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Veröffentlicht am 15.12.2020

Hier bleibt nicht viel Zeit zum Luftholen ... sehr spannend und anschaulich ...

Das doppelte Gesicht
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Mit „Das doppelte Gesicht“ hat die Autorin Heidi Rehn einen tollen Serienauftakt hingelegt. Die Thematik ist natürlich nicht neu, wie sollte sie auch? Es muss schwer gewesen sein im ausgebombten München ...

Mit „Das doppelte Gesicht“ hat die Autorin Heidi Rehn einen tollen Serienauftakt hingelegt. Die Thematik ist natürlich nicht neu, wie sollte sie auch? Es muss schwer gewesen sein im ausgebombten München nur wenige Monate nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, ein Krieg der nicht nur äußerliche, sondern auch tiefliegende innere Spuren hinterlassen hat. Viele Menschen haben alles verloren, leider Hunger und hausen ohne feste Bleibe. Doch es gibt auch die „Gewinner“, wie sie sich selbst bezeichnen. Drei strahlende Kriegsheimkehrer, die zu intakter Bleibe mit intaktem Körper heimkehren. Und genau hier lernen wir Billa Löwenfeld kennen, die mutige Kriegsreporterin, die den Weg zurück in die alte Heimat wagt. Schnell stellt sie fest, dass der von ihr angenommene Job wohl ein wenig größer ist als erwartet, denn ihr Interviewpartner kann nicht mehr reden, er ist tot. Und genau jetzt erscheint nun auch der zweite Hauptcharakter, der angehende junge Kommissar Emil Graf. Doch man merkt, die Amerikaner haben im Moment das Sagen in der bayrischen Hauptstadt und das ist auch gut so, denn zu viel Schuld haben doch nicht wenige Deutsche auf sich geladen und einige sind immer noch nicht bereit, das einzugestehen. Sowie Billa als auch Emil haben Glück und jeweils eine Art Mentor, ja vielleicht sogar Protektor auf der amerikanischen Seite gefunden. So gehen sie nun gemeinsam und auch wieder nicht auf die Mörderjagd. Doch sie sollten sich beeilen, denn es bleibt nicht lange bei dem einen Toten …

Mal wieder hatte ich das Glück an einer wunderbaren Leserunde, die von der Autorin selbst sehr ausdauernd und aktiv begleitet wurde, teilnehmen zu dürfen. Mit dem doppelten Gesicht hat sie es geschafft nicht nur einen Kriminalroman zu schreiben, dessen Spannungsbogen durchgängig hochgehalten wurde und somit stets zum Weiterlesen animierte, nein, sie hat es auch geschafft, den Leser am Leben im zerbombten München fast live teilhaben zu lassen. Besonders die rasanten Autofahrten aber auch das amerikanische Geschehen machten ihn für mich direkt zu einem Event, das ich mit dem nächsten Teil sehr gerne wiederholen möchte. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, denn ganz zum Schluss dieses Buchs kommt ja noch ein Überraschungsgast zu Tage … ich befürchte, hier liegen bald Freund und Leid ganz nah beieinander. Liebe Heidi, von mir bekommst du die vollen fünf von fünf Sternchen und eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Smyrna ... ein tragisches Schicksal vor hundert Jahren ...

Das Haus der Granatäpfel
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WOW! Was für ein Werk die Autorin Lydia Conradi da kreiert hat. Ich bin total begeistert und überwältigt! Ein beeindruckender Roman rund um Smyrna – das heutige Izmir – und seine Geschichte. Der Roman ...

WOW! Was für ein Werk die Autorin Lydia Conradi da kreiert hat. Ich bin total begeistert und überwältigt! Ein beeindruckender Roman rund um Smyrna – das heutige Izmir – und seine Geschichte. Der Roman dreht sich in buntem Treiben um die beiden Hauptprotagonisten Klara und Sevan, die wir von jungen Jahren an begleiten dürfen. Klara hat das biedere Leben als Einzelkind einer betuchten Familie satt. Sie will ausbrechen, sie will etwas erleben und von der Welt sehen und dafür bietet sich eine Heirat mit dem schüchternen und netten Peter Delacloche mehr als an. Peter nimmt sie nach zu seiner reichen Familie nach Smyrna, doch dort wird sie leider nicht mit offenen Armen empfangen. Zu eng sind die Delacloche Familienbande verknüpft, als dass sie der deutschen jungen Frau Raum in ihren Reihen freimachen würden. Doch Klara lässt sich nicht unterkriegen und greift dabei nicht gerade zu moralisch einwandfreien Mitteln … im zweiten Erzählstrang dürfen wir Teil der wundersamen Entwicklung von Sevan werden. Sevan, der kleine armenische Junge aus der Provinz, der als Kind gemobbt und gehänselt wird. Sevan „Kann-nicht“ ist noch eine der netteren Bezeichnungen. Doch er bekommt eine großartige Chance – ausgerechnet von Klaras Vater – und straft sie alle Lügen, die missgünstigen Spötter ...

Doch dieser Roman ist so viel mehr als eine Familien- oder gar Beziehungsgeschichte. Lydia Conradi nimmt ihre Leser mit und entführt sie tief ins Osmanische Reich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Was nach außen hin zuerst wie das Paradies auf Erden anmutet, in dem alle Völker friedlich zusammenleben können, entpuppt sich schnell als Farce. Der 1912/13 geführte Erste Balkankrieg in dem die jungen Nationalstaaten Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland das Osmanische Reich angriffen, führt dazu, dass es den Großteil seiner Territorien auf der Balkanhalbinsel verliert. Schnell folgt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und Deutschland überredet den Sultan auf seiner Seite zu kämpfen. Auf einmal finden sich Familienmitglieder, Freunde und Bekannte auf unterschiedlichen Seiten der Schlacht und ein grausames Gemetzel nimmt seinen Lauf.

Ich fand mich beim Lesen schnell in der Geschichte gefangen, ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Sehr anschaulich ist das Bild, das Lydia Conradi zeichnet. Fast spürt man die Wärme Smyrnas, atmet man die Düfte der Basare ein und lauscht man dem Glasharmonikaspiel junger Mädchen. Der Roman hat mich viel Geschichte gelehrt und mich mal wieder dazu animiert noch ein wenig weiter zu forschen. Vielen Dank, liebe Lydia für diesen Ausflug in eine fremde Welt vor hundert Jahren, die so glücklich sein wollte und am Ende doch so kläglich gescheitert ist … Von mir gibt es ein unbedingte Leseempfehlung und für die Bewertung natürlich die volle Punktzahl! Lydia Conradi, auch bekannt als Charlotte Lyne, Carmen Lobato und Charlotte Roth – ein Schreibtalent, das man sich unbedingt merken muss!

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Warme Gefühle in klirrender Kälte ...

Weihnachten am Ku'damm
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Hach, was war das schön, mal wieder die mir sehr liebgewonnene Familie Thalheim sehen zu dürfen. Wir treffen sie im kalten Jahrhundertwinter im Jahr 1945/46 im kriegsgeschädigten Berlin. Die Zeiten sind ...

Hach, was war das schön, mal wieder die mir sehr liebgewonnene Familie Thalheim sehen zu dürfen. Wir treffen sie im kalten Jahrhundertwinter im Jahr 1945/46 im kriegsgeschädigten Berlin. Die Zeiten sind schwer für alle, doch die drei Mädels müssen feststellen, dass sie noch relativ privilegiert leben. Dem kleinen Erich, den sie ausgehungert und ausgekühlt in der Stadt stromernd finden, steht das Wasser bis zum Hals. Was ist geschehen, wo sind seine Eltern? Langsam, aber sicher fasst er Vertrauen, nachdem er liebevoll von den Thalheims aufgenommen wurde. Wird sich alles zum Guten wenden?
Ich musste beim Lesen dieser wunderbaren Geschichte trotz der Tragik öfter Schmunzeln. Ich wusste ja, was sich alles noch im Leben der Thalheims so ereignen würde. Fast kam ich mir vor wie ein Zeitreisender mit dem Wissen von heute, der in der Vergangenheit gelandet ist. Aber dann war es auch ein wenig wie Heimkommen in den Schoß der Familie, die noch viele Prüfungen bestehen muss, die aber immer wieder bereit ist zu teilen und sich zu kümmern. Man muss sie einfach mögen und du, liebe Brigitte, hast mir mit dem Buch einen kleinen Weihnachtswunsch erfüllt, wofür ich dir sehr danken möchte. Gerne spreche ich hierfür eine hundertprozentige Leseempfehlung aus, würde jedoch gleichzeitig dazu raten – so noch nicht geschehen – vorab wenigsten Band eins der Ku’damm Trilogie zu lesen, zum besseren Verständnis. Von mir gibt es für diese ans Herz gehende Weihnachtsgeschichte die volle Punktzahl. Alle die meinen, das Weihnachtsfest 2020 wird eines der Härtesten, das sie je erlebt haben, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es wird so manches in die richtige Perspektive setzen …

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Im Scheunenviertel ... dem Kiez der armen Schlucker ...

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Auch dieser zweite Teil der Trilogie um die patente Hebamme Fräulein Hulda Gold hat mir mal wieder ausgesprochen gut gefallen. Bestimmt lag es mit daran, dass Anna Thalbach der jungen Hulda Leben eingehaucht ...

Auch dieser zweite Teil der Trilogie um die patente Hebamme Fräulein Hulda Gold hat mir mal wieder ausgesprochen gut gefallen. Bestimmt lag es mit daran, dass Anna Thalbach der jungen Hulda Leben eingehaucht hat. Sie hat schon ein unheimliches Sprachtalent, das sie in „Scheunenkinder“ ganz phantastisch rüber bringt.
Wieder einmal entführt uns Anne Stern mit ihrem Roman ins Berlin der Zwanziger Jahre. Die Polizei hat gerade alle Hände voll zu tun, denn es scheinen Kinderhändler am Werk zu sein, die gerade die ärmeren Gegenden unsicher machen. Immer wieder verschwinden Kinder auf nimmer Wiedersehen und es schaudert einem bei dem Gedanken daran, was mit ihnen geschehen sein mag. Auch Hulda wird damit konfrontiert, nachdem sie im Scheunenviertel – das eigentlich gar nicht in ihr gewöhnliches Revier fällt – einem gesunden Baby auf die Welt hilft, das wenige Tage später verschwunden ist. Da die Familienverhältnisse in der jüdischen Familie nicht zum Besten stehen, werden die Kinderhändler und das verschwundene Neugeborene zuerst nicht in Verbindung gebracht, doch der Verdacht scheint sich langsam zu erhärten …
Neben dem Kriminalfall kommen natürlich auch persönliche Beziehungen nicht zu kurz. So kommt dann schnell ans Licht, dass die Beziehung zwischen dem Cafébesitzer Felix Winter und seiner Angetrauten nicht wirklich auf Rosen gebettet zu sein scheint, dafür kommen sich Hulda und ihr Kriminalkommissar Karl North immer wieder ein Stückchen näher, wenn sie auch bei Weitem nicht immer einer Meinung sind.
Das Buch endet mit einem wunderbaren Cliffhanger, zu dem ich Hulda alle Daumen drücke und mich deshalb schon riesig auf Teil drei freue. Von mir mit der Stimme von Anna Thalbach eine absolute Hörempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Das muss erstmal einer nachmachen ...

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Was für ein Leben! Wie interessant, tragisch, mutig … ach Marie „Mania“ Slodowska Curie war wirklich eine ganz besondere Frau. Ihr Leben lang war sie getrieben von dem Wunsch zu forschen, wofür sie schließlich ...

Was für ein Leben! Wie interessant, tragisch, mutig … ach Marie „Mania“ Slodowska Curie war wirklich eine ganz besondere Frau. Ihr Leben lang war sie getrieben von dem Wunsch zu forschen, wofür sie schließlich auch erfolgreich mit nicht nur einem, sondern gleich zwei Nobelpreisen ausgezeichnet wurde. Doch leicht wurde es ihr nicht gemacht. Schon in ihrem Heimatland Polen, durfte das Streben nach Bildung und Weiterbildung oft nur im Untergrund stattfinden und selbst später in Paris nahm sie niemand ernst. Im Gegenteil, man legte ihr Steine in den Weg, die sie – später zusammen mit ihrem geliebten Mann Pierre Curie – tapfer zur Seite rollte.

Geschickt weiß die Autorin Susanna Leonard diese spannende Lebensgeschichte in Szene zu setzen. Sie lässt Marie Curie am Tag der Hochzeit ihrer ältesten Tochter auf junge Frauen treffen, die selbst ein wenig Aufmunterung und Weisheit gebrauchen können. Uns so rollt sie ihr Leben Schicht um Schicht vor eben diesen Frauen und dem Leser auf, woraus eine bewegende Reise durch die Vergangenheit ihren Lauf nimmt. Sehr gut gefallen hat mir, dass wirklich ihr ganzes Leben erzählt wurde und nicht - wie so oft in dieser Art Romanbiografien - ein gewisser Lebensabschnitt herausgepickt wurde. Wie viel besser lernt man sie zu verstehen, wenn man ihre Kindheit und Jugend in Polen „miterlebt“ hatte. Wie viel besser versteht man ihre ursprüngliche Aversion gegenüber einer Bindung an einen Mann, wenn man ihre erste tragische Liebesgeschichte mit erleiden durfte.

Liebe Frau Leonard, was für ein gelungenes Debut Sie uns da präsentiert und sich selbst damit einen Traum erfüllt haben. Ich hoffe, wir bekommen noch mehr aus Ihrer talentierten Feder zu lesen.

„Träume dir dein Leben schön, und mach aus diesen Träumen eine Realität.“ Mit diesem Ausspruch von Marie Curie beende ich meine kleine Rezension und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus. Von mir gibt es die Bestnote, wenn ich auch über ein paar kleine Fehler gestolpert bin, die ein erneutes Lektorat für die zweite Auflage noch verbessern könnte …

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