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Veröffentlicht am 22.10.2021

turbulentes Finale

Stolen 3: Verwoben in Vergessen
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Achtung: dritter, finaler Band Band! Meine Rezension enthält kleine Spoiler in Bezug auf die vorherigen Bände. Vorwissen zum Lesen des Finales notwendig.

Für Abby ist die gesamte Welt der Weben und die ...

Achtung: dritter, finaler Band Band! Meine Rezension enthält kleine Spoiler in Bezug auf die vorherigen Bände. Vorwissen zum Lesen des Finales notwendig.

Für Abby ist die gesamte Welt der Weben und die Kraft der drei Ringe, die seit Generationen von bestimmten Familien gehütet werden, absolutes Neuland gewesen. Von einem Moment auf den anderen wurde ihr Leben ziemlich auf den Kopf gestellt und noch ist das Chaos nicht beseitigt. Verschiedene Seiten kämpfen um den Erhalt der Ringe, doch sind die Ziele und Absichten dabei sehr unterschiedlich. Ist es rechtens, dass jemand so viel Macht besitzt wie die Ringhüter? Ist es nötig, die Ringe zu beseitigen? Aber was, wenn die, die sich die Ringe aneignen wollen, Pläne haben, die noch viel schlimmer sind, als alles zu lassen, wie es war? Uns was passiert mit denen, die dann ihren Ring verlieren? Fragen über Fragen, die Abby immer wieder in unendliche Gedankenspiralen schicken und eine Entscheidung, für welche Seite sie kämpfen soll, schwierig machen. Zusätzlich macht ihr auch ihr Herz zu schaffen, dass sehr intensiv in all die Ereignisse involviert ist.

Auch wenn ich nicht mit allen Aspekten der Geschichte so richtig glücklich war im zweiten Band, war ich doch neugierig darauf, zu erfahren, wie die Geschichte rund um Abby, Bastian und Tristan ausgehen wird. Vor allem das ganze Gefühlschaos, das auf unterschiedliche Weise extrem viel Raum in der Geschichte einnimmt, war mir einfach zu viel. Die Emotionen der Charakter sind wichtig, auch für den Verlauf der Handlung, vor allem wenn man bedenkt, dass es die Möglichkeit gibt, diese zu beeinflussen und zu manipulieren. Dadurch entstehen immer wieder Situationen, die nicht alle selbst verschuldet sind, die sich in der Summe jedoch potenzieren und mir einfach zu viel waren – auch im dritten Band wieder. Nach wie vor war das Liebesdreieck aktuell und auch wenn es sich dann irgendwann etwas entspannt hat, was dieses Element der Handlung angeht, war es doch irgendwie nicht komplett vorbei. Aber nicht nur bei den drei Protagonisten spielten die Gefühle verrückt, auch an anderer Stelle kam dieses Thema immer wieder auf. Wie gesagt, mir ist bewusst, dass es bedeutend für die Entwicklungen und den Verlauf der Handlung ist, es ändert nur nichts daran, dass es mir immer wieder zu viel war. Zum einen weil sich einige Dinge im Kreis zu drehen scheinen, zum anderen weil eigentlich abgeschlossene Dinge wieder aufgewärmt werden.

Nach wie vor faszinierend finde ich die Aspekte rund um die unterschiedlichen Weben, die in den Menschen vorkommen und über die die Ringhüter die Macht haben. Dazu hat man in den vorherigen Bänden schon einiges erfahren und auch jetzt spielt es wieder eine wichtige Rolle. Wie sich das Spiel aus Seelen-, Herz- und Erinnerungsweben aufgrund unterschiedlicher Ereignisse verändert und wie sie sich gegenseitig bedingen und beeinflussen, ist schön in die Handlung eingebaut und ich mochte die anschaulichen Beschreibungen dazu sehr gern. Ich konnte mir gut vorstellen, wie das Webengeflecht in den Situationen aussehen muss. Durch die veränderte Lage rund um die Ringe gibt es natürlich auch hier noch mal neue Aspekte und Zusammenhänge, die man auf dem Weg zum Finale erfährt.

Wie auch schon in den anderen Bänden wird der Hauptteil der Geschichte aus der Ich-Perspektive von Abby geschildert. Dadurch ist man intensiv mit der Protagonistin unterwegs und erhält detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die immer wieder durcheinander gebracht wird. Ihr junges Alter kommt dabei auch immer wieder zum Tragen, was ich authentisch fand, was mich aber zumindest in Bezug auf die Liebesgeschichte doch manchmal etwas gestört hat.
Es gibt aber auch wieder Kapitel, in denen man andere Figuren begleitet. Dadurch hat man einen umfassenderen Blick auf die Gesamthandlung, wodurch sich weitere Zusammenhänge und Verstrickungen und man auch einige der Figuren einfach besser einschätzen kann. Da sich die Handlung in unterschiedliche Stränge aufteilt, die sich alle bedingen und einander beeinflussen, kann man teilweise so auch die Auswirkungen einzelner Geschehnisse mit verfolgen. Die Ereignisse wurden durch die Perspektivwechsel gut miteinander verknüpft und die Handlung wirkte insgesamt sehr dynamisch.
Es gibt innerhalb des Buches viele turbulente Passagen, in denen rasches Handeln und Entscheiden erforderlich ist und die Charaktere kaum die Zeit haben, durchzuatmen und alle Konsequenzen zu bedenken. Umso weiter man sich dem Finale nähert, umso ereignisreicher wird es. Für meinen Geschmack wurde es dabei stellenweise aber schon fast etwas zu hektisch und durch die unterschiedlichen Zustandsebenen unübersichtlich, auch wenn ich das Tempo ganz grundlegend mochte.
Fazit

Der Titel des Buches ist definitiv Programm. Es gibt an verschiedenen Stellen Intrigen und Verrat, was es den Charakteren nicht leicht macht, zu entscheiden, auf welcher Seite sie stehen und wofür sie kämpfen wollen. teilweise fehlen ihnen einfach die wesentlichen Informationen, um die Lage einzuschätzen und wirklich hinter dem zu stehen, was sie eigentlich wollen. Insgesamt stehen die unterschiedlichsten Gefühle verschiedener Figuren sehr im Fokus der Handlung, was ich zwar größtenteils verstehen kann, was mir in der Summe aber doch einfach zu viel gewesen ist. Und auch wenn ich das grundsätzliche Tempo im Buch mochte, wurde es mir zum Ende hin doch etwas zu hektisch, vielleicht aber auch, weil man zuvor schon viel hin und her hetzt.
Einige Aspekte des Finales haben mir gut gefallen, anderes konnte mich ganz persönlich nicht komplett packen und überzeugen, alles in allem aber ein solider Abschluss der Reihe.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Chaos bei Kommissar Kluftinger

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet auch für Kommissar Kluftinger einige Vorbereitungen, manche davon nervig, andere liebgewonnen. Alles hätte so schön, geordnet und organisiert sein können, ...

Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet auch für Kommissar Kluftinger einige Vorbereitungen, manche davon nervig, andere liebgewonnen. Alles hätte so schön, geordnet und organisiert sein können, wäre nicht seine Frau Erika kurz vor dem heiligen Abend von der Leiter gestürzt. Nun steht der Kommissar allein mit den restlichen Besorgungen und Vorbereitungen und verzapft ein Chaos nach dem anderen. Ruhige, besinnliche Stunden sind stehen da definitiv nicht auf dem Tagesplan.

Ich kenne die anderen Bücher rund um den Kommissar nicht, so bin ich unvoreingenommen an die Geschichte gegangen und kann auch nicht vergleichen, ob er sich in der Weihnachtsgeschichte anders verhält, als in den „regulären“ Kriminalromanen. Wenn er allerdings seine Fälle genauso chaotisch, unorganisiert und gefährlich-kreativ löst, wie er das anstehende Problem mit der alleinigen Bewältigung der Weihnachtsvorbereitungen angeht, dann sehe ich für seine berufliche Laufbahn eher schwarz. Als gestandener Kommissar, der sonst schwierige, komplizierte Fälle löst, wie er auch selbst sagt, hätte ich doch erwartet, dass er auch bei Alltagsherausforderungen etwas cleverer ist. Er wirkte auf mich zwischendurch wirklich extrem tollpatschig und wesentlich unstrukturierter, als er es in seinem Beruf sein sollte- auch wenn sein Beruf an sich hier keine ganz direkte Rolle spielt, da es keine Ermittlungen gibt.
In 24 Kapiteln kann man den Protagonisten dabei begleiten, wie er sich immer wieder in neues Chaos stürzt bzw. es selbst produziert und sich dann bemüht, irgendwie einen Weg hinaus zu finden, was ihm meistens eher über Umwege oder mit sehr viel mehr Glück und Fügung gelingt als mit Können und Geschick. Einige dieser Passagen waren ganz witzig, anderes hat einfach meinen persönlichen Humor nicht unbedingt getroffen. Am meisten schmunzeln musste ich über die wilde Kombination aus Deutsch und Englisch, die Kluftinger nutzt, um mit dem japanischen Vater seiner Schwiegertochter zu kommunizieren. Was dabei entsteht, ist zwar irgendwie klischeehaft, hat mir aber dennoch gut gefallen und hat mich immer wieder erheitert. Aus den kreativen Wortschöpfungen und Satzkonstruktionen kann man als Deutschverstehender auf jeden Fall auch entnehmen, was eigentlich gemeint ist. Für jemanden der versuchen muss, das Englische zu verstehen, dürfte es wohl schwierig werden. Kein Wunder dass es dabei dann auch immer wieder zu Missverständnissen kommt. Ebenfalls schön eingeflochten fand ich die Eigenarten der Sprechweise aus dem Allgäu, der Heimat des Kommissars. So wirkte er einfach authentischer und man konnte trotzdem verstehen, was er gesprochen hat, vielleicht auch, weil man es ja geschrieben gesehen hat.

Der Schreibstil des Autorenduos ist flüssig und leichtgängig. Die chaotische Geschichte hat sich schnell lesen lassen und auch wenn man manchmal schon geahnt hat, was wohl als nächste Katastrophe kommen wird, gab es auch einige Stellen, an denen dann noch mal eins oben drauf gesetzt wurde. Mit Kluftinger allein zu Haus wird es definitiv nicht langweilig – auch wenn er gar nicht so lang allein war. Ohne seine Erika ist er in jedem Fall ziemlich aufgeschmissen und greift zu unkonventionellen Methoden, um seine Haut irgendwie zu retten.
Insgesamt eine kurzweilige Geschichte, die für mich statt richtiger Weihnachtsstimmung aber eher Katastrophenstimmung verbreitet hat, denn traditionell weihnachtlich war bei den Kluftingers am Ende nicht mehr viel. Dennoch waren Traditionen und Weihnachtsthemen natürlich erkennbar und integriert, nur teilweise eben neu interpretiert bzw. durch Katastrophe 1-24 ziemlich durcheinander gebracht.
Fazit

Bei Kommissar Kluftinger sollte man besser zu Weihnachten nicht vorbei schauen, wenn er sich allein um die Verbreitungen kümmern muss. Sonst stolpert man von einer Katastrophe in die nächste und ist umgeben von grenzenlosem Chaos. Ein kurzweiliges Buch das mich zwischendurch zum Schmunzeln gebracht hat, aber vor allem durch die witzigen Wortschöpfungen und den Deutsch-Englisch-Mix, den der Protagonist aus Mangel an Sprachkenntnissen nutzen muss, und nicht unbedingt aufgrund der hausgemachten, teilweise fast etwas überzogenen Katastrophen. Wäre der Protagonist nicht Kommissar, von dem man etwas mehr Planungsgeschick und Umsicht erwarten würde, wäre es vielleicht aber auch etwas anderes gewesen.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

bewegend, mit tollen Botschaften, aber nicht komplett überzeugend

Die Mitternachtsbibliothek
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Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die ...

Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die Dunkelheit ihrer Gedanken sie überspült und sie keinen Weg zurück ins Licht sieht, landet sie in der Mitternachtsbibliothek – einem Ort, in dem sie alle Lebenswege findet, die sie hätte gehen können, wenn sie sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte. Nora bekommt die Möglichkeit, in ihre „anderen“ Leben reinzusehen, aber kann sie dort glücklich werden?

Es fällt mir ziemlich schwer das Buch zu bewerten und halbwegs spoilerfrei auf den Punkt zu bringen, mit welchen Gedanken und Gefühlen es mich zurück gelassen hat. Es gab einige Passagen, die ich wirklich richtig genial fand und aus denen ich viel mitgenommen habe. Aber es gab am Grundkonzept der Geschichte auch einige Aspekte, die mich gestört und eher unzufrieden gestimmt haben.
Das Hörbuch ist gekürzt, ich denke jedoch nicht, dass es wirklich daran gelegt hat, weil es am Aufbau der Geschichte an sich ja nichts geändert hätte. Auch wenn ich neugierig bin, welche Stellen rausgekürzt wurden und es natürlich möglich ist, dass es etwas geändert hätte, denke ich, dass der gemischte Gesamteindruck geblieben wäre. Teilweise habe ich auch ein wenig mit der sprachlichen Umsetzung gehadert. An sich mochte ich die Klangfarbe der Sprecherin und ich empfand es auch als passend, dass Nora eher emotionslos und gedämpft rüberkam. Ihre Depression hat sie schwer im Griff, nimmt ihr die Freude an vielen Dingen und letztendlich ja auch am Leben. Sie sieht nicht unbedingt so viel Sinn darin, sich ihre anderen, möglichen Leben anzusehen, lässt sich dann aber doch drauf ein und sucht immer wieder nach neuen Aspekten, die sie hätte anders machen können oder die sie vielleicht glücklicher machen würden. Die etwas gedrückte Grundstimmung und damit verbunden eben auch fehlende Euphorie in den einzelnen Situationen war also nicht unbedingt unauthentisch. Es passt zu Protagonistin Nora und dem dunklen Gefühlssumpf, der in ihr wütet. Auf die Dauer war es für mich persönlich dennoch etwas anstrengend zuzuhören. Für mein Empfinden war es nämlich durchaus so, dass es Augenblicke gab, in denen Nora sich wohler gefühlt und auch ein wenig Freude empfunden hat, doch davon habe ich nicht viel gespürt, was ich schade fand. Denn wenn in den kleinen Momenten deutlich geworden wäre, dass sich etwas in ihrer Gefühlslage ändert, hätte es die düsteren, bedrückenden Momente ebenfalls unterstützt und noch präsenter und eindrücklicher werden lassen.

Die Möglichkeit zu haben, in unterschiedliche, mögliche Leben reinzusehen, stelle ich mir faszinierend und beängstigend zugleich vor. Wie wäre alles gekommen, wenn man sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte? Vermutlich eine Frage, die sich fast alle stellen. Es gibt doch fast immer irgendwas, was man bereut oder gern anders gemacht hätte. Vielleicht ist die Liste nicht bei jedem so umfangreich, wie bei Nora, aber ich schätze, jeder wird da irgendwas haben. Und selbst wenn man nicht bereut, so gibt es bei vielen ja unterschiedliche Berufe, die sie im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend in Betracht gezogen hätten – was wäre, wenn man sich da anders entschieden hätte? Man hätte andere Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gemacht und so weiter. Alles, was man erlebt, prägt einen, führt zu weiteren Entscheidungen, Veränderungen, zu Begleitern auf dem Lebensweg oder auch zum Verlust anderer, die dort eben keinen Platz mehr haben. Ein sowohl spannendes, umfangreiches, aber auch ziemlich ernstes und teilweise trauriges Thema. Und weil ich es so interessant und auch wichtig finde, darüber zu reden, nachzudenken und auch Depressionen und die Auswirkungen dieser auf die Lebenseinstellung und Gedanken ernst zu nehmen und zu thematisieren, fällt es mir so schwer, die Umsetzung zu kritisieren. Aber für mich persönlich hat es einfach nicht komplett funktioniert.

Ich verrate zwar jetzt nicht sehr viele inhaltliche Details, aber ich muss mich einem kleinen Spoiler bedienen, um zu erklären, was mein Problem daran war.
Nora reist nach und nach in unterschiedliche Leben und kann dort sehen, wie es ihr ergangen ist, wie sie sich entwickelt hat, welche Menschen noch in ihrem Leben sind und welche nicht. An sich finde ich das wirklich spannend und ich glaube, man kann da auch viele Aspekte für sich draus ziehen – was sie am Ende auch macht. Doch jetzt kommt das große ABER: wenn Nora in dem Leben ankommt, hat sie keinerlei Erinnerungen daran, wer sie in dem Leben ist, wo sie wohnt, wo sie arbeitet, wer die Leute um sie herum sind. Ist es da wirklich verwunderlich, dass sie sich dort nicht wohlfühlt? Wie soll sie denn entscheiden können, ob es ihr dort gefallen könnte, ob das ihr möglicher Weg gewesen wäre, wenn alles ein einziges Rätselraten ist und alle Menschen in ihrer Umgebung sie für komisch halten, weil sie sie plötzlich nicht mehr erkennt? Mal unabhängig davon, dass wir natürlich nicht einfach in einem „fremden“ Leben bleiben könnten, aber dieser „unnatürliche“ Aspekt hat mich nicht gestört. Nur kann Nora aus meiner Sicht die möglichen Vorteile ja gar nicht beurteilen, weil sie sich gar nicht einfinden kann. Sie hat nur ihre eigenen, „alten“ Erinnerungen und Gefühle und sucht jetzt nach Parallelen und Unterschieden, findet vieles aber einfach eher seltsam, weil sie sich nicht auskennt – absolut verständlich. Daraus ergeben sich dann eben weitere Entwicklungen und ich glaube, einige ihrer Schlussfolgerungen und Empfindungen wären so oder so die gleichen geblieben, trotzdem fand ich es schwierig, das Thema auf diese Weise aufzurollen. Wenn sie die Erinnerungen aus beiden Leben gehabt hätte, wäre es sicher irgendwie einfacher gewesen. Dann hätte ihr trotzdem nicht alles gefallen müssen oder brauchen, weil es eben vielleicht trotzdem nicht das ist, was sie gewollt hat oder braucht um glücklich zu sein, aber sie hätte zumindest irgendwie eine Chance gehabt.
Ich hoffe, daran kann man ein wenig sehen, was mein Problem mit dem Ganzen war, ohne dass ich zu viel verraten habe. Jeder Leser oder Zuhörer wird das sicher unterschiedlich empfinden, auch davon abhängig, worauf man selbst den Fokus am meisten legt und ich hoffe wirklich, dass die Geschichte Menschen finden wird, die daraus etwas mitnehmen und für sich rausziehen können, denn es gibt wirklich auch tolle Passagen und Szenen, die mir sehr nah gingen und mich nachdenklich gestimmt haben. Es gibt einige Botschaften, die man am liebsten in die Welt raus schreien möchte und die ich sehr mochte und damit Auszüge, die ich mir in dem Hörbuch mehrfach angehört habe.

Vielleicht gibt es gar keine leichten Weg, sondern nur Wege.

Nur ein Miniauszug aus einer der Passagen, die ich geliebt habe. Alles was sie dazu sagt und wie ihr klar wird, dass es nicht immer etwas besser macht, wenn man etwas geändert hätte, sondern es dann eben nur einen neuen Weg gibt, der Positives, aber auch Negatives mit sich bringen kann und der eben einfach anders ist, ob einem das anders dann besser gefällt, das wird man sehen. Wie Nora ihre Gedanken mit den anderen teilt und ihr dabei Stück für Stück bewusst wird, wovor sie sich bisher verschlossen hat, fand ich wirklich toll zu verfolgen und aus diesen Szenen habe ich selbst auch einige Gedanken mitgenommen.
Fazit

Ein Hörbuch, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite mag ich viele der Botschaften, die besonders mit Voranschreiten des Buches in die Handlung eingebaut sind und ich finde es sehr wichtig, auch über so nachdenklich, teilweise düstere, bedrückende Themen wie Depressionen und den Verlust des Lebenswillens zu reden. Auf der anderen Seite konnte mich das Grundkonzept der Reisen in die unterschiedlichen Leben aber eben nicht komplett von sich überzeugen. Mir ist zwar bewusst, welche Erkenntnisse die Protagonistin ziehen sollte und ich mochte viele ihrer Entwicklungen und Erkenntnisse auch, aber der Weg dahin war für mich sehr steinig und für meinen persönlichen Geschmack nicht so geschickt.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

interessante Grundidee, tolle Elemente, aber Schwächen in der Umsetzung

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Montane ist geprägt von Armut. Viele Dörfer können sich nur mit Mühe und Not versorgen, es reicht an allen Ecken und Enden kaum und dann müssen sie noch Abgaben an die Barden leisten, in der Hoffnung von ...

Montane ist geprägt von Armut. Viele Dörfer können sich nur mit Mühe und Not versorgen, es reicht an allen Ecken und Enden kaum und dann müssen sie noch Abgaben an die Barden leisten, in der Hoffnung von ihnen mit einer guten Beschwörung gesegnet zu werden. Sprache ist Macht, das geschriebene Wort das Verderben – es gibt einige Regeln, die man in Montane befolgen sollte, damit man kein Unheil auf sich zieht.
Shae lebt mit ihrer Mutter abseits des Dorfes. Seitdem sie ihren kleinen Bruder an eine tödliche Krankheit verloren hat, werden die beiden vom Rest der Dorfgemeinschaft gemieden. Nur Mads und Fiona, ihre besten Freunde, halten noch zu ihr. Doch auch Shae hat ein Geheimnis, das gefährlich für sie und ihre Umgebung sein könnte und die einzigen, die ihr dabei helfen könnten, ihren persönlichen „Fluch“ los zu werden, wären die Barden, die allgemein nicht unbedingt als hilfsbereit und freundlich gelten…

Der Schreibstil von Dylan Farrow ist bildgewaltig und geschmückt mit zahlreichen, anschaulichen Beschreibungen, Metaphern und Vergleichen. So werden Personen und Schauplätze lebendig und man bekommt einen guten Eindruck von den Wahrnehmungen der Protagonistin, die sie im Verlauf des Buches teilweise selbst kaum einordnen kann.
Durch die Ich-Perspektive begleitet man die 16-Jährige intensiv auf ihrem Weg. So weiß man oft kaum mehr, als Shae selbst, was viele Fragen offen gelassen hat. Da es eine Fortsetzung gibt, ist es natürlich logisch, dass nicht alles aufgedeckt wird, mir ist insgesamt aber doch zu viel unbeantwortet geblieben. Shae kämpft für die Wahrheit und Gerechtigkeit. Ich finde es mutig, dass sie so dafür einsteht, obwohl sie stellenweise kaum Unterstützung bekommt. Immer wieder merkt man jedoch auch, dass sie ein wenig flatterhaft und naiv ist, sich eben doch beeinflussen und manipulieren lässt, obwohl sie eigentlich ein festes Ziel vor Augen hatte. Sie sucht Anschluss und Anerkennung, die ihr so lange verwehrt blieb und macht sich damit zu einem leichten Ziel für Intrigen. Shaes Freundin Fiona hat es im Buch auch ganz gut auf den Punkt gebracht: „Du denkst nie etwas zu Ende.“
Und das zieht sich leider ziemlich durch die Geschichte, obwohl die Protagonistin selbst immer wieder an diesen Satz denkt und sich vornimmt, erst mehr zu denken und zu planen, bevor sie handelt.
Die anderen Figuren lernt man oft nicht sehr tiefgründig kennen. Einige von ihnen sind nur schwer zu durchschauen und wechseln teilweise auch die Seite, auf der sie stehen. Teilweise war das nachvollziehbar, manchmal kam es mir aber auch etwas zu plötzlich.

Die Welt, in der Shae lebt, wird durch die detaillierten Schilderungen gut vorstellbar. Dass Sprache Macht bedeutet und den Aspekt, wie gefährlich das geschriebene Wort sein kann, empfand ich als interessant und als tolles Element in der Handlung, auch wenn es mir noch intensiver hätte ausgearbeitet sein können. Durch verbotene Worte und Gegenstände gibt es einige Regeln und Beschränkungen für das Volk. Nur wer sich daran hält, kann Hoffnung auf eine gute Beschwörung haben um damit die Situation des ganzen Dorfes zu verbessern.
Nur die Barden sind in der Lage, Beschwörungen auszuführen und wie vielfältig und teilweise mächtige diese sind, erlebt man im Laufe des Buches. Allerdings muss ich gestehen, dass mir auch hier viel auf der Strecke geblieben ist und sich einiges für mich nicht vollständig erschlossen hat. Was ist dauerhaft, was ist flüchtig, wo ist der Unterschied, woran liegt es, was kann man selbst beeinflussen, was nicht und so weiter -es bleiben tausend Fragen offen und das allein bei diesem einen Aspekt, der eigentlich wichtig ist für die Handlung.
Wahnsinn, Realität, Illusion, Vision und Täuschung liegen hier sehr dicht beieinander, so dass ich besonders in der zweiten Hälfte häufig verwirrt war und teilweise nicht verstanden habe, was da genau passiert. Was eben auch daran liegt, dass man nur erlebt, was Shae erlebt und sie es größtenteils selbst nicht versteht. Da empfand ich den bildintensiven Schreibstil eher als hinderlich, weil dadurch alles nur noch verworrener wurde.
Fazit

Es gibt einige sehr schöne Elemente in der Handlung und mir hat auch die Integration von Themen wie Falschmeldungen, Manipulation der Meinungsbildung, Unterdrücken des eigenen Denkens durch Regeln und Strafen und für seine Ziele einstehen und kämpfen, gut gefallen. Die Art von Dylan Farrow sich auszudrücken und Dinge zu Beschreiben, mochte ich an sich richtig sehr gern, nur in den wirren Momenten der Protagonistin war es mir etwas viel.
Auch wenn es der Auftakt der Dilogie ist, bleibt mir insgesamt etwas zu viel offen, viele Hintergründe und einige Zusammenhänge haben sich mir nicht richtig erschlossen, was es manchmal schwer gemacht hat, richtig in die Geschichte einzutauchen.
Noch bin ich unentschlossen, ob ich die Fortsetzung lesen werde. Auch wenn es einige Andeutungen gibt, in welche Richtung es sich entwickeln könnte und ich auch neugierig bin, was da vielleicht noch kommt, konnte mich das Buch einfach nicht so richtig von sich überzeugen, obwohl so viele tolle Ideen und viel Potenzial drin steckt.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

viel Gefühl in frostiger Umgebung

Girl on Ice
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Abby hatte schon immer einen Traum: genauso gut Schlittschuh laufen zu können, wie ihre begabte Mutter. Jahr für Jahr dreht sie ihre Runden auf dem Eis, wird besser und besser und verzaubert damit die ...

Abby hatte schon immer einen Traum: genauso gut Schlittschuh laufen zu können, wie ihre begabte Mutter. Jahr für Jahr dreht sie ihre Runden auf dem Eis, wird besser und besser und verzaubert damit die Menschen, die ihr zuschauen. Auf Instagram folgen ihre mehrere Tausend Fans, die jedes ihres Videos mit Herzen und Kommentaren überschütten. Doch der eine Mensch, von dem sie gern eine Reaktion hätte, scheint unauffindbar und verschollen.
Niedergeschlagen und voller Angst kehrt Abby nach einigen Jahren Abwesenheit nach Banff zurück, um mit ihren Verwandten Silvester zu verbringen. Die Erinnerungen scheinen die 17jähirge zu erdrücken, doch es lauern nicht nur düstere Gedanken auf sie, sondern auch Menschen, die sie fest in ihr Herz geschlossen hat, auch wenn sie das eine ganze Weile verdrängt hatte…

Der Schreibstil von Teodora Timea ist angenehm und flüssig zu lesen. Durch die Nutzung zweier Ich-Perspektiven ist man sehr nah bei den Protagonisten und kann ihren Weg intensiv begleiten. Ihre aufgewühlten Gefühle, Ängste und Sorgen werden dadurch lebendig dargestellt. Sowohl Abby, als auch Easton haben ihre Päckchen zu tragen und verbergen vor ihrer Umgebung einiges. Für beide gibt es immer wieder Situationen, in denen der Druck auf sie enorm wird und sie unter der Last zu zerbrechen drohen. Früher, bevor Abby den Kontakt zu ihren alten Freunden abbrach, konnten sie und Easton sich alles erzählen. Die Verbindung zwischen ihnen ist zwar direkt wieder spürbar, aber es ist viel passiert und das kann man nicht an einem Nachmittag gerade rücken. Erschwerend kommt hinzu, dass Easton mit Abbys Cousine zusammen ist und diese, verständlicherweise, ziemlich sauer ist, weil Abby sich ewig nicht gemeldet hat, obwohl es für die gesamte Familie nicht leicht war.
Seit dem Verschwinden von Abbys Mutter hat sich für die Jugendliche alles verändert. Sie ist gefangen in ihrer Trauer und ihrem Schmerz, trainiert aber auch noch verbissener, um endlich ihre Ziele zu erreichen und hegt dabei zusätzlich Hoffnungen, die vielleicht niemals erfüllt werden. Sie macht viel mit sich selbst aus und kämpft sich größtenteils allein durch ihre Sorgen. Ihre Verzweiflung und ihre Hoffnung werden immer wieder spürbar.
Auch in Easton wüten einige Probleme, die ihn zu verschlingen drohen. In seinem Konstrukt aus Lügen gibt es nicht viele, die die Wahrheit kennen und denen er sich anvertraut. Mit Abby erhält er nun zwar eine wichtige Stütze zurück, das ändert jedoch an der eigentlichen Problematik nichts.
Ich mochte das Zusammenspiel der Protagonisten ganz gern, man merkt, dass sie sich gut kennen und sehr vertraut sind. Sie unterstützen sich, bauen sich auf, hören sich zu, schwelgen in Erinnerungen ihrer Kindheit und früheren Jugend, geraten aber auch mal einander. Im Verlauf der Geschichte merkt man auch, dass in beiden Protagonisten Entwicklungen angestoßen werden. Zum Teil spitzen sich ihre Schwierigkeiten und damit auch die düsteren Gedanken zu, dann gibt es jedoch auch Momente, in denen der Sonnenschein wieder mehr Einzug in ihr Leben erhält, sie wichtige Dinge erkennen und für sich sortieren können. An diesen Stellen werden für mich schon wichtige Botschaften transportiert. Jeder sollte die Dinge, die er macht, für sich selbst machen und nicht versuchen, andere mit etwas stolz zu machen, was einem selbst keine Freude bereitet.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht komplett abholen und mitnehmen. Einige der Aspekte waren mir fast zu ausschweifend, andere dafür zu wenig ausführlich eingebaut. Besonders die Thematik rund um Abbys Mutter war mir stellenweise einfach zu viel und zu wenig gleichzeitig. Das ist schwierig ohne Spoiler zu beschreiben. Ich konnte nachvollziehen, wieso es ihr so schwer fällt und wieso Abbys Gedanken da so kreisen und auch von allein kaum aus dieser Spirale rauskommen. Zum Glück passierte dann nicht, das ich eine ganze Weile befürchtet hatte, das wäre nämlich ziemlich bescheiden gewesen. An sich war die Lösung also schon okay, wie sie war, aber irgendwie war es mir dann auch wieder etwas zu wenig…. vor allem weil so darauf rumgeritten wurde und für mich dann einiges offen blieb. Es hätte einige unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, wie die Situation hätte sein können. Im Verlauf des Buches hatte ich verschiedene Vermutungen und Varianten im Kopf und es wurden Erwartungen geweckt -bekommen habe ich davon am Ende nichts, was nicht schlimm gewesen wäre, wenn mich die Auflösung eben rundum zufrieden gestellt hätte.

So lässt mich das Buch mit gemischten Gefühlen zurück. Es gab einige sehr schöne, gefühlvolle Passagen, in denen mich die beiden Protagonisten gut mitgenommen haben. Andere Szenen konnten mich nicht komplett überzeugen. Die Mischung der Charaktere mochte ich ganz gern. Durch die zwei Familien, die hauptsächlich im Mittelpunkt standen, gab es einen überschaubaren Rahmen an Figuren, von denen viele in irgendeiner Weise ja miteinander verbunden waren. So spielen neben den persönlichen Herausforderungen auch die familiären Pflichten und Erwartungen immer wieder eine Rolle. Die Augenblicke auf dem Eis mochte ich an sich auch – je nachdem, wie gedankenlastig sie waren. Die Beschreibungen waren sehr schön und ich konnte mir gut vorstellen, wie Abby über das Eis gleitet. Früher habe ich Eiskunstlaufen auch sehr gern im Fernsehen geschaut.
Fazit

Insgesamt hat sich „Girl on ice“ gut lesen lassen. Es gab emotionale Passagen, Augenblicke, in denen der Eissport im Fokus stand und viel Raum für die Entwicklung der Protagonisten, die sich dabei unterstützen, einiges jedoch auch allein schaffen müssen, um sich von Gedanken zu lösen bzw. bereit zu machen für neue Herausforderungen, Ehrlichkeit und einen positiveren Blick in die Zukunft. Auch wenn mich das Buch nicht restlos überzeugt hat, gab es schon einige tolle Momente.

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