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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2021

lebendige Zeitgeschichte

Lebenssekunden
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* "Mit Willensstärke geht sowas!" Und als Roland die Augenbrauen hochzog, fügte sie hinzu: "Und mit Tabletten." Jetzt wurden Rolands Augen auf einmal weit, voller Mitgefühl mit seiner Schwester die dort ...

* "Mit Willensstärke geht sowas!" Und als Roland die Augenbrauen hochzog, fügte sie hinzu: "Und mit Tabletten." Jetzt wurden Rolands Augen auf einmal weit, voller Mitgefühl mit seiner Schwester die dort regungslos saß, mit ihrem geschundenen fünfzehnjährigen Körper.

1956: Unterschiedlicher könnten ihre Leben nicht sein... Die 15-jährige Angelika aus Kassel, sehr selbstbewusst und selbstbestimmend, bricht die Schule ab und möchte Fotografin werden, während die gleichaltrige Leistungssportlerin Christine schon von klein auf in einem DDR-Trainingskader gedrillt wird und über sie und ihren Körper nur noch andere entscheiden.

Katharina Fuchs erzählt die Geschichte der beiden jungen Frauen abwechselnd und so packend, dass man sich dem nicht entziehen kann.

Obwohl so unterschiedlich, sind mir beide Charaktere sehr nahe gekommen. Sie sind Teenager, unheimlich authentisch mit Ecken und Kanten. Man kann ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen, auch wenn man selber vielleicht anders gehandelt hätte, sieht und fühlt man es aus ihrer Sicht. Dazu trägt auch bei, dass Katharina Fuchs ein Händchen dafür hat, die damalige Zeit mit all ihren Facetten wieder aufleben zu lassen. Man wird beim Lesen einfach hineingesogen in die 50-iger und hat das Gefühl alles hautnah mitzuerleben. So ging es mir jedenfalls. Ich stand mit Angelika in der Dunkelkammer und habe mit Christine im Kader gelitten. Man hat ja schon einiges vom ostdeutschen Leistungssport bzw. Drill gehört, aber das hier ging tatsächlich nochmal eine Lade tiefer. Das war schon ganz großes Kino. Auch, weil die Autorin das aktuelle Zeitgeschehen ganz geschickt mit einbaut, von Willy Brand bis zum Bau der Mauer, den man hier mal aus einem ganz anderen Blickwinkel miterlebt.

Ihr Schreibstil ist flüssig und trotzdem sehr eindringlich, emotional und völlig unverkitscht. Lebensgeschichten, die noch lange nachhallen.

Lebenssekunden" war mein erster Roman von Katharina Fuchs und ich freue mich schon auf "Zwei Handvoll Leben" und "Neuleben" von ihr.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Berührende kleine Weihnachtsgeschichte

Weihnachten am Ku'damm
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* Mit Sprüchen wie "Wer hungern kann, der kann auch frieren", versuchten die Berliner irgendwie diese schwere Zeit zu meistern, aber es war deutlich zu merken, dass ihnen ihr berühmter Humor langsam ausging, ...

* Mit Sprüchen wie "Wer hungern kann, der kann auch frieren", versuchten die Berliner irgendwie diese schwere Zeit zu meistern, aber es war deutlich zu merken, dass ihnen ihr berühmter Humor langsam ausging, so prekär war die aktuelle Lage. *

Wer - wie ich - die "Schwestern vom Ku`damm" geliebt und verschlungen hat, der kommt an diesem kleinen Büchlein (zu einem recht stolzen Preis) nicht vorbei. Und ja, es lohnt sich!

"Weihnachten am Ku`damm" ist eine unheimlich berührende kurze Geschichte über Weihnachten `46 in Berlin, dem klirrend, kalten Jahrhundert-Hungerwinter, in dem so manch einer Nachts erfror und sogar der Tiergarten bis auf`s letzte Stämmchen abgeholzt wurde. Auch die Thalheims, denen es noch vergleichsweise gut geht, haben zu kämpfen. Flori, die Jüngste, sehnt sich einfach nur nach einem Weihnachtsbaum und niemand weiss, wie man ihr den Wunsch erfüllen kann und dann taucht auch noch ein kleiner halb verhungerter Junge vor ihrem provisorischen Lädchen am Savignyplatz auf.

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Rike, Sylvie, Flori und Miri gefreut und es sind alle mit an Bord, auch Claire, Friedrich, Carl und der Geschäftspartner Brahms. Obwohl die Thematik erst ist und man beim Lesen mittendrin steckt in der Kälte und die abgefrorenen Finger spürt, schafft Brigitte Riebe immer wieder eine tolle, herzliche Wärme in die Geschichte zu bringen. Die Thalheims sind wie sie sind und bestimmt nicht immer einfach, aber sie haben ein großes Herz (alle miteinander) und eine unheimlich liebevolle Art. Das kommt hier ganz besonders zum Vorschein.

Ich habe diesen kleinen winterlichen Abstecher sehr genossen und hoffe immer noch, dass es nicht das letzte war, was man von den Thalheims gehört hat. Diese Familie hat noch so viel zu erzählen.....

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Weihnachtlicher, duftender Wohlfühlroman

Wintermeer und Dünenzauber
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* Zu Hause, dachte Jana und spürte ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihrem Herzen ausbreitete. *

Zuhause, dass ist für Jana St. Peter-Ording. Auch nach 3 Jahren auf Gran Canaria spürt ...

* Zu Hause, dachte Jana und spürte ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihrem Herzen ausbreitete. *

Zuhause, dass ist für Jana St. Peter-Ording. Auch nach 3 Jahren auf Gran Canaria spürt sie sofort: hier gehört sie hin. Nicht nur ihre Familie freut sich, auch ihre beste Freundin Pütti, mit der sie ein kleines Geschenkelädchen mit Ölen, Duftkerzen, Selbstgebackenem und Chai eröffnet. Direkt gegenüber befindet sich die Buchhandlung von Ayk, ihrem heimlichen Schwarm aus Teenagertagen. Und er bittet Jana um einen ganz besonderen Duft....

Hach, was war das schön - nicht nur für Jana - auch für mich war es ein Gefühl von nach Hause kommen. Ich fühle mich durch die SPO-Romane von Tanja Janz total mit dem Ort verbunden, obwohl ich noch nie live dort war. Es ist alles so bildhaft und lebendig beschrieben. Nicht nur die Umgebung, der Strand und das Meer, auch die Buchhandlung und erst recht das Geschenkelädchen. Ich hatte beim Lesen herrliche Düfte in der Nase und so ein ums andere Mal lief mir das Wasser im Munde zusammen. Großartig. Die Autorin hat einfach einen tollen und superangenehmen, leichten Schreibstil. Und wie immer war das Buch einfach viel zu kurz.

"Wintermeer und Dünenzauber" ist ein absoluter Wohlfühlroman. Wie in diesem Genre üblich, werden Probleme recht schnell und nice gelöst, aber das ist für mich vollkommen okay. Vor allem, weil hier auch auf ein ersteres Thema aufmerksam gemacht wird.

Fazit: In eine Decke einkuscheln, Tee, Kakao und Plätzchen dazu, Kerze an und eintauchen ins winterliche SPO. Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Winterschlaf im Beet muss nicht sein

Wintergemüse
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Das Potential einer vergessenen Jahreszeit.

Ich geb ja zu, ich bin ein absoluter Sommermensch und kann dem Winter nicht allzu viel abgewinnen. Ganz besonders fehlt mir das rumwerkeln im Garten und auf ...

Das Potential einer vergessenen Jahreszeit.

Ich geb ja zu, ich bin ein absoluter Sommermensch und kann dem Winter nicht allzu viel abgewinnen. Ganz besonders fehlt mir das rumwerkeln im Garten und auf dem Balkon, wenn im Herbst der letzte Salat abgeerntet ist. Deswegen war ich sehr gespannt auf "Wintergemüse". Ich kann mir im Nachhinein sogar vorstellen, dass meine Uroma in der Nachkriegszeit Wintergemüse angebaut hat, aber eher aus der Not heraus und meine Oma war damals glücklich, als sie nicht mehr so viel gärtnern musste. Heute kann man leichter und unbekümmerter an die Sache herangehen. Es ist kein Muss, sondern soll Freude machen und eine Missernte oder Misserfolg ist auch kein Beinbruch.

Das Buch von Heidi Lorey vermittelt Kompaktwissen für jeden Einsteiger. Es ist schön handlich, übersichtlich und auch prima zum fix mal nachschlagen geeignet. Der Einstieg beginnt mit einem phänologischen Kalender und der Frage "Wann ist eigentlich Winter". Auch die Erklärung saisonal/regional fand ich klasse, genauso wie die Karte mit den Winterhärtezonen in Deutschland. Das erste Kapitel gibt einem wirklich gute Grundlagen mit. Im zweiten Kapitel geht es dann um die Aussaat, die verschiedenen Möglichkeiten (Balkon, Hochbeet, Frühbeet etc.) mit sehr hilfreichen Tipps und Tricks. Den größten Part aber nimmt das Wintergemüse selbst ein. Auf jeweils einer Doppelseite mit übersichtlichem Spickzettel (alles auf einen Blick incl. Foto), Info-Text über Aussaat und Ernte, einem Sortenkästchen und jeweils die Info "Was schiefgehen kann". Hier habe ich neben den üblichen Verdächtigen wie Grünkohl und Feldsalat unheimlich viele, mir unbekannte, Sorten gefunden, wie Erdbeerspinat, Bremer Scheerkohl, Gartenmelde, Haferwurzel etc. Zum Glück sind im Anhang Adressen und Bezugsquellen aufgeführt.

Fazit: Ein großartiger Gartenratgeber, der mich wirklich weitergebracht hat. Verständlich erklärt, umfangreich und mit vielen Tipps. Da möchte man am Liebsten gleich loslegen.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Charmante Einblicke in das Leben einer Vollblutmama

Ich bin eine Traumfrau – oder wie heißt das, wenn man immer müde ist?
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* Fehltritte müssen erlaubt sein, im Leben geht es nicht um Perfektion oder Leistung. Keines meiner Kinder muss dafür arbeiten, dass ich sie liebe. *

Die Meisten kennen die Schauspielerin sicher noch ...

* Fehltritte müssen erlaubt sein, im Leben geht es nicht um Perfektion oder Leistung. Keines meiner Kinder muss dafür arbeiten, dass ich sie liebe. *

Die Meisten kennen die Schauspielerin sicher noch als Cora aus GZSZ, genauso wie ich. In Interviews hat sie immer einen sehr sympathischen, offenen Eindruck gemacht. Und so war ich sehr gespannt auf ihr Buch und was sie zu erzählen hat. Und das ist sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Ihre Offenheit, die positive Art sowie ihr unerschütterlicher Optimismus begeistern und überzeugen. Sie ist eine Vollblutmama mit Herz und Seele und das spürt man auf jeder Seite. Aber sie gibt auch sehr private Einblicke in ihre eigene Kindheit, die mich sehr berührt haben. Nina Bott ist eine starke, reflektierte Frau und von ihrer Gabe aus jeder noch so schwierigen oder unangenehmen Situation das Positive herauszuziehen und ihrem wirklich unerschütterlichen Optimismus, würde ich mir gerne eine Scheibe abschneiden.

Es geht um Patchworkfamilie, Werte und Liebe, um den Spagat Kinder und Karriere, Haushalt, Chaos und Corona....Dabei teilt Nina Bott ihre ganz eigene Meinung und Erfahrungen, aber nie mit erhobenem Zeigefinger oder der Überzeugung, dass ihr Ansatz der einzig Wahre ist. Und das gefällt mir. Ich mag ihre Art und ihre Einstellung. Und es finden sich so einige Denkanstöße zwischen den locker und humorvoll geschriebenen Zeilen.

Langeweile kommt auf jeden Fall nicht auf, weder im Hause Bott noch beim Lesen. Über die kleinen Tipps und Tricks musste ich allerdings ein wenig schmunzeln, aber das liegt vielleicht am Alter und gestört haben sie mich auch nicht.

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