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Lunamonique

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2021

Aufrüttelnd und tiefberührend

Sprich mit mir
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„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.

In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht ...

„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.

In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht Studentin Aimee Villard Professor Dr. Guy Schermerhorn und Schimpanse Sam, der sich mit Gebärdensprache verständigen kann. Sie ist fasziniert und bewirbt sich als studentische Hilfskraft.

„Und was, wenn es wirklich möglich war, mit Angehörigen einer anderen Spezies zu kommunizieren, sich mit ihnen zu unterhalten, anstatt ihnen zu befehlen und sie abzurichten wie Papageien, die nur wiedergaben, was man ihnen beigebracht hatte?“ Schimpanse Sam fühlt sich als Mensch, liebt sein Zuhause und hat einen Lieblingsmensch. Als Melanie Guy und Sam verlässt, gerät der Schimpanse außer Rand und Band. Aimee wird für die Beiden zum Rettungsanker. Schimpanse Sam erobert auch die Leserherzen im Sturm. Er ist klug, erkennt Zusammenhänge, schmiedet Pläne, liebt es zu kuscheln und zu spielen und verströmt eine unbändige Lebensfreude. Er kann sich verständigen, seine Wünsche äußern und zeigt seine Emotionen ungefiltert. Perspektivwechsel ermöglichen den Blick auf die Ereignisse von mehreren Seiten. Die Wende erschüttert. Wie konnte es so weit kommen? Zwei Handlungsstränge, Gegenwart und Zukunft, laufen neben einander her und erhöhen die Intensität. Die Geschichte schafft es, ohne erhobenen Zeigefinger auszukommen und rüttelt durch den Erzählstil und Sams Gefühle wie Angst und Verzweiflung dermaßen auf. Vieles im Umgang mit Tieren wird in Frage gestellt. Auch die Vermenschlichung wird auf die Schippe genommen. Tatsächlich ist der Affe der bessere Mensch. „Wenn Schimpansen intellektuell und emotional auf dem Niveau dreieinhalb- bis vierjähriger Kinder waren, dann war es doch mehr als grausam, sie einzusperren.“ Das Thema „(Wild)Tiere in Gefangenschaft“, ob für Forschung oder andere Zwecke, berührt. Sam steht stellvertretend für viele Schicksale. Er muss erkennen, dass Menschen, die er liebt, ihn verraten. Packend und fesselnd bis zum Schluss. Das Ende rührt zu Tränen.

Das Cover setzt den Inhalt mit wenigen, aber eindringlichen Mitteln in Szene. Der Titel hat Ausdruckskraft und stimmt auf eine emotionale Geschichte ein. „Sprich mit mir“ übertrifft alle Erwartungen. Alle Charaktere, besonders Sam, wirken sehr real und greifbar. Sein Schicksal lässt einen nicht mehr los. Ein aufrüttelndes Buch, das hoffentlich Wandel und Veränderungen anregt und zum entschlossenen Handeln animiert. Was gibt uns Menschen das Recht, Tiere zu benutzen, zu manipulieren, ihnen Schmerzen und Leid zu zu fügen?

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Filmreifer, raffinierter Pageturner

Ohne Schuld
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„Ohne Schuld“ ist Band 3 der Kate-Linville-Krimireihe von Autorin Charlotte Link. Nach Band 1 „Die Betrogene“ und Band 2 „Die Suche“ muss Polizistin Kate ein besonders kniffeliges Rätsel lösen.

Detective ...

„Ohne Schuld“ ist Band 3 der Kate-Linville-Krimireihe von Autorin Charlotte Link. Nach Band 1 „Die Betrogene“ und Band 2 „Die Suche“ muss Polizistin Kate ein besonders kniffeliges Rätsel lösen.

Detective Sergeant Kate Linville wird in einen mysteriösen Fall verwickelt. Auf ihren zukünftigen Vorgesetzten Detective Chief Inspector Caleb Hale kann sie nicht zählen. Der sitzt selbst in der Patsche und hat mit den Auswirkungen eines tragischen Falls zu kämpfen.

Das Thema „Angst“ steht im Zentrum des Krimis. Der Einstieg mit einer Zeugin ist sehr gelungen. Ein Zeitsprung untermalt das Rätselhafte. Bedrohungen steigern die Spannung. Bald ist Kate auf sich allein gestellt. Hobbydetektiv Colin mischt sich mehr ein als Kate lieb ist. Das erwartete Team Kate und Caleb wird auseinandergerissen. Caleb avanciert zur Randfigur. Wird er noch eine wichtige Rolle spielen? Die Ereignisse überschlagen sich. Es scheint keine Überschneidungen zwischen den Fällen zu geben, und doch muss da es etwas sein, was alles miteinander verbindet. Das Undurchsichtige wird sehr gut ausgespielt. Der Plot ist faszinierend raffiniert gestrickt. Die Spannung bleibt auf einem hohen Niveau. Kate und ihr neuer Chef tappen im Dunkeln. Immer wieder enden die Ermittlungen in Sackgassen. Der Täter ist clever, eiskalt und ihnen immer einen Schritt voraus. Spekulationen werden angeheizt. Es lässt sich nichts vorausahnen. Lügen und Geheimnisse, wer kennt die Wahrheit? Es fällt leicht mitzufiebern. Alle Charaktere wirken sehr real. Die Geschichte wird packend und filmreif erzählt. Nur ganz langsam lösen sich die Verstrickungen auf. Überraschungen und Wendungen sind perfekt in Szene gesetzt. Die Kaltblütigkeit des Täters sorgt oft für Gänsehaut. Bald ziehen sich die Schlingen zu, und es scheint kein Entrinnen zu geben. Mit der Aussichtslosigkeit steigt die Spannung. Ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt. Jeder kleinste Fehler kann den Tod bedeuten. Bis zum Schluss Hochspannung pur! Auch die letzten Schachzüge sind sehr gelungen. Eine Auflösung fehlt. Geht es damit in Band 4 weiter?

Der Titel setzt den Inhalt perfekt in Szene. Die düstere Atmosphäre stimmt auf eine fesselnde Geschichte ein. „Ohne Schuld“ toppt die hohen Erwartungen und spielt in einer eigenen Liga. Sehr empfehlenswert für alle Krimi- und Thrillerfans!

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Warmherziges und mutmachendes Abenteuer

Elchtage
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„Elchtage“ ist das erste Jugendbuch von Autorin Malin Klingenberg. Eine Außenseiterin findet ihren Weg.

Am Schulanfang nach den Sommerferien beschließt Johannas beste Freundin Sandra lieber zur In-Clique ...

„Elchtage“ ist das erste Jugendbuch von Autorin Malin Klingenberg. Eine Außenseiterin findet ihren Weg.

Am Schulanfang nach den Sommerferien beschließt Johannas beste Freundin Sandra lieber zur In-Clique der Schule zählen zu wollen. Schulschwarm Sebastian bildet den Mittelpunkt des Interesses. Johanna kann über das seltsame Verhalten der Mädels nur den Kopf schütteln.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Johanna erzählt. Anders als erwartet geht die 13jährige Johanna sehr selbstbewusst mit der neuen Situation um. Sie hat eine starke Persönlichkeit und wirkt mit ihrer Liebe zur Natur und Tierwelt sehr sympathisch. Das gekünstelte Verhalten der Anderen, die schmachtenden Blicke bezüglich Sebastian stoßen bei ihr auf Unverständnis. Originell ist die Idee mit der selbstgebauten Hütte im Wald als Treffpunkt. Ein Sehnsuchtsort nicht nur für Teenager. Sebastian hat Klasse und besondere Interessen. Nähern sich die Beiden an? Bald macht Johanna eine neue Bekanntschaft, die die Geschichte mehr in Fahrt bringt. Sie trifft auf einen Seelenverwandten und hat eine ungewöhnliche Begegnung am See. Der Titel ist Programm, auch zwei Elche spielen eine Rolle. Die sanfte Annäherung zu den Tieren begeistert. Bilder entstehen im Kopf. Die Geschichte wirkt sehr lebendig. Johanna zieht mit einer offensichtlichen Entwicklung den Neid der Clique auf sich. Wird sich Sandra eingestehen, dass sie einen Fehler macht? Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Das Abenteuer reißt mit. Humor fließt mit ein. Eine gemeinsame Vorliebe hat viel Herz. Mit einer kniffeligen Situation kommt Spannung auf. Die Themen „Erste große Liebe und echte Freundschaft“ werden in eine warmherzige, Mut machende Geschichte verpackt. Johanna wird zur Identifikationsfigur und weiß sich zu behaupten. Ihre Familie, Tierliebe und ihr Erfindungsgeist geben ihr Halt. Sie baut sich ein neues Umfeld auf, das zu ihr steht und weist so Lesern ab 11 Jahren ihren Weg. Viel zu schnell und abrupt kommt das Ende. Ein paar Seiten mehr hätten diesen Eindruck abmildern können.

Die Coverszene fängt den Zauber der Geschichte ein. Die Illustration zieht alle Blicke aufs Buch. Der Titel hat Humor und fasst das ungewöhnliche Abenteuer perfekt zusammen. „Elchtage“ übertrifft die Erwartungen mit besonderen Freundschaften und einer aufflammenden Liebe. Das Thema „Tierschutz“ wird facettenreich beleuchtet. Besonders für tierliebe Mädchen und die ganze Familie ein mitreißendes Leseabenteuer.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Herrlich skurriles und spannendes Abenteuer

Charlie – Ein Schulbus hebt ab
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In „Charlie – Ein Schulbus hebt ab“ von Autorin Irene Zimmermann erleben Willi und seine Freunde ein unglaubliches Abenteuer.

Normalerweise erledigt Hausmeister Freddie seine Klopapier-Tour mit dem Golfwägelchen. ...

In „Charlie – Ein Schulbus hebt ab“ von Autorin Irene Zimmermann erleben Willi und seine Freunde ein unglaubliches Abenteuer.

Normalerweise erledigt Hausmeister Freddie seine Klopapier-Tour mit dem Golfwägelchen. Willi traut seinen Augen nicht, als Freddie plötzlich mit einem knallgelben Schulbus auf dem Gelände des Dreistein-Internats auftaucht. Schwarm Maisie steigt ein.

Der faulste Hausmeister der Welt und seine Marotte stimmen auf eine unterhaltsame und humorvolle Geschichte ein. Bus Charlie ist eine eigenwillige Hauptfigur, die an den VW-Käfer Herbie aus dem Film „Ein toller Käfer“ erinnert. Charlie entwickelt ein Eigenleben. Was hat er vor? Mit dem sturen Bus beginnt ein rasantes, originelles Abenteuer. Willi und seine Freunde heben ab. Das turbulente Fliegen bereitet vor allen Dingen Schnösel Frank Schwierigkeiten. Außer Charlie kommen die Charaktere etwas zu kurz. Sie hätten gerne noch mehr Persönlichkeit, Ecken und Kanten haben können. Maisie und Willi entpuppen sich als tolles Team. Beide sind erfindungsreich, spontan und wissbegierig. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Kreativität, Abenteuerlust und Entdeckergeist. Der kindgerechte Erzählstil reißt mit und führt nah an die Geschehnisse heran. Skurriles wirkt real. Kurze Kapitel fördern den Lesefluss. Die witzigen, lebhaften Illustrationen von Tine Schulz zu Beginn der Kapitel und auf den Buchseiten sorgen zusätzlich für Unterhaltungswert. Das Rätsel um Willis Eltern wird nur angeschnitten und in Folgebänden eine weitere Rolle spielen. Keine neue Idee, die aber die Neugierde weckt. Was hat der Bus verbockt? Das Geheimnis um Charlie ist sehr gelungen. Den jungen Abenteurern steht eine gefährliche Mission bevor. Unheimliche, lauernde Bedrohungen in ungewöhnlicher Kulisse sind fesselnd inszeniert. Unvollendete Sätze steigern die Spannung. Bis zum Schluss eine herrlich kuriose Expedition mit überraschenden Begegnungen und pfiffigem Ende.

Das kunterbunte Cover verströmt Dschungel- und Abenteuer-Charme und passt perfekt zum Inhalt. Eine tolle, auffällige Illustration, die Aufmerksamkeit erregt. „Charlie – Ein Schulbus hebt ab“ spricht Jungs wie Mädchen an und ist ein packendes Leseerlebnis für die ganze Familie. Die Geschichte fördert die Phantasie, den Spaß an eigenen Entdeckungen und weist auf den Tierschutzgedanken hin.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

In geheimer Mission

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist Band 8 der Kultreihe um Polizist und Zauberlehrling Peter Grant von Autor Ben Aaronovitch.

Der 28jährige Peter Grant ist suspendiert und bewirbt sich um einen ...

„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist Band 8 der Kultreihe um Polizist und Zauberlehrling Peter Grant von Autor Ben Aaronovitch.

Der 28jährige Peter Grant ist suspendiert und bewirbt sich um einen Job bei Serious Cybernetics Corporation. Internet-Genie Terrence Skinner arbeitet an einem Geheimprojekt. Als Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung versucht Peter herauszufinden was dahinter steckt.

Peters Suspendierung stellt Fragen auf. Der Rätsel wird nicht gleich aufgelöst. Kniffelig sind auch seine privaten Herausforderungen. Wer mit einer Flussgöttin zusammenlebt, hat es so schon nicht einfach. Jetzt kommt noch ein erschwerendes Detail hinzu. Die Dialoge zwischen Peter und Beverly Brook sind sehr unterhaltsam. Bei seinem neuen Job stößt Peter auf Ungereimtheiten. Das Mysteriöse wird gut ausgespielt und zum roten Faden der Geschichte. Nicht nur der Leiter der Einheit Spezielle Analysen Detective Chief Inspector Thomas Nightingale steht Peter zur Seite. Der neue Fall ist größer als gedacht. Wer ist der Strippenzieher im Hintergrund? Unter den Gegnern ist eine übermächtige Meistermagierin. Perfekt und sehr effektvoll inszeniert sind die überraschenden, abrupten Wendungen. Es geht ums nackte Überleben, aber auch hier kommt die Selbstironie nicht zu kurz. Der humorvolle Erzählstil ist unschlagbar. Peters Gedanken bringen zum Schmunzeln. Auch Haushälterin Molly sorgt mit ihren eigenwilligen Auftritten wieder für Lacher. Ihre Schwester Fingerhut spielt eine wichtige Rolle. Das Thema „Künstliche Intelligenz“ wird in eine originelle Geschichte verpackt. Das technische Drumherum ufert teils etwas aus. Verrat, Finten, schräge Details und explosive Wahrheiten, für Abwechslung ist gesorgt. Etwas zu kurz wird der Showdown abgehandelt. Effekte und eigenwillige Tricks sind gelungen.

Das Cover hat Seriencharakter. Autorenname, Titel und Details ziehen alle Blicke aufs Buch. „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist nicht der beste Band der Kultreihe, der Unterhaltungswert ist trotzdem hoch. Für Fans ein absolutes Muss. Die Neugierde auf Band 9 und Peters besondere private Herausforderungen sind geweckt.

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