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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2017

Gute Grundidee, schlechte Umsetzung

Feine Leute
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Inhalt:

Berlin im Sommer 1925: Dass Bernice ihren schwerreichen Gatten von ihrem Liebhaber hat umbringen lassen, ist eine Tatsache – zumindest für die feine Gesellschaft. Kriminalkommissar Paul Genzer ...

Inhalt:

Berlin im Sommer 1925: Dass Bernice ihren schwerreichen Gatten von ihrem Liebhaber hat umbringen lassen, ist eine Tatsache – zumindest für die feine Gesellschaft. Kriminalkommissar Paul Genzer ist davon jedoch nicht überzeugt, insbesondere nachdem die Witwe plötzlich an einer Überdosis Morphium gestorben ist. Während der

Tod der Witwe neue Fragen aufwirft, folgen weitere Bluttaten, und so ist der proletarische Kommissar bald froh, bei seinen Ermittlungen durch den hochadligen Filmstar Carl von Bäumer ungewöhnliche Unterstützung zu bekommen. Der Leinwanddetektiv mit der Leidenschaft für Kokain kennt sich zwar bestens aus in der Welt der Reichen und Schönen, er verfolgt jedoch ganz eigene Motive...

Meine Meinung:

Die Beschreibung hört sich toll an, oder? Der Stoff, aus dem gute Geschichten sind! Ich bin ein großer Fan von stories, die im Berlin der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts spielen. Volker Kutschers Reihe rund um den Ermittler Gereon Rath liebe ich. Daher habe ich mich sehr auf diese Lektüre gefreut. Auch das schöne Cover lädt zum Lesen ein!

Jedoch konnte mich die Umsetzung und Ausarbeitung überhaupt nicht überzeugen! Stil und Sprache sind immens simpel, die Figuren bleiben blass und fast klischeehaft schematisch - der kräftige Proletarier, der feingliedrige Aristokrat.

Leider steht nicht der Kriminalfall im Fokus der Erzählung, sondern die Beziehungsprobleme der Protagonisten, die sich wie Pubertierende benehmen. Sehr gewundert hat mich auch, dass Genzer seinen Fall freimütig mit jedem teilt.

Die Autorin flicht viele Schlagworte ein, um die Geschichte in die avisierte Zeit zu versetzen: Haus Vaterland, Elektrische, Horch (später bekanntlich Audi). Ein paar Zutaten in die Erzähl-Suppe gemischt und kräftig mit dem literarischen Kochlöffel umgerührt. Leider funktioniert das nicht; dem Krimi mangelt es schlicht an Raffinesse und das Ganze liest sich stellenweise leider wie Geschwätz, der Stil ist viel zu mündlich. Schade!

Aus dem Stoff hätte man viel mehr machen können. Ich habe während der Lektüre auf eine Steigerung gehofft und wollte nicht abbrechen, denn es gibt Erzählelemente, die mir durchaus gefallen haben, etwa die Berührungspunkte zwischen dem "schönsten Mann der UFA" und der Polizei. Mehr kann ich nicht verraten, um nicht zu spoilern. Diesen Aspekt hätte man noch liebevoller und weniger stereotyp herausarbeiten können.

Fazit: Gute Grundidee, schlechte Umsetzung.

Veröffentlicht am 18.02.2017

Fastfood

Vor der Finsternis
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Paris 1797:

Inspecteur Louis Marais steht vor einem Rätsel. Ein Mörder schneidet seinen Opfern, Männern und Frauen, die Kehle durch und entnimmt innere Organe. Wer ist das Monster? Ist Voodoo im Spiel? ...

Paris 1797:

Inspecteur Louis Marais steht vor einem Rätsel. Ein Mörder schneidet seinen Opfern, Männern und Frauen, die Kehle durch und entnimmt innere Organe. Wer ist das Monster? Ist Voodoo im Spiel? Magie der ehemaligen schwarzen Sklaven? Die Polizei muss einem aufgebrachten Lynchmob Einhalt gebieten.

Sind es gar dunkle Machenschaften der Royalisten, die die Französische Revolution am liebsten ungeschehen machen würden?
Fragen über Fragen! Der gottesfürchtige Marais tappt zuerst im Dunkeln…

Der Roman ist sehr spannend, weist aber meines Erachtens handwerkliche Schwächen auf. Trotz name dropping und plastischen Schilderungen konnte ich nicht ganz in die Geschichte eintauchen, weil ich finde, dass die vom Autor benutzte Sprache teils einfach zu modern für die geschilderte Zeit war.

Kein Vergleich zu Süskinds „Parfum“.

Da „Vor der Finsternis“ sehr kurz ist, ist eine detaillierte Charakterisierung der Figuren leider unmöglich, so bleibt es bei Typen. Die Handlung ist spannend, aber aufgrund der Kürze auch schnell auserzählt. Vor allem das Ende war mir zu schnell heruntergenudelt. Das Stilmittel, welches zur Lösung des Falles beitrug, fand ich auch einigermassen übertrieben und auch leicht ausgelutscht.

Fazit:

Nicht übel, aber ich hätte mir mehr literarischen und sprachlichen Feinschliff gewünscht. Kann man lesen, muss man aber nicht. Mit präziserer Recherche und Arbeit am Text hätte es aber ein toller Thriller werden können.

Vielleicht ist ja der Folgeband besser?

Veröffentlicht am 20.11.2023

Platter Stil

Ingenium
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Als großer Fan der rätselhaften Romane von Guillermo Martinez („Der Fall Alice im Wunderland“, „Die Oxford-Morde“, just to name a few) wollte ich „Ingenium. Das erste Rätsel“ von Danielle Trussoni unbedingt ...

Als großer Fan der rätselhaften Romane von Guillermo Martinez („Der Fall Alice im Wunderland“, „Die Oxford-Morde“, just to name a few) wollte ich „Ingenium. Das erste Rätsel“ von Danielle Trussoni unbedingt lesen.
Der Klappentext zum Buch hörte sich sehr spannend an, ich war sofort angefixt:
„Seit er sich beim Football schwer verletzte und ein Schädelhirntrauma erlitt, kann der 32-jährige Mike Brink in Sekundenschnelle die komplexesten Rätsel lösen. Als ihn eine Gefängnispsychologin aufgrund seiner besonderen Begabung um Hilfe bittet, willigt er ein: Mike soll die seltsamen Gemälde der verstummten Patientin Jess Price entschlüsseln, die wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Mike macht sich daran, die verstörenden Rätsel zu lösen, die die schweigende Mörderin ihm stellt. Schon bald wird ihm klar, dass Jess von einer verzweifelten Furcht vor einem Verfolger erfüllt ist; eine Erkenntnis, die ihn zu einem Jahrhunderte alten Mysterium führt, das nie von einem Menschen gelöst werden sollte.“
Ein weiteres Argument war die Tatsache, dass der Roman vom Verlag als Thriller angepriesen wurde. Nach der Lektüre muss ich leider sagen, dass meine Erwartungen auf ganzer Linie enttäuscht wurden, da die Geschichte den Fantasypfad einschlägt. Der Genremix ist in meinen Augen nicht wirklich gelungen. Wenn ich von der Handlung eines Buches nicht wirklich überzeugt bin, ist es oft das handwerkliche Können eines Autors oder einer Autorin, das zu einem positiven Gesamteindruck beiträgt. Trussonis platter Stil ist leider nur bedingt mein Fall, auch die Figurenzeichnung war mir nicht filigran genug (der Protagonist mit Inselbegabung und eine weitere Hauptfigur küssen sich schon im ersten Drittel der Geschichte, was unter anderem mit gemeinsamen Traumata erklärt wird). Als Autorin hätte ich den plot definitiv gestrafft, es gibt Wiederholungen und es kommt zu Längen in der story, aber gut, hier kann ein Lektor helfen, so etwas ist nicht die „Schuld“ eines Autors allein.
Fazit:
„Ingenium. Das erste Rätsel“ lässt mich leider unbefriedigt zurück. Trussoni kommt definitiv nicht an einen Martinez heran. Die Konstruktion & auch die Gliederung der Geschichte kann leider nicht überzeugen!

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Vier sind sind (k)einer zu viel ?

Three Swedish Mountain Men (Why Choose)
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Umschlaggestaltung:

Das Cover ist eigentlich ganz nett, abgebildet sind drei Männer und eine Frau, außerdem Gänseblümchen. Der englische Originaltitel ist auch der Titel der deutschen Ausgabe. Nach der ...

Umschlaggestaltung:

Das Cover ist eigentlich ganz nett, abgebildet sind drei Männer und eine Frau, außerdem Gänseblümchen. Der englische Originaltitel ist auch der Titel der deutschen Ausgabe. Nach der Lektüre ist klar, dass die Protagonisten abgebildet sind und dass die Blumen auf den Namen der Heldin anspielen. Beim Blick auf das Cover denkt man an Chicklit à la Kinsella oder Emily Henry, stellt sich auf eine lustige Lektüre ein, man denkt nicht unbedingt an einen Erotikroman, insofern ist das Cover etwas irreführend.

Inhalt:

Ein traumatisches Erlebnis zwingt die englische Lehrerin Daisy (sie hat sich entschlossen, fortan als Künstlerin zu arbeiten) zur überstürzten Flucht nach Schweden. Eigentlich hat sie ein Zimmer in der Stadt Kiruna gebucht, sie soll jedoch nie dort ankommen, da ihr ein Elch vor’s Auto läuft. Sie wird von einem mürrischen Ranger gerettet, der in einer abgelegenen Hütte mit seinen beiden besten Freunden wohnt. Da sie alle drei Männer heiß findet, bandelt Daisy mit allen an.

Stil & Sprache:

Man kann die Geschichte flott lesen. Jeder Protagonist kommt zu Wort, es gibt also alternierende Erzählperspektiven. Der Stil der Autorin ist simpel, aber flüssig & durchaus unterhaltsam. Ich habe schon Schlechteres gelesen. Allerdings wirkt das Ganze insgesamt eher wie eine Kurzgeschichte (oder wie eine Novelle). Es gibt nicht viele Handlungsorte, dies führt aber nicht zu Monotonie. Die Story ist gut strukturiert, die deutsche Übersetzung ist an einer Stelle jedoch zu wörtlich: „Ich will kein totes Pferd reiten“, das könnte man eleganter tradieren.

Bewertung:

Man muss die Geschichte wohl als eine Art Märchen begreifen. Ich fand das Ganze stellenweise nicht logisch. Welche Frau denkt im Angesicht des Ablebens (Autounfall, drohender Erfrierungstod) an Sex? Für mich macht es auch keinen Sinn, dass eine Frau, die Gegenstand eines Rachepornos ist und die sozusagen den sozialen Tod gestorben ist, sofort wieder an Bettgymnastik denkt. Die Autorin ‚verkauft‘ das Ganze zwar als eine Art Empowerment, richtig Sinn macht es aber nicht, dass Daisy sich sofort wieder in eine Ménage à quatre stürzt (das Ganze wird mit der Abgelegenheit Schwedens begründet, außerdem gibt es ‚strategisch günstige‘ Stürme, die bewirken, dass die Protagonistin Daisy zum Bleiben gezwungen ist, was ihr hervorragend in den Kram passt). Überhaupt Daisy – charakterisiert wird sie von Lily Gold nach dem Motto ‚klein, aber oho.‘ (sie ist 1,50 m groß), sie wirkt stellenweise allerdings wie eine etwas treudoofe Tussi. Die Protagonisten sind arg schablonenhaft gezeichnet, da gibt es den Sonnenschein, den Miesepeter und den intellektuellen Arzt (mit Brille!). Praktischerweise mit diversen ethnischen Hintergründen. Ich fand es etwas seltsam, dass sie als (Halb)schweden keine schwedischen Namen hatten und immer „Babe“ sagten. Beim Zusammentreffen mit ihren Eltern verhielt sich Daisy (eigentlich ist es ihr Pseudonym) etwas respektlos. Die Sexszenen waren nicht unbedingt mein Fall, und insgesamt feiert der Roman die Polyamorie.

Wer’s mag.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Unlogische Prämisse

Cruel Castaways - Rival
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„Sparrow“ von Shen fand ich eigentlich ganz unterhaltsam für Zwischendurch, daher habe ich auch zum ersten Band der „Cruel Castaways“- Reihe gegriffen.

Worum geht’s?

Arya Roth und Nicholai „Nicky“ ...

„Sparrow“ von Shen fand ich eigentlich ganz unterhaltsam für Zwischendurch, daher habe ich auch zum ersten Band der „Cruel Castaways“- Reihe gegriffen.

Worum geht’s?

Arya Roth und Nicholai „Nicky“ Ivanov wachsen gemeinsam auf. Trotz der sozialen Unterschiede verlieben sie sich ineinander – Nics Mutter Ruslana (gebürtig aus Weißrussland) ist das Hausmädchen des Park- Avenue-Tycoons Conrad Roth. Als Ivanov verbotenerweise Arya küsst, setzt ihr Vater alles daran, Nicholais Leben zu zerstören. Jahre später kehrt Nicholai als gemachter Mann & mit neuem Namen nach New York zurück und schwört Rache. Als Conrad Roth der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz bezichtigt wird, sieht der Top-Anwalt Christian Miller (aka Nicky) seine Chance gekommen. Aber er ist immer noch verliebt in seine Jugendliebe, die ihn nicht erkennt, da sie glaubt, er sei in Belarus (oder tot) …
„Rival“ ist eines Enemies-to-Lovers – Liebesroman, aber auch eine Second Chance – Schmonzette. Und irgendwie auch ein „Abbitte“– Retelling, was LJ Shen aber eher schlecht als recht gelingt. Der Anfang des Romans ist spannend, ich mochte auch Ivanovs (der stellenweise als eine Art Aschenputtel oder wie eine Art Oliver Twist präsentiert wird) Ersatzfamilie, seine beiden Kumpels aus dem Internat und Aris loyale beste Freundin. Auch die spritzigen Wortgefechte zwischen Nicholai/Christian und Arya haben mir gut gefallen. Ungefähr ab der Mitte des Romans häuften sich dann aber die plot-holes und die unlogischen Elemente. Papakind Ari kam relativ schnell über die Entfremdung vom Vater (und Mutterersatz Conrad) hinweg & baute ohne größere Probleme eine Beziehung zur über lange Strecken emotional abwesenden Mutter auf. Ich fand es aber total abwegig, dass sie Christian nicht erkannte – seine stahlblauen Augen wurden ständig von der Autorin beschworen, da macht es überhaupt keinen Sinn, dass Arya den Jungen /Mann nicht erkannte, mit dem sie immer zum Grab ihres toten Bruders ging. Und die Autorin konnte sich nicht recht entscheiden, ob Aris Vater ihn als tot oder verzogen bezeichnete. Was denn nun? Nach einem guten Beginn trug Shen bei der Figurenzeichnung viel zu dick auf. Conrad Roth wurde vom liebevollen Vater zur Karikatur eines Schurken, Nicholais Mom zur Rabenmutter. Der Handlungsstrang rund um Ruslana verlief einfach im Sand (vom Osteuropäerinnen – Stereotyp ganz zu schweigen!). Christians amerikanische Ersatzmutter Alice war eine klischeehafte, auf flott getrimmte Mentorin,für die der Leser erkennbar Sympathie empfinden sollte, die Charakterisierung hat aber leider den gegenteiligen Effekt. Ab der Mitte der Geschichte löst Shen die Konflikte schnell auf, und die Handlung besteht aus viel Blabla. Ich hätte am liebsten ein paar Passagen übersprungen. Auch das sensible Thema Belästigung wird mit dem Holzhammer abgehandelt. Ich kann mir die Qualitätsunterschiede im Buch gar nicht erklären, nach einem tollen Einstieg liest sich das Ganze wie schlechte, in einem Rutsch herunter geschriebene Fanfiction. Die Wortgefechte und das banter waren aber klasse. Schade.

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