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Veröffentlicht am 16.02.2017

Sklavin

Sklavin
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Sklavin, von Mende Nazer (und Damien Lewis)

Cover:
Es zeigt das Profilbild der Autorin Mende Nazer

Inhalt:
Mende erlebt eine glückliche Kindheit in den Nuba-Bergen im Sudan in Afrika.
Als sie ungefähr ...

Sklavin, von Mende Nazer (und Damien Lewis)

Cover:
Es zeigt das Profilbild der Autorin Mende Nazer

Inhalt:
Mende erlebt eine glückliche Kindheit in den Nuba-Bergen im Sudan in Afrika.
Als sie ungefähr 10 Jahre alt ist, wird ihr Dorf überfallen und sie entführt und als Sklavin verkauft. Nun wird sie nur noch „yebit“ genannt, was >Mädchen das nichts wert ist< bedeutet.
Eine schreckliche Zeit beginnt für sie.
Jahrelang wird sie in Khartum als Sklavin gehalten, dann wird sie sogar als Sklavin nach England geschickt. In London, bei einer sudanesischen Botschafterfamilie soll ihr Schicksal so weitergehen.
Und das alles im hier und heute, im 21.Jahrhundert.

Meine Meinung:
Ein Buch das erschüttert.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt.

Am Anfang erfahren wir von ihrem Leben, das so ganz anders ist als wir er uns vorstellen können. Es hat seine eigenen Regeln und Gesetze. Es orientiert sich an der Natur und seiner Umwelt. Im Dorf selber gibt es ein großes Für und Miteinander, doch der Krieg kommt auch hier hin. Auch das Thema Beschneidung, das wir uns gar nicht vorstellen können (ist für mich immer noch unbegreifbar, wie Mütter das ihren Kindern antun können) wird erwähnt.

Im zweiten Teil geht es um ihre Zeit als Sklavin in Khartum.
Es wird geschildert wie sie misshandelt und wie durch psychische Grausamkeit ihr Wille gebrochen wird. Einfach unglaublich.

Im dritten Teil erfahren wir, wie sie nach London kommt und wie sich das Schicksal für sie wendet und ihr die Flucht gelingt.

Autorin.
Mende Nazer ist aufgewachsen in den Nuba-Bergen im Sudan.
Heute lebt sie in London.

Mein Fazit:
Dieses Buch kann man eigentlich gar nicht bewerten, denn es zeigt ein schreckliches Schicksal, das anscheinend im Moment noch vielen Menschen auf der Welt erdulden müssen.
Das macht mich fassungslos.

Veröffentlicht am 16.02.2017

Franz oder gar nicht

Franz oder gar nicht
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Franz oder gar nicht, von Nikola Hotel

Cover:
Ein Cover bei dem man zweimal hinschaut, dann grinst und das Buch in die Hand nimmt.

Inhalt:
Während ihrer ersten 24-Stunden-Schicht, bricht die junge Anästhesistin ...

Franz oder gar nicht, von Nikola Hotel

Cover:
Ein Cover bei dem man zweimal hinschaut, dann grinst und das Buch in die Hand nimmt.

Inhalt:
Während ihrer ersten 24-Stunden-Schicht, bricht die junge Anästhesistin Josephine, etwas überfordert, ausgerechnet dem berühmten und äußerst attraktiven Fernsehkoch Raphael Franz, einen Schneidezahn ab.
Alle Versuche, sich zu entschuldigen oder das ganze unter den Teppich zu kehren, verwandeln sich ins Gegenteil und scheinen wie ein Bumerang auf sie zurückzufallen. Jo ist davon überzeugt, dass ‚Raphael ihr den ganzen Ärger heimzahlen will. Und so stolpert sie von einem Schlamassel in den nächsten, ob sie sich dabei, mehr oder weniger freiwillig, ins Kühlhaus einschließen lässt oder (mit Raphael zusammen) sich mit einer Chili einheizt, die Situation endet immer anders als sie es „geplant“ hat.

Meine Meinung:
Dies ist das zweite Buch, nach „Jetzt oder Nils“, das ich aus der Feder von Nikola Hotel, gelesen habe.
Und es hat mich wieder restlos überzeugt.
Auf jeder Seite gibt es etliches zum Schmunzeln oder Lachen. Ein genialer Schreibstil, total locker, humorvoll und rasant, eine Pointe jagt die nächste, die Seiten fliegen nur so dahin und es wird nie langweilig.
Klar ist einiges ein bisschen überzeichnet, aber das ist hier einfach so perfekt in Szene gesetzt, dass ich es mir trotzdem ganz genau vorstellen kann. Und das ist glaube ich das Geheimnis von Nikola Hotel, sie beherrscht ihr Genre so grandios, dass ihre Personen und Charaktere, hier die junge Anästhesistin Josephine (Jo) und der berühmte Fernsehkoch Raphael, einfach lebendig werden und ich mit ihnen bei der Arbeit bin oder mit ihnen auch im Badezimmer stehe.
Die Dialoge sind wahre Explosionen von Worten in ihrer witzigsten Variante.
Nach einer Kampfansage, kommt es zu erst mal zu mehr oder weniger groß oder kleinen Scharmützeln, um nach einem Vulkanausbruch doch noch dem Happy End, mit letzten Stolperfallen entgegen zu eilen

PS: Die Danksagungen von Nikola Hotel sind immer was ganz besonders, sie zaubern mit immer ein letztes Lachen auf mein Gesicht.

Autorin:
Nikola Hotel wurde 1778 als jüngste von zwei Töchtern in Bonn geboren. Bereits als Schülerin begann sie erste Kurzgeschichten zu schreiben. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrem Mann und drei Söhnen in Hennef.

Mein Fazit:
Ein ganz tolles Buch über eine „Liebesgeschichte“, bei der der Humor an erster Stelle steht. Es hat mir ein Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert und mir einfach unvergesslich lustige Lesestunden geschenkt.
Von mir eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Das Buch der Spiegel

Das Buch der Spiegel
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Das Buch der Spiegel, von E. O. Chirovici

Cover:
Ein schönes Cover.
Aber am Ende des Buches weiß ich nicht was es mit der Geschichte zu tun hat.

Inhalt:
Literaturagent Peter Katz, erhält ein Manuskript ...

Das Buch der Spiegel, von E. O. Chirovici

Cover:
Ein schönes Cover.
Aber am Ende des Buches weiß ich nicht was es mit der Geschichte zu tun hat.

Inhalt:
Literaturagent Peter Katz, erhält ein Manuskript von Richard Flynn. Dieser Schreibt über die Ermordung des bekannten Professors Joseph Wieder in Princeton vor 20 Jahren. Der Fall damals wurde nie geschlossen und Flynn behauptet neue Erkenntnisse zu haben und die Wahrheit berichten zu müssen.
Doch das Manuskript endet plötzlich und als Katz das ganze Manuskript kaufen will ist Flynn leider kurz vorher verstorben.
Besessen davon, das Ende der Geschichte zu erfahren, lässt Katz weitere Recherchen durchführen. Doch je tiefer der Fall beleuchtet wird, desto bizarrer und Widersprüchlich wird das Ganze.
Wer lügt, wer sagt die Wahrheit?
Und: gibt es überhaupt eine Wahrheit?

Meine Meinung:
Ein unglaubliches Buch.
Ich kann es gar nicht in Worte fassen, dieses Buch, diese Faszination muss man selber erleben und sich selber Seite für Seite erlesen.
Die Recherchen bringen viele Geschichten und viele Facetten um ein und dieselbe Handlung zutage. Und jede ist in sich logisch und nachvollziehbar. Doch wenn man sie mit den anderen vergleicht bemerkt man, dass sie sich unterscheiden und irgendjemand nicht die Wahrheit sagen kann.
Immer wieder werden wir mit neuen Personen und Charakteren und dann mit einer neuen Sicht der Dinge konfrontiert. Und der Autor versteht es gut uns recht schnell in dieser neuen Sicht der Dinge „heimisch“ zu fühlen, wir sehen das Gesagte als Wirklichkeit.

Ich kann es nicht besser erklären. Hier noch drei Zitate, die den Geist des Buches deutlich machen.

„Erinnerungen an Vergangenes sind nicht unbedingt Erinnerungen an wirklich Geschehenes“.

„Alle hatten sich geirrt und durch die Fenster, in die sie zu spähen versuchten, und die sich am Ende alle als Spiegel herausstellten, nur immer sich selbst und ihre eigenen Obsessionen gesehen“.

"Die Lebenden begehen ständig Fehler, die Toten hingegen werden von ihren Hinterbliebenen schnell in eine Aura der Unfehlbarkeit gehüllt."

Ich sage jetzt nur noch: Die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters.

Autor:
E. O. Chirovici stammt aus einer Familie rumänischer, ungarischer und deutscher Herkunft und ist in einer rumänischen Kleinstadt im Süden Transsylvaniens aufgewachsen. Seit seinem zehnten Lebensjahr schreibt er Geschichten, seit 2014 ist er nun hauptberuflich Schriftsteller.

Mein Fazit:
Ein sagenhaftes, unglaublich spannendes Verwirr-, Verdreh-, und Verzerrspiel um Wahrheit, Erinnerungen und Wirklichkeit. Das Buch hat mich mit jeder Seite mehr fasziniert. Wusste ich ganz am Anfang nicht ganz was ich damit anfangen soll, hat es mich schon bald in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Soviel unterschiedliche Geschichten und Blickwinkel im Umfeld von einem Mord – unglaublich!
Ganz klar, von mir eine Lese- und Kaufempfehlung und volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.02.2017

Weit weg ist anders

Weit weg ist anders
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Weit weg ist anders, von Sarah Schmidt

Cover:
Dieses rot-weiße Cover finde ich etwas unruhig, auch der Bus im unteren Teil ist fehl am Platz (hier hätte eher ein Zug gepasst).
Dies ist aber auch schon ...

Weit weg ist anders, von Sarah Schmidt

Cover:
Dieses rot-weiße Cover finde ich etwas unruhig, auch der Bus im unteren Teil ist fehl am Platz (hier hätte eher ein Zug gepasst).
Dies ist aber auch schon die einzige Kritik die ich am Buch habe, es hat mich restlos begeistert.

Inhalt:
Zwei unterschiedliche Frauen treffen in der Reha aufeinander.
Edith Scholz aus Berlin, ein Unikum, immer geradeheraus, frei Schnauze, trägt ihr Herz am rechten Fleck und auf der Zunge.
Christel Jacobi aus Husum, wohlhabend, ängstlich, sehr freundlich, nahe am Wasser gebaut, weiß aber ihr Umfeld gut zu manipulieren.
Nach dem ersten Kontakt scheinen die Zwei Welten zu trennen, und doch knackt die Wärme der einen, den Panzer der anderen.
Und so kommen sie von einem Zweckbündnis über ein Abenteuer zu einer zarten Freundschaft, die sich dann in einer dramatischen Situation zu bewähren hat.
Wird dies gelingen?

Meine Meinung:
Ein unglaublich tolles Buch, es hat mich regelrecht vom Hocker gerissen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und hab es in einem Tag regelrecht verschlungen.
Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, mit einem Hang zur Selbstironie (vor allem bei Edith) und ganz viel Wärme (hier wiederum bei Christel) und einem herrlichen Humor, der mir auch bei den traurigen Szenen ein Schmunzeln oder Lachen entlockt hat. Alle Emotionen werden angesprochen und ausgespielt.
Die Charaktere sind so unterschiedlich und real gezeichnet, auch die „Nebendarsteller“, dass ich bei jeder Person genau ein Bild vor Augen habe.
Das Kopkino wird quasi ab der ersten Seite gestartet.
Es ist einfach vergnüglich zu lesen wie Edith ihre Lage (nach dem Sturz, als sie bewegungslos auf dem Flur liegt) selber kommentiert. Ihre Gedanken sind einfach unglaublich und faszinierend.
Und später, als die beiden Frauen aufeinandertreffen: Edith ist knallhart und kratzbürstig, doch gegen die Freundlichkeit und Wärme von Christel kann sich auch Edith nicht abschotten. Langsam, fast unwillkürlich nähern sich die beiden Frauen. Ein ungleiches Paar, aber auf der einen Seite wie Tag und Nacht, so gegensätzlich und doch so unverrückbar eine Einheit, die zusammenpasst.

Auch das mehr oder weniger tragische Ende passt und ist eigentlich fast schon wieder ein Happy End.

Autorin:
Sarah Schmidt lebt in Berlin. Seit Mitte der neunziger Jahre ist sie freie Autorin und hat mehrere Bücher veröffentlicht.

Mein Fazit:
Ein wunderbare Geschichte über eine Freundschaft, die sich spontan zeigt, bzw. entwickelt, (die also keine Zeit hat langsam zu wachsen), die aber tief aus dem Herzen kommt und auf die man sich verlassen kann.
Es ist ein Genuss, dieses Buch zu lesen.
Bei aller Tragik so wunderbar warm und emotional, so nah und real, dass man sich wünscht solche Frauen (auch im Alter) zu treffen und kennen zu lernen.
Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung und volle 5 Sterne.


Veröffentlicht am 09.02.2017

Überleben ist ein guter Anfang

Überleben ist ein guter Anfang
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Überleben ist ein guter Anfang, von Andrea Ulmer

Cover:
Passt zum Buch.

Inhalt:
Bei Anja Möller wurde Brustkrebs (mit Metastasen) diagnostiziert.
Sie selber findet Selbsthilfegruppen deprimierend und ...

Überleben ist ein guter Anfang, von Andrea Ulmer

Cover:
Passt zum Buch.

Inhalt:
Bei Anja Möller wurde Brustkrebs (mit Metastasen) diagnostiziert.
Sie selber findet Selbsthilfegruppen deprimierend und geht nur hin, weil ihr Mann es ihr so sehr ans Herz legt.
Hier begegnet sie dann fünf Frauen (jede mit einem ganz eigenen individuellen Charakter) die diese Diagenese auch kennen und trotzdem voller Lebensfreude und offen nach vorne blicken. Besonders die 83jährige Sieglinde bewundert sie, ist sie doch überaus herzlich, voller Lebensfreude und plant sogar noch ihre Weltreise. Doch sie stirbt, bevor sie diesen Wunsch wahr machen kann.
Nun beschließen die Frauen, an Sieglindes Stelle die Welt zu bereisen.
Eine abenteuerliche Reise zu wunderschönen Plätzen auf der Welt beginnt.

Meine Meinung:
Ich sag einfach nur WOW – so ein tolles Buch!
Ein überaus ernstes Thema, wird mit einer positiven Leichtigkeit in Angriff genommen und mit Bravour durch das ganze Buch beibehalten.
Ein Schreibstil der voller Wortspiele und Situationskomik nur so überquillt. Ein sagenhafter Humor, der voller Wärme und Empathie daherkommt, ganz wunderbare Dialoge und poetische Aussagen, die noch lange nachhallen.
Alle fünf (sechs) Frauen in dieser Geschichte sind vom Krebs gekennzeichnet, das Gespenst Krebs, schwebt über ihnen und wird zum ständigen Begleiter.
Jede hat eine individuelle Persönlichkeit und sie reiben sich auch mal, aber wenn es nötig ist, zeigen sie wie man füreinander da sein kann und mutig seinen Weg gehen kann.
Und sie zeigen auf ganz leise, aber sehr eindrückliche Weise, was das wichtigste im Leben ist. Sich selbst ernst zu nehmen, im jetzt und hier zu leben, sich wohl zu fühlen und eigene Wünsche nicht nur hinten anzustellen.
In dem Buch gibt es immer wieder Szenen bei denen das Lachen und Weinen gleichzeitig im Hals hochsteigt, es gibt Tränen in den Augen und Knoten im Hals, aber auch viel zum Lachen und Schmunzeln. Vieles ist so anrührend und emotional und dann wieder so witzig und direkt und voller Selbstironie.
Man wünscht niemand eine solche Krankheit, aber wenn schon, dann sollte jeder so eine Selbsthilfegruppe haben, die einen auffängt und mittragen kann.

Zu der Reise: die Ziele sind, Frankreich, Amerika (Grand Canyon + Las Vegas), Peru, Australien (Great Barrier Rief), Indien und Ägypten.
Hier kann ich nur sagen, ich kenne drei dieser und ich kann die Faszination dieser Orte, wie beschrieben, nur bestätigen.

Ein schöner Abschluss am gepflanzten Baum.
Ein Buch das Mut macht und Hoffnung gibt.

Autorin.
Andrea Ulmer wurde 1985 geboren. Sie arbeitet als Lektorin und Autorin und lebt in Heilbronn. „Überleben ist ein guter Anfang“ basiert auf dem Schicksal ihrer Mutter, deren umwerfende positiver Lebenseinstellung wird in dem Roman ein Denkmal gesetzt.

Mein Fazit:
Ein wundervolles Buch, das mehr als 5 Sterne verdient hat, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, und das ich einfach jedem Leser ans Herz legen möchte. Ein MUST HAVE.
Ich hoffe es folgen noch sehr viele Bücher dieser jungen Autorin.
Das Buch bekommt einen Platz ganz weit vorne bei meinen Lieblingsbüchern.
Eine absolute Kauf- und Leseempfehlung und die höchstmögliche Sternenanzahl.