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Veröffentlicht am 30.12.2020

Ein düsterer und nervenaufreibender Thriller

Der Spiegelmann
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Die 16-jährige Jenny wird auf dem Weg von der Schule nach Hause von einem Fremden entführt. Eine Schulkameradin konnte zwar den Lkw beschreiben, dessen Fahrer verantwortlich für die Tat war. Und trotzdem ...

Die 16-jährige Jenny wird auf dem Weg von der Schule nach Hause von einem Fremden entführt. Eine Schulkameradin konnte zwar den Lkw beschreiben, dessen Fahrer verantwortlich für die Tat war. Und trotzdem aber brachten sofort eingeleitete Ermittlungen keinen Erfolg. Jenny blieb verschwunden und taucht erst fünf Jahre später kopfüber aufgehängt an einem Klettergerüst wieder auf. Kommissar Joona Linna, der mit seinem Team den Fall übernimmt, ist über die Kaltblütigkeit des Täters enorm geschockt. Inständig hofft er, dass ihn ein aufgefundener Zeuge weiterbringt. Dieser allerdings ist seit einem Unfall schwer traumatisiert und schafft es nicht, zu beschreiben, was er gesehen hat. Doch die Zeit drängt, da schon wieder ein Mädchen verschwunden ist.

„Der Spiegelmann“ ist der achte Band der in Stockholm spielenden Joona-Linna-Reihe, die mit ihrem eigenwilligen Ermittler viele Fans unter den Thrillerlesern hat. Kein Wunder. Geht es doch in den von ihm ermittelten Fällen regelmäßig spannend zu und auch der Gruselfaktor wird ausreichend bedient. Wie in Joona Linnas neuem Fall, in dem es um verschleppte Mädchen geht und um einen äußerst brutal verübten Mord. Gewohnt kühl, mit kurzen, schnörkellosen Sätzen und vielen bildhaften Beschreibungen wird die Story von dem schwedischen Autorenehepaar erzählt, während zahlreiche Perspektivwechsel und kurze Kapitel dafür sorgen, dass ein hohes Tempo entsteht.

Interessant sind diesmal die Figuren, die angefangen von dem ermittelnden Kommissar, über den Hauptzeugen des Mordes bis hin zu dessen Ehefrau emotional stark gefordert werden. So plagt sich Jonna Linna mit dem Vorwurf seiner Tochter herum, dass er zu sehr mit dem Bösen verbunden ist und sie ihn deshalb nicht mehr sehen will. Wohingegen der Familienvater Martin nach dem Verlust seiner Tochter Alice schwere Schuldgefühle hat und die meiste Zeit in der Psychiatrie verbringt. Allerdings nicht in der verhängnisvollen Nacht, in der Jenny ermordet wird und er mit dem Hund im Park spazieren geht. Deshalb versucht man nun mit allen Mitteln, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, was ihn nur noch mehr verwirrt.

Fazit und Bewertung:
„Der Spiegelmann“ ist ein düsterer und nervenaufreibender Thriller, der mit einem brisanten Thema und wendungsreichen Ermittlungen zu fesseln versteht, aufgrund der in ihm beschriebenen Gewalt aber nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet ist.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Ein unterhaltsamer Regionalkrimi mit einer erfrischend unperfekten Amateurdetektivin

Der falsche Friese
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Die als Amateurdetektivin bekannt gewordene Autorin Elli Vogel nimmt einen Aushilfsjob beim „Ostfrieland-Reporter“ an, ohne zu ahnen, dass ihre erste Artikelserie in einem Verbrechen münden wird. Mit dem ...

Die als Amateurdetektivin bekannt gewordene Autorin Elli Vogel nimmt einen Aushilfsjob beim „Ostfrieland-Reporter“ an, ohne zu ahnen, dass ihre erste Artikelserie in einem Verbrechen münden wird. Mit dem Ziel, erfolgreiche Insel-Persönlichkeiten vorzustellen, besucht sie die namhafte Künstlerin Violetta Kalski, die in einer Seniorenresidenz ihren Lebensabend verbringt. Doch kaum hat Elli ihr eine Frage nach dem vor 40 Jahren spurlos verschwundenen Sohn gestellt, wirft diese sie raus und will sie nicht mehr sehen. Als dann auch noch ein Bild ihrer Mutter mit ebendiesen vermissten Sohn auftaucht, ist Ellis Neugier geweckt. Sie stöbert in der Vergangenheit und bringt Dinge an Tageslicht, die besser im Verborgenen geblieben wären.

„Der falsche Friese“ ist nach „Kluntjemord“ der zweite Fall für die in Aurich lebende Elli Vogel, die sich mit einer an Naivität grenzenden Unbeschwertheit in brenzlige Situationen begibt. Dabei scheint die Suche nach dem einst begehrtesten Junggesellen Andreas Kalski zunächst ganz harmlos zu sein. Denn dieser hatte sich nach den Aussagen seiner Freunde ins Ausland abgesetzt. Nur gemeldet hat er sich seit dem nicht. Warum also gerät die Pommes liebende Autorin in höchste Gefahr und welche Rolle spielt ihre vor den Traualtar tretende Mutter dabei? Fragen, die in einem turbulenten und sehr unterhaltsamen Handlungsverlauf beantwortet werden und zu einer Auflösung führen, die so nicht vorherzusehen war.

Mit viel Atmosphäre, realitätsnahen Figuren und einer ordentlichen Portion Humor schreibt Martina Aden in ihrem Küstenkrimi über Eifersuchtsdramen, Täuschungsmanöver, Rachegelüste und handfeste Verbrechen. Keiner wird verschont und nicht nur die viel zu oft chaotisch agierende Elli entgeht in letzter Sekunde einem Mordversuch. Auch weitere Personen müssen um ihr Leben bangen. Wie ihre beste Freundin Diana, die seit Neuestem mit einem Clown befreundet ist oder ihre Cousine Alex, die Elli mit der Künstlerin Violetta Kalski bekannt gemacht hat. Das alles wir mit viel Liebe zu Land und Leuten erzählt und in einem Schreibstil, der sich angenehm flüssig und kurzweilig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der von seiner erfrischend unperfekten Hauptfigur lebt und kriminelle Machenschaften mit humorvollen Begebenheiten geschickt verwebt.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Ein heimeliger Kriminalroman mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren

Humboldt und der kalte See
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Der Oybiner Postbote Silvio Sterz wird sitzend im Schnee tot aufgefunden. Nur eine blutverkrustete Wunde am Kopf weist darauf hin, dass er nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Wie auch seine ...

Der Oybiner Postbote Silvio Sterz wird sitzend im Schnee tot aufgefunden. Nur eine blutverkrustete Wunde am Kopf weist darauf hin, dass er nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Wie auch seine schwer kranke Ehefrau, die kurz darauf ohne Lebenszeichen in ihrem Pflegebett liegt. Ein neuer Fall für den Dresdener Hauptkommissar Humboldt und sein Team, der diesmal tief in einem emotionalen Desaster steckt. Ausgerechnet mit der Boulevard-Journalistin Christin Weißenburg hat er unter Alkoholeinfluss eine Nacht verbracht und weiß nun nicht, wie er sich verhalten soll.

„Humboldt und der kalte See“ ist ein heimeliger Kriminalroman, der mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren gut zu unterhalten weiß. Dabei ist lange Zeit nicht klar, wer und was hinter dem Tod des Oybiner Ehepaares steckt und wie ein zurückliegender Leichenfund im Olbersdorfer See mit den tragischen Vorkommnissen in Zusammenhang steht. So ist viel Polizeiarbeit vonnöten. Spuren sind zu vergleichen, Nachbarn und Bekannte zu befragen und Tatabläufe zu rekonstruieren. Doch erst ein Blick in die Vergangenheit offenbart das Motiv für die Morde, die anfangs noch wie Unfälle aussehen.

Es macht Spaß den Krimi zu lesen, der mit einer lang gehegten Tradition beginnt und in seinem Verlauf viel von den Menschen in dem idyllischen Landstrich am Fuße des Berges Oybin erzählt. Vor allem der Bürgerpolizist Karl Neumann, der im urigen Dialekt an der Aufklärung des komplizierten Falls mitwirkt, ist ein typisches Original und belebt die Handlung auf seine ganz eigene Art. Aber auch die neue Ermittlerin im Team, die vom LKA zu ihnen gewechselt ist sowie das unklare Verhältnis zwischen Humboldt und Christin tragen dazu bei, dass es im zwischenmenschlichen Bereich niemals langweilig wird.

Fazit und Bewertung:
Ein sehr atmosphärischer und mit einem kniffligen Fall einhergehender Regionalkrimi, der für spannende und kurzweilige Unterhaltung sorgt und viel zu schnell gelesen ist.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine gelungene Kombination aus Spannung und Realität

Zerrissen
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Die kleine Siara Zhou wird in der Wohnung ihrer Mutter schwer verletzt. Obwohl diese behauptet, dass das aufgeweckte Mädchen verunfallt ist, zieht der behandelnde Arzt einen Gutachter hinzu. Den Gerichtsmediziner ...

Die kleine Siara Zhou wird in der Wohnung ihrer Mutter schwer verletzt. Obwohl diese behauptet, dass das aufgeweckte Mädchen verunfallt ist, zieht der behandelnde Arzt einen Gutachter hinzu. Den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel, der das knapp zweijährige Kind untersucht und feststellen muss, dass es von fremder Hand misshandelt worden ist. Ohne mit seiner Kollegin Sabine Yao zu sprechen, die als Tante von Siara ein persönliches Interesse an dem Fall hat, sagt Fred Abel vor Gericht aus. Die folgenschweren Untersuchungsergebnisse, die er dort vor aller Augen präsentiert, sorgen von nun an dafür, dass das Verhältnis zu seiner engsten Mitarbeiterin gespalten ist.

Fast zur gleichen Zeit findet Abels alter Freund, der Privatermittler Lars Möwig, in seinem Kickboxclub eine grausam zugerichtete Leiche vor. Eingenäht in einem Boxsack, der mit Schlagstöcken malträtiert worden ist, bietet sie einen Anblick, den der hartgesottene Einzelkämpfer nicht so schnell wieder vergessen wird. Mit der Bitte, ihm zu helfen, ruft er den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel an, wodurch dessen Familie schon bald in eine lebensgefährliche Situation gerät. Denn die aufgenommenen Ermittlungen gegen einen libanesischen Drogen-Clan haben auch fatale Folgen für sie.

„Zerrissen“ ist nach "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen der vierte Band der Fred Abel-Reihe, in der Michael Tsokos auf der Grundlage wahrer Verbrechen eine nervenaufreibende Thrillerhandlung erzählt. Dabei scheut er sich nicht, neben Tätern und Opfern auch die Missstände zu benennen, die bei der Verbrechensbekämpfung an der Tagesordnung sind. Gleichzeitig bietet er einen Einblick in seine Tätigkeit, die nicht für jeden Leser gleichermaßen geeignet ist und spart weder an unschönen Details, noch lässt er die Gefahren außen vor, die mit diesem Job verbunden sind.

Superspannend, unter Nennung von Ort und Zeit geht Michael Tsokos dazu vor und schildert, was in einem Berliner Kickboxclub geschehen ist, wie die Beteiligten damit umzugehen versuchen und welche Ermittlungen der Privatermittler Lars Möwig anstellt. Nebenher verläuft ein weiterer Handlungsstrang, der den Fall eines schwer verletzten Mädchen zum Inhalt hat und Gefühle freilegt, die weder für die Angehörigen, noch für den unbeteiligten Leser zu ertragen sind. Das alles wird in knapp gehaltenen Sätzen, mit vielen Informationen und lebendigen Dialogen erzählt und schafft es, ein Kopfkino zu entfachen, das unangenehm tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

Fazit und Bewertung:
Eine gelungene Kombination aus Spannung und Realität, die zu jeder Zeit Gänsehaut erzeugt und nach dem Lesen noch lange Zeit nicht vergessen ist.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Tödlicher Countdown

Blutzahl
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Die Promi-Bloggerin Emma Ramm plant, einen Beitrag über die 13-fache Weltmeisterin Sonja Nordstrøm zu schreiben sowie über ihre aktuell erscheinende Autobiografie. Doch weder zu dem geplanten Premiereninterview ...

Die Promi-Bloggerin Emma Ramm plant, einen Beitrag über die 13-fache Weltmeisterin Sonja Nordstrøm zu schreiben sowie über ihre aktuell erscheinende Autobiografie. Doch weder zu dem geplanten Premiereninterview im Fernsehstudio noch zu einem im Anschluss beabsichtigten Radiointerview taucht die Leichtathletikikone auf. Emma, die verwundert über die Unzuverlässigkeit der berühmten Sportlerin ist, begibt sich zu deren Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen findet sie neben einer offenen Haustür einen Zettel mit der Zahl 1 am laufenden Fernseher vor. Von Sonja allerdings fehlt jede Spur. Ein merkwürdiger Fall, den Alexander Blix vom Osloer Dezernat für Gewaltverbrechen übernimmt, ohne zu ahnen, dass er schon bald vor einer ganzen Serie an Verbrechen steht. Denn ein tödlicher Countdown fordert ein Opfer nach dem anderen und niemand weiß, wer das Nächste ist.

„Blutzahl“ ist der erste Band einer norwegischen Thrillerreihe, die von den Autoren Thomas Enger und Jørn Lier Horst geschrieben worden ist. Thomas Enger, der einst in einer Online-Redaktion tätig war, ist den Krimilesern durch seinen Ermittler Henning Juul bestens bekannt, während der frühere Kriminalpolizist Jørn Lier Horst seinen Kommissar William Wisting erfolgreich Cold Cases lösen lässt. Ein interessantes Duo, das genau weiß, wovon es schreibt und sich in den beiden Hauptakteuren wiederfindet. So ist Emma Ramm als Online-Redakteurin bei einer unabhängigen Internetzeitung angestellt und Alexander Blix der leitende Ermittler der Osloer Polizei in dem aktuellen Fall. Zwei starke Charaktere, die sich früher schon einmal begegnet sind, als Emma noch ein Kind und Blix ein unerfahrener Neuling war.

Kurze Kapitel, gut gesetzte Cliffhanger und der bis zum Schluss nicht zu durchschauende Fall sorgen für eine unablässige Spannung, die in diesem Thriller von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden ist. Deshalb macht es Spaß, dem Ermittlungsmarathon zu folgen, der neben nervenaufreibenden Recherchen auch eine passende Portion Privatleben enthält. Hinzu kommen interessante Figuren, auf den Punkt gebrachte Dialoge und unterhaltsame Reibereien wie auch detaillierte Beschreibungen von Tatorten und Opfer und eine Grundstimmung, die von einem hohen Zeitdruck gezeichnet ist. Das alles wird unter Einbeziehung von aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt und sorgt dafür, dass sich der Leser stets ein gutes Bild von der jeweiligen Situation und den Ermittlungsergebnissen machen kann. Eine wunderbar plastische Art zu erzählen, die neben unterschiedlichen Sichtweisen auch vielfältige Meinungen in den Fokus der Handlung stellt und dadurch wunderbar zum Miträtseln geeignet ist.

Fazit und Bewertung:
Ein fesselnder Thriller, der mit einem undurchsichtigen Kriminalfall und glaubwürdigen Figuren überzeugt und ein gelungener Auftakt für eine Thrillerreihe ist, die hoffentlich noch viele Fälle zu bieten hat.

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