal Ende erzählt einfach weiter. Einen zusammenhangslosen Brei, der kein Ende und keinen Anfang hat. Gut, der Titel ist ja auch schließlich „Die Unendliche Geschichte“, ich hätte mir aber trotzdem gewünscht, dass sie endet… so nach der Hälfte… Die zweite Hälfte hat mich trotzdem gut unterhalten, aber der Sinn dieses Teils hat sich mir einfach entzogen.

Das Gefühl der überflüssigen zweiten Hälfte wurde bei mir grade durch den überwältigend guten ersten Teil der Geschichte verstärkt. Das World-Building ist so toll und die Verbindung, aber auch die Trennung der beiden Welten, die spannende Koexistenz, fand ich sehr gelungen. Und dann plötzlich spielt Atreiyu, unser Held vom Anfang, nur noch eine untergeordnete Rolle und unser lieber sympathischer, wenn auch trotteliger Bastian, den man einfach nur liebhaben muss, wird ein ganz und gar unsympathischer Charakter. Da habe ich angefangen, die Geschichte nicht mehr zu mögen… Ich verlor die Connection zu den Figuren, habe die Geschichte nur noch desinteressiert verfolgt und der Ausgang war mir relativ gleichgültig.

Geschrieben ist auch dieses Buch wieder mit so viel Humor und Liebe zum Detail, mit ganz viel Wärme in jeder Zeile. Nicht selten hat mir der Autor beim Lesen ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Ich finde Michael Ende hat eine ganz besondere Art zu schreiben. Ich fühlte mich abgeholt und mitgenommen und konnte ganz und gar eintauchen.

Nach der ersten Hälfte hätte Schluss sein müssen, dann wäre das für mich ein klares 5-Sterne-Buch geworden. Der Schreibstil, die Ideen, die erste Hälfte und die tollen Botschaften, die in der Geschichte enthalten sind, machen das Buch trotzdem liebens- und lesenswert.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Brutal, spannend, manchmal etwas übertrieben und konstruiert, aber insgesamt fesselnd und aufregend. Aber sicher nicht für jede*n geeignet.

Der Heimweg
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Jules übernimmt ausnahmsweise eine Schicht am Begleittelefon für einen guten Freund. Er soll Menschen (überwiegend Frauen), die auf ihrem Heimweg Angst kriegen, am Telefon begleiten, damit sie sich nicht ...

Jules übernimmt ausnahmsweise eine Schicht am Begleittelefon für einen guten Freund. Er soll Menschen (überwiegend Frauen), die auf ihrem Heimweg Angst kriegen, am Telefon begleiten, damit sie sich nicht alleine fühlen. An der Leitung ist Klara, die glaubt von einem Mann verfolgt zu werden, der sie töten will. Sie ist sich sicher, denn vor einigen Wochen hat dieser ihr ihr Todesdatum genannt, welches in wenigen Stunden beginnt.

Das hat der Autor geschickt gemacht. Auf den ersten Seiten wusste ich absolut nicht, was los ist, worum es geht, aber er hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ich wollte immer weiterlesen, konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat :D

Die Schilderungen sind brutal und sicher nicht für jeden aushaltbar. Die Gewalt und Demütigung, mit der man hier konfrontiert wird, ist nicht leicht zu ertragen. Die Thematik der häuslichen Gewalt nimmt viel Raum ein, auf brutalste und unverblümteste Weise. Für mich nicht zu heftig, aber für andere vielleicht zu abgeklärt und bildhaft. Das sollte man sich vorher gut überlegen. Zumal ich mir auch nicht sicher bin, ob das für die Geschichte wirklich notwendig war, dass die Gewalt solche Ausmaße angenommen hat.

Klara wirkt abgeklärt, kann über die unaussprechlichen Dinge, die ihr widerfahren (sind), mit einiger emotionalen Distanz erzählen. Das macht die Schilderungen, glaube ich, auch so schwer auszuhalten… Es scheint, Klara hat mit ihrem Leben abgeschlossen und hat akzeptiert, dass Gewalt nunmal ein Teil ihres Lebens ist.

Da telefonieren zwei miteinander, die ungefähr am schlimmsten Punkt ihres Lebens stehen und erzählen einander ihre persönlichen Horrorgeschichten...

Man erfährt zwar viel über die Vergangenheit der Charaktere und über ihre Gefühlslagen, aber so wirklich lernen wir sie dann doch wieder nicht kennen. Die Geschichte legt den Fokus auf den Nervenkitzel und weniger auf die Figuren. So darf es bei einem Thriller aber ja auch sein.

Die Spannung ist auch in diesem Buch unbestreitbar hoch. Plot-Twists, kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel, Schockmomente und immer neue Hinweise in die eine oder andere Richtung. Ist Klara paranoid, psychotisch, leidet an Wahnvorstellungen oder ist die Gefahr real? Was ist mit Jules? Wird er ebenfalls verfolgt oder ist auch er dem Wahn verfallen? Wir wissen es nicht und erfahren es auch erst ganz am Ende, wenn der Plot-Twist uns vollkommen aus der Bahn wirft (wobei ich die Auflösung als eine meiner Theorien schon für eine Möglichkeit gehalten habe, nur nicht in diesem Ausmaß :D). Es ist verwirrend und verworren und lädt zum Mitfiebern ein. Allerdings nimmt das Verworrene Ausmaße an, die einfach in Logiklücken und Unwahrscheinlichkeiten münden, dass ich jetzt richtige Schwierigkeiten habe, das Buch zu bewerten. Der Schreibstil ist toll und der Spannungsbogen hoch, nur sind die Auflösung und einige Twists so an den Haaren herbeigezogen und nicht ganz stimmig, dass sie konstruiert wirken.

Weil ich aber doch sehr gefesselt war von der Geschichte und mich wirklich gut unterhalten gefühlt habe, gebe ich 3,5 Sterne – unter Vorbehalt: Das Buch ist definitiv nicht für jede*n geeignet.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Spannende Idee. Ich bin sehr neugierig auf die Fortsetzungen.

Das Juwel - Die Gabe
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Der Adel war kurz davor, auszusterben. Es kamen nur noch kranke oder Kinder mit Fehlbildungen zur Welt. Sie starben früh. Manche Frauen konnten überhaupt keine Kinder mehr bekommen. Menschen wie Violet, ...

Der Adel war kurz davor, auszusterben. Es kamen nur noch kranke oder Kinder mit Fehlbildungen zur Welt. Sie starben früh. Manche Frauen konnten überhaupt keine Kinder mehr bekommen. Menschen wie Violet, die Surrogate, haben Fähigkeiten, eine genetische Mutation, die dem Adel helfen kann, zu überleben. Sie werden in Anstalten ausgebildet und zu Gehorsam erzogen und dann unter den Adligen versteigert. Bei Violet ist es nun auch so weit, der große Tag der Auktion steht kurz bevor...

Wir begleiten die Geschichte aus der Perspektive von Violet und sind genauso unwissend, wie sie. Was genau mit ihr passieren wird, wo sie landen wird, ob es ihr dort gut gehen wird... Ihre Überforderung und Unsicherheit hat sich eins zu eins auf mich als Leserin übertragen.

Die erste Hälfte zeichnet sich durch eine starke Passivität der Protagonistin aus. Sie hat kaum einen Einfluss auf das, was mit ihr passiert und lässt sich so treiben, lässt alles auf sich wirken und schaut, dass sie einfach überlebt. Ich habe diesen Teil der Geschichte interessiert verfolgt. Diese Welt ist fremd und kompliziert, wenn man ihr nicht angehört und so mussten die Protagonistin und ich uns erstmal zurecht finden :D Es passiert trotzdem recht viel, aber irgendwann wurde es mir doch zu langweilig. Ich habe schon gewartet, dass ein bisschen Action in die Geschichte kommt. Der Fokus liegt stark auf den Machtverhältnissen, politischen Interessen und deren Um- und Durchsetzung innerhalb des Adels.

Es war wirklich schwer auszuhalten, wie der "Adel" mit den Mädchen umgeht, wie mit ihnen und über sie gesprochen wird. Sie werden objektifiziert und sind das Eigentum der Herzoginnen und Fürstinnen. Ich konnte die Demütigung spüren und habe mir so gewünscht, dass Violet sich aus dieser Situation irgendwie befreien kann... Kleine Gesten des Ungehorsams konnte sie sich erlauben.

Die meisten Figuren bleiben zunächst oberflächlich, nur von Violet erfährt man sehr viel. Ihr hat die Autorin viel Tiefe und Farbe verliehen.

Nach und nach wird klar, dass in den adeligen Kreisen merkwürdige Dinge vorgehen. Intrigen und Machtspiele sind dabei die offensichtlichsten, aber da ist noch mehr... Beunruhigendes...

Auf den letzten Seiten geht alles plötzlich ganz schnell, es passiert richtig viel, ein großes Durcheinander und endet mit einem bösen Cliffhanger.

Mir hat der erste Band gut gefallen, er hat nur sehr lange gebraucht, um in die Gänge zu kommen. Jetzt, wo ich weiß, worum es geht und was auf dem Spiel steht, bin ich richtig gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Interessante Story, viele Überraschungen, aber irgendwie konnte mich das Buch nicht packen

Sister of the Moon
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Die Dämonen konnten die Barriere durchbrechen und sind in die Welt der Hexen und Menschen eingedrungen. Sie wollen ihren Platz in der Welt und den holen sie sich mit Gewalt. Durch eine List landen die ...

Die Dämonen konnten die Barriere durchbrechen und sind in die Welt der Hexen und Menschen eingedrungen. Sie wollen ihren Platz in der Welt und den holen sie sich mit Gewalt. Durch eine List landen die drei Hexenschwestern in der Dämonenwelt. Sie werden dort gefangengehalten und gezwungen, dem Hochkönig drei der Artefakte zu bringen. Vianne muss dem Folge leisten, um ihre Schwestern zu beschützen und macht sich auf die gefährliche Suche nach den Artefakten...

Die Geschichte beginnt sehr actionreich, nämlich genau an der Stelle, wo das erste Buch endete. Wir landen direkt mitten in einem blutigen Kampf. Mit den Namen hatte ich kurz Probleme, weil ich doch viele wieder vergessen hatte... Im ersten Moment wusste ich nicht, wer jetzt gegen wen kämpft und wer verletzt ist und grade um sein Leben ringt. Es war ein großes Durcheinander. Der erste Teil war einfach doch schon wieder ein Stückchen her.

Die vielen magischen Wesen haben mir wieder sehr gut gefallen Magiefresser, Greife usw. Einfach sehr kreativ und schön beschrieben, dass das Kopfkino mitlaufen konnte.

Auch die Figuren haben mir gut gefallen. Von manchen war ich überrascht, von einigen auch enttäuscht und von wieder anderen hat mir die Entwicklung auch echt gefallen. Einige neue Charaktere fand ich auch sehr spannend, aber keine von ihnen hat nach meinem Empfinden die gewohnte Tiefe erlangt. Sie waren jetzt nicht flach, aber ich bin von der Autorin einfach anderes gewohnt. Dieses Mal hat die Autorin es einfach nicht geschafft, mich zu fesseln. Ich konnte nicht mitfühlen und miträtseln, habe die Geschichte teilweise nur desinteressiert verfolgt. Die Geschichte an sich ist es, glaube ich, die ich nicht so gelungen finde.

Es plätscherte eigentlich nur so dahin. Es gab zwei, drei kurze spannende Momente, die mich wirklich packen konnte und ich dachte, jetzt kann ich mich richtig in die Geschichte fallen lassen, aber dann wurde es wieder lahm und ich musste mich fast zwingen, weiterzulesen. Wie auch beim ersten Teil, waren die letzten Seiten wieder richtig aufregend und es passierte sehr viel.

Nichts war vorhersehbar und es gab schöne Momente und auch die Beziehungen entwickeln sich in eine angenehme Richtung (ohne Klischees), die ich so nicht erwartet hätte. Trotzdem bleibe ich nicht 100% zufrieden zurück...

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Plötzlich Prinzessin

Becoming Elektra
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Isabel ist ein Klon. Wie viele andere auch, einzig und allein dafür gezüchtet, um als Ersatzteillager für ihr Original (Elektra Hammilton) bereitzustehen. Sie lebt mit einigen anderen Klonen eingesperrt ...

Isabel ist ein Klon. Wie viele andere auch, einzig und allein dafür gezüchtet, um als Ersatzteillager für ihr Original (Elektra Hammilton) bereitzustehen. Sie lebt mit einigen anderen Klonen eingesperrt und ohne Rechte in einem Institut. Eines Tages steht Elektras Vater vor ihr und macht ihr ein Angebot. Elektra ist gestorben, doch das darf nicht bekannt werden, denn diese sollte eigentlich Phillip heiraten, um den politischen und gesellschaftlichen Einfluss der Familie zu stärken. Isabel soll einspringen, die Rolle von Elektra übernehmen und sich mit Phillip verloben. Als sie zögert, wird sie von der Familie Hammilton erpresst und sie muss einwilligen.
Alles geht sehr schnell, sie muss ihre Rolle überzeugend spielen. Doch als sie erfährt, dass Elektra ermordet wurde und der Mörder noch nicht gefasst wurde, muss Isabel jetzt auch noch um ihr Leben fürchten…

Die Idee, die hinter dem Buch steckt, hat mir richtig gut gefallen. Ethisch und moralisch voll daneben, aber genau deswegen auch so interessant. Die Klone werden mit sehr wenig Rechten und vielen Reglementierungen ausgestattet, sind keine vollwertigen Menschen. Sie wissen aber, wie es draußen aussieht und was sie niemals haben und sein können. Immer wenn ein „Ersatzteil“ angefordert wird, müssen sie hoffen, überhaupt wieder lebend zurückzukehren. Klone ohne Augen, mit nur einer Niere oder fehlenden Gliedmaßen sind im Institut keine Seltenheit, damit die „vollwertigen“ Menschen unbeschwert leben können.

Die Geschichte wird aus Isabels Perspektive erzählt und ich finde, sie ist dem Autor sehr gut gelungen. Sie ist stark, selbstbewusst und erkennt ihre Situation als falsch und will sich wehren. Sie ist zwar anpassungsfähig, sieht es aber auch nicht ein, jemanden spielen zu müssen, der sie nicht ist. Sie findet sich gut, so wie sie ist und will niemand anderes sein. Ich hatte tatsächlich keinen Moment lang das Gefühl, dass sie sich selbst verliert und zu Elektra wird. Ich mochte, dass sie sich nicht hat blenden lassen von dem Luxus und der Fassade der Hammiltons und dass sie immer sie selbst geblieben ist.

Isabel ist natürlich zunächst kein willkommener Gast in der Familie. Sie sieht exakt aus wie Elektra, eine Tochter, eine Schwester, die die Familie grade erst verloren hat. Das Leben wird ihr nicht gerade leicht gemacht.

Hektor, Elktras Bruder, mochte ich am liebsten. Wie die Beziehung zwischen den Geschwistern sich entwickelt hat mir gut gefallen. Die berührendsten Momente waren die zwischen Hektor und Isabel. Ich musste sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken.

Wie sich die Beziehung zwischen Isabel und Phillip entwickelt, fand ich ebenfalls sehr gelungen. Es war anders als erwartet und eben authentisch.

Aber auch alle anderen Figuren handelten schlüssig und authentisch.

Die Geschichte ist nie langweilig gewesen, aber es ist auch nicht soo viel passiert. Ich habe die ganze Zeit auf den großen Aha-Effekt gewartet, auf eine große Verschwörung, auf einen Gesamtzusammenhang, der alles auf eine Metaebene hebt. Es handelt sich aber einfach nur um Isabels Geschichte, ihr Leben bei den Hammiltons. Die Geschichte spielt in einem viel geringeren Radius als ich erwartet hatte. Trotzdem wollte ich wissen, was hinter Elektras Ermordung steckte und wie sich Isabel schlagen würde. Die vielen Intrigen und Geheimnisse waren schwer zu durchschauen und sorgten für eine gewisse Grundspannung.
Immer, wenn ich dachte „wow, was für eine schlimme Situation“, kam es noch viel schlimmer…

Ich hatte alle paar Seiten eine neue Idee, wen ich aus welchen Gründen verdächtig finden könnte. Ich habe ständig allen schlechte Motive unterstellt. Einfach alle hatten ein Motiv! So war ich am Ende auch nicht überrascht über die Auflösung. Waren ja alle verdächtig :D Das Ende war langweilig, aber schlüssig. Wie gesagt, ich hatte mir einfach mehr erwartet, größere Dimensionen.

Insgesamt hat mir das Buch viel Spaß gemacht. Es war neu, authentisch und ich konnte immer wieder miträtseln und wurde auch regelmäßig überrascht. Das Ende war jetzt nicht so mitreißend, aber schon zufriedenstellend. Kann man mal machen :D

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