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Veröffentlicht am 05.12.2020

Eine funkensprühende, farbenfrohe und magische Liebesgeschichte, die man nicht verpassen sollte.

Love Like Magic
1

"Sie lauschte angestrengt, ob sie seinen Atem hören konnte. Zu gern wollte sie in der Stille zwischen seinen Worten leben."


Als ich mir vor ein paar Wochen die Vorschau des Piper Verlags für den Dezember ...

"Sie lauschte angestrengt, ob sie seinen Atem hören konnte. Zu gern wollte sie in der Stille zwischen seinen Worten leben."


Als ich mir vor ein paar Wochen die Vorschau des Piper Verlags für den Dezember angeschaut habe, habe ich ganze drei Bücher entdeckt, die ich unbedingt lesen wollte und mittlerweile zwei davon verschlungen... Nur um zu bemerken, dass sie sich extrem ähneln. Im Nachhinein wundere ich mich, weshalb der Verlag zwei sehr ähnliche Bücher in seinem Programm hat und diese auch noch in derselben Woche erschienen. Beide Romane spielen in New Orleans, beide Titel beginnen mit "Love" und beide Geschichten handeln von einer unmöglichen Liebe... Na, von welchem Buch spreche ich? Na von "Love is Wild" von Kathinka Engel. Mit diesem Kunstwerk kann "Love like Magic" zwar nicht ganz mithalten, ist aber dennoch eine funkensprühende, farbenfrohe und magische Liebesgeschichte, die man nicht verpassen sollte.


"Das war sein Selbstporträt, und sie wollte vor seiner Schönheit niederknien. Geehrt schaffte es nicht zu beschreiben, wie seine Verletzlichkeit sie auf die beste Art schwach werden ließ."


Das Cover ist genau wie die Geschichte: bunt, glitzernd, peppig, sehr schön anzusehen, aber mit eher wenig bleibendem Eindruck. Ich mag die gelb-rosa Farbwirbel, den großen pinken Titel und die Glitzerwolken sehr, aber ein ausdrucksstarkes Motiv ist dieser mädchenhafte Traum in rosa nicht gerade. Hier fehlen mir einfach zentrale Motive, wie sie auf dem Originalcover zu sehen sind. Der Titel hingegen passt meines Erachtens sogar besser als der Originaltitel "New Orleans Rush". Denn die hier erzählte Liebesgeschichte zwischen einer flüchtigen Künstlerin und einem verschuldeten Magier mitten im farbenfrohen New Orleans ist wirklich magisch.


"Unvollkommenheit machte Menschen einzigartig, jede Geschichte und jeder Fehler mischte die Farben, die ihr Leben ausmachten. Sie fragte sich, welche Farben Huxleys Vergangenheit geprägt hatten."


Es beginnt mit einem Tiefpunkt in Beas Leben. Ihr nicht allzu freiwilliger Neuanfang in New Orleans startet denkbar schlecht, als ihr Freund sie verlässt und sie somit in einer fremden Stadt allein und wohnungslos dasteht. Aber sie wäre nicht Bea, wenn sie sich dadurch lange aufhalten lassen würde. Durch eine Reihe an schicksalshaften Verstrickungen landet sie bei den Fabelhaften Marlow Boys und wird Assistentin von Magier Huxley. Bald schon sprühen nicht nur auf der Bühne die Funken, doch ihr Glück wird durch Beas Vergangenheit gefährdet und bald bekommen sie es nicht nur mit Vandalismus, sondern auch mit mörderischen Kredithaien und einem eifersüchtigen Konkurrenten zu tun, der dem Theater an den Kragen will...


"Dieses Wassermelonen-Mädchen schafft es, mich zum Lachen zu bringen. Und ich glaube, ich habe vergessen, wie man das macht. Was verdammt traurig ist." Bis Beatrice Baker in knallrosa Hosen auf einem Barhocker gesessen und ihn als Colon Rectum (="Kolonistenkäfer", Anmerkung der Rezensentin 😂) bezeichnet hatte, ein feuriges Blitzen in den gewitterwolkenfarbenen Augen."


Wenn man dem Inhalt genauer betrachtet, muss man zugeben, dass es wohl schon innovativere Handlungsbauten gegeben hat. Zwei attraktive Personen treffen sich, verlieben sich und werden durch Hindernisse aus ihrer Vergangenheit davon abgehalten, ganz zueinander zu finden. Ja gut, das ist vorhersehbar und nicht gerade ein neues Prinzip. Auch ist es nicht Kelly Siskinds erste Priorität, hier eine realistische Dokumentation abzuliefern und so lässt sie Probleme ab und zu wie eine echte Zauberkünstlerin in Luft auflösen. Aber - und hier kommt das wichtige ABER - diese Geschichte ist dennoch so lebensbejahend, exzentrisch und liebenswert erzählt, dass man sie einfach lieben muss.


"Beatrice ist eine neunzigjährige Frau, die nachts ihre Zähne auf den Nachttisch legt, zentimeterdicke Brillengläser trägt und Eierlikör trinkt, statt Martini." (...) Niemand hatte es je geschafft, "Beatrice" sexy klingen zu lassen. Bis ein gewisser Huxley Marlow daherkam und ihren Namen anprobierte wie ein Kleidungsstück."


Allein schon das zauberhafte Setting ist ein Grund, dieses Buch zu lesen. Ich habe noch nicht allzuviele Bücher gelesen, die in New Orleans spielen und dessen peppigen, künstlerischen Multi-Kulti-Vibe verströmen. Dass ihr Setting und ihre Figuren lebendig werden, versichert sich Kelly Siskind durch ihre sehr vitale, verschmitzte Art zu schreiben, die der ganzen Geschichte ein charmantes Augenzwinkern verpasst. So war ich sehr gerne Besucher der Fabelhaften Marlow Boys in ihrem schönen aber etwas abgewrackten und sanierungsbedürftigen Theater, habe mit Bea auf dem French Market Schmuck verkauft, mit Huxley in Jazzclubs und Kneipen getanzt und gepokert und bin in Beas gelbem Miniauto durch die Straßen der Stadt gefahren. Kombiniert mit dem an sich schon tollen Flair des Settings machen Huxleys Magie und Beas Kunst einen essenziellen Teil der stimmigen und kreativen Atmosphäre aus und stellen einen passenden Hintergrund für die Handlung und die Liebesgeschichte dar.


"Das könnte ein Aufschub sein anstatt ein Ende. Eine Pause in einer unausweichlichen Liebesgeschichte. "Ja", sagte sein sofort schneller schlagendes Herz. "Ja", flüsterte er in den leeren Raum. Er würde an sie beide glauben. An das Unmögliche."


Letztere hat mich vor allem durch die tolle Chemie zwischen Bea und Huxley überzeugt. Mit seinen Narben, dem verschlossenen Blick und der Verantwortung, für das Erbe seines Vaters und den Lebensunterhalt seiner Brüder zu sorgen, ist Huxley nicht gerade ein extrovertierter, lustiger Zeitgenosse, der weiß, wie man Spaß hat. Umso spannender sind seine Reaktionen, als die lebenslustige, sonnige und beinahe schmerzhaft optimistische Bea in sein Leben tritt. Obwohl sie schon von klein auf wenig Sicherheit erfahren hatte und ihr Vertrauen nicht zuletzt von ihrem spielsüchtigen Vater mehrmals missbraucht wurde, bemüht sie sich, das Gute in den Menschen, der Welt und ihrem Leben zu sehen und alle Schwierigkeiten wegzulächeln. Zusehen, wie die strahlende Künstlerin mit ihren roten Haaren, den bunten Kleidern Farbkleckse-hinterlassend durch Huxleys Leben tanzt und seiner tristen Welt eine doppelte Portion Sonnenschein verpasst, ist einfach hinreißend. Berücksichtigt man dann noch die Nebencharaktere wie Huxleys Brüder Fox und Axel, Beas neue Freundin Della, welche in Kombination für einige amüsante Szenen sorgen, kommt man um eine Leseempfehlung trotz der eingangs beschriebenen Schwächen nicht mehr herum.


"Heute sehe ich nur dich. Kein gezwungenes Lächeln. Keine vorgetäuschte Tapferkeit. Keine Farbe, hinter der du dich verstecken kannst. Nur dich."


Etwas schade finde ich nur, dass der hier gegebene Raum für einen zweiten Roman über Della und Foy oder auch gerne noch einen dritten, in dem der Weiberheld Axel sein Herz verliert, nicht genutzt wurde und "Love Like Magic" von der Autorin aber als Standalone konzipiert ist. So müssen wir die liebgewonnenen Protagonisten nach ihrem (zugegebenermaßen etwas schmalzigen) Happy End schon wieder verlassen...



Zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:


"Sie war so versunken, dass sie ihn nicht bemerkte, doch er war wie verzaubert, von ihrem Einhornzauber. Sie war so voller Leben. Voller Spaß. Voller Lachen. Ihre Albernheit füllte die wachsende Leere in seiner Brust mit etwas Neuem, einer tieferen Zuneigung, die ihn in dem teilweise bewölkten Himmel über sich nur die Streifen aus Licht sehen ließ. Liebe. Pure, unverfälschte Liebe - das war es, was er empfand."





Fazit:

Trotz einiger Schwächen im Handlungsaufbau und einem Mangel an wirklicher Tiefgründigkeit ist "Love like Magic" eine funkensprühende, farbenfrohe und magische Liebesgeschichte, die man nicht verpassen sollte. Die zwei so verschiedenen Protagonisten, das zauberhafte Setting und Kelly Siskinds charmante Art zu schreiben werten die Geschichte enorm auf, sodass man um eine Leseempfehlung nicht herumkommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Ein vielversprechender Reihenauftakt!

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft (Band 1)
0

Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. ...

Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. Und genauso stehe ich auch zu ihrem neuen Urban Fantasy-Auftakt. "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" ein eher ungewöhnliches Thema wundervoll in einer schillernden, witzigen und geheimnisvollen Geschichte um.


"Wir sind Alchemisten". Er sah mich eindringlich an. "Und du bist eine von uns. Eine Loge ist eine Arbeitsgemeinschaft, ein Orden so was wie deine Nationalität. Man ist entweder Silber, Gold oder Quecksilber. Wir sind Gold und mit Silber ist alles kuschlig, mit Quecksilber bekriegen wir uns, weil sie die Weltherrschaft wollen. Klingt wie ein billiger Actionfilm, heißt bei uns aber Realität. Willkommen in der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hoffe, du bist gut in Chemie."


Schon die Gestaltung ist einfach traumhaft und bringt mich als absoluten Cover-Kritiker immer wieder zum Schwärmen. Düster, geheimnisvoll und wunderschön - die Gestaltung bringt die Atmosphäre der Geschichte auf den Punkt. Nicht nur dass die Lichtpunkte und die geometrischen Formen die naturwissenschaftlichen aber auch fantastischen Anklänge des Romans auffangen, die starken Kontraste zwischen hellem, weichen Gold und dunklen, schwarzen Schatten passen auch wunderbar zum Thema. Zusammen mit dem goldenen Titel und dem dunklen Lesebändchen wird das Buch zu einem Gesamtkunstwerk. Auffällig am Innenleben dieser Schönheit ist, dass die Seiten sehr dünn sind und die 560 Seiten deshalb optisch eher wie höchstens 350 erscheinen. Eine kleine positive Überraschung hat das Buch noch auf den letzten Seiten parat. Hier wartet nämlich ein hilfreiches Glossar auf den verwirrten Leser.


"Er neigte den Kopf zu mir, und für den Bruchteil einer Sekunde strich sein warmer Atem über mein Ohr, als er dieses eine Wort flüsterte. "Kaleidra."
Es klang, als würde ein sanfter Hauch durch ein Windspiel streichen. Sphärisch, schillernd und glockenhell. Es berührte einen unbekannten Teil von mir. Ich schmeckte Farben auf meiner Zunge, ich hörte die raue Schönheit, die es verhieß, ich fühlte die Kraft in mir leise lachen. "Kaleidra"


Verwirrt deshalb, da Kira Licht hier ein eher ungewöhnliches Thema zum Mittelpunkt ihrer neuen Reihe auserwählt hat: die Alchemie. Dass Bücher über verborgene Geheimlogen, Reisen durch magische Artefakte und Konkurrenzkämpfe zwischen den Gruppierungen gut als Jugendfantasy funktionieren, weiß man spätestens seit "Rubinrot" und so löste sich meine anfängliche Skepsis bald in Begeisterung auf. Denn wer hätte gedacht, dass chemische Reaktionen, verstaubte Manuskripte und komplizierte Rätsel so spannend sein können? Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Emilia ahnt auf jeden Fall nicht, welch turbulentes Abenteuer auf sie zu kommt, als sie wenige Tage nach ihrer letzten Prüfung die Wanderausstellung zum sagenumwobenen Voynich-Manuskript besucht. Als sie irgendwas von Planeten, blutenden Pelikanen und Drachen vorliest, staunen nicht nur ihre Freunde nicht schlecht, es werden auch verborgene Mächte auf sie aufmerksam. Denn das Manuskript kann von keinem Menschen oder Computer der Welt entschlüsselt werden - nur von einer Nachfahrin der berühmten Silberalchimistin Maria di Luca...


"Für sie ist das gesamte Voynich-Manuskript eine Anleitung zu einem großen Spiel." Er hielt in seiner Bewegung inne, ließ das Handy sinken, und dann sah er mich schließlich wieder direkt an. "Und du bist vermutlich die Einzige, die die Regeln durchschauen kann."


So geraten wir zusammen mit Emilia in eine geheime Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und müssen uns erst mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden, wo Schlangenamulette durch die Luft fliegen, man mit dem Stein der Weisen durch die Welt reisen kann und Augen silbern oder golden leuchten. Das klingt jetzt erstmal sehr magisch und auch die Genrebezeichnung "Urban Fantasy" weist auf einen hohen Fantastikgehalt hin, in "Kaleidra" zieht die Autorin das Thema "Alchemie" jedoch eher wissenschaftlich auf und erklärt viele Vorgänge durch chemische Reaktionen statt durch Magie. Wer jetzt denkt, "Chemie, igitt", dem sei versichert, dass man die Geschichte auch ohne jegliches chemische Vorwissen gut verfolgen kann, es aber dennoch besser wäre, wenn man zumindest das nötige Vorstellungsvermögen mitbringt. Wer nicht weiß, dass Natrium zusammen mit Chlor zu Salz reagiert, oder Quecksilber einen niedrigeren Siedepunkt hat als Silber und Gold, wird die Handlung dank Kiras leicht verständlichen Schilderungen trotzdem nachvollziehen können. Richtig Spaß macht die Geschichte aber erst, wenn man die innere Logik der Actionszenen versteht und auch mit Kiras Beschreibungen von Laboren, fliegenden Riesenschlangen und Parallelwelten etwas anfangen kann - nur dann entfaltet sie ihr volles Potential. Wenn Chemie also euer wunder Punkt ist (bei mir zum Glück nicht - Chemie Leistungskurs in der Schule haha), kann ich es euch nicht verübeln, wenn ihr auf Grund der Thematik abspringt.


"Der Tod ist unser täglicher Begleiter." Er hob ganz leicht das Kinn. "Aber ich bin sehr gut darin, ihm die Stirn zu bieten. Und ich bin sehr gut darin, ihn von anderen fernzuhalten." Er sah kurz zur Seite, doch dann glitt sein Blick zurück zu mir. "Ihn von dir fernzuhalten."


Neben dem prominenten Mystery/Chemie Aspekt, aus dem die Alchemie-Thematik besteht, ist auch eine starke Abenteuerkomponente vertreten. Emilia muss nämlich nicht nur damit zurechtkommen, dass sie von einer uralten Linie von Alchemisten abstammt, sondern wird auch dringend in der Goldloge gebraucht, um ein zerfallendes Dokument zu entschlüsseln und die Anweisungen darauf zu befolgen, bevor sie für immer verloren sind. Das Voynich-Manuskript (das es übrigens tatsächlich gibt), führt Emilia und ihren Mitstreiter aus der Goldloge, Ben, an verschiedene historische Orte auf der ganzen Welt, an denen Rätsel zu lösen und Bausteine zu bergen sind. Egal ob nach Palermo, Syrien oder Frankreich - es gibt immer etwas zu entdecken und allerlei gefährliche Hindernisse, die Ben und Emilia im Weg stehen. Diese immer mal wieder eingestreuten Indiana-Jones-Abenteuer, die sich mit gelegentlichen Aufeinandertreffen mit der rivalisierenden Quecksilberloge abwechseln, boosten die Spannung natürlich enorm, bleiben aber insgesamt recht knapp erzählt und lassen genügend Platz für Gespräche, Fragen, Kennenlernen und Emilias Ankommen in ihrer neuen Welt.


"Du bist mein, ich bin dein.
Wir sind alles, wir sind nichts.
Wir sind Diener, wir sind Herrschende.
Wir waren, wir sind, wir werden sein."


Auch eine Liebesgeschichte darf in einem Jugendbuch nicht fehlen. Die sich anbahnende Romanze zwischen Emilia und Ben bleibt hier jedoch sehr lange im Hintergrund und entwickelt sich eher subtil, statt übergangslos von sexueller Anziehungskraft zur großen Liebe zu springen. Das passt aus vielen verschiedenen Gründen sehr gut und konnte mich sowohl emotional abholen als auch inhaltlich überzeugen. Zum einen haben wir durch die langsame Entwicklung genügend Zeit, die Protagonisten kennenzulernen und zu verstehen, in welche Strukturen wir hineingeraten sind. Zum anderen sind Berührungen und sonstige Annäherungen zwischen Mitglieder verschiedener Logen verboten und die beiden können sich zu Beginn nicht sehr leiden, was beides nicht unbedingt begünstigende Faktoren für eine Liebesbeziehung sind. So lernen sich "Lord Hastings und die Silberfee" (wäre auch ein witziger Buchtitel by the way) aka Emilia und Ben erst nach und nach besser kennen, wodurch auch die Chemie zwischen den beiden erst schleichend auftritt. Im letzten Drittel sprühen dann aber doch die Funken zwischen den beiden - im wahrsten Sinne des Wortes ...


"Keine Gegenargumente? Keine flammende Rede zugunsten der großen Macht der Liebe?" Ich erwiderte sein Lächeln. "Die Liebe ist so groß, dass sie Platz für jede Art von Theorie hat. Wenn Liebe für dich Egoismus ist, dann ist es eben so."
"Was ist sie für dich?"
Für einen kurzen Moment glitt mein Blick zur Seite, bevor ich wieder hoch in sein Gesicht sah. "Hingabe."


Mystery, Action-Abenteuer und eine zarte Liebesgeschichte - was will man noch mehr? Ja genau, ein tolles Setting! Ich weiß auch nicht, wie die Autorin es immer schafft, einen möglichst atmosphärischen Schauplatz für ihre Geschichte auszuwählen. Nach den Göttern in Paris folgen nun die Alchemisten in Rom und wie schon in der Götter-Dilogie hat Kira Licht das Potential ihres Settings wunderbar genutzt. Denn Rom bietet sich als geschichtsträchtige Stadt und Ursprung des Konflikts zwischen Übernatürlichem und Wissenschaft natürlich super für eine Alchemisten-Geschichte samt Rätsel-Schnitzeljagd und Anspielungen an viele historischen Orte, Persönlichkeiten, Fakten und Theorien an.


"Du bist wie Richard Löwenherz. Ich kenne niemanden, der mutiger ist als du. Du kannst knallhart sein, aber auch unglaublich sensibel." Ich sah ihn an. "Verletzlich. Du versteckst so viel hinter deiner Maske aus Geschäftsmäßigkeit. Aber ich sehe es. Ich sehe dich." Er wandte sich mir jetzt komplett zu, sein Blick offen, völlig ehrlich. "Willst du wissen, was du für mich bist?" Ich nickte. "Kennst du dieses Spiel, in dem man aus Holzsteinen einen hohen Turm baut? Und dann zieht man immer mehr Bausteine aus dem Turm, bis..." Er brach ab. Doch ich wusste, wovon er sprach, ahnte, was er damit meinte. Und es berührte mich zutiefst.
"Es ist bloß dieser eine Stein", sagte er leise, "der dafür sorgt, dass etwas, das so sicher stand, komplett in sich zusammenbricht."


Zum Leben erweckt wird diese wundersame Mischung aber erst durch Kira Lichts spritzigen, erfrischend humorvollen und lockeren Schreibstil. Sie zieht ihre Geschichte rasant auf und sorgt durch schlagfertige Dialoge, kreative Ideen, skurrile Begegnungen und leise Romantik dafür, dass es während der 560 Seiten niemals langweilig wird. Auch der Realitätsbezug geht hier nie verloren. Mit viel Schwung und Enthusiasmus proträtiert sie das offene, erwartungsvolle Gefühl der Jugendlichen in ihrem Abschlussjahr, das von Aufbruch, Träumen, Lebensplanung und Konflikten geprägt ist und lässt diese Stimmung in die Geschichte miteinfließen. Durch ihren einmaligen Humor, der mich ein wenig an Jennifer L. Armentrout in ihren besten Jahren erinnert hat, bringt sie immer wieder Schwung in die Geschichte und hat mich ein ums andere Mal zum Lachen gebracht.


"Man kann sein Herz nur einmal verschenken." Er sah mich nicht an, als er an mir vorbei ging. "Und genau deshalb sollte man umso weiser wählen."


Klar, die Autorin erfindet das Genre nicht gerade neu und greift auch auf altbewährte Strategien und Abläufe zurück, aber ihr gelingt es mit viel Einfallsreichtum und Kreativität, einen individuellen Wiedererkennungswert zu hinterlassen und ein ganz besonderes Lesegefühl hervorzurufen. Vor allem bei der Gestaltung ihrer beiden Hauptcharaktere hat Kira Licht meines Erachtens aber ein bisschen zu sehr auf typische Jugendbuch-Klischees zurückgegriffen. Emilia ist als magische Überfliegerin und wichtige Schlüsselfigur für eine große Mission natürlich die "Special Snowflake" und Ben der dazu passende arrogante Love Interest mit vielen Geheimnissen. Naiv und unwissend trifft auf gutaussehend, rätselhaft und Teil einer verborgenen, magischen Welt - das ist definitiv kein neues Konzept, dennoch hat mir vor allem die Darstellung von Emilia gut gefallen. Sie ist zwar neu in der Materie (noch ein Chemie, Wortwitz haha), lässt sich aber nicht unterbuttern, macht emanzipiert das Beste aus ihrer Situation, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und glaubt und tut vor allem nicht dümmlich lächelnd alles, was Ben ihr sagt. Dadurch wirkt sie manchmal vielleicht etwas trotzig und leichtsinnig, für mich war das aber eine tolle Abwechslung zu den ewigen lahmarschigen "Damsel in Distress"- Protagonistinnen in der YA-Fantasy.


"Ich atmete aus, und Silberpartikel flirrten in der Wolke meines Atems. Kommt, tanzt für mich. Ich drehte mich zu Ben. Sein tiefgoldener Blick schien mich zu verbrennen. ich wusste, dass er das Silber in meinen Augen sah. Wir waren zwei Naturgewalten, die aufeinander zurasten. Wir waren zu groß für diesen Raum. Wir waren zu mächtig, um Feinde zu sein. Wir waren dafür gemacht, Seite an Seite die Welt aus ihren Angeln zu reißen."


Durch die vielen Details über die Missionen, die Logen und den großen Rahmen der Geschichte, den wir hier präsentiert bekommen, gehen die Nebencharaktere wie zum Beispiel Emilias Freunde Tizi und Matti oder die weiteren Mitglieder der Goldloge wie Annmary, Oliver, Larkin oder Murphy etwas unter. Das ist jedoch erstmal nicht dramatisch, denn deshalb ist "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" auch ein Reihenauftakt und kein Einzelband. Hier ist also noch alles drin! Auch das Ende folgt genau diesem Motto. Nach 560 Seiten Abenteuer, Rätsel und Geheimnisse folgt ein spannender Showdown, der einige Überraschungen und Wendungen bereithält und in einem miesen Cliffhanger gipfelt. Damit ist natürlich klar, dass diese Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt wurde und noch viele spannende Leseabenteuer auf uns warten. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf den nächsten Teil!



Fazit:


In "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" entführt Kira Licht in eine spannende Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und verbindet Mystery, Abenteuer, ein atmosphärisches Setting und eine zarte Liebesgeschichte. Ein vielversprechender Reihenauftakt, der jedoch noch ein bisschen zu nah an YA-Klischees blieb...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Ein vielversprechender Reihenauftakt!

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft
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Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. ...

Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. Und genauso stehe ich auch zu ihrem neuen Urban Fantasy-Auftakt. "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" ein eher ungewöhnliches Thema wundervoll in einer schillernden, witzigen und geheimnisvollen Geschichte um.


"Wir sind Alchemisten". Er sah mich eindringlich an. "Und du bist eine von uns. Eine Loge ist eine Arbeitsgemeinschaft, ein Orden so was wie deine Nationalität. Man ist entweder Silber, Gold oder Quecksilber. Wir sind Gold und mit Silber ist alles kuschlig, mit Quecksilber bekriegen wir uns, weil sie die Weltherrschaft wollen. Klingt wie ein billiger Actionfilm, heißt bei uns aber Realität. Willkommen in der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hoffe, du bist gut in Chemie."


Schon die Gestaltung ist einfach traumhaft und bringt mich als absoluten Cover-Kritiker immer wieder zum Schwärmen. Düster, geheimnisvoll und wunderschön - die Gestaltung bringt die Atmosphäre der Geschichte auf den Punkt. Nicht nur dass die Lichtpunkte und die geometrischen Formen die naturwissenschaftlichen aber auch fantastischen Anklänge des Romans auffangen, die starken Kontraste zwischen hellem, weichen Gold und dunklen, schwarzen Schatten passen auch wunderbar zum Thema. Zusammen mit dem goldenen Titel und dem dunklen Lesebändchen wird das Buch zu einem Gesamtkunstwerk. Auffällig am Innenleben dieser Schönheit ist, dass die Seiten sehr dünn sind und die 560 Seiten deshalb optisch eher wie höchstens 350 erscheinen. Eine kleine positive Überraschung hat das Buch noch auf den letzten Seiten parat. Hier wartet nämlich ein hilfreiches Glossar auf den verwirrten Leser.


"Er neigte den Kopf zu mir, und für den Bruchteil einer Sekunde strich sein warmer Atem über mein Ohr, als er dieses eine Wort flüsterte. "Kaleidra."
Es klang, als würde ein sanfter Hauch durch ein Windspiel streichen. Sphärisch, schillernd und glockenhell. Es berührte einen unbekannten Teil von mir. Ich schmeckte Farben auf meiner Zunge, ich hörte die raue Schönheit, die es verhieß, ich fühlte die Kraft in mir leise lachen. "Kaleidra"


Verwirrt deshalb, da Kira Licht hier ein eher ungewöhnliches Thema zum Mittelpunkt ihrer neuen Reihe auserwählt hat: die Alchemie. Dass Bücher über verborgene Geheimlogen, Reisen durch magische Artefakte und Konkurrenzkämpfe zwischen den Gruppierungen gut als Jugendfantasy funktionieren, weiß man spätestens seit "Rubinrot" und so löste sich meine anfängliche Skepsis bald in Begeisterung auf. Denn wer hätte gedacht, dass chemische Reaktionen, verstaubte Manuskripte und komplizierte Rätsel so spannend sein können? Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Emilia ahnt auf jeden Fall nicht, welch turbulentes Abenteuer auf sie zu kommt, als sie wenige Tage nach ihrer letzten Prüfung die Wanderausstellung zum sagenumwobenen Voynich-Manuskript besucht. Als sie irgendwas von Planeten, blutenden Pelikanen und Drachen vorliest, staunen nicht nur ihre Freunde nicht schlecht, es werden auch verborgene Mächte auf sie aufmerksam. Denn das Manuskript kann von keinem Menschen oder Computer der Welt entschlüsselt werden - nur von einer Nachfahrin der berühmten Silberalchimistin Maria di Luca...


"Für sie ist das gesamte Voynich-Manuskript eine Anleitung zu einem großen Spiel." Er hielt in seiner Bewegung inne, ließ das Handy sinken, und dann sah er mich schließlich wieder direkt an. "Und du bist vermutlich die Einzige, die die Regeln durchschauen kann."


So geraten wir zusammen mit Emilia in eine geheime Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und müssen uns erst mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden, wo Schlangenamulette durch die Luft fliegen, man mit dem Stein der Weisen durch die Welt reisen kann und Augen silbern oder golden leuchten. Das klingt jetzt erstmal sehr magisch und auch die Genrebezeichnung "Urban Fantasy" weist auf einen hohen Fantastikgehalt hin, in "Kaleidra" zieht die Autorin das Thema "Alchemie" jedoch eher wissenschaftlich auf und erklärt viele Vorgänge durch chemische Reaktionen statt durch Magie. Wer jetzt denkt, "Chemie, igitt", dem sei versichert, dass man die Geschichte auch ohne jegliches chemische Vorwissen gut verfolgen kann, es aber dennoch besser wäre, wenn man zumindest das nötige Vorstellungsvermögen mitbringt. Wer nicht weiß, dass Natrium zusammen mit Chlor zu Salz reagiert, oder Quecksilber einen niedrigeren Siedepunkt hat als Silber und Gold, wird die Handlung dank Kiras leicht verständlichen Schilderungen trotzdem nachvollziehen können. Richtig Spaß macht die Geschichte aber erst, wenn man die innere Logik der Actionszenen versteht und auch mit Kiras Beschreibungen von Laboren, fliegenden Riesenschlangen und Parallelwelten etwas anfangen kann - nur dann entfaltet sie ihr volles Potential. Wenn Chemie also euer wunder Punkt ist (bei mir zum Glück nicht - Chemie Leistungskurs in der Schule haha), kann ich es euch nicht verübeln, wenn ihr auf Grund der Thematik abspringt.


"Der Tod ist unser täglicher Begleiter." Er hob ganz leicht das Kinn. "Aber ich bin sehr gut darin, ihm die Stirn zu bieten. Und ich bin sehr gut darin, ihn von anderen fernzuhalten." Er sah kurz zur Seite, doch dann glitt sein Blick zurück zu mir. "Ihn von dir fernzuhalten."


Neben dem prominenten Mystery/Chemie Aspekt, aus dem die Alchemie-Thematik besteht, ist auch eine starke Abenteuerkomponente vertreten. Emilia muss nämlich nicht nur damit zurechtkommen, dass sie von einer uralten Linie von Alchemisten abstammt, sondern wird auch dringend in der Goldloge gebraucht, um ein zerfallendes Dokument zu entschlüsseln und die Anweisungen darauf zu befolgen, bevor sie für immer verloren sind. Das Voynich-Manuskript (das es übrigens tatsächlich gibt), führt Emilia und ihren Mitstreiter aus der Goldloge, Ben, an verschiedene historische Orte auf der ganzen Welt, an denen Rätsel zu lösen und Bausteine zu bergen sind. Egal ob nach Palermo, Syrien oder Frankreich - es gibt immer etwas zu entdecken und allerlei gefährliche Hindernisse, die Ben und Emilia im Weg stehen. Diese immer mal wieder eingestreuten Indiana-Jones-Abenteuer, die sich mit gelegentlichen Aufeinandertreffen mit der rivalisierenden Quecksilberloge abwechseln, boosten die Spannung natürlich enorm, bleiben aber insgesamt recht knapp erzählt und lassen genügend Platz für Gespräche, Fragen, Kennenlernen und Emilias Ankommen in ihrer neuen Welt.


"Du bist mein, ich bin dein.
Wir sind alles, wir sind nichts.
Wir sind Diener, wir sind Herrschende.
Wir waren, wir sind, wir werden sein."


Auch eine Liebesgeschichte darf in einem Jugendbuch nicht fehlen. Die sich anbahnende Romanze zwischen Emilia und Ben bleibt hier jedoch sehr lange im Hintergrund und entwickelt sich eher subtil, statt übergangslos von sexueller Anziehungskraft zur großen Liebe zu springen. Das passt aus vielen verschiedenen Gründen sehr gut und konnte mich sowohl emotional abholen als auch inhaltlich überzeugen. Zum einen haben wir durch die langsame Entwicklung genügend Zeit, die Protagonisten kennenzulernen und zu verstehen, in welche Strukturen wir hineingeraten sind. Zum anderen sind Berührungen und sonstige Annäherungen zwischen Mitglieder verschiedener Logen verboten und die beiden können sich zu Beginn nicht sehr leiden, was beides nicht unbedingt begünstigende Faktoren für eine Liebesbeziehung sind. So lernen sich "Lord Hastings und die Silberfee" (wäre auch ein witziger Buchtitel by the way) aka Emilia und Ben erst nach und nach besser kennen, wodurch auch die Chemie zwischen den beiden erst schleichend auftritt. Im letzten Drittel sprühen dann aber doch die Funken zwischen den beiden - im wahrsten Sinne des Wortes ...


"Keine Gegenargumente? Keine flammende Rede zugunsten der großen Macht der Liebe?" Ich erwiderte sein Lächeln. "Die Liebe ist so groß, dass sie Platz für jede Art von Theorie hat. Wenn Liebe für dich Egoismus ist, dann ist es eben so."
"Was ist sie für dich?"
Für einen kurzen Moment glitt mein Blick zur Seite, bevor ich wieder hoch in sein Gesicht sah. "Hingabe."


Mystery, Action-Abenteuer und eine zarte Liebesgeschichte - was will man noch mehr? Ja genau, ein tolles Setting! Ich weiß auch nicht, wie die Autorin es immer schafft, einen möglichst atmosphärischen Schauplatz für ihre Geschichte auszuwählen. Nach den Göttern in Paris folgen nun die Alchemisten in Rom und wie schon in der Götter-Dilogie hat Kira Licht das Potential ihres Settings wunderbar genutzt. Denn Rom bietet sich als geschichtsträchtige Stadt und Ursprung des Konflikts zwischen Übernatürlichem und Wissenschaft natürlich super für eine Alchemisten-Geschichte samt Rätsel-Schnitzeljagd und Anspielungen an viele historischen Orte, Persönlichkeiten, Fakten und Theorien an.


"Du bist wie Richard Löwenherz. Ich kenne niemanden, der mutiger ist als du. Du kannst knallhart sein, aber auch unglaublich sensibel." Ich sah ihn an. "Verletzlich. Du versteckst so viel hinter deiner Maske aus Geschäftsmäßigkeit. Aber ich sehe es. Ich sehe dich." Er wandte sich mir jetzt komplett zu, sein Blick offen, völlig ehrlich. "Willst du wissen, was du für mich bist?" Ich nickte. "Kennst du dieses Spiel, in dem man aus Holzsteinen einen hohen Turm baut? Und dann zieht man immer mehr Bausteine aus dem Turm, bis..." Er brach ab. Doch ich wusste, wovon er sprach, ahnte, was er damit meinte. Und es berührte mich zutiefst.
"Es ist bloß dieser eine Stein", sagte er leise, "der dafür sorgt, dass etwas, das so sicher stand, komplett in sich zusammenbricht."


Zum Leben erweckt wird diese wundersame Mischung aber erst durch Kira Lichts spritzigen, erfrischend humorvollen und lockeren Schreibstil. Sie zieht ihre Geschichte rasant auf und sorgt durch schlagfertige Dialoge, kreative Ideen, skurrile Begegnungen und leise Romantik dafür, dass es während der 560 Seiten niemals langweilig wird. Auch der Realitätsbezug geht hier nie verloren. Mit viel Schwung und Enthusiasmus proträtiert sie das offene, erwartungsvolle Gefühl der Jugendlichen in ihrem Abschlussjahr, das von Aufbruch, Träumen, Lebensplanung und Konflikten geprägt ist und lässt diese Stimmung in die Geschichte miteinfließen. Durch ihren einmaligen Humor, der mich ein wenig an Jennifer L. Armentrout in ihren besten Jahren erinnert hat, bringt sie immer wieder Schwung in die Geschichte und hat mich ein ums andere Mal zum Lachen gebracht.


"Man kann sein Herz nur einmal verschenken." Er sah mich nicht an, als er an mir vorbei ging. "Und genau deshalb sollte man umso weiser wählen."


Klar, die Autorin erfindet das Genre nicht gerade neu und greift auch auf altbewährte Strategien und Abläufe zurück, aber ihr gelingt es mit viel Einfallsreichtum und Kreativität, einen individuellen Wiedererkennungswert zu hinterlassen und ein ganz besonderes Lesegefühl hervorzurufen. Vor allem bei der Gestaltung ihrer beiden Hauptcharaktere hat Kira Licht meines Erachtens aber ein bisschen zu sehr auf typische Jugendbuch-Klischees zurückgegriffen. Emilia ist als magische Überfliegerin und wichtige Schlüsselfigur für eine große Mission natürlich die "Special Snowflake" und Ben der dazu passende arrogante Love Interest mit vielen Geheimnissen. Naiv und unwissend trifft auf gutaussehend, rätselhaft und Teil einer verborgenen, magischen Welt - das ist definitiv kein neues Konzept, dennoch hat mir vor allem die Darstellung von Emilia gut gefallen. Sie ist zwar neu in der Materie (noch ein Chemie, Wortwitz haha), lässt sich aber nicht unterbuttern, macht emanzipiert das Beste aus ihrer Situation, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und glaubt und tut vor allem nicht dümmlich lächelnd alles, was Ben ihr sagt. Dadurch wirkt sie manchmal vielleicht etwas trotzig und leichtsinnig, für mich war das aber eine tolle Abwechslung zu den ewigen lahmarschigen "Damsel in Distress"- Protagonistinnen in der YA-Fantasy.


"Ich atmete aus, und Silberpartikel flirrten in der Wolke meines Atems. Kommt, tanzt für mich. Ich drehte mich zu Ben. Sein tiefgoldener Blick schien mich zu verbrennen. ich wusste, dass er das Silber in meinen Augen sah. Wir waren zwei Naturgewalten, die aufeinander zurasten. Wir waren zu groß für diesen Raum. Wir waren zu mächtig, um Feinde zu sein. Wir waren dafür gemacht, Seite an Seite die Welt aus ihren Angeln zu reißen."


Durch die vielen Details über die Missionen, die Logen und den großen Rahmen der Geschichte, den wir hier präsentiert bekommen, gehen die Nebencharaktere wie zum Beispiel Emilias Freunde Tizi und Matti oder die weiteren Mitglieder der Goldloge wie Annmary, Oliver, Larkin oder Murphy etwas unter. Das ist jedoch erstmal nicht dramatisch, denn deshalb ist "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" auch ein Reihenauftakt und kein Einzelband. Hier ist also noch alles drin! Auch das Ende folgt genau diesem Motto. Nach 560 Seiten Abenteuer, Rätsel und Geheimnisse folgt ein spannender Showdown, der einige Überraschungen und Wendungen bereithält und in einem miesen Cliffhanger gipfelt. Damit ist natürlich klar, dass diese Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt wurde und noch viele spannende Leseabenteuer auf uns warten. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf den nächsten Teil!



Fazit:


In "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" entführt Kira Licht in eine spannende Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und verbindet Mystery, Abenteuer, ein atmosphärisches Setting und eine zarte Liebesgeschichte. Ein vielversprechender Reihenauftakt, der jedoch noch ein bisschen zu nah an YA-Klischees blieb...

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Ein vielversprechender Reihenauftakt!

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft
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Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. ...

Ich habe von Kira Licht jetzt schon drei Bücher gelesen: ihren YA-Erstling "Sunset Beach" und ihre Götter-Dilogie. Von allen drei Werken war ich total begeistert - hatte aber auch einiges zu kritisieren. Und genauso stehe ich auch zu ihrem neuen Urban Fantasy-Auftakt. "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" ein eher ungewöhnliches Thema wundervoll in einer schillernden, witzigen und geheimnisvollen Geschichte um.


"Wir sind Alchemisten". Er sah mich eindringlich an. "Und du bist eine von uns. Eine Loge ist eine Arbeitsgemeinschaft, ein Orden so was wie deine Nationalität. Man ist entweder Silber, Gold oder Quecksilber. Wir sind Gold und mit Silber ist alles kuschlig, mit Quecksilber bekriegen wir uns, weil sie die Weltherrschaft wollen. Klingt wie ein billiger Actionfilm, heißt bei uns aber Realität. Willkommen in der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hoffe, du bist gut in Chemie."


Schon die Gestaltung ist einfach traumhaft und bringt mich als absoluten Cover-Kritiker immer wieder zum Schwärmen. Düster, geheimnisvoll und wunderschön - die Gestaltung bringt die Atmosphäre der Geschichte auf den Punkt. Nicht nur dass die Lichtpunkte und die geometrischen Formen die naturwissenschaftlichen aber auch fantastischen Anklänge des Romans auffangen, die starken Kontraste zwischen hellem, weichen Gold und dunklen, schwarzen Schatten passen auch wunderbar zum Thema. Zusammen mit dem goldenen Titel und dem dunklen Lesebändchen wird das Buch zu einem Gesamtkunstwerk. Auffällig am Innenleben dieser Schönheit ist, dass die Seiten sehr dünn sind und die 560 Seiten deshalb optisch eher wie höchstens 350 erscheinen. Eine kleine positive Überraschung hat das Buch noch auf den letzten Seiten parat. Hier wartet nämlich ein hilfreiches Glossar auf den verwirrten Leser.


"Er neigte den Kopf zu mir, und für den Bruchteil einer Sekunde strich sein warmer Atem über mein Ohr, als er dieses eine Wort flüsterte. "Kaleidra."
Es klang, als würde ein sanfter Hauch durch ein Windspiel streichen. Sphärisch, schillernd und glockenhell. Es berührte einen unbekannten Teil von mir. Ich schmeckte Farben auf meiner Zunge, ich hörte die raue Schönheit, die es verhieß, ich fühlte die Kraft in mir leise lachen. "Kaleidra"


Verwirrt deshalb, da Kira Licht hier ein eher ungewöhnliches Thema zum Mittelpunkt ihrer neuen Reihe auserwählt hat: die Alchemie. Dass Bücher über verborgene Geheimlogen, Reisen durch magische Artefakte und Konkurrenzkämpfe zwischen den Gruppierungen gut als Jugendfantasy funktionieren, weiß man spätestens seit "Rubinrot" und so löste sich meine anfängliche Skepsis bald in Begeisterung auf. Denn wer hätte gedacht, dass chemische Reaktionen, verstaubte Manuskripte und komplizierte Rätsel so spannend sein können? Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Emilia ahnt auf jeden Fall nicht, welch turbulentes Abenteuer auf sie zu kommt, als sie wenige Tage nach ihrer letzten Prüfung die Wanderausstellung zum sagenumwobenen Voynich-Manuskript besucht. Als sie irgendwas von Planeten, blutenden Pelikanen und Drachen vorliest, staunen nicht nur ihre Freunde nicht schlecht, es werden auch verborgene Mächte auf sie aufmerksam. Denn das Manuskript kann von keinem Menschen oder Computer der Welt entschlüsselt werden - nur von einer Nachfahrin der berühmten Silberalchimistin Maria di Luca...


"Für sie ist das gesamte Voynich-Manuskript eine Anleitung zu einem großen Spiel." Er hielt in seiner Bewegung inne, ließ das Handy sinken, und dann sah er mich schließlich wieder direkt an. "Und du bist vermutlich die Einzige, die die Regeln durchschauen kann."


So geraten wir zusammen mit Emilia in eine geheime Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und müssen uns erst mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden, wo Schlangenamulette durch die Luft fliegen, man mit dem Stein der Weisen durch die Welt reisen kann und Augen silbern oder golden leuchten. Das klingt jetzt erstmal sehr magisch und auch die Genrebezeichnung "Urban Fantasy" weist auf einen hohen Fantastikgehalt hin, in "Kaleidra" zieht die Autorin das Thema "Alchemie" jedoch eher wissenschaftlich auf und erklärt viele Vorgänge durch chemische Reaktionen statt durch Magie. Wer jetzt denkt, "Chemie, igitt", dem sei versichert, dass man die Geschichte auch ohne jegliches chemische Vorwissen gut verfolgen kann, es aber dennoch besser wäre, wenn man zumindest das nötige Vorstellungsvermögen mitbringt. Wer nicht weiß, dass Natrium zusammen mit Chlor zu Salz reagiert, oder Quecksilber einen niedrigeren Siedepunkt hat als Silber und Gold, wird die Handlung dank Kiras leicht verständlichen Schilderungen trotzdem nachvollziehen können. Richtig Spaß macht die Geschichte aber erst, wenn man die innere Logik der Actionszenen versteht und auch mit Kiras Beschreibungen von Laboren, fliegenden Riesenschlangen und Parallelwelten etwas anfangen kann - nur dann entfaltet sie ihr volles Potential. Wenn Chemie also euer wunder Punkt ist (bei mir zum Glück nicht - Chemie Leistungskurs in der Schule haha), kann ich es euch nicht verübeln, wenn ihr auf Grund der Thematik abspringt.


"Der Tod ist unser täglicher Begleiter." Er hob ganz leicht das Kinn. "Aber ich bin sehr gut darin, ihm die Stirn zu bieten. Und ich bin sehr gut darin, ihn von anderen fernzuhalten." Er sah kurz zur Seite, doch dann glitt sein Blick zurück zu mir. "Ihn von dir fernzuhalten."


Neben dem prominenten Mystery/Chemie Aspekt, aus dem die Alchemie-Thematik besteht, ist auch eine starke Abenteuerkomponente vertreten. Emilia muss nämlich nicht nur damit zurechtkommen, dass sie von einer uralten Linie von Alchemisten abstammt, sondern wird auch dringend in der Goldloge gebraucht, um ein zerfallendes Dokument zu entschlüsseln und die Anweisungen darauf zu befolgen, bevor sie für immer verloren sind. Das Voynich-Manuskript (das es übrigens tatsächlich gibt), führt Emilia und ihren Mitstreiter aus der Goldloge, Ben, an verschiedene historische Orte auf der ganzen Welt, an denen Rätsel zu lösen und Bausteine zu bergen sind. Egal ob nach Palermo, Syrien oder Frankreich - es gibt immer etwas zu entdecken und allerlei gefährliche Hindernisse, die Ben und Emilia im Weg stehen. Diese immer mal wieder eingestreuten Indiana-Jones-Abenteuer, die sich mit gelegentlichen Aufeinandertreffen mit der rivalisierenden Quecksilberloge abwechseln, boosten die Spannung natürlich enorm, bleiben aber insgesamt recht knapp erzählt und lassen genügend Platz für Gespräche, Fragen, Kennenlernen und Emilias Ankommen in ihrer neuen Welt.


"Du bist mein, ich bin dein.
Wir sind alles, wir sind nichts.
Wir sind Diener, wir sind Herrschende.
Wir waren, wir sind, wir werden sein."


Auch eine Liebesgeschichte darf in einem Jugendbuch nicht fehlen. Die sich anbahnende Romanze zwischen Emilia und Ben bleibt hier jedoch sehr lange im Hintergrund und entwickelt sich eher subtil, statt übergangslos von sexueller Anziehungskraft zur großen Liebe zu springen. Das passt aus vielen verschiedenen Gründen sehr gut und konnte mich sowohl emotional abholen als auch inhaltlich überzeugen. Zum einen haben wir durch die langsame Entwicklung genügend Zeit, die Protagonisten kennenzulernen und zu verstehen, in welche Strukturen wir hineingeraten sind. Zum anderen sind Berührungen und sonstige Annäherungen zwischen Mitglieder verschiedener Logen verboten und die beiden können sich zu Beginn nicht sehr leiden, was beides nicht unbedingt begünstigende Faktoren für eine Liebesbeziehung sind. So lernen sich "Lord Hastings und die Silberfee" (wäre auch ein witziger Buchtitel by the way) aka Emilia und Ben erst nach und nach besser kennen, wodurch auch die Chemie zwischen den beiden erst schleichend auftritt. Im letzten Drittel sprühen dann aber doch die Funken zwischen den beiden - im wahrsten Sinne des Wortes ...


"Keine Gegenargumente? Keine flammende Rede zugunsten der großen Macht der Liebe?" Ich erwiderte sein Lächeln. "Die Liebe ist so groß, dass sie Platz für jede Art von Theorie hat. Wenn Liebe für dich Egoismus ist, dann ist es eben so."
"Was ist sie für dich?"
Für einen kurzen Moment glitt mein Blick zur Seite, bevor ich wieder hoch in sein Gesicht sah. "Hingabe."


Mystery, Action-Abenteuer und eine zarte Liebesgeschichte - was will man noch mehr? Ja genau, ein tolles Setting! Ich weiß auch nicht, wie die Autorin es immer schafft, einen möglichst atmosphärischen Schauplatz für ihre Geschichte auszuwählen. Nach den Göttern in Paris folgen nun die Alchemisten in Rom und wie schon in der Götter-Dilogie hat Kira Licht das Potential ihres Settings wunderbar genutzt. Denn Rom bietet sich als geschichtsträchtige Stadt und Ursprung des Konflikts zwischen Übernatürlichem und Wissenschaft natürlich super für eine Alchemisten-Geschichte samt Rätsel-Schnitzeljagd und Anspielungen an viele historischen Orte, Persönlichkeiten, Fakten und Theorien an.


"Du bist wie Richard Löwenherz. Ich kenne niemanden, der mutiger ist als du. Du kannst knallhart sein, aber auch unglaublich sensibel." Ich sah ihn an. "Verletzlich. Du versteckst so viel hinter deiner Maske aus Geschäftsmäßigkeit. Aber ich sehe es. Ich sehe dich." Er wandte sich mir jetzt komplett zu, sein Blick offen, völlig ehrlich. "Willst du wissen, was du für mich bist?" Ich nickte. "Kennst du dieses Spiel, in dem man aus Holzsteinen einen hohen Turm baut? Und dann zieht man immer mehr Bausteine aus dem Turm, bis..." Er brach ab. Doch ich wusste, wovon er sprach, ahnte, was er damit meinte. Und es berührte mich zutiefst.
"Es ist bloß dieser eine Stein", sagte er leise, "der dafür sorgt, dass etwas, das so sicher stand, komplett in sich zusammenbricht."


Zum Leben erweckt wird diese wundersame Mischung aber erst durch Kira Lichts spritzigen, erfrischend humorvollen und lockeren Schreibstil. Sie zieht ihre Geschichte rasant auf und sorgt durch schlagfertige Dialoge, kreative Ideen, skurrile Begegnungen und leise Romantik dafür, dass es während der 560 Seiten niemals langweilig wird. Auch der Realitätsbezug geht hier nie verloren. Mit viel Schwung und Enthusiasmus proträtiert sie das offene, erwartungsvolle Gefühl der Jugendlichen in ihrem Abschlussjahr, das von Aufbruch, Träumen, Lebensplanung und Konflikten geprägt ist und lässt diese Stimmung in die Geschichte miteinfließen. Durch ihren einmaligen Humor, der mich ein wenig an Jennifer L. Armentrout in ihren besten Jahren erinnert hat, bringt sie immer wieder Schwung in die Geschichte und hat mich ein ums andere Mal zum Lachen gebracht.


"Man kann sein Herz nur einmal verschenken." Er sah mich nicht an, als er an mir vorbei ging. "Und genau deshalb sollte man umso weiser wählen."


Klar, die Autorin erfindet das Genre nicht gerade neu und greift auch auf altbewährte Strategien und Abläufe zurück, aber ihr gelingt es mit viel Einfallsreichtum und Kreativität, einen individuellen Wiedererkennungswert zu hinterlassen und ein ganz besonderes Lesegefühl hervorzurufen. Vor allem bei der Gestaltung ihrer beiden Hauptcharaktere hat Kira Licht meines Erachtens aber ein bisschen zu sehr auf typische Jugendbuch-Klischees zurückgegriffen. Emilia ist als magische Überfliegerin und wichtige Schlüsselfigur für eine große Mission natürlich die "Special Snowflake" und Ben der dazu passende arrogante Love Interest mit vielen Geheimnissen. Naiv und unwissend trifft auf gutaussehend, rätselhaft und Teil einer verborgenen, magischen Welt - das ist definitiv kein neues Konzept, dennoch hat mir vor allem die Darstellung von Emilia gut gefallen. Sie ist zwar neu in der Materie (noch ein Chemie, Wortwitz haha), lässt sich aber nicht unterbuttern, macht emanzipiert das Beste aus ihrer Situation, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und glaubt und tut vor allem nicht dümmlich lächelnd alles, was Ben ihr sagt. Dadurch wirkt sie manchmal vielleicht etwas trotzig und leichtsinnig, für mich war das aber eine tolle Abwechslung zu den ewigen lahmarschigen "Damsel in Distress"- Protagonistinnen in der YA-Fantasy.


"Ich atmete aus, und Silberpartikel flirrten in der Wolke meines Atems. Kommt, tanzt für mich. Ich drehte mich zu Ben. Sein tiefgoldener Blick schien mich zu verbrennen. ich wusste, dass er das Silber in meinen Augen sah. Wir waren zwei Naturgewalten, die aufeinander zurasten. Wir waren zu groß für diesen Raum. Wir waren zu mächtig, um Feinde zu sein. Wir waren dafür gemacht, Seite an Seite die Welt aus ihren Angeln zu reißen."


Durch die vielen Details über die Missionen, die Logen und den großen Rahmen der Geschichte, den wir hier präsentiert bekommen, gehen die Nebencharaktere wie zum Beispiel Emilias Freunde Tizi und Matti oder die weiteren Mitglieder der Goldloge wie Annmary, Oliver, Larkin oder Murphy etwas unter. Das ist jedoch erstmal nicht dramatisch, denn deshalb ist "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" auch ein Reihenauftakt und kein Einzelband. Hier ist also noch alles drin! Auch das Ende folgt genau diesem Motto. Nach 560 Seiten Abenteuer, Rätsel und Geheimnisse folgt ein spannender Showdown, der einige Überraschungen und Wendungen bereithält und in einem miesen Cliffhanger gipfelt. Damit ist natürlich klar, dass diese Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt wurde und noch viele spannende Leseabenteuer auf uns warten. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf den nächsten Teil!



Fazit:


In "Kaleidra - Wer das Dunkel ruft" entführt Kira Licht in eine spannende Welt voller Geheimlogen, verschlüsselten Dokumente, gefährlichen Missionen, uralte Feindschaften und Allianzen und verbindet Mystery, Abenteuer, ein atmosphärisches Setting und eine zarte Liebesgeschichte. Ein vielversprechender Reihenauftakt, der jedoch noch ein bisschen zu nah an YA-Klischees blieb...

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Zwischen Hoffnung und Zerstörung...

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Wer von Suzanne Collins´ "Panem"-Reihe noch nichts gehört hat, lebt wohl unter einem Stein. Die Dystopie-Trilogie hat ja nicht nur Leser auf der ganzen Welt mitgerissen, Katniss Geschichte wurde kam auch ...

Wer von Suzanne Collins´ "Panem"-Reihe noch nichts gehört hat, lebt wohl unter einem Stein. Die Dystopie-Trilogie hat ja nicht nur Leser auf der ganzen Welt mitgerissen, Katniss Geschichte wurde kam auch durch vier Spielfilme in die Kinos. Als ein Prequel angekündigt wurde, das 64 Jahre vor den Ereignissen des ersten Buchs spielt und das Leben von Coriolanus Snow erzählt, war ich zuerst sehr skeptisch. Man nehme eine unsympathische Hass-Person, setze sie in ein dystopisches Nachkriegs-Setting und wähle einen Handlungsabschnitt, dessen Ende durch die Trilogie klar vorgegeben ist - wie soll das auch funktionieren? Ich hätte mich mit meiner Einschätzung nicht mehr irren können...


"Kommst du, kommst du,
Kommst du zu dem Baum,
Wo sie hängten den Mann, der drei getötet haben soll.
Seltsames trug sich zu.
Nicht seltsamer wäre es,
Träfen wir uns bei Nacht im Henkersbaum."


Die Gestaltung des Prequels passt hervorragend zu den neueren Ausgaben der Trilogie und ist mit dem dicken schwarzen Einband, der goldenen Schrift und der speziellen, ausklappbaren Leselasche mit Schlangenmotiv sehr hochwertig gestaltet. Nichtsdestotrotz gefällt mir ein wesentlicher Punkt überhaupt nicht: der Preis. Klar, es handelt sich hier um einen langersehnten Nachfolgeroman einer Bestsellerautorin und mit den 608 Seiten macht die gebundene Ausgabe schon was her, 26€ finde ich aber dennoch zu teuer und nicht ganz angemessen. Hätte ich die Geschichte nicht zum Geburtstag geschenkt bekommen, hätte ich sie mir wohl nicht zugelegt. Der Titel "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange" ist zwar sehr passend gewählt, mir aber deutlich zu lang. Der Originaltitel "The Ballad of Songbirds and Snakes" klingt im deutschen Titel zwar an, der Oetinger Verlag hat sich aber entschieden, den Reihentitel "Die Tribute von Panem" auch noch hinzuzufügen (wohl um die Verbindung klarer zu machen), weshalb der Gesamttitel ein wenig sperrig erscheint. Das Hauptmotiv, das goldene X mit Giftschlange und Spotttölpel gefällt mir aber sehr!


Erster Satz: "Coriolanus ließ den Kohl in den Topf mit kochendem Wasser gleiten und schwor sich, ihn eines Tages für immer vom Speiseplan zu verbannen."


Die Geschichte ist inhaltlich in drei große Abschnitte - "Mentor", "Das Stipendium" und "Friedenswächter" - eingeteilt, die in Machart, Stimmung und Handlungsfokus so unterschiedlich sind, dass man fast meint, man habe es hier mit drei unterschiedlichen Romanen zu tun. Im ersten Teil konzentrieren wir uns ganz auf den jungen Coriolanus, der im Kapitol ums Überleben kämpft. Anders als in den Distrikten muss er sich zwar nicht vor Friedenswächtern oder den Spielen ängstigen, sein größter Feind ist aber dennoch ähnlich: der Hunger. Als Kriegswaise sind er, seine Großmutter und seine Cousine Tigris fast mittellos und versuchen dennoch, den Schein zugunsten des Rufs des Hauses Snow aufrecht zu erhalten. Mit gestreckter Kohlsuppe, improvisierten Hemden und höflichen Lügen entsteht hier fast so etwas wie Mitleid, Sympathie oder Nähe zu den gebeutelten Snows, welches jedoch laufend mit unseren Vorbehalten gegenüber der späteren Person President Snows und der allgemeinen Abneigung gegenüber dem Kapitol kämpft.


"Sie war ein Geschenk, das wusste er, und so musste er sie auch behandeln. Doch wie konnte er sich ihren atemberaubenden Auftritt am besten zunutze machen? Wie konnte er aus einem Kleid, einer Schlange, einem Lied Kapital schlagen?"


Diese allgemeine Abneigung wird jedoch zunächst immer wieder auf die Probe gestellt. Denn durch Coriolanus´ Geschichte und diverse Beobachtungen der Nachbarn wird klar, wie schlecht es um das Kapitol zu Beginn der 10. Hungerspiele steht und wie sehr auch die herrschende Elite unter dem anhaltenden Blutvergießen mit den Distrikten gelitten hat. Das Kapitol konnte die Aufstände zwar niederschlagen und setzt seitdem auf eine brutale Einschüchterungstaktik, wie wir auch aus der Panem-Trilogie wissen, wie knapp es allerdings tatsächlich gewesen ist und welche Auswirkungen die Zerstörung von Distrikt 13 auch auf das Kapitol hatte, wird uns erst jetzt klar. Dieser erste Abschnitt dient also nicht nur dazu, Corionalus kennenzulernen, sondern zeichnet auch ein ganz anderes Bild des verschwenderischen, schillernden und eiskalten Kapitols. Eine verwirrte, zertrümmerte Macht im Ringen um Beherrschung, Stabilität, Aufschwung und dem Widerherstellen einer sicheren Weltordnung - das ist ein ganz wunderbares Setting für diese Geschichte, die ebenfalls zwischen Zerstörung und Hoffnung tänzelt...


"Egal, was Sie sagen. Sie haben kein Recht, Menschen hungern zu lassen, sie grundlos zu bestrafen. Sie haben kein Recht, ihnen ihr Leben und ihre Freiheit zu nehmen. All das gehört uns Menschen von Geburt an, und Sie dürfen damit nicht einfach machen, wie Sie wollen. Dass Sie aus dem Kapitol kommen, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu. Dass Sie den Krieg gewonnen haben, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu. Nichts gibt Ihnen das Recht dazu."


Diese Orientierungslosigkeit bildet den perfekten Nährboden für den Teil, der danach kommt: die 10. Hungerspiele. Anders als mit Katniss tauchen wir hier nicht direkt in das blutige Gemetzel ein, sondern bleiben mit Coriolanus´ Funktion als Mentor distanzierte Beobachter des Geschehens. Wer hier jedoch ausschweifende Shows, Kostüme und Hightech-Kameras erwartet, wird überrascht sein. Die Spiele sind zu diesem Zeitpunkt Panems noch nicht mehr als ein rasches Gemetzel in einer kleinen Sportarena - wie aus dem grausamen Ringen mit dem Tod, das keiner anschauen wollte, ein Publikumsmagnet wurde, wie ein Blutbad zu einem Vergnügungsfest für die ganze Republik wurde, wie die Spiele entstanden, die wir kennen, wird hier nur angezeichnet. Siegermentoren, Interviews, ausgebildete Tribute, Wetten und mehr sind hier noch Zukunftsmusik - stattdessen sehen wir hier noch den blutigen, unverschleierten Kern der Spiele. Die eigentliche Handlung in der Arena wird dabei wie gesagt sehr kurzgehalten und nur aus der Außenperspektive erläutert. Wir haben hier also deutlich mehr Abstand zu den Vorkommnissen und einen ganz anderen Blickwinkel als mit Katniss.


"Was ist denn in der Arena passiert? Das ist der Mensch, aufs Wesentliche reduziert. Die Tribute, aber auch Sie. Wie flüchtig die Zivilisation doch ist. All Ihre guten Manieren, Erziehung, familiärer Hintergrund, alles, worauf Sie stolz sind - im Bruchteil einer Sekunde fortgewischt, und übrig bleibt nur, was Sie eigentlich sind. Ein Junge mit einem Stück Holz, der einen anderen Jungen totschlägt. So ist der Mensch in seinem Naturzustand."


Das sorgt dafür, dass die Geschichte zwar gewohnt düster, brutal und abstoßend, jedoch mit einem ganz anderen Erzählton ausgestattet ist. Da wir sowohl die Ernte als auch die Spiele aus Kapitolsicht erzählt bekommen, also aus "Tätersicht" und nicht aus "Opfersicht", fehlt die schwelende Wut und die Wucht der Emotionen, die uns die Trilogie angesichts der Ungerechtigkeiten und Brutalität spüren ließ. Immer wieder habe ich während der Geschichte bemerkt, dass ich so in Coriolanus Perspektive drin war, dass ich dachte "ach wie nett von ihm", wenn er Brote unter den Tributen verteilte und sie behandelte wie Menschen, statt mir klar zu werden, wie krank das alles eigentlich wirklich ist. Und genau das ist das, was das Buch so schockierend genial macht: wir wissen, was aus Snow werden wird und werden dennoch von seiner Geschichte mitgerissen, wir kennen den Ausgangszustand der Trilogie und hoffen aber auf ein anderes Ende, wir ahnen von Beginn an, worauf die Handlung hinauslaufen wird und dennoch bleibt es bis zum Ende spannend.


"Auch wenn die Umstände besonders waren, so blieb sie doch ein Mädchen aus den Distrikten, oder jedenfalls kam sie nicht aus dem Kapitol. Eine Bürgerin zweiter Klasse. Ein Mensch zwar, aber roh. Schlau vielleicht, aber nicht entwickelt. Teil einer formlosen Masse, unglücklicher, barbarischer Wesen, die am Rande seines Bewusstseins lauerten. Sicher, wenn es überhaupt eine Ausnahme von der Regel gegeben hatte, dann Luca Gray Baird. Ein Mädchen, das in keine Schublade passte. Ein seltener Vogel, genau wie er. Warum sonst hatte er von dem Gefühl ihrer Lippen auf seinen weiche Knie bekommen?"


Die Geschichte steht und fällt mit ihrem Hauptprotagonistin, Coriolanus Snow. Er ist ein durchaus komplexer und spannender Protagonist, auch wenn er nicht unbedingt als Sympathieträger bezeichnet werden kann. Dafür ist er weit zu arrogant, berechnend und gefühlskalt. Er stürzte mich jedoch in einen ständigen Zwiespalt, von dem die ganze Atmosphäre auch lebt. Wir versuchen während dem Lesen angestrengt den grausamen Diktator in dem taktierenden, aber auch unschuldigen Jugendlichen zu sehen, den wir zu Beginn kennenlernen. Und ich weiß nicht, wie es anderen Lesern ging - es mochte mir nicht so recht gelingen... Getrieben von dem Wunsch nach Macht, Anerkennung und der Angst vor Versagen ordnet er sich in die Struktur Panems ein und stellt seinen eigenen Stolz und Erfolg an erster Stelle. Dennoch versteht man immer, warum er tut was er tut und schließt ihn in kurzen Momenten der Verletzlichkeit und Wärme unweigerlich ein wenig ins Herz. Seine Beweggründe, Motive, Denkweisen und Überlegungen sind so solide, dass man sie nachvollziehen kann und seiner Geschichte gespannt folgt.


"Es soll eine Strafe für die Distrikte sein, schon klar, aber haben wir sie nicht schon genug gestraft? Wie lange wollen wir den Krieg noch in die Länge ziehen?" (...) Coriolanus hatte es bisher immer als Ehre betrachtet, ein Mentor zu sein. Als Chance, dem Kapitol zu dienen und vielleicht ein paar Lorbeeren einzuheimsen. Aber sie hatte nicht ganz unrecht. Wenn die ganze Sache nicht ehrenhaft war, wie konnte es dann eine Ehre sein, daran mitzuwirken?"


Auch die Figur der Lucy Gray Baird, die während der Hungerspiele auftaucht und mit ihren fröhlichen Liedern, dem bunten Regenbogenkleid und ihrer liebenswürdigen Art nicht nur Coriolanus und ganz Panem, sondern auch den Leser um den Finger wickelt, ist nicht unbedingt als Sympathieträgerin geeignet. Sie ist zwar durchaus interessant, stark und gerissen, beherrscht das Spiel der Manipulation und Vorführung aber genauso gut wie Coriolanus. Die einzige mahnende Stimme in diesem Roman ist die von Sejanus Plinth, Coriolanus´ Mitschüler, dessen Vater es als wirtschaftlicher Kriegsgewinner aus Distrikt 2 ins Kapitol geschafft hat. Auch wenn Sejanus´ Familie fünfmal so reich ist wie Coriolanus´, scheint er nicht so recht ins Kapitol zu passen. Zu warmherzig und auf das Wohl anderer bedacht stellt er sich offen gegen die Unterdrückung der Distrikte, gegen die Hungerspiele und die Brutalität, die im Namen der Friedenserhaltung geduldet ist und sammelt damit fleißig Sympathiepunkte beim Leser. Die allgemeine Stimmung kann er allein aber auch nicht mehr retten, sodass die Geschichte lange nicht so emotional mitreißend ist, wie die Haupttrilogie. Man bleibt aus gegebenem Zwiespalt, den der Protagonist und dessen Erzählperspektive dauerhaft auslöst, auf eher Abstand und somit gibt es auch die ein oder andere Stelle mit vor sich hin plätschernder Überlänge.


"Manchmal starrte Coriolanus aus dem Fenster auf die ausgestorbenen Städte, durch die sie fuhren, und fragte sich, wie sie in ihren goldenen Zeiten ausgesehen hatten. Damals, als das hier Nordamerika gewesen war und nicht Panem. Schön musste das gewesen sein. Ein Land voller Kapitole. Was für ein Verlust..."


Der dritte Teil der Geschichte spielt dann in Distrikt 12 und schlägt abermals einen ganz anderen Erzählton an. Zunächst fragt man sich, was dieses düstere und doch wenig funktional erscheinende Anhängsel nach dem Ende der Hungerspiele soll, das man recht ziellos verfolgt. Dann schockiert Suzanne Collins jedoch immer wieder mit einer unbarmherzigen Wendung und zerschlägt all die Sympathie, die wir langsam und vorsichtig für Coriolanus aufgebaut haben, hart und gründlich. Dieser letzte Teil beschäftigt sich also nochmals viel mehr mit dem Innenleben unseres Protagonisten und lässt andeuten, wie er zu dem eiskalten Tyrannen werden konnte, den wir aus der Trilogie kennen. Leider findet diese Entwicklung ganz im Gegenteil zur vorherigen Vorgehensweise, die eher mit subtilen Andeutungen gearbeitet hatte, ziemlich überhastet statt und wirkte somit auf mich zu erzwungen. Als nettes Extra bekommen wir hier auch noch ein paar Querverweise zur Haupttrilogie und treffen beispielsweise auf Spotttölpel (die in Coriolanus sofort ein Gefühl der Abneigung hervorrufen), erfahren die Geschichte hinter dem bekannten Lied vom Henkersbaum und lernen die Friedenswächter, die bislang eher blasse, namenslose Klonkrieger in meinem Kopf waren, näher kennen. Dieser letzte Abschnitt versucht also ganz klar, eine Brücke zur späteren Reihe zu schlagen, ließ mich aber in erster Linie verwirrt zurück. Falls es hier einen doppelten Boden gab, habe ich ihn wohl überlesen.


"Du bist mein, und ich bin dein. Das steht in den Sternen geschrieben."
"Dann gibt es wohl kein Entrinnen." Er beugte sich hinüber und küsste sie, die Wangen heiß vor Glück."


Es kommt auf den letzten Seiten nämlich einiges ganz anders als gedacht und viele Fragen bleiben offen, die durchaus Luft für eine Fortsetzung lassen würden. Falls es jedoch zu keinem zweiten Panem X kommen sollte, dürfen wir uns immerhin auf die Verfilmung von freuen, die bereits vor Monaten angekündigt wurde und bei der wieder Regisseur Francis Lawrence und die Autorin selbst mitwirken werden. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sie diese Geschichte filmisch umsetzen wollen, die so anders ist als die Trilogie, jedoch alles in allem wunderbar in das gezeichnete Gesamtbild passt.


"Die Menschen sind gar nicht so schlecht", entgegnete sie. "Nur das, was die Welt ihnen antut. (...) Ich glaube der Mensch ist im Kern gut. Man weiß genau, wann man die Grenzen zum Bösen überschreitet, und es ist eine ständige Herausforderung im Leben, auf der richtigen Seite dieser Grenze zu bleiben."



Fazit:


Mit "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange" hat Suzanne Collins ein Prequel geschrieben, das vielleicht nicht unbedingt notwendig war, sich aber wunderbar stimmig und rund in die Welt Panems einfügt. Wir verfolgen hier nicht nur die Entwicklung eines ambivalenten Protagonisten, sondern bekommen einen Einblick in ein verwirrtes Nachkriegs-Panem im Ringen um Beherrschung, Stabilität, Aufschwung und dem Widerherstellen einer sicheren Weltordnung. Zwar entwickelt das Prequel nicht denselben Sog wie die Haupttrilogie und geht auch lange nicht so nahe, dennoch bin ich sehr gerne in die dystopische Welt Panems zurückgekehrt.

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