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Veröffentlicht am 04.12.2020

Tiger und Menschen

Tiger
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Tiger – Polly Clark
Es ist schon mal ein total spannendes Thema, das sich die Autorin hier ausgesucht hat: die letzten Amur-Tiger in der russischen Taiga. Die Wildheit und Faszination dieser vom Aussterben ...

Tiger – Polly Clark
Es ist schon mal ein total spannendes Thema, das sich die Autorin hier ausgesucht hat: die letzten Amur-Tiger in der russischen Taiga. Die Wildheit und Faszination dieser vom Aussterben bedrohten Tiere bringt Polly Clark hier auch wirklich gelungen rüber. Sie bietet eine völlig neue Sichtweise auf diese wilden Tiere in Not.
Die Geschichte ist über drei Handlungsstränge aufgebaut, roter Faden sind dabei immer die Tiger. So lernt der Leser als erstes Frieda kennen. Eine Tierwärterin, ursprünglich für die Bonobos zuständig, die schließlich über Umwege bei den Amur-Tigern landet. Frieda ist eine zerstörte Persönlichkeit mit diversen Problemen und Abhängigkeiten. Es liest sich toll, nur schade, dass man plötzlich ganz unvermittelt aus der Handlung gerissen wird.
Von England springt die Handlung nun ganz ohne Vorwarnung nach Sibirien zu Tomas. Auch hier wieder eine spannende Geschichte, ein tragisches Schicksal und die Tiger. Und dann noch Teil 3, wir lernen Edit kennen, eine indigene Frau aus einem Dorf im Südosten Sibiriens. Das war mir nun fast eine Geschichte zu viel. Auch das ist wunderbar erzählt, insbesondere der mythische Umgang mit den Tigern wird hier behandelt. Der Leser hat aber sehr lange überhaupt keine Ahnung, wie diese drei Handlungssträngen mit unterschiedlichen Personen und Tigern zusammenkommen sollen.
Keine Frage, Polly Clark schafft das. Ein großer literarischer Wurf ist es allerdings meiner Meinung nach nicht. Eher spannende Unterhaltungsliteratur, die sich durchaus mal wiederholt. Über etliche Seiten wird beispielsweise eine Episode doppelt erzählt. Erst aus der Sicht eines Menschen, schließlich aus der Sicht eines Tigers. Das hat durchaus etwas für sich, doch weiß man bereits was kommen wird und die Geschichte büßt etwas an Spannung ein.
Ansonsten hab ich diesen Roman aber wirklich gerne gelesen. Die Tiger sind wirklich faszinierend, die Liebe der Autorin zu diesen Tieren klingt immer wieder deutlich durch. Die Personen waren mir insgesamt etwas zu problembelastet, die Schnitte in der Handlung waren mir zu extrem. Dennoch gibt es von mir insgesamt noch 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Forschung in der Antarktis

Tiefenzone
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Tiefenzone – Andreas J. Schulte
Bereits das Setting dieses Wissenschaftsthrillers klingt vielversprechend: eine Forschungsstation (Terra Nova II) in der eisigen Wildnis der Antarktis. Eine Gruppe Journalisten, ...

Tiefenzone – Andreas J. Schulte
Bereits das Setting dieses Wissenschaftsthrillers klingt vielversprechend: eine Forschungsstation (Terra Nova II) in der eisigen Wildnis der Antarktis. Eine Gruppe Journalisten, darunter die eigentlichen Protagonisten Julia und George, sollen bei der Verkündung einer Sensation der wissenschaftlichen Forschung dabei sein. Doch es dauert nicht lange und die ersten seltsamen Zufälle häufen sich, bis es zum großen Showdown kommt.
Insbesondere die Lebensfeindlichkeit der Antarktis fand ich sehr gut beschrieben. Eine Wärmflasche schadet hier nicht zum Lesen. Wer allerdings mit durchgängiger atemloser Spannung (Thriller) rechnet, könnte enttäuscht werden. Über weite Teile liest sich dieses Werk nämlich vielmehr wie ein Abenteuerroman in der Kälte. Wirkliche Hochspannung kommt erst gegen Ende auf. Mir persönlich kam das ganz gelegen, ich mag es etwas ruhiger.
Die Protagonisten fand ich sehr gut ausgearbeitet, mit Ecken und Kanten und mit Vergangenheit. So kann man sich schnell identifizieren und voll auf die Geschichte einlassen. Dass ein Techtelmechtel dabei von Anfang an vorhersehbar war, naja, war in Ordnung für mich.
Ein spannender Plot, sehr gut recherchiert, sympathische Protagonisten, mit denen man mitfiebern kann. Darüber hinaus legt der Autor aber ganz offensichtlich Wert darauf, schwierige Fragen unserer Zeit auf den Tisch zu bringen. So geht es um die Arbeit der Journalisten an sich. Immer auf der Suche nach der besten Schlagzeile vergisst der ein oder andere den menschlichen Aspekt. Es darf dabei nicht unerwähnt bleiben, dass der Autor selbst Radio- und Fernsehjournalist ist, mit den Schwerpunkten Wissenschaft und Technik. Er weiß also wovon er schreibt und das merkt man.
Ein weiteres wichtiges Thema dieses Buches ist, wie weit der Mensch gehen darf im Namen der Forschung. Wie hoch ist dabei der Schutz der Antarktis einzuordnen? Eine schwierige Frage, die man kaum umfassend beantworten kann.
Es sind spannende Themen, die der Autor hier anspricht, atemberaubend verpackt. Dieser Wissenschaftsthriller hat mich sehr gut unterhalten und konnte mich zum Nachdenken anregen. 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ecosphere 2

Die Terranauten
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Die Terranauten – T.C.Boyle
„Nichts rein, nichts raus. Vier Männer, vier Frauen. Neue Welten, neues Leben.“ Das sind die Mantras der Crew von Ecosphere 2.
Acht Menschen, die in einer überdimensionalen ...

Die Terranauten – T.C.Boyle
„Nichts rein, nichts raus. Vier Männer, vier Frauen. Neue Welten, neues Leben.“ Das sind die Mantras der Crew von Ecosphere 2.
Acht Menschen, die in einer überdimensionalen Glaskuppel eine neue Welt aufbauen sollen. Es soll versucht werden, in einem geschlossenen Ökosystem das Leben nachzubilden. Dieser Roman basiert auf realen Begebenheiten. Ein entsprechendes Experiment gab es tatsächlich. Aufgezogen wie eine Reality-Show, sind die Kandidaten ständig unter Beobachtung, dennoch auf sich selbst gestellt. Der Medien-Rummel ist riesig. Big Brother is watching you.
Wie ich finde, eine total spannende Ausgangssituation, die der Autor auf eine recht spezielle Weise weiterentwickelt.
Nun ja, die Protagonisten, drinnen wie draußen sind allesamt keine Sympathieträger. Alle arbeiten auf das gleiche Ziel hin: der Einschluss, der zwei Jahre dauern soll, darf auf keinen Fall unterbrochen werden. Darüber hinaus sind sie alle keine Teamplayer. Da wird von Anfang an sehr viel geschauspielert, nach außen hin, versteht sich. Im Inneren der Kuppel werden sehr bald erste Risse in der Gemeinschaft sichtbar.
Erzählt wird das Ganze aus drei Perspektiven: Ramsay und Dawn, beide in der Glaskuppel, und Linda, neidisch und missgünstig von außen. Sie verkörpert das voyeuristische Element, das teilweise recht stark ausgeprägt ist.
4 Männer, 4 Frauen. Eigentlich ist klar, wohin das führen wird. Insbesondere der Schönling Ramsay überlegt bereits im Vorfeld, welche der zur Verfügung stehenden Frauen er gerne beglücken würde. Und nun ist es tatsächlich so, dass im Verlauf des Romans, die technischen, biologischen etc. Details dieser besonderen Mission etwas in den Hintergrund geraten. Boyle zieht es vor, sich auf die zwischenmenschliche Schiene des Unternehmens zu konzentrieren. Und das bedeutet: sehr viele Oberflächlichkeiten und noch mehr Sex. Nun steht es bereits im Klappentext und ist somit kein Geheimnis, dass Ramsay es fertig bringt, seine Auserwählte Dawn zu schwängern. Ich erwähne das deshalb, weil es tatsächlich über weite Teile das beherrschende Thema dieses Buches ist. Die Frage stellt sich: kann die Mission fortgesetzt werden?
Stellenweise war ich bei der Lektüre dieses Romans etwas irritiert, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Mehr Fokussierung auf die naturwissenschaftlichen Fakten, das eigentliche Ziel. Das hier erinnert oftmals an eine schlechte Daily Soap. Boyle versteht, es seine Leser zu fesseln. Wenn auch zumindest oberflächlich betrachtet auf billige, voyeuristische Weise. Aber bei näherer Betrachtung: ist es nicht das Wesen des Menschen, all die Streitereien und Missgünste, Machtkämpfe, Rivalitäten, die letztendlich über unser Überleben auf welchem Planeten auch immer entscheiden? Sind diese zwischenmenschlichen Differenzen nicht ebenso wichtig wie Ackerbau etc.?
Dieser Roman wirkte provokativ auf mich, konnte mich aber trotzdem absolut fesseln. Ich flog nur so durch die Seiten, fühlte mich aber immer wieder an Trash-TV erinnert. Die eigentliche tiefsinnige Aussage hat Boyle sehr gut hinter Eitelkeiten und Sex versteckt: Wenn der Mensch sich auf der Erde schon zerfleischt, wird er das überall sonst früher oder später ebenso machen.
Im Nachgang sehr beeindruckend: 4 Sterne

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Tierische Mitbewohner

Eklige Untermieter
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Eklige Untermieter
Es ist schon interessant zu sehen, welches Getier sich so in unseren Häusern, Wohnungen und Gärten herumtreibt.
Dieses Sach-Bilderbuch für Kinder ab 5 Jahren stellt einige unserer heimlichen ...

Eklige Untermieter
Es ist schon interessant zu sehen, welches Getier sich so in unseren Häusern, Wohnungen und Gärten herumtreibt.
Dieses Sach-Bilderbuch für Kinder ab 5 Jahren stellt einige unserer heimlichen Mitbewohner vor. Die Illustrationen sind sehr detailreich und liebevoll, wenn auch etwas düster. Aber dadurch soll vermutlich eine gruslig-eklige Stimmung erzeugt werden. Die Untermieter selber sind durch meist stark vergrößerte Fotos und Kurzbeschreibungen ergänzt. Viele der Tierchen kennt man bereits, wie etwa die Ameise oder die Fruchtfliege, es sind aber auch ausgefallenere, ekligere Kandidaten dabei.
Es ist nicht viel zu lesen, deshalb auch für Leseanfänger gut geeignet. An mancher Stelle hätten die Beschreibungen aber sehr gerne noch etwas ausführlicher sein können. So ist es ein besonderes Bilderbuch zum Blättern und Ekeln. Meine Kinder waren fasziniert, allerdings hielt dies nicht besonders lange an. Ein bisschen mehr Informationen wären vielleicht doch ganz gut gewesen.
Deshalb von uns 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Äquator

Äquator
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Äquator – Antonin Varenne
Das hier ist eine interessante Mischung aus Western und Abenteuerroman. Diesen beiden Genres sollte man also nicht ganz abgeneigt sein.
Ist es Flucht oder Fernweh, die den Protagonisten ...

Äquator – Antonin Varenne
Das hier ist eine interessante Mischung aus Western und Abenteuerroman. Diesen beiden Genres sollte man also nicht ganz abgeneigt sein.
Ist es Flucht oder Fernweh, die den Protagonisten Pete Ferguson immer weiter antreibt? Den Äquator will er sehen. Perspektive hat er darüber hinaus kaum. Unterwegs gerät er auch noch in etliche brenzlige Situationen. Es ist das 19. Jahrhundert, in Nebraska und Nevada wird er gesucht, als Brandstifter und Mörder. Er schließt sich zunächst Büffeljägern an und gelangt schließlich nach Mexiko. Egal wo er auftaucht, es gibt immer Ärger und Grund zur Flucht. Und so geht es immer weiter Richtung Süden.
Pete ist ein geborener Abenteurer. Er findet aus jeder Situation einen Ausweg und schafft es meist auch noch eine zweite, schwächere Person zu retten. Er hat das Herz am rechten Fleck, ein wahrer Held eben. Vielleicht ein bisschen viel des Guten, aber egal. Einige Entwicklungen erschienen mir sehr an den Haaren herbeigezogen. Normalerweise würde mich das sehr stören, hier nicht. Warum auch immer.
Überhaupt könnte man viele kleine Schwächen an diesem Roman finden, wenn man will. Man kann ihn aber auch einfach sein lassen, wie er ist und die einzigartige Atmosphäre genießen. Und ebendiese mochte ich sehr. Pete ist ein sehr empfindsamer Held, der nicht nur den Äquator sucht sondern auch seinen Platz im Leben. Die Stimmung und die Atmosphäre des Wilden Westens sind hervorragend eingefangen. Die Geschichte ist fesselnd erzählt mit vielen nachdenklichen Momenten. Ich habe die Lektüre sehr genossen.
Trotz allen Kritikpunkten mochte ich das Buch sehr. 4 Sterne

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