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Veröffentlicht am 01.10.2020

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Gespannt tauchte ich in die zamonische Welt von Walter Moers und freute mich auf eine schöne, spannende und fantasievolle Geschichte.
Doch schon auf den ersten Seiten trat eine Enttäuschung ein, die mich ...

Gespannt tauchte ich in die zamonische Welt von Walter Moers und freute mich auf eine schöne, spannende und fantasievolle Geschichte.
Doch schon auf den ersten Seiten trat eine Enttäuschung ein, die mich das ganze Buch über nicht losließ.

Es begann mit gähnender Langeweile. Man lernt die sehr kluge, aber auch sehr schlaflose Prinzessin kennen, die durch das Schloss wandelt und dabei darüber schwafelt, was sie sich den lieben langen Tag so ausdenkt. Kapitelweise erzählte sie allerlei unwichtige Sachen, über die sie sich Gedanken macht, denn wenn sie eins hat, dann Zeit. Ich wurde lange mit ihrem Planeten belästigt, den sie sich vorstellt, wenn die Symptome ihrer Krankheit sie mit voller Kraft treffen und ihren Regenbogen-Erfindungen, die ihre Langweile, während alle anderen schlafen, erträglicher machen sollen.
Ich hegte schon den Verdacht, dass das ganze Buch ein Trick ist. Vielleicht hat Walter Moers das Buch extra zäh geschrieben, damit man selbst von einer etwaigen Schlaflosigkeit befreit wird.

Plötzlich tritt der Nachtmahr auf den Plan, der im Schlafgemach der Prinzessin auftaucht. Er weiß Dinge, die er nicht wissen kann, Dinge, die es nur in Dylias Kopf gibt. Er könnte ihr also so nah sein, wenn nicht sein einziges Ziel wäre, dass Dylia sich schnell umbringt, damit er zur nächsten Person weiterziehen kann.
Doch die Prinzessin ist kämpferisch. So schnell würde sie ihr Leben nicht aufgeben. Doch um ihr ihren zukünftige Wahnsinn schon einmal näherzubringen, begeben die beiden sich auf eine Reise durch Dylias Gehirn.

Ich hatte gehofft, dass der Nachtmahr jetzt endlich Schwung ins Buch bringt. Und das tat er auch. Seine Figur wirkt spannend und geheimnisvoll, doch diese Aura nutzte sich schnell ab.
Ich begab mich nun mit dieser skurrilen Reisegruppe in das Gehirn der Prinzessin und stolperte immer ein bisschen hinterher wie ein drittes Rad am Fahrrad, das sich nicht entscheiden konnte, ob es den unsympathischen, arroganten und besserwisserischen Nachtmahr oder die unsympathische, arrogante und besserwisserische Prinzessin weniger mochte.

Auf dem Weg trifft man ganz in moerscher Manier allerlei fantastische Wesen. Das mochte ich wirklich. Es ließ mich das Gehirn mit ganz anderen Augen sehen. Dieses graue Wunder-Organ wäre noch ein Stück interessanter, wenn es von Egozetten, Ideen-Schmetterlingen, Geist-Geistern oder Irrschatten bewohnt wäre. Allein die Ideen! Diese Kombination aus realer Funktionsweise des Gehirns, die mit ausgedachten Dingen erklärt wurde, war toll.
Um diese Besonderheiten noch mehr hervorzuheben, ist das Buch wunderschön von Lydia Rode, deren eigene Geschichte in dieses Buch ein ganzes Stück mit hineinfloss, illustriert. Ich freute mich über jedes neue Bild und schaute es immer ganz genau an. Um ehrlich zu sein, freute ich mich vor allem bei den ganzseitigen Bildern auch darüber, dass es eine Seite weniger zu lesen war.

Doch leider gibt es insgesamt nicht viel, was ich gut fand. Denn so interessant die Ideen waren, sie schafften es nicht, das Buch spannend zu machen.
Die Reise durch das Gehirn zog sich und langweilte mich immer mehr. Ich hatte auch bald vergessen, warum die beiden sich überhaupt dorthin aufgemacht hatten und was passiert, wenn sie erst einmal Amygdala erreicht hatten.

Sprache und Wörter spielen in diesem Buch eine besondere Rolle, denn Dylia spricht nicht nur viele Sprachen, sondern sie sucht sich auch jeden Tag 13 Pfauenwörter aus. Fremdwörter, die ganz besonders sind und die sie an diesem Tag mindestens einmal verwenden möchte.
Auch der Leser lernt hier Wörter und Dinge kennen, von denen er nicht gedacht hätte, dass sie existieren. Aber sie tun es wirklich. Zumindest einige davon.
Darüber hinaus ersetzt Dylia auch, so oft es geht, einfache Wörter mit altertümlicheren, um ihre Sprache gehobener klingen zu lassen. Außerdem überschüttet sie den Leser mit Aufzählungen, die einen unwichtigen Fakt unnötig aufbauschen.

Ich bin ehrlich enttäuscht und darüber bin ich traurig. Ich habe mich so lange schon auf das Buch gefreut. Nahm es immer wieder zur Hand, um den schönen, gerillten Einband anzufassen. Ich freute mich auf eine Prinzessin, die sich mit einer Sache quält, die viele Menschen betrifft. Ich freute mich auf einen Nachtmahr, der das Salz in die Suppe ist.
Ich bekam einen fantasievollen Abenteuerroman, der langweilig war. Unspannend, unlustig und uninteressant.

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Wenn zwei sich texten... muss es nicht immer spannend sein

Wenn zwei sich texten
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Immer wieder sah ich diese Neuerscheinung auf Instagram und ich wurde interessiert. Also kaufte ich das Buch letztens ganz spontan und begann auch direkt mit dem Lesen. Das ging dann auch sehr schnell, ...

Immer wieder sah ich diese Neuerscheinung auf Instagram und ich wurde interessiert. Also kaufte ich das Buch letztens ganz spontan und begann auch direkt mit dem Lesen. Das ging dann auch sehr schnell, denn es besteht ausschließlich aus Chats.

Dieses Format hat häufig die Schwäche, dass man immer in einer bestimmten Distanz bleibt. Keine Beschreibungen eines Erzählers bedeutet: Keine Ahnung, wie die Figuren aussehen, kein Überblick über die Umgebung, keine Gefühl für Details außerhalb dessen, was die beiden Personen sich sagen wollen. Man ist immer nur so schlau, wie die Figuren es wollen, man weiß nur so viel, wie sie preisgeben.
Das muss ja aber nicht schlimm sein, wenn die Geschichte trotzdem stimmig ist und die Figuren es schaffen, den Leser durch die kurzen Nachrichten an sich zu binden.

Die Geschichte von „Wenn zwei sich texten“ ist ebenso alt wie beliebt. Da gibt es diese sonderbare Anziehung zwischen sehr Menschen… Haley hat zwar ein paar Freundinnen, doch eigentlich ist sie eher die Stille, die ein gutes Buch und Gesellschaftsspiele der Gesellschaft ihrer Freundinnen vorzieht. Martin ist der beliebte Junge mit dem Geheimnis – oder in diesem Fall: mit ein paar Geheimnissen.
Das spannendste Geheimnis verrät leider direkt der Klappentext. Das gab der Sache zwar ein wenig Drive, weil man beobachten konnte, wie Haley es herausfindet, andererseits wäre ich als Leser selber gern überrascht worden. Doch ob es mich wirklich überrascht hätte, ist die Frage. Martin gab so schnell deutliche Hinweise, dass es vollkommen unverständlich war, dass die schlaue Haley die Hinweise immer ignorierte. Sie hinterfragt jedes Detail aufgrund ihrer Unsicherheiten, aber den rosa Elefanten im Raum übersieht sie.

Das Buch war – neben der Verwechslung – an sich auch extrem vorhersehbar. Da konnten die Chats mich nicht abholen. Vor allem ließen sie mich häufig sehr verwirrt zurück.
Anfangs hatte ich oft das Gefühl, dass die beiden aneinander vorbeireden. Als würde eine Person auf etwas antworten, das nicht gesagt wurde. Das mag aber auch daran liegen, dass zum Teil nur Bruchstücke angerissen wurden von Dingen, die in der Schule passiert sind oder demnächst stattfinden, für das die beiden keine weitere Erklärung brauchen. Sie wissen davon ja, weil sie es erlebt haben. Zusätzlich schreiben sie über Dinge, die es in Deutschland so nicht gibt. Ich habe die Relevanz der Collegevorbereitungskurse nicht verstanden. Und ich konnte auch nicht nachvollziehen, warum man da bei einer 4 feiert und man mit einer 5 quasi ein Genie ist. Ich weiß auch nicht, was ein „50-
Gerade zu Zeiten von Online-Dating wissen wohl alle aus persönlicher Erfahrung oder durch Freunde, wie sehr man die Illusion dieser Online-Person aufbauen kann. Da Haley und Martin im echten Leben noch nie wirklich miteinander gesprochen haben, lernen sie sich nun auch erst durch den Chat so richtig kennen. Doch was ich von Haley zu sehen bekam, fand ich unattraktiv und unsympathisch. Zickig, voller Unsicherheiten, unlustig – und sie bügelt Martins Aussagen immer auf unangenehme Art und Weise ab. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum er sich so um sie bemüht.

Klar ließ sich das Buch leicht und schnell lesen und am Ende wurde es auch noch ganz süß, aber so ein richtiger Knaller war es definitiv nicht.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Den Erwartungen nicht entsprochen

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Als ich „Wer das Feuer entfacht“ als Rezensionsexemplar bekommen habe, habe ich mich so sehr gefreut. „Girl on the Train“ liegt seit April 2015 auf meinem SuB, aber ständig habe ich so viel Gutes gehört. ...

Als ich „Wer das Feuer entfacht“ als Rezensionsexemplar bekommen habe, habe ich mich so sehr gefreut. „Girl on the Train“ liegt seit April 2015 auf meinem SuB, aber ständig habe ich so viel Gutes gehört. Da kann das neue Buch von Paula Hawkins doch nicht schlecht sein. Aber dann stolperte ich immer wieder über extrem negative Rezensionen, bekam Angst und stellte das Buch zurück in der Prio-Liste. Doch nun war es soweit und ich habe es gelesen.

Vorweg: Auch ich kann leider keine positive Rezension schreiben. Ich glaube, das Buch hat zwei große Probleme: 1. der Vergleich mit „Girl on the Train“ (was ich, wie gesagt, nur von anderen gehört habe bisher) und 2. den Klappentext. Er schürt Hoffnungen, Thriller oder wenigstens Krimi zu sein. Dramatik, Zerstörung, Wut. Düster auf jeden Fall.

Im zweiten Kapitel wurde die Leiche bereits gefunden. Ab da gab es ein schieres Hin und Her. Es wurde zwischen fünf Perspektiven und Zeiten wild gewechselt. Es sind fünf extrem problembeladene Personen, die zum größten Teil auch noch unsympathisch und unangenehm sind. Jeder Person gibt Paula Hawkins unfassbar viel Zeit, die eigene Geschichte immer und immer wieder zu wälzen. Es geschehen ermüdend viele Wiederholungen. Die immergleichen Storys werden nicht nur von unterschiedlichen Figuren erzählt, sondern auch mehrfach von derselben. Erst grob, beim nächsten Mal mit mehr Details, beim nächsten Mal komplett – mit Glück.
Sie alle haben schwere Schicksalsschläge erleiden müssen, keine Frage. Manche hängen unmittelbar mit dem Opfer, Daniel, zusammen andere kein bisschen. Aber beim Lesen kam es mir kaum so vor, als würden wir uns der Auflösung des Falls nähern. Der Mord wurde nie aus den Augen verloren, aber sehr lange auch nicht so richtig behandelt.

In all den Geschichten abseits des Mords geht es zentral noch um einen dramatischen Vorfall aus Miriams Jugend, über den sie einen Roman geschrieben hat, der scheinbar von einem erfolgreichen Autoren abgekupfert wurde. Aus dem Buch des Autoren werden immer wieder seitenweise Auszüge geteilt. Auch das nimmt sehr viel Raum im Buch ein, bringt den Fall um Dan aber nicht weiter.

Am Ende wird der Mord natürlich noch aufgeklärt, aber groß überraschend war es einfach nicht mehr. Hatte man sich dann auch irgendwann schon gedacht.

„Wer das Feuer entfacht“ lässt sich super leicht lesen. Aber mich hat eigentlich nie interessiert, was da noch kommt. Es war nicht spannend, die Figuren waren unsympathisch und uninteressant, der Mord irrelevant, nicht aufregend, nicht neuartig, durch das Sprunghafte zum Teil verwirrend.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Überhaupt nicht meins

Lebensstufen
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Ich bin ein bisschen mit Angst an das Buch herangegangen. Angst, dass ich mich durchquälen muss und überhaupt keinen Zugang finden werde. Aber ich wollte der Sache eine Chance geben. Vielleicht finde ich ...

Ich bin ein bisschen mit Angst an das Buch herangegangen. Angst, dass ich mich durchquälen muss und überhaupt keinen Zugang finden werde. Aber ich wollte der Sache eine Chance geben. Vielleicht finde ich hier unverhofft eine Perle.

„Lebensstufen“ ist in drei Teile gegliedert: Die Sünde der Höhe, Auf ebenen Bahnen, Der Verlust der Tiefe.
Im ersten Teil lernen wir verschiedene Ballonfahrer kennen, sind aber vor allem bei Félix Tournachon, genannt Nadar. Dieser stürzte mit seinem Ballon Le Géant ab und überlebte. Doch nicht nur seine Leidenschaft zur Ballonfahrt machte ihn berühmt, sondern auch seine frühen Vorstöße in der Fotografie. So war er der erste, der die Pariser Abwasser Kanäle fotografierte – und das komplette Gegenteil: Paris von oben.
Der zweite Teil dreht sich um Colonel Fred Burnaby, der nicht nur eine große Liebe zur Ballonfahrerei besaß, sondern auch zur Schauspielerin Sarah Bernhardt.
Im letzten Teil, der etwa die Hälfte des Buches umfasst, widmet sich Julian Barnes dann seinem Verlust. Nach fast 30 Jahren Ehe ist seine Frau Pat gestorben. Wie er danach weiterlebte, beschreibt er in dem Buch sehr intensiv.

Das Buch behandelt nur reale Persönlichkeiten. Alle Ballonfahrer und ihre Leistungen existierten, auch Sarah Bernhardt gab es so wie hier beschrieben. Der erste und der zweite Teil sind noch in einigen Punkten zusammenhängend, doch die Brücke zum dritten Teil fehlt mir vollkommen. Bis auf wenige Sätze, auf die Barnes zurückgreift und auf seine Situation anwendet.
Generell sind alles aber eher einzelne Teile über Leidenschaft und Liebe, die miteinander aber wenig zu tun haben.
Leider fehlte mir das Interesse an den Ballonfahrern. Es wurde alles so sachlich, altbacken und unemotional beschrieben. Eher eine Abhandlung der Errungenschaften und Laufbahnen. Wie ein langer, ausgeschmückter Lexikon-Eintrag.

Der Herzstück, und das sieht man auch an den Zitaten der Rezensionen, die auf das Buch gedruckt wurden, ist der Teil, den Julian Barnes über sein eigenes Leid nach dem Tod seiner Frau schrieb.
Nachdem ich die ersten beiden Teile also langweilig, unspannend und anstrengend geschrieben fand, hoffte ich auf den letzten Teil.
Doch da schrieb ein Mensch, den ich nicht kenne, über den Verlust einer Frau, die ich nicht kenne. Es gab aber auch keine Möglichkeit, die beiden kennenzulernen. Als die Schilderungen beginnen, war Pat schon tot. Und Julian Barnes war schon in seinem Leid. Ich konnte so einfach keine Bindung zu den beiden aufbauen.
Die Situation nach dem Tod fand ich dann recht sachlich geschildert. Als würde er versuchen, eine Leere mit Worten zu füllen. Ich fand es weder intensiv noch berührend noch auf irgendeine Art interessant. Er beschrieb kurz und knapp seine Gedanken und Entwicklungen über die Jahre. Dabei war die Schreibart nicht mehr ganz so altbacken, aber auch bei weitem nicht modern. Er zog viele Beispiele heran, wie in seinem Freundeskreis mit ähnlichen Situationen umgegangen wurde und der Tod war allgegenwärtig.
Ich fand auch den Teil uninteressant, langweilig, unemotional und es hat mich kaltgelassen.

Ich habe mich nicht absolut durchquälen müssen, habe aber alles vollkommen gleichgültig gelesen. Ein bisschen wurde ich zwischendrin an einen wissenschaftlichen Text aus der Uni erinnert.
Für mich gibt es nicht eine positive Sache, die ich an dem Buch finden konnte. Auf der neutralen Seite steht immerhin, dass Julian Barnes mir an sich nicht unsympathisch war, das Buch nicht so schlimm war, dass ich es abbrechen musste und vor allem, dass es kurz war.

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