Ein gruselig angehauchter Fantasyroman
TodessamenDas Bucht ist ein spannender, in sich abgeschlossener Fantasy Roman, der Schmerz, Leid, Rache, Bosheit, aber auch Vergebung und Hoffnung thematisiert, also die Abgründe des Menschen genauso wie seine positiven ...
Das Bucht ist ein spannender, in sich abgeschlossener Fantasy Roman, der Schmerz, Leid, Rache, Bosheit, aber auch Vergebung und Hoffnung thematisiert, also die Abgründe des Menschen genauso wie seine positiven Seiten.
Nach dem Verlust ihrer Eltern wächst das Mädchen Jessica in einem Heim in Grubingen auf, einem Ort, der auf keiner Karte zu finden ist und tief im Wald verborgen liegt. Dort wird sie von anderen Kindern gequält und gemobbt, auch die Erzieher:innen tun nicht gerade alles, was zu Jessicas Wohle wäre. Sie zieht sich deshalb immer weiter in sich selbst und in ihre Fantasiewelt zurück. Allein Sam, mit den lila Augen, der nur in ihrer Imagination zu existieren scheint, ist ihr Freund. Doch nach einem dramatischen Ereignis weist sie ihn von sich und vergisst ihn.
Mithilfe des Sozialpädagogen Freddie findet sie zurück ins Leben, das sie von da an zurückgezogen mit einer einzigen Freundin, von der sie auch nicht gut behandelt wird, führt. Doch dann taucht plötzlich Sam, von dem sie glaubte, er würde nur in ihrer Vorstellung existieren, wieder auf und führt sie in das Wunderland, in das sich Jessica angeleitet durch das Buch „Alice im Wunderland“ hineingeträumt hatte. Doch hier tun sich Abgründe auf, mit denen Jessica niemals gerechnet hätte…
Jessica, oder kurz Jessie, wie sie genannt werden will, ist eine sympathische Hauptprotagonistin, die schwer unter dem Verlust ihrer Eltern und dem Mobbing in den darauffolgenden Jahren zu leiden hat. Manchmal sind ihre Gedanken etwas wirr und sprunghaft, weil sie überschießende Phantasie und Vorstellungskraft hat. Vor dem Hintergrund ihrer Kindheit und Jugend wirken diese Verhaltensweisen aber logisch und stringent.
Sam ist ihr bester und einziger Freund; er stand Jessie in ihrer Kindheit bis zu dem Zwischenfall in schweren Zeiten immer zur Seite stand und unterstützte sie dabei, sich gegen mobbenden Quälgeister zur Wehr zu setzen und zu verteidigen.
Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Teilweise gehen Traum und Phantasie fließend in die Wirklichkeit über. Das ist einerseits verwirrend, machte andererseits den Reiz des Romans aus, das auf diese Weise Spannung erzeugt. Immer wieder sind Szenen so gruselig gestaltet, dass sie zart besaitete Leser:innen in Angst und Schrecken versetzen können. Rückblicke in die Kindheit runden das Gesamtbild der Protagonistin immer wieder ab und tragen dazu bei, ihre Gefühle besser einzuordnen und eine Entwicklung ihres Wesens festzustellen. Allerdings ist die Wendung, die die Geschichte nimmt, allzu vorhersehbar. Auch endet die Story für mich viel zu abrupt, ohne dass dadurch die Spannung verloren ginge.
„Todessamen“ von Nicole Siemer kann ich allen ans Herz legen, die gerne Fantasy Romane lesen, dabei aber nicht auf gruselige Elemente verzichten wollen.