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Veröffentlicht am 18.02.2017

Spannend und für mich der beste Teil der Reihe

Böser Samstag
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Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja ...

Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja aus der Polizeiarbeit raushalten, aber ein alter Bekannter fordert von ihr einen Gefallen ein. Dabei geht es um einen Mord an der eigenen Familie, den vor 13 Jahren die damals 18jährige Hannah Doherty, begannen haben soll. Als Frieda die Frau in der Psychatrie besucht, ist sie entsetzt über den Zustand der Patientin. Sie wird misshandelt, mit Medikamente ruhig gestellt und wie ein Tier gehalten. Doch die Ärzte der Klinik und die Polizei sind sich einig: Die junge Frau sei psychisch gestört, gewalttätig und sicher die Täterin von damals. Frieda möchte den Fall neu aufrollen, doch die Polizei weigert sich und so handelt Frieda mal wieder auf eigene Faust. Karlsson kann ihr diesmal nicht dabei helfen, denn er liegt mit einem gebrochenem Fuß zuhause. Deshalb stellt er Frieda seine Kollegin Yvette zur Seite, die alles andere als erfreut ist. Frieda betritt bei ihrer Recherche gefährliches Terrain. Auch ihre alten Gegner, Polizeipräsident Crawford und Friedas größter Widersacher, Professor Hal Bradshow, sind nicht erfreut über ihre Schnüffeleien.

Gewohnt ruhig, wie die Bücher des Autorenpaares Nicci Gerard und Sean French sind, bleibt die Spannung im sechsten Band auf einem höheren Level als zuletzt. Die Doherty's erscheinen anfangs nach außen hin wie eine normale Familie, doch hinter der Fassade verbergen alle Familienmitglieder etwas - mit Ausnahme des kleinen Bruders von Hannah.
Der Leser macht sich gemeinsam mit Frieda Klein auf die Suche nach alten Beweismitteln und Unstimmigkeiten. Dabei helfen ihr ihre Nichte Chloe, Josef und auch Chloe's Exfreund Jack, der zurzeit in einer Sinnkrise steckt....

Wie auch schon in den Vorgängerromanen bemerkt, wirkt diese Reihe nicht wie ein Thriller, sondern wie ein klassischer englischer Krimi auf mich. Das stört keineswegs, denn auch die Protagonistin ist eine eher unkonventionelle Hobbydetektivin, die mit ihrem Bauchgefühl meistens richtig liegt. Mir ist Dr. Frieda Klein mittlerweile ans Herz gewachsen. Auch die atmosphärischen Beschreibungen von London finde ich immer wieder großartig. Wenn Frieda nachts durch die Straßen Londons wandert, hat das einen mystischen Touch. Trotzdem folgt der Leser gerne ihren Schritten und lernt die Stadt an der Themse einmal aus anderen Blickwinkeln kennen.
Auch unser alter bekannter Dean Reeve spielt wieder eine Rolle und Nicci French wartet am Ende des Buches mit einem echten Schockmoment auf!

Die Auflösung des Kriminalfalles finde ich nicht hundertprozentig gelungen, deswegen vergebe ich vier Sterne, obwohl "Böser Samstag" diesmal mit viel mehr Spannung aufwarten kann, als die letzten Bücher der Reihe.

Schreibstil:
Das Autorenpaar hat einen sehr ruhigen und detaillierten Schreibstil, mit dem sie eine besondere Atmosphäre in ihren Büchern aufbauen. Sicherlich trägt auch die wunderbare Beschreibung Londons dazu bei, ebenso wie die gut gezeichneten Charaktere, die ich mittlerweile alle liebgewonnen habe.

Fazit:
Der sechste Fall der Reihe wartet mit einer spannenden Geschichte und einem Schockmoment ganz am Ende auf. Für mich neben dem ersten Band das beste Buch der Reihe. Ich freue mich schon auf Band sieben und hoffe auf ein spannendes Finale.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Bäume sind Leben

Der Ruf der Bäume
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Dieser ruhige Roman der Bestsellerautorin Tracy Chevalier ("Das Mädchen mit dem Perlohrring", "Zwei bemerkenswerte Frauen") entfaltet sich erst so richtig, wie das Aroma bei einem Biss in einem Apfel. ...

Dieser ruhige Roman der Bestsellerautorin Tracy Chevalier ("Das Mädchen mit dem Perlohrring", "Zwei bemerkenswerte Frauen") entfaltet sich erst so richtig, wie das Aroma bei einem Biss in einem Apfel. Denn die Geschichte wirkt frühestens nach dem zuklappen des Buches so richtig nach....

Es ist das Jahr 1838 und die Staaten sind noch jung. James und Sadie Goodenough brechen Richtung Westen auf, um eine neue Heimat zu suchen. Doch schon beim Black Swamp in Ohio ist ihre Reise zu Ende, denn das morastige Land stoppt ihr weiterkommen. Eher unfreiwillig beginnen sie in den Sümpfen ihre Farm zu bauen und Apfelbäume zu setzen, denn das Gesetz besagt, dass jeder neue Siedler mindestens 50 Obstbäume pflanzen muss. James, der von eine Apfelplantage wie bei seinen Eltern träumt, möchte süße Tafeläpfel anpflanzen, während Sadie Mostäpfel bevorzugt. Dieses Thema wird zum ewigen Streitpunkt der Beiden, der sich auch durch die Hälfte des Romans zieht.

Anfangs fiel es mir nicht so leicht Seite um Seite über Äpfelsorten, dem Pflanzen und Veredeln zu lesen, denn James liebt seine Bäume und das unwirtliche Land macht es den Goodenoughs nicht gerade leicht. Das jährliche Sumpffieber rafft von zehn Kindern, die Sadie gebiert, fünf hinweg. Ihren Kummer ertränkt sie immer mehr im selbstgebrauten Apfelschnaps. Schläge und Züchtigungen an den Kindern, sowie Bosheiten von Sadie ihrem Mann gegenüber, stehen an der Tagesordnung. Die Familie zerfällt immer mehr. Einzig Robert liebt die Apfelbäume genauso wie sein Vater. Gemeinsam mit der sanften Martha versuchen sie die Familie zusammenzuhalten. Aber auch sie werden sie getrennt, als die Familie auf gewaltsamer Weise auseinanderbricht.....

Ein Zitat auf Seite 105 zeigt wie mühsam und ereignislos das Leben der Goodenoughs in Black Swamp abläuft:
"Das Leben war oft nur eine Wiederholung derselben Bewegungen in einer anderen Reihenfolge, je nach Tag und Ort"

Während man zu Beginn der Geschichte den verzweifelten Kampf einer Familie erlebt, die nichts weiter möchte, als sich den Landstrich auf dem sie leben, untertan zu machen und über die Runden zu kommen, stoppt die Handlung plötzlich und der Leser erlebt die Jahre 1840-1856 in einer Art Zeitraffer. Robert hat sich auf den Weg in den Westen gemacht und schreibt jedes Jahr rund um Silvester einen Brief nach Hause. So erfährt man in kurzen Rückblicken, dass Robert, getrieben durch die Suche nach seinen Wurzeln, in Kalifornien das erste Mal Gerüchte über Mammutbäume hört. Er folgt den Ruf der Redwoods, den riesigen Bäumen in Calaveras Grove...

Dieser Teil, der aus der Sicht von Robert erzählt wird, hielt mich gefangen und der Zauber der Mammutbäume ging auch auf mich über. Der junge Mann ist ein sehr sympathischer Charakter, der jedoch ein Getriebener ist. Er ist ewig auf der Suche und fühlt nur innere Ruhe bei seinen Bäumen. Robert tut sich schwer mit Nähe und den Menschen. Doch mit William Lobbs, einem englischen Pflanzensammler, findet er eine verwandte Seele. Gemeinsam sammeln sie Samen und Setzlinge, um diese in die egnlische Heimat von William Lobbs zu schicken....

Tracy Chevalier erzählt hier eine melancholische Geschichte über eine Familie, die an den Anforderungen der Gegend und ihren Träumen zerbricht. Dies ist die Zeit der ersten Besiedlungen und dem Goldrausch. Dieser spielt hier ebenfalls eine Rolle, allerdings eine kleine. Chevalier nimmt sich eindeutig der Natur, besonders den Bäumen, an und bringt uns im ersten teil die Apfelbäume und danach die Mamutbäume näher.
Das Drama rund um die Goodenoughs wühlt auf und dem Leser wird erst nach Beenden des Buches so richtig klar, welche interessante Geschichte die Autorin hier geschaffen hat, die noch lange nachwirkt.

Schreibstil:
Tracy Chevalier ist eine Meisterin der leisen Töne. Ihre Romane sind ruhig und vermitteln zwischen den Zeilen doch so viel. Der Aufbau der Geschichte irritiert zu Beginn etwas, vorallem als man an der Stelle mit den Briefen von Robert kommt, jedoch passen diese Passagen perfekt in den Roman. Die Beschreibungen sind lebendig und bildhaft. Ich konnte mir das karge Land. das Sumpfgebiet und auch die Mammutbäume in Kaliforninen sehr lebhaft vorstellen.

Am Beginn des Buches ist eine Karte der vereinigten Staaten anno 1850 zu finden. Auf den letzten Seiten finden sich noch eine Auflistung historisch belegter Personen wie William Lobbs und Johnny Appleseeds.


Fazit:
Ein ruhiger, einfühlsamer, aber auch melancholischer und rauer Roman, der über das schwere Leben der ersten Planwagensiedler im beginnenden 19. Jahrhundert erzählt und sich erst so richtig entfaltet, nachdem man das Buch zugeklappt hat. Wunderschön!

Veröffentlicht am 09.02.2017

Abenteuer auf hoher See

Der Korsar und das Mädchen
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USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers ...

USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers Meer in die alte Welt. Stafford, der englisch-spanisch stämmige Schiffseigentümer der "Santiago de Cuba", ist der Verlobte von Emily, und soll die beiden Frauen gut über den Atlantik bringen. Catherine soll ihre Schwester begleiten, denn auch für sie interessiert sich der Sohn eines englischen Lords, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hat. Wegen des andauernden Krieges fährt Stafford unter spanischer Flagge, jedoch gibt es Informationen, dass er amerikanische Kriegsgefangene nach England bringen will. Diesen Gerüchten soll der junge Leutnant zur See, Lennart Montiniere, auf den Grund gehen. Mit seiner Korvette "Silver Eagle" ist er auf geheimer Mission unterwegs und als sich Stafford weigert ihn an Deck zu empfangen, kapert Lennart das Schiff mit Emily, Catherine und dem Sklavenjungen First an Board. Catherine, die auf der Plantage wie ein Junge aufgezogen wurde und gemeinsam mit First fechten und reiten lernte, verkleidet sich als Junge und nennt sich Cato. Für die beiden Frauen wird es eine sehr stürmische Fahrt....

Als österreichische Landratte hatte ich anfänglich ziemliche Schwierigkeiten all die Begriffe, die mit dem Segeln und dem Schiff zu tun haben, zu verstehen. Die Autorin hat jedoch am Ende des Buches in einem Glossar viele dieser für mich unbekannten Ausdrücke erklärt. Ebenfalls ist eine Abbildung eines Segelschiffes mit den dazugehörigen Bezeichnungen zu finden. Dies erleichtert doch das Lesen ungemein.
Da ich erst vor kurzem den Piratenroman "Joli Rouge" gelesen habe, fühlte ich mich auf dem Meer schnell wieder wohl und verfolgte voller Spannung die abenteuerliche Fahrt der "Silver Eagle" samt seiner Mannschaft. Mit den Männern an Deck wurde man schnell vertraut und auch Emily und Cato finden ihren Platz. Während Catherine zuerst in der Schiffsküche schikaniert wird, darf sie später an Deck und wird bald unverzichtbares Mannschaftsmitglied. Oben in der Takelage fühlt sie sich wohl und so hat sie bald den Spitznamen "Äffchen" des Commanders. Lennart findet immer mehr Gefallen an dem flinken Jungen, der ihn immer mehr verwirrt. Catherine geht in ihrer Rolle als Schiffsjunge total auf und genießt alle Freiheiten. Doch auch sie fühlt sich immer mehr zu Lennart hingezogen....

Die bildhafte Darstellung des Lebens auf dem Schiff, die harte Arbeit und die totale Auslieferung der Männer an die Wetterlage, erzeugt eine sehr atmosphärische Stimmung. Und trotz der rauhen See bleibt auch die Romantik nicht auf der Strecke.
In der Mitte der Geschichte schlichen sich einige kleine Längen ein, da sich die Handlung etwas wiederholte bis einige unvorhersehbare Wendungen auftreten und die Spannungskurve wieder ansteigt. Besonders am Ende in Großbritannien gibt es einen Showdown, der die Seiten nur so dahinfliegen lassen und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Gut gefallen hat mir die Wandlung von Emily. Die zarte Südstaaten-Lady, die das komplette Gegenteil von der wilden Catherine ist, tritt aus ihren Schatten und hat bald eine ernstzunehmdene Aufgabe auf dem Schiff. Auch First fühlt sich auf der "Silver Eagle" wohl und hat als Beschützer ein Auge auf die beiden Frauen. Sämtliche Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und lebendig. Man schließt sie schnell ins Herz und fiebert mit ihnen mit. Das einzige "Negative" bei den Figuren ist die doch sehr ausgeprägte "schwarz/weiß Malerei". Es gibt bei den Charakteren kaum Grauschattierungen: entweder sie sind gut oder böse. Das ist schade!

Schreibstil:
Dies ist nicht mein erster Roman von Elisabeth Büchle und wird auch nicht mein Letzter sein ;) Der Schreibstil ist sehr flüssig und liest sich einfach wunderbar. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, der besonders mit scherzhaften Dialogen punktet. Die große Stärke sind die einzelnen Charaktere, die die Autorin zwar einseitig (gut/böse), aber sehr detailliert und lebendig zeichnet. Sie entwickeln sich weiter und treten oftmals aus ihrem Schatten.
Zu Beginn gibt es noch zwei Personenverzeichnisse (historische Personen und die Mannschaft der Silver Eagle) zur besseren Orientierung.

Fazit:
Ein atmosphärischer Abenteuerroman mit einer Prise Romantik und Spannung, interessantem historischen Hintergrund und einen Einblick in die Welt der Seefahrer. Ein wunderbares Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 24.01.2017

Georgia Reohe Teil 6

Blutige Fesseln
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Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte ...

Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte korrupt und schmierig zuzuordnen ist. Doch das viele Blut am Tatort ist nicht ident mit Dales Blutgruppe. Neben weiblichen Fußabdrücken entdeckt die Spurensicherung eine Waffe, die auf Wills Noch-Ehefrau Angie zugelassen ist und kurz darauf eine weitere schwer verletzte Frau. Der Tatort gibt der Polizei Rätsel auf, denn auch die Blutgruppe der verletzten Frau stimmt nicht mit der am Tatort überein. Wer ist hier Opfer und wer Mörder?
Das leerstehende und abbruchreife Gebäude in dem der Mord geschah, gehört Markus Rippy, einem Profibasketball-Spieler, der vor einem halben Jahr wegen Vergwaltigung angeklagt wurde. Will hatte diesen Fall damals verloren und nun scheint Rippy wiederum in das Geschehen verwickelt zu sein. Als eine weibliche, schlimm zugerichtete Leiche gefunden wird, denkt die Polizei, Angies Leiche vor sich zu haben. Was hatte sie mit Dale Harding zu schaffen? Und warum scheint sie gemeinsame Sache mit Rippys Helfershelfern gemacht zu haben?

Will wird wegen Befangenheit vom Fall abgezogen, doch niemand kann ihn aufhalten nach Angie zu suchen. Dies stellt auch die Beziehung zu Sara gewaltig auf die Probe, denn Angie ist mit allen Wasser gewaschen und zielt genau darauf ab, Sara zu quälen. Die Hintergründe zu den Morden sind diesmal relativ komplex und der Leser erfährt erst nach und nach in kleinen Häppchen, was Sache ist. Dabei verabsäumt Slaughter auch nicht falsche Fährten auszulegen und überraschende Wendungen einzubauen.
Wie gewohnt kommt auch die Gewalt und Brutalität nicht zu kurz. Besonders zum Ende hin gibt es eine Szene, die ich wirklich ekelerregnd fand.

Die altbekannten Charaktere wie Will, Sara und Angie, Faith und Amanda entwickeln sich auch in Band 6 weiter, wobei Faith diesmal im Hintergund bleibt. Auch die rauhe Amanda ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen, doch Angie wird wohl nie ein Sympathieträger für mich werden.

Wer die Vorgängerbände nicht kennt, hat bei Band 6 diesmal sicherlich keinerlei Schwierigkeiten sich zurechtzufinden, denn es werden viele Dinge aus Will's Vergangenheit angesprochen. Somit sollten auch Neueinsteiger kein Problem mit der Handlung haben. Trotzdem finde ich, dass man besonders bei Reihen, bei denen sich das Privatleben der Ermittler weiterentwickelt, die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.

Schreibstil:
Direkt, teilweise eher rau und sprachlich einfach, versetzt uns die Autorin auf gewohnte Weise in Spannung. Der Spannungsbogen nimmt in der Mitte etwas ab und die Geschichte ist relativ komplex. Trotzdem ist die Handlung intensiv und packend.

Fazit:
Ein packender Thriller aus der Feder von Karin Slaughter, der eine komplexe Story bietet und auch mit überraschenden Wendungen punkten kann. Der etwas stärkere Fokus auf das Privatleben von Will nimmt jedoch etwas Tempo aus der Handlung. Für Fans der Autorin natürlich wieder ein MUST READ!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Himmel über fremdem Land

Himmel über fremdem Land
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Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester ...

Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester älter aus, als sie in Wahrheit ist. Die arrangierte Ehe mit dem Sohn von Joseph Meindorff senior, einem großbürgerlichen Fabriksbesitzer, soll beiden Familien von Vorteil sein.
Zum Clan der Meindorffs gehören neben Tillas Bräutigam Joseph jun. auch Sohn Hannes, der eher das unbekümmerte Leben eines Großindustriellensohnes führt, bis er sich in die Arbeiterin Edith verliebt, sowie sein älterer Ziehbruder Philippe, das schwarze Schaf der Familie. Dieser kämpft als Offizier in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Trotzdem verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, denn Meindorff senior führt ein strenges Regiment in seinem Haus und ist ein wahrer Tyrann.
Auch Demy lebt sich nur schwer in Berlin ein. Als Gesellschafterin steht sie zwischen dem Personal und der Familie. Sie fühlt sich gänzlich fehl am Platz, nur mit Hannes verbindet sie mit der Zeit eine Freundschaft. Als Demy eines Tages die etwa gleichaltrige Lieselotte kennenlernt, sieht sie die andere Seite von Berlin, denn ihre neue Freundin lebt mit ihrer Familie im sogenannten Scheunenviertel in ärmlichsten Verhältnissen.

In St. Petersburg lebt die dritte Schwester, Anki van Campen, die als Kindermädchen in einer angesehenen russischen Adelsfamilie arbeitet. Sie fühlt sich wohl im Kreise der Familie, die mit der Zarenfamilie befreundet ist. Doch eines Abends lernt sie Grigori Jefimowitsch kennen, besser bekannt als Rasputin, der ihr riesige Furcht einflößt...

Meine Meinung:
Die bereits im Klappentext angeführten Schauplätze haben neben der Geschichte ebenfalls mein Interesse geweckt. Geschickt wechselt die Autorin von Berlin nach Windhuk oder St. Petersburg, wobei hier im ersten Band der russische Schauplatz etwas zu kurz kommt. Sehr interessant fand ich die Erzählungen aus Deutsch-Südwestafrika, wo Philippe sich in die Afrikanerin Udako verliebt und geplante Überfälle auf Diamantenfelder untersuchen soll. Noch ahnt er nicht, in welch großer Gefahr er schwebt.

Der Großteil der Geschichte spielt jedoch in Berlin, dem Dreh- und Angelplatz der Meindorffs. Was jedoch alle drei Stränge vereint ist der gesellschaftliche Unterschied und die bereits schwelende Unruhe des Arbeiterstandes gegen die Adeligen und Großbürger, sowohl in Deutschland, als auch in Russland. Ebenso ein Thema ist die startende Frauenbewegung. Es ist die Zeit der "Suffragetten" und Demys Freundin Lieselotte schließt sich den Aktivistinnen mit viel Engagement an. Auch die nicht standesgemäße Liebe der beiden jüngeren Meindorffsöhne birgt Konfliktpotential.

Elisabeth Büchle hat diese Themen hervorragend in die Geschichte einflechten lassen und sehr interessant beschrieben. Man spürt die Unruhe und Spannung....die Welt beginnt sich zu ändern. Neben den vielen neuen wissenschaftlichen Errungenschaften wollen auch die einfachen Leute ihr Leben nicht mehr hinnehmen.
Auch die Gefühlswelt der kleinen Demy wirkt sehr authentisch, die sich, obwohl umgeben von vielen Menschen im Hause Meindorff, schrecklich einsam fühlt.

Während zu Beginn des Romans der Leser in die Geschichte eingeführt wird und alle Personen und Schauplätze kennenlernt, schlich sich meiner Meinung nach in der Mitte eine kleine Länge in die Erzählung ein. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen von Demy und ihre Einführung in die Gesellschaft fand ich etwas langweilig. Im letzten Drittel steigt allerdings die Spannung rasant und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, bis ich das Buch mit einem Seufzen zugeschlagen hatte. Leider endete es mit einem etwas fiesen Cliffhanger, deswegen bin ich schon gespannt, wie die Trilogie weitergehen wird und welche Schicksalsschläge noch auf Demy, Tilla, Philippe, Hannes und Anki warten, denn der erste Weltkrieg steht noch vor der Tür....

Schreibstil:
Elisabeth Büchle schreibt sehr lebendig und einfühlsam. Es wurde gut recherchiert und viele historische Persönlichkeiten sind mit der fiktiven Geschichte verwoben.
Die Atmosphäre dieser Zeitepoche wurde von der Autorin wunderbar widergegeben. Man fühlt sich direkt vor Ort. Der Wechsel des Schauplatzes wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
Im Anhang befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Bewegender Auftakt einer Familiensaga, die mit interessanten Schauplätzen und Figuren punkten kann. Das rasante Ende und ein Cliffhanger lassen mich nun gespannt auf den nächsten Teil warten, den wir wieder gemeinsam lesen möchten.