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Veröffentlicht am 15.09.2016

Es funktioniert! Es lebt!

Steampunk 1851
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Anthologien sind wohl nicht jedermanns Sache, oder liegt es an der noch relativ unbekannten, wenn auch keineswegs jungen Sparte Steampunk? Selbst ich bin jedenfalls nur durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, ...

Anthologien sind wohl nicht jedermanns Sache, oder liegt es an der noch relativ unbekannten, wenn auch keineswegs jungen Sparte Steampunk? Selbst ich bin jedenfalls nur durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, und ich mag jede Art von Phantastik. Dabei ist diese Kurzgeschichtensammlung durchaus zu empfehlen, auch und gerade vielleicht für Steampunkeinsteiger.

Ich habe irgendwo gesehen, dass jemand kurz einzelne Geschichten aus einer Anthologie bewertet hat, und werde dieses System übernehmen:

Das Ende der Fiktion - Denise Mildes

Hier wurde Steam mit Vampiren verbunden, die klassische Geschichte von Shelleys "Frankenstein" anders erzählt. Interessanter Ansatz.

Das Wesen des Lichts - Sabine Frambach

Wer hätte gedacht, dass Foucault sein bekanntes Pendel mit Hilfe eines Dämons und einer Höllenmaschine konstruierte und genauso Lichtgeschwindigkeiten bestimmen konnte? Ich jedenfalls nicht.

Lykonium - Marco Ansing

Ein junger Mann soll auf der Londoner Weltausstellung dem Geheimnis eines Wunderenergiemittels auf die Spur kommen und trifft dabei nicht nur auf Geheimdienste, sondern auch auf Gestaltwandler und eine Verschwörung.

Das Meisterwerk - Andrea Bienek

Technikaffiner Polizist und sein Kollege lösen mit Hilfe einer seltsamen Maschine die Morde im, na ja, nicht gerade Orientexpress. Aber ein Zug und Vampire spielen eine Rolle. Klasse Idee und geschrieben.

R.S.O.C. - Hendrik Lambertus

Was vom Titel her klingt wie ein alter Weinbrand entpuppt sich in Wahrheit als rasantes, steamiges Geheimdienstabenteuer, in dem ein junger Offizier einem Geheimnis seines eigenen Körpers auf die Spur kommt und en passant die Bedrohung für das Empire erledigt. Zusammen mit den Kaninchen meine Lieblingsgeschichte dieser Anthologie.

Archibald Leach & die Rache der Toten - Markus Cremer

Leach und seine Assisten Sarah ermitteln auf der Weltausstellung und kommen einer gewaltigen Verschwörung auf die Schliche. Dabei treffen sie auf Untote, die sich als hilfreich erweisen und einen jungen Welteroberer, der seine Pläne besser hätte durchdenken sollen.

Tote Kaninchen - Luzia Pfyl

New York in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Luftpiraten, Morde, tote Kaninchen und zwei Jägerinnen des Übernatürlichen. Das gibt dem Begriff "Punk" eine völlig neue Bedeutung und macht einfach nur Spaß.

Der Automat - Fabian Dombrowski

Ein philosophisch angehauchter Automat muss sich entscheiden, ob er selbst eine Wahl trifft oder die Befehle seines Meisters ausführt. Zugegeben, ich fand es ein wenig verwirrend, aber es ist gut geschrieben.

Die Kurzgeschichtensammlung ist kurzweilig, zum Teil amüsant und fast durchweg spannend und originell zu lesen. Auch die Auswahl und unterschiedlichen Geschichten in ihrer Abfolge wusste zu gefallen. Alles in allem würde ich diese Anthologie jederzeit empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erschreckend in seinem Realismus

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Ich habe das Buch ganz schön lange vor mich hergeschoben. Einerseits ist es ein rechter Klopper, andererseits dachte ich: Stromausfall, was kann daran schon interessant sein?

Tatsächlich ist daran jede ...

Ich habe das Buch ganz schön lange vor mich hergeschoben. Einerseits ist es ein rechter Klopper, andererseits dachte ich: Stromausfall, was kann daran schon interessant sein?

Tatsächlich ist daran jede Menge interessant. Obwohl ich wie jeder andere Westeuropäer den ganzen Tag von Strom abhängig bin, bin, nein, war ich bis zu diesem Zeitpunkt genauso ignorant, was diese Tatsache angeht. Mir war nicht bewusst, dass ein Stromausfall, der länger als die üblichen zehn Minuten dauert, so einen extremen Rattenschwanz an zuerst Unanehmlichkeiten, später sogar tödliche Gefahren nach sich ziehen kann. Das beginnt mit dem Problem, dass man nicht mal mehr die Toilettenspülung bedienen kann, endet dann aber auch noch lange nicht mit den Atommeilern, die nicht mehr gekühlt werden können und somit jeden Moment in die Luft gehen können. Von den menschlichen Dramen, die sich abspielen, ganz abgesehen.

Nimmt man jetzt keine "natürliche" Katastrophe dazu, die diesen Stromausfall auslöst, sondern eine zu allem entschlossene, terroristische Gruppe, ist das weltweite Chaos vorprogrammiert. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und das ist genau das, was in diesem Buch passiert.

Elsberg hat dafür anscheinend sehr viel recherchiert. Das ist natürlich lobenswert, denn man hat die ganze Zeit das Gefühl, der Mann weiß, worüber er schreibt. Manchmal jedoch hätte man es wohl auch lieber gesehen, wenn er eben nicht alle seine Erkenntnisse verarbeitet hätte - nicht, weil es so unerträglich gewesen wäre, sondern weil es sich immer und immer wieder ... ja, eben wiederholt. Und ob der Protagonist in dem Fall ein Angestellter eines französischen, deutschen oder belgischen Atomkraftwerkes oder einer politischen Behörde ist, ist im Endeffekt echt belanglos, denn die Reaktionen sind doch mehr oder weniger dieselben.

Ich beanstande gar nicht mal so die vielen vorkommenden Personen. Wenn wir ehrlich sind, waren eh nur ein Dutzend von denen wichtig, und wer sich keine Dutzend Leute merken kann, dem ist eh nicht zu helfen. Ich kritisiere vielmehr, dass die relevanten Leute zu wenig wichtige Lesezeit bekamen. Daher auch diese extrem vielen Seiten, meines Erachtens nach hätte man das Ganze tatsächlich um locker 200 Seiten kürzen können, ohne Wesentliches fallen zu lassen.

Trotzdem: Ein Buch, über das ich immer noch gelegentlich nachdenke, und vor allem eines, das meine Auffassung von Strom und diversen Abhängigkeiten tatsächlich geschärft hat. In dem Sinne: echt wertvoll.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der erste Fall

My Dear Sherlock - Wie alles begann
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Sherlock Holmes in der Neuzeit. Das kennen wir schon von BBC. Und auch einen weiblichen Watson bietet uns das amerikanische Fernsehen. Also alles schon mal dagewesen? Nicht ganz. Denn hier verschlägt es ...

Sherlock Holmes in der Neuzeit. Das kennen wir schon von BBC. Und auch einen weiblichen Watson bietet uns das amerikanische Fernsehen. Also alles schon mal dagewesen? Nicht ganz. Denn hier verschlägt es uns in das London unserer Zeit, Sherlock ist ein hochintelligenter Jugendlicher und sein Sidekick ist nicht Watson. Überhaupt taucht kein Sidekick auf, denn Holmes und die Ich-Erzählerin sind durchaus gleichberechtigt. Die Ich-Erzählerin hingegen ist eine Überraschung, denn es handelt sich hier um niemanden anders als Jamie Moriarty. Wer sich von dem Namen irritiert fühlt: Keine Panik, ihr kommt drüber weg.

Mory jedenfalls hat es nicht einfach. In ihrer Umgebung geschehen Morde, sie lebt bei ihrem gewalttätigen Vater, der Polizist ist, und muss sich um drei jüngere Brüder kümmern. Dass sie einen gefühlten IQ von 180 hat, macht ihr das Leben nicht wirklich einfacher, denn sie ist jemand, der versucht, unter dem Radar zu fliegen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das funktioniert bei Sherlock natürlich überhaupt nicht, und bevor sie sich versieht, ermitteln sie beide in dem Fall der Serienmorde. Doch Mory trägt ein Geheimnis mit sich, das sie nicht einmal Sherlock, der doch bald mehr als nur ein Zeitvertreib ist, anvertrauen kann.

Kurz und bündig: Das war ein Auftakt, der Spaß gemacht hat, wenn man sich drauf einlassen kann. Die beiden Jugendlichen sind genau das: Jugendliche. Auch wenn sie natürlich extrem clever sind. Es geht spannend und manchmal auch wirklich tragisch zur Sache, das Ende ist keineswegs Friede-Freude-Eierkuchen, durch den sich Jugendbücher so gern auszeichnen. Falls diese Serie also weitergeführt wird, kann man sich auf Sequels freuen, denke ich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Sonderermittler der Krone in Schottland

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 02
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Etwas passiert in den schottischen Highlands: Menschen verschwinden spurlos, niemand weiß, was ihnen passiert ist. Als es eines Tages zwei berittene Postboten trifft, gibt es einen ersten Hinweis. Eines ...

Etwas passiert in den schottischen Highlands: Menschen verschwinden spurlos, niemand weiß, was ihnen passiert ist. Als es eines Tages zwei berittene Postboten trifft, gibt es einen ersten Hinweis. Eines der beiden Pferde wird auf einem abgelegenen Hof gefunden, das Tier ist völlig verängstigt und blutüberströmt. Die Wunden, die es trägt, scheinen von Krallen und Zähnen zu stammen, und auf einmal befindet sich Oscar Wilde zusammen mit dem Gerichtsmediziner Payton und dem Großwildjäger Hawthorne auf der Jagd. Doch das Wesen, das sie jagen, ist gefährlicher als alle Tiger und Panther zusammen, die Hawthorne je erlegt hat, und es ist Mycroft Holmes, Hawthorne und Payton auch nicht unbekannt: Schon vor ein paar Jahren waren sie ihm auf der Spur, doch wie es sich herausstellt, ist wieder ihr Feind, der seltsame Geheimbund, hinter der ganzen Angelegenheit.

Auch hier brillieren wieder die Sprecher, bis hinunter zu denjenigen, die nur kurz auftauchen und wenige Sätze haben. Die Stimmung wird wieder sehr gut eingefangen, und den Punkt Abzug gibt es von mir auch nur dafür, dass ich den Fall nicht so spannend wie den ersten fand, denn es war schon zu zeitig klar, wer hinter dem Verschwinden der Menschen steckt. Man schaut ein bisschen mehr hinter die Kulissen des Mycroft Holmes: ein einsamer Mann ohne Freunde, der zwar nur das beste für sein Land will, sich jedoch zweifelhafter Methoden bedient, diese zu erreichen. Ich mochte jedenfalls diesen Ausflug in die Highlands, wobei mich die Musik, die eindeutig von Fluch der Karibik inspiriert war, immer wieder amüsiert hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Teufel im Vatikan

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 03
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Im Prolog werden wir Zeugen, wie die Inquisition um 1652 einen Alchimisten verbrennen lässt, der sich weigert zuzugeben, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Und das tut er tatsächlich nicht, denn er hat ...

Im Prolog werden wir Zeugen, wie die Inquisition um 1652 einen Alchimisten verbrennen lässt, der sich weigert zuzugeben, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Und das tut er tatsächlich nicht, denn er hat wirklich entdeckt, wie man aus Blei Gold herstellt. Der Inquisitor will das natürlich verhindern, also lässt er das Tagebuch des Alchimisten nach Rom, zum Papst bringen, denn wenn jemand über dieses Geheimnis verfügt, dann natürlich nur die Kirche.

Knapp 250 Jahre später. In den Archiven des Vatikans macht ein Bruder eine seltsame Entdeckung, die ihn das Leben kosten wird, und jemand bringt wenig später Leute mit geschmolzenem Gold um. Mycroft Holmes weiß, dass er einschreiten muss, und er schickt seinen besten Mann: Oscar Wilde. Getarnt als einfacher Priester reist er nach Rom, wird mit Attentätern konfrontiert, lüftet das Geheimnis um einen Maulwurf im Vatikan und hetzt durch die Katakomben desselben. Wieder verdichtet sich der Verdacht, dass der Zirkel der Sieben dahintersteckt und die westlichen Mächte beginnen zu wanken ...

Auch dieses Mal sind die Sprecher einfach nur top. Nicht nur die der beiden Hauptpersonen Wilde und Holmes, sondern auch die kleinsten Nebenrollen. Der eine redet ruhig und mit Bedacht, der nächste hektisch und überheblich und der übernächste hat die raue Stimme eines Schurken. Wobei mir bei dem letzten Schurken besser gefallen hätte, wenn er tatsächlich einen slawischen Dialekt gehabt hätte, wie es sein Name als Herkunft suggeriert. Trotzdem, einfach nur top von Aufbau und Gestaltung des Hörspiels. Was mir nicht so gut wie in den ersten beiden Folgen gefallen hat, war der Fall an sich, der zu lang brauchte, um in die Gänge zu kommen und dann zu hektisch abgeschlossen war. Trotzdem, diese Reihe ist es wert, weiter verfolgt zu werden.