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Veröffentlicht am 20.11.2020

Originell, unterhaltsam, schrullig

Mord in Highgate
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Rezension zu »Mord in Highgate« von Anthony HorowitzDiesen originellen England-Krimi habe ich mir von meinem ersparten Taschengeld bei Hugendubel in Bochum gekauft. Die gebundene, 347-seitige Printausgabe ...

Rezension zu »Mord in Highgate« von Anthony Horowitz

Diesen originellen England-Krimi habe ich mir von meinem ersparten Taschengeld bei Hugendubel in Bochum gekauft. Die gebundene, 347-seitige Printausgabe mit der EAN 978-3-458-17872-9 kostet 2.000 £ (inkl. MwSt.) und erschien am 14. September 2020 im Insel Verlag. Übersetzt aus dem Englischen von Lutz Wolff.

Der Scheidungsanwalt Richard Pryce wurde in seinem Londoner Haus in Hampstead Heath mit einer 22.00 € teuren Flasche "Château Lafite Rothschild Pauillac" niedergeschlagen. An der Wand neben der Leiche ist eine rätselhafte Botschaft gepinselt. Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Neue Entwicklungen und Enthüllungen erhöhen die Anzahl der Verdächtigen. Sie alle lügen oder verbergen etwas. Als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.

MEINUNG
Das Cover macht zunächst gar nicht den Eindruck, als ob es sich hier um einen Kriminalroman handeln würde. Der rote Hintergrund und der blaue Schriftzug wirken sowohl surreal als auch sportlich, erwähnenswert und elegant wirken jedoch die beiden schicken Gentlemen auf der Brücke. Im Grunde genommen haben die beiden mich dazu veranlasst, mein Taschengeld für dieses Buch auszugeben. Und das war auch gut so. Der unterhaltsame, etwas schrullige Schreibstil hat mir von der ersten bis zur letzten Seite zugesagt. Er hat bei mir ein Dauergrinsen ausgelöst, denn die Charaktere wurden genauso eigenwillig dargestellt. Wer es "very british" mag, der wird seine Freude an diesem Buch haben. Ich bin begeistert.

FAZIT
»Spannend, originell, komisch, selbstironisch und ungemein unterhaltsam.« Dem ist nichts hinzuzufügen.


© 11/2020 Tante-Inge | Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Veröffentlicht am 18.11.2020

God save the Queen

Teatime mit Lilibet
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Rezension zu »Teatime mit Lilibet« von Wendy HoldenDiesen historischen Roman habe ich im Rahmen einer Buchverlosung auf Netgalley gewonnen. Die 528-seitige, gebundene Ausgabe mit der EAN 978-3-471-36027-9 ...

Rezension zu »Teatime mit Lilibet« von Wendy Holden

Diesen historischen Roman habe ich im Rahmen einer Buchverlosung auf Netgalley gewonnen. Die 528-seitige, gebundene Ausgabe mit der EAN 978-3-471-36027-9 kostet 22.00 € und erschien am 2. November 2020 bei List im Ullstein Verlag. Übersetzt aus dem Englischen von Elfriede Peschel.

INHALT
England, 1932: Im Alter von 22 Jahren wird Marion Crawford die Lehrerin von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margaret. Als Marion ihre Stelle im englischen Königshaus antritt, ist sie schockiert. Das Leben im Schloss hat nichts mit der Realität zu tun. Vor allem Lilibet, die zukünftige Königin, wächst Marion ans Herz. Als überzeugte Sozialistin macht Marion es sich zur Aufgabe, Lilibet das echte Leben zu zeigen. Sie fährt mit ihr Metro und Bus, geht in öffentliche Schwimmbäder und macht Weihnachtseinkäufe bei Woolworth’s. Ihr Einfluss auf die zukünftige Queen ist gewaltig. Doch Marion ahnt nicht, wie sehr sich auch ihr eigenes Leben durch die Royals verändern wird.

MEINUNG
Das Cover hatte mich zuerst an einen Kriminalroman erinnert, erst auf den zweiten Blick erkannte ich die beiden jungen englischen Prinzessinnen. Das erweckte mein Interesse. Grundsätzlich mache ich mir nichts aus royalen Familien, aber Queen Elisabeth hebt sich von allen Königshäusern deutlich ab und nachdem ich gerade die Serie "Crowen" auf Netflix verfolge, hielt ich dieses Buch für die ideale Ergänzung dazu. Der Schreibstil ist unterhaltsam und zeitnah, sodass man als Leser schnell in die Geschichte und Handlung hineinfindet. Auch die Charaktere sind meines Erachtens authentisch ausgearbeitet, wodurch die Protagonisten glaubhaft und lebendig wirken.

Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, dennoch hat sich die Autorin die schriftstellerische Freiheit erlaubt und Fiktion mit Realität miteinander verwoben. Wendy Holden hat viel Herzblut und Leidenschaft bei diesem Roman an den Tag gelegt. Eigentlich will Marion Crawford Kinder aus ärmeren Schichten unterrichten, doch bald schon ist sie beim Herzog und der Herzogin von York als Gouvernante angestellt und unterrichtet deren beiden Töchter. Vor allem Lilibet, wie Elisabeth genannt wird, weiß nicht, wie es in der normalen Welt da draußen zugeht. Hier übernimmt Marion über viele Jahre die Rolle der Bezugsperson zwischen Realität und einem Leben als abgeschirmte Prinzessin. Als Leser erhält man einen tiefen und nachvollziehbaren Einblick in das englische Königshaus. Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Man begleitet die junge Prinzessin auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und wird Zeuge, wie sich die Zeiten, die Politik und die Gesellschaft sowie das Denken der Generation verändert.

FAZIT
Ein unterhaltsamer, aufschlussreicher und nachdenklich stimmender Roman.


© 11/2020 Tante-Inge | Alle Angaben sind ohne Gewähr

Veröffentlicht am 08.11.2020

Extravagant

Super fresh
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Ich hatte ein typisches "GU-Format" erwartet, dem ist aber nicht so, darum war meine Freude und Begeisterung grenzenlos: Ein Kochbuch so groß und unhandlich wie ein hübscher Werbekatalog, was aber auf ...

Ich hatte ein typisches "GU-Format" erwartet, dem ist aber nicht so, darum war meine Freude und Begeisterung grenzenlos: Ein Kochbuch so groß und unhandlich wie ein hübscher Werbekatalog, was aber auf gar keinen Fall als negativ aufgefasst werden darf. Man lege sich aufs Sofa, entspanne sich, trinke einen Tee und lässt sich von den Bildern sowie den teilweise fremden Zutaten berieseln und inspirieren.

Dies ist KEIN Kochbuch für Anfänger. Die Rezepte und deren Umsetzung erinnern mich eher an australische Lebensphilosophie. Die Gerichte sind so perfekt und ästhetisch in Szene gesetzt, dass sie mehr an Kunst als an Essen erinnern. Ein Kochbuch für Kochbuch-Liebhaber und Sammler. Daher ist es absolut als Geschenk geeignet. Wer das Prinzip Kochen und Ernährung verstanden und verinnerlicht hat, der wird an diesem Kochbuch seine wahre Freude haben. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich okay. Keine Hochglanzbilder, erweckt dadurch einen naturverbundenen Eindruck. Ein Buch für Menschen, die sich für geerdet halten.

Die Autorin werde ich auf jeden Fall im Auge behalten, die trägt nämlich nicht nur die gleichen Socken wie ich, die sammelt sogar ähnliches Geschirr wie ich. Ich liebe dieses Buch! Werde es gleich in Geschenkpapier einwickeln und mir zu Weihnachten noch einmal schenken.

Ein ganz dickes Dankeschön an Vorablesen und GU

Veröffentlicht am 13.08.2020

Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht auch immer eine starke Frau

Das Buch Ana
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Buchbesprechung zu »Das Buch Ana« von Sue Monk KiddDiesen historischen Wälzer habe ich im Rahmen einer Buchverlosung als Testleserin bei Random-House gewonnen. Die gebundene, 576-seitige Ausgabe mit der ...

Buchbesprechung zu »Das Buch Ana« von Sue Monk Kidd

Diesen historischen Wälzer habe ich im Rahmen einer Buchverlosung als Testleserin bei Random-House gewonnen. Die gebundene, 576-seitige Ausgabe mit der EAN 978-3-442-75903-3 kostet in Deutschland 22.00 € inkl. MwSt. und erscheint am 17. August 2020 bei btb. Auch erhältlich als E-Book oder Hörbuch. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Judith Schwaab.

Es ist die fiktive Lebensgeschichte von Ana, der Gefährtin Jesu. Die Erzählung setzt im Jahr 16 nach Christus ein, in dem von den Römern besetzten Galiläa. Dort wächst Ana in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Sie ist ein kluges Mädchen mit rebellischem Geist und messerscharfem Verstand. Ana lernt Lesen und Schreiben, studiert die Thora und beginnt heimlich die Geschichten der vergessenen Frauen der Heiligen Schrift aufzuzeichnen: Eva, Sarah, Rebecca, Rachel und Ruth. Als Ana vierzehn ist, soll sie an einen alten Witwer verheiratet werden, doch sie lernt auf dem Markt einen jungen Mann mit dunklen Locken und einer großen Sehnsucht in den Augen kennen, der ihre wahre Bestimmung wird.


Thema
Unterdrückung der Frau. Jesus als Mensch bekommt eine Frau an seine Seite gestellt, die ihm auf Augenhöhe begegnet. Beide ergänzen sich in ihrem spirituellen Sehnen und in ihrer Liebe und Weitsicht.


Meinung
Das Titelbild erinnert an eine leere apokryphe Schriftrolle, sodass der Leser gleich auf eine biblische Geschichte eingestimmt wird. Für die elegante Umschlaggestaltung ist die in München ansässige Werbeagentur Semper-Smile verantwortlich. Die Charaktere und der Schreibstil harmonieren miteinander. Besonders gelungen finde ich, dass die Geschichte aus Sicht von Ana erzählt wird. Ob Jesus verheiratet war oder nicht, darüber lässt sich spekulieren, diese Idee ist nicht neu und überrascht mich daher nicht, denn sie wurde bereits mehrfach aufgegriffen. So verarbeitet Mel Gibson dieses Thema in seinem Film Die Passion Christi, Dan Brown in Sakrileg und die Religionshistorikerin Karen L. King von der renommierten Harvard-Universität präsentierte im Jahre 2012 ein Stück Papyrus aus dem 4. Jahrhundert, auf dem in koptischer Schrift zu lesen ist: »Jesus sagte zu ihnen: Meine Ehefrau (...)«.

Zur Zeit Jesu war für einen frommen Rabbiner die Ehe etwas ganz Normales. Der jüdische Religionsphilosoph Schalom Ben-Chorin (1913-1999) ging deshalb davon aus, dass Jesus selbstverständlich verheiratet war. Im 1. Buch Mose 2, 24 wird geboten, Männer sollten heiraten und Kinder zeugen. Wäre Jesus ledig geblieben, dann wäre dies in der damaligen Zeit so ungewöhnlich gewesen, dass in den Evangelien darauf hingewiesen worden wäre. Auch entspricht die Rolle der Mutter Jesu in der im Neuen Testament geschilderten Hochzeit zu Kana genau der Rolle einer damaligen Mutter des Bräutigams. Wird in Johannes 2 etwa seine eigene Hochzeit beschrieben? [Quelle: Sonntagsblatt]

Aus diesen Gründen halte ich den Roman keinesfalls für provokant. Zudem weist Ana viele Wesensmerkmale auf, die uns bereits von Maria Magdalena bekannt sind, die fälschlicherweise immer wieder als Dirne dargestellt wird, sondern aus einem reichen, jüdischen Elternhaus stammte und sehr wohl gebildet war.

Aber kommen wir nun zur Geschichte: Die Autorin verleiht der klugen und aufmüpfigen Ana eine Stimme, lässt sie zur Hauptfigur avancieren, während Jesus zum Nebendarsteller degradiert wird. Wie das halt so ist, steht doch hinter jedem erfolgreichen Mann bekanntlich immer eine starke Frau. Und diese lässt die Autorin in diesem Roman zu Worte kommen. Der Originaltitel The Book of Longings (Das Buch der Sehnsüchte) bezieht sich auf die totgeschwiegenen Sehnsüchte der unterdrückten Frauen von damals. Und heute.

Anas Bestrebungen, sich zu bilden und zu emanzipieren, werden von ihrem Vater heimlich unterstützt, was ihre Umgebung verhindern will. Nur Tante Yaltha, die wegen eines Mordverdachts aus Alexandria flüchten muss, unterstützt Anas Wunsch. Im Alter von 14 soll das Mädchen mit einem alten Witwer zwangsverheiratet werden. Dessen plötzlicher Tod rettet sie vor diesem Schicksal. Ana verliebt sich in Jesus, doch ihr Vater will sie wegen ihres schlechten Leumundes als Konkubine an Herodes verkaufen. Ana gibt ihren Status auf und heiratet mit 18 Jahren den ärmlichen Jesus von Nazareth. Bald darauf muss sie nach Alexandria fliehen, wo es ihr gelingt, eine Stellung als Schreiberin in der dortigen Bibliothek zu erhalten. Sie verfasst eine umfangreiche Geschichte über die von der patriarchalischen Gesellschaft kaum gewürdigten Frauen. Als sich die Ereignisse um Jesus und ihren Stiefbruder Judas zuspitzen, begibt sie sich unter Lebensgefahr nach Nazareth. Jesus, von ihrem Stiefbruder verraten, wird gekreuzigt. Sie trauert, kehrt nach Alexandria zurück und setzt ihr Leben als Forscherin fort. Eine Geschichte, die an Aktualität niemals einbüßen wird. Hat sich die Unterdrückung der Frau doch noch bis ins frühe 20. Jahrhundert bemerkbar gemacht.

Eine Geschichte, die an Aktualität niemals einbüßen wird. Hat sich die Unterdrückung der Frau doch noch bis ins frühe 20. Jahrhundert bemerkbar gemacht.


Fazit
Die Autorin lässt das Leben im biblischen Galiläa auferstehen. Ihr ist ein Roman gelungen, der von der ersten Seite an fesselt und berührt. Auf faszinierend unterhaltsame Weise verbindet Sue Monk Kidd gut recherchiertes Bibelwissen und fiktive Geschichte. Bildgewaltig und lebendig schildert sie damalige Geschehnisse und verleiht ihnen Authentizität. Der Roman hat mich beeindruckt, darum vergebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.


Gut zu wissen!
Sue Monk Kidds Debütroman »Die Bienenhüterin« avancierte vom Geheimtipp zum Bestseller. Der Roman wurde allein in den USA über sechs Millionen Mal verkauft, er wurde in sechsunddreißig Sprachen übersetzt. »Das Buch Ana« ist Sue Monk Kidds vierter Roman, der in den USA sofort auf der Bestsellerliste stand und von der Presse begeistert aufgenommen wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in South Carolina.


© 08/2020 MAD-Moiselle 🌼 Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Veröffentlicht am 10.08.2020

Flowerpower und Oktoberfest

Liebe machen
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Buchbesprechung zu »Liebe machen« von Moses WolffDieses Taschenbuch habe ich im Rahmen einer Leserunde auf LOVELYBOOKS gewonnen. Die 288-seitige Taschenbuchausgabe mit der EAN 978-3-492-30749-9 kostet ...

Buchbesprechung zu »Liebe machen« von Moses Wolff

Dieses Taschenbuch habe ich im Rahmen einer Leserunde auf LOVELYBOOKS gewonnen. Die 288-seitige Taschenbuchausgabe mit der EAN 978-3-492-30749-9 kostet 10.00 € und erschien am 3. August 2020 bei Piper.

Als die zwanzigjährige Dagmar in einer lauen Kölner Nacht im März 1970 aus dem Schlaf hochschreckt, ahnt sie nicht, dass in Hamburg ein junger Mann, Götz, ebenfalls wach liegt und denselben Traum träumt wie sie. Und vor allem ahnen weder Dagmar noch Götz, dass das Schicksal sie füreinander bestimmt hat. Noch im selben Jahr werden sie sich auf dem Oktoberfest begegnen, sich verlieben – und dann für lange Zeit aus den Augen zu verlieren, ohne zu wissen, wie nah sie sich eigentlich die ganzen Jahre über sind.


Meinung
Das Cover ist ein Augenschmaus. Da hat sich die Werbeagentur ZERO etwas richtig Originelles einfallen lassen. Der Titel klingt sexistisch, bezieht sich aber auf Make Love - not War, passt also gut zu den 1970er Jahren und erinnert an Hippies. Der Schriftzug ist ebenfalls typisch 70er Jahre. Zu sehen ist hier die von mir heiß geliebte Tapete im LSD-Optik, der geniale Rippenheizkörper und ein hübsches rotes Plastik-Radio mit Pril-Blumen. Köstlich!

Liebe machen handelt von einer schicksalhaften Liebe. Der Autor erzählt nicht nur eine fantasievolle und zauberhafte Liebesgeschichte, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt, sondern macht daraus einen Gesellschaftsroman. Da mir in jungen Jahren etwas Ähnliches widerfahren ist, konnte ich mich ausgezeichnet in die Protagonisten hineinversetzen, was den Lesespaß steigerte. Durch den ruhigen, poetischen Schreibstil, der durch humorvolle Unterton gekennzeichnet ist, wurden die gut charakterisierten Figuren lebendig.

Wir schreiben das Jahr 1970. Dagmar träumt in Köln einen Traum. Götz träumt den gleichen Traum in Hamburg. Die Protagonisten begegnen einander das erste Mal beim Love-and-Peace-Festival auf Fehmarn. Ein zweites Mal am 19. September 1970 auf dem Münchener Oktoberfest. Ein dramatisch magischer Moment, der auf den Leser überspringt. Und nun begibt sich der geneigte Leser auf eine Zeitreise. Moses Wolff lässt fünf Jahrzehnte Revue passieren. Wir begleiten die Liebenden durch ihre Leben, das von Höhen und Tiefen, vom Suchen und Finden der Liebe geprägt ist. Spannend finde ich an dieser Geschichte, dass sich die Protagonisten in völlig unterschiedliche Richtungen entwickeln, in Gedanken jedoch immer beieinander sind. Bei Wolffs Streifzug durch die Jahrzehnte wird der Leser nicht nur Zeuge großer Weltgeschichte, auch Ereignisse aus der Musik-, Film- und Unterhaltungsbranche werden hier gut recherchiert in die Story eingebaut, dass ich mich im Nachhinein frage, was dem Autor eigentlich wichtiger war, und ob die Protagonisten nicht vielleicht nur ein Gerüst bildeten, um die Rückblende überhaupt zu ermöglichen? Das ist jetzt aber völlig egal, denn der Roman liest sich einfach wunderbar!

"(...) da der Wiesn-Anstich im Jahr 1970 am Samstag, dem 19. September war und dieses Jahr zum selben Datum gewesen wäre, habe ich das Oktoberfest 2020 in meinem Buch einfach stattfinden lassen, trotz Absage. (...) Man muss sich auch nicht alles vom Virus diktieren lassen. [Quelle: Münchener Abendzeitung]"

Da bin ich ganz Ihrer Meinung Herr Wolff. Trotzdem finde ich es saukomisch und gemein, dass sich die beiden 50 Jahre lang immer wieder verpasst haben und das Oktoberfest ausgerechnet 2020 ausfällt ... 😅 Diese Bemerkung erklärt dann auch den Ausgang der Geschichte.


Fazit
Eine wunderschöner Sommerlektüre, die man unbedingt gelesen haben sollte, denn - Obacht! - hier findet das Oktoberfest statt. 5 Sterne und eine klare Lese-, Kauf- und Geschenkempfehlung.


Gut zu wissen!
Moses Wolff, geboren 1969, ist Autor, Schauspieler und Komiker. Er schreibt regelmäßig für das Satiremagazin »Titanic« und ist Mitveranstalter der erfolgreichen Münchener Lesebühne »Schwabinger Schaumschläger Show«.


© 08/2020 MAD-Moiselle 🌼 Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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