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Veröffentlicht am 11.07.2018

Eine Mordserie mit Potenzial

Mädchen, Mädchen, tot bist du
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ACHTUNG: Es sind ganz kleine Spoiler enthalten!

Zwei normale Schulen in Amsterdam, an denen plötzlich in kurzer Zeit mehrere Mädchen Selbstmord begehen. Das sorgt für Aufsehen. Doch was steckt dahinter?

In ...

ACHTUNG: Es sind ganz kleine Spoiler enthalten!

Zwei normale Schulen in Amsterdam, an denen plötzlich in kurzer Zeit mehrere Mädchen Selbstmord begehen. Das sorgt für Aufsehen. Doch was steckt dahinter?

In dem Buch "Mädchen, Mädchen, tot bist du" von Mel Wallis de Vries, geht es um ein Thema, das immer wieder viele Jugendliche betrifft - Mobbing!
Ein junges Mädchen namens Leila wird tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Sie hat sich an einem Dachbalken erhängt. In der Schule wird für sie eine Trauerecke eingerichtet und die Schüler aufgefordert, über ihre Gefühle und Gedanken zu sprechen. Denn, Suizid ist ein schlimmes Thema, über welches man grade im Jugendalter sprechen sollte.
Kurz darauf erhält eine andere Schülerin namens Kate einen Zettel mit Botschaften wie "Hast du schon Angst?" und "Ich sehe alles, was du tust." Sie denkt sich nicht viel dabei, immerhin ist sie ein starkes junges Mädchen, die sich auch gerne für andere einsetzt. Doch leider wird sie umgebracht. Warum? Das weiß niemand, außer dem Mörder selbst, der den Mord wie einen Selbstmord aussehen lässt.
Ebenso ergeht es Yara, die als nächstes Zettel mit Nachrichten bekommt. "Du bist die nächste"! Yara ist ein nettes Mädchen. Sie durchlebt die normalen Probleme, die die Pubertät mit sich bringt: Stress mit den Eltern, Zimmer aufräumen ist ätzend und die Schule nervt auch. Doch ihr geht es gut. Um so merkwürdiger ist es, dass sie sich plötzlich vor einen Zug wirft und sich so das Leben nimmt. Aber wieder war es nicht ihr eigenes Handeln, sondern das des Mörders.
Als nächstes steht Tess auf der Liste des Mörders. Sie ist ein wirklich kluges Mädchen. Erst frisch nach Amsterdam gezogen, hat sie von dem Tumult um die Selbstmorde nur durch Zeitungsartikel und Gerede in der Schule erfahren. Sie scheint sich dafür zu interessieren, wieso das alles passiert. Also nimmt sie die Sache selbst in die Hand, macht die besten Freundinnen der verstorbenen Mädchen ausfindig und hinterfragt die Umstände. Doch der Mörder ist ihr auf den Fersen und kann ihren Plan durchschauen. Er lauert ihr auf und... Was dann geschieht, das solltet ihr selbst herausfinden. Ich sage nur eins: es ist spannend!

Der Jugendkrimi "Mädchen, Mädchen, tot bist du" hat mir gut gefallen. Er ist sehr spannend und man will unbedingt immer wissen, wie es weiter geht.
Die Spannung ist gut verteilt. Mal ist es spannender (natürlich in den Mordszenen am meisten) und mal ist es mäßig, wenn zum Beispiel der Alltag der Mädchen beschreiben bzw. durchlebt wird. Der Ausgleich dazwischen ist aber gelungen.
Das Thema der Geschichte ist für die Zielgruppe sehr gut gewählt. Leider ist Mobbing immer noch ein viel zu großes Thema. Gerade durch das Internet wurde es immer schlimmer. Man muss nicht einmal mehr der Person persönlich sagen, was man alles an ihr schrecklich oder hässlich oder sonst was, findet. Man kann es einfach im Internet auf sozialen Plattformen schreiben und viele andere teilen und kommentieren ihre Meinung dazu. Das ist feige und wirklich schlimm. Mit Mobbing geht daher auch leider viel zu häufig der Suizid mit einher. Viele Jugendliche, die sich in solchen Situationen leider nicht mitteilen, werden anfällig für diese falschen Gedanken. In dieser Geschichte wird das deutlich hervorgehoben, was mir sehr gut daran gefällt. Jugendliche sollten wissen, dass sie nicht alleine mit dem Thema sind und sich vor allem auch nicht alleine darum kümmern müssen. Teilt euch mit, seid stark und mutig - dann wird alles gut!
Die Figuren wurden immer sehr schön beschrieben. Nicht zu ausführlich, aber ausreichend genug, um sich gut in sie hineinversetzen zu können. Man konnte mit ihnen fühlen. Zumindest bei den Hauptfiguren. Die Nebendarsteller, z,B, Polizei oder "beste" Freundinnen, konnte man hingegen meistens gar nicht verstehen. Die Polizei nimmt die Angst bezüglich möglicher Drohungen an den Mädchen nicht ernst, was ich wirklich sehr erschreckend fand. Ebenso wie die Freundin von Kate, Romee, die sich niemals für den Jungen auf dem Schulhof eingesetzt hätte. Sie schaut weg und beschimpft ihre Freundin auch noch, warum sie "so dumm" sei und sich nicht einfach aus der Sache heraus gehalten habe. Was ich persönlich sehr interessant war, ist, dass man auch immer wieder in die Figur des Mörders Einblicke erhält. Es wird oft aus seiner Perspektive geschrieben, was der Geschichte nochmals einen Zuschlag an Spannung gibt. Man kann so auch viel rätseln, wer der Mörder ist oder ob es sogar mehrere sein könnten.
Der Schreibstil ist für Jugendliche sehr gut. Es ist flüssig geschrieben und es werden umgangssprachliche Aspekte eingebracht, die heutzutage benutzt werden. Es wird über Facebook, Instagram und generell Sozial Media geschrieben, was den Zahn der Zeit trifft. Auch zwischendurch im normalen Sprachgebrauch eingegliederte englische Wörter einzusetzen, ist etwas, was heute auch recht verbreitet ist. Durch diese sprachlichen Mittel wird die Geschichte realistisch. Inhaltlich schafft die Geschichte den Bezug zur Realität, wodurch es nicht abwegig erscheint, dass so etwas auch im wahren Leben stattfinden könnte.
Ich hatte auf jeden Fall Spaß beim Lesen. Durch die verschiedenen Charaktere, in die man sich immer wieder hineinversetzen darf, ist es immer spannend und interessant gehalten.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, auch wenn ich nun keine "Jugendliche" mehr bin. Doch konnte ich die Mädchen immer irgendwie verstehen, wie sie gehandelt haben, wie sie sich gefühlt haben.. oft dachte ich, dass ich mich genau so gefühlt habe, als ich noch etwas jünger war. Mir hat das Lesen der Geschichte auch klar gemacht, dass Suizid und Mobbing immer noch ein großes Thema ist. Gerade Jugendliche sind davon betroffen und die "Opfer" von Mobbing-Attacken werden immer jünger. In der Grundschule geht es leider heutzutage schon los. Ich bin der Meinung, dass dieses Buch auch als eine Schullektüre gehandhabt werden könnte. Es ist vielleicht nicht das beste Buch in dem Bereich, aber auf jeden Fall ein gutes. Es lässt sich vor allem auch wunderbar leicht lesen und regt (zumindest bei mir) den Verstand an.
Jedoch, es gibt Passagen, da hätte ich es schön gefunden, wenn da noch auf den Hintergrund eingegangen wäre. Dann wäre es noch etwas interessanter geworden. Aber das hält nicht vom Lesespaß bei diesem Buch ab.
Dies war mein erstes Lesejury-Buch und ich bin super froh, dass es das war. Es hat mir gezeigt, dass ich auf jeden Fall hier weiter dabei sein möchte. Es war ein klasse Einstiegsbuch!
Ich kann es nur empfehlen, es ist definitiv ein wirklich gutes Buch!

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 25.10.2022

Hexen, die keine Hexen sind

The Witches of Silent Creek 1: Unendliche Macht
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"Unendliche Macht" ist der erste Band der Dilogie "The Witches of Silent Creek" von Ayla Dade.

Helena zieht nach dem Tod ihrer Eltern von Deutschland in ein kleines Dorf in Schottland zu ihrem Großvater ...

"Unendliche Macht" ist der erste Band der Dilogie "The Witches of Silent Creek" von Ayla Dade.

Helena zieht nach dem Tod ihrer Eltern von Deutschland in ein kleines Dorf in Schottland zu ihrem Großvater mütterlicherseits. Dort geht sie auch aufs Collage, wo sie auf nette Leute trifft, aber auch auf Tyrael. Helena wird direkt von allen gewarnt, dass sie sich von ihm fernhalten solle. Das fällt ihr erstmal leicht, den er verhält sich ihr gegenüber wie ein totaler Idiot. Doch die beiden geraten immer wieder aneinander. Dies wird noch intensiver, als Helena erfährt, dass es eine große Gemeinschaft von sogenannten Azlata gibt, welche durch ihre Fähigkeiten die Menschen vor nächtlichen Angreifern, den Düsteren, beschützen. Auch Helena gehört zu den Azlata, darüber wusste sie nur nichts. Ihre Mutter war auch eine von ihnen, doch sie war nicht sonderlich beliebt. Helenas Mutter soll nämlich eines der drei Artefakte der Azlata gestohlen haben: die Unendliche Macht. Dies ist auch der Grund dafür, das Ty sich so gegen Helena stellt, obwohl diese von alledem nichts wusste. Nachdem sie das Zeichen der Düsteren unfreiwillig erhalten hat, muss auch Helena ihre Macht finden, was sich als sehr schwierig erweist. Kann sie ihre Macht erwecken und die Wahrheit über ihre Mutter herausfinden?

Dieser Jugendroman beinhaltet eine nette Geschichte. Sie ist nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Die Erzählstränge überlappen sich manchmal so, dass man als Leser*in nicht immer den Durchblick behalten kann. Auch bei der Menge an Charakteren bin ich froh über die Stammbäume zu Beginn des Buches, da man da auch schnell den Überblick verlieren kann.
Der Schreibstil hätte noch etwas ausgebessert werden sollen. Doch ich finde ihn nicht so schlimm, als dass es mich zu sehr in meinem Lesefluss beeinträchtigt hätte.

Grundsätzlich finde ich die Geschichte interessant, auch wenn der Titel irreführend ist. Die Azlata sind keine Hexen und wollen so auch nicht bezeichnet werden. Warum die Autorin dann das Wort "Witches" in ihren Titel packt, ist mir leider ein Rätsel.

Am Ende wird kein Erzählstrang zu einem Ende gebracht und das Buch endet mit einem Cliffhanger. Doch der zweite Band kommt schon vorraussichtlich im Frühjahr 2023, worauf ich mich trotz allem schon freue.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Götter auf Erden

A Touch of Darkness
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In New Greece leben die Götter unter den Menschen. Sie sind auf die Erde niedergekommen und betreiben Läden oder sonstige Einrichtungen. Darunter auch Hades, der Gott der Unterwelt. Er betreibt unter anderem ...

In New Greece leben die Götter unter den Menschen. Sie sind auf die Erde niedergekommen und betreiben Läden oder sonstige Einrichtungen. Darunter auch Hades, der Gott der Unterwelt. Er betreibt unter anderem einen hochkarätigen Club, wo er den Menschen nicht nur Platz zu feiern gibt, sondern auch zum Spielen. Doch sobald sie mit ihm spielen, gehen sie einen Handel mit ihm ein, dessen Einsätze nicht selten die Seelen der Menschen beinhalten.
Persephone ist die Göttin des Frühlings. Eigentlich sollte sie Pflanzen wachsen lassen können, doch bei ihrer Berührung passiert das Gegenteil: die Blumen verwelken und Pflanzen sterben. Ihre Freundin Lexa hat es geschafft, sie und Persephone auf die Gästeliste von Hades‘ Club zu bekommen. Wie es der Zufall so will lernt Persephone Hades dort kennen und spürt direkt zu ihm hingezogen. Doch zunächst war ihr nicht klar, dass sie mit dem Gott der Unterwelt gesprochen und ihn auch noch darum gebeten hatte, ihr das Kartenspielen beizubringen.
Schon war es passiert, sie ist nicht ganz freiwillig einen Handel mit Hades eingegangen: Persephone soll innerhalb von 6 Monaten etwas lebendiges in der Unterwelt erschaffen. Gelingt ihr dies nicht, so muss sie auf ewig in der Unterwelt bleiben. Persephone ist wütend, doch trotzdem kommt sie nicht umhin sich darüber zu freuen, mehr Zeit in der Nähe von Hades zu verbringen und er selbst scheint auch nicht abgeneigt zu sein bei diesem Gedanken.

„A Touch of Darkness“ ist der erste Band der Reihe um Persephone und Hades. In diesem Teil lernen wir die beiden erst einmal kennen und begleiten sie dabei, wie sie sich näher kommen. Der Gedanke, dass die Götter unter uns Menschen leben und teilweise auch ganz normal arbeiten, hat mir sehr gefallen.
Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig. Doch gerade bei den erotischen Szenen war die Übersetzung leicht unangenehm, was aber daran liegt, dass die deutschen Wörter nicht unbedingt die schönsten sind.

Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, der glücklicherweise nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Die Gedanken sind frei

Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau
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In dem Roman „Berlin Monster“ von Kim Rabe geht es um Sagengestalten. Nein, dies ist kein Fantasy-Roman, zumindest nicht direkt. Es ist eher ein Fantasy-Krimi. Denn besagte Sagengestalten sind in die reale ...

In dem Roman „Berlin Monster“ von Kim Rabe geht es um Sagengestalten. Nein, dies ist kein Fantasy-Roman, zumindest nicht direkt. Es ist eher ein Fantasy-Krimi. Denn besagte Sagengestalten sind in die reale Welt gekommen. Durch eine Omega-Bombe wurden die erdachten Figuren der Menschheit ins Leben katapultiert und leben seither unter den Menschen, haben normale Jobs, müssen Rechnungen bezahlen…und werden ermordet.
An dieser Stelle kommt Privatdetektivin Lucy Wayne ins Spiel. Sie selbst ist an dem selben Tag geboren worden, an dem die Bombe hochging und die Sagengestalten (auch „Superstitions“, kurz „Stifs“) auftauchten.
Lucy erhält den Auftrag nach einer vermissten Freundin einer spanischen Sagengestalt zu suchen. Doch dieser Fall scheint ebenfalls mit den „Werwolf-Morden“ zu tun zu haben, die momentan durch die Presse gehen. Sagengestalten werden ermordet, bei jeder Leiche fehlt das Herz. Dabei gibt es schon lange keine Werwölfe mehr. Wer steckt hinter den Morden und was hat das alles mit der vermissten Lia zu tun?! Mit der Unterstützung von Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen der Polizei kommt Lucy der Wahrheit immer näher.

Dieses Buch hat mich sehr schnell für sich begeistern können. Ich liebe Fantasy und ein spannender Krimi oder Thriller muss auch immer mal wieder sein. Hier wurde beides miteinander kombiniert. Die Idee, dass durch eine hohe Omega-Strahlung und durch unsere Gedanken die Figuren, die wir uns seit Anbeginn der Menschheit vorstellen, auf einmal in der realen Welt landen, ist ein wirklich genialer Einfall von Kim Rabe! Hierzu kam in dem Buch auch eine Zeile aus einem sehr bekannten Volkslied vor: „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. […] Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.“ (S. 252). An dieser Stelle habe ich direkt Gänsehaut bekommen. Es fasst die Situation sehr gut zusammen. Denn in dieser Welt sind die Stifs die neue Minderheit, die mit Diskriminierung, Benachteiligung und Hass zu kämpfen hat. Stifs können nicht so leicht getötet werden, da sie sehr starke Selbstheilungskräfte besitzen. Und sie sind aus unseren Gedanken, aus unseren Wünschen und Träumen und aus unserer Angst entstanden – Die Gedanken sind frei.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Man kommt auch schnell in die Geschichte hinein, bekommt alles sehr gut erklärt und plötzlich ist es selbstverständlich, dass man Pixies und Dämonen begegnet. Der Hintergrund der Geschehnisse wird gut erläutert und die Geschichte kommt zu einem guten Abschluss. Ein paar Seiten mehr hätten mir persönlich besser gefallen, da die Story zum Schluss recht hektisch wirkte und es schneller vorbei war, als ich gehofft hatte. Trotzdem ein klasse Mix aus Fantasy und Krimi. Ich hoffe, dass Kim Rabe uns vielleicht nochmal in diese verrückte Welt bringen wird.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Die drei Musketiere gegen den fiesen Magnetiseur

Die Romanfabrik von Paris
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Der historische Roman „Die Romanfabrik von Paris“ von Dirk Husemann beschäftigt sich mit Alexandre Dumas, dem Schöpfer von „Die drei Musketiere“.
Als die im Rollstuhl sitzende Anna Moll aus Baden-Baden ...

Der historische Roman „Die Romanfabrik von Paris“ von Dirk Husemann beschäftigt sich mit Alexandre Dumas, dem Schöpfer von „Die drei Musketiere“.
Als die im Rollstuhl sitzende Anna Moll aus Baden-Baden bei einer deutschstämmigen Familie in Frankreich angestellt wird, um deren Kinder zu unterrichten, fallen sie ihr zum ersten Mal in die Hände – die Romane von Alexandre Dumas. Sofort will sie gegen diese furchtbaren Texte angehen, denn sie handeln oft von hilflosen Frauen, die von starken Männern gerettet werden müssen. Oft ist auch Gewalt im Spiel. Das gehört nicht in die Hände von Kindern oder sonst wem, denkt sich Anna und macht sich auf den Weg, um gegen Dumas zu handeln. Zusammen mit der Zensur-Behörde begibt sie sich zu Dumas‘ Anwesen, um ihn zur Rechenschafft zu ziehen. Doch dort erblickt Anna eine Person aus ihrer Vergangenheit, die ihr viel Kummer bereitet und die sie tot geglaubt hat. Dies ist Monsieur Lemaitre, der von Dumas 3 Amulette haben möchte, die Dumas von seinem Vater geerbt hat, mit welchem Lemaitre ebenfalls in Verbindung stand. Doch Lemaitre ist hinterlistig und ist bereit, wirklich alles für die Amulette zu tun, weshalb er auch nicht davon zurückschreckt, einen Mord zu begehen, diesen Dumas anzuhängen und ihn so zu einem Staatsfeind zu machen. Dumas und Anna tun sich etwas widerwillig zusammen, um Lemaitre das Handwerk zu legen und verfolgen ihn über den halben Globus. Ein aufregendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Selten hatte ich einen Roman, bei dem mit alle Charaktere in ihrer Rolle gefallen. Dies ist hier der Fall. Die Figuren sind durchweg gut geschrieben und ihre Rollen gut durchdacht. Natürlich hat mit Olaf Schmaleur am besten gefallen. Von ihm wurde Anna als Lehrerin für seine Kinder angestellt, er war stets hilfsbereit, freundlich und auch für Spaß zu haben, sehr zur Freude seiner Kinder, aber seiner Frau gefiel dies nicht. Obwohl er nur wenig vorkommt, gefällt mir diese Figur doch sehr.
Anna und Dumas sind sehr gegensätzliche Charaktere, die sich aber im Laufe der Geschichte immer besser ausgleichen und ein Band zwischen sich knüpfen. Sie sind beide auf ihre Art zielstrebig, aber auch bereit, Kompromisse einzugehen, wenn sie die Bedingungen noch etwas für sich abändern können. Auch wenn sie sich zu Beginn nicht ausstehen können, so werden sie ein wunderbares Team im Verlauf der Geschichte.
Lemaitre ist klar als „Bösewicht“ dieses Romans zu betrachten. Der Magnetiseur ist hinterhältig und schreckt nicht davor zurück, andere auszunutzen. Wenn er sie nicht mehr braucht, lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel und ihm ist egal, was mit ihnen passiert. Das einzige, was ihm wirklich wichtig ist, sind die Amulette von Dumas senior. Doch muss er erkennen, dass seine Gegner Alexandre Dumas und Anna Moll mit allen Wassern gewaschen sind und sich gegen ihn stellen.
Der Handlungsablauf in dem Roman gefällt mir sehr gut. Zu Beginn ist es nicht vorstellbar, dass die Geschichte aus Paris heraus weiter gehen könnte. Doch nach und nach wird der Leser in diese Richtung geleitet und das zwar direkt, aber nicht so plötzlich, dass man sofort wusste, wie es weiter geht. Dirk Husemann hat unvorhersehbar geschrieben. Zwar hatte ich beim Lesen immer eine Vorstellung davon, was als nächstes passieren könnte. Aber ich wurde doch jedes Mal überrascht, weil es entweder etwas oder doch sehr anders gekommen ist, als ich dachte.
Generell wurde der Spannungsbogen gut aufrecht gehalten. Der Handlung konnte ich als Leser durchgängig gut folgen. Auch der Schreibstil gefällt mir wirklich gut. Ich mag es, wenn man die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Figuren sieht. Also hatte man hier auch die Sicht des Bösewichts dabei, was ich wirklich gut fand. Und trotzdem wusste man nie so recht, was er als nächstes vorhat – gut gelungen!
Der Titel hat mich im Verlauf der Geschichte immer wieder stutzig gemacht. „Die Romanfabrik von Paris“, jedoch befinden wir uns nur zu Beginn des Romans einmal dort und danach nicht mehr. Aber zum Schluss wird es doch klar, warum diese Titel passend ist. Mit der Romanfabrik hat alles begonnen und dort endet es auch. Mehr möchte ich da nicht verraten.
Das Buch hat mir gut gefallen. Es war mein zweiter historischer Roman und so langsam gefällt mir dieses Genre wirklich gut. Auch, wenn man von Dumas selbst nichts gelesen hat oder nicht viel weiß, findet man sich in der Geschichte zu recht. Dass zum Schluss auch nochmal vom Autor erläutert wurde, welche Begebenheiten aus dem Roman als Fakten betrachtet werden können und welche hinzugedichtet wurden, mag ich wirklich sehr.
Rundum ein gelungenes Buch, welches ich Interessierten empfehlen kann. Es war sehr angenehm zu lesen, es hat zwischendurch auch immer mal etwas zum Lachen gegeben und war generell eine interessante Geschichte um den berühmten Alexandre Dumas.

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