Platzhalter für Profilbild

Marakkaram

Lesejury Star
offline

Marakkaram ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Marakkaram über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2020

Der Weg zweier Schwestern

Das schwarze Gold des Südens
0

* War die Wurzel erstmal von der Rinde befreit, konnte man gar nicht genug vom Saft der Glyccyrrhiza bekommen Amalie saugte erneut daran, um sich zu stärken. (./.) Lebenssaft nannte Vater ihn. *

Bamberg ...

* War die Wurzel erstmal von der Rinde befreit, konnte man gar nicht genug vom Saft der Glyccyrrhiza bekommen Amalie saugte erneut daran, um sich zu stärken. (./.) Lebenssaft nannte Vater ihn. *

Bamberg 1887: Ein Schädling vernichtet fast die gesamte Süßholzernte und stürzt das Familienunternehmen Imhoff in eine ernste Krise. Während die älteste Schwester Amalie eine Vernunftehe mit dem langfährigen Angestellten und Vertrauten der Familie eingeht, entzieht sich die Jüngere der geplanten Verbindung mit einem Bankier und brennt mit ihrer großen Liebe durch.

Tara Haigh begleitet den Weg beider Schwestern - ihre Zukunft und ihre Liebe. Der konstante und unheimlich rasche Wechsel war mir fast schon ein wenig zu viel und es fiel mir irgendwie schwer eine tiefere Verbindung zu den beiden aufzubauen. Insbesondere Amalie blieb von ihrer ganzen Art her eher blass und mir fern. Die lebenslustige und wagemutige Elise mit ihrem großen Herzen war mir ab dem Moment, in dem sie aus dem Schatten ihrer Framilie trat, hingegen sofort sympathisch und es hat Spaß gemacht ihren Weg zu verfolgen.

Ich lese die historischen Romane von Tara Haigh unheimlich gerne, weil sie einen immer wieder in fremde, exotische Welten entführen. Diesmal dreht sich alles um Süssholz, ob als Lakritz oder Arznei, hervorragend recherchiert.

Auch der Schreibstil überzeugt mit seiner flüssigen bildhaften Art. Und trotzdem blieb "Das schwarze Gold des Südens" ein wenig hinter meinen, zugegeben, sehr hohen Erwartungen zurück. Das lag zum einen an den ständigen Perspektivwechseln, doch auch die Geschichte der Schwestern und der Familie Imhoff konnte mich -ganz besonders zum Ende hin- nicht hundertprozentig überzeugen. Dafür gab es großartige Nebencharaktere, die z. T. im Handumdrehen mein Herz erobert haben.

Alles in allem hat mich der Roman sehr gut unterhalten und war schnell ausgelesen. Also perfekt für lange dunkle Herbst- und Winterabende mit einer Tasse Tee und einem Stück gutem Lakritz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Historisch interessant - aber einiges an Potential verschenkt

Das Mündel des Hofmedicus
0

* Louisle, hilf mir. Du bist nicht da. Besser so. Ich nehme Aufstellung. Niemals ist sie meine Mutter. Sie krallt mir ihre Finger in die Schulter und schiebt mich aus dem Haus. Barfuß und im Gartenkleid, ...

* Louisle, hilf mir. Du bist nicht da. Besser so. Ich nehme Aufstellung. Niemals ist sie meine Mutter. Sie krallt mir ihre Finger in die Schulter und schiebt mich aus dem Haus. Barfuß und im Gartenkleid, aber mit der guten Schürze, steige ich in die Kutsche. *

"Das Mündel des Hofmedicus" ist eine sehr interessante, aber auch verworrene Geschichte um ein junges Mädchen, das schon als Baby von einem zum anderen weitergereicht wurde und an der gegensätzliche Erziehungsmethoden ausprobiert wurden. Immer mit im Gepäck zwei gemalte Spielkarten, die Herz- und die Ecksteinsieben.

Ich habe einen spannenden Roman erwartet, doch was die Geschichte interessant gemacht hat, blieb leider oftmals zu oberflächlich, sowohl das perfide Spiel um die Karten als auch die Erziehungsmethoden. Hier hätte es gern mehr in die Tiefe gehen dürfen.

Der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, kurze Sätze, oftmals abgehackt. Vor allem mit den Gedanken des Kleinkindes habe ich mich schwer getan. Was mir hingegen sehr gefallen hat, war der Lokalkolorit. Nicht nur in den Beschreibungen der Ortschaften und der Gegend, sondern auch im schwäbischen Dialekt, der hier und da authentisch mit einfließt und sich sehr flüssig lesen lässt.

Die Charakterzeichnung fand ich persönlich etwas schwach, obwohl man von jedem nicht nur ein ganz klares Bild vor Augen hatte, sondern auch die wesentlichen Charakterzüge. Aber dabei blieb es. Ich hätte so gern mehr über Elisabeth Hehl erfahren, der Frau, die Christiane mit harter Hand erzieht und ihre eigene Schwester als Baby erstickt hat. Es gab einfach recht wenig Hintergrundinformationen. Über den Hofmedicus erfährt man so gut wie gar nichts, außer, dass er den Blasensteinschnitt liebt. Denn die Kapitel der beiden Geschwister beginnen immer mit demselben Satz, ob bei Elisabeth die "geborene von" oder bei ihm der "Blasensteinschnitt", irgendwann war es einfach zu viel des Guten.

Der Roman ist interessant, keine Frage und er hat einen historisch belegten Kern, der im Anhang aufgeführt wird. Christianes Lebensstationen formen ihren Charakter und es ist spannend zu sehen wie sie sich weiterentwickelt und hinter das Geheimnis der Spielkarten und ihrer Geburt kommt.

Ein Buch, das mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Komplett überzeugen konnte es mich nicht, da ich mir die Themen mehr in die Tiefe gehend gewünscht hätte. Auf der anderen Seite erfährt man einiges über den Umgang mit Kleinkindern Anfang des 19. Jahrhunderts und man möchte selber wissen, wer Christianes Mutter ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2020

Das Geheimnis der Großmutter

Die Gartenvilla
0

"Konzentrier dich auf die schönen Dinge, belaste dich nicht mit Problemen," fuhr der Großvater fort, "behalt dein Ziel im Blick und frag dich jeden Abend, ob du wirklich alles dafür getan hast, es zu erreichen. ...

"Konzentrier dich auf die schönen Dinge, belaste dich nicht mit Problemen," fuhr der Großvater fort, "behalt dein Ziel im Blick und frag dich jeden Abend, ob du wirklich alles dafür getan hast, es zu erreichen. Das allein zählt, mein Schatz."

Ich mag die Romane von Cristina Caboni und eigentlich hätte die Geschichte alles, was es braucht; tolle Schauplätze, eine interessante Vergangenheit und ein Familiengeheimnis.... Dennoch hat mich "Die Gartenvilla" nicht ganz überzeugt.

Das lag ein wenig an den Charakteren, die größtenteils recht eindimensional und oberflächlich waren, aber auch an der Tiefe der erzählten Vergangenheit. Und obwohl die sehr spannend ist, hat es mich unheimlich gestört, sie auf 244 Seiten gleich ganze 3 Mal erzählt zu bekommen - denn anstatt Informationen hinzuzufügen, beginnt Caboni immer wieder von vorn. Eva, die Hauptprota in der Vergangenheit, bleibt mir dabei fremd und handelt für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Ihre ergreifende Geschichte, in Rückblicken erzählt, war mir fast schon ein wenig zu behäbig und wirkte langatmig. Ihr Mann Micele allerdings hat mir vom ersten Moment an und durch die Jahre hinweg unheimlich gut gefallen. Er ist sympathisch, sehr liebevoll und kein bisschen verbittert. Jedoch fehlte mir hier, wie er damals mit der Sache umgegangen ist. Das verläuft so ein bisschen im Sande.

Zu der Hauptprota in der Gegenwart, der Enkelin Milena, hatte ich wenig Bezug. Ich bin mir ihr einfach nicht so recht warm geworden, da war auch keine klare Linie in ihrer Figur und das kleine Techtelmechtel mit dem Commissare kam für mich absolut aus dem Nichts - wenig nachvollziehbar und hinterließ das Gefühl irgendetwas überlesen zu haben.

Cristina Caboni hat an sich einen angenehmen, sehr bildhaften Schreibstil und vielleicht liegt es auch ein wenig an der Übersetzung, aber hier wirkt er manchmal etwas trocken. Ein paar Seiten mehr und ein tieferer Ausbau der Figuren und Vergangenheit, hätten dem Buch ohne Frage gut getan, denn es ist eine wichtige Geschichte, die die Autorin erzählt.

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an den neuen Roman, die Story hörte sich vielversprechend an und ich mag die Autorin. Doch diesmal wurden sie nicht ganz erfüllt, da konnte auch die traumhafte Kulisse nichts dran ändern. "Die Gartenvilla" ist dennoch eine nette kleine Sommerlektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2020

Viel Familiengeheimnis - wenig Versandhandel

Die Dame vom Versandhandel
0

* Kurt wusste genau, dass sein großer Bruder ihm etwas vormachte. Er und Fritz wollten ihn nur aus dem Weg haben, das war alles! So wie sonst auch, wenn sie etwas vorhatten, was keiner wissen sollte, und ...

* Kurt wusste genau, dass sein großer Bruder ihm etwas vormachte. Er und Fritz wollten ihn nur aus dem Weg haben, das war alles! So wie sonst auch, wenn sie etwas vorhatten, was keiner wissen sollte, und ihm einfach verboten mitzukommen. *

Titel und Klappentext führen einen leider in die Irre und suggerieren eine Geschichte über die Anfangsjahre des Versandhandels, doch in erster Linie steht ein Familiengeheimnis im Vordergrund und der Versandhandel meist weit im Hintergrund.

Nach den ersten rückblickenden Kapiteln von Kurts Kindheit in Polen und der Flucht nach Magdeburg, habe ich noch gehofft, die Story hat einfach nur eine lange Anlaufzeit. Doch schon bald wurde klar, worum es eigentlich geht - und das konnte mich weder überzeugen noch fesseln. Diese Familiengeschichte war recht langatmig, arg konstruiert und man wusste ziemlich schnell, worauf es hinausläuft - was die Sache aber weder besser noch spannender gemacht hat.

Wirklich gut gefallen haben mir dagegen, die Szenen in denen es tatsächlich um den Versandhandel ging. Das Autorenduo fängt den Zeitgeist der 50/60iger Jahre sehr gekonnt ein. Nicht nur im Sittenbild, sondern man wird zurückversetzt in eine Zeit, in der die Versandhäuser boomten, neue Wege ausprobierten und Grenzen austesteten. Es gibt tolle kleine Einblicke, Werbeslogans, die einem so oder ähnlich noch in den Ohren klingen und auch einige bekannte Namen und Größen der Zeit. Das hat einen hohen Unterhaltungswert und hätte ich vom Titel her als Haupthandlung erwartet.

Die Charaktere sind Kinder ihrer Zeit, dennoch blieben sie, bis auf Annie, insgesamt recht blass - wobei die Autoren es dennoch geschafft haben, Annie als starke Persönlichkeit rüberzubringen. Doch obwohl ich ihre Gedanken in Sachen Ehe, Beruf usw. absolut nachvollziehen konnte, so richtig warm wurde ich mit ihr nicht.

Insgesamt bin ich von dem Roman etwas enttäuscht, weil ich mir mehr darunter versprochen hatte und das Titelthema von einem unglaubwürdigen Familienkonstrukt völlig überlagert wurde. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Immer wieder schön...

New Dreams
0

...aber bislang der schwächste Band der Reihe.

* Nie zu Fremden ins Auto steigen, hallte sogleich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Als wäre ich sechs statt einundzwanzig. *

Ich freue mich jedes ...

...aber bislang der schwächste Band der Reihe.

* Nie zu Fremden ins Auto steigen, hallte sogleich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Als wäre ich sechs statt einundzwanzig. *

Ich freue mich jedes Mal wieder auf eine Rückkehr ins Green Valley und auch der dritte Band ist ein romantischer Wohlfühlroman. Man kann sie im übrigen alle unabhängig voneinander lesen.

Lilly Lucas hat mit Green Valley ein tolles Städtchen in den Rocky Mountains erschaffen und führt hier mit Noah, Elara und Annie einige neue Familien ein. Doch auch die altbekannten Gesichter sind in Nebenfiguren präsent und bringen sich immer mal wieder ein.

Mir gefällt die Grundstory vom "Girlfriend in a coma" aber es ist auch ein hochemotionales Thema, das einem richtig unter die Haut gehen muss und das war hier nicht so ganz der Fall. Noah und Elara sind super sympathische und tolle Charaktere, aber es fehlt ihnen an Ecken, Kanten und Tiefe. Sie kamen mir nicht so nahe wie Ryan oder Izzy.

Trotzdem hat mir New Dreams gut gefallen. Lilly Lucas hat einen sehr angenehmen, unheimlich flüssigen Schreibstil, der einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. Auch diesmal hat sie fantastische Ideen rund um die Rocky Mountains und kann mit interessanten Nebenfiguren punkten. Insbesondere Noahs Familie ist klasse.

Ich bin gespannt auf New Horizon und freue mich auf mehr von Annie, die ein großherziger Mensch zu sein scheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere