Profilbild von Azyria_Sun

Azyria_Sun

Lesejury Star
offline

Azyria_Sun ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Azyria_Sun über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2021

Ein Thriller, der die LeserInnen kaum zum Atemholen kommen lässt mit einem unerwarteten Ende

Hexenjäger
0

Worum geht’s?
Mehrere Morde werden basieren auf einer Bestseller-Trilogie ausgeführt. Jessica Niemi und ihr Team ermitteln, doch der Täter scheint immer einen Schritt voraus. Unerwartet wird Jessica, die ...

Worum geht’s?
Mehrere Morde werden basieren auf einer Bestseller-Trilogie ausgeführt. Jessica Niemi und ihr Team ermitteln, doch der Täter scheint immer einen Schritt voraus. Unerwartet wird Jessica, die den Opfern verblüffend ähnlich sieht, in die Nachahmungstagen mit einbezogen. Kann sie rechtzeitig entkommen?

Meine Meinung:
„Hexenjäger“ von Max Seeck ist das erste Buch, das ich von dem finnischen Autor gelesen habe – aber sicher nicht das letzte! Max Seeck bringt die LeserInnen direkt in die Geschichte hinein. In bildhaftem und rasantem Tempo führt er die LeserInnen durch und in das Geschehen und die Handlung nimmt immer mehr an Fahrt auf, bis zum unerwarteten Showdown am Schluss – den ich so wirklich nie hätte kommen sehen!

Jessica, Kriminalhauptmeisterin und Hauptprotagonistin, ermittelt in dem Fall. Sie ist mir von Anfang an sympathisch. Eine Frau mit Vergangenheit und einem Geheimnis, das sie sich persönlich immer etwas von den KollegenInnen distanzieren lässt, die aber dennoch ein liebenswerter, manchmal verletzlicher aber auch starker Mensch ist. Obwohl sie manchmal etwas einsam wirkt – was sie wohl auch zu den diversen Männergeschichten verleitet.

Auch ihr Team gefällt mir gut. Erne, der für Jessica eine Art Vaterersatz und Mentor ist. Jusuf, Nina, Micke und die anderen, jeder mit kleinen Eigenarten und jeder auf seine Weise eine ganz eigene Persönlichkeit, die sich in ihrem Team perfekt ergänzen.

Die Geschichte selbst hat auch etwas. Morde basieren auf einer Thriller-Trilogie, das ist mal was anderes. Etwas irritiert haben mich die Rückblicke in Jessicas Vergangenheit. Die in Bezug auf ihre Familie sind Teil der Handlung und notwendig, aber die Rückblicke nach Italien und zu Colombano erschließen sich mir bis zum Ende nicht wirklich. Hier wird nur im letzten Satz erwähnt, dass sie dadurch Erne kennengelernt hat, für die Handlung selbst hat das jedoch keine Bedeutung in meinen Augen.

Dennoch konnte ich das Buch bis zum Schluss nicht aus der Hand legen. Der Autor legt von Anfang an ein rasantes Tempo vor und nimmt am Ende – obwohl man glaubt, es könne nicht spannender werden – nochmal richtig Fahrt auf und dieses Finale hätte ich so nie erwartet! Auch wenn es mit einem Cliffhanger endet der mich hoffen lässt, dass es vielleicht noch weitere Bücher um Jessica und das Ermittlerteam geben wird – mich würde es sehr freuen, wenn das nicht ein Einzelband bleiben würde!

Fazit:
„Hexenjäger“ von Max Seeck ist ein Thriller, der von Anfang bis Ende atemraubend rasant ist und den ich nicht aus der Hand legen konnte! Der Autor hat mich mehrmals auf die falsche Fährte geführt und bis zum Ende wusste man nicht, wer und wie und warum und wurde dadurch umso mehr überrascht! Bis auf die Nebengeschichte in Venedig, die m.E. nicht ganz stimmig mit dem Rest war, ein geniales Buch und ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher etwas von dem Autor gelesen habe!?!

Ein rasanter Thriller, der einen wirklich bis zum Ende gefesselt hält! 4 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2021

Ein mitreißendes Buch mit vielen unvorhersehbaren Wendungen

Siebenteilige Reihe um den Salzburger Kommissar Konstantin Manner / Manner sieht rot
0

Worum geht’s?
Sein erster Fall führt Major Konstantin Manner in den Sonnenhof, eine Wohneinrichtung für geistig Behinderte. Zwei von ihnen sind verschwunden. Auf der Suche nach ihnen stößt er auf ein SM-Video, ...

Worum geht’s?
Sein erster Fall führt Major Konstantin Manner in den Sonnenhof, eine Wohneinrichtung für geistig Behinderte. Zwei von ihnen sind verschwunden. Auf der Suche nach ihnen stößt er auf ein SM-Video, das ihn in ein abgelegenes Haus an einem See in Tirol führt. Was er dort entdeckt, hätte er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können.

Meine Meinung:
In seiner Neuauflage dieses Buches mit dem Titel „Tief im Keller“ behandelt Mick Saunter den ersten Fall um Major Konstantin Manner und sein Ermittlerteam. Das Buch fängt langsam und auch an einigen Stellen etwas verwirrend an – wodurch sich leider im ersten Viertel einige Längen ergeben, aber dann steigt die Spannungskurve stetig an und obwohl mir am Anfang das Lesen teilweise etwas schwergefallen ist, konnte ich dann irgendwann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil die weitere Geschichte sich so rasant entwickelte und immer etwas Neues, teils völlig Unerwartetes hinzukam, dass ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht!

Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung des Sonnenhofs und seiner Bewohner. Der Autor selbst hat laut Kurzbiografie mit geistig und psychisch behinderten Menschen gearbeitet und man merkt in seiner Erzählung, wie sehr ihm diese Menschen ans Herz gewachsen sind. Die Wärme, mit der er von ihnen schreibt, ihrer offenen, empathischen und ehrlichen Art, mit der sie auf Menschen zugehen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Auch das Ermittlerteam, Manner, Eva und Christian, haben mir gut gefallen. Manner, der etwas eigene Typ, der aber im Grunde herzensgut ist. Eva und Christian, die sich im Laufe der Ermittlungen finden. Die drei ergeben ein gutes Team, das alle möglichen Facetten abdeckt. Manner, der eher untypisch als älterer Ermittler mit viel Erfahrung aufwarten kann und die Dinge auch mal selbst in die Hand nimmt. Eva mit dem auch psychologischen Hintergrund und Christian, der sportliche Typ der Truppe. Die drei ergänzen sich gut, halten sich den Rücken frei und es hat Spaß gemacht, sie als Ermittlerteam zu erleben und hoffentlich in Zukunft wieder erleben zu dürfen!

Die Handlung selbst fand ich auch sehr gekonnt, nur am Anfang war das Buch etwas langatmig. Was der Autor aber dann durchaus wieder wettgemacht hat. Sehr gut haben mir auch die Hintergründe mit den medizinisch-radikalen Ansichten und der rechtsextremen, ins Dritte Reich zurückgehenden Gruppe und der Organhandel „gefallen“. Dazu die SM-Szene, die sich gut darin eingefügt hat – das war mal in der Kombination etwas anderes.

Die Eröffnung von Manners Eltern ganz am Ende kam irgendwie erwartet und doch unerwartet. Aber so konnte Manner dann ein unbewusst offenes Kapitel in seinem Leben abschließen und zu sich finden. Ich möchte nicht Spoilern daher nur so viel: Von solchen Dingen habe ich schon mehrfach gehört, dass Menschen nach so einer Eröffnung zu sich selbst finden konnten. Und das offene Ende zum Schluss lässt auf einen weiteren Band hoffen!

Fazit:
„Tief im Keller“ von Mick Saunter ist ein sehr gelungenes und mitreißendes Buch um Konstantin Manner und sein Ermittlerteam, das – trotz einiger Längen am Anfang – den Leser ergreift und mitnimmt und bis zum rasanten Finale am Schluss gefangen hält! Die Entwicklungen und das Ende hätte ich so nie vorausgesehen. Es war anders aber genial anders und ich hoffe, wir werden noch mehr von Konstantin, Eva und Christian hören!

4 Sterne von mir und eine Leseempfehlung für alle, die spannende Überraschungen mögen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.12.2020

Ein berührender Familienroman über den Kampf um eine sichere Zukunft

Hannah und Ludwig
1

Worum geht’s?
Ludwig flüchtet aus dem Deutschland der 1930er Jahre nach Tel Aviv, wo er versucht, sich eine Existenz aufzubauen. Er arbeitet sich vom Orangenpflücker zum Prokuristen hoch, holt seine Familie ...

Worum geht’s?
Ludwig flüchtet aus dem Deutschland der 1930er Jahre nach Tel Aviv, wo er versucht, sich eine Existenz aufzubauen. Er arbeitet sich vom Orangenpflücker zum Prokuristen hoch, holt seine Familie zu sich und lernt seine große Liebe Hannah kennen. Doch dann scheint er alles zu verlieren. Ist eine Rückkehr nach Deutschland wirklich der einzige Ausweg?

Meine Meinung:
„Hannah und Ludwig“ von Rafael Seligmann ist der zweite Teil einer Trilogie um seine Familiengeschichte. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen, aber bin dennoch gut in die Geschichte hineingekommen. Man braucht keine Vorkenntnisse, um sich von der Geschichte fesseln zu lassen, in der der Autor vom Schicksal seiner Eltern erzählt. Hierbei bringt er das persönliche Schicksal von Eltern, Tante/Onkel und Großeltern gekonnt zusammen mit geschichtlichen Fakten, sodass für den Leser ein sehr schönes, emotionales Bild entsteht. Seine Worte malen die Bilder des neugegründeten Tel Aviv, des Hauses, das Ludwig für seine Eltern kauft, aber auch die Emotionen, welche die Protagonisten fühlen. Ich war sofort mitten drin in der Geschichte. Im Tel Aviv der 1930er und 40er Jahre. Habe mit Ludwig mitgefiebert, für seinen Vater gehofft, als dieser krank wurde.

Man merkt, dass der Roman dem Herzen des Autors entspringt und er seinen Vorfahren damit ein Denkmal setzen möchte – und das hat er perfekt umgesetzt!

Auch die Protagonisten – hinter welchen ja reale Persönlichkeiten stehen – gefallen mir gut. Ludwig, der etwas unscheinbare Vater von Rafael, der nie aufgibt, mit nichts in Israel ankommt und sich durchsetzt und kämpft und trotz vieler Rückschläge dennoch immer wieder aufsteht. Sein etwas eigener Bruder Heinrich, der am Ende jedoch doch zu ihm hält. Hannah, Ludwigs große Liebe und die Mutter des Autors. Alles Persönlichkeiten, die einem Rafael Seligmann näherbringt, sodass man sich ihnen beim Lesen verbunden fühlt, als wäre man ein Teil der Familie.

Lediglich im zweite Drittel, als der Autor, welcher aus der Ich-Perspektive schreibt, oft sehr schnell zwischen den Ich-Erzählern hin- und herspringt, war es manchmal für mich etwas verwirrend. Am Ende hatte ich mich jedoch daran gewöhnt. Das ist aber auch wirklich der einzige kleine „Kritikpunkt“, den ich habe.

Ansonsten hat mich das Buch gefesselt und ich habe die Seiten verschlungen und war fast schon traurig, als das Buch dann unvermittelt zu Ende war. Zum Glück gibt es ja – hoffentlich bald – noch den dritten Teil!

Fazit:
In „Hannah und Ludwig“, dem zweite Teil seiner Trilogie, erzählt Rafael Seligmann die Geschichte seiner Eltern. Er erzählt sie hauptsächlich aus der Perspektive seines Vaters, was es für mich noch lebendiger gemacht hat. Auf einzigartige Weise bringt er die Protagonisten des Buches zum Leben, erschafft auf dem Papier die Persönlichkeiten, die sie auch im wahren Leben waren, und nimmt den Leser mit auf die schwierige Reise von Ludwig und seiner Familie. Lediglich die raschen Wechsel des Ich-Erzählers von Ludwig zu Hannah und manchmal zu Rafael waren kurzzeitig etwas verwirrend. Ansonsten habe ich mit den Protagonisten mitgefiebert, mich als Teil der Familie gefühlt und war fast schon traurig, als das Buch so „unvermittelt“ zu Ende war.

Für mich ist das Buch ein großartiger Roman über wahre Persönlichkeiten und ganz viel gelebte Geschichte, den ich allen ans Herz legen möchte. Eine absolute Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2020

Das Leben einer starken Frau, bei dem nicht alles Gold ist, was glänzt

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen
0

Nicht jedes Märchen hat ein Happy End

Worum geht’s?
Bereits als Jugendliche muss sich Grace Kelly gegen ihre Eltern behaupten und auch in ihrem Leben als Filmstar, mit dem sie so viele Menschen bezaubert ...

Nicht jedes Märchen hat ein Happy End

Worum geht’s?
Bereits als Jugendliche muss sich Grace Kelly gegen ihre Eltern behaupten und auch in ihrem Leben als Filmstar, mit dem sie so viele Menschen bezaubert hat, muss sie immer wieder gegen die Zwänge der Filmindustrie ankämpfen. Dabei ist alles was sie will, glücklich sein. Als sie nach vielen fehlgeschlagenen Beziehungen den Fürsten Rainier von Monaco heiratet, schein ein Märchen wahr zu werden.

Meine Meinung:
In ihrem Roman „Grace – das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ schreibt Kerri Maher über das Leben von Grace Kelly, angefangen vom Auszug aus ihrem Elternhaus, über ihren Werdegang als Filmstar bis hin zu ihrer Hochzeit, ihrem Leben mit dem Fürsten Rainier und ihrem Tod 1982. Wobei die Autorin klar betont, dass es sich nicht um eine Biografie handelt und dementsprechend auch einige Teile des Buches was Zeit und Begebenheiten betrifft, deutlich angepasst bzw. geändert wurden.

Ich muss zugeben, das erste Drittel des Buches hat sich etwas hingezogen, da hier viele Zeitsprünge waren, die es mir schwer gemacht haben, mich in das Buch und in Grace, die Hauptprotagonistin, hineinzuversetzen. Ab dem zweiten Drittel jedoch hat mich der Roman dann gepackt. Die Autorin hat emotional und schillernd über das Leben von Grace als Filmsternchen geschrieben. Über ihre Beziehungen, die Wichtigkeit ihrer Freundschaften und die Bindung zu ihrer Familie. Ich war absolut drin in der Geschichte und habe mir Grace mitgefiebert, ob sie diese Filmrolle bekommt, sich gegen ihre Eltern behaupten kann oder erkennt, dass dieser oder jener Mann nicht gut für sie ist.

Dann die Erzählung über ihr Leben als Fürstin, die Einschränkungen, die sie hatte und die Entbehrungen, die sie auf sich nehmen musste. Dennoch war und blieb sie trotz allem immer eine starke Frau, die für alle nur das Beste wollte und sich am Ende des Buches als Mensch selbst gefunden hatte. Schade, dass es zu Ende war, bevor sie ihr Leben wieder so richtig beginnen konnte. Am Ende war ich von dem Buch so gepackt, dass ich mir nicht mehr gewünscht hätte, als noch ein paar Jahre mehr, in denen Grace endlich wieder sie selbst hätte sein können, ohne die Zwänge. Und sich noch einmal selbst vor der Kamera hätte verwirklichen können um noch ein paar schöne Jahre gehabt zu haben.

Besonders gut hat mir der Briefwechsel gefallen, den sie mit Rainier geführt hat. Und die Stelle, als er an ihrem 25. Hochzeitstag die Rede mit dem Gedicht gehalten hat. Obwohl er unnahbar und teilweise gefühllos dargestellt wurde, gab es doch auch immer wieder Stellen, an denen seine Menschlichkeit und Liebe hervorkamen und ich bin mir sicher, dass im wahren Leben Rainier und Grace trotz allem eine schöne Ehe mit vielen Gefühlen hatten.

Fazit:
„Grace – Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ von Kerri Maher ist keine Biografie über das Leben von Grace Kelly, dessen muss man sich beim Lesen bewusst sein. Aber ein Roman über ihr Leben, das perfekt wahre Begebenheiten mit fiktiven Erzählungen mischt und emotionale, schillernde, freudige und zu Herzen gehende Momente schafft. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es am Anfang durch die schnellen Zeitsprünge einige Längen hatte, bis ich in der Geschichte drin war. Aber dann konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und das emotionale Ende von Grace war sehr berührend.

Ich habe das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen und alle, die historische Bücher und Bücher über die Ikonen unserer Zeit mögen, sind hier bestens aufgehoben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2020

Ein rasanter Thriller in dem nichts ist, wie es scheint!

Wachzustand
0

„Sich fragen, ob die Welt wirklich ist, heißt selber nicht verstehen, was man sagt“ (Merleau-Ponty, S. 112)

Worum geht’s?
Felix wacht in einem Wald auf und kann sich nicht mehr an sein Leben erinnern. ...

„Sich fragen, ob die Welt wirklich ist, heißt selber nicht verstehen, was man sagt“ (Merleau-Ponty, S. 112)

Worum geht’s?
Felix wacht in einem Wald auf und kann sich nicht mehr an sein Leben erinnern. Der Zufall führt ihn nach Hamburg, wo er bei der Psychologin Katharina Hilfe sucht. Was hat seine Vergangenheit mit einem neuartigen Hypnoseverfahren zu tun? Und wie hängt der Mord an mehreren Wirtschaftspsychologinnen damit zusammen? Wird das Ergebnis seiner Suche in einem Alptraum enden?

Meine Meinung:
„Wachzustand“ ist das Debut von Stephan Reschke. Das Buch ist nicht nur ein Thriller, sondern gleichzeitig ein Krimi und Gesellschaftsroman, der nicht nur mir unvorhersehbarer Spannung aufwartet, sondern auch noch interessante Ausflüge in die Psychiatrie des Ist und des Seins und gesellschaftskritische Diskussionen zum Thema Hypnose und Wirtschaftscoaching mit sich bringt. Diese Abschnitte sind nicht immer leicht zu lesen, sondern haben durchaus einen intellektuell hohen Anspruch an die LeserInnen, sind aber sehr interessant und bringen dadurch den Verlauf der Geschichte in eine ganz andere Richtung, als man das von „üblichen“ Thrillern gewohnt ist. Der Spannungsbogen im Erzählverlauf hat immer neue, immer höhere Peaks.

Stephan Reschke schafft es gekonnt, seine LeserInnen immer wieder auf falsche Fährten zu führen. Bis zum Ende ist man sich nicht sicher: Was ist Wahrheit? Was nicht? Ist alles nur eine Scheinwelt? Wie viele Realitäten kann es geben? Manchmal mutet das Ganze fast ein bisschen surreal an, wird aber durch medizinische und psychologische Erklärungen immer wieder real und dadurch umso erschreckender! Und selbst am Ende ist man sich nicht sicher: Ist das jetzt die Realität?

Der Protagonist Felix, einer der Hauptprotagonisten, gefällt mir hierbei sehr gut. Das Erleben aus seiner Sicht ist ein ganz neuer Ansatz, der dazu führt, die LeserInnen immer wieder an sich selbst zweifeln zu lassen, ob es denn alles so ist, wie es scheint. Und selbst ganz am Ende kann man die Wahrheit noch nicht so recht glauben. Über ihn hätte ich mir am Ende gerne noch mehr Informationen gewünscht, das kam mir fast ein bisschen zu kurz. Hier sind für mich noch so viele Fragen offen, deren Beantwortung mich doch sehr interessiert hätte!

Auch das Ermittlerteam, allen voran Popescu, ist sympathisch. Popescu, die etwas andere Hauptkommissarin in Latzhose und Strickjacke, die trotz traumatischer Erlebnisse in der Vergangenheit ihr Leben souverän meistert und für die am Ende die Kollegen nicht nur Freunde sondern fast Familie werden. Ich hoffe, wir werden von ihr noch mehr lesen dürfen!

Nur der Monolog am Ende von Markwort empfand ich ein bisschen langatmig – wobei das vielleicht auch Absicht ist, da selbst Popescu das so empfindet. Ansonsten hat mich das Buch mehr als gut unterhalten und bis zum Ende habe ich verzweifelt versucht herauszufinden, welche Erlebnisse real sind und welche nicht.

Fazit:
Das Thriller-Debut „Wachzustand“ von Stephan Reschke ist ein rasanter Thriller, der mich bis zum Ende gefesselt und an der eigenen Wahrnehmung zweifeln lassen hat! Eine perfekte Mischung aus Spannung und Literatur. Besonders gut hat mir die Einbringung der psychiatrischen Aspekte, der Hypnose und bestimmter Krankheitsbilder (ich will nicht spoilern…) gefallen, mit denen Reschke einen fulminanten Thriller geschaffen hat, wie ich ihn zuvor noch nicht gelesen habe. Bis auf kleine Längen war der Spannungsbogen hoch und ich war als Leser immer am Rätseln und immer wieder auf einer falschen Fährte. Und selbst auf der letzten Seite, wenn man die Lösung kennt, drängt sich einem noch die Frage auf: Ist das wirklich die Lösung oder ist die Realität eine ganz andere und nicht das Sein, das sie zu sein scheint?

Ich hoffe sehr, künftig mehr von dem Autor lesen zu dürfen. Daher von mir eine ganz klare Leseempfehlung für alle Thriller-Fans, denen es auch gerne mal etwas „literarischer“ sein darf!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere