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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein ungleiches Ermittlerduo mit Biss ... klasse!

Der Petticoat-Mörder (Lemke-von Stain-Serie 1)
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Was für ein interessanter Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den jungen Kriminalassistenten Fred Lemke und die etwas mysteriöse Ellen von Stain, deren Rolle bis zum Schluss nicht genau definiert ist. ...

Was für ein interessanter Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den jungen Kriminalassistenten Fred Lemke und die etwas mysteriöse Ellen von Stain, deren Rolle bis zum Schluss nicht genau definiert ist. Aber genau das macht sie wahrscheinlich so faszinierend. Im Gegensatz zu Fred, der so manchen Seitenhieb von seinen Vorgesetzten einstecken muss, scheint sie eine gewisse Narrenfreiheit zu genießen. Gemeinsam werden sie beauftragt einen Mordfall zu lösen, der – sehr gut kombiniert, Herr Lemke – einen Großklemptner betrifft. Kaltblütig erschossen finden sie ihn am Ufer des Fennsees vor. Schnell sind Verdächtigungen ausgesprochen, denn der Gute scheint sich zu Lebenszeiten durchaus nicht überall beliebt gemacht zu haben. Doch Lemke will sich mit dem Offensichtlichen nicht zufriedengeben und gräbt noch ein wenig tiefer in Gegenwart und Vergangenheit bis er zum Schluss eine schaurige Entdeckung macht …

Was für eine spannende Zeit, die sich der Autor Leonard Bell – ein Pseudonym und ich würde ja zu gerne wissen, wer dahintersteckt – vorgenommen hat. Der Zweite Weltkrieg hat schon vor über zehn Jahren ein Ende gefunden, doch die Spuren an Mensch und Umwelt sind durchaus noch sichtbar. Da sitzen sie nun wieder in ihren gepolsterten Bürostühlen, die alten Nazis, die doch seinerzeit so viel Angst und Schrecken verbreitet haben. Großzügig wurden damals Persilscheine ausgestellt, um die wichtigen Herren wieder in Lohn und Brot zu stecken. Der junge Lemke hat damit nichts am Hut und scheut sich nicht auch die dunkelsten Geheimnisse aufzudecken. Er verlässt sich auf sein Bauchgefühl und liegt damit meistens richtig. Richtig gut gefallen an dem Roman hat mir, dass man als Leser nicht nur die Hauptcharaktere ein wenig näher kennenlernen darf. Da bekommt selbst die Wirtin in der Metzgerei Riese eine Stimme und ein Gesicht. Man kann direkt zusehen, wie Lemke erwachsen wird, obwohl sich das Ganze in wenigen Tagen abspielt. Noch nicht recht schlau bin ich aus Frau von Stain geworden. Ich habe mich aber gefreut, dass die Zusammenarbeit zwischen den Beiden gegen Schluss immer besser funktionierte. Der Autor schreibt wohl schon am nächsten Teil und ich bin entzückt darüber. Ich bin auf jeden Fall wieder mit von der Partie ….

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Wenn Fanatismus blind macht ...

Wir sehen uns unter den Linden
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Der Klappentext von Büchern wird vom Verlag geschrieben, hier haben die Autorinnen und Autoren wohl wenig Einfluss darauf. So ist denn auch dieser ein wenig irreführend, suggeriert er dem Leser doch, dass ...

Der Klappentext von Büchern wird vom Verlag geschrieben, hier haben die Autorinnen und Autoren wohl wenig Einfluss darauf. So ist denn auch dieser ein wenig irreführend, suggeriert er dem Leser doch, dass der Roman von einem Leben in Ost und West nach dem Mauerbau handelt. Doch dieses Buch hört eigentlich genau dort auf!

„Wir sehen uns Unter den Linden“ fängt mit einem für die damals sechzehnjährige Susanne lebensverändernden Ereignis an, nämlich der Erschießung ihres Vaters vor ihren eigenen Augen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach diesem Einstieg wechselt der Roman in nicht chronologischer Reihenfolge zwischen Zukunft und Vergangenheit. Was anfänglich anhand der vielen Charaktere ein wenig schwierig erscheint, entwickelt sich schnell zu einem Leseerlebnis der besonderen Art. Endlich wurde auch mir einmal plausibel gemacht, was die Menschen damals dazu bewog, einen Arbeiter- und Bauernstaat ins Leben zu rufen, der von Kontrollen und Entbehrungen geprägt war. Die beiden Hauptcharaktere Sanne und Kelmi machen es dem Leser nicht leicht. Während der sympathische junge „Westler“ Kelmi sich unsterblich in Susanne verliebt hat, kämpft sie einen Kampf im Osten Berlins mit sich aus, der sich fasst nicht lösen lässt. In ihrer Verbohrtheit lässt sie das Leben an sich vorbeigleiten, klammert sich an Illusionen und riskiert dabei, alles zu verlieren ...

Charlotte Roth traut sich mit diesem Roman die Wahrheit ans Licht zu holen. Die Denunzierungen, Verfolgungen und Verleumdungen ziehen sich wie ein roter Faden – beginnend bereits in den zwanziger Jahren bis eben zu jenem besagten Mauerbau. Sie haben mir die Vergangenheit ein Stück nähergebracht und erklärt, wie wichtig es ist mutig zu sein und an etwas zu glauben, wie ebenso wichtig es jedoch auch ist einzusehen, wenn man sich verrannt hat.

Das Ende des Buches ist ausgesprochen gut gelungen und hat mich positiv überrascht. Für eine gewisse Langatmigkeit, die sich ab und zu mal breit macht, ziehe ich ein halbes Sternchen ab, gebe aber dennoch eine absolute Leseempfehlung. Charlotte Roth kann schreiben, das hat sie mit diesem Roman mal wieder hinreichend bewiesen!

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Veröffentlicht am 23.10.2020

"Abendglanz" ... der Titel hätte nicht besser gewählt werden können ...

Gut Greifenau - Abendglanz
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Eigentlich wollte ich mich vor dieser Historiensaga drücken. Noch eine neue Reihe anzufangen, kam für mich zeitlich nicht in Frage und ich war fest davon überzeugt, dass sie sicher nur ein Abklatsch ähnlicher ...

Eigentlich wollte ich mich vor dieser Historiensaga drücken. Noch eine neue Reihe anzufangen, kam für mich zeitlich nicht in Frage und ich war fest davon überzeugt, dass sie sicher nur ein Abklatsch ähnlicher Bücher ist, die derzeit den Markt ein wenig überfluten. Mensch, wurde ich eines Besseren belehrt! Selten liest man historische Romane, die so authentisch rüberkommen. Genau so oder ähnlich muss es gewesen sein damals in den Monaten vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der schon seine dunklen Schatten wirft. Doch während dieses Buch das mächtige Thema natürlich beschreibt, nimmt es doch keine allzu dominante Rolle ein. Hier stehen die Menschen im Vordergrund, die Adligen und die Bürgerlichen gleichermaßen. Wie im wahren Leben wird auch hier geliebt und gelacht, integriert und gemauschelt, gegessen, getrunken und gelebt. Es der englischen Kultserie „Downton Abbey“ nicht unähnlich, jedoch befinden wir uns in diesem Fall in Pommern, der einstigen Kornkammer der Deutschen.

Im Mittelpunkt stehen der älteste Sohn, Konstantin, und die jüngste Tochter Katharina, die beide ihr Herz unerlaubt und nicht standesgemäß vergeben. Doch auch der Rest der Familie und die Dienerschaft werden nicht in den Schatten gestellt. So, oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein damals, als die Welt für die Gutsherren noch in Ordnung war. Das Buch endet mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nun bin ich sehr gespannt, wie es im nächsten Teil – der Gott sei Dank schon in meinem Regal steht – weitergehen wird. Von mir eine klare Leseempfehlung für spannende Schmökerstunden mit verdienten 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Hömma ... dat kann doch nicht waaahr sein ...

Und dann kam Ute
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Man muss ihn schon mögen, den Essener Lockenkopf Atze Schröder mit dem Ruhrpott Humor. Aber echte Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten, in dem sie ihn mit „Und dann kam Ute“ und seinem großen ...

Man muss ihn schon mögen, den Essener Lockenkopf Atze Schröder mit dem Ruhrpott Humor. Aber echte Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten, in dem sie ihn mit „Und dann kam Ute“ und seinem großen Dilemma begleiten. Wie konnte das passieren? Der coole Atze, der am liebsten an jedem Arm ein flottes Bienchen hat, gerne durch die Kneipen zieht und sich vor allem NIEMALS von seinen Cowboy Stiefeln trennen würde. Er und sich verlieben, unmöglich! Doch dann merkt er, wie er sie vermisst, wenn sie nicht da ist, wie er eifersüchtig wird, wenn andere Männer auftauchen … aber nicht, dass ihr nun denkt, er sei gezähmt, der gute Atze, mitnichten! Freut euch auf ein wildes Abenteuer nach dem nächsten und lasst euch entführen in die Welt des Atze Schröder. Wundert euch aber nicht, wenn euch der Fahrer im Auto neben dran an der Ampel komisch anschaut, weil ihr mal wieder einen Lachkrampf bekommen habt. Atze im Autoradio ist ein Garant für gute Unterhaltung, wenn man ihn halt mag den Humor … von mir gibt es viereinhalb von fünf Sternen …

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Wenn Gewalt Gegengewalt erzeugt ...

Schmuddelkinder
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Das Thema Kinderheim/Jugendheim mit den entsprechend oft grausamen „Erziehungsmethoden“ ist an sich kein neues Thema. Immer mal wieder findet es zu Recht seinen Weg an die Öffentlichkeit, oft verbunden ...

Das Thema Kinderheim/Jugendheim mit den entsprechend oft grausamen „Erziehungsmethoden“ ist an sich kein neues Thema. Immer mal wieder findet es zu Recht seinen Weg an die Öffentlichkeit, oft verbunden mit einer Rachetat. So versteht es dann auch Matthias P. Gibert diese sensible Thematik geschickt in Szene zu setzen. Ein zunächst scheinbar sinnloser Mord an einem alten Mann ruft die beiden Kommissare Paul Lenz und Thilo Hain an einen schauderhaften Tatort. Bald schon müssen sie nach einem zweiten Mord erkennen, dass die Opfer eines gemeinsam haben: ihre Verbindung zum Karlshof, einem nicht ganz unumstrittenen Jugendheim. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wird es weitere Opfer geben?

Diejenigen Leser, die diese großartige Krimireihe, deren Fälle stets in und um Kassel spielen, verfolgt haben, wissen, dass es Paul Lenz aber nicht ohne Maria, die Noch-Ehefrau des Kasseler Bürgermeisters „Schoppen-Erich“ Zeislinger, gibt. Auch diesmal spielt sie eine nicht unbedeutende Rolle am Rande des Geschehens. Wie wird es mit den beiden Turteltauben weitergehen? Wird Erich seine Frau für Kommissar Lenz freigeben?

Wie meistens bei Krimireihen, die auf viele Teile ausgelegt sind, gibt es stärkere und schwächere Kandidaten. „Schmuddelkinder“ gehört meines Erachtens nach in die erste Kategorie und macht Lust auf den siebten und somit nächsten Teil. Ich bleibe auf jeden Fall dran und vergebe solide 4,5 von 5 Sternen.

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