Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2017

Die Königin der Blumen

Ein Sommer im Rosenhaus
0

Sandra, unsere Hauptprotagonistin, ist in meinem Alter und bereits verwitwet. Ihre beiden Kinder, Tine und Tom, sind flügge bzw. geht die Jüngste für ein Auslandsstudium in die USA.
Sandra steht vor einem ...

Sandra, unsere Hauptprotagonistin, ist in meinem Alter und bereits verwitwet. Ihre beiden Kinder, Tine und Tom, sind flügge bzw. geht die Jüngste für ein Auslandsstudium in die USA.
Sandra steht vor einem neuen Lebensabschnitt und nachdem auch ihre beste Freundin Ulrike einen neuen Job in Singapur annimmt, überlegt sie Hamburg zu verlassen. Vor Jahren hat sie mit ihrem Mann einen Urlaub auf Usedom verbracht und einen alten Rosengarten entdeckt, der der studierten Botanikerin noch immer im Kopf herumspukt. Als das Haus zum Verkauf steht, schickt sie ein Anbot und erhält den Zuschlag. Doch die Pflege und Erhaltung, der teilweise sehr alten und besonderen Rosenstöcke, bedarf besonderer Zuwendung und vorallem mehr als zwei Hände...

Sicherlich ist die Geschichte nicht unbedingt etwas Neues, doch Nele Jacobsen kann mit einigen überraschenden Wendungen und einem wunderbaren Schreibstil punkten. Man fühlt sich sofort wohl und heimisch; der Roman sprüht nur so voller Elan und den lebendigen Charakteren.
Die Hauptprotagonisten machen eine tolle Entwicklung durch. Sandra, die zu Beginn den großen Wunsch hat, sich ihren Traum zu erfüllen, bekommt große Zweifel, als sie das baufällige Haus und den riesigen Garten sieht. Die Einheimischen stecken ebenfalls voller Vorurteile gegenüber der Städterin und nicht alle sind Sandra gut gesonnen und der Bürgermeister hat berreits ganz andere Pläne im Sinn. Doch sie gibt nicht so schnell auf, denn auch der Rosengarten birgt ein kleines Geheimnis, das Sandras Neugierde weckt.

Die bildhaften Beschreibungen des ehemaligen Gärtnerhauses und des Rosengartens sind so bildhaft, dass man glaubt inmitten der Blumen zu stehen und deren betörenden Duft zu inhalieren. Man lernt so nebenbei mehr über die richtige Pflege, sowie über die Zucht der Rosen. Auch wenn man sich nicht für die Königin der Blumen interessiert oder generell nicht viel mit dem Gärtnern an Hut hat, ist man gefangen von den tollen Beschreibungen und der wunderbaren Atmosphäre.

Der Stern Abzug hat sich daraus ergeben, dass mir das Ende viel zu schnell abgehandelt wurde. Da geht es plötzlich ratz-fatz und es sind Monate vergangen. Auch hätte ich gerne mehr über die alte Geschichte von Theodor erfahren, der den Rosengarten angelegt hat und dessen große, unglückliche Liebe zu Johanna.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Nele Jacobsen ist mitreißend und lässt sich prima lesen. Man ist sofort in der Geshcichte und fühlt sich den Charakteren verbunden. Die Figuren sind direkt aus dem Leben gegriffen und auch der Humor kommt des öfteren nicht zu kurz.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Interessant sind die Erzählperspektiven, denn wir lesen nicht nur aus Sandras Sicht, sondern nehmen auch an den Gedanken von Julian teil...und die sind Sandra nicht immer positiv gestimmt.
Am Ende gibt es noch einige leckere Rosenrezepte, bei denen mir das Wasser im Mund zusammenlief.

Fazit:
Ein wunderbarer Wohlfühlroman, der mit überraschenden Wendungen punktet und interessante Details über die Rosenzucht beinhaltet. Die Charaktere sind lebendig, die Beschreibungen sehr bildhaft. Nur das Ende war mir etwas zu abrupt, sodass ich leider einen Stern abziehen muss.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Wichtiges Zeitzeugnis

Der letzte Überlebende
1

Die Überlebenden werden immer weniger, denn seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sind mittlerweile fast 72 Jahre vergangen und bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Umso wichtiger ist es, Geschichten ...

Die Überlebenden werden immer weniger, denn seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sind mittlerweile fast 72 Jahre vergangen und bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Umso wichtiger ist es, Geschichten wie diese aufzuschreiben und zu dokumentieren.

Sam Pivnik lässt uns in "Der letzte Überlebende" an einem Stück Weges seines Lebens teilhaben, welches sich mit 13 Jahren für ihn radikal änderte. Aufgewachsen als Sohn eines Schneiders, lebte er mit seinen Geschwistern in der jüdischen Gemeinde Bedzin im westlichen Polen. Es gab keine Anfeindungen im Dorf; christliche und jüdische Polen lebten friedlich zusammen. Doch mit dem Tag der deutschen Invasion ändert sich das beschauliche Leben der Juden in Bedzin schlagartig. Sam, der damals noch Szlamek hieß, und seine Familie werden, wie so viele andere Juden, zuerst ins Ghetto deportiert und danach nach Ausschwitz gebracht....

Ich habe bereits einige Bücher über den Holocaust und Ausschwitz gelesen und besonders empfehlen kann "Das Lachen und der Tod" von Pieter Webeling
"Der letzte Überlebende" hat mich leider nicht ganz so berührt, wie dieser Roman, obwohl dieses Buch eine Biografie ist. Vielleicht liegt es daran, dass vieles doch eher eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist. Und trotzdem ist man sprachlos, wenn man liest, wie oft Sam dem Tod von der Schaufel gesprungen ist. Oftmals entschied nur eine weitere Selektion zwischen Leben und Tod. Das beginnt bereits bei der Ankunft im berüchtigten Konzentrationslager von Ausschwitz, wo Mengele höchstpersönlich das Schicksal der Menschen bestimmte: links gings in die Gaskammer, rechts in die Arbeitsbaracken. Pivnik merkt schnell, wie willkürlich man hier über Tod und Leben entscheidet. Er lernt nicht aufzufallen und den Kopf stets gesenkt zu halten. Nach Ausschwitz kommt er nach Fürstenberg ins Arbeitslager, wo er den berüchtigen Todesmarsch nach Holstein antritt...

Interessant fand ich, wie langsam alles vonstatten ging, als der Krieg für beendet erklärt wurde. Immer wieder liest man vom Eintreffen der Alliierten, die die KZ-Häftlinge befreiten. Doch Sam Pivnik wurde auch danach noch von SS-Männern festgehalten und anschließend auf die Cap Arcona gebracht, die ausgerechnet von den Befreiern bombadiert wurde und so Tausende von Juden, die eigentlich bereits in Freiheit waren oder sein sollten, irrtümlich töteten. Was für eine Tragödie!

Die Kapitel in Palästina fand ich nicht ganz so interessant und irgendwie ist es verstörend zu lesen, dass junge Männer, die gerade noch überlebt hatten, wieder in den Krieg geschickt wurden - diesmal als israelische Soldaten. Am Ende besuchte Pivnik noch seine alte Heimat im Westen von Polen und war erschüttert, dass der Hass gegenüber den Juden noch bis heute spürbar ist.
Ein Buch, das leider wieder sehr aktuell wird und das man gelesen haben sollte. Auch als Schullektüre kann ich diese Geschichte empfehlen, denn die wirklichen Zeitzeugen werden immer weniger.

Schreibstil:
Pivnik ist natürlich kein Autor und die Erzählung fand ich manchmal etwas sachlich. Jedoch war es für ihn sicher nicht einfach, all diese Dinge noch einmal zu erleben und die Gefühle laufen zu lassen. Ich finde es wunderbar, dass er uns an seiner Überlebensgeschichte teilhaben lässt und diese für die kommenden Generationen als Mahnung niedergeschrieben hat.

In der Mitte des Buches findet man einige Bilder von Sam Pivnik und seiner Familie, Fotos aus Ausschwitz und später aus Palästina und London.

Cover:

links das polnische Cover mit dem eisernen Tor am Eingang von Auschwitz, rechts das englischsprachige mit dem Foto von Sam Pivnik, kurz bevor er nach Palästina kam.

Den deutschen Titel finde ich irreführend und nicht unbedingt gut gewählt, denn Pivnik ist weder der letzte Überlebende, noch der Einzige in seiner Familie. Da passt der englische "Survivor" (Überlebender" viel besser.

Fazit:
Ein bewegendes und schockierendes Zeitzeugnis, das uns als Mahnung dienen sollte. Es ist wichtig diese Geschichten aufzuschreiben und zu dokumentieren, denn viele Überlebende dieser Zeit gibt es nicht mehr.... Für Schulen geeignet und für Leser, die sich für dieses Stück Geschichte interessieren!

Veröffentlicht am 06.03.2017

Ein bewegender All Age Roman zum Thema Blindheit

Alles, was ich sehe
0

Dieses Jugendbuch aus den Königskinder Verlag fiel mir immer wieder auf diversen Blogs ins Auge. Die sehr positiven Bewertungen überzeugten mich das Buch aus meiner Bücherei mitzunehmen.

Zu Beginn tat ...

Dieses Jugendbuch aus den Königskinder Verlag fiel mir immer wieder auf diversen Blogs ins Auge. Die sehr positiven Bewertungen überzeugten mich das Buch aus meiner Bücherei mitzunehmen.

Zu Beginn tat ich mir allerdings ein bisschen schwer mit der Geschichte und der mir zuerst eher unsympathischen Protagonistin Maggie. Diese hat durch eine Gehirnhautentzündung ihr Augenlicht verloren und leidet natürlich sehr darunter. Sie beginnt sich von ihren Freundinnen abzusondern und auch die Beziehung zu ihren Eltern wird unterkühlter und schwieriger.
Nach einem Sturz, bei dem sich Maggie den Kopf schlimm angeschlagen hat, sieht sie plötzlich einen kleinen Jungen namens Ben. Ihr Sichtfeld beschränkt sich allerdings auf den Zehnjährigen, den sie in einer Art Schein wie von einer Glühbirne sieht. Maggie ist glücklich wieder Farben sehen zu können und beginnt zwar die Sache zu hinterfragen, jedoch will sie an ihrem Glück, zumindest einen kleinen Teilausschnitt sehen zu können, wenn Ben in ihrer Nähe ist, solange wie möglich teilhaben. Und die Freundschaft mit Ben tut Maggie wirklich gut, denn der kranke Junge, der an einer schweren Rückenmarksverletzung (Spina bifida) leidet und nur mit Schwierigkeiten laufen kann, bereichert Maggies Leben. Seine positive Lebenseinstellung, seine altklugen Kommentare und sein sonniges Gemüt erobern nicht nur unsere Hauptprotagonistin, sondern auch den Leser. Und dann ist er noch der Bruder von Mason, dem Sänger von Maggies Lieblingsband. Dieser ignoriert Maggie allerdings total, da er glaubt sie spiele ihm ihre Blindheit nur vor......
Was es damit auf sich hat, dass Maggie nur Ben sehen kann und warum, dass müsst ihr selbst herausfinden!

Ich war zuerst etwas skeptisch und mag fantastische Stränge (deshalb wird der Roman auch unter "Fantasy" geführt!) in "normalen" Romanen nicht so gerne, aber nach den ersten 80 Seiten hat auch mich die Geschichte gepackt. Das liegt aber vorallem an den wunderbar dargestellten Protagonisten. Mit Ben hat die Autorin einen einzgartigen Charakter entworfen, der sich in jedes Herz einschleicht. Der kleine Junge ist nicht nur altklug und neugierig, seine überschwängliche Art und sein Sinn für Humor ist wirklich außergewöhnlich beschrieben. Und für Maggie wird Ben im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick in ihrem Leben.
Auch Maggie wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer. Mit ihrer sarkastischen und unverblümten Art eckt sie bei vielen Mitmenschen an und igelt sich ein. Durch Ben lernt sie ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und macht im Laufe der Geschichte eine sehr positive Wandlung durch.

Die kleine Liebesgeschichte müsste nicht unbedingt sein, aber ich kann verstehen, dass es besonders für junge Mädchen ein Anreiz sein könnte zu diesem Buch zu greifen. Musiker oder ein angehender Rockstar sind auf jeden Fall ein sehr beliebtes Thema, welches auch bei älteren Frauen ab und an zieht ;)

Die Autorin hat es wunderbar geschafft die Probleme von blinden Menschen für uns Sehende begreiflich zu machen. Das beginnt mit dem überqueren einer Straße, den bösen Gehsteigkanten, den richtigen Bus zu finden und generell sich im normalen Leben einzugliedern, was nicht einfach ist. So spricht diese Geschichte den Leser auf viele Arten an. Es ist eine gelungene Mischung aus ernsten und schwierigen Themen, die mit einer kleinen Prise Sarksamus und Humor und dem wichtigen Thema Freundschaft, das richtige Lesefeeling bringt. Ein wunderbarer All Age Roman für Mütter und Töchter.

Schreibstil
Wie bereits oben erwähnt, lebt der Roman von den facettenreichen Figuren, die Marci Lyn Curtis mit sehr viel Herzblut erschaffen hat. Sie sind lebendig und haben Ecken und Kanten. Der Schreibstil ist flüssig und jugendlich leicht, trotz der manchmal schwereren Themen. Maggie erzählt aus der Ich-Perspektive und lässt uns unmittelbar an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Fazit:
Ein bewegender All Age Roman mit einem Schuss Fantasy, der vorallem von den facettenreichen Figuren lebt und das Thema Blindheit sehr gut beschreibt. Für alle Altersstufen zu empfehlen!

Veröffentlicht am 27.02.2017

Wie perfekt möchtest du sein?

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
0

Ziemlich gespannt war ich auf Cecilia Aherns Versuch in der Jugendystopie Fuß zu fassen. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, dem kann ich sagen, dass es ihr gelungen ist!
Bis jetzt habe ich (fast) alle ...

Ziemlich gespannt war ich auf Cecilia Aherns Versuch in der Jugendystopie Fuß zu fassen. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, dem kann ich sagen, dass es ihr gelungen ist!
Bis jetzt habe ich (fast) alle Bücher der Autorin gelesen, die ja einem anderen Genre zuzuordnen sind. Manche haben mir sehr gut gefallen, manche weniger gut. Bei ihr ist man nie sicher, was man als nächstes in den Händen halten wird....
Mit "Flawed - wie perfekt willst du sein?" hat sie zwar nicht etwas vollkommen Neues erfunden, aber ich finde den Auftakt der Dilogie gelungen.

Die 17jährige Celestine lebt mit ihren Eltern und Geschwistern im fiktiven Ort Humming. In ihrer Welt gibt es nur zwei Kategorien von Menschen: die Perfekten und die Fehlerhaften. Letztere werden gebranntmarkt und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Die fünf Stellen, an denen das "F" für fehlerhaft eingebrannt wird, sagen aus, welche Fehler diese Menschen begangen haben: die Schläfe bei falschen Entscheidungen; die Zunge, wenn sie lügen; die rechte Fußsohle bei gesellschaftlich inakzeptablem Verhalten, die rechte Handfläche, wenn die Gesellschaft bestohlen wurde und die Brust direkt über dem Herz, wenn man sich gegenüber der Gilde illoyal verhalten hat. Außerdem werden sie mit einer Armbinde gekenntzeichnet und ihnen werden sogenannte Whistleblower als eine Art Aufpasser zur Seite gestellt. Fehlerhafte müssen sich strengen Kontrollen unterziehen und auf jeden Luxus verzichten. Manche Dinge finde ich gar nicht so weit hergeholt, wie die Armbinde, die damals auch die Juden kenntzeichnete. Deshalb bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob man diese Geschichte wirklich als Dystopie einstufen kann, denn manchmal sind wir gar nicht so weit von der Realität entfernt.....

Celestine ist anfangs ein Mädchen, das sich dem System und der Gilde perfekt fügt. Sie ist hübsch, eine Musterschülerin und hat jede Menge Freunde. Außerdem ist sie mit Art, dem Sohn von Richter Crevan befreundet, dem Anführer der Gilde. In ihren Augen sind die Fehlerhaften zurecht von der Gesellschaft ausgeschlossen. Als jedoch ihre Nachbarin und Klavierlehrerin abgeholt und als fehlerhaft gekenntzeichnet wird, weil sie ihrer todkranken Mutter im Ausland Sterbehilfe geleistet hat, beginnt Celestine sich das erste Mal Gedanken zu machen, ob dieses Vergehen und die Bestrafung gerechtfertigt ist. Und kurz darauf macht sie selbst einen folgenschweren Fehler, der aus der perfekten Schülerin mit einer strahlenden Zukunft eine Fehlerhafte macht, an der der ehemalige Freund der Familie ein grausames Exempel startet....
Nachdem die Figuren alle vorgestellt sind, legt Ahern ein rasantes Tempo vor. Man ist sehr schnell in der Geschichte drinnen und nach den ersten hundert Seiten in der Handlung gefangen. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Der Plot ist nicht ganz neu, trotzdem lässt Ahern einige frischen Ideen einfließen. Die Medien und die Überwachung spielen ebenso eine zentrale Rolle, wie die Moral und das brutale Vorgehen gehen alle, die sich nicht dem System beugen. Das Thema Ausgrenzung und Mitleidlosigkeit sind die zentralen Anliegen der Autorin, die sie gewohnt souverän anspricht.

Charaktere:
Während Celestine zu Beginn eine perfekte junge Frau ist, die sich ohne groß nachzudenken dem System anpasst, fand ich ihr plötzliches Umdenken etwas zu schnell. So wirkt es ein bisschen unglaubwürdig, denn eigentlich ist ihre ältere Schwester Juniper diejenige, die so einiges am System hinterfragt.
Trotzdem macht Celestine im Laufe des Romans eine große Wandlung durch. Zu Beginn handelt sie oft unüberlegt und leichtfertigt, sie ist priviligiert und oberflächlich. Celestine kann einfach nicht glauben, wozu Richter Crevan und die Gilde fähig sind. Verlassen von den Menschen, von denen sie dachte, dass sie ihre besten Freunde sind, gewinnt sie nach und nach an Stärke und wird ungewollt zur Heldin.
Die Nebencharaktere sind unterschiedlich gut beschrieben. Manche bleiben blass und ich konnte mir nicht wirklich ein Bild von ihnen machen, andere sind haben Ecken und Kanten. Besonders mochte ich Celestines Großvater, der ein Gegener des Systems, aber kein als fehlerhaft gekenntzeichneter Mensch ist. Er hilft Celestine, wo er nur kann und unterstützt sie, ohne ihr etwas aufzuzwingen. Am interessantesten ist natürlich Carrick, der "Bad Boy", der in Band Eins noch undurchschaubar bleibt ;), aber bereits Celestines Sympathie besitzt.

Schreibstil:
Wenn nicht Cecilia Ahern draufstehen würde, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass diese Autorin hinter der Geschichte steckt. Wenn man sich aber näher mit dem Aufbau, dem Schreibstil und der Aussage des Romans beschäftigt, entdeckt man doch viele Parallelen zu ihren anderen Büchern. Ihr Schreibstil lässt sich immer gut lesen und ihre Bücher stecken voller Lebensweisheiten, die sich hinter den Zeilen verstecken. In ihrem Jugendbuch entdeckt man aber auch eine "härtere" Seite der Autorin.


Fazit:
Ein spannender erster Teil der Dilogie, der mich fesseln konnte und Lust auf Band 2 macht. Einige Fragen sind noch unbeantwortet, manche Personen noch zu blass, aber ich hoffe auf eine baldige Antwort darauf und freue mich auf "Perfect", das ich hoffentlich bald lesen kann. Cecila Ahern überzeugt auch in einem für sie ungewohnten Genre und ließ mich als zufriedenen Leser zurück.

Veröffentlicht am 18.02.2017

Spannend und für mich der beste Teil der Reihe

Böser Samstag
0

Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja ...

Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja aus der Polizeiarbeit raushalten, aber ein alter Bekannter fordert von ihr einen Gefallen ein. Dabei geht es um einen Mord an der eigenen Familie, den vor 13 Jahren die damals 18jährige Hannah Doherty, begannen haben soll. Als Frieda die Frau in der Psychatrie besucht, ist sie entsetzt über den Zustand der Patientin. Sie wird misshandelt, mit Medikamente ruhig gestellt und wie ein Tier gehalten. Doch die Ärzte der Klinik und die Polizei sind sich einig: Die junge Frau sei psychisch gestört, gewalttätig und sicher die Täterin von damals. Frieda möchte den Fall neu aufrollen, doch die Polizei weigert sich und so handelt Frieda mal wieder auf eigene Faust. Karlsson kann ihr diesmal nicht dabei helfen, denn er liegt mit einem gebrochenem Fuß zuhause. Deshalb stellt er Frieda seine Kollegin Yvette zur Seite, die alles andere als erfreut ist. Frieda betritt bei ihrer Recherche gefährliches Terrain. Auch ihre alten Gegner, Polizeipräsident Crawford und Friedas größter Widersacher, Professor Hal Bradshow, sind nicht erfreut über ihre Schnüffeleien.

Gewohnt ruhig, wie die Bücher des Autorenpaares Nicci Gerard und Sean French sind, bleibt die Spannung im sechsten Band auf einem höheren Level als zuletzt. Die Doherty's erscheinen anfangs nach außen hin wie eine normale Familie, doch hinter der Fassade verbergen alle Familienmitglieder etwas - mit Ausnahme des kleinen Bruders von Hannah.
Der Leser macht sich gemeinsam mit Frieda Klein auf die Suche nach alten Beweismitteln und Unstimmigkeiten. Dabei helfen ihr ihre Nichte Chloe, Josef und auch Chloe's Exfreund Jack, der zurzeit in einer Sinnkrise steckt....

Wie auch schon in den Vorgängerromanen bemerkt, wirkt diese Reihe nicht wie ein Thriller, sondern wie ein klassischer englischer Krimi auf mich. Das stört keineswegs, denn auch die Protagonistin ist eine eher unkonventionelle Hobbydetektivin, die mit ihrem Bauchgefühl meistens richtig liegt. Mir ist Dr. Frieda Klein mittlerweile ans Herz gewachsen. Auch die atmosphärischen Beschreibungen von London finde ich immer wieder großartig. Wenn Frieda nachts durch die Straßen Londons wandert, hat das einen mystischen Touch. Trotzdem folgt der Leser gerne ihren Schritten und lernt die Stadt an der Themse einmal aus anderen Blickwinkeln kennen.
Auch unser alter bekannter Dean Reeve spielt wieder eine Rolle und Nicci French wartet am Ende des Buches mit einem echten Schockmoment auf!

Die Auflösung des Kriminalfalles finde ich nicht hundertprozentig gelungen, deswegen vergebe ich vier Sterne, obwohl "Böser Samstag" diesmal mit viel mehr Spannung aufwarten kann, als die letzten Bücher der Reihe.

Schreibstil:
Das Autorenpaar hat einen sehr ruhigen und detaillierten Schreibstil, mit dem sie eine besondere Atmosphäre in ihren Büchern aufbauen. Sicherlich trägt auch die wunderbare Beschreibung Londons dazu bei, ebenso wie die gut gezeichneten Charaktere, die ich mittlerweile alle liebgewonnen habe.

Fazit:
Der sechste Fall der Reihe wartet mit einer spannenden Geschichte und einem Schockmoment ganz am Ende auf. Für mich neben dem ersten Band das beste Buch der Reihe. Ich freue mich schon auf Band sieben und hoffe auf ein spannendes Finale.