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Veröffentlicht am 05.03.2021

die Langbeins

Wo wir Kinder waren
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Arnold Langbein war ein fleißiger Puppenmacher, der sparsam lebte um sich seinen Traum von einer eigenen Spielzeugfabrik zu verwirklichen. Er schaffte es und brachte das Sonneberger Unternehmen heil durch ...

Arnold Langbein war ein fleißiger Puppenmacher, der sparsam lebte um sich seinen Traum von einer eigenen Spielzeugfabrik zu verwirklichen. Er schaffte es und brachte das Sonneberger Unternehmen heil durch den 1. Weltkrieg während die Nachfolgegeneration, Otto und seine Frau Flora, mit dem 2. Weltkrieg und der Naziherrschaft Probleme bekamen. Ihr Sohn Fritz übernahm nach der Flucht Hugos in den Westen die Firma und musste sich mit den Gegebenheiten der DDR Planwirtschaft arrangieren.
Inzwischen, im Jahr 2019, gibt es die Langbein Spielzeugfabrik nicht mehr. Jan, Eva und Iris treffen sich zur Entrümpelung des Familiensitzes in Sonneberg und entdecken dort so manche Schätze aus ihrer Kindheit. Jan und Eva lebten dort, Iris, Hugos Tochter, kam in den Sommerferien. Sie hatten dort eine ausgesprochen schöne Kindheit erlebt, sie waren in einfache Tätigkeiten in der Puppen- und Plüschtierherstellung eingebunden und testeten die Spielwaren auf ihre Tauglichkeit. Nostalgie und Erinnerungen an diese glückliche Zeit flammt bei allen auf. Als sie eine Anfrage nach einer besonders schönen Puppe aus der Langbein Kollektion erreicht, beginnen sie, die Vorlage zu suchen. Ist es möglich, diese aufwendig hergestellten Puppen wieder gewinnbringend zu verkaufen? Wie würde dann ihr Leben weitergehen?
Der Roman ist einerseits eine Familiengeschichte über mehrere Generationen mit allen Auf und Abs, es handelt von Liebe und Leid und von schwarzen Schafen. Andererseits wird die deutsche Geschichte, davon besonders intensiv die Zeit nach dem 2. Weltkrieg aufgearbeitet, Privatunternehmen die verstaatlicht werden, die allgegenwärtige Stasi, aber auch das abweichende Frauenbild in Ost und West sind Thema des in wechselnden Zeiten spannend geschriebenen Romans.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Macht über Mädchen

Amissa. Die Verlorenen
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Jan und Rica Kantzius sind ein sehr ungleiches Paar. Der für Außenstehende etwas grobschlächtig wirkende Jan war bei der Polizei bevor er Privatermittler wurde. Die deutlich jüngere, hübsche, klein und ...

Jan und Rica Kantzius sind ein sehr ungleiches Paar. Der für Außenstehende etwas grobschlächtig wirkende Jan war bei der Polizei bevor er Privatermittler wurde. Die deutlich jüngere, hübsche, klein und zierliche Rica fällt durch ihr karibisches Aussehen auf. Nachdem sie Missbrauch selbst erlebt hat arbeitet sie bei der Hilfsorganisation Amissa, die verschwundene Mädchen sucht. Während die Beiden auf der Autobahn unterwegs sind, passiert direkt vor ihnen ein Unfall. Ein junges Mädchen ist direkt vor ein Auto gelaufen. Jan ist sofort bei ihr und kann noch ihre letzten Worte hören. In der Faust hatte sie einen seltsamen Zettel, den Jan an sich nimmt. Aus eigener Erfahrung traut er den Ermittlungsarbeiten bei der Polizei nicht. Als sie erfahren, dass gerade erst Leila Eidinger nach einem Streit mit ihren Eltern unauffindbar ist, vermuten sie, dass die Tote Leila ist. Doch sie ist es nicht. Wer ist dann die Tote und wo ist Leila? Sie stoßen auf weitere Vermisste, die in das gleiche Bild passen. Unter Mithilfe von Amissa, dem Ermittlergespür und der intensiven Kenntnisse im Internet begeben sich Rica und Jan auf die Spur der vermissten Mädchen.
Hoch spannend und aktuell wird das Leiden für abartige Männerfantasien gefangene Mädchen beschrieben. Alte, weiße Männer, die Macht besitzen. Dabei geraten die Ermittler immer wieder an ihre eigenen Grenzen. Die Protagonisten werden hervorragend beschrieben, egal ob Täter oder Opfer, alles ist nachvollziehbar. Auf die Fortsetzung bin ich sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

entlang der Seefahrtsrouten

The Great Escape
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Der Bildband THE GREAT ESCAPE- Fotografien von der Seefahrt 1950-1970 nimmt uns mit auf eine Reise auf den Ozeanen der Welt. Entlang der damaligen Seefahrtsrouten fahren wir auf den Handelsschiffen der ...

Der Bildband THE GREAT ESCAPE- Fotografien von der Seefahrt 1950-1970 nimmt uns mit auf eine Reise auf den Ozeanen der Welt. Entlang der damaligen Seefahrtsrouten fahren wir auf den Handelsschiffen der Zeit mit und erleben in eindrucksvollen Bildern und mit einem ausführlichen, dazugehörenden Text, wie das Leben für die Seeleute aussah. Einerseits hat man romantische Vorstellungen von den Reisen in ferne Länder, die für die meisten Menschen kurz nach dem 2. Weltkrieg unerreichbar schienen, andererseits erleben wir auch den harten Alltag der Seeleute. Alleine schon die Fotos, teils künstlerisch wertvoll, teils Schnappschüsse, zeigen uns viel von deren Welt. Auch die Häfen und die erreichten Länder werden mit hochinteressanten Fotos versehen, schwer bepackte Arbeiter be- und entladen und an einem Kran wird ein Kamel verladen. Eine Welt, die für unsere Containerschifffahrt wie eine museale Zeit erscheint und doch ist es noch gar nicht so lange her.
Der einige Minuspunkt an diesem hervorragenden Fotoband ist, dass die Bildbeschreibungen nicht an die Fotos gekoppelt sind, man hat zu blättern, um den entsprechenden Text zu finden.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

innere Zerrissenheit

Ada
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Anfang der 90er Jahre geht Ada auf die 50 zu. Sie ist mit sich im Unreinen, sie benötigt die Hilfe eines Therapeuten und hat sogar Selbstmordgedanken. Von ihrer Familie hat sie sich distanziert. Doch wie ...

Anfang der 90er Jahre geht Ada auf die 50 zu. Sie ist mit sich im Unreinen, sie benötigt die Hilfe eines Therapeuten und hat sogar Selbstmordgedanken. Von ihrer Familie hat sie sich distanziert. Doch wie ist es dazu gekommen? Als Kleinkind zieht ihre Mutter mit ihr nach Argentinien, Ada wächst dort unter schwierigen Bedingungen auf und doch gibt es dort Freiräume, die sie nach der Rückkehr nach Berlin vermisst. Die ersten Jahre lebte sie ohne Vater und nun präsentiert ihr die Mutter gleich zwei Männer, die ihr Vater sein könnten. Sie darf entscheiden. Ob es wirklich ihr leiblicher Vater ist wird sie nie erfahren. Ihre Mutter, die sie katholisch erzogen hat, verschweigt ihr, dass sie eine Jüdin ist. Als ihr kleiner Bruder geboren wird und sie als 12-jährige für ihn mitverantwortlich ist und alles falsch macht ist das Leben in der Familie eine Qual für sie.
Literarisch hochinteressant arbeitet Christian Berkel Teile seiner eigenen Familiengeschichte auf. Auch wenn es die Person Ada nicht gegeben hat, so ist das Leben zwischen Argentinien, Paris und Deutschland, die beiden möglichen Väter wie auch der überstülpte Katholizismus statt des Judentums real. Dieses macht die Handlung glaubwürdig und nachvollziehbar. Beim Lesen läuft häufig ein "Film" mit ab.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

bedingungslose Liebe

Wo du nicht bist
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Durch die Schwangerschaft ihrer Schwester Martha lernt die Stoffverkäuferin des Kadewe Irma Weckmüller den Arzt Dr. Erich Bragenheim Anfang der 30er Jahre in Berlin kennen. Nach und nach wird aus der Sympathie ...

Durch die Schwangerschaft ihrer Schwester Martha lernt die Stoffverkäuferin des Kadewe Irma Weckmüller den Arzt Dr. Erich Bragenheim Anfang der 30er Jahre in Berlin kennen. Nach und nach wird aus der Sympathie eine innige Liebe. Nach ihrer Verlobung reisen sie nach Venedig und verleben dort eine unbeschwerte Zeit. Zurück in Berlin weht ihnen ein rauer Wind entgegen. Erich hat immer weniger Patientinnen und Irma wird nahegelegt, sich von dem Juden Erich zu trennen, andernfalls würde sie entlassen. Doch die Liebe ist zu groß, sie bleibt bei Erich. In ihrem Umfeld und Erichs Familien- und Freundeskreis wird die Abneigung gegenüber Juden immer dramatischer und sichtbarer. Einige verlassen Deutschland, doch Erich, der sich als Deutscher fühlt, im ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde, kann sich nicht vorstellen, dass die Nazis lange das Sagen haben werden. Er bleibt, er wird schikaniert, zu Zwangsarbeit gezwungen und nach Theresienstadt deportiert. Gleich nach seiner Ankunft in Auschwitz wird er vergast. Für Irma bleibt Erich immer ihr Mann und dieses möchte sie mit allen Mitteln durchsetzen. An ihrem Hochzeitstag mussten die Beiden das Standesamt wieder verlassen, eine Trauung wurde als Rassenschande angesehen und durfte nicht erfolgen. Nun, nach Ende des zweiten Weltkrieges setzt sie alles daran, Erichs Ehefrau zu werden.
Der Roman nach einer wahren Geschichte ist gleichzeitig ein Plädoyer für die bedingungslose Liebe wie auch ein Mahnmal, was den Menschen, insbesondere der jüdischen Bevölkerung angetan wurde. Der Roman ist extrem emotional geschrieben, mal löst er Freude, mal blankes Entsetzen aus. Schade ist, dass man über die weitere Lebensgeschichte Irmas nichts erfährt.

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