Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2020

Wohlfühlroman im Alten Land

Apfelblütenzauber
0

Obwohl es sich bei "Apfelblütenzauber" um den zweiten Band einer Reihe handelt und wir altbekannte Charaktere wiedertreffen, kann dieser Nachfolgeband auch alleinstehend gelesen werden. Ich habe mich entschieden ...

Obwohl es sich bei "Apfelblütenzauber" um den zweiten Band einer Reihe handelt und wir altbekannte Charaktere wiedertreffen, kann dieser Nachfolgeband auch alleinstehend gelesen werden. Ich habe mich entschieden sie nacheinander zu lesen, nachdem ich vom Verlag überraschender Weise Band 3 zugeschickt bekommen habe.

Sechs Jahre sind vergangen seitdem Leonie, Nina und Stella in der Hamburger Villa in Emsbüttel eingezogen sind. Stella ist Mutter der vierjährigen Emma und erwartet wieder Nachwuchs.
Auch Nina und Alexander sind noch ein Paar, doch Nina hat Angst vor zu viel Nähe und blockt alle Versuche Alexanders ab, mit ihm zusammenzuziehen. Doch dann läuft nach sechs Jahren der Pachtvertrag in der Villa aus und Robert möchte mit Stella zurück in seine Heimat auf Husum. Ist dies das Ende der Drei-Frauen-WG?

Leonie trifft es am schlimmsten, denn sie hat ihren gutdotierten Job im Restaurant "La Lune" verloren. Restaurantinhaber und Ninas Freund Alexander muss das Lokal schließen, nachdem das Haus abgerissen werden soll um neuen Wohnungen zu weichen. Zusätzlich scheinen Leonie's Eltern in einer Ehekrise zu stecken. Ihre Mutter hat kurzerhand eine längere Reise geplant, um endlich auch einmal Zeit für sich zu finden. Der Apfelhof mit Pensionsbetrieb und Hofladen war bisher ihr Lebensmittelpunkt, doch nun möchte sie sich einmal zurücklehnen. Kurzerhand springt Leonie für ihre Mutter ein und verliebt sich erneut in ihre alte Heimat. Aber nicht nur die liebliche Landschaft bringt ihr Herz zum flattern, sondern auch der eine oder andere Mann in ihrer Umgebung.

Diesmal schreibt die Autorin aus der Ich-Persepektive aus der Sicht von Leonie. Als diese bei einem Besuch bei ihren Eltern im Alten Land erfährt, dass sich ihre Mutter eine Auszeit nehmen möchte, ist sie unsicher und fürchtet eine Scheidung. Dabei erscheint alles immer noch so wie früher, als sie ihre Heimat verlassen hat und nach Hamburg gezogen ist. Wird ihr Vater ohne ihre Mutter überhaupt zurechtkommen?

"Apfelblütenzauber" ist eine Mischung aus leichter Lektüre und Selbstfindungsroman, den man am Besten im Frühjahr oder Sommer liest. Die Geschichte verbreitet eine angenehme Stimmung und wohliges Urlaubsvergnügen. Saftige grüne Wiesen, blühende Apfelbäume und Produkte aus dem Hofladen lassen jeden Städter vom Landleben träumen.
Die Handlung ist eher simpel und nicht wirklich etwas Neues; sie lebt vorallem durch die bildhaften Beschreibungen. Doch auch die Freundschaft der drei Frauen ist immer wieder Thema. Die Frage, wo sie demnächst wohnen sollen, wenn Stellas und Robert aus der Villa ausziehen, ist omnipräsent. Werden sich die drei etwa aus den Augen verlieren?

Schreibstil:
Gabriella Engelmann schreibt sehr bildhaft und gefühlvoll. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und Sympathieträger. Die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen lassen einem von erholsamen Urlaubstagen im Alten Land träumen.
Die Gefühlswelt der Protagonisten wird von der Autorin sehr lebendig vermittelt. Man kann sich als Leser sämtliche Situationen bildhaft vorstellen. Auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz, wenn sich z. Bsp. ein Pensionsgast an Leonies Vater heranmacht.

Trotzdem konnte mich der zweite Band aus "der Alten Land Reihe" nicht ganz so einnehmen, wie "Eine Villa zum Verlieben".

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, bei dem es um Freundschaft, Zukunftsängste und Zusammenhalt geht, der aber auch die wunderschöne Landschaft des Alten Landes sehr bildhaft beschreibt. Mir hat der erste Teil etwas besser gefallen und ist mir in Erinnerung geblieben. Band zwei hingegen hat sich nicht wirklich in mein Gedächtnis gegraben. TRotzdem hatte ich sehr schöne Lesestunden. Ein Buch zum zurücklehnen und genießen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2020

Die letzten Jahre von Richard Löwenherz

Der englische Löwe
0

Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors ...

Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors über Richard I., auch Löwenherz genannt, entschieden und mich bei Lovelyboks beworben. ich hatte Glück und durfte mitlesen. Zusätzlich wohne ich in der Nähe der Burg (heute eine Ruine) Dürnstein, wo Richard einst gefangen gehalten wurde. Dazu gibt es auch eine Sage über den Minnesänger Blondel, der ihn angeblich gefunden haben soll...

Mac P. Lorne schreibt in seinem Roman allerdings nicht über den Kreuzzug oder die Gefangenschaft, sondern über die Zeit danach. Nur wenig liest man bisher über das Leben von Richard Plantagenet, genannt Löwenherz, aus dieser Zeit. Als der König endlich aus seiner Gefangenschaft entlassen wird und in seiner Heimat Aquitanien ankommt, muss er feststellen, dass die Gebiete, die er von seinem Vater Henry II. geerbt hat, alle vom französischen König Philipp II. besetzt sind. Sein Bruder John hat nicht nur die Staatskasse geleert, sondern er hat auch dafür gesorgt, dass der Großteil der Ländereien an Philipp übergingen. Richard plant einen Rückeroberungsfeldzug. Dieser Kampf verlangt ihm alles ab, doch ihm gelingt es tatsächlich seine Ländereien zurückzuerobern....

Ich muss zugeben, dass mich der erste Abschnitt noch nicht wirklich fesseln konnte. Die Rückeroberung der Gebiete im heutigen Frankreich nehmen den Großteil des Buches ein. Eine Schlacht jagt die nächste. Doch mit der Zeit lernt man dahinter zu blicken und lernt Löwenherz immer besser kennen. Er wird zum Menschen für den Leser, der seine Mutter verehrt und sich immer wieder von ihr Ratschläge geben lässt. Das Verhalten seiner Frau Berengaria von Navarra lässt ihn verzweifeln und vorallem die große Frage seiner Nachfolge bereitet ihm schlaflose Nächte und lässt ihn bis zu seinem Tod nicht los. Die Feindschaft zwischen Richard und seinem Bruder John Ohneland ist wohl jedem bekannt, der die Robin Hood Filme gesehen hat. John nimmt im Roman nur einen kleinen Teil ein.

Die Darstellung von Richard I. fand ich sehr gelungen. Natürlich weiß heutzutage niemand mehr, wie er tatsächlich war, doch sein Ruf, der bis heute nachhallt, hinterlässt einige Einblicke in den Charakter: ein waghalsiger Kämpfer, ungeduldig, jähzornig, egozentrisch und verschwenderisch, aber auch sehr auf die Ritterehre bedacht und ein großartiger Feldherr und Stratege. Seine blutigen Kämpfe und Morde gegenüber dem Volk lassen dieses ausbluten und mit Wales und Schottland hatte er überhaupt nichts am Hut. Wozu gab es Verwalter für diese Ländereien?
Wie jeder Mensch hatte er seine guten und schlechten Seiten. In "Der englische Löwe" lernen wir ihn durch den Autor noch etwas besser kennen und verstehen viele seiner Reaktionen und Eigenheiten - wenn auch nicht alle.
Mac P. Lorne zeigt viele Facetten des Königs - sein Verhältnis zur Kirche, zum deutschen Kaiser, zu seiner Ehefrau und zu England, das ihm relativ egal war. Sein Herz schlug für Aquitanien.

Interessant fand ich auch die Figur von Philipp II. Er scheint mir das Gegenteil von Richard gewesen zu sein. Er war ein Feigling, der nie direkt in die Kämpfe eingriff, aber ein gewitzter Stratege, der sich einiges von Richard abschauen konnte. Die Unfähigkeit von John spielte ihm zusätzlich in die Hände.

Schreibstil:
Mac P. Lorne erzählt hier sehr nüchtern und teilweise auch trocken über die letzten fünf Jahre von Richard I., König von England. Damit tat ich mich anfangs auch etwas schwer, denn es gab kaum Spannungsbögen, was sich in der zweiten Hälfte etwas ändert. Es wird gänzlich aus der Perspektive von Richard erzählt und wirkt dadurch etwas eindimensional. Abhilfe schafft der Autor mit vielen Dialogen, die die Geschichte etwas auflockern.

Fazit:
Mac P. Lorne entwirft ein Bild über die letzten fünf Jahre von Richard Plantagenet, dem englischen König, welches ihn so beschreibt, wie er wirklich gewesen hätte sein können. Ein charismatischer Mann, der jedoch im Laufe der Jahre überzeichnet wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2020

Der Geschmack von Lakritze

Das schwarze Gold des Südens
0

Wisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.

Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und ...

Wisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.

Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und Elise, Töchter des Bamberger Süßholzimperium Imhoff, die Lakritze herstellen. Während sich Amalie, die ältere Tochter, den Wünschen ihres Vater fügt und den Mann heiratet, der ihr ausgesucht wurde, rebelliert ihre jüngere Schwester Elise. Diese soll, nach der durch Parasitenbefall vernichtenden Ernte, den Bankier Furtenbach heiraten, um die Schulden des Unternehmens zu tilgen. Elise liebt allerdings Ferdinand, der bei der Konkurrenz arbeitet und für ihren Vater als Schwiegersohn nicht in Frage kommt. Sie hat die Lehrerinnenausbildung abgeschlossen und liebt die Herstellung von Pralinen, mit Lakritze. Ihr Wunsch ist es, eines Tages ein eigenes kleines Pralinengeschäft zu besitzen. Sie schlägt ihren Vater innovative Geschäftsideen für Lakritze vor, die er jedoch ablehnt. Er verkauft sein Süßholz großeils an Apotheken für die Medizinherstellung.
Als sich die Situation bei den Imhoffs durch einen Unglücksfall zuspitzt, flieht Elise mit Ferdinand nach Paris. Dieser möchte beim Turmbau mitwirken und bewirbt sich bei Monsieur Eifel. Beide wollen ihre Träume in der Stadt der Liebe wahr werden lassen...

Ehen wurden damals arrangiert, um Unternehmen am Laufen zu halten. Amalie fügt sich dem Wunsch ihres Vaters und heiratet den blassen Hermann. Schon bald müssen die Imhoffs Süßholz zukaufen. Hermann, Amalie und ihr Vater reisen nach Venedig und danach nach Kalabrien, wo die beiden Männer Amalie zurücklassen. Sie soll sich im Süden Italiens um die neu gekauftem jedoch heruntergekommen Farm und die Süßholzherstellung kümmern...

Die Geschichte wird in wechselnden Perspektiven von Amalie und Elise erzählt. So lernt man die beiden sehr unterschiedlichen Figuren besser kennen. Amalie tat mit zwar leid, war mir aber nicht wirklich sympathisch. Sie schwelgt zuviel in Selbstmitleid und neidet ihrer Schwester, dass diese die Liebe gefunden und ihren Traum verwirklicht hat. Selbst tut sie allerdings kaum etwas dazu, ihr Leben zu ändern. Ich mochte sie nicht wirklich.
Viel lieber las ich die Kapitel über die impulsive Elise, deren Traum von einer Confiserie sich für mich zu leicht und schnell erfüllte. Da täuschte ich mich aber gewaltig, denn die Autorin hat Elise und Friedrich noch jede Menge Steine in den Weg gelegt. Die einegbauten Wendungen waren spannend und brachten Spannung ind die Handlung.
Gefallen hat mir auch der Einblick in den Bau des Eifelturmes. Gerne hätte das Thema noch etwas ausgebaut werden können. Ich habe allerdings schon einen Roman im Auge, der sich näher mit dem Turmbau beschäftigt.

Lakritze mag ich eigentlich nicht und ist auch in Österreich nicht wirklich beliebt. Ich weiß aber durch finnische Freundinnen, dass es im hohen Norden sehr gerne genascht wird. Umso interessanter fand ich die Erzählung über die Herstellung von Lakritze und über die Verwertung von Süßholz. Nicht bekannt war mir auch, dass dieses auch in Deutschland angebaut wurde. Während im Süden von Europa Süßholz wild wächst und die Pflanze ohne Zutun viel stärker und größer wurde, hatten die deutschen Farmer doch einige Nachteile durch das kältere Klima.

Schreibstil:
Tara Heigh erzählt die Geschichte der beiden Schwestern sehr anschaulich und aus wechselnden Perspektiven. Der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen. Das Hintergrundwissen über das Pflanzen und Verarbeiten von Süßholz wurde sehr anschaulich beschrieben. Die Autorin hat dazu hervorragend recherchiert. Die Dialoge waren mir allerdings diesmal etwas zu sehr sperrig und die Nebencharakter blieben mir zu blass.

"Der Zwilling von Siam", der letzte Roman der Autorin hat mir sehr gut gefallen, während ich "Das schwarze Gold des Südens" wieder schwächer fand. Einiges war doch sehr vorhersehbar. Amalie mochte ich nicht wirklich und für mich war es wieder zuviel Liebesgeschichte....ein Punkt, den ich schon bei "Der Feind, den ich liebte" kritisiert habe. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Fazit:
Süßholz und dessen Verarbeitung ist ein sehr interessantes Thema, das die Autorin perfekt recherchiert hat. Mir stand diesmal wieder die Liebesgeschichte zu sehr im Fokus, die mir auch etwas zu vorhersehbar war. Den Strang um Amalie mochte ich weniger. Mit Elise und Friedrich kam ich besser zurecht und das Thema Pralinenherstellung und der Bau des Eifelturmes kam mir mehr entgegen. Ich habe den Roman gerne gelesen, aber die letzten beiden Romane der Autorin haben mir besser gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2020

Kampf für das Recht um Frauenbildung

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
0

Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren ...

Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren zu dürfen. Fünfzig Jahre später hat sich kaum etwas geändert und noch immer ist es für Frauen in Bayern unmöglich Ärztin zu werden.

Henrike Hertz, die Enkelin von Viviana, hat auch vorerst gar nicht vor in die Fußstapfen der Großmutter zu treten. Doch als ihre Mutter mit Magenproblemen ins Juliusspital eingeliefert wird, lernt sie die Wärterin Anna Gärtlein kennen. Diese führt sie in die Welt der "menschlicheren Menschen" ein - zu den Patienten in die Irrenanstalt. Henrike ist fasziniert von den seelenkranken Menschen und möchte ihnen helfen. Sie beginnt heimlich als Reserve-Wärterin zu arbeiten und träumt davon beim vielgerühmten Professor Rieger studieren zu dürfen und zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Doch in Bayern besteht noch immer das Immatrikulationsverbot für Frauen - wie schon damals bei ihrer Großmutter. Zusätzlich ist da noch der französiche Medizinstudent Jean-Pierre, der Henrikes Herz erobert....

Zu Beginn tat ich mich etwas schwer und konnte nicht richtig in die Geschichte finden. Zu viele Wiederholungen aus Band Eins, die aufgegriffen wurden und zu detaillierte Ausführungen über das Leben bei Henrike zu Hause, haben mich schnell ermüdet. Erst nach dem ersten Drittel fand ich richtig in den Roman und konnte mich die Handlung gefangen nehmen. Henrike ist genauso mutig wie ihre Großmutter und kämpft in der männerdominierenden Welt um einen Platz in den Hörsälen. Während Viviane Henrike unterstützt, ist ihr Vater Anton-Oskar ein Mann der alten Schule. Er sucht indessen fleißig einen geeigneten Heiratskandidaten und kann selbstständige Frauen nicht ausstehen.

Berlin hat zu dieser Zeit Würzburg den Rang als Medizinhochburg abgelaufen. Durch die Erfindung der X-Strahlen durch Professor Wilhelm Conrad Röntgen erlebt das Juliusspital wieder einen Aufschwung. Doch dann behauptet Philipp Lenard, er sei eigentlich der Erfinder der "Zauberstrahlen".
Neben Conrad Röntgen sind weitere historische Persönlichkeiten in den Roman miteingeflossen. Die fiktive Handlung wird mit den historischen Begebenheiten geschickt verwoben.
Die beiden Autorinnen haben sich in diesem Roman aber nicht nur mit der "Affäre Röntgen" genauestens beschäftigt, sondern auch die Frauenrechte stehen wiederum im Mittelpunkt.

Es gibt einen Einblick in die Irrenanstalten von damals, wobei wir im Juliusspital in der Abteilung, die Henrike betreut, die leichteren Fälle vorgesetzt bekommen. Die medizinischen Ansätze wurden wieder sehr detailliert und genau beschrieben. Durch Wärterin Anna Gärtlein lernen wir auch das Würzburger Arbeiterviertel Grombühl kennen. Die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit sind sehr anschaulich dargestellt. Der Kampf um die Rechte der Frauen führt auch Henrike weiter, bis die Tuberkulose über Würzburg hereinbricht....
So richtig anders ist Teil zwei nicht, denn vieles wiederholt sich von Großmutter auf Enkelin. Deswegen fehlte es mir manchmal an Spannung und den Charme des ersten Bandes. Einzig das Ende ist abweichend.

Schreibstil:
Claudia und Nadja Beinert schreiben sehr detailverliebt und haben in ihre Dilogie viele medizinische Begriffe genauestens erklärt. Das ist einerseits spannend (wie der Kampf um die Erfindung der Röntgenstrahlen), führt aber bisweilen zu Längen.
Die Geschichte wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Emotionen der einzelnen Figuren werden sehr lebendig wiedergegeben.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis und am Ende ein informatives Nachwort der beiden Autorinnen. Der Roman ist in drei Teile: Mit Angst, mit Hoffnung und mit Mut, aufgeteilt.

Fazit:
Ähnlich gestrickt wie Teil Eins konnte mich "Arztin in stürmischen Zeiten" nicht ganz so abholen, wie der Vorgängerband. Es dauert etwas bis die Handlung in Fahrt kommt...einige Seiten weniger hätte ich gut gefunden. Danach wird es aber wieder interessant und spannend. Für medizinhistorische Leser empfehle ich die Dilogie gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2020

Der Elfstädtelauf

Die Tote in der Gracht
0

"Die Tote in der Gracht" ist der zweite Band der Reihe "Tödliche Niederlande", jedoch mein erstes Buch des Autors Jan Jacobs.

Der "Elfstedentocht" ist im Norden Hollands das Event schlechthin. Damit dieser ...

"Die Tote in der Gracht" ist der zweite Band der Reihe "Tödliche Niederlande", jedoch mein erstes Buch des Autors Jan Jacobs.

Der "Elfstedentocht" ist im Norden Hollands das Event schlechthin. Damit dieser Wettbewerb für Schlittschuhläufer allerdings stattfinden kann, benötigt es einen sehr strengen Winter und einer vorgeschrieben Mindestdicke der Eisschicht. Das letzte Mal fand der Lauf durch elf Städte, der über 200 km auf Natureis gelaufen wird, 1997 statt. Umso größer ist die Aufregung als es nach zwanzig Jahren endlich wieder einen "Elfstedentocht" geben wird. Der Lauf über vereiste Grachten, Kanälen und Seen bei klirrender Kälte fordert alles von den Teilnehmern.
Während der Planungen stürzt die junge Journalistin Jessica Jonker über eine der vielen Brücken und kann nur mehr tot aus der Gracht geborgen werden. Kommissarin Griet Gerritsen und ihr Partner Pieter de Vries werden von ihrem Chef von den Cold Cases abgezogen und mit dem Fall beauftragt. Bald ist klar, dass hier kein Selbstmord und auch kein Unfall passiert ist. Hilfe bekommen sie von Kollegin Naomi Boogard, die von Scotland Yard wieder nach Holland und zu ihrem Team zurückkehrt ...was zu einigen Spekulationen führt. Bald entdecken die drei Ermittler, dass Jessica einer alten Geschichte aus dem Jahre 1997 auf der Spur war ... Was ist damals geschehen? Und wer fühlte sich durch ihre Nachforschungen bedroht?

Es bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten auch ohne Kenntnisse zu Band 1 in die Geschichte einzusteigen. Die Probleme kamen von andere Seite: Der Autor hat vorallem in der ersten Hälfte des Buches wahnsinnig viele friesische und niederländische Wörter und Sätze eingebaut, die mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Die Verständlichkeit war zwar größtenteils gegeben, aber dadurch fiel die Spannung ab. Ich mag Regionalkolorit in Krimis, aber wenn es Probleme beim Lesen verursacht, finde ich keinen Sinn darin. Mit der Zeit wurde es besser oder ich habe mich daran gewöhnt...ich kann es nicht sagen. Gefallen haben mir aber die Erklärungen vieler friesischen Besonderheiten und Bräuche, sowie die enorme Bedeutsamkeit des Rennens für die Einwohner rund um diese Strecke und der Umgebung.
Der Fall entwickelt sich langsam, nimmt aber an Fahrt auf. Es gibt einige interessante Wendungen und als Leser lässt sich gut miträtseln. Rückblicke in die Vergangenheit zum letzten Elfstedtentocht werden geschickt mit der Gegenwart verwebt.

Auch als Schauplatz fand ich die Niederlande toll, denn ich habe bisher nur wenige Krimis gelesen, die dieses Land als Location hatten. Meistens ist es dann noch Amsterdam, das ich selbst schon besucht habe. Ich war auch schon im Süden der Niederlande, aber noch nie im Norden.

Griet Gerritsen...der Name der Ermittlerin erinnerte mich laufend an eine meiner liebsten Thrillerautorinnnen Tess Gerritsen. Das fand ich etwas irritierend. Zusätzlich ist Griet als Mutter einfach eine Katastrophe und hat bei der Leserunde so einige negative Gefühle hervorgerufen. Die privaten Belange aller drei Ermittler spielen eine größere Rolle im Krimi, wobei Pieter der Sympathieträger der Truppe ist.

Gefallen hat mir das nicht alltägliche Thema und der Schauplatz, sowie das Lokalkolorit. Spannung kommt eher erst in der zweiten Hälfte auf. Den nächsten Band würde ich gerne noch eine Chance geben.

Fazit:
Ein solider Krimi mit einem interessanten Thema und einmal einer anderen Location. Mir machten zu Beginn die vielen friesischen und holländischen Wörter etwas Probleme und die Spannung baut sich erst langsam auf. Dann aber konnte mich der Krimi packen und werde auch den nächsten Band eine Chance geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere