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Veröffentlicht am 08.06.2021

bewegend, mit tollen Botschaften, aber nicht komplett überzeugend

Die Mitternachtsbibliothek
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Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die ...

Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die Dunkelheit ihrer Gedanken sie überspült und sie keinen Weg zurück ins Licht sieht, landet sie in der Mitternachtsbibliothek – einem Ort, in dem sie alle Lebenswege findet, die sie hätte gehen können, wenn sie sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte. Nora bekommt die Möglichkeit, in ihre „anderen“ Leben reinzusehen, aber kann sie dort glücklich werden?

Es fällt mir ziemlich schwer das Buch zu bewerten und halbwegs spoilerfrei auf den Punkt zu bringen, mit welchen Gedanken und Gefühlen es mich zurück gelassen hat. Es gab einige Passagen, die ich wirklich richtig genial fand und aus denen ich viel mitgenommen habe. Aber es gab am Grundkonzept der Geschichte auch einige Aspekte, die mich gestört und eher unzufrieden gestimmt haben.
Das Hörbuch ist gekürzt, ich denke jedoch nicht, dass es wirklich daran gelegt hat, weil es am Aufbau der Geschichte an sich ja nichts geändert hätte. Auch wenn ich neugierig bin, welche Stellen rausgekürzt wurden und es natürlich möglich ist, dass es etwas geändert hätte, denke ich, dass der gemischte Gesamteindruck geblieben wäre. Teilweise habe ich auch ein wenig mit der sprachlichen Umsetzung gehadert. An sich mochte ich die Klangfarbe der Sprecherin und ich empfand es auch als passend, dass Nora eher emotionslos und gedämpft rüberkam. Ihre Depression hat sie schwer im Griff, nimmt ihr die Freude an vielen Dingen und letztendlich ja auch am Leben. Sie sieht nicht unbedingt so viel Sinn darin, sich ihre anderen, möglichen Leben anzusehen, lässt sich dann aber doch drauf ein und sucht immer wieder nach neuen Aspekten, die sie hätte anders machen können oder die sie vielleicht glücklicher machen würden. Die etwas gedrückte Grundstimmung und damit verbunden eben auch fehlende Euphorie in den einzelnen Situationen war also nicht unbedingt unauthentisch. Es passt zu Protagonistin Nora und dem dunklen Gefühlssumpf, der in ihr wütet. Auf die Dauer war es für mich persönlich dennoch etwas anstrengend zuzuhören. Für mein Empfinden war es nämlich durchaus so, dass es Augenblicke gab, in denen Nora sich wohler gefühlt und auch ein wenig Freude empfunden hat, doch davon habe ich nicht viel gespürt, was ich schade fand. Denn wenn in den kleinen Momenten deutlich geworden wäre, dass sich etwas in ihrer Gefühlslage ändert, hätte es die düsteren, bedrückenden Momente ebenfalls unterstützt und noch präsenter und eindrücklicher werden lassen.

Die Möglichkeit zu haben, in unterschiedliche, mögliche Leben reinzusehen, stelle ich mir faszinierend und beängstigend zugleich vor. Wie wäre alles gekommen, wenn man sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte? Vermutlich eine Frage, die sich fast alle stellen. Es gibt doch fast immer irgendwas, was man bereut oder gern anders gemacht hätte. Vielleicht ist die Liste nicht bei jedem so umfangreich, wie bei Nora, aber ich schätze, jeder wird da irgendwas haben. Und selbst wenn man nicht bereut, so gibt es bei vielen ja unterschiedliche Berufe, die sie im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend in Betracht gezogen hätten – was wäre, wenn man sich da anders entschieden hätte? Man hätte andere Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gemacht und so weiter. Alles, was man erlebt, prägt einen, führt zu weiteren Entscheidungen, Veränderungen, zu Begleitern auf dem Lebensweg oder auch zum Verlust anderer, die dort eben keinen Platz mehr haben. Ein sowohl spannendes, umfangreiches, aber auch ziemlich ernstes und teilweise trauriges Thema. Und weil ich es so interessant und auch wichtig finde, darüber zu reden, nachzudenken und auch Depressionen und die Auswirkungen dieser auf die Lebenseinstellung und Gedanken ernst zu nehmen und zu thematisieren, fällt es mir so schwer, die Umsetzung zu kritisieren. Aber für mich persönlich hat es einfach nicht komplett funktioniert.

Ich verrate zwar jetzt nicht sehr viele inhaltliche Details, aber ich muss mich einem kleinen Spoiler bedienen, um zu erklären, was mein Problem daran war.
Nora reist nach und nach in unterschiedliche Leben und kann dort sehen, wie es ihr ergangen ist, wie sie sich entwickelt hat, welche Menschen noch in ihrem Leben sind und welche nicht. An sich finde ich das wirklich spannend und ich glaube, man kann da auch viele Aspekte für sich draus ziehen – was sie am Ende auch macht. Doch jetzt kommt das große ABER: wenn Nora in dem Leben ankommt, hat sie keinerlei Erinnerungen daran, wer sie in dem Leben ist, wo sie wohnt, wo sie arbeitet, wer die Leute um sie herum sind. Ist es da wirklich verwunderlich, dass sie sich dort nicht wohlfühlt? Wie soll sie denn entscheiden können, ob es ihr dort gefallen könnte, ob das ihr möglicher Weg gewesen wäre, wenn alles ein einziges Rätselraten ist und alle Menschen in ihrer Umgebung sie für komisch halten, weil sie sie plötzlich nicht mehr erkennt? Mal unabhängig davon, dass wir natürlich nicht einfach in einem „fremden“ Leben bleiben könnten, aber dieser „unnatürliche“ Aspekt hat mich nicht gestört. Nur kann Nora aus meiner Sicht die möglichen Vorteile ja gar nicht beurteilen, weil sie sich gar nicht einfinden kann. Sie hat nur ihre eigenen, „alten“ Erinnerungen und Gefühle und sucht jetzt nach Parallelen und Unterschieden, findet vieles aber einfach eher seltsam, weil sie sich nicht auskennt – absolut verständlich. Daraus ergeben sich dann eben weitere Entwicklungen und ich glaube, einige ihrer Schlussfolgerungen und Empfindungen wären so oder so die gleichen geblieben, trotzdem fand ich es schwierig, das Thema auf diese Weise aufzurollen. Wenn sie die Erinnerungen aus beiden Leben gehabt hätte, wäre es sicher irgendwie einfacher gewesen. Dann hätte ihr trotzdem nicht alles gefallen müssen oder brauchen, weil es eben vielleicht trotzdem nicht das ist, was sie gewollt hat oder braucht um glücklich zu sein, aber sie hätte zumindest irgendwie eine Chance gehabt.
Ich hoffe, daran kann man ein wenig sehen, was mein Problem mit dem Ganzen war, ohne dass ich zu viel verraten habe. Jeder Leser oder Zuhörer wird das sicher unterschiedlich empfinden, auch davon abhängig, worauf man selbst den Fokus am meisten legt und ich hoffe wirklich, dass die Geschichte Menschen finden wird, die daraus etwas mitnehmen und für sich rausziehen können, denn es gibt wirklich auch tolle Passagen und Szenen, die mir sehr nah gingen und mich nachdenklich gestimmt haben. Es gibt einige Botschaften, die man am liebsten in die Welt raus schreien möchte und die ich sehr mochte und damit Auszüge, die ich mir in dem Hörbuch mehrfach angehört habe.

Vielleicht gibt es gar keine leichten Weg, sondern nur Wege.

Nur ein Miniauszug aus einer der Passagen, die ich geliebt habe. Alles was sie dazu sagt und wie ihr klar wird, dass es nicht immer etwas besser macht, wenn man etwas geändert hätte, sondern es dann eben nur einen neuen Weg gibt, der Positives, aber auch Negatives mit sich bringen kann und der eben einfach anders ist, ob einem das anders dann besser gefällt, das wird man sehen. Wie Nora ihre Gedanken mit den anderen teilt und ihr dabei Stück für Stück bewusst wird, wovor sie sich bisher verschlossen hat, fand ich wirklich toll zu verfolgen und aus diesen Szenen habe ich selbst auch einige Gedanken mitgenommen.
Fazit

Ein Hörbuch, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite mag ich viele der Botschaften, die besonders mit Voranschreiten des Buches in die Handlung eingebaut sind und ich finde es sehr wichtig, auch über so nachdenklich, teilweise düstere, bedrückende Themen wie Depressionen und den Verlust des Lebenswillens zu reden. Auf der anderen Seite konnte mich das Grundkonzept der Reisen in die unterschiedlichen Leben aber eben nicht komplett von sich überzeugen. Mir ist zwar bewusst, welche Erkenntnisse die Protagonistin ziehen sollte und ich mochte viele ihrer Entwicklungen und Erkenntnisse auch, aber der Weg dahin war für mich sehr steinig und für meinen persönlichen Geschmack nicht so geschickt.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

interessante Grundidee, tolle Elemente, aber Schwächen in der Umsetzung

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Montane ist geprägt von Armut. Viele Dörfer können sich nur mit Mühe und Not versorgen, es reicht an allen Ecken und Enden kaum und dann müssen sie noch Abgaben an die Barden leisten, in der Hoffnung von ...

Montane ist geprägt von Armut. Viele Dörfer können sich nur mit Mühe und Not versorgen, es reicht an allen Ecken und Enden kaum und dann müssen sie noch Abgaben an die Barden leisten, in der Hoffnung von ihnen mit einer guten Beschwörung gesegnet zu werden. Sprache ist Macht, das geschriebene Wort das Verderben – es gibt einige Regeln, die man in Montane befolgen sollte, damit man kein Unheil auf sich zieht.
Shae lebt mit ihrer Mutter abseits des Dorfes. Seitdem sie ihren kleinen Bruder an eine tödliche Krankheit verloren hat, werden die beiden vom Rest der Dorfgemeinschaft gemieden. Nur Mads und Fiona, ihre besten Freunde, halten noch zu ihr. Doch auch Shae hat ein Geheimnis, das gefährlich für sie und ihre Umgebung sein könnte und die einzigen, die ihr dabei helfen könnten, ihren persönlichen „Fluch“ los zu werden, wären die Barden, die allgemein nicht unbedingt als hilfsbereit und freundlich gelten…

Der Schreibstil von Dylan Farrow ist bildgewaltig und geschmückt mit zahlreichen, anschaulichen Beschreibungen, Metaphern und Vergleichen. So werden Personen und Schauplätze lebendig und man bekommt einen guten Eindruck von den Wahrnehmungen der Protagonistin, die sie im Verlauf des Buches teilweise selbst kaum einordnen kann.
Durch die Ich-Perspektive begleitet man die 16-Jährige intensiv auf ihrem Weg. So weiß man oft kaum mehr, als Shae selbst, was viele Fragen offen gelassen hat. Da es eine Fortsetzung gibt, ist es natürlich logisch, dass nicht alles aufgedeckt wird, mir ist insgesamt aber doch zu viel unbeantwortet geblieben. Shae kämpft für die Wahrheit und Gerechtigkeit. Ich finde es mutig, dass sie so dafür einsteht, obwohl sie stellenweise kaum Unterstützung bekommt. Immer wieder merkt man jedoch auch, dass sie ein wenig flatterhaft und naiv ist, sich eben doch beeinflussen und manipulieren lässt, obwohl sie eigentlich ein festes Ziel vor Augen hatte. Sie sucht Anschluss und Anerkennung, die ihr so lange verwehrt blieb und macht sich damit zu einem leichten Ziel für Intrigen. Shaes Freundin Fiona hat es im Buch auch ganz gut auf den Punkt gebracht: „Du denkst nie etwas zu Ende.“
Und das zieht sich leider ziemlich durch die Geschichte, obwohl die Protagonistin selbst immer wieder an diesen Satz denkt und sich vornimmt, erst mehr zu denken und zu planen, bevor sie handelt.
Die anderen Figuren lernt man oft nicht sehr tiefgründig kennen. Einige von ihnen sind nur schwer zu durchschauen und wechseln teilweise auch die Seite, auf der sie stehen. Teilweise war das nachvollziehbar, manchmal kam es mir aber auch etwas zu plötzlich.

Die Welt, in der Shae lebt, wird durch die detaillierten Schilderungen gut vorstellbar. Dass Sprache Macht bedeutet und den Aspekt, wie gefährlich das geschriebene Wort sein kann, empfand ich als interessant und als tolles Element in der Handlung, auch wenn es mir noch intensiver hätte ausgearbeitet sein können. Durch verbotene Worte und Gegenstände gibt es einige Regeln und Beschränkungen für das Volk. Nur wer sich daran hält, kann Hoffnung auf eine gute Beschwörung haben um damit die Situation des ganzen Dorfes zu verbessern.
Nur die Barden sind in der Lage, Beschwörungen auszuführen und wie vielfältig und teilweise mächtige diese sind, erlebt man im Laufe des Buches. Allerdings muss ich gestehen, dass mir auch hier viel auf der Strecke geblieben ist und sich einiges für mich nicht vollständig erschlossen hat. Was ist dauerhaft, was ist flüchtig, wo ist der Unterschied, woran liegt es, was kann man selbst beeinflussen, was nicht und so weiter -es bleiben tausend Fragen offen und das allein bei diesem einen Aspekt, der eigentlich wichtig ist für die Handlung.
Wahnsinn, Realität, Illusion, Vision und Täuschung liegen hier sehr dicht beieinander, so dass ich besonders in der zweiten Hälfte häufig verwirrt war und teilweise nicht verstanden habe, was da genau passiert. Was eben auch daran liegt, dass man nur erlebt, was Shae erlebt und sie es größtenteils selbst nicht versteht. Da empfand ich den bildintensiven Schreibstil eher als hinderlich, weil dadurch alles nur noch verworrener wurde.
Fazit

Es gibt einige sehr schöne Elemente in der Handlung und mir hat auch die Integration von Themen wie Falschmeldungen, Manipulation der Meinungsbildung, Unterdrücken des eigenen Denkens durch Regeln und Strafen und für seine Ziele einstehen und kämpfen, gut gefallen. Die Art von Dylan Farrow sich auszudrücken und Dinge zu Beschreiben, mochte ich an sich richtig sehr gern, nur in den wirren Momenten der Protagonistin war es mir etwas viel.
Auch wenn es der Auftakt der Dilogie ist, bleibt mir insgesamt etwas zu viel offen, viele Hintergründe und einige Zusammenhänge haben sich mir nicht richtig erschlossen, was es manchmal schwer gemacht hat, richtig in die Geschichte einzutauchen.
Noch bin ich unentschlossen, ob ich die Fortsetzung lesen werde. Auch wenn es einige Andeutungen gibt, in welche Richtung es sich entwickeln könnte und ich auch neugierig bin, was da vielleicht noch kommt, konnte mich das Buch einfach nicht so richtig von sich überzeugen, obwohl so viele tolle Ideen und viel Potenzial drin steckt.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

viel Gefühl in frostiger Umgebung

Girl on Ice
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Abby hatte schon immer einen Traum: genauso gut Schlittschuh laufen zu können, wie ihre begabte Mutter. Jahr für Jahr dreht sie ihre Runden auf dem Eis, wird besser und besser und verzaubert damit die ...

Abby hatte schon immer einen Traum: genauso gut Schlittschuh laufen zu können, wie ihre begabte Mutter. Jahr für Jahr dreht sie ihre Runden auf dem Eis, wird besser und besser und verzaubert damit die Menschen, die ihr zuschauen. Auf Instagram folgen ihre mehrere Tausend Fans, die jedes ihres Videos mit Herzen und Kommentaren überschütten. Doch der eine Mensch, von dem sie gern eine Reaktion hätte, scheint unauffindbar und verschollen.
Niedergeschlagen und voller Angst kehrt Abby nach einigen Jahren Abwesenheit nach Banff zurück, um mit ihren Verwandten Silvester zu verbringen. Die Erinnerungen scheinen die 17jähirge zu erdrücken, doch es lauern nicht nur düstere Gedanken auf sie, sondern auch Menschen, die sie fest in ihr Herz geschlossen hat, auch wenn sie das eine ganze Weile verdrängt hatte…

Der Schreibstil von Teodora Timea ist angenehm und flüssig zu lesen. Durch die Nutzung zweier Ich-Perspektiven ist man sehr nah bei den Protagonisten und kann ihren Weg intensiv begleiten. Ihre aufgewühlten Gefühle, Ängste und Sorgen werden dadurch lebendig dargestellt. Sowohl Abby, als auch Easton haben ihre Päckchen zu tragen und verbergen vor ihrer Umgebung einiges. Für beide gibt es immer wieder Situationen, in denen der Druck auf sie enorm wird und sie unter der Last zu zerbrechen drohen. Früher, bevor Abby den Kontakt zu ihren alten Freunden abbrach, konnten sie und Easton sich alles erzählen. Die Verbindung zwischen ihnen ist zwar direkt wieder spürbar, aber es ist viel passiert und das kann man nicht an einem Nachmittag gerade rücken. Erschwerend kommt hinzu, dass Easton mit Abbys Cousine zusammen ist und diese, verständlicherweise, ziemlich sauer ist, weil Abby sich ewig nicht gemeldet hat, obwohl es für die gesamte Familie nicht leicht war.
Seit dem Verschwinden von Abbys Mutter hat sich für die Jugendliche alles verändert. Sie ist gefangen in ihrer Trauer und ihrem Schmerz, trainiert aber auch noch verbissener, um endlich ihre Ziele zu erreichen und hegt dabei zusätzlich Hoffnungen, die vielleicht niemals erfüllt werden. Sie macht viel mit sich selbst aus und kämpft sich größtenteils allein durch ihre Sorgen. Ihre Verzweiflung und ihre Hoffnung werden immer wieder spürbar.
Auch in Easton wüten einige Probleme, die ihn zu verschlingen drohen. In seinem Konstrukt aus Lügen gibt es nicht viele, die die Wahrheit kennen und denen er sich anvertraut. Mit Abby erhält er nun zwar eine wichtige Stütze zurück, das ändert jedoch an der eigentlichen Problematik nichts.
Ich mochte das Zusammenspiel der Protagonisten ganz gern, man merkt, dass sie sich gut kennen und sehr vertraut sind. Sie unterstützen sich, bauen sich auf, hören sich zu, schwelgen in Erinnerungen ihrer Kindheit und früheren Jugend, geraten aber auch mal einander. Im Verlauf der Geschichte merkt man auch, dass in beiden Protagonisten Entwicklungen angestoßen werden. Zum Teil spitzen sich ihre Schwierigkeiten und damit auch die düsteren Gedanken zu, dann gibt es jedoch auch Momente, in denen der Sonnenschein wieder mehr Einzug in ihr Leben erhält, sie wichtige Dinge erkennen und für sich sortieren können. An diesen Stellen werden für mich schon wichtige Botschaften transportiert. Jeder sollte die Dinge, die er macht, für sich selbst machen und nicht versuchen, andere mit etwas stolz zu machen, was einem selbst keine Freude bereitet.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht komplett abholen und mitnehmen. Einige der Aspekte waren mir fast zu ausschweifend, andere dafür zu wenig ausführlich eingebaut. Besonders die Thematik rund um Abbys Mutter war mir stellenweise einfach zu viel und zu wenig gleichzeitig. Das ist schwierig ohne Spoiler zu beschreiben. Ich konnte nachvollziehen, wieso es ihr so schwer fällt und wieso Abbys Gedanken da so kreisen und auch von allein kaum aus dieser Spirale rauskommen. Zum Glück passierte dann nicht, das ich eine ganze Weile befürchtet hatte, das wäre nämlich ziemlich bescheiden gewesen. An sich war die Lösung also schon okay, wie sie war, aber irgendwie war es mir dann auch wieder etwas zu wenig…. vor allem weil so darauf rumgeritten wurde und für mich dann einiges offen blieb. Es hätte einige unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, wie die Situation hätte sein können. Im Verlauf des Buches hatte ich verschiedene Vermutungen und Varianten im Kopf und es wurden Erwartungen geweckt -bekommen habe ich davon am Ende nichts, was nicht schlimm gewesen wäre, wenn mich die Auflösung eben rundum zufrieden gestellt hätte.

So lässt mich das Buch mit gemischten Gefühlen zurück. Es gab einige sehr schöne, gefühlvolle Passagen, in denen mich die beiden Protagonisten gut mitgenommen haben. Andere Szenen konnten mich nicht komplett überzeugen. Die Mischung der Charaktere mochte ich ganz gern. Durch die zwei Familien, die hauptsächlich im Mittelpunkt standen, gab es einen überschaubaren Rahmen an Figuren, von denen viele in irgendeiner Weise ja miteinander verbunden waren. So spielen neben den persönlichen Herausforderungen auch die familiären Pflichten und Erwartungen immer wieder eine Rolle. Die Augenblicke auf dem Eis mochte ich an sich auch – je nachdem, wie gedankenlastig sie waren. Die Beschreibungen waren sehr schön und ich konnte mir gut vorstellen, wie Abby über das Eis gleitet. Früher habe ich Eiskunstlaufen auch sehr gern im Fernsehen geschaut.
Fazit

Insgesamt hat sich „Girl on ice“ gut lesen lassen. Es gab emotionale Passagen, Augenblicke, in denen der Eissport im Fokus stand und viel Raum für die Entwicklung der Protagonisten, die sich dabei unterstützen, einiges jedoch auch allein schaffen müssen, um sich von Gedanken zu lösen bzw. bereit zu machen für neue Herausforderungen, Ehrlichkeit und einen positiveren Blick in die Zukunft. Auch wenn mich das Buch nicht restlos überzeugt hat, gab es schon einige tolle Momente.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

auf und ab- wieder sehr gemischte Gefühle zu Band zwei

Wolfsprinz (Divinitas 2)
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Achtung: zweiter Band! Die Geschichte geht zwar nicht nahtlos weiter, Vorwissen würde ich aber doch empfehlen. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Falkenmädchen“ enthalten.

Es ist viel Zeit ...

Achtung: zweiter Band! Die Geschichte geht zwar nicht nahtlos weiter, Vorwissen würde ich aber doch empfehlen. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Falkenmädchen“ enthalten.

Es ist viel Zeit vergangen, seit dem Ende des ersten Bandes und doch sind einige Probleme noch genauso aktuell, wie damals. Die Völker der Menschen und Elfen haben ihre Differenzen, die mit dem Fluch der Götter Belegten suchen nach ihren Gefährten, man versucht Bündnisse zu schließen und kriegerische Auseinandersetzungen irgendwie zu umgehen. All das klappt mal mehr mal weniger erfolgreich.
Fye ist eine Halbelfe und damit ganz besonders verhasst. Sie lebt im Verborgenen, wagt sich nur unter die Menschen, wenn sie absolut keine andere Wahl hat. Und obwohl sie so vorsichtig ist, kommt es, wie es kommen musste und ihre Identität wird enttarnt. Für sie beginnt eine Zeit der Flucht, des Misstrauens, des Zweifelns und eine Zeit voller Veränderungen.

Schon der erste Band hat mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück gelassen. Obwohl ich die Grundidee und auch einige Entwicklungen wirklich gern mochte, konnte mich einfach nicht alles mitnehmen. In der Fortsetzung war es nun ein ziemliches auf und ab meiner Empfindungen. Erst empfand ich beide Bücher als ziemlich gleichwertig, dann hat mir Band zwei ein wenig besser gefallen, als der Auftakt der Reihe, aber am Ende kippte meine Stimmung dann noch einmal ziemlich ab. Daher habe ich für mich auch beschlossen den dritten Band nicht mehr zu lesen. Auch wenn die Geschichte von Giselle sicher auch interessante Elemente enthalten wird, schon allein weil sie ein sehr spezieller Charakter und alles andere als einfach ist, aber ich werde mit dieser Reihe scheinbar einfach nicht so richtig warm.

Im Buch begleitet man die beiden Protagonisten Vaan und Fye, wobei die Ich-Perspektive der Halbelfe insgesamt mehr Raum einnimmt. Durch die gewählte Perspektive erhält man detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten und trotzdem ist es mir nicht durchweg gelungen, wirklich intensiv mit ihnen zu fühlen. Einige ihrer Entscheidungen blieben mir bis zum Ende unerklärlich, was nicht nur daran lag, dass ich selbst einfach nicht so gehandelt hätte, sondern auch daran, dass sie, für mich, keinen richtigen Sinn ergaben.
Achtung kleiner Spoiler

(der aber eher allgemein gehalten ist und nicht so viel von der Handlung verrät)
Würde man tatsächlich immer wieder zu einer Hütte zurück gehen, in der man ganz zu Beginn seiner Flucht vom Feind schon erwartet wurde? Auch wenn man da mit etwas Glück und Geschick entkommen konnte, sollte einem doch bewusst sein, dass dort wieder nach einem gesucht werden würde, wenn sich die Situation ergibt. Sich dort dann weitere Male aufgreifen/auffinden zu lassen, hat mich einfach nur mit dem Kopf schütteln lassen. So verblendet und gutgläubig kann man gar nicht sein, schon gar nicht nach all den Dingen, die zwischendurch vorfallen, denn es wird durchaus gefährlich und turbulent für die Charaktere.
Spoiler Ende

Auch empfand ich den Informationsfluss zwischen den Figuren teilweise als recht stockend. Sie möchten einander nicht sofort vertrauen, sie haben Bedenken, sich zu öffnen, weil sie eben nicht sind, wie jeder andere. Und das kann man sicher auch verstehen, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Mir kam zum Beispiel eine Enthüllung Fye gegenüber einfach viel zu spät, obwohl über das Thema vorher schon mehrfach gesprochen wurde, eröffnen sie ihr den letzten Punkt (auf den sie irgendwie auch nicht selbst gekommen ist) eben nicht – als Leser weiß man da schon längst, was los ist. Wenn man es ihr nicht sagen möchte und die Hintergründe dafür konnte ich ein Stück weit sogar verstehen, dann hätte man auch den ganzen Rest rundrum nicht ständig thematisieren müssen.
Dass die Herkunft von Fye für sie unbekannt, aber von ziemlicher großer Bedeutung ist, war für mich mit der interessanteste Part im Buch. Auch wenn man durch das Wissen aus Band eins weiß, wer sie sein muss, so war es ganz spannend zu verfolgen, wie die Figuren dann darauf kommen und die Hinweise miteinander verknüpfen, wie unterschiedliche Lager dieses Wissen auf verschiedene Art für sich nutzen, wer Fye wohlgesonnen ist und wer sie nur als Marionette benutzen will.
Die Entwicklungen zwischen den Figuren waren stellenweise ganz schön zu verfolgen, anderes blieb mir persönlich zu oberflächlich. Auch einige der Charaktere aus dem ersten Band spielen wieder eine Rolle. Bei manchen, wie bei Miranda, fand ich das Wiedersehen sehr schön, bei anderen hätte ich darauf verzichten können. Aber natürlich braucht so eine Geschichte eben auch ihre Gegenspieler. Diese sind an unterschiedlichen Stellen zu finden, so dass die Handlung aus verschiedenen Positionen aufgemischt wird und es Stück für Stück turbulenter wird und der Druck auf die Figuren steigt.
Vaans Umgang mit seinem göttlichen Fluch fand ich schön in die Handlung eingebunden. Auch wenn er schon viele Jahre hatte, um sich damit zu arrangieren, so mochte ich einfach die Art, wie er es nach außen hin vertritt, ohne es jedem auf die Nase zu binden, und wie er es nicht nur als furchtbaren Fluch ansieht, sondern mehr daraus macht.

An sich hat sich das Buch flüssig lesen lassen, der Schreibstil der Autorin ist nicht stockend und an sich auch nicht langatmig, allerdings kamen bei mir eben nicht alle Emotionen der Figuren so richtig an und ich konnte einige Dinge nicht ganz nachvollziehen, was es mir manchmal schwierig gemacht hat, mich so richtig auf die Handlung einzulassen. Neben der im Spoielereinschub beschriebenen Situation und den anderen genannten Kritikpunkten, gab es noch einen weiteren, größeren Punkt, der mich sehr gestört hat, den ich hier aber nicht thematisieren kann, ohne das erste Buch und auch diesen Band hier sehr zu spoilern.
Andere Passagen haben mir wiederum richtig gut gefallen und dort war es dann auch spannend zu sehen, wie sich die Charaktere entwickeln, wie sie einige Dinge sehen, empfinden, herausfinden und wie sie dann agieren. Und es gab durchaus auch gefühlvolle Momente, die ich schön gemacht fand. So war es für mich beim Lesen ein ziemliches auf und ab, wie ich das Buch aufgenommen und empfunden habe. Insgesamt waren mir das leider aber im Gesamtkontext zu wenige Szenen, die mich wirklich überzeugt, gepackt und mitgenommen haben.
Fazit

Dieses Buch hat sehr gemischte Empfindungen bei mir hervorgerufen. Einige Stellen haben mir richtig gut gefallen, da war es spannend und ereignisreich oder etwas ruhiger und gefühlvoll. Es gab leider aber auch viele Szenen, die mich nicht so erreicht haben und das war ebenfalls bei emotionalen Momenten, als auch bei eigentlich eher turbulenteren/gefährlicheren Passagen der Fall. Die Grundidee und auch die noch immer anhaltenden Streitigkeiten zwischen den Völkern finde ich nach wie vor toll und einige der Entwicklungen dort mochte ich auch richtig gern, insgesamt reichte es aber nicht, um mich vollständig zu fesseln und über die fast 500 Seiten durchweg mitzunehmen. Dafür gab es zu viele Situationen, die mich persönlich gestört haben.

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Veröffentlicht am 29.11.2019

schöne Grundidee, nicht so optimale Umsetzung

Ein Schweinebär im Schlafanzug
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Jules Bruder Sascha wir von den Eltern regelmäßig „Schweinebär“ genannt. Denn Sascha sieht nach dem Essen aus wie ein Dreckspatz und seinem Umfeld ergeht es nicht viel besser. Immer und immer wieder fällt ...

Jules Bruder Sascha wir von den Eltern regelmäßig „Schweinebär“ genannt. Denn Sascha sieht nach dem Essen aus wie ein Dreckspatz und seinem Umfeld ergeht es nicht viel besser. Immer und immer wieder fällt das Wort „Schweinebär“, bis Sascha eines morgens dann wirklich einer ist…ein Schweinebär.

Der Schreibstil ist einfach und gut verständlich gehalten. Kurze Sätze, wenig Verschachtelungen, eine große Schrift und eine leichte Wortwahl machen es auch für jüngere Leser möglich, der Geschichte zu folgen oder sie ab einem gewissen Alter selbst zu lesen. Die Illustrationen im Buch haben mir gut gefallen, sie unterstützen das Geschehen und lassen die Personen und Erlebnisse lebendig werden. Man kann sich gut vorstellen, wie die Figuren aussehen und vor welchen Problemen sie im Laufe des Buches stehen. Jule, die zehnjährige Schwester von Sascha, schildert die Geschichte, was ich ganz passend fand.
Am Ende des Buches gibt es noch einen Bereich mit Mitmachseiten, auf denen man Dinge finden soll oder ausmalen kann. Ich finde es immer etwas befremdlich in Büchern rum zu malen, aber Kindern wird es sicherlich Spaß machen.

Insgesamt bin ich aber doch nicht so ganz glücklich mit der Geschichte. Es gab in der Handlung schon witzige Passagen, denn Sascha richtet als Schweinebär natürlich ziemlich großes Chaos an. Außerdem darf er nicht entdeckt werden und auch sein gewachsener Appetit stellt die Familie vor Schwierigkeiten. Es ist ganz nett Jule und ihre Familie dabei zu begleiten, wie sie versuchen den Schweinebären zu lenken und zu leiten und was dabei so schief geht.

Achtung Spoiler!
Allerdings finde ich die Botschaft hinter der Handlung nicht so richtig gelungen. Der Appell sich gut zu überlegen, was man sich so wünscht oder worüber man schimpft, richtet sich ja hier eher an die Eltern und nicht an die Kinder. Das kann man sicherlich übertragen und auch auf die Kinder ummünzen, denn auch sie sollten sich natürlich andere Menschen nicht einfach anders wünschen. Jeder ist, wie er ist und das ist bis zu einem gewissen Maß sicherlich auch gut so. Nur kam mir der Aspekt von Toleranz und Akzeptanz fast etwas zu kurz, weil die Endkonsequenz für mich persönlich einfach die Falsche war. Sicher sollten die Eltern lieber ihren Sascha haben wollen, wie er eben ist, anstatt einen Schweinebären im Haus. Aber einen Siebenjährigen essen zu lassen, wie ein kleines Schwein, weil das immer noch besser ist, als wenn er wirklich eins wäre, finde ich doch eher fragwürdig. Mit sieben Jahren sollte man vielleicht doch schon ein paar Verhaltensregeln beherrschen oder sie, gemeinsam mit der Familie, eben erlernen und nicht weiterhin alles in einen Saustall verwandeln, nur weil man was gegessen hat.
Fazit

Die Grundidee der Geschichte hat mir schon ganz gut gefallen, die Gestaltung mit den Illustrationen mochte ich ebenfalls, aber ich fürchte, es bleiben einfach nicht die richtigen Sachen im Kopf der kleinen Leser hängen. „Ich darf rumsauen, Mama und Papa haben mich ja trotzdem lieb“ -ist es das, was wir daraus ziehen sollten? Natürlich sollten Eltern ihre Kinder lieben, auch wenn mal was schief geht und man sollt auch seine Mitmenschen nicht meiden, nur weil sie das eine oder andere vielleicht nicht so gut können, für mich kam das aber irgendwie nicht so optimal rüber.