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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2017

Cooler Katalog

Rüstung & Robe
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"Rüstung und Robe" ist der Katalog einer Ausstellung, die im Sommer 2009 im Basler Museum Tinguely zu sehen war. Gezeigt wurden darin mittelalterliche Defensivwaffen (von Kettenhemden über einzelne Rüstungsteile ...

"Rüstung und Robe" ist der Katalog einer Ausstellung, die im Sommer 2009 im Basler Museum Tinguely zu sehen war. Gezeigt wurden darin mittelalterliche Defensivwaffen (von Kettenhemden über einzelne Rüstungsteile hin zu kompletten Kampfkürissen), kontrastiert mit Roben und opulenten Abendkleidern des italienischen Star-Modedesigners Roberto Capucci.

Die Ausstellung selber war schon großartig - aber der Katalog ist auch nicht von schlechten Eltern. Zum einen ist er charakterisiert durch wunderschöne, großformatige und meistenteils farbige Fotos, sowohl von den Rüstungen als auch von den Kleidern.

Zum andern gibt es zahlreiche hochwertige Aufsätze über die in der Ausstellung behandelten Themen. Auch Sachen, die in der Ausstellung nur am Rand behandelt wurden, werden thematisiert, unter anderem die Werke des expressionistischen Künstlers Oskar Schlemmer (z. B. das "Triadische Ballett") oder die Metallskulpturen des Schweizer Kunstschmiedes Daniel Spoeri.

Insgesamt also ein toller, informativer und schön anzusehender Katalog zu einer einmaligen Ausstellung.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Großartiges Standardwerk

Für die Freiheit sterben
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Bereits im Jahr 1988 erschien James M. McPhersons Buch "Battle cry of freedom", das im Jahr 1992 erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurde - unter dem Titel "Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des ...

Bereits im Jahr 1988 erschien James M. McPhersons Buch "Battle cry of freedom", das im Jahr 1992 erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurde - unter dem Titel "Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges". Behandelt wird dabei jene gewaltige Auseinandersetzung, die unter anderem in Fernsehserien wie "Fackeln im Sturm" oder in Büchern wie "Die älteste noch lebende Rebellenwitwe erzählt" thematisiert wurde.

Es handelt sich um ein Standardwerk zur Epoche des amerikanischen Bürgerkrieges, das beinahe monumentale Ausmaße besitzt. Von 1003 Seiten sind allerdings nur 848 Seiten tatsächlich Text, der Rest besteht aus Anmerkungen, einem kleinen, mehrseitigen Teil mit Kurzbiographien der wichtigsten Generale und Politiker des Krieges und einer Zeittafel. Im Text integriert sind einige Karten und eine kleine Sektion mit Schwarzweiß-Fotos, unter anderem von Jefferson "Jeff" Davis oder Robert E. Lee.

Zum Geschichtswerk selber kann nur eines gesagt werden: Wahnsinn. In einem weitgespannten Bogen, der beim amerikanisch-mexikanischen Krieg in den 1840-er Jahren (u. a. Schlacht bei Cherubusco) beginnt, erzählt McPherson die Ursachen, Hintergründe, den Verlauf und das Ende des Krieges. Politik, Gesellschaftsbetrachtung und Militärhistorie halten sich hierbei die Waage.

Am besten liest sich das Buch, wenn man begleitend dazu gleich noch Der Amerikanische Bürgerkrieg. Soldaten, Generäle, Schlachten von William C. Davis liest. Jeder, der sich für den Bürgerkrieg interessiert, sollte aber auf jeden Fall McPhersons Publikation als Standardwerk gelesen haben.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Großartig

Menschenjagd – Running Man
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Stephen King verfasste im Jahre 1982 unter dem Pseudonym "Richard Bachmann" den Science-Fiction-Thriller "Menschenjagd", der später unter anderen mit Arnold Schwarzenegger verfilmt wurde.

Schauplatz des ...

Stephen King verfasste im Jahre 1982 unter dem Pseudonym "Richard Bachmann" den Science-Fiction-Thriller "Menschenjagd", der später unter anderen mit Arnold Schwarzenegger verfilmt wurde.

Schauplatz des Geschehens: Die Vereinigten Staaten - in der Zukunft. Einer verflucht düsteren, dystopischen Zukunft, charakterisiert von riesigen Slums, Großstädten, der Allgegenwart des Massenkonsums und des Menschenhandels. Um seine kleine Familie weiterhin ernähren zu können, bewirbt sich ein unbedeutender Angestellter namens Ben Richards als "Running man": In einer Show, in der es darum geht, vermeintliche Kriminelle aufzuspüren, soll er als Gesuchter, Gejagter, Gehetzter dienen. Die Jäger sind dabei das ganze Fernsehpublikum - also alle zusehenden Menschen der USA...

Der Thriller ist um einige Stufen härter und brutaler als die anderen Bücher Richard Bachmanns, unter anderem Amok. Roman. oder Todesmarsch. In "Menschenjagd" geht es weniger um psychologische Spielchen oder Subtilitäten - hier wird viel mehr Kleinholz gemacht. Das Tempo der Jagd ist hoch, die Jäger sind unerbittlich, doch Ben Richards erweist sich als erfindungsreich, listig und obendrein als jemand, der seine Haut mitunter sehr teuer verkauft.

Zusammenfassend: Eine knallharte Story voller Einfallsreichtum und mit viel Action. Prima auch zum "zwischendurch"-Lesen geeignet, denn mit seinem Umfang von etwas mehr als zweihundertfünfzig Seiten hat man es schnell durch.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Spitzenklasse!

Und wer küsst mich?
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Wer noch niemals das Privileg hatte, eine Beziehung führen zu dürfen, gehört der Gruppe der "Absolute Beginners" an; mit ihnen befasst sich Maja Roedenbeck in diesem hervorragend gelungenen Werk.

Obwohl ...

Wer noch niemals das Privileg hatte, eine Beziehung führen zu dürfen, gehört der Gruppe der "Absolute Beginners" an; mit ihnen befasst sich Maja Roedenbeck in diesem hervorragend gelungenen Werk.

Obwohl der Begriff "Absolute Beginners" und ihr Auftreten als Gruppe in der Öffentlichkeit noch verhältnismäßig jung sind, gibt es bereits eine ordentliche Palette an Literatur zu diesem Thema, unter anderem Olaf Wickenhöfers Diplomarbeit "Unfreiwillig Single" und Brian Gilmartins "Shyness and Love: Causes, Consequences, and Treatment" sowie Arne Hoffmanns "Unberührt: Menschen ohne Beziehungserfahrung. Wege zu erfüllter Liebe und Sexualität". Ich denke, dass mit Frau Roedenbecks Buch "Und wer küsst mich" nunmehr die beste Veröffentlichung zu diesem Thema vorliegt.

Das Besondere, gleichsam Wunderbare an der vorliegenden Publikation ist die menschliche Wärme und das Mitgefühl, das immer mal wieder zwischen den Zeilen aufblitzt. Maja Roedenbeck bemüht sich, Verständnis aufzubauen und die genauen Hintergründe der sexuellen Unerfahrenheit gründlich zu analysieren; sie legt dabei vor allem Wert auf die gesellschaftlich-sozialen Hintergründe. Auf Seite 24 begegnet dann folgender, wie ich meine sehr wichtiger Satz: "Dass wir Schwierigkeiten mit der Liebe haben, liegt nicht an persönlichen Schwächen, sondern an den gesellschaftlichen Entwicklungen, an unserer modernen Kultur...". War es vor allem Arne Hoffmann noch sehr wichtig, immer wieder auf die "seelischen Untiefen", "Ängste[n]" und "Depressionen" hinzuweisen, denen die ABs ausgesetzt sind (u. a. auf Seite 218 von "Unberührt" oder auf Seite 216/217: "Misstrauen", "Ängstlichkeit" etc. etc.), so kommt es der Autorin von "Unberührt" vielmehr darauf an, auch partnerschaftlich normal sozialisierten Menschen die Lebens- und Erfahrungswelt dieser bedauernswerten Menschen vertraut zu machen und Vorurteile zu entkräften: "Wenn die Absolute Beginners eines nicht verdient haben, dann ist es der Stempel: Alle sind gleich" (Seite 186). Ganz, ganz, große Klasse. Besser kann man es nicht formulieren.

Neben diesen diplomatischen, mit viel psychologischem Fingerspitzengefühl geschriebenen Worten verwendet Maja Roedenbeck noch viel mehr ihrer bestaunenswerten Eloquenz darauf, die derzeitigen Realitäten in Punkto Sozialisation zu untersuchen, die zur Partnerlosigkeit führen. Sie macht darauf aufmerksam, dass in unserer heutigen sozialen Realität nicht nur alle ABs ein Problem haben - sondern auch all jene, die sich selbst als normal ansehen: Das erste große Kapitel trägt den Titel: "Warum es die Liebe im 21. Jahrhundert schwer hat" - und diese Untersuchung ist ganz allgemein gehalten und betrifft alle Menschen, sowohl "Normalo" als auch "AB". Eines der Ergebnisse dieser Analyse findet sich auf Seite 24: "Mit einer der schwierigsten Fragen des Lebens, der Partnerwahl, sind wir absolut alleingelassen."

Die Interwievs,die im Mittelteil des Buches präsentiert werden, stehen - rein vom Umfang her - in einem vernünftigen Umfang zum Rest des Buches. Mehrere ABs melden sich zu Wort und schildern ihre Situation; es kommen sowohl männliche als auch weibliche Abs zu Wort.

Zum Schluss des Buches geht Maja Roedenbeck noch näher ein auf die Frage "Wie werde ich ein Ex-AB?" (Kapitelüberschrift). In diesem Kapitel finden sich viele interessante Tipps, unter anderem auch von Ex-ABs für andere, die heute noch im Abtum gleichsam gefangen sind.

Um ein Fazit zu ziehen: Ich beschäftige mich schon seit längerem mit der Thematik und habe die meisten Werke zum Thema der unfreiwilligen Partnerlosigkeit schon durchgearbeitet. Ich kann definitiv sagen, dass das Werk "Und wer küsst mich" von Maja Roedenbeck das beste, weil menschlich verständnisvollste, wärmste und mitfühlendste Buch zu diesem Thema ist; es handelt sich um ein Buch, in dem sich die Autorin immer wieder bemüht, Vorurteile und Klischees über die Abs abzubauen und allen Nichtbetroffenen die - mitunter sehr einsame - Lebensrealität der ABs nahezubringen. Ein wunderbares, großartiges und meisterhaftes Werk.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Einzigartig

Das Kaiserbankett / Der Barthasser
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Julian, genannt "Apostata" - "Der Abtrünnige", gehört bis heute zu den rätselhaftesten, bemerkenswertesten Gestalten, die jemals den Thron des römischen Kaiserreiches innehatten. Obwohl das Christentum ...

Julian, genannt "Apostata" - "Der Abtrünnige", gehört bis heute zu den rätselhaftesten, bemerkenswertesten Gestalten, die jemals den Thron des römischen Kaiserreiches innehatten. Obwohl das Christentum im Reich bereits weit verbreitet war (Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.) versuchte Julian, die alten Kulte und Religionen wieder einzuführen.

Nachdem er in seiner Jugend an verschiedenen Orten der antiken Welt studiert hatte (unter anderem in Pergamon), wurde Julian zum Caesar des Westreiches ernannt. In dieser Eigenschaft führte er mehrere Feldzüge gegen eindringende Germanen und andere Invasoren entlang der Rheingrenze (beispielsweise gelang ihm die Rückeroberung der Stadt Köln). Ab 361 schließlich war er der Alleinherrscher über das römische Reich und führte seine Soldaten gegen das mächtige und aggressive Perserreich. Julian fiel Ende Juni 363 in der Schlacht von Maranga.

Kurze Zeit zuvor hatte er noch den "Misopogon" - oder "Barthasser" veröffentlicht. Es handelt sich um eine beinahe satirisch zu nennende Abrechnung Julians mit seinen Kritikern, allen voran mit den Kritikern seines altmodischen Lebensstils.

Der "Misopogon", ein charmantes, witziges und intelligentes kleines Büchlein, ist auch heute noch gut zu lesen. Im Anhang befinden sich eine Zeittafel und ein kleiner biographischer Aufsatz über Julian.