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Veröffentlicht am 12.01.2021

Überraschend gut

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Chloe Brown will die Ketten, der sie stark behindernden chronischen Krankheit, sprengen, selbstständig werden und auf eigenen Füßen stehen.
Sie zieht in eine eigene Wohnung und erstellt eine Liste mit ...

Chloe Brown will die Ketten, der sie stark behindernden chronischen Krankheit, sprengen, selbstständig werden und auf eigenen Füßen stehen.
Sie zieht in eine eigene Wohnung und erstellt eine Liste mit wichtigen Zielen, die sie erreichen will. Der Hausmeister, Redford Morgan, erscheint als lohnendes Objekt um ihre Komfortzone zu verlassen und aufregenden Abenteuern entgegen zu streben.


Irgendwie ist es mir entgangen, dass ich den „Liebesroman-Trend aus England“ auf meinen Reader geladen hatte. Ich bin absolut kein Freund herziger Liebesromane.

Aber hier wurde ich angenehm überrascht. Es wird die Liebesgeschichte zweier zutiefst verletzter Menschen erzählt. Die beiden Charaktere werden auf beeindruckende Weise beleuchtet. Schicht für Schicht wird ihr jeweiliger Panzer abgetragen. Mit jeder abgetragenen Schicht und mit jedem Geständnis kristallisieren sich die enormen Verletzungen der Vergangenheit heraus. Jeder Rückschritt, jedes Zaudern wird somit für den Leser nachvollziehbar.

Die erotische Annäherung wird wunderbar beschrieben. Es geht nicht um Technik oder ausgefallene Varianten, sondern Chloes und Reds Empfindungen und Sehnsüchte werden beschrieben. Ängste und Hemmungen, wie wir sie alle haben, werden offengelegt.

Dass mir das gegen Ende etwas zu viel wurde, ist sicher Ansichtssache. Deshalb eine klare Leseempfehlung von mir um einen Blick hinter unsere Schutzwände zu werfen.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Überzeugendes Debüt

Land in Sicht
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Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Da ihre Mutter jede Auskunft zu Janas Vater verweigerte, glaubte sie lange, er lebe in unterfernerliefen.
Jetzt hat sie herausgefunden, dass er als Kapitän auf der ...

Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Da ihre Mutter jede Auskunft zu Janas Vater verweigerte, glaubte sie lange, er lebe in unterfernerliefen.
Jetzt hat sie herausgefunden, dass er als Kapitän auf der MS Mozart arbeitet, einem eher wenig glamourösen Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Kurzerhand bucht sie eine Reise auf diesem Schiff.
Gefühle, Begegnungen mit den Gästen, der Bordbesatzung und letztlich mit ihrem Vater werden emotional und mit großem Fingerspitzengefühl beschrieben.


„Dieses Debut ist so fein, klug, verletzlich, edel und urkomisch geschrieben, dass ich mich grusele vor dem großen Talent der Ilona Hartmann.“ Charlotte Roche

Dieser Aussage kann ich mich anschließen.

Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten mit dem Sprachstil klarzukommen. Sie wirkte auf mich distanziert. Rückblenden und kuriose Begegnungen auf dem Schiff lösten nach und nach, ja was eigentlich, den Knoten oder den Felsblock?.

Ungeheuer sensibel beschreibt Ilona Hartmann die Gefühlswelt von Jana. Ihre Ängste, ihre Wut, ihren Trotz und vor allem ihre Verletzlichkeit werden offenbart.

Gleichzeitig überrascht die junge Autorin mit einem annähernd schwarzen Humor bezüglich Flusskreuzfahrten und den Senioren an Bord.

Ein kurzweiliges Buch, das zum Lachen und Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Ambivalenter Krimi

Ihr Königreich
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Carl Opgard kehrt mit seiner Frau Shannon auf den Berg-Hof, seinem Elternhaus, nach langen Jahren der Abwesenheit zurück. Sein älterer Bruder Roy, der den Hof nie verlassen hat, heißt ihn mit gemischten ...

Carl Opgard kehrt mit seiner Frau Shannon auf den Berg-Hof, seinem Elternhaus, nach langen Jahren der Abwesenheit zurück. Sein älterer Bruder Roy, der den Hof nie verlassen hat, heißt ihn mit gemischten Gefühlen Willkommen.
Zeitgleich beginnt wieder der Polizist Olsen mit Nachforschungen zum Unfalltod Carls und Roys Eltern sowie zu dem Verschwinden und vermeintlichen Selbstmord seines Vaters, der damals auch den Unfalltod der Eltern untersuchte.
Carl hingegen verspricht begeistert, das Dorf Os reich zum machen mit seinem geplanten Berghotel.


Ich habe mich lange gefragt, ob es sich wirklich um einen Kriminalroman handelt.
Gewiss, es geschehen einige Morde und andere Verbrechen, aber Jo Nesbo hat eine besondere Handlung und vor allem besonderes Gedankengut in diesen Roman gesteckt.

Rückblenden, Gegenwartsgeschehen und Zukunftsträume wechseln sich ab. Sie geben dem Leser einen tiefen Einblick in die Seelen geschändeter, ungeliebter oder auch unbeachteter Kinder und auch Erwachsener.

Das Geschehen um „Ihr Königreich“ wird hauptsächlich aus Roys Sicht erzählt. Objektivität ist bei dem Gefühlschaos natürlich nicht möglich. Roys Schuldgefühle führen somit zur völlig falschen Einschätzung seines Bruders. Das Beziehungsgeflecht in dem kleinen Dorf, das sich kurz vor dem Untergang wähnt, trägt ebenfalls zum gefühlten „Ritt auf der Rasierklinge“ bei.

Die Spannung resultiert nicht aus dem Ergreifen oder Ermitteln eines Täters, sondern aus der Erwartung, was jetzt geschehen wird. Jo Nesbo spielt geschickt mit unseren Gefühlen, mal ist es Überraschung, mal Abscheu, mal Mitgefühl und dann wieder Verblüffung.

Es ist ein ganz anderer Nesbo-Krimi oder vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist er gut und lesenswert.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Schreckt und macht nachdenklich

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Hendrik Zemmer und Linda Mattheus leben glücklich und zufrieden in ihrem neuen mit einem super modernen Smart-Home-Service ausgestatteten Haus.
Während eines romantischen Dinners träumen sie von ihrer ...

Hendrik Zemmer und Linda Mattheus leben glücklich und zufrieden in ihrem neuen mit einem super modernen Smart-Home-Service ausgestatteten Haus.
Während eines romantischen Dinners träumen sie von ihrer in einer Woche stattfindenden Hochzeit, als Hendrik telefonisch zu einer Not-OP gerufen wird.

Bei seiner Rückkehr, gegen 4.30 am Morgen, muss er feststellen, dass Laura verschwunden ist. Keine Nachricht, das Bett unbenutzt, Hendrik ist ratlos und verzweifelt.

Da kein gewaltsames Eindringen zu erkennen ist und Lindas Koffer verschwunden ist, nehmen die herbeigerufenen Polizeibeamten Lindas Verschwinden nicht ernst.



Das ist wieder einmal ein spannender und verwirrender Psychothriller alla Strobel.

Der Leser wird von Seite zu Seite genauso verzweifelt und verunsichert wie Hendrik Zemmer.
Genau wie Hendrik, dessen Zweifel und Unsicherheit glaubwürdig und nachvollziehbar gezeichnet werden, dachte ich immer wieder, jenem oder anderem glauben und vertrauen zu können, was einige Seiten weiter wieder hinfällig war und erschüttert wurde.

Die in kursiver Schrift geschriebenen Einschübe trieben mir Angstschweiß auf die Stirn und Gänsehaut in den Nacken.

Ja, wirklich gut gemacht.

Unsicherheit, Chaos, Vertrauen und Misstrauen standen im stetigen Wechsel. Die Zeitnot trieb alle Beteiligten zu einem spektakulären Show-Down, der alles noch einmal in ein neues Licht tauchte. Und das lässt den Leser dann aufgekratzt, elektrisiert und sehr, sehr nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Schwere Kost, leicht verpackt

Eiskalte Provence
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Eine Wanderer-Gruppe findet in einer Schutzhütte die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde unvorstellbar verstümmelt, als Braut zurechtgemacht in der Hütte regelrecht inszeniert.

War es ein Triebtäter, ...

Eine Wanderer-Gruppe findet in einer Schutzhütte die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde unvorstellbar verstümmelt, als Braut zurechtgemacht in der Hütte regelrecht inszeniert.

War es ein Triebtäter, ein abgewiesener Liebhaber oder Zufall?

Die Kommissare Castel und Theroux ermitteln, unwillentlich unterstützt vom Ex-Commissaire Albin Leclerc.


„Hat Ihnen „Eiskalte Provence“ gefallen?“

Ja, mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Er war eine runde Sache. Dieser regionale Krimi umfasst ein breites Spektrum. Wir haben geschichtliches, sprich Völkerwanderung und Verfolgung aus Osteuropa, traditionelles, also Weihnachtsbräuche und kulinarische Besonderheiten der Provence erfahren, landschaftlich wurde uns die Provence näher gebracht und hinzukam auch noch ein spannender Krimi.

Da es sich bereits um den sechsten Band dieser Provence Krimireihe handelt war die Figur des Alban Leclerc sehr gut ausgearbeitet.

Auch wenn dieser Krimi mein erster aus der Provence-Reihe ist, hatte ich nie den Eindruck, dass mir Wissen aus der Vergangenheit der Protagonisten fehlt. All die Informationen, die ich aus den vorherigen Bänden benötigte, wurden bei Bedarf zum Verständnis in die Dialoge oder in die Erzählung gestreut.

Die Ermittler Castel und Theroux sind in diesem Band etwas blass geblieben. Aber in den Beiträgen der aktuellen Leserunde wurde bereits erklärt, dass die beiden Ermittler in den Vorgänger-Bänden etwas mehr zum Zuge kamen und somit auch ihre Charaktereigenschaften und sonstigen Eigenarten in verschiedenen Bänden beleuchtet wurden.

Die Krimihandlung so wahnwitzig und gigantisch die Vorhaben von Lazar auch waren, kamen sie mir doch im Bereich des Möglichen vor und waren somit vorstellbar und aktuell. Sie erschienen mir manchmal beklemmend real.

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