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Veröffentlicht am 20.01.2021

Eine tiefgründige Geschichte über Liebe, Schuld und Moral

Der Vorleser
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Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink erschien im Jahr 1998 im Diogenes Verlag. Das Buch ist mittlerweile ein internationaler Bestseller und ein Klassiker, den man einfach gelesen haben muss.

Als ...

Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink erschien im Jahr 1998 im Diogenes Verlag. Das Buch ist mittlerweile ein internationaler Bestseller und ein Klassiker, den man einfach gelesen haben muss.

Als der Fünfzehnjährige Michael Berg der Einundzwanzig Jahre älteren Hanna Schmitz begegnet, ist er fasziniert von ihr. Er verliebt sich in sie und beide verbringen unter Geheimhaltung einige glückliche Wochen zusammen, in denen sie ein Liebesritual entwickeln. Bis Hanna von ein auf den anderen Tag spurlos verschwindet. Jahre später, Michael ist nun Student der Rechtswissenschaft und die beiden begegnen sich im Gericht wieder.

Die Handlung spielt in der Nachkriegszeit und greift so auch Hintergründe der deutschen Geschichte auf. Dazu wird der Leser mit moralischen Fragen konfrontiert, die einen selbst in ein Dilemma bringen.

Der Autor hat einen fesselnden Schreibstil, durch den die Geschichte und die Charaktere fast lebendig werden. Dies hat mir definitiv am besten am Buch gefallen. Doch trotz des tollen Schreibstiles von Bernhard Schlink, musste ich mich durch das Buch hindurch quälen, da es nicht unbedingt zu den Genres gehört, die ich sonst lese. Mit den beiden Charakteren konnte ich ebenfalls kaum warm werden. Hanna war von der ersten Seite an unnahbar und unsympathisch und auch das regelmäßige sexuelle Verhältnis der beiden hat mich sehr irritiert. Nicht, weil Hanna so viel älter war, sondern weil Michael eben noch minderjährig war. Das Vorlesen hat für mich am Anfang nicht wirklich in die Geschichte gepasst, doch später habe ich die Bedeutung dahinter und auch die wichtige Message verstanden. Der Autor hat dies sehr gut umsetzt. Als ich dann schließlich hinter Hannas Geheimnis gekommen war, habe ich sie viel besser verstehen können, was ihre Scham und ihre Verschlossenheit angingen. Als Michael Hannah dann im Gerichtssaal wiedersieht, muss er erfahren, dass die Frau, die er noch immer liebt, furchtbares getan hat. Erneut begleitet man ihn als Leser dabei, wie er mit seinen Entscheidungen und Schuldgefühlen hadert und man sich die Frage stellt, wie man selbst gehandelt hätte.

Fazit:

Ich kann auf jeden Fall verstehen, warum dieses Buch oft im Unterricht gelesen wird. Bernhard Schlink macht mit diesem zunächst unscheinbaren Buch auf viele wichtige Themen aufmerksam. Es geht nicht nur um ein Paar mit einem am Anfang minderjährigen Jungen und einer viel älteren Frau, sondern auch um Alphabetismus, die schrecklichen Ereignisse des Nationalsozialismus und der eigenen Vergangenheit. Für mich war es jedoch keine leichte Lektüre.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Das Leben Der Paola De Georgio

Dieses ganze Leben
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„Dieses Ganze Leben“ ist ein Roman von Raffaella Romagnolo und ist 2020 im Diogenes Verlag erschienen.

Die sechzehnjährige Paola De Georgio findet, dass sie nicht in diese Welt passt. Trotz, dass ihre ...

„Dieses Ganze Leben“ ist ein Roman von Raffaella Romagnolo und ist 2020 im Diogenes Verlag erschienen.

Die sechzehnjährige Paola De Georgio findet, dass sie nicht in diese Welt passt. Trotz, dass ihre Familie super reich ist und es ihr eigentlich an nichts fehlen dürfte, hat sie kaum Freunde und verbringt ihre Freizeit lieber mit ihrem Bruder Richi, der im Rollstuhl sitzt und gerne Schach spielt. In der Schule ist sie eine Außenseiterin, fühlt sich einsam und findet sich selbst dick und hässlich. Gemeinsam mit Richi nutzt Paola den täglichen Spaziergang auf Verordnung ihrer Mutter, um der Enge der elterlichen Villa zu entfliehen und in ihrer Nachbarschaft das wahre Leben zu finden, auch, wenn das so ganz anders ist, als sie dachte.

MEINE MEINUNG

Als ich den Klappentext von „Dieses Ganze Leben“ gelesen habe, war ich begeistert, denn er hat mich sofort neugierig gemacht.

Am Anfang war es jedoch schwer für mich in das Buch hinein zu kommen. Paola hat es mir mit ihrer zynischen und negativen Art nicht leicht gemacht, sie zu mögen. Doch je mehr ich gelesen habe, desto mehr konnte ich ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Generell waren die Charaktere schutzlos und ehrlich beschrieben, sodass man sofort verstanden hat, weshalb sich Paola so missverstanden und ungeliebt fühlt.

Da ihr Bruder Richi aufgrund einer Behinderung im Rollstuhl sitzt, ist er im Alltag eingeschränkt. Trotzdem ist er ein schlauer, intelligenter und aufgeweckter Junge, der mir sehr sympathisch war.

"Wenn er groß ist, will er ein südamerikanischer Diktator werden." – Seite 46

Ich fand seine Repräsentation sehr wichtig, doch die Umsetzung war etwas seltsam, da Paola ihn z.B. „Opf“ nennt, was für „Opfer“ steht. Im Roman wurde außerdem das N-Wort benutzt, was einfach absolut nicht in Ordnung ist und es ist traurig, dass es weder von der Autorin noch vom Verlag hinterfragt wurde.

Die Autorin hatte einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, an dem man sich jedoch erst einmal gewöhnen musste. Jedoch ist Paola oft zu weit mit ihren Gedanken abgeschweift und es ging plötzlich um Dinge, die gar nichts zur Handlung beigetragen haben oder irgendwie Sinn gemacht haben.

Eine richtigen Handlungsstrang gab es nicht wirklich. Man hat die Protagonistin auf einem kurzen Augenblick ihres Lebens begleitet, in dem sie um Akzeptanz, Freunde und die erste Liebe kämpft.

„Ich frage mich, ob es Dinge gibt, für die es sich lohnt, sein Bestes zu geben, großgeschriebene Dinge, an die man blind glauben kann.“ - Seite 138

Besonders das Ende hat mir gefallen, sowie einzelne Passagen im Buch. Doch an einigen Stellen, wie oben schon erwähnt, hat es sich sehr stark gezogen und es war oft langatmig. Kurz gesagt, das Lesen hat nicht wirklich Spaß gemacht.

FAZIT:

Ich würde das Buch mit 6 von 10 Punkten bewerten. Ich war froh, als ich das Buch beendet hatte, trotz einiger guten Stellen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich es weiterempfehlen würde. Einfach, weil mit manchen Themen nicht sehr sensibel umgegangen wurde.

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